KUNST ALS KAPITALANLAGE
KUNSTINVESTOR AUSGABE FEBRUAR 2020 Chefredakteur: Michael Minassian
KUNSTINVESTOR
AUSGABE FEBRUAR 2020
Chefredakteur: Michael Minassian
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KUNST.INVESTOR
JAKOB LENA KNEBL
„Frau 49 Jahre alt“
Jakob Lena Knebl inszeniert im LENTOS ein
Environment im Stil der 1970er- Jahre, das Werke aus
der Kollektion des Kunstmuseums in einem neuen Licht
erscheinen lässt. In sinnlicher Art und Weise präsentiert
die Künstlerin beide Räume im Untergeschoss konträr
und bipolar, wobei eine dunkle Seite einer Bunten
entgegengesetzt wird.
„Jakob Lena Knebl zählt zu den derzeit
einflussreichsten Künstlerinnen und Kuratorinnen in
Österreich. LENTOS Direktorin Hemma Schmutz
beweist mit dieser Präsentation erneut ein besonderes
Gespür für einzigartige zeitgenössische österreichische
Positionen,“ ist Doris Lang-Mayerhofer, Stadträtin für
Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft, überzeugt.
„Jakob Lena Knebl gelingt es, unser kollektives
visuelles Gedächtnis zu triggern und bestimmte
Gefühle, Stimmungen aber auch Werthaltungen zu
evozieren, die mit einer spezifischen Zeit zu tun haben.
Da Mode und Design in ihren Arrangements eine große
Rolle spielen, fühlen sich viele Menschen von ihrer
Kunst angesprochen, ein Zugang, der Knebls nichtelitäres
Verständnis von Kunst widerspiegelt,“ so
LENTOS Direktorin Hemma Schmutz.
Durch Kombination mit eigenen Arbeiten und ihrem, als
Künstlerin, stark subjektiv gefärbten kuratorischen
Ansatz unterzieht Jakob Lena Knebl die Sammlung des
LENTOS einer politischen Neubewertung. Sie bricht
den klassischen Kanon der Sammlungspräsentation auf
und erprobt eine „demokratische Art“ des Ausstellens.
Dieses Spiel mit unterschiedlichen Taktiken ermöglicht
einen ungewöhnlichen, niederschwelligen Zugang und
vermag Ernsthaftigkeit mit einem Augenzwinkern zu
vermitteln. Knebl fokussiert sich nicht auf einzelne
künstlerische Positionen, stellt Art Brut neben Gemälde
der Wiener Moderne, Alltagsgegenstände und
Werbeplakate neben Bronzeskulpturen aus der
Nachkriegszeit. In einem virtuosen Spiel von
Gegensätzen dividiert Knebel die Räumlichkeiten in
zwei Seiten, die eine bunt und schrill, die andere düster
und gediegen. Knebl richtet ihr Interesse auf die 1970er
Jahre, eine Epoche der Utopien, gesellschaftlichen
Visionen, Bürgerrechtsbewegungen und sexuellen
Experimente. Im 70er-Jahre-Interieur von Küchen,
Wohnzimmerschränken oder Tapetenmustern
verschmelzen Arbeiten von Albin Egger-Lienz, Helene
Funke, Gottfried Helnwein oder Egon Schiele mit dem
Ambiente des Alltäglichen. Knebls Raumcollagen sind
Orte für Identitätskonstruktionen, Begehren, aber auch
sinnliche Erfahrungen. Rund 40 Werke aus der
LENTOS- Kollektion sind der Teil der raumgreifenden
Installation in der die Künstlerin Design und
Kunstgeschichte gekonnt zu verschränken weiß. Mit
dem Titel Frau 49 Jahre alt verweist Knebl einerseits
auf sich selbst, anderseits aber auch auf das
Identitätskonstrukt, das in unserer Vorstellung durch
diese Personenbeschreibung entsteht. Als Inspiration
für den Titel diente die Zeichnung des Gugginger
Künstlers Philipp Schöpke. [Lentos, Dauer bis 17. Mai
2020 – Foto © ]