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›› FRIZZ KULTUR Redaktion: Alexander Röder LESUNGEN © The Paul Green MAX GOLDT Räusper – Comic-Skripts im Dramensatz Für alle Freunde des außergewöhnlichen Humors – die Dramolette von Max Goldt. Beispiel? Bittesehr. Reiseplanung zu morgendlicher Stunde. Er: Ich habe geträumt, du hättest mein Motorrad geputzt. Lass uns nach Fuschl fahren! Sie: Wo liegt das denn? Er: Am Fuschlsee. Sie: Was gibt’s denn dort zum Angucken? Er: Schloß Fuschl. Sie: Und was tun wir dort? Er: Ins «Café Fuschl» gehen. Sie: Mit was sind da die Vitrinen gefüllt? Er: Mit «Original Fuschl-Torte». Sie: Wieviel kostet ein Stück? Er: Drei Fuschl fünfzig. Sie: Du meinst wohl drei Euro fünfzig. Er: Natürlich! Hab ich was anderes gesagt? ›› 3.1., 18 Uhr, Schauspielhaus Kassel. Tickets: 7-20 €. FRANK WITZEL Die Erfindung der Roten Armee Fraktion... © Gianni Plescia Mit „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ ist Frank Witzel eine große literarische Rekonstruktion Westdeutschlands gelungen. Im Kopf eines Jugendlichen wird ein Spiegelkabinett der Geschichte errichtet. Erinnerungen an das Nachkriegsdeutschland und Ahnungen vom Deutschen Herbst entrücken den Jungen dabei immer weiter. Das originelle Erzählgewebe ist eine explosive Mischung aus Welterklärung, Reflexion und Fantasie: ein Kaleidoskop aus Stimmungen einer Welt, die ebenso wie die DDR 1989 Geschichte wurde. ›› 14.1., 19:30 Uhr, Buchhandlung am Bebelplatz, Eintritt: 10 € Heiß soll es werden, und wild und ausgelassen, wenn Evi & das Tier mit ihrer Band The Glanz die Bühne erobern. Die Mischung aus Musik, Tanz, Artistik und jeder Art von Sinnlichkeit bringt die Luft zum Brennen. „Let‘s Burlesque“ ist ein rauschendes Fest mit einem gehörigen Schuss Wahnsinn. FRIZZ hat mit Gastgeberin und Sängerin Miss Evi über die neue Show gesprochen. LET‘S BURLESQUE Hallo Evi. Burlesque spielte in der Popkultur lange kaum eine Rolle. Inzwischen gibt es eine Reihe Varietébühnen, die Burlesqueshows im Programm haben. Was ist der Schlüssel zum Erfolg von New Burlesque? Ich kann natürlich nur für uns sprechen, wie wir das machen und damit sehr gerne in Kauf nehmen, Erfolg zu haben. In einer Zeit, in der alle Normen vom Fernsehen vorgegeben werden, in der TV- Shows bestimmen, was lustig oder schön ist, da stellen Bühnenprogramme wie unseres einen notwendigen Kontrast dar. Wir grätschen da gnadenlos dazwischen und wollen den Geist von Burlesque wieder erwecken. Was ist denn der Geist von Burleske? Das hat viel mit Individualität, Selbstironie und Tanz zu tun. Und natürlich mit Erotik. Zentrale Attraktion einer Burlesqueshow ist aber der Striptease, wenngleich mit größerer Betonung auf das Tease als auf den Strip. Machst du Begleitmusik zum Ausziehen? (lacht) Manchmal schon. Insgesamt ist unser Programm aber schon sehr von Musik bestimmt. Das kann auch sehr sexy sein. Es gibt da zum Beispiel eine Gruppensex- Nummer zwischen mir und dem Publikum. Das ist irre lustig. Augenzwinkernd kannst du auch unter die Gürtellinie gehen, ohne dass es billig wird. Du bist mit deinem Mann als „Evi & das Tier“ schon viele Jahre mit aufreizenden und frechen Shows auf Tour, auch in der Region, etwa vor zwei Jahren im Piazza in Vellmar. Was ist der Unterschied zur aktuellen Show? Unser Bühnenprogramm war schon immer voller Körperlichkeit, Körperkomik und Slapstick. Jetzt haben wir unser Programm ein wenig erweitert. Wir haben eine Band dabei, einen Artisten und drei wunderbare Tänzerinnen. Neben sich abwechselnden Solonummern sind auch einige Ensemblestücke neu im Programm. „Evi und das Tier“ ist gewissermaßen die Keimzelle, „Let‘s Burlesque“ die Blüte, die sich daraus entwickelt hat. Herr Leu, dein Mann, und du habt einen Sohn. Weiß der, was Mama und Papa abends auf der Bühne so treiben? Unser Sohn ist acht und hat das alles von Anfang an mitbekommen. Vor kurzem hat er mich mal gefragt, warum sich Honey Lulu, eine befreundete Tänzerin, auf der Bühne immer auszieht. Da habe ich gesagt, dass sie das eben gerne macht und die Leute im Publikum das auch gerne sehen. Das hat ihm als Antwort völlig gereicht. Du hast in einem Interview einmal gesagt, in eurer Show ginge es „um eine sanfte Revolution der Weiblichkeit“. Wie ist das gemeint? New Burlesque demonstriert eine neue Form der Emanzipation. Frauen sind bis heute auf den Bühnen zumeist nur schmückendes Beiwerk: anschmiegsam und schön im Sinne von Germany‘s Next Topmodel. Wir brechen mit diesem Bild und zeigen, dass auch Frauen mit anderen Maßen sexy sind und wahnsinnig viel Power haben, wenn sie sich trauen. ›› Evi & das Tier: Let´s Burlesque. 14.1., Stadthalle Kassel. Eintritt ab 29 €. Ab 18 Jahren. 20 Januar 2016 www.frizz-kassel.de
Paul Panzer Invasion der Verrückten Paul Panzer ist zurück. Mit neuem Programm ist Deutschlands schrägster Komiker wieder unterwegs. Vor seinem Doppelgastspiel am 23. und 24. Januar in Kassel, haben wir Dieter Tappert, wie der Comedian bürgerlich heißt, gesprochen. Vor einigen Wochen hast du den Deutschen Comedypreis in der Kategorie „Bestes Liveprogramm“ gewonnen. Sind einem solche Preise Wurscht oder ist das eine Bestätigung dafür, es doch richtig gemacht zu haben und nach der Schweißerlehre noch einmal umgeschwenkt zu haben? Die meisten Preise sind doch nur Politik. In der Jury sitzen Kollegen, die sich die Preise gegenseitig zuschieben und überlegen, wer diesmal noch so an der Reihe ist. Darauf gebe ich nichts. Bei dem Preis, den ich bekommen habe, ist das aber etwas anderes, weil er außerhalb der Entscheidungsgewalt der Jury vergeben wird. Hier entscheidet einfach das Publikum. Und das freut mich. Nach „Alles auf Anfang“ gibt es jetzt ein neues Programm. Wie läuft die neue Show an? Sehr gut. So allmählich wird‘s was. Wir arbeiten noch dran. Jede neue Show braucht Zeit. Die ersten Aufführungen werden aufgezeichnet und dann gibt‘ anschließend die Videoanalyse, wie beim Fußball. Was kann man noch besser machen? Was funktioniert? Was funktioniert eben nicht? Nach dem Steinzeitprogramm „Alles auf Anfang“ nun „Invasion der Verrückten“. Welche Invasion sehen Sie auf uns zukommen? Das Bühnenbild zeigt Pauls Straße, die Vorgärten und von oben droht ein Ufo. Aber das ist eigentlich nicht die Gefahr. Die Invasion der Verrückten sind wir selbst. Bei mir geht es immer um den Menschen und um das, was er anstellt. Die Menschen sind wahrscheinlich die schlimmsten Wesen auf unserem Planeten, und die seltsamsten. Thematisch befasst du dich mit den Sorgen des so genannten Kleinen Mannes. Flüchtlingskrise, Pegida & Co., Anschläge von Paris – auch diese Themen werden in einer politisierten Gesellschaft diskutiert. Beeinflusst das ein Panzer-Programm? Ich denke da immer dran. Als Mensch beeinflusst das einen. Aber ich glaube in Pauls Welt passen diese Gedanken eben nicht rein. Das hat nichts mit Desinteresse zu tun, sondern eher mit dem Format. Außerdem gibt es genug Kabarettisten, die sich daran abarbeiten können. Wie lange braucht so ein Programm, bis es richtig sitzt? Ich habe den ganzen Sommer über geschrieben. Aber alles rein theoretisch. Dann spielst du dir das vor und änderst die Texte und feilst daran. Und dann muss man das alles noch auswendig lernen. Sich zwei Stunden Programm auf die Festplatte zu schaffen, ist mein größtes Problem. Schließlich habe ich keinen Pentium. In welchen Situationen entstehen deine Gags? Setzt du dich morgens hin und schreibst ganz fleißig Witze? Oder bedarf es einer Schnapslaune? Immer wenn ich an einem Programm arbeite, denke ich: Wie habe ich das eigentlich das letzte Mal geschafft? Wie kam ich nur auf all diese Ideen? Meistens setze ich mir Pauls Brille auf, laufe in der Wohnung auf und ab und spreche mit mir selbst. So blöd das klingt, aber das hilft mir. Und der Postbote kennt das Bild, wenn Paul die Tür aufmacht. ›› 23.1. (20 Uhr), 24.1. (19 Uhr), Stadthalle Kassel. Ticket- Hotline: (0561) 20 32 04 FRIZZ verlost 2x2 Tickets für den 24.1. Infos siehe S. 15. www.frizz-kassel.de 15.1., Stadthalle KS, 20 Uhr Johann König Comedy Dank sprachlicher Entzugsentgleisungen und seinem windigen Gespür für das Unerdenkliche kommt er überraschend um die Ecke spaziert und holt sein Publikum da ab, wo es gar nicht ist. Aber beide Seiten ahnen bereits, dass sie sich bald treffen werden. Denn eines ist sicher: König bekommt sie alle. Dabei dichtet, singt und schweigt der Meister der unkalkulierten Pausen solange, bis alle erkennen: Das Leben ist eine riesengroße Milchbrötchenrechnung. 16.1., Stadthalle GÖ, 20 Uhr Urban Priol Was? Schon wieder ein Jahr vorbei? Mitten in die „Stille Zeit“ brechen Priols kabarettistische Flashbacks ein wie der Verwandtenbesuch am Zweiten Weihnachtsfeiertag. Im Spott ist Priol, der große Lust- Lästerer, ein Genießer. Das hundsgemein-charmante Kabarett-Kraftwerk dreht und wendet das Zeitgeschehen, bis es die Zuschauer als das sehen, was es ist: Absurdes Theater von großer globaler Bedeutung, treffend, bloßlegend und hochintelligent. 2.-6.1., Südflügel, KuBa Kassel Bernd Gieseking Satire und Komik, Kommentar und Nonsens über den alltäglichen Wahnsinn: all das ist „Ab dafür!“ Eine Achterbahnfahrt durch die letzten zwölf Monate. Das Nebeneinander der großen Ereignisse und der privaten Sicht, das Formulieren des Großen-Ganzen in witzige Geschichten, das Überspitzen oder auch nur mal das süffisante Zitieren machen das Programm „Ab dafür!“ einzigartig. 25.1., Komödie Kassel, 20 Uhr Anni Hartmann “Je suis Charlie” – so fing das Jahr an. Die Griechen wählten die Linkspartei und stellten einen Finanzminister auf, der Wirtschaft studiert hat. Die Empörung war groß. Es war ein spannendes Jahr, die Themenpalette ist unerschöpflich - lassen Sie sich überraschen, wen und was Anny Hartmann in ihrem Jahresrückblick entlarvt. 28.1., Theaterstübchen Kassel Anka Zink Die Mutti des weiblichen Stand-up bezieht Position. In „Zink EXTREM positiv“ haut sie jetzt richtig auf den Putz. Sie wird schärfer, politischer, extremer. Anka Zink arbeitet mit vollem Körpereinsatz und parodistischen Highlights an den Kern-Fragen unserer Zeit: Wohin gehen wir? Und wollen wir da überhaupt hin? Deshalb bleibt Anka Zink ihrem Lebensmotto treu: Lieber totlachen als abmurksen. Januar 2016 © Boris Breuer 21
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