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Sächsische Schweiz

Urlaubsmagazin_Saechsische_Schweiz_Elbsandsteingebirge_2016

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aber die großen Sandsteingebiete. Der Wald-Geiß -<br />

bart steht in der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong> kurz vor seiner<br />

absoluten nördlichen Verbreitungsgrenze.<br />

Schwefelflechte:<br />

Farbtupfer am Fels<br />

Die gelben Schwefelflechte (chrysothrix chlorina)<br />

ist in der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong> eine nicht seltene<br />

Erscheinung. Sie wächst vor allem an völlig regengeschützten<br />

überhängen und Felswänden auf kalk -<br />

freien Silikatsteinen (Sandstein) in niederschlags -<br />

reichen Gebieten. Die schattigen und luftfeuchten<br />

Standorte befinden sich meist in den Schluchten<br />

und Tälern der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong>. Die Schwefel -<br />

flechte bestreitet ihren Wasserhaushalt nur durch<br />

die Feuchte der Luft (Wasserdampf). Ihre intensive<br />

Gelbfärbung entsteht durch Pulvinsäure-Derivate,<br />

was bei Flechten und Pilzen nicht selten ist, und<br />

hat nichts mit dem Element Schwefel zu tun.<br />

Stängelumfassender Knotenfuß:<br />

Die Kälteliebende<br />

Im unteren Teil des Großen Zschandes wird dem<br />

aufmerksamen Wanderer auf den Felssimsen und<br />

in den steilen Hängen beiderseits des Weges eine<br />

etwa 40 bis 50 Zentimeter hohe und dünn-stengliche<br />

Pflanze auffallen, die einer Weißwurz sehr<br />

ähnlich sieht. Beim genaueren Hinschauen wird er<br />

bemerken, dass die parallelnervigen Blätter stengelumfassend<br />

sind. Diese weithin unbekannte<br />

Pflanze ist der Stengelumfassende Knotenfuß. Der<br />

kälteliebende Knotenfuß besitzt in Mitteleuropa<br />

eine deutlich montane (subalpine) Verbreitung<br />

und siedelt nur in den Alpen zwischen 750 und<br />

2.300 Meter sowie in weiteren inselartigen Vorkommen<br />

in den Hochlagen der Mittelgebirge. Im<br />

Elbsandsteingebirge tritt die Art dagegen in einer<br />

für Mitteleuropa bemerkenswert tiefen Lage auf.<br />

Leuchtmoos:<br />

Lichtsammler im Dunkeln<br />

Die Sandsteinfelsen der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong> sind<br />

für die Moosflora von besonderer Bedeutung. Bedingt<br />

durch die Höhenstufeninversion finden wir in<br />

den feuchten und kühlen Schluchten nicht wenige<br />

arktisch-alpine Silikatmoose, die sonst erst in höheren<br />

Gebirgslagen vorkommen. Insgesamt sind<br />

über 467 Moosarten in der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong><br />

nachgewiesen worden (von 715 sächsischen Arten<br />

und 1.159 in Deutschland). Eine besondere Art ist<br />

das Leuchtmoos, welche eine allgemeine Aufmerksamkeit<br />

erregt. Es wächst als streng kalkmeidende<br />

Art in regengeschützten Höhlungen und<br />

unter überhängen in kleinen bläulichgrünen Rasen.<br />

Infolge des Lichtmangels besitzt das Protonema<br />

(Vorkeim) der Pflanzen linsenförmige Zellen die<br />

das Licht bündeln und welche das katzenaugenartige<br />

Leuchten hervorrufen. Dies stellt eine Anpassung<br />

an den lichtarmen Standort dar, so dass die<br />

Pflanzen mit einem 1/500 an Licht auskommen.<br />

Flutender Hahnenfuß:<br />

Diva im Bach<br />

An der Kirnitzsch unterhalb der Oberen Schleuse,<br />

also dort, wo sie ihre beste Wasserqualität besitzt,<br />

fallen dem Wanderer, je nach Wechsel von Licht<br />

und Schatten sowie der Strömung des Wassers,<br />

Vorkommen von leuchtend grünen Wasserpflanzen<br />

auf. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um<br />

nur zwei Arten: den Haken-Wasserstern und den<br />

Flutenden Hahnenfuß. Der Flutende Hahnenfuß ist<br />

eine in Sachsen stark gefährdete Art, welche nur<br />

in sehr sauberen, schnell fließenden, sauerstoffreichen<br />

und kühlen Gewässern vorkommt und in<br />

Sachsen nur noch wenige Fundpunkte besitzt. Die<br />

kleinen, weißen Blüten erscheinen meist Anfang<br />

August und sind direkt über aber auch unter der<br />

Wasseroberfläche zu sehen.<br />

Schlitzblättriger Sonnenhut:<br />

Neubürger im Tal<br />

Viele Neubürger (Neophyten) unserer heimischen<br />

Flora werden, bedingt durch den weltweiten Verkehr,<br />

immer häufiger. Der Vorgang ist an sich nicht neu,<br />

nur hat er heute eine neue Intensität erreicht. Der<br />

Zugang neuer Arten in unserer Flora setzte schon<br />

vor etwa 6.000 Jahren mit dem Neolithikum ein.<br />

Und all diese Neu- und Altbürger machen mittlerweile<br />

fast 50 Prozent unserer heimischen Flora aus.<br />

Der Schlitzblättrige Sonnenhut, ein Neophyt aus<br />

Nordamerika, gelangte in der zweiten Hälfte des<br />

18. Jahrhunderts als Zierpflanze nach Deutschlands<br />

und wurde schon 1825 in Sachsen festgestellt. An<br />

der Polenz etablierte er sich erst in den fünfziger<br />

Jahren des 20. Jahrhunderts, besiedelt heute dort<br />

aber große Flächen ehemals genutzter Wiesen. ❚<br />

Holm Riebe<br />

Oben: Knotenfuß<br />

Unten: Flutender Hahnenfuß, Leuchtmoos<br />

Fotos: Holm Riebe<br />

Foto: Peter Wächter<br />

Oben: Schlitzblättriger Sonnenhut<br />

Unten: Schwefelflechte<br />

20 <strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong> Ihr Urlaubsmagazin 2016<br />

NATURWUNDER<br />

www.saechsische-schweiz.de

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