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Sächsische Schweiz

Urlaubsmagazin_Saechsische_Schweiz_Elbsandsteingebirge_2016

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KLETTERN IM ELBSANDSTEINGEBIRGE<br />

Peter Brunnerts Kletterbücher sind Kult. Für das<br />

Urlaubsmagazin erinnert sich der Hildesheimer<br />

Autor an den stürmischen Beginn seiner Liebe zum<br />

Elbsandsteingebirge.<br />

»Da war sie plötzlich –<br />

die Landschaft meiner Träume«<br />

Foto: Archiv Peter Brunnert<br />

Foto: Helmut Schulze<br />

Foto: Archiv Peter Brunnert<br />

Eigentlich war es ein Zufall, dass es Pfings -<br />

ten 1975 zu meiner ersten Begegnung<br />

mit dem Elbsandsteingebirge kam. In<br />

der Klettergruppe meiner Freunde aus<br />

Hannover war ein Platz frei geworden, ich erhielt<br />

eine Einladung, wenig später ein Visum und schon<br />

standen wir in Marienborn am Grenzübergang und<br />

hatten zwei Stunden lang Gelegenheit zu beobachten,<br />

wie unser Fiat 127 auseinandergenommen<br />

und wieder zusammengebaut wurde. Die Fahrt<br />

dauerte die ganze Nacht.<br />

Am nächsten Morgen erreichten wir dann irgendwann<br />

die Schrammsteinaussicht hoch über<br />

Bad Schandau – und ich war verloren: Liebe auf<br />

den ersten Blick, keine chance zu entkommen. Da<br />

war sie plötzlich, die Landschaft, die schon so oft<br />

durch meine Träume gegeistert war und von der<br />

ich nicht zu hoffen gewagt hatte, dass es sie wirklich<br />

gab. Die fantastische Felsenwelt berührte mich<br />

von Anfang an und ließ mich nicht mehr los, bis<br />

heute. Die unzähligen Felstürme, die wilden Schluch -<br />

ten und Abgründe, die knorrig-ursprünglichen<br />

Wälder, die gewaltigen Tafelberge mit ihren endlosen<br />

Weitblicken, all das war so wunderbar romantisch<br />

und schlug in meiner Seele einen ebenso<br />

wehmütigen wie aufwühlenden Ton an, der nie<br />

wieder verklingen sollte.<br />

Hatte ich je eine wildere und<br />

schönere Kletterei begangen?<br />

Nun hatte ich damals in meiner Sturm-und-Drang-<br />

Zeit offenbar nicht nur eine zutiefst romantische<br />

Disposition, sondern war auch und vor allem Kletterer.<br />

Die ersten Abenteuer in den Alpen waren<br />

überstanden und ich ahnte nicht, welch wilde Ausfahrten<br />

mich in der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong> noch erwarten<br />

sollten. Bereits kurz nach dem Schlüsselerlebnis<br />

auf der Schrammsteinaussicht starteten<br />

wir ohne Klettergurt und Seil unsere erste Klettertour,<br />

die »Seydesche Variante« auf den Hohen Torstein.<br />

Wir querten über schaurige Schluchten,<br />

wanderten über ausgesetzte sandige Pfade, krochen<br />

durch finstere Höhlen und Kamine, schienen<br />

uns dabei fast schon im Inneren des Berges zu<br />

verlieren, als ein unerwarteter Ausweg durch eine<br />

enge Kluft uns schließlich auf den höchsten Gipfel<br />

der Schrammsteinkette führte. Was für ein Erlebnis!<br />

Der gewaltige Falkenstein lag uns zu Füßen,<br />

das Turmgewirr rings umher wirkte wie die unaufgeräumte<br />

Werkstatt eines Riesen-Steinmetzes.<br />

Kurze Zeit später standen wir dann am Fuße des<br />

Falkensteins und stiegen, ebenfalls ohne Seil, über<br />

den berühmten »Schusterweg« zu seinem Gipfel<br />

empor. Hatte ich je eine wildere und schönere<br />

Kletterei begangen?<br />

Auf dem Gipfel machten wir lange Rast, und<br />

unser Dresdner Bergfreund breitete vor uns die<br />

sächsische Klettergeschichte aus: Bereits Ende<br />

des 19. Jahrhunderts hatten sich Oscar Schuster<br />

und seine Gefährten an diese Sandsteinriesen gewagt<br />

und einen Gipfel nach dem anderen erobert.<br />

Schon früh hatte sich die sächsische Klettergemeinde<br />

dabei strenge Regeln auferlegt, deren<br />

Grundsätze bis in die Gegenwart gelten und dazu<br />

beigetragen haben, dass das im Elbsandsteingebirge<br />

nach wie vor eine Sonderstellung unter den<br />

Klettergebieten einnimmt. So entstanden bereits<br />

in der Frühzeit abenteuerliche und kühne Wege,<br />

44<br />

<strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong> Ihr Urlaubsmagazin 2016<br />

BEWEGUNG<br />

www.saechsische-schweiz.de

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