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›› FRiZZ Kultur Redaktion: Alexander Röder<br />

Uraufführung: 22.1., Schauspielhaus Kassel, 19:30 Uhr<br />

Die permanente Gefahr<br />

äußert sich im Tanz<br />

In seinem neuen Tanztheater-Stück „You will be<br />

removed“ beschäftigt sich Johannes Wieland mit<br />

dem Thema Flucht in seinen verschiedenen Facetten<br />

und Folgen. <strong>FRIZZ</strong> hat mit Dramaturg Thorsten<br />

Teubl gesprochen.<br />

Hallo Thorsten. Nach<br />

„Die Schutzbefohlenen“<br />

gibt‘s jetzt wieder<br />

ein Stück mit<br />

dem Thema Flucht.<br />

Es scheint das Thema<br />

dieser Spielzeit zu<br />

werden. Uns geht es dabei<br />

aber nicht Zeigerfingertheater.<br />

Wir wollen<br />

nicht belehren. Zumal wir das Thema der Flucht in<br />

all seinen Facetten zeigen möchten. Die Mehrheit<br />

der Menschen kennt Flucht und Fluchtzustände.<br />

Was bedeutet es, ins innere oder äußere Exil zu gehen?<br />

Was bedeutet es, sich auf den Weg zu machen<br />

und eine neue Zukunft zu suchen? Und inwieweit<br />

schafft es der Mensch trotz dieser Ausnahmesituation<br />

solidarisch zu bleiben? Es ist schwierig diesen<br />

Abend auf Krieg und Verbreitung zu reduzieren.<br />

Das Tanzensemble ist international besetzt.<br />

Wie gehen die Tänzer mit dem Thema um? Das<br />

ist schon ein Thema, das allen an die Nieren geht.<br />

Und ein Thema, das alle Tänzer kennen. Sie wissen<br />

wie es ist, die Heimat zu verlassen. Wir haben zum<br />

Beispiel einen ungarischen Tänzer, den es zurzeit<br />

unheimlich umtreibt, was gerade in seinem Land<br />

passiert, wie sich seine Heimat wandelt und wie er<br />

mit dem Verlust von innerer Heimat umgeht.<br />

Habt ihr euch besonders vorbereitet? Wart ihr<br />

etwa in einem Flüchtlingsheim? Ich habe das tatsächlich<br />

gemacht. Ich habe die Zeltstadt in Calden<br />

besucht. Das ist eine unfassbare Situation, die<br />

ich dort vorgefunden habe. Dort leben Menschen<br />

im absoluten Überlebensmodus. Es ist dramatisch<br />

eng, unsauber, hoffnungslos.<br />

Wie kann man sich das Stück auf der Bühne<br />

vorstellen? Das ganze spielt in der Szenerie eines<br />

Schwimmbads. In diesem Bild steckt zum einen<br />

Wohlstand und Spaß, andererseits auch die Assoziation<br />

Mittelmeer. Dort stoßen die Tänzer auf Gegenstände,<br />

Bruchstücke der Vergangenheit, mit<br />

denen sie sich auseinandersetzen. Tänzerisch wird<br />

es unglaublich körperbetont und rasant. Ich kann<br />

wirklich sagen, dass wir noch nie ein technisch so<br />

starkes Ensemble hatten. Es wird einige draufgängerische<br />

Duette geben mit halsbrecherischen, fast<br />

artistischen Sprüngen. Diese permanente Gefahr<br />

für das Leben wird sich im Tanz äußern.<br />

›› „You will be removed“, Choreografie: Johannes Wieland.<br />

Uraufführung: 22.1., 19:30 Uhr, Schauspielhaus. Weitere Termine:<br />

27. & 29.1., 2. & 6.2. Kartentelefon (0561) 1 09 42 22.<br />

11.1., Stadthalle Kassel, 20 UHr<br />

Yoel Gamzou dirigiert George<br />

Enescu<br />

›› George Enescu Rumänische Rhapsodie Nr. 1 A-Dur Op. 11;<br />

Erwin Schulhoff Sinfonie Nr. 1 Op. 50;<br />

Wilhelm Furtwängler Ouvertüre Es-Dur Op. 3 Wf 84; Karl Amadeus<br />

Hartmann 3. Sinfonie (Introduktion) / Sinfonia Tragica<br />

18.1., Stadthalle Kassel, 20 UHr<br />

Reinhold Messner<br />

›› VVK: 30 €, Tickethotline: (0561) 20 32 04<br />

www.messner-live.de<br />

Mit seinen kompromisslosen Besteigungen der<br />

höchsten Berge der Welt gelang ihm, was zu jener<br />

Zeit als unerreichbar galt. Er verschob die Grenze<br />

des Möglichen und wurde so zum berühmtesten<br />

Alpinisten unserer Zeit. Als Grenzgänger und<br />

mit dieser Erfahrung beschritt er auch die weiteren<br />

Marksteine seines Lebens. Als Wüstenabenteurer,<br />

als Politiker und Bergbauer, als Gründer<br />

einer einzigartigen Museumslandschaft sowie als<br />

Familienmensch. Wort- und bildgewaltig hält er<br />

Rückschau auf sieben Jahrzehnte. Ungeschminkt<br />

erzählt Reinhold Messner über die Essenzen seines<br />

Lebens.<br />

<strong>FRIZZ</strong> verlost 2x2 Tickets. Infos siehe Seite 15.<br />

Im 3. Sinfonierkonzert widmet sich Dirigent Yoel<br />

Gamzou mit Enescu, Schulhoff, Furtwängler<br />

und Hartmann vier eher selten gespielten Komponisten.<br />

Das rumänische Wunderkind George<br />

Enescu (1881 – 1955) kam bereits mit acht Jahren<br />

zum Studium nach Wien und gilt heute als<br />

der bedeutendste Komponist Rumäniens. Schon<br />

als 20-Jähriger komponierte er seine mitreißende<br />

Rumänische Rhapsodie Nr. 1, ein Erfolgsstück,<br />

das bis heute seinen anderen Kompositionen den<br />

Rang abläuft.<br />

Auch Erwin Schulhoff, geboren 1894 in Prag, war<br />

ein Wunderkind. Antonín Dvořáks, der den 7-Jährigen<br />

am Klavier spielen hörte, plädierte gleich für<br />

eine Anmeldung des Talentes am Prager Konservatorium.<br />

Später war Schulhoff ein begehrter Pianist<br />

und Komponist der Avantgarde: Seine Kompositionen<br />

waren aufregend neu, inspiriert von<br />

Expressionismus und Dadaismus, geprägt vom lebendigen<br />

Jazz – und den Todeserfahrungen des<br />

Komponisten als Soldat im 1. Weltkrieg. Von den<br />

Nazis als Jude und Komponist »entarteter« Musik<br />

verfolgt, starb Schulhoff 1942 im Konzentrationslager<br />

Wülzburg. Ein großer Wunsch des berühmten<br />

Dirigenten Wilhelm Furtwängler war es,<br />

vor allem als Komponist und weniger als Dirigent<br />

in die Musikgeschichte einzugehen. Nach der Sinfonie<br />

Nr. 2 e-Moll im April 2014 bringt Yoel Gamzou<br />

nun ein weiteres Furtwängler-Werk zur Aufführung.<br />

Mit der Introduktion zur 3. Sinfonie und<br />

der Sinfonia Tragica von Karl-Amadeus Hartmann<br />

(1905 – 1963) dirigiert Gamzou zwei Werke eines<br />

ebenfalls eher selten gespielten Komponisten, der<br />

erst nach und nach mehr Beachtung im Konzertbetrieb<br />

erlangt.<br />

15.1.-20.1., dock 4<br />

Stage sharing<br />

›› Termine ab Seite 24.Infos & Tickets: (0561) 787 20 67.<br />

www.dock4.de<br />

Was passiert, wenn eine Tänzerin auf zwei Clowns<br />

trifft? Oder eine Historikerin auf eine Jazzmusikerin?<br />

Wie lassen sich Malerei, Fotografie und Theater<br />

miteinander verbinden? Stage sharing ist ein<br />

Projekt, bei dem sich verschiedenste kulturelle<br />

Genres zusammenfinden und in gemeinsamen<br />

Aktionen Schnittstellen erfahrbar machen. Die<br />

Bühne, der Raum und die Ideen werden geteilt.<br />

Musik, Tanz, Theater, Fotografie, Malerei und Geschichte<br />

gehen in ein kreatives Zusammenspiel -<br />

jenseits von konventionellen Grenzen. Dabei sind:<br />

Michael Fickinger, Susanne Götze, Ursel Schlicht,<br />

Karsten Socher, Sabine Töppel, Bettina Dodenhoeft,<br />

Heike Wrede und Regina Gavalas.<br />

22<br />

Januar 2016<br />

www.frizz-kassel.de

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