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BOLD INTERVIEW No.01

GEORGE CLOONEY | MARK WAHLBERG | MIKE TYSON | RYAN REYNOLDS | EVA GREEN | DESIGNER CHRISTIAN BAUER | MARILYN MANSON | LIAM NEESON

GEORGE CLOONEY | MARK WAHLBERG | MIKE TYSON | RYAN REYNOLDS | EVA GREEN | DESIGNER CHRISTIAN BAUER | MARILYN MANSON | LIAM NEESON

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WWW.<strong>BOLD</strong>-MAGAZINE.EU<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | ONLY FOR TABLETS D 12.00 EUR // AT 14.00 EUR EU // CH 12 18.00 EUR | CHF 15 CHF No. 01<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE // SPECIAL EDITION<br />

<strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL<br />

THE MAGAZINE<br />

ONLY FOR TABLETS<br />

SPECIAL<br />

CASUAL ATTITUDE<br />

<strong>INTERVIEW</strong> SPECIALMARK WAHLBERG // MIKE TYSON<br />

GEORGE CLOONEY<br />

IM <strong>INTERVIEW</strong><br />

MARK WAHLBERG // MIKE TYSON<br />

EXPLORE THE NORTH: CAMPING AM POLARKREIS | IM GESPRÄCH: DESIGNER SAMUEL CHRISTIAN L. JACKSON<br />

BAUER // MARILYN MANSON<br />

HAWAII: 24 STUNDEN BIG ISLAND | ISRAEL | THAILAND: ARTGERECHT LIAM NEESON | MAURITIUS // RYAN REYNOLDS | ROADTRIP: // EVA OMAN<br />

GREEN


INHALT <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 5<br />

THINK <strong>BOLD</strong><br />

NEVER REGULAR<br />

INHALT<br />

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<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE // SPECIAL EDITION<br />

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CASUAL ATTITUDE<br />

<strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL<br />

GEORGE CLOONEY<br />

IM <strong>INTERVIEW</strong><br />

THE MAGAZINE<br />

MARK WAHLBERG // MIKE TYSON<br />

EXPLORE THE NORTH: CAMPING AM POLARKREIS | IM GESPRÄCH: DESIGNER SAMUEL CHRISTIAN L. JACKSON<br />

BAUER // MARILYN MANSON<br />

HAWAII: 24 STUNDEN BIG ISLAND | ISRAEL | THAILAND: ARTGERECHT LIAM NEESON | MAURITIUS // RYAN REYNOLDS | ROADTRIP: // EVA OMAN<br />

GREEN<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL No. 01<br />

Titelbild:<br />

George Clooney<br />

Omega (The Swatch Group)<br />

Mark Wahlberg<br />

Produzent und Geschäftsmann 6<br />

George Clooney<br />

Unsere Beste und kühnste Zeit 14<br />

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der<br />

Omega Speedmaster blicken wir gemeinsam,<br />

mit Raumfahrt-Enthusiasten George<br />

Clooney, zurück auf die Tage des Apollo-<br />

Programms.<br />

Marilyn Manson<br />

Heaven upside down<br />

24<br />

Spurensuche:<br />

Im Land der Weber<br />

30<br />

<strong>BOLD</strong> reist zum Traditionsunternehmen<br />

Guabello – das seit zwei Jahrhunderten<br />

hochwertige Stoffe von unvergleichbarer<br />

Leichtigkeit und Struktur herstellt, und wirft<br />

einen Blick hinter die Kulissen.<br />

The <strong>BOLD</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Fashion<br />

30<br />

Mike Tyson<br />

Im Interview<br />

42<br />

Eva Green<br />

Femme fatale<br />

46<br />

Ob als Bondgirl, als Serienheldin oder in<br />

kleinen Independent-Produktionen – Eva<br />

Green ist meistens nicht weit.<br />

Designer<br />

Christian Bauer<br />

54<br />

Warum das Automobildesign vor einem<br />

der größten Paradigmenwechsel steht.<br />

Der Superheld<br />

Ryan Reynolds<br />

60<br />

Er flucht, er übertreibt – und schlüpft das<br />

zweite Mal in die Rolle des „Deadpool“.<br />

The Secret Man<br />

Liam Neeson<br />

66<br />

Das erste, was einem auffällt, ist seine<br />

Größe: Wir treffen Liam Neeson zum Interview-Termin<br />

im Berliner Adlon Hotel.<br />

Time for Perfection<br />

Watches<br />

74<br />

Impressum<br />

82


MARK<br />

WAHLBERG<br />

PRODUZENT UND<br />

GESCHÄFTSMANN<br />

<strong>INTERVIEW</strong> & AUTOR: J. FINK<br />

Im Laufe seiner Karriere hat Mark Wahlberg schon die unterschiedlichsten<br />

Rollen gespielt, sowohl vor als auch hinter der Kamera. Doch auf keine<br />

versteht er sich so gut wie auf die als Geschäftsmann. Und das nicht nur, weil<br />

er auch bei seinem neuen Film „Mile 22“ wieder als Produzent die Strippen<br />

gezogen und schon die Fortsetzungen im Kopf hat.


8 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL MARK WAHLBERG


MARK WAHLBERG<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 9<br />

25 Jahre ist es schon her, dass Mark Wahlberg<br />

das erste Mal vor der Kamera stand.<br />

Als Schauspieler wohlgemerkt, denn<br />

seine Karriere im Showgeschäft begann<br />

schon um einiges früher. Bereits mit 13<br />

Jahren wurde der Spross einer katholischen<br />

Arbeiterfamilie in Boston Mitglied<br />

der neu gegründeten Boyband New Kids<br />

On The Block, stieg allerdings – anders als<br />

sein großer Bruder Donnie – schon nach<br />

wenigen Monaten wieder aus. Musikalisch<br />

startete er einige Jahre später trotzdem<br />

durch: Unter dem Künstlernamen Marky<br />

Mark gelangen ihm Anfang der neunziger<br />

Jahre mit „Good Vibrations“, „Happy<br />

People“ und „United“ gleich mehrere Top<br />

Ten-Hits. Der Grund dafür, dass irgendwann<br />

auch Hollywoods Interesse geweckt<br />

war, bestand allerdings weniger in den<br />

musikalischen Erfolgen oder den zugehörigen<br />

Videoclips, als vielmehr an einem<br />

Fotoshooting mit Herb Ritts, der Wahlberg<br />

nur in Unterhose (und zum Teil gemeinsam<br />

mit Kate Moss) für eine Kampagne des<br />

Labels Calvin Klein ablichtete. Die Bilder<br />

wurden – in Pre-Internet-Zeiten, wohlgemerkt<br />

– zu einer internationalen Sensation<br />

und Wahlberg zum Weltstar.<br />

Nach einer ersten Kinorolle in der Militärkomödie<br />

„Mr. Bill“ und anschließend<br />

dem Teenie-Thriller „Fear“ (in dem er<br />

als Albtraum-Boyfriend die junge Reese<br />

Witherspoon terrorisiert) brauchte es<br />

allerdings einen Ausnahme-Regisseur wie<br />

Paul Thomas Anderson, um der Welt zu<br />

beweisen, dass Wahlberg schauspielerisch<br />

mehr zu bieten haben könnte als einen<br />

perfekt trainierten Oberkörper. In „Boogie<br />

Nights“ spielte er – Penis-Prothese inklusive<br />

– einen tragischen Pornodarsteller, Seite an<br />

Seite mit Schauspielern wie Philip Seymour<br />

Hoffman und Julianne Moore. Anspruchsvolle<br />

Dramen wurden dann nicht auf Dauer<br />

das Metier des streng gläubigen Christen<br />

(der, wie er heute sagt, die vermeintlich<br />

schmuddelige Rolle in „Boogie Nights“<br />

bereut). Alle paar Jahre aber lässt er sich<br />

doch von hochkarätigen Filmemachern<br />

überzeugen, vor ihre Kamera zu treten, sei<br />

es Peter Jackson („In deinem Himmel“)<br />

oder zuletzt Ridley Scott („Alles Geld der<br />

Welt“, seit Juli auch auf DVD erhältlich).<br />

Zweimal – bei Martin Scorseses „Departed<br />

– Unter Feinden“ sowie „The Fighter“ von<br />

David O. Russell – brachte ihm das sogar<br />

Nominierungen für den Oscar ein.<br />

Wahlbergs Spezialität sind allerdings längst<br />

große Actionkracher, so wie „Der Sturm“<br />

(an der Seite von George Clooney), Tim<br />

Burtons „Planet der Affen“ oder „The Italian<br />

Job – Jagd auf Millionen“, die Anfang des<br />

Jahrtausends seine ersten großen Welterfolge<br />

wurden. Seine Muskeln, die er angeblich<br />

tagtäglich ab 4 Uhr morgens trainiert<br />

(noch bevor die vier Kinder aufstehen, die<br />

er gemeinsam mit Ehefrau Rhea Durham<br />

großzieht), ließ er seither in einer langen<br />

Liste von Filmen voller Schießereien und<br />

Explosionen spielen, die von „Shooter“<br />

und „May Payne“ über „Contraband“ und<br />

„2 Guns“ bis hin zu den letzten beiden<br />

„Transformers“-Filmen reicht. Besonders<br />

gern arbeitet er dabei mit Regisseur Peter<br />

Berg zusammen: Sein neuer Film „Mile<br />

22“ ist nach „Lone Survivor“, „Deepwater<br />

Horizon“ und „Boston“ bereits ihre vierte<br />

Zusammenarbeit. Wahlberg spielt darin<br />

den Elite-Agenten James Silva, der mit


10 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL MARK WAHLBERG<br />

seinem Team immer dann gerufen wird,<br />

wenn wirklich Not am Manne ist.<br />

Was den 47-Jährigen bei all dem vom<br />

Großteil seiner Kollegen unterscheidet,<br />

ist allerdings seine Geschäftstüchtigkeit.<br />

Wer sonst hätte es geschafft, auch ohne<br />

nennenswertes komödiantisches Talent<br />

ausgerechnet Komödien wie „Ted“ oder<br />

„Daddy’s Home“ zu seinen erfolgreichsten<br />

Filmen zu machen – Fortsetzungen inklusive?<br />

Und wer sonst wäre auf die Idee<br />

gekommen, die eigenen, mit alten Jugendfreunden<br />

in Hollywood gemachten Erfahrungen<br />

zu einer acht Staffeln umfassenden<br />

Fernsehserie wie „Entourage“ zu machen?<br />

Die eigenen Filme zu produzieren, das<br />

kann jeder (und macht Wahlberg natürlich<br />

auch immer wieder, unter anderem bei<br />

„Mile 22“). Aber nebenbei auch noch<br />

Nahrungsergänzungsmittel für Fitnessfans<br />

auf den Markt bringen? Oder gemeinsam<br />

mit zwei seiner Brüder eine Fast Food-Kette<br />

mit dem Namen „Wahlburgers“ lancieren,<br />

die inzwischen 26 Filialen vorweisen kann<br />

und sogar im Fokus einer eigenen Reality<br />

TV-Show steht? Das schafft man nur, wenn<br />

man sich weder auf die Rolle als Unterwäschemodel,<br />

Pseudo-Rapper noch Hollywoodstar<br />

beschränken lässt, und sich in<br />

erster Linie als Businessman versteht.<br />

Mr. Wahlberg, „Mile 22“ ist mittlerweile<br />

Ihr vierter Kinofilm mit Regisseur Peter<br />

Berg, der Sie von Anfang an für diese<br />

Rolle im Sinn hatte ...<br />

Ja, und er erzählte mir schon vor etlichen<br />

Jahren davon, während wir gerade an einem<br />

anderen Film arbeiteten. Damals sollte<br />

dieser CIA-Agent eigentlich noch eine eher<br />

kleine Rolle in der Geschichte spielen, die<br />

ihm vorschwebte. Aber dann wurde doch<br />

die Hauptrolle daraus – und ich war natürlich<br />

begeistert. Vor allem, weil wir endlich<br />

einmal keine reale Geschichte verfilmt haben.<br />

In unseren ersten drei gemeinsamen Filmen<br />

ging es immer um tragische Ereignisse, die<br />

in der Wirklichkeit passiert sind, und die<br />

Menschen, die darin involviert waren. Das<br />

geht einem natürlich schon an die Nieren.<br />

Bei „Mile 22“ dagegen war der Spaßfaktor<br />

ein bisschen höher. Und womöglich könnte<br />

das sogar eine der entscheidenden Rollen<br />

meiner Karriere sein.<br />

Ist dem tatsächlich so?<br />

Oh ja. Schon allein, weil ich es großartig<br />

finde, dass James Silva nicht einfach ein<br />

grummeliger Antiheld ist, der nicht viel<br />

zu sagen hat. Vielmehr ist das ein Typ,<br />

der kein Blatt vor den Mund nimmt, nach<br />

seinen eigenen Regeln spielt und sich von<br />

niemandem etwas sagen lässt. Diese Rolle<br />

hat wirklich viel Spaß gemacht. Und vor<br />

allem hat Peter schon weitere Geschichten<br />

mit diesem Protagonisten im Kopf. Wenn es<br />

nach uns geht, wird es mindestens zwei Fortsetzungen<br />

von „Mile 22“ geben.<br />

Gedreht haben Sie den Film in Bogotá,<br />

in Kolumbien. Dabei spielt die Handlung<br />

dort gar nicht, oder?<br />

Nein, das stimmt. Das Land, in dem sie<br />

spielt, wird im Film nie explizit genannt.<br />

Aber Kolumbien bot uns einfach großartige<br />

Drehbedingungen. Wir konnten dort vieles<br />

drehen, vor allem Stunt- und Actionszenen,<br />

die in dieser Form in den USA außerhalb<br />

eines Studios nie möglich gewesen wären. Für<br />

uns wurden eigens Hauptverkehrsstraßen<br />

stillgelegt. Ich hatte anfangs keine Ahnung,<br />

worauf ich mich da einlasse, denn ich war<br />

vorher noch nie dort. Aber die Dreharbeiten<br />

waren dann eine super Erfahrung: Das<br />

Land ist wunderschön und die Menschen<br />

waren alle fantastisch. Für mich war es nur<br />

nicht ganz einfach, weil ich körperlich ein<br />

wenig angeschlagen war. Und weil wir dort<br />

unten drei Wochen am Stück drehten. Das<br />

mache ich normalerweise nie, denn meine<br />

Regel ist es, nie länger als zwei Wochen von<br />

meiner Familie getrennt zu sein. Aber wir<br />

haben extra sechs statt fünf Tage die Woche<br />

gedreht, damit die Zeit in Kolumbien auf ein<br />

Minimum beschränkt werden konnte.<br />

Sind Actionszenen, der professionelle<br />

Umgang mit Waffen und all diese Dinge,<br />

noch eine Herausforderung für Sie?<br />

Nicht unbedingt, schließlich habe ich jahrelange<br />

Übung. Bei „Mile 22“ gab es deswegen<br />

nichts, was ich nicht schon früher mal<br />

gelernt und trainiert hatte. Was für mich<br />

die eigentliche Herausforderung war, war<br />

mein Gewicht. Pete wollte mich dünner<br />

und austrainierter als bei unseren vorherigen<br />

Filmen. Nicht so muskulös wie bei<br />

„Lone Survivor“, wo ich direkt vorher<br />

„Pain & Gain“ gedreht und einen Bodybuilder<br />

gespielt hatte. Und auch nicht so<br />

schwer und außer Form wie in „Boston“<br />

und „Deep Water Horizon“, wo genau das<br />

für die Rollen wichtig war. Ich war also<br />

fünf Monate lang auf strenger Diät und<br />

habe keinen Alkohol getrunken. Während<br />

der Dreharbeiten wollte Pete mich dann


MARK WAHLBERG<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 11


Fotos: Universum Film<br />

12 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL MARK WAHLBERG


MARK WAHLBERG<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 13<br />

ständig zu Wein und Abendessen überreden.<br />

Aber selbst auf den letzten Metern bin ich<br />

standhaft geblieben.<br />

Sie haben nie einen Hehl daraus gemacht,<br />

dass Sie als junger Mann kein Kind von<br />

Traurigkeit waren und auch gerne mal<br />

mit dem Gesetz in Konflikt kamen. Haben<br />

Sie dieses wilde Kapitel irgendwann ganz<br />

bewusst abgeschlossen?<br />

Naja, man muss ja mal erwachsen werden,<br />

oder? Das ging eher so Stück für Stück,<br />

auch mit meiner beruflichen Entwicklung.<br />

Aber der endgültige Wendepunkt<br />

kam tatsächlich, als ich wusste, dass ich<br />

Vater werde. Da war ich zwar längst kein<br />

Jungspund mehr, sondern schon Anfang<br />

30. Doch ich habe mir in dem Moment<br />

ganz bewusst vorgenommen, dass ich<br />

nicht mehr über die Stränge schlagen<br />

und fortan ein vernünftiger Erwachsener<br />

sein werde.<br />

Und dann hielten Sie das erste Mal Ihre<br />

Tochter in den Armen ...<br />

Ich war überwältigt von der Liebe und von<br />

der Freude, die ich fühlte. Aber in diese<br />

Gefühle mischte sich auch bald Angst.<br />

Tatsächlich?<br />

Na klar, eine gewisse Grundangst, die ich in<br />

Bezug auf meine Kinder auch heute immer<br />

noch habe. Denn, machen wir uns nichts<br />

vor: Schlechte Einflüsse gibt es überall. Und<br />

auch als Vater kann man nur bis zu einem<br />

gewissen Grad dafür sorgen, dass sie nicht mit<br />

Drogen oder Gewalt in Berührung kommen.<br />

Es gibt so Vieles, worüber man sich Sorgen<br />

machen kann.<br />

Was ist das Wichtigste, was Sie Ihren<br />

Kindern mitgeben oder ihnen vermitteln<br />

wollen?<br />

Für mich ist es das Wichtigste, dass meine<br />

Frau und ich es schaffen, ihnen eine stabile<br />

Familie zu garantieren. Ich wünsche mir, dass<br />

es uns gelingt, mit gutem Beispiel voranzugehen<br />

und zu zeigen, dass Vater und Mutter<br />

dauerhaft zusammenbleiben können. Es<br />

würde mich freuen, wenn meine Kinder<br />

diesen Zustand als Normalität empfinden.<br />

Und was ist das Schwierigste?<br />

Es ist alles andere als ein Kinderspiel, die<br />

richtige Balance zu finden zwischen streng,<br />

fürsorglich und liebevoll sein. Aber am<br />

schwierigsten ist es sicherlich, nie die Geduld<br />

zu verlieren. Außerdem gebe ich mir große<br />

Mühe, für meine Kinder immer ein offenes<br />

Ohr zu haben. Aber meine Älteste ist mittlerweile<br />

ein Teenager – sie beschränkt ihre<br />

Kommunikation mit mir sowieso auf ein<br />

absolutes Minimum.<br />

In dem Alter gab es sicher auch schon<br />

längst ein Aufklärungsgespräch, oder?<br />

Klar, aber das habe ich meiner Frau überlassen.<br />

So von Frau zu Frau.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.universumfilm.de


GEORGE<br />

CLOONEY<br />

UNSERE BESTE UND<br />

KÜHNSTE ZEIT<br />

AUTOR: J. M. BRAIN<br />

Wenige Uhren haben so viele Menschen inspiriert, wie die Omega Speedmaster.<br />

Als erste Uhr, die je auf dem Mond getragen wurde, ist sie zum zeitlosen<br />

Symbol für Erfindergeist und technisches Vermögen geworden. Anlässlich<br />

des 60-jährigen Jubiläums der Speedmaster blicken wir gemeinsam<br />

mit dem Raumfahrt-Enthusiasten George Clooney zurück auf die Tage des<br />

Apollo-Programms und führen uns vor Augen, warum die Speedmaster in<br />

der Lage war, diesen weiten Weg zurückzulegen.


16 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL GEORGE CLOONEY<br />

mismus, wie grenzenloses Vorausdenken.<br />

Wir hatten das Gefühl, dass jetzt alles<br />

möglich wäre.“ Als Apollo 11 am 20. Juli<br />

1969 auf dem Mond aufsetzte und sich<br />

Kennedys Vision verwirklichte, sah der<br />

junge Clooney vom Hinterhof seines<br />

Hauses in der Vorstadt zu. Er stand<br />

neben seinem Vater und sah zum Mond<br />

hinauf, wobei er die besondere Verbindung<br />

zu seinen Helden spürte, die gerade<br />

die ersten Schritte in eine neue Welt<br />

taten. Wie die Astronauten, trug auch<br />

Clooneys Vater damals eine Omega am<br />

Handgelenk. Tatsächlich ist die Uhr noch<br />

heute in Clooneys Besitz. Als Clooney<br />

Senior hörte, dass sein Sohn mit Omega<br />

zusammenarbeiten würde, entschloss<br />

er sich sofort, George diese alte Uhr zu<br />

vermachen.<br />

„Er holte sie vom Dachboden herunter,<br />

wo er sie 20 Jahre zuvor verstaut hatte“,<br />

erzählt Clooney weiter, „zog sie auf, und<br />

sie fing sofort wieder an zu laufen. Das<br />

war ein besonderer Moment. Ich war<br />

mit dieser Uhr an seinem Handgelenk<br />

aufgewachsen.“ Clooney zufolge wussten<br />

damals alle Kids, dass die Astronauten<br />

Omega-Uhren trugen. Er erinnert sich:<br />

„Damals als ich aufwuchs, war Omega<br />

ein selbstverständlicher Teil des Raumfahrtprogramms.<br />

Omega war gleichbedeutend<br />

mit genauer Zeitmessung ... und<br />

es schien, dass die Raumfahrt eine natürliche<br />

Fortsetzung des Ganzen war.“ Was<br />

Clooney damals allerdings nicht bekannt<br />

war, ist die Tatsache, dass die Speedmaster<br />

ursprünglich für einen völlig<br />

anderen Zweck vorgesehen war. Wie der<br />

Name nahelegt, war die Speedmaster, als<br />

Vielen Filmfans ist bekannt, dass George<br />

Clooney schon des Öfteren Rollen als<br />

Astronaut gespielt hat, doch wenige<br />

wissen, dass die Raumfahrt eine echte<br />

Passion für ihn ist. Clooney wuchs in<br />

den 1960er Jahren auf und war acht Jahre<br />

alt, als Neil Armstrong und Buzz Aldrin<br />

erstmals den Mond betraten. Wie die<br />

meisten Kinder seiner Generation waren<br />

die Astronauten seine Helden, und er<br />

träumte davon, einmal selbst ins Weltall<br />

zu fliegen. Wenn er heute an die Zeit<br />

zurückdenkt, war es „für uns Kinder eine<br />

ungemein aufregende Zeit. Wir kannten<br />

alle Namen der Astronauten. Wir aßen<br />

sogar das Essen, das die Astronauten<br />

bekamen ... Und einmal in den Ferien,<br />

fuhren wir in die Heimatstadt von Neil<br />

Armstrong, einfach, um einmal in seiner<br />

Stadt gewesen zu sein. Die Astronauten<br />

bedeuteten uns damals sehr viel.“<br />

1961 hatte US-Präsident John F. Kennedy<br />

die Amerikaner vor eine kühne Aufgabe<br />

gestellt. Er sagte damals: „Ich glaube,<br />

dass sich unsere Nation dem Ziel<br />

verschreiben sollte, vor dem Ende des<br />

Jahrzehnts einen Mann auf dem Mond zu<br />

landen und ihn sicher zurückzubringen.“<br />

Clooney erzählt, dass dieses Vorhaben<br />

damals völlig unmöglich erschien, aber<br />

dennoch eine neue Phase des Optimismus<br />

einleitete, die alles erfasste, was<br />

um ihn herum geschah.<br />

„Nur 60 Jahre nach der Erfindung des<br />

Autos waren wir nun bereit, (darüber zu<br />

reden) einen Mann zum Mond zu schicken,“<br />

berichtet Clooney weiter, „das<br />

fühlte sich an wie ultimativer Optisie<br />

vor 60 Jahren präsentiert wurde, auf<br />

Geschwindigkeit getrimmt und nicht<br />

für Raumschiffe, sondern für Rennautos<br />

gedacht. Kurz nach der Markteinführung<br />

wurde sie schnell zu einem Hit<br />

unter professionellen Rennfahrern. Ihre<br />

robuste Bauweise ließ sie starke Vibrationen<br />

und Erschütterungen schadlos<br />

überstehen und immer die genaue Zeit<br />

anzeigen. Und dank der Tachymeterskala<br />

auf der Lünette konnten die Fahrer<br />

ihre Rundenzeiten einfacher planen als je<br />

zuvor. Die Speedmaster war die erste Uhr<br />

mit dieser Funktion, und damals revolutionierte<br />

sie die Gestaltung, Robustheit<br />

und Funktionalität von Armbanduhren.<br />

Letztlich waren es diese beiden Eigenschaften,<br />

die die Speedmaster auch für<br />

die Raumfahrt geeignet machten, so<br />

dass ab 1965 jeder Astronaut des Apollo-<br />

Programms eine solche Uhr am Handgelenk<br />

trug.<br />

1964 hatte die NASA damit begonnen,<br />

einen Chronographen zu suchen, der<br />

für die bemannte Raumfahrt geeignet<br />

war. Sie wählte eine Reihe von Uhren<br />

verschiedener Marken aus und unterzog<br />

sie den Tests, die alle festen Teile<br />

bestehen mussten, die mit auf die Reise<br />

ins All gehen sollten. Nur eine der<br />

Uhren überlebte die extremen Temperaturen,<br />

Vibrationen, harten Erschütterungen<br />

und gnadenlosen Verhältnisse im<br />

Vakuum: die Omega Speedmaster. Sechs<br />

Jahrzehnte später ist die Speedmaster<br />

noch immer für bemannte Raumfahrtmissionen<br />

qualifiziert und gehört zur<br />

Standard-Ausrüstung der Internationalen<br />

Raumstation ISS. Als Hommage


GEORGE CLOONEY<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 17<br />

Erste Mondlandung:<br />

1969, Apollo 11


18 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL GEORGE CLOONEY<br />

Der Geist der ersten Speedmaster lebt auch im<br />

neuen Design der 38-mm-Kollektion für Damen<br />

und Herren unverändert fort.<br />

Foto: Omega, NASA


GEORGE CLOONEY<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 19<br />

master ist tatsächlich der Inbegriff eines<br />

Klassikers – ein Entwurf, der nie geändert<br />

werden muss.“ Doch Beweise für die<br />

fortwährende Nützlichkeit der Speedmaster<br />

sind auch auf der Erdoberfläche<br />

zu finden, zum Beispiel als Navigationsgerät<br />

für Entdecker. 1968 verwendete<br />

Ralph Plaisted seine Speedmaster und<br />

einen Sextanten dazu, um zum ersten<br />

Mal überhaupt die genaue Position des<br />

geographischen Nordpols zu bestimmen.<br />

In ähnlicher Weise nahm der Entdecker<br />

Wong How Man seine Speedmaster zur<br />

Hilfe, um die schwer fassbare Ursprungsquelle<br />

des mächtigen Jangtsekiang zu<br />

bestimmen und zu kartieren.Auf die<br />

Frage hin, was das Vermächtnis des<br />

Raumfahrtprogramms und der darin<br />

eingebetteten Speedmaster sei, antwortet<br />

Clooney: „ ... sie sind Symbole einer Zeit,<br />

in der sich unsere Welt auf neue Herausforderungen<br />

freute. Es war eine Zeit,<br />

in der wir glaubten, es besser machen<br />

zu können, als wir überzeugt waren,<br />

dass wir nach den Sternen greifen und<br />

tatsächlich dorthin gelangen können.<br />

Das war ohne Zweifel unsere beste und<br />

kühnste Zeit, und die Astronauten waren<br />

unsere Anführer.“<br />

Im Rückblick auf diese erfolgreiche<br />

Periode der Entdeckungen und Erkundungen<br />

wird deutlich, dass der von<br />

Kennedy ausgerufene Wettlauf zum<br />

Mond wesentlich war für die Errungenschaften,<br />

die folgten. Clooney zufolge<br />

stehen wir heute an einem Punkt, an<br />

dem wir neue große Herausforderungen<br />

brauchen, die eine neue Zeit des Optimismus<br />

und des technischen Fortschritts<br />

an das vorausdenkende Design des<br />

Originals entspricht die heute hergestellte<br />

Moonwatch im Wesentlichen<br />

immer noch jenem Modell, das Omega<br />

einst vor dem Beginn des Raumfahrtzeitalters<br />

vorgestellt hatte. Für Clooney<br />

ist die Speedmaster nicht nur deshalb ein<br />

echter Klassiker, der das Feeling eines<br />

alten, guten Weins hat: „Einige Dinge<br />

sind einfach Klassiker, und was diesen<br />

Status hat, das will man immer wieder<br />

haben. Man würde sich ärgern, wenn sie<br />

sich ändern. Sicher, wir wollen auch neue<br />

Technologien – unsere Smartphones<br />

zum Beispiel, aber es würde uns das Herz<br />

brechen, wenn sich an den Klassikern<br />

etwas an dem ändern würde, wofür wir<br />

sie liebgewonnen haben.“<br />

Das Werkskaliber im Inneren der Uhr<br />

hat sich nicht verändert, und die Herstellung<br />

der Monduhr ist seit jeher eine<br />

sehr komplexe und aufwändige Sache.<br />

Es dauert unglaubliche 14 Monate, um<br />

alle Einzelteile für die Montage herzustellen<br />

und vorzubereiten, und allein<br />

die Montage der Platine benötigt 80<br />

Handgriffe. Heute wie damals, bei der<br />

ersten Uhr, ist die menschliche Hand<br />

der ausschlaggebende Faktor der Fertigung.<br />

Und so verblüfft es, dass an der<br />

Omega Speedmaster keinerlei Veränderungen<br />

notwendig waren, wenn<br />

man bedenkt, dass auf das Raumfahrtprogramm<br />

der NASA technische Innovationen<br />

zurückzuführen sind, die von der<br />

mobilen Telekommunikation bis hin zu<br />

SMS-Nachrichten und von Solarpanelen<br />

bis hin zur Wasseraufbereitung reichen.<br />

Wie Clooney es ausdrückt: „Die Speedeinläuten.<br />

„Ich befürchte nicht, dass<br />

diese Zeit nicht wiederkommt“, sagt er,<br />

„ich hoffe nur, dass es beim nächsten Mal<br />

genauso produktiv und begeisternd wie<br />

damals sein wird.“ Auch wenn es unmöglich<br />

ist vorherzusagen, welche Grenzen<br />

als nächstes überschritten werden, so<br />

können wir, wie George Clooney, sicher<br />

sein, dass die Menschheit weiterhin nach<br />

den Sternen greift. Eine Erkenntnis,<br />

die aus dem 60. Geburtstag der Omega<br />

Speedmaster gewonnen werden kann:<br />

Mit den richtigen Mitteln ist jede Herausforderung<br />

zu meistern.<br />

Die Geschichte des Schweizer Uhrenherstellers<br />

reicht bis in das Jahr 1848 zurück. In<br />

diesem Jahr eröffnete Louis Brandt in La<br />

Chaux-de-Fonds (Schweiz) einen Betrieb<br />

zur Herstellung von Uhren. Im Jahre 1894<br />

tauchte erstmals der Name Omega auf,<br />

mit dem eine im selben Jahr vorgestellte<br />

Taschenuhr benannt wurde. Die Bezeichnung<br />

Omega betont die außergewöhnliche<br />

Qualität, denn Ω steht metaphorisch für<br />

„Vollendung“. In den Folgejahren erwarb<br />

sich Omega einen hervorragenden Ruf mit<br />

dem Bau von Uhren für spezielle Einsatzbereiche,<br />

etwa Sport-, Flieger- oder Taucheruhren.<br />

1925 begann die Zusammenarbeit<br />

mit Tissot, Le Locle, und 1930 gründete man<br />

gemeinsam die SSIH-Gruppe (Société Suisse<br />

pour l’Industrie Horlogère). Heute gehört<br />

Omega zur Swatch Group.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.omegawatches.com


MARILYN MANSON<br />

HEAVEN<br />

UPSIDE DOWN<br />

<strong>INTERVIEW</strong>: R. LEO<br />

Foto: N. A. Cope / Universal Music


22 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL MARILYN MANSON<br />

Seit über zwei Jahrzehnten versetzt<br />

Marilyn Manson mit perfekt inszeniertem<br />

Schockrock Amerika und den<br />

Rest der Welt regelmäßig in Angst und<br />

Schrecken – so auch auf seinem zehnten<br />

Album, das Manson-typisch “Heaven<br />

Upside Down” heißt.<br />

Zum exklusiven Interview mit <strong>BOLD</strong><br />

in Berlin trägt Manson ein schwarzes<br />

Hemd, die hochgekrempelten Ärmel<br />

geben den Blick auf seine großflächigen<br />

Tattoos frei, sein Händedruck ist fest.<br />

Die Bibliothek im Keller des Soho House<br />

wurde abgedunkelt, Kerzen sorgen für<br />

eine unheimliche Atmosphäre. Der<br />

perfekte Rahmen also für ein Gespräch<br />

über Kreativität zwischen Chaos und<br />

Wahnsinn und darüber warum es so<br />

faszinierend ist, ein Bösewicht zu sein.<br />

Herr Manson, mit „Heaven Upside<br />

Down“ sind Sie Ihrer Linie an bedrohlich<br />

klingenden Album-Titeln treu<br />

geblieben. Was fasziniert Sie so sehr am<br />

Bösen?<br />

Auf diesem Album steht gar nicht so<br />

sehr das Böse im Mittelpunkt meiner<br />

Songs. Es ist vielmehr das Chaos. Chaos<br />

inspiriert mich. Chaos ist eine großartige<br />

Inspirationsquelle, denn sie ist<br />

schier unerschöpflich. Die Welt macht es<br />

mir gerade sehr einfach, Stoff für meine<br />

Liedtexte zu finden. Es vergeht kaum<br />

ein Tag ohne Hiobsbotschaft, Krieg hier,<br />

Krisen dort, Terror überall. Ich nehme die<br />

chaotischen Tendenzen, die uns umgeben,<br />

auf und transformiere sie in ein Klangbild.<br />

Ich bin Chaos, dass war ich schon<br />

immer. Chaos scheint das zu sein, was die<br />

Menschen brauchen.<br />

Für viele Konservative in den USA sind<br />

Sie der Teufel in Menschengestalt. Ein<br />

Verführer und Seelenfänger, der für<br />

seinen vermeintlichen Einfluss auf die<br />

Jugend häufig mit Zensur belegt wurde.<br />

Gefallen Sie sich in der Rolle des ewigen<br />

Beelzebubs?<br />

Einer muss ihn doch geben, oder? Ich<br />

habe mit Marilyn Manson das perfekte<br />

Monster geschaffen. Würde ich nicht<br />

existieren, müssten Fox News und die<br />

Kirche jemanden wie mich erfinden.<br />

Ich liefere den Leuten etwas, an das<br />

sie glauben können, und das meine ich<br />

durchaus positiv. Denn wenn es keinen<br />

Teufel gibt, kann auch Gott nicht existieren.<br />

Es muss immer einen Bösen geben,<br />

sonst funktioniert die Geschichte der<br />

Menschheit nicht.<br />

Demnach hegt jeder von uns ein<br />

bisschen „Sympathy For The Devil“?<br />

(Anmerkung der Redaktion: „Sympathy<br />

For The Devil“ ist ein Live-Album von<br />

Marilyn Manson, aufgenommen am<br />

22. November 1996 in Santiago, Chile)<br />

Auf jeden Fall. Lucifer, Jekyll & Hyde,<br />

Dracula. Diese Antagonisten waren schon<br />

immer die interessanteren Charaktere,<br />

weil sie die Typen sind, die bereit sind<br />

die Regeln zu brechen, um an ihr Ziel zu<br />

gelangen. Der Bösewicht handelt aus einer<br />

romantischen Motivation heraus, und<br />

der Held, weil er dazu bestimmt wurde.<br />

Der Held ist in der Regel ziemlich dumm<br />

und eindimensional, während der Bösewicht<br />

unsere Sinne und unsere Fantasie<br />

beflügelt.<br />

Können Sie auch kreativ sein, ohne den<br />

ganzen Wahnsinn?<br />

Schwierig. Um kreativ zu sein, muss ich<br />

immer wieder Grenzen überschreiten.<br />

Das bedingt Wahnsinn. Ich war mit<br />

meiner Arbeit auf “The Golden Age of<br />

Grotesque” nicht wirklich zufrieden,<br />

weil ich das Gefühl hatte, nicht genügend<br />

Regeln gebrochen zu haben. Der<br />

Erwartungsdruck von außen kollidierte<br />

mit meinen eigenen Ansprüchen, was<br />

bei mir zu einer Sinnkrise führte. Ich<br />

wusste nicht mehr, wer ich eigentlich sein<br />

wollte. Erst die Begegnung mit Hunter<br />

S. Thompson öffnete mir die Augen. Wir<br />

wurden Freunde und Hunter so etwas wie<br />

mein kreativer Mentor. Er lehrte mich,<br />

auch mal eine andere Perspektiven anzunehmen<br />

und meinen Willen nach Perfektion<br />

wiederzuerlangen.<br />

Sie sind also Perfektionist. Wonach<br />

bemessen Sie denn Perfektion, an Charterfolgen?<br />

Jeder Musiker möchte mit seinen Liedern<br />

erfolgreich sein. Wer das bestreitet, ist<br />

ein Lügner. Aber darum geht es mir nicht<br />

in erste Linie. Ich habe mir abgewöhnt,<br />

meine Musik nach konventionellen Standards<br />

wie Chartplatzierungen oder<br />

Kritiken zu bemessen. Einen perfekten<br />

Song erkennt man daran, dass er in


MARILYN MANSON<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 23<br />

einer Küche genauso gut klingt wie auf<br />

der Bühne im Madison Square Garden.<br />

David Bowie, Iggy Pop, die Rolling Stones<br />

und The Cure haben eine Menge solcher<br />

Lieder geschrieben. Ihre Musik ist so pur<br />

und ehrlich, da braucht es nichts anderes,<br />

keine Lasershow, kein Hokuspokus. Das<br />

war auch mein Anspruch beim Entstehungsprozess<br />

zu meinem neuen Album.<br />

„Heaven Upside Down“ sollte wie etwas<br />

klingen, mit dem ich ins Bett gehen wollen<br />

würde. Ein Album, dass die Menschen<br />

antörnt und überrollt, wie seinerzeit<br />

„Antichrist Superstar“.<br />

Wie schon beim Vorgängeralbum „The<br />

Pale Emperor“ stammt auch die Musik<br />

auf „Heaven Upside Down“ aus der<br />

Feder Ihres Produzenten Tyler Bates,<br />

der vor allem durch seine Soundtracks<br />

für Filme wie „300“ oder „Guardians Of<br />

The Galaxy“ bekannt geworden ist.<br />

Wie sind Sie auf ihn gekommen?<br />

Tyler und ich trafen uns 2014 am Set der<br />

Serie „Californication“, in der ich eine<br />

Gastrolle hatte, und verstanden uns auf<br />

Anhieb. Ich bin ein großer Film-Fan und<br />

liebe Soundtracks. Tyler wiederum steht<br />

genauso wie ich auf 80er-Bands wie Joy<br />

Division oder The Cure, deren Alben wir<br />

spielten, um unseren Sound für „Heaven<br />

Upside Down“ zu finden. Durch Tyler<br />

bekommen meine Alben etwas Cineastisches<br />

und unsere Arbeit an „Heaven<br />

Upside Down“ gestaltete sich ähnlich wie<br />

bei einem Soundtrack. Alles war so wie bei<br />

einem Film, wo es zuerst das Drehbuch<br />

gibt und dann die Musik dazu entsteht.<br />

Wenn ich einen Songtext fertig hatte,<br />

brachte ich ihn zu Tyler ins Studio. Dort<br />

erarbeite Tyler auf seiner Gitarre erste<br />

Ideen, und sobald die Musik gefunden<br />

war, sang ich den Song ein. Das funktionierte<br />

sehr homogen, und wir hatten die<br />

Lieder ziemlich schnell im Kasten.<br />

Die Songtexte sind ziemlich drastisch<br />

ausgefallen. Wie hat Ihre Plattenfirma<br />

darauf reagiert?<br />

Als ich mit dem Album zu meiner Plattenfirma<br />

ging, sagte ich, hier ist mein<br />

neues Album, wollt ihr es hören? Und<br />

sie sagten: Ja! Nachdem ich es ihnen<br />

vorgespielt hatte, waren sie ziemlich<br />

enthusiastisch. Sie mochten die Musik,<br />

aber hassten die Texte. Sie baten mich<br />

um eine saubere Version der Lieder<br />

mit jugendfreien Texte, woraufhin ich<br />

meinte, dass sie sich ins Knie ficken<br />

sollten. Wer eine harmlose Version eines<br />

Marylin Manson Albums möchte, soll<br />

sich von seinem Geld lieber eine Waffe bei<br />

Walmart kaufen und versuchen, damit<br />

etwas Harmloses anzustellen.<br />

Glauben Sie, dass Ihre Musik auch ohne<br />

kompromisslose Provokationen erfolgreich<br />

wäre?<br />

Ich glaube nicht, dass man meine Musik<br />

mag, weil sie gefährlich oder kontrovers<br />

klingt, sondern weil sie ehrlich ist. Ich bin<br />

der Typ, der die üblen Sachen ausspricht,<br />

die jeden beschäftigen. Ich lasse mich nicht<br />

verbiegen, weder von der Gesellschaft, den<br />

Politikern, und erst recht nicht von einer<br />

Plattenfirma.<br />

Ihr Erscheinungsbild ist mindestens so<br />

wichtig wie Ihre Musik. Wie kamen Sie<br />

darauf, sich zu schminken und Frauenklamotten<br />

zu tragen?<br />

In erste Linie ließ ich mich von Acts<br />

wie Alice Cooper und David Bowie<br />

beeinflussen, die ich seit meiner Kindheit<br />

verehre. Ich mochte dieses Chamäleon-hafte,<br />

das Spiel mit den Geschlechterrollen.<br />

Das Make Up verleiht mir<br />

außerdem eine Anonymität, genauso wie<br />

Gesichtsbehaarung. Ich rasiere mir die<br />

Augenbrauen regelmäßig ab. Wenn ich sie<br />

wachsen lasse und dazu noch einen Bart<br />

trage, erkennen mich die Menschen nicht.<br />

Ich gefalle mir mittlerweile mit einem<br />

maskulinen Erscheinungsbild besser,<br />

obwohl ich mich nicht feminin fühle,<br />

wenn ich Lippenstift trage.<br />

Fällt es Ihnen manchmal schwer, die<br />

Kunstfigur Marilyn Manson von der<br />

Privatperson Brian Hugh Warner zu<br />

trennen?<br />

Früher habe ich versucht, den Künstler<br />

Marilyn Manson strikt von der Privatperson<br />

zu trennen. Das war ein Fehler.<br />

Wer ein guter Musiker sein will, der<br />

darf sich nicht hinter seinen Liedern<br />

oder seinem Aussehen verstecken. Er<br />

muss zeigen, wo er als Mensch steht und<br />

authentisch sein.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.universal-music.de


SPURENSUCHE<br />

IM LAND<br />

DER WEBER<br />

AUTORIN & <strong>INTERVIEW</strong>: Z. KHAWARY | FOTOGRAF: C. PAUL<br />

In der Ausgabe <strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE No. 36 stellten wir unsere neue<br />

Kollektion <strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE by CG – Club of Gents vor. Doch woher<br />

kommt eigentlich der hochwertige und exklusive Stoff für unsere Kollektion?<br />

<strong>BOLD</strong> reist nach Biella (Italien), zum Traditionsunternehmen Guabello – das<br />

seit zwei Jahrhunderten hochwertige Stoffe von unvergleichbarer Leichtigkeit<br />

und Struktur herstellt, und wirft einen Blick hinter die Kulissen.


26 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL GUABELLO<br />

Aus der Gegend um Biella kommen die<br />

besten Stoffe der Welt. Kleine, schmucke<br />

Dörfer kleben an den Hängen rund um<br />

Biella. In jedem Flecken gibt es eine Kirche<br />

– und, natürlich, eine Weberei. Rund 60<br />

Firmen zählt die Associazione Ideabiella,<br />

der Verband der Bielleser Weber. Unternehmen<br />

wie Guabello, Zegna, Cerruti und<br />

Barbera oder Garlanda, Loro Piana und<br />

Reda haben hier ihre Wirkungsstätten.<br />

Die Provinz Biella befindet sich im Norden<br />

der Region Piemont und grenzt im Westen<br />

an das Aostatal. In diesem unberührten<br />

Gebiet zeigt sich die Natur mit vielen<br />

verschiedenen Gesichtern: Die malerischen<br />

Bergspitzen der Alpen von Biella, Berge<br />

und Täler, und im südlichen Teil der Lago<br />

di Viverone. Neben den Naturwundern<br />

hat Biella ein reiches religiöses, kulturelles<br />

und künstlerisches Erbe. Zahlreiche Kultstätten<br />

wie das Marienheiligtum von Oropa,<br />

eines der wichtigsten Marienheiligtümer in<br />

Europa, befinden sich hier. Darüber hinaus<br />

kann man im Süden die Überreste von Pfarreien<br />

und Kirchen sehen, die im Mittelalter<br />

am Frankenweg entstanden, dem damals<br />

wichtigsten Pilgerweg, der von Nordeuropa<br />

nach Rom führte. Die typischen Dörfer und<br />

befestigten Siedlungen besitzen auch heute<br />

noch ihr ursprüngliches Aussehen.<br />

Seit 1815 prägt Guabello eine tiefe Verbundenheit<br />

mit der Region, und das mit einer<br />

Tradition, wie man sie fast nur noch aus<br />

Büchern kennt: Seit zwei Jahrhunderten<br />

wird hier das Wissen der Weber ununterbrochen<br />

von Generation zu Generation<br />

weitergegeben. Das Unternehmen stellt<br />

seine eigenen Stoffe ausschließlich in seiner<br />

Anlage in Mongrando (Biella) her und<br />

bestimmt die Geschichte der Industrieregion<br />

Biella maßgeblich mit. Die edlen Stoffe<br />

werden aus ausgewählter Merinowolle und<br />

hochwertigen Fasern hergestellt. Spezielle<br />

Maschinen in der Produktion ermöglichen<br />

es, Stoffe von unvergleichbarer Leichtigkeit<br />

und Struktur herzustellen. Guabello’s<br />

Spektrum umfasst neben reinen Wollqualitäten<br />

auch Edelwollmischungen aus<br />

Seide, Mohair und Kaschmir oder reines<br />

Kaschmir aus der Mongolei.<br />

Für garantierte Qualität aus dem<br />

Hause Guabello steht die Bezeichnung<br />

D.O.B.G., ein Akronym für "Denominazione<br />

d'Origine Biellese Garantita".<br />

Sie verbrieft die Herkunft aus Biella und<br />

fasst alle charakteristischen Werte von<br />

Guabello zusammen. Auch die Marke CG –<br />

Club of Gents setzt, für ausgewählte Kollektionen,<br />

auf die exzellente Qualität von<br />

Guabello. Jüngstes Beispiel der Zusammenarbeit<br />

ist die exklusive Capsule-Kollektion:<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE by CG – Club of<br />

Gents (vorgestellt in Ausgabe: <strong>BOLD</strong> THE<br />

MAGAZINE No. 36), die 2019 exklusiv bei<br />

Anson's – dem größten Herrenausstatter<br />

Deutschlands – vertrieben wird. Die Kollektion<br />

interpretiert den Stil der Goldenen<br />

Zwanziger und besteht aus fünf hochwertigen<br />

Anzügen in fünf verschiedenen<br />

Farben. Die speziell mit und für <strong>BOLD</strong><br />

kreierte Herrenkollektion beinhaltet, neben<br />

den Anzügen, Hemden, <strong>BOLD</strong>-Anstecknadel<br />

und <strong>BOLD</strong>-Einstecktuch.<br />

<strong>BOLD</strong> reiste nach Biella und sprach vor Ort<br />

mit Guabello Sales & Marketing Director<br />

Umberto Quaglia.


GUABELLO<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 27


28 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL GUABELLO


GUABELLO<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 29<br />

Herr Quaglia, Guabello steht für zwei<br />

Jahrhunderte Tradition und Wissen. Wie<br />

haben Sie es geschafft, bis heute erfolgreich<br />

zu sein?<br />

Farben, eine Vielzahl an Tönen und äußerst<br />

raffinierte Designs.<br />

Und wie funktioniert die Produktion?<br />

Die Aufmerksamkeit für die Region und<br />

ihre Mitarbeiter war seit 1815 der Schlüssel<br />

zum Erfolg von Guabello. Unsere Handwerkskunst,<br />

die Generation für Generation<br />

überliefert wurde, wird weltweit geschätzt.<br />

Zudem haben wir uns auch immer auf<br />

die Weiterentwicklung unserer hochwertigen<br />

Stoffe konzentriert und sind besessen<br />

von dem Wunsch, ständige Innovatoren zu<br />

sein.<br />

Welche Grundmaterialien benötigt man,<br />

um einen besonders hochwertigen Stoff<br />

herzustellen?<br />

Unsere Stoffkollektion umfasst Super 120,<br />

Super 130 und Super 150 Stoffe, die aus<br />

Virgin Australian Merino Wolle hergestellt<br />

werden und sich mit den feinsten Fasern<br />

wie Leinen und Seide mischen – ohne<br />

Kompromisse bei der Qualität.<br />

Wie kreieren Sie die Farben für Ihre Stoffkollektionen?<br />

Die Farben werden von Guabello exklusiv<br />

und kundenspezifisch kreiert, so erhalten<br />

wir immer neue und einprägsame Kombinationen.<br />

Von der Rohwolle bis zum<br />

fertigen Gewebe können wir uns auf eine<br />

vollständig integrierte Lieferkette verlassen,<br />

damit können wir jeden Aspekt der Produktion<br />

genauestens steuern – je nachdem, was<br />

wir erreichen wollen. Unser Know-how<br />

ermöglicht eine unglaubliche Fülle von<br />

Nachhaltigkeit ist hier ein wichtiger<br />

Schlüssel und das Verantwortungsgefühl,<br />

das wir gegenüber unseren Kunden, den<br />

Menschen, mit denen wir arbeiten, und für<br />

uns selbst haben. Die Zertifizierung nach<br />

ISO 14001 belegt Werte wie Rückverfolgbarkeit<br />

und ökologische sowie soziale Nachhaltigkeit.<br />

Die Stoffe für die neue <strong>BOLD</strong> THE<br />

MAGAZINE by CG – Club of Gents<br />

Kollektion kommen von Guabello. Was<br />

können Sie uns hierzu sagen?<br />

Den Stoff für die <strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE<br />

by CG – Club of Gents Kollektion nennen<br />

wir „Motion“. Der Begriff steht für eine<br />

besondere Guabello Web- und Veredelungstechnik<br />

aus Biella, die das natürliche<br />

Dehnungsmerkmal in reine 120er Virgin<br />

Merinowolle einfügt und damit einen<br />

extrem angenehmen Tragekomfort und eine<br />

ausgezeichnete Faltenverjüngung ermöglicht.<br />

Ein natürlicher Stretch-Performance-<br />

Stoff: sehr modern, modisch und perfekt,<br />

um sich jederzeit und überall großartig<br />

zu fühlen. Sie werden keinen bequemeren<br />

Anzug finden.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.guabello.it<br />

www.cg.fashion


THE <strong>BOLD</strong><br />

COLLECTION<br />

FASHION<br />

FOTOGRAF: C. PAUL<br />

Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Hut:<br />

Stetson<br />

Assistenz: A. Krufczik | Styling: Z. Khawary<br />

Make-Up & Hair: S. Jäger | Location: Bridge Studios<br />

Papis Loveday (Management: K. K. Grüske)


Outfits:<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Hut:<br />

Stetson<br />

Schuhe:<br />

Floris van Bommel


Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE Collection<br />

by CG – Club of Gents


Outfits:<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Gürtel:<br />

Hermès<br />

Schuhe:<br />

Floris van Bommel


Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Hut:<br />

Stetson


Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Gürtel:<br />

Hermès<br />

Schuhe:<br />

Floris van Bommel<br />

Tasche:<br />

Serapian Milano


42 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL MIKE TYSON<br />

MIKE TYSON<br />

EXKLUSIV<br />

IM <strong>INTERVIEW</strong><br />

<strong>INTERVIEW</strong> & AUTOR: R. LEO<br />

Ein Haudrauf der besonderen Art war<br />

Mike Tyson (51) schon immer. Der jüngste<br />

Boxweltmeister aller Zeiten prügelte seine<br />

Gegner reihenweise aus dem Ring und<br />

verdiente mehr Geld als jeder andere<br />

Sportler seiner Generation. Im Privatleben<br />

hingegen beförderte sich „Iron Mike“ mit<br />

steter regelmäßig selbst auf die Bretter. Er<br />

brummte Gefängnisstrafen wegen Vergewaltigung<br />

und Körperverletzung ab, verjubelte<br />

sein 300-Millionen-Dollar-Vermögen<br />

und musste 2003 Insolvenz anmelden.<br />

2012 kehrte der in ärmsten Verhältnissen<br />

aufgewachsene Tyson zurück ins Rampenlicht<br />

– als Alleinunterhalter einer Comedy-<br />

Show, in der er sein turbulentes Leben auf<br />

die Schippe nimmt. Nach erfolgreichen<br />

Tourneen in Amerika tritt er damit nun<br />

auch in Deutschland auf. Beim Treffen<br />

mit <strong>BOLD</strong> ruht der ehemals so Unkontrollierte<br />

auf dem Ledersofa eines Nobel-<br />

Hotels in Berlin. Er wirkt gelöst. Die Aura<br />

der Unberechenbarkeit ist einer Sanftmütigkeit<br />

gewichen, der ewige Krieger ist<br />

geläutert. Nur die Maori-Tätowierungen<br />

erinnern noch an seine bissigen Zeiten. „Das<br />

Tier in mir ruht“, stellt Tyson dann auch<br />

gleich zu Beginn des Gesprächs klar, als<br />

wolle er sein Gegenüber beschwichtigen.<br />

Mr. Tyson, hinter jedem Erfolgsmenschen<br />

steckt ein Mentor. Ihr Lehrmeister hieß<br />

Cus D’Amato. Ihm haben Sie Ihr neues<br />

Buch „Eiserner Wille“ gewidmet. Eine<br />

biografische Underdog-Story – alternder<br />

Box-Trainer trifft 13-jährigen Straßenjungen<br />

und baut ihn zum Champion auf.<br />

Haben Sie sich oft gefragt, wie Ihr Leben<br />

ohne D’Amato verlaufen wäre?<br />

Ich wäre wahrscheinlich Mitglied in einer<br />

Straßengang geworden. Ganz sicher hätte<br />

ich noch vor meinem zwanzigsten Lebensjahr<br />

ins Gras gebissen. Cus bewahrte mich<br />

vor diesem Schicksal. Er war ja nicht nur<br />

mein Trainer, er war für mich der Vater, den<br />

ich nie hatte. Bevor ich Cus traf, hatte ich<br />

einen schweren Minderwertigkeitskomplex.<br />

Er war es, der mir einbläute, dass ich besser<br />

sei als alle anderen. Cus erklärte mir immer<br />

wieder, ich sei ein Gott. Er bejubelte mich<br />

und brach mich danach wieder. Das war<br />

seine Taktik, um mich zu motivieren.<br />

Sie beschreiben in dem Buch auch, wie er<br />

Sie mit der Aussicht auf Ruhm und Geld<br />

zu Höchstleistungen anspornte.<br />

Ich lebte bis zu meinen ersten Profi-<br />

Kämpfen von der Hand in den Mund. Als<br />

meine Mutter starb, war ich sechzehn und<br />

hatte nicht einmal genug Geld, um einen<br />

Sarg für sie zu kaufen. Nach ihrer Beerdigung<br />

bin ich los und brach in Häuser ein.<br />

Cus wusste, wie er mich packen konnte,<br />

wenn ich wieder kurz davor war, in alte<br />

Gewohnheiten abzugleiten und Mist zu<br />

bauen. Wir haben zusammen geträumt,<br />

genug Geld zu haben, um Villen zu kaufen,<br />

und dass dann alle mit offenem Mund<br />

dastehen würden.<br />

Stattdessen starb D’Amato 1985 mit 77<br />

Jahren, noch bevor Sie zum ersten Mal<br />

Champion wurden. Stimmt es, dass er<br />

Ihren Aufstieg genauso vorhergesehen<br />

hatte, wie die vielen Dramen später in<br />

Ihrem Leben und Ihre Insolvenz 2003?<br />

Genau so war es. Nach meiner zweiten<br />

Scheidung hatte ich plötzlich über 30 Millionen<br />

Dollar Schulden, und das, nachdem<br />

ich 300 Millionen verschleudert hatte.<br />

2003 habe ich Konkurs angemeldet, ich war<br />

völlig pleite, aber dann bekam ich plötzlich<br />

eine Rendite von 250.000 Dollar aus<br />

einer Kapitalanlage, die Cus vor seinem<br />

Tod mit seinen letzten 500 Dollar angelegt<br />

hatte. „Für den Fall, dass der Junge es nicht<br />

schaffen sollte.“ Ich bin in Tränen ausgebro-


MIKE TYSON<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 43<br />

chen, ich hatte mein Leben ruiniert, doch er<br />

hatte das vorausgesehen, und noch aus dem<br />

Grab sorgte er für mich. Das hat mir wieder<br />

Hoffnung gegeben und mich wieder auf die<br />

Beine gebracht.<br />

Mr. Tyson, mit Verlaub: Ihre Insolvenz ist<br />

ebenso legendär wie Ihre Boxer-Karriere.<br />

Kaum ein Sportler vor Ihnen hat sein<br />

Vermögen so hemmungslos verprasst.<br />

In Ihren Villen hielten Sie sich Tiger in<br />

einem Privatzoo, Ihr Fuhrpark umfasste<br />

über 60 Luxus-Autos. Bereuen Sie, wie Sie<br />

mit Ihrem Geld umgegangen sind?<br />

Was ich alles erlebt und mitgemacht habe,<br />

ist nur schwer zu überbieten. In meinen 50<br />

Jahren habe ich bestimmt zehn Leben gelebt.<br />

Ich habe mein Geld für Autos, Prostituierte,<br />

Villen und Schmuck rausgehauen, als wenn<br />

es kein Morgen mehr gäbe. Trotzdem fällt es<br />

mir schwer, all das zu bereuen. Ich wusste es<br />

damals einfach nicht besser. Ich war jung,<br />

dumm und steinreich.<br />

Ihr Boxer-Kollege George Foreman<br />

musste 1980 Konkurs anmelden. Er<br />

meinte danach, es gäbe für einem Mann<br />

nichts Schlimmeres als eine Pleite. Nichts<br />

wäre furchteinflößender und erniedrigender.<br />

Stimmen Sie dem zu?<br />

Nein. Es gibt schlimmere Dinge, die einen<br />

Mann zustoßen können, als Pleite zu gehen.<br />

Ich weiß noch, wie es sich anfühlte als<br />

meine Tochter Exodus 2009 mit vier Jahren<br />

gestorben ist. Sie wurde durch ein Kabel<br />

eines Laufbandes stranguliert. Ich war am<br />

Boden zerstört. In solch einem Moment<br />

verliert alles andere seine Bedeutung. Kein<br />

Geld der Welt hätte mir meine Tochter<br />

zurückgebracht. Obwohl ich in armen<br />

Verhältnissen aufgewachsen bin, hatte Geld<br />

für mich schon immer eher einen symbolischen<br />

als einen materiellen Wert. Ich war<br />

lange Zeit ein sehr wütender Mensch, und<br />

Geld half mir dabei, meinen Hass auf die<br />

Welt und auf mich selbst zu unterdrücken.<br />

Je reicher ich wurde, desto mehr verlor ich<br />

das Interesse an Geld. Es war einfach da<br />

und im nächsten Moment wieder weg.<br />

Sie haben zehn Jahre gebraucht, um aus<br />

der Insolvenz wieder herauszukommen.<br />

Das war zweifelsohne ein steiniger Weg,<br />

aber ich bin ihn gegangen. Ich drehte Filme<br />

und trat in Werbespots auf. Meine Kinder<br />

und meine jetzige Frau Kiki gaben mir die<br />

nötige Kraft, mich wieder hochzuarbeiten.<br />

Warum sind Sie nicht einfach wieder in<br />

den Ring gestiegen? Sie hätten es George<br />

Foreman gleichtun können, der nach<br />

zehnjähriger Ringpause erst einmal<br />

reihenweise Fallobst boxte, ehe er mit 45<br />

Jahren noch einmal Weltmeister wurde<br />

und dadurch dreistellige Millionensummen<br />

verdiente.<br />

Für kein Geld der Welt wäre ich wieder in<br />

den Ring gestiegen.<br />

Das haben Ihre Vorgänger auch fast alle<br />

geschworen …<br />

Und sich nicht daran gehalten. Obwohl es<br />

der ein oder andere besser dabei belassen<br />

ICH HASSE BOXEN,<br />

WEIL ES EINEN<br />

SCHLECHTEN MENSCHEN<br />

AUS MIR GEMACHT HAT.<br />

hätte. Für mich stand fest: Ich werde<br />

niemals zurückkehren. Ich hasse Boxen,<br />

weil es einen schlechten Menschen aus mir<br />

gemacht hat.<br />

Als Sie Ihren ersten Titel gewannen, sind<br />

Sie mit dem Siegergürtel durch Ihr altes<br />

Viertel in Brownsville, Brooklyn gelaufen<br />

– jeder sollte sehen, was für ein Gewinner<br />

Sie sind. Der kleine Mike, der 38 Mal<br />

verhaftet wurde, bevor er überhaupt die<br />

Pubertät erreicht hatte, war plötzlich wer.<br />

Ein Champion. Und ein reicher Mann.<br />

Was war das für ein Gefühl, plötzlich alle<br />

Geldsorgen los zu?<br />

Ich fühlte mich wie der König der Welt. Die<br />

erste Million hat mein Leben verändert.<br />

Plötzlich wohnte ich in einer der Villen,<br />

von denen Cus und ich in den Jahren zuvor<br />

geträumt hatten. Es war ein einziger


44 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL MIKE TYSON<br />

Rausch. Wie in einem Film. Ich dachte, ich<br />

habe es geschafft. Doch Geld bringt leider<br />

auch das Schlechte im Menschen zum<br />

Vorschein. Erst recht, wenn man berühmt<br />

ist. Ich wurde ein richtiges Arschloch. Ich<br />

war niemals verrückt nach Geld. Aber das<br />

Geld hat mich verrückt gemacht.<br />

Für welche verrückten Dinge haben Sie<br />

Ihr Geld besonders gern ausgegeben?<br />

Für Autos. Ich weiß noch, wie ich im<br />

Frühjahr 1986 James Smith besiegte und<br />

WBA-Champion wurde. Ich war 20 und<br />

wollte mir unbedingt einen Rolls Royce<br />

anschaffen. Ich hatte die Kaufpapiere des<br />

Rolls Royce Händlers schon vorliegen.<br />

Aber mein damaliger Manager meinte:<br />

„Was willst du mit einem Auto, wenn du<br />

nicht mal fahren darfst? Warte, bis du 21<br />

bist.“ Also stand ich am 30. Juni, meinem<br />

Geburtstag, pünktlich um 10 Uhr morgens<br />

beim Händler auf der Matte und kaufte<br />

mir mein Traumauto: einen blauen Rolls<br />

Royce Silver Spur für 119.500 Dollar. Ich<br />

habe wirklich eine Menge Geld zum Fenster<br />

hinausgeworfen, aber diesen Kauf werde ich<br />

niemals bereuen. Ein Jahr später holte ich<br />

mir gegen Tony Tucker den IBF-Titel und<br />

belohnte mich dafür mit einem Rolls-Royce<br />

Corniche. Der kostete dann schon 165.000<br />

Dollar. Irgendwie musste ich das Geld ja<br />

loswerden. (lacht)<br />

Unter den Sportler-Pleitiers befinden sich<br />

auffallend viele Boxer. Haben Sie dafür<br />

eine Erklärung?<br />

Zunächst mal, weil sie ungebildet sind.<br />

Boxer kommen nun mal nicht von der<br />

Universität. Boxen ist so ziemlich die<br />

einzige Sportart, in der es ein Ghetto-Kind<br />

aus Brownsville, Brooklyn zum Multi-<br />

Millionär schaffen kann. Dafür ist Talent<br />

erforderlich. Talent macht dich reich, aber<br />

es macht dich nicht klug. Als Boxer musst<br />

du dich in einem Raum voller Geschäftsleute<br />

genauso souverän bewegen können,<br />

wie im Boxring. Sonst wirst du abgezockt.<br />

Berater, Manager, Promoter, alle sind sie<br />

hinter deinem Geld her. Während du<br />

deine Birne im Ring hinhältst, sahnen<br />

sie ab. Der zweite Punkt ist die Vorsorge.<br />

Damit haben es die Boxer nicht so, die<br />

meisten denken nur von Kampf zu Kampf,<br />

dabei ist es extrem wichtig, sein Geld für<br />

sich arbeiten zu lassen. Das habe ich damals<br />

nicht kapiert.<br />

Auch an Ihnen haben sich etliche<br />

Promoter und Berater eine goldene Nase<br />

verdient – weil Sie zu oft den falschen<br />

Leuten vertraut haben?<br />

Absolut, aber das ist ein generelles Problem<br />

bei Profisportlern. Wir schenken Managern<br />

und Beratern zu früh unser Vertrauen.<br />

Dabei ist Vertrauen etwas, das man sich<br />

verdienen muss. Ich hatte Finanz-berater,<br />

die mir gezeigt haben, wie ich Geld steuersparend<br />

ausgebe, aber nicht, wie man Geld<br />

vernünftig investiert und nachhaltig anlegt.<br />

Welche Lehren haben Sie aus dieser<br />

Erfahrung gezogen? Vertraue niemals<br />

einem Berater und nimm deine Geldanlage<br />

selbst in die Hand?<br />

Nein, dafür kenne ich mich noch immer<br />

nicht gut genug mit der Materie aus. Ich<br />

habe Finanzexperten, die für mich arbeiten.<br />

Aber ich bin misstrauischer geworden. Um<br />

meine Bankangelegenheiten kümmert sich<br />

meine Frau Kiki. Sie schaut auch den Beratern<br />

auf die Finger. Ich will genau wissen,<br />

wie und wo mein Geld angelegt wird.<br />

In welchen Bereichen investieren Sie<br />

heute? Aktien und Immobilien, statt<br />

Autos und Pelzmäntel?<br />

Richtig. Ich habe einen Teil meines Vermögens<br />

in Immobilien investiert, weil die<br />

Mieten ein wiederkehrendes Einkommen<br />

sichern. Außerdem steckt mein Geld in<br />

US-Staatsanleihen und in Aktien, sowohl in<br />

Fonds als auch in Einzelwertpapieren. Aber<br />

nur Blue Chips, keine Zocker-Papiere. Ich<br />

bin ein konservativer Anleger und bevorzuge<br />

defensive Aktien. Ich halte es da mit<br />

Warren Buffett: Kaufe nur, was du verstehst.<br />

In meinem Portfolio befinden sich solide<br />

Firmen, die seit Jahren verlässliche Dividenden<br />

zahlen. Coca Cola, McDonalds,<br />

American Express. Nichts Riskantes also,<br />

ich möchte ja nicht wieder pleite gehen.<br />

(lacht)<br />

Sie klingen sehr souverän. Gibt es eigentlich<br />

Parallelen zwischen der Börse und<br />

dem Boxen?<br />

Ich finde schon. Sowohl an der Börse wie<br />

beim Boxen gilt: Bewahre Ruhe, analysiere<br />

die Situation und schlage zu, wenn die Gelegenheit<br />

günstig ist.<br />

In letzter Zeit kursieren wieder Gerüchte,<br />

wonach Sie erneut in finanzielle Schieflage<br />

geraten sein sollen. Verschiedene


MIKE TYSON<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 45<br />

US-Medien berichten, dass Sie ganz dringend<br />

Geld benötigen, um die Alimente für<br />

Ihre Kinder zu zahlen.<br />

Welcher Vater von acht Kindern benötigt<br />

kein Geld? (lacht) Aber Pleite? Nein, pleite<br />

bin ich nicht. Mit dem Chaos bin ich durch.<br />

Was ich verdiene, reicht aus, um meiner<br />

Familie und mir einen vernünftigen Lebensstandard<br />

zu sichern. Ich arbeite nach wie<br />

vor hart für mein Geld, aber diesmal werde<br />

ich darauf achten, es auch zu behalten. Ich<br />

kann mich jetzt nicht beschweren, mein<br />

Leben ist auf dem richtigen Weg. Sie sehen<br />

doch, wie die Menschen sich nach mir<br />

reißen. Das fühlt sich gut an. Ich hätte das<br />

niemals für möglich gehalten.<br />

Sie spielen auf Ihre zweite Karriere als<br />

Comedian an. Sie haben sogar eine eigene<br />

One Man Show in Las Vegas, mit der Sie<br />

mehrmals in der Woche auftreten. Worum<br />

geht es in „The Undisputed Truth“?<br />

Boxhandschuh werden Ihre Fans mit<br />

satten 345 Dollar zur Kasse gebeten. Im<br />

Frühjahr werden Sie mit „The Undisputed<br />

Truth“ auch in Deutschland auftreten.<br />

Die Kartenpreise beginnen bei 89 Euro<br />

für die einfachen Shows in Kinosälen<br />

und gehen hoch bis über 800 Euro für ein<br />

Galadinner mit Ihnen, wie es in München<br />

und Dresden vorgesehen ist. Sind die<br />

Leute wirklich bereit, solche Preise zu<br />

zahlen?<br />

Und ob – ohne mit der Wimper zu zucken!<br />

In Europa ist der Zulauf noch viel größer als<br />

Ja, das stimmt. Der Film über mein Leben<br />

wird kommen. Jamie Foxx hat bereits unterschrieben.<br />

Er will mich unbedingt spielen.<br />

Wahrscheinlich spekuliert er auf einen<br />

Oscar. (lacht) Das Drehbuch stammt von<br />

Terence Winter, dem Autor von „The Wolf<br />

of Wall Street“ und wenn alles gut geht,<br />

wird Martin Scorsese Regie führen, was<br />

eine große Ehre für mich wäre. Es ist aber<br />

noch kein Drehbeginn angesetzt, auch<br />

müssen wir warten, bis Martin Zeit für<br />

das Projekt hat. Sobald die letzten Details<br />

geklärt sind und Scorsese grünes Licht gibt,<br />

kann’s ganz schnell gehen.<br />

ICH BIN HEILFROH,<br />

EIN ANDERER MENSCH ZU SEIN.<br />

DAS TIER IN MIR<br />

IST NUN GEBÄNDIGT.<br />

Bei meiner Show im MGM Grand Hotel in<br />

Las Vegas halte ich einen Monolog; darin<br />

erzähle ich Anekdoten aus meinem Leben.<br />

Ich mag das Gefühl, wenn ich sehe, dass<br />

die Leute fasziniert davon sind. Ich bin<br />

Entertainer, ein Bühnentier, nicht wenige<br />

vergleichen mich sogar mit Eddie Murphy,<br />

einem, der die Menschen unterhält, der<br />

im Showbusiness ist. Ich bin nicht mehr<br />

das Biest, das anderen Angst macht. Und<br />

die Leute lieben den neuen Mike Tyson.<br />

Vielleicht, weil ich immer authentisch<br />

geblieben bin.<br />

Günstig zu haben sind Sie jedenfalls<br />

noch immer nicht: Für einen signierten<br />

in Amerika. Die Menschen in Deutschland<br />

haben mich schon immer verehrt. Es ist<br />

einfach verrückt. Ich habe immer geglaubt,<br />

ein übler Kerl zu sein, der es nicht schafft,<br />

sich aus dem ganzen Desaster zu befreien.<br />

Doch ich habe wieder festen Boden unter<br />

den Füßen. Ich mache gutes Geld auch mit<br />

vielen anderen Dingen.<br />

Zum Beispiel mit der Schauspielerei. Ihre<br />

Gastauftritte in den „Hangover“-Filmen<br />

sind mittlerweile Kult. Es heißt, Hollywood<br />

möchte Ihr Leben verfilmen. Wie ist<br />

da der Stand der Dinge, können Sie uns<br />

schon mehr verraten?<br />

Was wünschen Sie sich?<br />

Gesundheit und Glück für meine Familie<br />

und mich. Ich möchte, dass meine Kinder<br />

zu respektvollen Menschen aufwachsen<br />

und sie stolz auf ihren alten Herren sein<br />

können. Nicht wegen meiner Vergangenheit,<br />

sondern wegen der Person, die ich heute<br />

bin. Ich habe dem Alkohol und dem Kokain<br />

abgeschworen. Ich trinke nicht mehr und<br />

versuche, ein guter Ehemann und Vater zu<br />

sein. Dafür rackere ich mir gerne den Allerwertesten<br />

ab. Ich bin heilfroh, ein anderer<br />

Mensch geworden zu sein. Das Tier in mir<br />

ist nun gebändigt.


EVA GREEN<br />

FEMME FATALE<br />

<strong>INTERVIEW</strong> & AUTOR: J. FINK<br />

Wenn im Kino von geheimnisvollen, erotischen und vielleicht sogar gefährlichen<br />

Frauen erzählt wird, dann ist Eva Green meistens nicht weit. Ob als<br />

Bondgirl oder in den Filmen von Tim Burton, als Serienheldin in „Penny<br />

Dreadful“ oder in kleinen Independent-Produktionen – die Französin<br />

ist immer zur Stelle, wenn eine Femme fatale gefragt ist. Roman Polanskis<br />

Romanverfilmung „Nach einer wahren Geschichte“, in der sie es mit Emmanuelle<br />

Seigner zu tun bekommt, ist da keine Ausnahme.


48 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL EVA GREEN


EVA GREEN<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 49<br />

Das Image der undurchschaubaren<br />

Verführerin haftet Eva Green schon seit<br />

ihrem allerersten Film an. Mit Anfang<br />

20 entdeckte der legendäre italienische<br />

Regisseur Bernardo Bertolucci die<br />

Tochter einer französischen Schauspielerin<br />

und eines schwedischen Zahnarztes,<br />

die in London und New York<br />

studierte und zunächst in Paris Theater<br />

spielte, für seinen Film „Die Träumer“.<br />

Ein französisches Zwillingspaar und<br />

ein amerikanischer Austauschstudent<br />

diskutieren über Filme und lümmeln<br />

bevorzugt nackt in ihrer Wohnung<br />

herum, während draußen vorm Fenster<br />

die Studentenrevolte von 1968 beginnt<br />

– das war genau der Stoff, um eine<br />

unbekannte Darstellerin über Nacht<br />

zum intellektuellen Sexsymbol für all<br />

diejenigen zu machen, die eher auf<br />

mysteriös und ein wenig düster stehen<br />

als auf blonde Hollywood-Barbies.<br />

Die Traumfabrik klopfte dann natürlich<br />

trotzdem bald bei Green an. Für Ridley<br />

Scott stand sie neben Orlando Bloom<br />

in Ridley Scotts historisch-epochalem<br />

Abenteuerfilm „Königreich der<br />

Himmel“ vor der Kamera, in dem sie als<br />

Königsschwester eine verbotene Liebschaft<br />

mit dem jungen Helden beginnt.<br />

Kein Film, an den man sich heute noch<br />

groß erinnern würde, außer vielleicht<br />

an Greens dunkles Augen-Make-up,<br />

das seither zu einer Art Markenzeichen<br />

wurde. Gleich mit der nächsten Rolle<br />

allerdings wurde die Nichte des österreichischen<br />

Kameramanns Christian<br />

Berger (der regelmäßig mit Michael<br />

Haneke dreht) dann allerdings endgültig<br />

zum Star: Nur wenige Tage vor Drehbeginn<br />

wurde sie als Vesper Lynd in<br />

„Casino Royale“ besetzt – und trug an<br />

der Seite von Daniel Craig entschieden<br />

dazu bei, eine ganz neue James Bond-<br />

Ära einzuläuten. Nicht wenigen Fans<br />

gilt die Figur als faszinierendstes Bond-<br />

Girl aller Zeiten. Kein Wunder, dass 007<br />

auch drei Filme später noch nicht über<br />

sie hinweggekommen ist.<br />

Im Mainstream-Kino, so gibt Green zu<br />

Protokoll, gab es danach – von einem<br />

Auftritt als Hexenkönigin in „Der<br />

Goldene Kompass“ abgesehen – für<br />

sie erst einmal nichts mehr zu holen:<br />

„Alles, was mir angeboten wurde, waren<br />

langweilige Rollen als verführerische<br />

Schönheit.“ Stattdessen kehrte sie<br />

nach Europa zurück und drehte unter<br />

anderem abgründige Science Fiction-<br />

Dramen wie „Perfect Sense“ mit Ewan<br />

McGregor oder „Womb“ (gedreht auf<br />

Sylt und in Sankt Peter-Ording). Nur<br />

in ihrer französischen Heimat fasste sie<br />

erst einmal nicht mehr wirklich Fuß:<br />

„Scheinbar haben meine Landsleute<br />

das Gefühl, ich sei bewusst aus Frankreich<br />

geflüchtet und würde dort gar<br />

nicht arbeiten wollen. Dabei ist wirklich<br />

das Gegenteil der Fall. Schon allein,<br />

weil Französisch meine Muttersprache<br />

ist und mir eigentlich leichter fällt als<br />

Englisch.“<br />

Nach zwei Nebenrollen in Tim Burtons<br />

Filmen „Dark Shadows“ und „Die Insel<br />

der besonderen Kinder“, zwei Staffeln<br />

der Horrorserie „Penny Dreadful“ (die<br />

ihr eine Nominierung für den Golden


50 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL EVA GREEN<br />

Globe einbrachte) und jeder Menge Sex<br />

und Action in „Sin City 2: A Dame to<br />

Kill For“ oder „300: Rise of an Empire“<br />

hat es nun aber doch noch geklappt mit<br />

der Rückkehr ins französische Kino.<br />

Auf Anraten seiner Frau Emmanuelle<br />

Seigner besetzte Roman Polanski Green<br />

in seinem neuen Thriller „Nach einer<br />

wahren Geschichte“, zu dessen Weltpremiere<br />

wir die Schauspielerin beim Filmfestival<br />

in Cannes interviewten. Darin<br />

darf die 37-jährige ganz ihrem Image<br />

entsprechend mal wieder das machen,<br />

wofür sie berühmt geworden ist: ihr<br />

Gegenüber um den Verstand bringen,<br />

ohne sich dabei auch nur im Geringsten<br />

in die Karten gucken zu lassen.<br />

In der Verfilmung des gleichnamigen<br />

Romans von Delphine de Vigan<br />

erzählt Polanski von einer erfolgreichen<br />

Schriftstellerin gleichen Namens<br />

(Seigner), die nach dem Erfolg ihres<br />

autobiografischen Enthüllungsbuches<br />

in eine Schaffenskrise gerät. Das scheint<br />

sich zu ändern, als sie die Bekanntschaft<br />

der mysteriösen Elle (Green) macht.<br />

Allerdings drängt die sich schnell unerwartet<br />

forsch in Delphines Leben. Dass<br />

diese Frauenfreundschaft zwischen<br />

Stalking und Doppelgängertum<br />

abwechselnd ins Erotische und Bedrohliche<br />

kippt, versteht sich von selbst.<br />

So überzeugend Green auch in „Nach<br />

einer wahren Geschichte“ wieder<br />

die alles andere als harmlose Schönheit<br />

verkörpert: Die Zeiten, in denen<br />

sie sogar in Interviews damit kokettierte,<br />

sich privat für ausgestopfte<br />

Tiere, Totenschädel und Insekten zu<br />

interessieren, sind lange vorbei. Auch<br />

als Schauspielerin will sie sich künftig<br />

von einer anderen Seite präsentieren.<br />

In „Euphoria“ spielt sie in einer hochdramatischen<br />

Geschichte die Schwester<br />

von Alicia Vikander, und in Tim<br />

Burtons Version des Disney-Klassikers<br />

„Dumbo“, die 2019 ins Kino kommen<br />

wird, gibt sie sich kinderfreundlich wie<br />

nie. Und aktuell steht sie – zusammen<br />

mit Lars Eidinger – für den Film<br />

„Proxima“ sogar als Astronautin vor<br />

der Kamera.<br />

Miss Green, was brauchte es, um Sie<br />

für „Nach einer wahren Geschichte“<br />

endlich einmal wieder zurück nach<br />

Frankreich zu holen?<br />

Zu einem großen Teil ist das natürlich<br />

Roman Polanski zu verdanken. Er ist<br />

einfach eine Ikone unter den Regisseuren,<br />

das reizte mich als Schauspielerin. Die<br />

Geschichte dieser obsessiven Frauenbeziehung<br />

fand ich allerdings auch höchst<br />

interessant – und sehr Polanski-typisch.<br />

Und vor allem hatte ich große Lust, in<br />

diese seltsame, schwer ergründbare<br />

Realität meiner Figur abzutauchen.<br />

Macht es für Sie eigentlich einen Unterschied,<br />

ob Sie auf Englisch oder auf<br />

Französisch drehen?<br />

Interessanterweise fühlt es sich tatsächlich<br />

ein bisschen anders an. Fast ist es<br />

so, als würden unterschiedliche Seiten<br />

meiner Persönlichkeit zutage treten, je<br />

nachdem, welche Sprache ich spreche.<br />

Das hört man schon an meiner Stimme:<br />

Auf Englisch ist die ohne Frage ein bisschen<br />

dunkler und tiefer.<br />

Sie gelten ja schon lange als eine der<br />

taffsten Frauen, die es auf der Leinwand<br />

dieser Tage zu sehen gibt. Wie<br />

kam es eigentlich dazu?<br />

Ich hatte mir am Anfang meiner Karriere<br />

nicht vorgenommen, Actionheldin zu<br />

werden. Aber als Schauspieler ergreift<br />

man die Gelegenheiten beim Schopf, die<br />

sich bieten. Also, anders gesagt: Es hat<br />

sich halt so ergeben. Wobei ich auch<br />

zugeben muss, dass es sehr viel Spaß<br />

macht, starke Frauen zu spielen.<br />

Haben Sie nicht manchmal die<br />

Befürchtung, dass Sie da auf einen<br />

bestimmten Typ Frau festgelegt sind<br />

und man Ihnen gar nichts anderes<br />

mehr zutraut?<br />

Diese Gefahr sehe ich natürlich, da<br />

mache ich mir nichts vor. Wir wissen<br />

ja alle, wie die Filmbranche funktioniert:<br />

Ehe man sich versieht, steckt man<br />

in irgendeiner Schublade und kommt<br />

da nicht mehr raus. Aber ich tue mein<br />

Bestes – und habe auch nicht den<br />

Eindruck, dass ich immer wieder das<br />

Gleiche spiele. Selbst wenn die Frauen<br />

oft hart im Nehmen sind.<br />

Entspricht das Ihrer Persönlichkeit,<br />

sind Sie auch so stark und selbstbewusst?<br />

Nein, im Gegenteil. Deswegen fühle


EVA GREEN<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 51


Fotos: Carole Bethuel / Studiocanal GmbH<br />

52 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL EVA GREEN


EVA GREEN<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 53<br />

ich mich von solchen Rollen wahrscheinlich<br />

besonders angezogen. Im wahren<br />

Leben bin ich ziemlich schüchtern und<br />

nicht annähernd so mutig. Einige der<br />

sehr viel verletzlicheren Figuren, die ich<br />

auch schon gespielt habe, sind mir viel<br />

näher.<br />

Leben Sie in all den Bösewicht- und<br />

Femme Fatale-Rollen womöglich eine<br />

unterdrückte Seite an sich aus?<br />

Haha, nein, das wäre sicher etwas übertrieben<br />

zu behaupten. (lacht) Und viel<br />

zu tiefgründig! Ich lasse da einfach nur<br />

meine Phantasie ins Spiel kommen. Wem<br />

würde es keinen Spaß machen, seinem<br />

Gegenüber mal in den Hintern zu treten?<br />

Das ist doch befreiend. Und welches<br />

Mädchen träumt nicht davon, auch mal<br />

die fiese Bitch zu sein, nur für einen<br />

kurzen Moment? Ich sehe das alles mit<br />

viel Humor und Leichtigkeit.<br />

Wir dachten schon, Ihre Filme seien für<br />

Sie ein Therapieersatz ...<br />

Wenn ich eine Therapie will, gehe ich<br />

zum Psychiater. Vielleicht kann der mir<br />

dann auch mal genau erklären, warum<br />

ich all diese Rollen wirklich spiele!<br />

(lacht)<br />

Sie lernen doch aber sicher ab und zu<br />

Männer kennen, die dank Ihrer Filme<br />

Angst vor Ihnen haben, oder?<br />

Leute kennen lerne, sagen die: Wie, das<br />

ist alles? Weil sie sich wundern, dass ich<br />

gar nicht so fies und dominant bin, wie<br />

sie es im Kino gesehen haben.<br />

Stören Sie sich an diesem Image der<br />

Femme Fatale, der düsteren Gothic-<br />

Diva?<br />

Wenn ich mich daran stören würde,<br />

würde ich wahrscheinlich die ganze Zeit<br />

nur noch pinke Kleider tragen ...<br />

... statt des üblichen Schwarz, in dem<br />

man Sie meistens sieht.<br />

Ich mag die Farbe nun einmal sehr. Und<br />

Schwarz ist so schön unkompliziert. Da<br />

muss ich mir nicht so viele Gedanken<br />

machen, das passt immer. Wenn man<br />

mir deswegen ein bestimmtes Image<br />

anhängt, ist mir das ziemlich egal. Aber<br />

wenn es Sie beruhigt: Meine Wohnung<br />

ist weder ein Gruselkabinett noch eine<br />

Folterkammer. Ich würde vielleicht nicht<br />

unbedingt sagen, dass ich vollkommen<br />

normal oder unkompliziert bin. Aber ich<br />

bin auch nicht durchgeknallter und seltsamer<br />

als viele andere Menschen. Und<br />

das dunkle Make-up, das ich auf dem<br />

roten Teppich gern trage, ist sicherlich<br />

nichts anderes als mein Schutzpanzer,<br />

hinter dem ich meine Schüchternheit<br />

verstecke.<br />

Ach Quatsch ... Zumindest habe ich es<br />

noch nicht mitbekommen. Eigentlich ist<br />

es eher andersherum. Wenn ich neue<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.studiocanal.de


Foto: BMW Group


CHRISTIAN BAUER<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 55<br />

GESTALTUNG<br />

HEISST<br />

VERÄNDERUNG<br />

DESIGNER CHRISTIAN BAUER<br />

IM GESPRÄCH<br />

<strong>INTERVIEW</strong>: M. MAI<br />

Christian Bauer leitet seit Juni 2017 den Bereich Interieurdesign bei MINI. Warum<br />

gerade Interieurdesign eine äußerst herausfordernde Disziplin ist, Automobildesign vor<br />

einem der vielleicht größten Paradigmenwechsel steht und welche Rolle MINI darin<br />

spielen wird, erläutert er im folgenden Interview.


56 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL CHRISTIAN BAUER<br />

Herr Bauer, warum wird man Automobildesigner?<br />

Der Beruf ist für mich Berufung und<br />

zugleich ein großes Privileg, weil wir als<br />

Designer die Welt ein bisschen schöner<br />

machen können. Bereits als Kind habe<br />

ich zwei Dinge geliebt: Autos und<br />

Zeichnen. Meine Matchbox-Sammlung<br />

war riesig. Auch hatte ich das Glück,<br />

immer von echten Fahrzeugen umgeben<br />

zu sein, da mein Vater viel an verschiedenen<br />

Modellen „schraubte“. Außerdem<br />

hat mir Zeichnen seit jeher viel Spaß<br />

gemacht. Die Kombination aus beiden<br />

Leidenschaften zum Beruf zu machen<br />

lag daher nahe, und die Möglichkeit, an<br />

der Hochschule in Pforzheim Transportation<br />

Design studieren zu können, war<br />

eine tolle Basis für den Einstieg in diesen<br />

Beruf.<br />

Was fasziniert Sie?<br />

Entwicklung, Zukunft – im Prinzip<br />

fasziniert mich alles Neue. Stillstand ist<br />

für mich schwer zu ertragen und führt<br />

meiner Meinung nach auch langfristig<br />

zu nichts Gutem. Weiterentwicklung ist<br />

etwas, wozu der Mensch geboren wurde<br />

– er tut es von Kindheit an. Und welche<br />

Freude das macht, zeigen mir meine<br />

eigenen Kinder immer wieder. Ihre<br />

Begeisterung, etwas Neues zu können<br />

oder zu verstehen, wird ehrlich und<br />

direkt mitgeteilt. Diese Freude an der<br />

eigenen positiven Entwicklung begeistert<br />

und fasziniert mich gleichermaßen. Auch<br />

ich fordere mich stets selbst heraus, um<br />

voranzukommen und Neues zu schaffen.<br />

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?<br />

Mich inspiriert Ungewöhnliches und<br />

Ungesehenes. Wenn jemand erfolgreich<br />

einen anderen Weg gegangen ist, führt<br />

mir das immer vor Augen, dass wir uns<br />

manchmal zu sehr an das Bekannte<br />

halten. Neue Wege setzen oft auch neue<br />

Standards. Es lohnt sich also, unbekannte<br />

Wege zu gehen, auch wenn viele Hindernisse<br />

umgangen werden müssen und Mut<br />

gefordert ist. Inspirierend finde ich auch<br />

Errungenschaften aus den unterschiedlichsten<br />

Disziplinen – von Architektur<br />

über Biologie oder Physik bis hin natürlich<br />

zu Design. Aktuell passiert sehr<br />

viel über Bereichsgrenzen hinaus, was<br />

großen Einfluss auf Design haben kann.<br />

So arbeiten Biologen mit Technikern an<br />

intelligenten Materialien. In Zukunft<br />

können beispielsweise Oberflächen wie<br />

Leder, Textil oder Holz mit Licht, Sound<br />

oder Bewegung kommunizieren. Funktionen<br />

und Bauteile werden verschmelzen<br />

und damit völlig neue Möglichkeiten<br />

eröffnen.<br />

Was ist für Sie gute Gestaltung?<br />

Für mich bezieht sich gutes Design immer<br />

auf das Umfeld, in dem es passiert, und<br />

dabei insbesondere auf die Person, auf<br />

die z. B. das Produkt zugeschnitten sein<br />

soll. Die Zeit prägt Sehgewohnheiten<br />

und damit den aktuellen Geschmack.<br />

Heute dominiert beispielsweise Klarheit<br />

das Design, da die Welt hochkomplex<br />

geworden ist und wir überfrachtet<br />

werden mit Eindrücken. Gutes Design<br />

muss jedoch nicht notwendigerweise den<br />

Zeitgeschmack widerspiegeln: Es existiert<br />

auch zeitloses Design. Alles in allem<br />

muss gutes Design meiner Meinung nach<br />

einen Mehrwert bieten – funktional wie<br />

emotional.<br />

Bei Automobildesign denken viele<br />

zunächst an das Exterieurdesign –<br />

warum nicht an das Interieur?<br />

Der erste Kontakt mit einem Fahrzeug<br />

geschieht über das Exterieur. Das ist<br />

das, was man zuerst sieht und woraus<br />

direkte Emotionen entstehen. Durch die<br />

Formgestaltung des Exterieurs werden<br />

dem Fahrzeug Attribute wie bspw.<br />

Kraft, Geschwindigkeit oder Agilität<br />

– in Summe ein eigener Charakter –<br />

zugewiesen. Und nicht selten wird das<br />

Produkt auch zum Statement, es repräsentiert<br />

den Status und Charakter des<br />

Fahrers. Das Exterieurdesign ist extrem<br />

wichtig. Was aber den Kunden auf lange<br />

Sicht hält – das wissen wir aus vielen<br />

Studien – ist das Interieur.<br />

Und worin liegt die Besonderheit des<br />

Interieurdesigns?<br />

Die eigentliche Feuerprobe durch die<br />

Kunden wartet im Interieur – und diese<br />

ist deutlich schwieriger zu bestehen.<br />

Wenn man sich im Fahrzeug nicht wohlfühlt,<br />

die Bedienung nicht versteht, die<br />

Materialien nicht mag oder die Verarbeitung<br />

miserabel findet, dann kauft man<br />

diese Marke mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

kein zweites Mal. Als Interieurdesigner<br />

muss man sich in zahlreichen Disziplinen<br />

zurechtfinden. Notwendig sind


CHRISTIAN BAUER<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 59<br />

Grundkenntnisse in Ergonomie, menschlichem<br />

Verhalten, Akustik, Bedienlogik<br />

und noch vielem mehr. Der Mensch darf<br />

beispielsweise nicht in seiner Bewegung<br />

eingeschränkt sein, muss gleichzeitig<br />

jedoch geführt und gehalten werden. Es<br />

darf ihn nichts blenden, und doch muss<br />

alles gut erkennbar sein. Und das alles<br />

nicht nur in einer Position, sondern<br />

in dem Kreislauf von verschiedensten<br />

Bewegungs- und Nutzungsszenarien –<br />

über die Konfiguration am Handy, den<br />

Einstieg, das Fahren selbst bis hin zum<br />

Ausstieg. Und alles natürlich unkompliziert<br />

und intuitiv bedienbar. Das<br />

i-Tüpfelchen ist dann das Design der<br />

Flächen, die Stimmigkeit der Bauteile<br />

zueinander, das Wirken des gesamten<br />

Innenraums. Dazu muss man wissen,<br />

dass wir in einem ziemlich engen Korsett<br />

aus technischen Randbedingungen<br />

stecken, wie Steifigkeit, Crashverhalten,<br />

Schallisolierung, Kabelbäume oder<br />

Materialwandstärken. Diese gilt es so zu<br />

beeinflussen, dass mehr Platz und Freiheit<br />

für das Designthema zur Verfügung<br />

steht. Und Sie können sicher sein, dass<br />

immer irgendetwas im Weg ist. Somit ist<br />

es eine Herausforderung, eine Linie oder<br />

Fläche so sauber durchzuziehen, dass sie<br />

nicht wie eine Verkleidung der technischen<br />

Randbedingungen wirkt. Für uns<br />

Interieurdesigner liegt hier die Kunst:<br />

Begeisterung zu wecken und Wohlfühlatmosphäre<br />

zu schaffen, bei all diesen<br />

komplexen Vorgaben. Das Gefühl, wenn<br />

dann der Vorstand mit Begeisterung<br />

das Serieninterieur bestätigt, ist unbeschreiblich<br />

und eine echte Belohnung für<br />

den Einsatz.<br />

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigen<br />

Themen der Zukunft, speziell für<br />

MINI, und welche Rolle spielt das Interieurdesign<br />

dabei?<br />

Aktuell ist vieles in der automobilen Welt<br />

in Bewegung. Im komplexen Umfeld von<br />

Digitalisierung, autonomem Fahren und<br />

natürlich auch Elektromobilität wollen<br />

wir für kleinere Fahrzeuge im Premiumsegment<br />

ein sinnvolles wie emotionales<br />

Angebot bieten. Diesen sogenannten<br />

Schritt in die neue Welt möchten wir bei<br />

MINI aktiv treiben. Das Interieurdesign<br />

spielt im Rahmen dieser Entwicklungen<br />

eine absolut zentrale Rolle. Ein angenehmes,<br />

flexibles Umfeld, während man<br />

von A nach B fährt, wird immer wichtiger.<br />

Das autonome Fahren wird den<br />

Fahrzeuginnenraum verändern. Neben<br />

dem Zuhause wird für viele Menschen<br />

das Fahrzeug zu einem zweiten Lebensraum<br />

werden. Wir werden wohl auch in<br />

Zukunft viel Zeit im Fahrzeug verbringen<br />

– vielleicht noch mehr als heute –, doch<br />

werden wir dort zunehmend andere<br />

Dinge tun können. Lesen, schlafen, online<br />

einkaufen oder mit den Kindern spielen<br />

– alles scheint möglich. Der Innenraum<br />

muss daher neue Nutzungsbedingungen<br />

berücksichtigen. Und als Interieurdesigner<br />

ist es uns möglich, vollkommen<br />

neue Welten und Erlebnisse gestalten<br />

und eine neue Ebene von Lebensqualität<br />

bieten zu können. Ich sehe hierin den<br />

womöglich größten Paradigmenwechsel<br />

im Automobilbau.<br />

Wie wird dieser Paradigmenwechsel<br />

bei MINI konkret aussehen?<br />

MINI steht für maximales Erlebnis<br />

auf minimaler Verkehrsfläche. Durch<br />

die technischen Anforderungen der<br />

Elektromobilität müssen Bauräume und<br />

Aufteilungen neu gedacht werden. Dies<br />

bietet für MINI ein enormes Potenzial.<br />

Auch die Interaktion mit dem Fahrzeug<br />

wird zunehmend wichtiger. Der Kunde<br />

wird sich im MINI auch zukünftig<br />

sofort intuitiv zurechtfinden. MINI wird<br />

zeigen, dass Interaktion weder langweilig<br />

oder technisch aussehen noch kompliziert<br />

bedienbar sein muss. Wichtig ist,<br />

dass jeder, der in einen MINI einsteigt,<br />

sich auch in Zukunft wohlfühlen wird.<br />

Bestenfalls möchte er gar nicht mehr<br />

aussteigen.<br />

Lassen Sie uns weiter nach vorne<br />

schauen: Wie sieht das perfekte Interieur<br />

der Zukunft aus?<br />

Ich glaube und hoffe, dass es „das“<br />

perfekte Interieur nicht gibt, da wir<br />

sonst arbeitslos wären. Sicherlich wird<br />

es einen viel höheren Grad an Flexibilität<br />

und Verschmelzung aller betroffenen<br />

Bereiche wie Material, Anzeige,<br />

Bewegung, Sound, Duft und Bedienung<br />

geben. Ich freue mich auf die bevorstehende<br />

Zeit und hoffe, dass diese Designern<br />

wie Ingenieuren Freiheiten ermöglicht,<br />

um etwas vollkommen Neues zu<br />

entwickeln.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.mini.de


RYAN<br />

REYNOLDS<br />

DER SUPERHELD<br />

<strong>INTERVIEW</strong> & AUTOR: R. LEO<br />

Er flucht, er übertreibt, und er macht sich in die Hose: Ryan Reynolds (41)<br />

schlüpft das zweite Mal in den Latexanzug von Marvels großmäuligem<br />

Superhelden „Deadpool“ und geht dabei gewohnt kompromisslos mit seinen<br />

Gegnern um. Kaum zu glauben, dass Reynolds lange für seine Paraderolle<br />

kämpfen musste. Als der Film Anfang 2016 in die Kinos kam, füllte er nicht<br />

nur die Konten der Produzenten, er rettete auch Reynolds nach etlichen<br />

Flops schwer angeschlagene Karriere. Heute gehört der Kanadier wieder zu<br />

den erfolgreichsten Schauspielern Hollywoods. Mit seiner Kollegin Blake<br />

Lively hat er zwei Kinder. Im Gespräch mit <strong>BOLD</strong> verrät Reynolds, warum<br />

er es auf der Leinwand auch künftig deftig krachen lassen wird, ihn aber die<br />

Windeln seiner Tochter in die Knie zwingen.


62 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL RYAN REYNOLDS<br />

Hollywood hat eine Regel: Einen<br />

Achtungserfolg hinzulegen ist nicht<br />

schwer, ihn zu wiederholen dagegen<br />

sehr. „Deadpool“ spielte bei einem<br />

vergleichsweise niedrigen Budget von<br />

58 Millionen Dollar weltweit über<br />

783 Millionen ein und ist bis dato der<br />

erfolgreichste Film aller Zeiten, mit<br />

einem „R“-Rating (Altersfreigabe ab 17<br />

Jahren). Dazu war er für einen Golden<br />

Globe in den Kategorien „Bester Film“<br />

und „Musical/Comedy“ nominiert –<br />

auch das ein Novum für eine Comicverfilmung.<br />

Entsprechend hoch sind nun<br />

die Erwartungen an den zweiten Teil.<br />

Herr Reynolds, wie sind Sie mit diesem<br />

Druck umgegangen?<br />

Ganz einfach. Ich habe die Messlatte<br />

genommen und sie noch ein bisschen<br />

höher angesetzt. Natürlich ist die Erwartungshaltung<br />

diesmal eine andere. Das<br />

Publikum ist bereits mit den Charakteren<br />

vertraut, der Überraschungseffekt ist<br />

weg. Wir hatten bereits mit den Vorbereitungen<br />

zum zweiten Teil begonnen, noch<br />

bevor der erste in die Kinos gekommen<br />

war. Diesmal hatten wir weniger Zeit<br />

zur Vorbereitung. Also mussten wir uns<br />

überlegen, wie wir es trotzdem schaffen,<br />

einen unterhaltsamen Film hinzubekommen,<br />

der die Erwartungen nicht nur<br />

trifft, sondern übertrifft. Ich glaube, dass<br />

uns das sehr gut gelungen ist, auch weil<br />

sich niemand auf den Lorbeeren ausgeruht<br />

hat. Die Grundrezeptur ist noch<br />

immer die gleiche, nur haben wir diesmal<br />

eine andere Gewürzmischung verwendet.<br />

(lacht)<br />

Für den 2. Teil von „Deadpool“ dürfte<br />

Ihnen das Studio ein paar Dollar mehr<br />

bewilligt haben.<br />

Denken Sie! Ein Hollywood-Studio wird<br />

dich niemals fragen: „Hey, wie viele Millionen<br />

Dollar hättest du gerne? Hier ist<br />

der Scheck! So läuft das nicht, im Gegenteil:<br />

Sie wollen eine Kalkulation vorgelegt<br />

bekommen, und die halbieren sie dann.<br />

Not macht ja erfinderisch, und wir haben<br />

auch diesmal das Beste aus den Mitteln<br />

gemacht, die wir zur Verfügung hatten.<br />

Mehr Geld ist ja auch kein Garant für<br />

einen besseren Film. Unser Plan war es<br />

von Anfang, uns auch im zweiten Teil auf<br />

die wesentlichen Dinge zu beschränken.<br />

Die Dreharbeiten wurden vom Drama<br />

um Stuntfrau Joi „SJ“ Harris überschattet,<br />

die während einer Motorradszene<br />

in Vancouver tödlich verunglückte.<br />

Worte können nicht beschreiben, wie<br />

ich und der Rest des Teams sich wegen<br />

dieser Tragödie gefühlt hat – und nach<br />

wie vor fühlt. Bei Stunt-Leuten besteht<br />

immer ein Risiko, dass etwas passieren<br />

kann. Und trotzdem hat uns die Nachricht<br />

von Jois Tod schwer getroffen. Wir<br />

waren es Jois Einsatz und ihrem großem<br />

Opfer schuldig, noch ein paar Prozent<br />

mehr Leistung abzurufen. Der Film ist<br />

auch ihr gewidmet.<br />

Sie waren schon immer besessen von<br />

der Figur des „Deadpool“. Elf Jahre<br />

hat es gedauert, bis Sie ein Studio von<br />

Ihrer Idee überzeugen konnten und den<br />

Film nach Ihren Vorstellungen drehen<br />

durften. Kosten Sie den Triumpf und<br />

den Kult, der wegen des Films auch<br />

über die Comics hinaus entstanden ist,<br />

dadurch umso mehr aus?<br />

Worauf Sie sich verlassen können! Ich<br />

wusste, dass „Deadpool“ seine Fans finden<br />

würde. Aber dass er so erfolgreich werden<br />

würde, davon hätte ich nicht zu träumen<br />

gewagt. Ich kann mich noch an das Gefühl<br />

erinnern, als man uns die Zuschauerzahlen<br />

nach dem ersten Wochenende<br />

mitteilte. Ich hatte am ganzen Körper<br />

Gänsehaut und dachte mir: Woah, was<br />

passiert hier gerade? Natürlich war das<br />

eine große Anerkennung, erst recht, wenn<br />

man bedenkt, dass uns das Studio über<br />

die Jahre hinweg und unter verschiedener<br />

Leitung immer wieder mitteilte, wir<br />

sollten uns mit „Deadpool“ zum Teufel<br />

scheren.<br />

Sie haben neulich laut über einen<br />

Crossover-Film mit den „Avengers“<br />

nachgedacht. Wie hoch schätzen Sie die<br />

Chance ein, dass es zu dem von Fans<br />

herbeigesehnten Zusammentreffen von<br />

„Deadpool“ und „Iron Man“ kommen<br />

wird?<br />

Wenn es nach mir ginge, könnten wir<br />

gleich im nächsten Jahr mit den Dreharbeiten<br />

zu einem „Deadpool meets Avengers“<br />

beginnen. Ein verbaler Schlagabtausch<br />

zwischen den beiden Herren<br />

hört sich nach Spaß an. Man kann sich<br />

wohl vorstellen, wie viel Scheiße die<br />

beiden labern würden. (lacht) Allerdings<br />

bräuchte der Film ein R-Rating, um wirk-


RYAN REYNOLDS<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 63<br />

lich zu funktionieren und der Fröhlichkeit<br />

ihren freien Lauf zu lassen. Ich glaube<br />

nicht, dass die Produzenten dieses Risiko<br />

bei einem Film mit einem 200 Millionen<br />

Dollar Budget eingehen werden.<br />

Es war Ihnen ein Anliegen, der Brutalität,<br />

den Sex-Szenen und den derben<br />

Sprüchen der Comic-Vorlage auch im<br />

Film einen Platz einzuräumen. Viele<br />

Fans hatten die Befürchtung, dass<br />

„Deadpool 2“ weitaus familienfreundlicher<br />

ausfallen könnte, um ein größeres<br />

Publikum anzusprechen. Können Sie<br />

Entwarnung geben?<br />

Oh ja, das kann ich. Solange ich „Deadpool“<br />

verkörpere, wird jeder Teil ein<br />

Grillfest groß angelegter Arschtritte, das<br />

niemand hungrig verlassen wird. Das<br />

kann ich versprechen. Allein die Wahl des<br />

Antagonisten ist ein klares Bekenntnis<br />

zur gewohnten Gangart. Cable, grandios<br />

verkörpert von Josh Brolin, ist ein<br />

genauso fieser Bastard wie Deadpool. Ein<br />

Aufeinandertreffen ist nun mal nichts für<br />

Kids. Außerdem würde ein glatt gebügelter<br />

Deadpool niemandem gerecht<br />

werden. Seine Gewalttätigkeit und dieses<br />

Sprüche-Stakkato unterhalb der Gürtellinie<br />

sind Teil seiner DNA.<br />

Auch Ihrer DNA? Es gibt nicht wenige<br />

Menschen in Ihrem Umfeld, die sagen,<br />

Sie bräuchten Deadpool gar nicht zu<br />

spielen, Sie sind es.<br />

(lacht) Nun, Deadpool ist in gewisser<br />

Weise mein Alter Ego, welches ich an- und<br />

ausschalten kann.<br />

Deadpool flucht wie ein Kesselflicker.<br />

Passen Sie auf, was Sie in Gegenwart<br />

Ihren Töchter sagen?<br />

Natürlich. Deadpool wäre es übrigens<br />

egal. Sein Kind würde wahrscheinlich als<br />

erstes Wort „Fuck“ sagen. (lacht)<br />

Ihre älteste Tochter James ist vier. Wie<br />

reagiert sie, wenn Daddy im Deadpool-<br />

Kostüm herumläuft?<br />

Als sie mich zum ersten Mal mit den<br />

aufgeschminkten Narben am Set sah,<br />

hat sie geweint. Sie erkannte zwar meine<br />

Stimme, aber ich sah aus wie ein frittierter<br />

Penis.<br />

Wie sehr haben Ihre Töchter Ihr Leben<br />

verändert?<br />

Ich mache jetzt genau die Dinge, über die<br />

ich vor noch gar nicht allzu langer Zeit<br />

die Augen gerollt habe. Ich halte jedem<br />

Handy-Bilder von James und Ines unter<br />

die Nase – ob er will oder nicht. Ich bin<br />

nur noch am Knipsen – schlimm. Und<br />

man wird als Eltern zu den unglaublichsten<br />

Dingen gezwungen.<br />

Zum Beispiel?<br />

Neulich musste ich bei Ines eine Windel<br />

wechseln. Die hat so erbärmlich<br />

gestunken, wir hatten schon befürchtet,<br />

dass wir in eine andere Stadt ziehen<br />

müssen (lacht). Aber mal im Ernst: Ich<br />

liebe die tollen und die harten Dinge, die<br />

man als Papa eines Babys bewerkstelligen<br />

muss.<br />

Was bringt Sie zum Lachen?<br />

Wenn Leute verletzlich sind und genau<br />

darin ihren Humor finden. Wenn sie<br />

Dinge, die einem selbst peinlich sind,<br />

überspitzt präsentieren. Mein Jugendidol<br />

Chevy Chase oder auch Bill Murray<br />

waren Meister darin.<br />

Sie werden dieses Jahr 42 ...<br />

… und mir wird Angst und Bange. Vor<br />

James Geburt war mir Älterwerden egal.<br />

Doch seither zieht das Leben fast im Zeitraffer<br />

an mir vorbei. Man blinzelt, und<br />

schon feiert sie ihren ersten Geburtstag.<br />

Ich würde sehr gern dabei sein, wenn sie<br />

zu einer tollen Frau heranwächst. Doch<br />

mehr als 45 Jahre werde ich nicht mehr<br />

haben. Oh Mann, plötzlich fühlt man sich<br />

sterblich.<br />

Sie mussten für „Deadpool 2“ wieder<br />

ein sehr spezielles Trainingsprogramm<br />

durchlaufen, um in Form zu kommen,<br />

auch weil die Rolle viel Körpereinsatz<br />

erfordert. Steckt man einen 16-<br />

Stunden-Tag mit vielen Action-Szenen<br />

mit 41 noch so locker weg wie mit 21?<br />

Also, wer das behauptet, der lügt. Es ist<br />

nicht mehr witzig, wenn man mit 41<br />

bei Actionszenen auf dem Betonboden<br />

landet. Es tut richtig weh. Ich musste<br />

härter denn je trainieren, um für die Rolle<br />

fit zu sein und mich nicht zu verletzen.<br />

Auch die Regenerationsphase ist länger<br />

als mit Anfang zwanzig. Ich verbringe<br />

heute mehr Zeit im Massageraum als<br />

beim Gewichtheben.


Fotos: Twentieth Century Fox<br />

64 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL RYAN REYNOLDS


RYAN REYNOLDS<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 65<br />

Hollywood-Legende Mae West sagte:<br />

„Altwerden ist nichts für Feiglinge“ ...<br />

Wie Recht sie hat! Wenn ich könnte,<br />

wäre ich gern noch einmal 29 – allerdings<br />

nur mit dem Wissen und der Erfahrung<br />

von heute. Damals, mit 29, war ich<br />

noch ein echter Grünschnabel, der von<br />

nichts Ahnung hatte. Da fühle ich mich<br />

in meiner heutigen Haut schon wesentlich<br />

wohler.<br />

Muss man, um mutig zu sein, nicht erst<br />

einmal Angst haben?<br />

Auf jeden Fall. Wer so fantasielos oder<br />

emotional unterkühlt ist, dass er bei einer<br />

gefährlichen Situation keine Angst hat,<br />

der ist nicht mutig, sondern dumm. Nur<br />

beim Überwinden von Furcht zeigt man<br />

Mut.<br />

Die drei Dinge, die Sie fürs Überleben<br />

unbedingt benötigen, sind ...<br />

Emotionen haben. Traurig. Das trifft<br />

allerdings auf mich Gott sei Dank nicht<br />

zu.<br />

Was macht Sie zu einem gestandenen<br />

Mann?<br />

Das habe ich noch nicht herausgefunden.<br />

Aber ich arbeite täglich daran.<br />

Welche Qualitäten schätzen Sie bei<br />

einem Mann besonders?<br />

Dass er zu seinem Wort steht. Und dass er<br />

seine eigene Meinung vertritt, auch wenn<br />

alle anderen gegen ihn sind. Dass er an<br />

sich selbst glaubt. Dass er ehrlich ist und<br />

authentisch. Dass er seine Mitmenschen<br />

respektiert. Das sind Qualitäten, die ich<br />

bei einem Mann schätze.<br />

Bei Frauen auch?<br />

Auch bei Frauen, plus Zärtlichkeit.<br />

... ein Schweizer Armeemesser, eine<br />

Schachtel Streichhölzer, eine Shakespeare-Gesamtausgabe.<br />

Feigheit und Impotenz sind die größten<br />

Ängste eines Mannes. Stimmen Sie zu?<br />

(lacht) Die stehen sicher ganz oben auf<br />

der Skala.<br />

Was ist Ihre Hauptantriebskraft im<br />

Leben?<br />

Ich bin Vater. Das ist meine Hauptantriebskraft.<br />

Ich habe Verantwortung für<br />

meine Kinder. Ich will ihnen dabei helfen,<br />

einen guten Start ins Leben zu bekommen.<br />

Dass sie einmal stolz und zuversichtlich<br />

auf eigenen Beinen stehen können.<br />

Und was noch?<br />

Was mich betrifft: die Angst, nicht mehr<br />

lieben zu können. Ich kenne einige gestandene<br />

Männer, die kaum Zugriff auf ihre<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.fox.de


LIAM NEESON<br />

THE SECRET MAN<br />

<strong>INTERVIEW</strong> & AUTOR: J. FINK<br />

Das erste, was einem auffällt, wenn man Liam Neeson persönlich trifft, ist seine<br />

Größe. 193 cm sei er, liest man im Internet. Doch wie er vor dem Interview-Termin<br />

mit <strong>BOLD</strong> im Berliner Adlon so durch die Hotelflure streift, wirkt er fast noch<br />

größer. Die zur Begrüßung ausgestreckte Hand sieht aus, als könnte sie Knochen<br />

brechen, ist dann aber doch nur im besten Sinne zupackend.


68 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL LIAM NEESONS


LIAM NEESONS<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 69<br />

Liam Neesons unnachahmliche Stimme<br />

ist tief und irgendwie trügerisch beruhigend<br />

sowie bestens geeignet, um fiese<br />

Polizisten („The Lego Movie“) ebenso<br />

zum Sprechen zu bringen wie weise<br />

Löwen („Die Chroniken von Narnia“).<br />

Und schließlich, das fällt einem in der<br />

Begegnung mit Neeson als drittes auf, ist<br />

da noch sein Intellekt. Anders als manch<br />

anderer Hollywoodstar will er nicht<br />

plaudern, sondern wirklich etwas sagen.<br />

Was er so bedacht tut, dass man ihm ums<br />

Haar immer wieder ins Wort fällt, weil<br />

man glaubt, er sei längst fertig mit seiner<br />

Antwort.<br />

Über lange Jahre war es dieser letztgenannte<br />

Aspekt seiner Persönlichkeit, die<br />

die Karriere des Liam Neeson zu prägen<br />

schien. Der im katholischen Haushalt<br />

eines Hausmeisters und einer Köchin<br />

groß gewordene Nordire studierte zunächst<br />

Physik und Informatik in der<br />

Absicht, Lehrer zu werden. Doch bald<br />

schon kehrte er der Uni den Rücken und<br />

widmete sich – erst in Belfast, dann in<br />

Dublin – der Schauspielerei. Er spielte<br />

Shakespeare ebenso wie Pinter, und in<br />

einer Inszenierung von Steinbecks „Von<br />

Mäusen und Menschen“ entdeckte ihn<br />

schließlich der Regisseur John Boorman<br />

für die Leinwand.<br />

In Boormans Fantasy-Film „Excalibur“<br />

übernahm Neeson seine erste große<br />

Kinorolle, doch es dauerte nicht lange,<br />

bis er sich auch vor der Kamera eher<br />

ernsteren Stoffen annahm. Fast immer<br />

spielte er Nebenrollen, im Historiendrama<br />

„Mission“ oder im Justizkrimi<br />

„Suspicion“, in der Weltkriegs-Schmonzette<br />

„Wie ein Licht in dunkler Nacht“<br />

oder Woody Allens „Ehemänner und<br />

Ehefrauen“. Lange sah es so aus, als würde<br />

der große Mann mit der einst beim<br />

Boxen gebrochenen Nase für immer in<br />

der zweiten Schauspielgarde feststecken.<br />

Bis Steven Spielberg kam – und ihn 1993<br />

zu seinem Oskar Schindler machte. Der<br />

Durchbruch war geschafft!<br />

Nach dem Erfolg von „Schindlers Liste“,<br />

der ihm seine bislang einzige Oscar-<br />

Nominierung einbrachte, sollte Neeson<br />

eigentlich der neue James Bond werden.<br />

So liest man es zumindest im Internet.<br />

„Das stimmt so nicht ganz“, unterbricht<br />

er umgehend. „Man hat mich damals<br />

in Erwägung gezogen, so würde ich<br />

das ausdrücken. Ich war natürlich sehr<br />

geschmeichelt und habe sehr ernsthaft<br />

darüber nachgedacht. Allerdings sprachen<br />

sie auch mit anderen Schauspielern<br />

und ein fixes Angebot lag mir nie vor.<br />

Letztlich wurde es dann Pierce Brosnan,<br />

was im Rückblick definitiv die richtige<br />

Wahl war.“<br />

Tatsächlich sollte es 15 weitere Jahre (in<br />

denen er so unterschiedliche Filme wie<br />

„Star Wars: Episode I“, „Tatsächlich ...<br />

Liebe“, „Batman Begins“ oder „Kinsey“<br />

drehte) dauern, bis aus Neeson dann<br />

doch noch ein waschechter Actionheld<br />

wurde. Der französische Produzent<br />

Luc Besson hatte ihm die Hauptrolle<br />

im Entführungs- und Rachethriller „96<br />

Hours“ angeboten und Neeson – damals<br />

immerhin schon 55 Jahre alt – nahm<br />

sie eigentlich nur an, „weil mir die


70 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL LIAM NEESONS<br />

Aussicht gefiel, drei Monate in Paris<br />

zu leben und zu arbeiten.“ Der Film<br />

wurde unerwartet auf der ganzen Welt<br />

zum Sensationserfolg. Hollywood hatte<br />

zwischen all seiner durchtrainierten<br />

Bübchen und makellosen Superhelden<br />

plötzlich einen neuen Actionstar. Und<br />

Neeson endlich Rollen, die zu seiner<br />

Körpergröße und dem imposanten<br />

Auftreten passten. Wortkarg und einsam,<br />

von einem düsteren Trauma geplagt und<br />

ungemein zupackend – so war er seither<br />

immer wieder zu sehen, in „Unknown<br />

Identity“, „The Grey“ oder „Non-Stop“.<br />

Nicht zu vergessen „Ruhet in Frieden –<br />

A Walk Among the Tombstone“, in dem<br />

er aktuell als verkrachter Ex-Cop und<br />

trockener Alkoholiker einen sadistischen<br />

Frauenkiller jagt.<br />

Hat er gar keine Angst, in dieser Schublade<br />

nun den Rest seiner Karriere<br />

festzustecken? „Doch nicht in meinem<br />

Alter“, lacht Neeson kurz auf, was er im<br />

Verlauf des Gesprächs nicht allzu häufig<br />

tut. „Ich kann nicht leugnen, dass die<br />

Produzenten in Hollywood mir zuletzt<br />

besonders gerne Action-Stoffe vorlegen.<br />

Aber es ist noch lange nicht so, dass ich<br />

gar nichts anderes mehr machen könnte.<br />

Und selbst wenn, könnte ich mir Schlimmeres<br />

vorstellen. Schließlich macht es<br />

mir verdammt viel Spaß, Kämpfe zu<br />

choreografieren und mit den Stuntmännern<br />

zusammenzuarbeiten. Sich auf<br />

seine Rollen auch wirklich körperlich<br />

einzulassen, ist eine tolle Sache.“<br />

Dass der Vater zweier Kinder mit inzwischen<br />

62 Jahren mehr arbeitet denn<br />

je (Anfang Dezember kommt er auch<br />

mit „Dritte Person“ in die deutschen<br />

Kinos), verdankt sich nicht nur dem<br />

späten Erfolg, sondern auch einem tragischen<br />

Ereignis. 2009 starb seine Ehefrau<br />

Natasha Richardson, mit der er im<br />

Kinofilm „Nell“ zu sehen war, an den<br />

Folgen eines Skiunfalls. Viele Worte<br />

verliert er in der Öffentlichkeit bis heute<br />

darüber nicht. Aber dass viel Ablenkung<br />

durch Arbeit für ihn die geeignetste Art<br />

war, damit umzugehen – daraus macht<br />

er keinen Hehl. Für die Zukunft schließt<br />

Neeson sogar eine Rückkehr ans Theater<br />

nicht aus, auch wenn er die Bühne<br />

gemieden hat seit dem Tod seiner Frau,<br />

die er bei der gemeinsamen Broadway-<br />

Arbeit kennengelernt hatte.<br />

Auch sonst interessiert ihn – allen<br />

Actionfilmen zum Trotz – die Abwechslung:<br />

Damit ihm bloß nie jemand<br />

vorwirft, er würde in den ewig gleichen<br />

Rollen nur noch auf Autopilot schalten.<br />

Wobei diese Gefahr ohnehin nicht<br />

besteht, wie er betont: „Bis heute bin ich<br />

immer noch einen Moment lang nervös,<br />

vor jedem neuen Projekt und jeder Szene.<br />

Was gut ist, denn ich muss bei jeder Rolle<br />

wieder ganz wach und aufmerksam sein,<br />

wenn ich es nicht vermasseln will.“ Und<br />

schiebt angesichts des skeptischen Blicks<br />

seines Gegenübers hinterher: „Da ist die<br />

Schauspielerei genau wie mein Hobby,<br />

das Fliegenfischen. Natürlich weiß ich<br />

nach all den Jahren, dass ich es eigentlich<br />

kann. Aber dann kommt es doch immer<br />

wieder vor, dass man sich in irgendwelchen<br />

Ästen verfängt und wieder ganz von<br />

vorne beginnen muss.“


LIAM NEESONS<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 71


Fotos (Filmverleih): Wild Bunch Germany, „The Secret Man“<br />

72 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL LIAM NEESONS


LIAM NEESONS<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL | 73<br />

„The Secret Man“ ist Neesons aktueller<br />

Film, der im November diesen Jahres in<br />

die Kinos kam. Er spielt in den USA, im<br />

Sommer 1972, als die Atmosphäre durch<br />

Vietnam-Krieg und Bürgerrechtsbewegung<br />

bereits aufgeheizt war und „Watergate“<br />

wie eine Bombe einschlägt. Nach<br />

einem rätselhaften Einbruch in die Zentrale<br />

der Demokratischen Partei tappen<br />

viele Journalisten im Dunkeln. Ein Mann<br />

jedoch weiß mehr: Mark Felt (Liam<br />

Neeson), Vize-Chef des FBI, kennt die<br />

Ermittlungsergebnisse aus erster Hand<br />

und ist bereits früh von der Beteiligung<br />

der Nixon-Regierung überzeugt.Weiterer<br />

Grund seines Misstrauens ist der neue,<br />

von Nixon eingesetzte FBI-Direktor<br />

Patrick Gray (Marton Csokas), der die<br />

Watergate-Ermittlungen auffällig schnell<br />

beenden will. Nach 30 Dienstjahren ist<br />

Mark Felt hin- und hergerissen zwischen<br />

seiner Loyalität zum FBI und seinem<br />

Verständnis von Recht und Moral. Er<br />

riskiert schließlich alles und kontaktiert<br />

Bob Woodward (Julian Morris), Redakteur<br />

der Washington Post, um ihn mit<br />

den streng geheimen Informationen zu<br />

versorgen. Bald jagt ganz Washington<br />

den mysteriösen Whistleblower, besser<br />

bekannt als „Deep Throat“.<br />

Watergate ist seit 45 Jahren das Sinnbild<br />

für eine ungeheure Machtanmaßung und<br />

die Kraft der freien Medien gleichermaßen.<br />

Vor allem Alan J. Pakulas Kinoklassiker<br />

„Die Unbestechlichen“ von 1976<br />

prägt unser Bild des Politikskandals: Die<br />

Recherchen der von Dustin Hoffman<br />

und Robert Redford gespielten Journalisten<br />

und ihre Treffen mit dem Infor-<br />

manten „Deep Throat“ führten zum<br />

ersten Mal in der US-Geschichte zum<br />

Rücktritt eines Präsidenten.<br />

„The Secret Man“ erzählt die Geschichte<br />

erstmalig aus der Sicht von „Deep<br />

Throat“. Die Hauptrolle verkörpert Liam<br />

Neeson, ihm zur Seite stehen Diane Lane<br />

(„Der Sturm“, „Paris kann warten“),<br />

Marton Csokas („Der Herr der Ringe“,<br />

„The Equalizer“), Maika Monroe („Labor<br />

Day“), Tony Goldwyn („Die Bestimmung<br />

– Divergent“), Michael C. Hall („Six<br />

Feet Under“) sowie Kate Walsh („Grey’s<br />

Anatomy“, „Private Practice“). Regie<br />

führte Peter Landesman („Erschütternde<br />

Wahrheit“, „Parkland – Das Attentat auf<br />

John F. Kennedy“), der auch das Drehbuch<br />

schrieb und die Zusammenarbeit<br />

mit Neeson so beschreibt: „Liam Neeson<br />

als Mark Felt war mehr als die Besetzung<br />

eines Schauspielers. Der Mann, der<br />

Felt darstellen würde, müsste in gigantische,<br />

aber unsichtbare Fußstapfen treten.<br />

Liam, elegant und großgewachsen und<br />

ebenso wie Felt ein ruhiger Typ, war mein<br />

einziger Kandidat. Seine Integrität – als<br />

Mensch und als Künstler – spiegelt die<br />

von Felt wider. Die Tatsache, dass andere<br />

Schauspieler in unserer Branche sich<br />

darum reißen, mit ihm zu arbeiten, seine<br />

professionelle Sorgfalt am Set – all das<br />

erinnerte mich an Felt. Stoisch, gemäßigt,<br />

präzise – aber ein Killer, wenn nötig.“<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.wildbunch-germany.de


Foto: Rolex Oyster Perpetual GMT-MASTER II


TIME FOR<br />

PERFECTION<br />

WATCHES<br />

AUTORIN: Z. KHAWARY


Der Triple Split von A. Lange & Söhne ist der einzige Schleppzeiger-<br />

Chronograph der Welt, der Additions- und Vergleichszeiten bis zu einer<br />

Dauer von zwölf Stunden messen kann. Zugleich bricht er den bisherigen<br />

Hausrekord des Double Split, der 2004 erstmals eine vergleichende Zeitmessung<br />

bis zu einer Dauer von 30 Minuten erlaubte und seither seine<br />

Alleinstellung behauptete. Mit einem exakt springenden Rattrapante-<br />

Minutenzähler und einem kontinuierlichen Rattrapante-Stundenzähler<br />

erweitert der Triple Split den Messbereich der Rattrapante-Funktion<br />

nun um das 24fache. Der auf 100 Exemplare limitierte Chronograph ist<br />

darüber hinaus mit einer Flyback-Funktion ausgestattet, die auf alle drei<br />

Zeigerpaare wirkt, womit sich die Zeitmessung auf Null stellen und sofort<br />

wieder starten lässt. Eine Gangreserveanzeige mit der Lange-typischen<br />

Auf/Ab-Kennzeichnung informiert darüber, wieviel von der maximal<br />

55-stündigen Gangautonomie noch zur Verfügung steht.


In der Welt der Damenuhren hat sich OMEGA einen ganz besonderen<br />

Namen gemacht. Seit mehr als einem Jahrhundert widmet sich die<br />

Manufaktur den weiblichen Kunden und paart exquisite Schönheit mit<br />

Perfektion. Die neue Trésor kombiniert klassisches Design mit einer<br />

modernen Note. Jedes Modell zeichnet sich durch ein flaches Gehäuse aus<br />

und ist in den Größen 39 mm oder 36 mm erhältlich.<br />

Bei allen Uhren der Trésor-Kollektion sind die Kanten des Gehäuses mit<br />

Diamanten besetzt; die Krone ist mit einem Solitär-Diamanten verziert.<br />

Die Kronen weisen zudem ein Motiv auf, das aus fünf OMEGA-Logos<br />

zusammengesetzt ist – die so entstehende Blume ist mit roter Flüssigkeramik<br />

beschichtet.


Die Automobile der 1930er Jahre faszinieren auch heute noch Liebhaber<br />

auf der ganzen Welt. Es ist die Zeit, in der die Bedeutung von Tachometern<br />

auf Grund höherer Geschwindigkeiten und längerer Strecken<br />

immer wichtiger wird und im Cockpit selbst eine klare Anordnung der<br />

Anzeigen in den Vordergrund rückt. Genau diese kleinen Details der<br />

historischen Vorbilder greift die neue Meister Driver Day Date von<br />

Junghans auf: die Tag- und Datumsanzeige sind in Balkenform – an die<br />

automobilen Vorbilder angelehnt. Die Farbwelt des Zeitmessers orientiert<br />

sich ebenfalls an den Tachometern der 1930er Jahre: eine Veredelung mit<br />

effektvollem Polierlack vermittelt das ganz besondere Flair, und mit 40 mm<br />

Durchmesser ist die neue Meister Driver Day Date eine Dreizeigeruhr mit<br />

eigenständigem Charakter.


Mit ihrem skelettierten Zifferblatt gewährt die Senator Excellence Ewiger<br />

Kalender – Limitierte Edition von Glashütte Original tiefe Einblicke<br />

in ihr Inneres. Die auf 100 Stück limitierte Edition verleiht dem klassischen<br />

ewigen Kalender ein modernes Gesicht. In dem edlen Weißgoldgehäuse<br />

von 42 mm Durchmesser treffen ein mattgrauer Zifferblattring<br />

mit rhodinierten und polierten Index-Appliken sowie die grau galvanisierte<br />

Moduldeckplatte auf blaue Akzente. Dazu zählen neben dem dunkelblauen<br />

Louisiana-Alligator-Lederband auch traditionell gebläute Zeiger,<br />

das galvanisch blaue Firmament der Mondphase sowie die blau gedruckten<br />

Minutenziffern der Eisenbahnminuterie und die Schaltjahresindikation.<br />

Auf der Rückseite der Uhr kann durch den Saphirglasboden das veredelte<br />

Automatikkaliber 36-02 betrachtet werden, das mit einer Gangreserve von<br />

mindestens 100 Stunden ausgestattet ist.


Die spektakuläre Breitling Superocean Héritage II B20 Automatic 44<br />

aus Edelstahl und Gold besticht durch ein schwarzes Zifferblatt und ein<br />

Ocean-Classic-Edelstahlarmband. Diese exklusive Interpretation ist auch<br />

in einer 42-Millimeter-Version erhältlich. Alle Mitglieder der Superocean<br />

Héritage II B20 Familie verfügen über ein Datumsfenster bei 6 Uhr. Das<br />

Manufakturkaliber B20, das die COSC-zertifizierte Superocean Héritage<br />

II 44 antreibt, ist ein robustes Automatikwerk mit 70-stündiger Gangreserve.<br />

Ausgestattet mit dem Tudor-Manufakturkaliber MT 5612, besticht<br />

sie durch ihre exklusive und perfekte Verarbeitung.<br />

Das robuste Edelstahlgehäuse mit verschraubter Krone ist wasserdicht<br />

bis zu 20 Bar (200 Meter). Die geriffelte, einseitig drehbare Lünette mit<br />

Leuchtpunkt bei 12 Uhr verfügt über ein 120-Zahn-System, das eine<br />

äußerst präzise Einstellung und einen perfekt runden Lauf ermöglicht –<br />

Eigenschaften, die für die Kontrolle von Tauchzeiten oder andere Zeitmessungen<br />

sehr wichtig sind.


Neben ihrem 130-Jahr-Jubiläum feiert die Schweizer Uhrenmanufaktur<br />

Carl F. Bucherer eine Weltneuheit: die Manero Tourbillon Double Peripheral<br />

kombiniert erstmals einen peripheren Automatikaufzug mit<br />

einem peripher gelagerten Tourbillon. In seinem neuen Uhrwerk, dem<br />

CFB T3000, wird der peripher gelagerte Außenrotor mit einem peripher<br />

gelagerten Tourbillon kombiniert, das bei zwölf Uhr im Zifferblatt zu<br />

schweben scheint. Dank der eingesetzten Keramikkugeln in den Kugellagern,<br />

welche das Tourbillon an drei Stellen und unter dem Zifferblatt<br />

seitlich versteckt in der Schwebe halten, ist keine Schmierung notwendig.<br />

Dem sich einmal pro Minute um die eigene Achse drehenden Tourbillonkäfig<br />

wurde zudem ein Zeiger spendiert. So fungiert das Tourbillon auch<br />

als Sekundenanzeige. Die Gangautonomie beträgt 65 Stunden.


82 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL<br />

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