2022-08 Buch JobGuide Herbst 22
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SEITE<br />
Fachkräfte<br />
Mehr Luxus im Job<br />
4-Tage Woche als neues<br />
Modell für die<br />
Unternehmenswelt<br />
Freizeit statt Geld?<br />
Ein dreitägiges Wochenende<br />
– ein Traum für viele Arbeitnehmer.<br />
Was bisher häufig<br />
nur Teilzeitmitarbeitern vorbehalten<br />
ist, wurde in Island<br />
zum „Standard“. Und so könnte<br />
es auch andernorts bald<br />
aussehen, wenn man Befragungen<br />
glauben mag. Denn<br />
die 4-Tage-Woche hat sich in<br />
Pilotprojekten bewährt, doch<br />
was spricht dafür und was<br />
dagegen?<br />
Der Anreiz „mehr Freizeit“<br />
führt zu deutlichen Leistungssteigerungen.<br />
Aber eins nach<br />
dem anderen. Blicken wir in<br />
die vergangenen Jahre.<br />
In Island gab es ein großes<br />
Problem: mangelnde Produktivität.<br />
Zwar war die Zahl auf<br />
die Arbeitslosenquote erfreulich:<br />
gerade mal 3,4 % der<br />
Bevölkerung, dies liegt weiter<br />
unter dem Durchschnitt der<br />
OECD (Organisation für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung). Und auch<br />
beim Pro-Kopf-Einkommen<br />
mit knapp 47.000 US-Dollar<br />
lag man über dem Schnitt der<br />
Nachbarländer. Doch brach<br />
man diesen Wert weiter herunter,<br />
lag das Pro-Kopf-Einkommen<br />
pro geleisteter Arbeitsstunden<br />
gerade mal bei<br />
55,4 Dollar. Und damit weit<br />
hinter der „Konkurrenz“ im<br />
Norden Europas. Der Grund<br />
war schnell gefunden, denn<br />
in Island lag die durchschnittliche<br />
Arbeitszeit bei 44,4 Stunden<br />
pro Woche bei Vollzeitverträgen.<br />
Der Effekt? Stress und Ermüdung<br />
bei den Angestellten,<br />
die während ihrer Arbeitszeit<br />
dadurch deutlich weniger effizient<br />
zu sein schienen. Denn<br />
wer unausgeruht und ausgelaugt<br />
zur Arbeit erscheint,<br />
kann Arbeiten nur wenig motiviert<br />
ausführen. Darunter<br />
leidet zweifelsohne die Produktivität.<br />
Doch wie aus diesem<br />
Teufelsrad entkommen?<br />
Darüber zerbrachen sich<br />
mehrere Experten, bis das<br />
Modell geboren war: gleiche<br />
Arbeit, gleiche Zahl an Angestellten.<br />
Jedoch eine deutliche<br />
Reduktion der durchschnittlichen<br />
wöchentlichen Arbeitszeit.<br />
Versuche belegen Erfolge<br />
Bereits im Jahr 2015 startete<br />
man also den Feldversuch: 66<br />
Angestellte in Islands Hauptstadt<br />
Reyjkavik. Die ersten Erfolge<br />
stellten sich schnell ein,<br />
also sollte das System deutlich<br />
breiter ausgerollt werden.<br />
Landesweit sogar und das<br />
passierte im Jahr 2020. Über<br />
2.500 Angestellte beteiligten<br />
sich an dem Pilotprojekt, das<br />
sind sage und schreibe 1,3 %<br />
der Berufstätigen des Landes.<br />
Aufgrund des großen Erfolgs<br />
der Studie, folgten im<br />
Anschluss Verhandlungen<br />
mit Gewerkschaften und Arbeitgebern<br />
mit erfreulichem<br />
Resultat: 86% aller Isländer<br />
haben heute einen Rechtsanspruch<br />
auf die geringere<br />
Arbeitszeit von 35 bis 36<br />
Stunden. In der Pflege gibt es<br />
noch attraktivere Konditionen,<br />
hier sind es sogar nur 32<br />
Stunden.<br />
Wer nun denkt, dass alles<br />
über dieses offizielle Konti-<br />
32 Stunden statt Vollzeit:<br />
Stunden können<br />
auch täglich reduziert<br />
werden und nicht mit<br />
einem freien Tag die<br />
Woche