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BUER_Jan16

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Januar 2016 Seite 5<br />

Früher Schauplatz, heute Kulisse des Gloriablasens: Der Buersche<br />

Rathausturm.<br />

–Foto: NBM<br />

besondere Tradition gepflegt: Das Gloriablasen vor dem Rathaus an Heiligabend<br />

des Rathausturms, um den<br />

Bläsern zuzuhören, die eine<br />

Stunde lang für sie spielten.<br />

Moment, werden jetzt viele<br />

vor allem junge Bueraner fragen:<br />

Rathausturm? Wieso vom<br />

Rathausturm? Das hat sich im<br />

Laufe der Jahre dann doch geändert:<br />

Inzwischen kommt die<br />

Musik nicht mehr aus 63 Metern<br />

Höhe zu den Menschen,<br />

sondern aus dem Erdgeschoss.<br />

Georg Lecher vom Verein für<br />

Orts- und Heimatkunde kennt<br />

die Gründe. „1998 fand das<br />

Gloriablasen zum letzten Mal<br />

vom Turm statt“, erinnert er<br />

sich. Im Laufe der Jahre hatte<br />

der Verkehr und der damit<br />

verbundene Lärm stetig zugenommen<br />

– wenn dann noch<br />

ein starker Wind blies, kam<br />

von der Musik nicht mehr viel<br />

bei den Zuhörern unten an.<br />

Außerdem wurden die Musiker<br />

nicht jünger – vielen Bläsern<br />

war es nicht mehr zuzumuten,<br />

mit ihren zum Teil ja<br />

auch schweren Instrumenten<br />

die 278 Stufen bis zur Turmspitze<br />

zu steigen. 1998 war der<br />

Turm wegen Renovierungsarbeiten<br />

sowieso gesperrt, eine<br />

Ausweichlösung musste her<br />

und wurde auch gefunden. In<br />

den folgenden Jahren standen<br />

die Männer vom Bergwerksorchester<br />

auf dem Rathausbalkon,<br />

der auf den Rathausplatz<br />

blickt.<br />

Nach „Großer Gott,<br />

wir loben Dich“<br />

ist Schluss<br />

Eine Dauerlösung war das<br />

aber auch nicht. „Auch da gibt<br />

es ja ein Problem mit dem Verkehr,<br />

der zum einen durch den<br />

Lärm stört, zum anderen aber<br />

auch eine Gefahr für die Zuhörer<br />

darstellt“, erklärt Georg<br />

Lecher. Eine von vielen Menschen<br />

geforderte Sperrung<br />

der De-la-Chevallerie-Straße<br />

komme nicht infrage, und so<br />

zogen die Bläser vor einigen<br />

Jahren erneut um: Mittlerweile<br />

findet das Gloriablasen auf<br />

den Stufen des Eingangs an<br />

der Goldbergstraße statt. Gerd<br />

Dammann vom Bergwerksorchester<br />

Consolidation findet<br />

das gut: „Da stehen wir direkt<br />

bei den Menschen, und der<br />

Verkehrslärm hält sich auch in<br />

Grenzen.“<br />

Für Dammann spielt die Atmosphäre<br />

beim Gloriablasen<br />

eine große Rolle. „Die Leute<br />

bringen sich zum Teil ihren<br />

eigenen Glühwein mit, für<br />

viele ist es auch eine schöne<br />

Gelegenheit, Bekannte und<br />

Freunde zu treffen“, so der<br />

Dirigent. Er hat sogar einen<br />

leicht gewagten Vergleich<br />

parat: „Von der Stimmung<br />

ist es ein bisschen wie bei<br />

der Aida-Aufführung bei den<br />

Opernfestspielen in Verona“,<br />

sagt Dammann – dort ginge es<br />

ähnlich ungezwungen zu.<br />

Waren es früher einmal maximal<br />

fünf Bläser, die auf den<br />

Turm stiegen, so spielt heute<br />

das komplette Orchester.<br />

Bis zu 30 Mann seien dann<br />

Extra<br />

!<br />

Wer schon an diesem<br />

Wochenende das Bergwerksorchester<br />

in Aktion<br />

erleben will: Zu hören sind<br />

die Musiker am Samstag<br />

und Sonntag jeweils von<br />

17 bis 19 Uhr im Schloss<br />

Horst, beim Weihnachtskonzert<br />

des Fördervereins.<br />

Es gibt noch Karten<br />

an der Abendkasse.<br />

im Einsatz – noch ein Grund,<br />

nicht mehr auf den Turm zu<br />

steigen, denn dort oben gibt es<br />

gar nicht genug Platz für alle.<br />

Das musikalische Programm<br />

ist in jedem Jahr ein bisschen<br />

anders, auch, wenn Dammann<br />

natürlich auf gewisse Klassiker<br />

nicht verzichten möchte.<br />

„Natürlich spielen wir so<br />

bekannte Weihnachtslieder<br />

wie ,O du fröhliche‘“, sagt er.<br />

„Aber in den letzten Jahren<br />

sind auch ein paar amerikanische<br />

Christmas-Songs und<br />

Swingstücke dazugekommen,<br />

die bei den Leuten sehr gut<br />

ankommen“, so der musikalische<br />

Leiter. An einer Tradition<br />

werde aber nicht gerüttelt:<br />

Wenn die Uhr sechs schlägt,<br />

wird als letztes Stück immer<br />

„Großer Gott, wir loben Dich“<br />

gespielt. Dann ist das Gloriablasen<br />

vorbei – bis zum nächsten<br />

Jahr.<br />

Ein wenig hoffen Lecher<br />

und Dammann natürlich auch<br />

auf Unterstützung von oben:<br />

Allzu schlecht sollte das Wetter<br />

nicht sein. Lecher erinnert<br />

sich ungern an das vergangenen<br />

Jahr: Da regnete es so<br />

stark, dass das Konzert ins Foyer<br />

des Bürgercenters verlegt<br />

wurde – eine eher unbefriedigende<br />

Lösung. Also gibt es<br />

für dieses Jahr einen besseren<br />

„Plan B“: „Sollte das Wetter<br />

zu schlecht sein, um draußen<br />

zu spielen, findet das Gloriablasen<br />

im Foyer des Seiteneingangs<br />

am Rathausplatz statt“,<br />

so Lecher, „da passen mehr<br />

Leute hinein“.<br />

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