in göttingen 4-2015

AUF EINE TASSE KAFFEE MIT:
Auf eine Tasse Kaffee mit:
Johan Roijakkers
Fotos:iStock, Kreide
Johan Roijakkers trainiert die Göttinger Herren-Bundesliga-Basketballmannschaft
in der zweiten Saison. Dagmar Pairan sprach mit ihm über
Talent, Nachwuchskonzepte und den Basketball-Standort Göttingen.
Herr Roijakkers, Dirk Nowitzki sagt
im Dokumentarfilm „Der perfekte
Wurf“, das Geheimnis seiner
Leistung seien 20 Prozent Talent
und 80 Prozent Arbeit? Trifft
das auch auf die von Ihnen
trainierten Profis zu?
Als Selbstbeschreibung von
Dirk Nowitzki in einem
Film ist das natürlich eine
interessante Aussage. Für
mich als Trainer ist sie aber
zu starr. Als Trainer muss
ich ja die Entwicklung eines
Spielers beurteilen und positiv
beeinflussen. Wir beobachten
deshalb bei jedem unserer Spieler
drei Faktoren, aus denen sich seine
Leistung zusammensetzt: Sein spielerisches
Können, sein Ehrgeiz und sein
Umfeld. Mit Umfeld meinen wir dabei
sowohl das sportliche wie das familiäre
Umfeld etwa bei jüngeren Spielern.
Jeder der drei Faktoren bekommt von
uns eine Punktzahl und am Ende wird
zusammengezählt. Das führt dazu,
dass ein sehr ehrgeiziger Spieler mit
etwas weniger Talent im passenden
Umfeld genauso leistungsstark sein
kann wie jemand, der sehr viel Talent
mitbringt, aber nicht richtig unterstützt
wird oder nicht ehrgeizig genug ist.
Wie beurteilen Sie das sportliche
Umfeld im Göttinger Basketball?
Es entwickelt sich sehr positiv. Das
war auch einer der Gründe, weshalb
ich nach der letzten Saison gern geblieben
bin. Es hat mich schon immer
motiviert, Teil einer Entwicklung zu
sein, die ich mit gestalten kann. Wenn
unsere neue, eigene Trainingshalle
Johan Roijakkers
da ist, wird es einen weiteren Schritt
nach vorn geben. Sie bietet unseren
Profis und auch den Mannschaften der
Jugendbasketball-Bundeliga JBBL und
der Nachwuchsbasketball-Bundesliga
NBBL einen deutlich besseren Trainingsrahmen.
Was mir hier ebenfalls sehr gut gefällt,
ist die Basketballtradition, die es hier
gibt, die hochmotivierte Fanbasis und
der Wille vieler engagierter Menschen
aus der Region zu helfen, wenn
einmal Not am Mann ist. Als wir
etwa Chris Jones nach Göttingen
holen wollten, haben mir
spontan mehrere Göttinger per
E-Mail angeboten, ihm für
einige Monate eine Wohnung
kostenlos zu Verfügung zu
stellen. So etwas ist schon
außergewöhnlich.
Was stimmt in Göttingen
aus Ihrer Sicht noch nicht?
Ich habe in mehreren europäischen
Ländern und den USA gearbeitet
und daher weiß ich: Den
perfekten Standort gibt es nicht
(schmunzelt). Man sollte also nicht
den Fehler machen, zu glauben, man
müsste sich immer mit vermeintlich
besseren Standorten messen. Göttingen
macht Vieles richtig. Das können
Sie auch daran erkennen, dass viele
talentierte Göttinger Nachwuchsspieler
nach einer gewissen Zeit wieder
zurückkommen, wenn Sie einige Zeit
an anderen Basketballstandorten trainiert
haben.
Wie viel Einfluss haben Sie auf die
Nachwuchsarbeit in Göttingen?
Ich absolviere einzelne Trainingseinheiten
mit der NBBL-Mannschaft
(die Göttinger U-19-Bundesliga-
Mannschaft Anmerkung d. Redaktion).
Außerdem habe ich mich dafür ausgesprochen,
das Regionalliga-Team als
sogenanntes Farmteam zu nutzen. Hier
können Spieler der NBBL-Mannschaft
regelmäßig Spielerfahrung auf einem
weiteren Leistungslevel sammeln.
6 in