KUNST ALS KAPITALANLAGE
KUNSTINVESTOR AUSGABE FEBRUAR 2020 Chefredakteur: Michael Minassian
KUNSTINVESTOR
AUSGABE FEBRUAR 2020
Chefredakteur: Michael Minassian
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KUNST.INVESTOR
CURT STENVERT
ein Fall nicht nur für
(intellektuelle) Goldgräber!
Der mittlere Traber, Öl auf Holz, gerahmt, 64x148x4,5cm
Curt Stenvert (geboren am 7. September 1920 in Wien
als Kurt Steinwendner; verstorben am 3. März 1992 in
Köln) war ein multitalentierter Ausnahmekünstler. Kaum
ein Künstler hat ein so großes Spektrum von Techniken
und Themen in seiner Kunst realisiert. Sein
Schaffensweg führt von hochsensilblen Zeichnungen,
beinharter Gesellschaftskritik über formpoetische
Objekte bis hin zu Ölbildern, die die Goldfaszination
des österreichischen Jugendstils aufnehmen,
Aquarellen von minutiöser Genauigkeit, Drucken und
Collagen von betörendem Humor. Einige Jahre war
Stenvert als Filmschaffender tätig und wurde als einer
der wichtigsten österreichischen Experimentalfilmer
bezeichnet. Sein Film „Flucht ins Schilf“ wurde in der
New York Times besprochen. Es folgte die
Anerkennung für sein künstlerisches Schaffen durch die
Fachwelt . Ausstellungen von Schweden bis Italien
(Palazzo dei Diamanti in Ferrrara) machten seinen
Namen in ganz Europa bekannt. Seinem genialen Fleiß
ist es zu verdanken, dass seine Arbeiten heute nicht
nur in wichtigen Museen und Privatsammlungen
vertreten sind, sondern darüber hinaus noch
herausragende Kunstwerke aktuell verfügbar sind. L’art
pour l’homme - eine Kunst für den Menschen zu
schaffen, war sein Hauptanliegen. Im Gegensatz zum
herkömmlichen l’art pour l’art, also Kunst die nur der
Kunst verpflichtet ist, sollte Kunst für den Menschen
wirksam sein.
Ein sehr hohes Ziel, dem er sein ganzes Leben treu
geblieben ist. Eine ganze Reihe „Menschlicher
Situationen“ entstand. Auffallend hier der starke
Gegenwartsbezug aber auch das geradezu Seherische,
die Zukunft vorwegnehmendes künstlerisches Denken:
„Wozu Geburtenkontrolle…bereitet den dritten
Weltkrieg vor!“ - eine eiskalte Provokation, um den
Menschen in seinem verheerenden zerstörerischen Tun
wachzurütteln. „Mahlzeit 2000“ …Teller voller
Kieselsteine und die Frage nach dem Wert unserer
Nahrung und den Inhaltsstoffen. In seiner reifsten und
letzten Schaffensphase sucht er den absoluten Wert in
der Form von Goldhintergründen aus 24 karätigem
Dukaten Doppelgold. Er schafft „Ikonen der Gegenwart“
und wendet sich auch spirituellen Themen zu. Das
Ölbild „Raumflug durch den Götterhimmel“ macht uns
zum Zeugen wie das Spaceshuttle im All den Göttern
der Vergangenheit begegnet. Das Bild stellt die Frage
nach dem Glauben des Menschen. Sind
Religionskriege wirklich nötig? Sein geradezu
rucksichtloses Parteiergreifen für den Menschen bringt
Ihm den Kommentar ein: „dieser Mann ist gefährlich - er
denkt“! Bei der Betrachtung des Gesamtwerkes (was
bei dieser Fülle nicht leicht ist) wird klar, dass Stenverts
Gedanken selten nur gegenwartsbezogen waren,
sondern das allgemein Menschliche berühren und
deswegen von bleibender, meist sogar von steigender
Aktualität sind. (Foto: © Alexander Foggensteiner)
.