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Leseprobe_Wirbel

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später, diese winzigen, meist schwarz-weißen<br />

Karos. Obwohl es ihn nicht sonderlich interessierte,<br />

hatte sie ihm einmal diese Webart erklärt, bei<br />

der verschiedenfarbige Quadrate ineinander verzahnt<br />

werden. Davon flimmerte es ihm manchmal<br />

vor den Augen und dann suchte er Rettung in den<br />

ihren. Jetzt schickte er seinen Blick hinaus in die<br />

Nacht hinter dem fetten Bullauge. Anscheinend<br />

war Pepita wieder modern. Das musste er sich<br />

merken, um nicht noch einmal so überrumpelt<br />

zu werden.<br />

In die mondlose Finsternis schauend versuchte<br />

er, die Schatten zu verscheuchen und sich wieder<br />

auf die schneebestäubten Zackenhaufen zu<br />

konzentrieren. Probeweise pendelte er mit dem<br />

Stift über dem weißen Blatt hin und her. Er hatte<br />

lange genug gezeichnet, um zu wissen, dass<br />

man nicht jeden Strich auf die Goldwaage legen<br />

musste, doch nun war etwas blockiert. Er lehnte<br />

sich zurück. Wie war er doch eingezwängt im<br />

Sitz, im engen Spalt für die Beine, in der Reihe,<br />

obwohl oder vielleicht gerade weil er einen Fensterplatz<br />

hatte, und überhaupt in der zu niedrigen<br />

Kabine, in der zu viele Menschen zu dicht beieinander<br />

saßen. Früher, als er noch Zug fuhr,<br />

weite Strecken durch ganz Europa, da konnte er<br />

atmen, da gab es Platz für die Arme, die Beine,<br />

die eigenen Sachen. Alle konnten sich vergleichsweise<br />

gut ausbreiten. Die Fenster waren groß und<br />

ließen sich öffnen. Man saß sich gegenüber, kam<br />

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