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Von Sirko Salka und Sonja Maxwell
WELTSENSATION IN NEUBRANDE<strong>NB</strong>URG<br />
Sofia und Jonas<br />
fliegen durch die Zeit<br />
Eine Kinderbuchidee von<br />
Katja Voigt<br />
mit Texten von<br />
Sirko Salka<br />
und Illustrationen von<br />
Sonja Maxwell<br />
Weil Lesen Spaß macht
Sofia und Jonas<br />
Die Geschwister Sofia (zehn <strong>Jahre</strong>) und<br />
Jonas (acht <strong>Jahre</strong>) sind waschechte<br />
Neubrandenburger Kinder. Während eines<br />
Besuches bei Oma und Opa geraten sie<br />
durch Zufall in ihr bisher größtes Abenteuer:<br />
eine Reise in die Vergangenheit.<br />
Prof. Luise Präzise<br />
Die junge Forscherin ist ein Supergenie.<br />
Talentiert und tatenfroh. Fehler macht sie nie.<br />
Deshalb trägt sie den Spitznamen “Perfektion<br />
in Person”. Sie hat die Zeitmaschine erfunden.<br />
Hausmeister Johannes Hühnerbein<br />
Der Hausmeister ist ein Alleskönner, ein Tausendsassa,<br />
eine Frohnatur. Der ideale Reisebegleiter.<br />
Auf jede Frage weiß er eine Antwort, Probleme<br />
löst er im Handumdrehen.<br />
Die Hauptfiguren<br />
unserer Geschichte<br />
Henriette von und zu Uhu<br />
Die Vier-Tore-Eule ist die gute Seele<br />
vom Tollensesee und beste Freundin<br />
des Oberbürgermeisters. Henriette<br />
erzählt gern Geschichten und zeigt<br />
euch ihr Neubrandenburg.<br />
Immer wenn ihr meine<br />
Feder am Textanfang seht,<br />
dann habe ich euch etwas<br />
zu erzählen.<br />
Bürgermeister Fred<br />
In einer Stadt passiert ständig etwas<br />
Spannendes, und Bürgermeister Fred<br />
ist stets mittendrin. Wenn er nicht<br />
grad in einer Zeitmaschine sitzt, ist er<br />
im Rathaus anzutreffen.<br />
– 4 –
EINLEITUNG<br />
Eine Weltsensation in Neubrandenburg<br />
Hallo, liebe Menschenkinder. Heute ist ein besonderer Tag. In Neubrandenburg<br />
wird es gleich eine Weltsensation geben, die seit Tagen unter dem Hashtag<br />
#zeitreise kursiert. Überall taucht der geheimnisvolle Begriff auf, sogar bei uns<br />
im Wald. Ich bin schon ganz aufgeregt. Eine Weltsensation erleben auch wir<br />
Eulen nicht alle Tage. Dem feierlichen Anlass entsprechend möchte ich euch auf<br />
Eulisch, in der Sprache meines Waldvolkes, willkommen heißen. Kennt ihr den Gruß<br />
der Eulen? Wir zwinkern zwei Mal mit den Augen. Das ist alles. Genial einfach.<br />
Versteht jeder Vogel der Welt. Für uns hat das Augenzwinkern eine doppelte<br />
Bedeutung: Es steht auch für die Weisheit und Würde aller Eulenvögel. Dafür sind<br />
wir berühmt.<br />
Bevor ich euch gleich alles über die Weltsensation verrate, möchte ich mich vorstellen:<br />
Ich bins, eure gefiederte Eminenz, Henriette von und zu Uhu. Freunde sagen<br />
Tante Jette zu mir. Ich bin eine Mecklenburgerin, und das macht mich stolz.<br />
Eine fürstliche Eule aus dem Brodaer Holz. So heißt der Wald, in dem ich wohne.<br />
Herrlich gelegen am Tollensesee. Vom Wipfel meiner ur-ur-uralten Eiche bis zur<br />
Ortstafel von Neubrandenburg sind es gerade mal 70 Flügelschläge. Die Turmspitze<br />
der Konzertkirche im Stadtzentrum erreiche ich in zwölfeinhalb Minuten.<br />
Dort oben sitze ich immer eine Weile und genieße die Aussicht. In Neubrandenburg<br />
bin ich gerne. Das ist mein Lieblingsnest. Im Herzen bin ich eine Vier-Tore-Eule.<br />
Nun wollen wir keine Zeit verlieren. In den sozialen Medien ist die Weltsensation,<br />
Hashtag #zeitreise, seit Tagen das Top-Thema. Die Zeitungen nennen es<br />
„Das Wunder von Neubrandenburg“. Und in Talkshows erklären schlaue Leute,<br />
warum sie so ein Wunder nicht für möglich gehalten hätten. Die Hochschule Neubrandenburg<br />
hat eine Zeitmaschine gebaut. Damit könnt ihr in die Vergangenheit<br />
reisen und in die Zukunft fliegen. Ist das nicht irre? Und wollt ihr wissen, wer<br />
dieses Meisterstück der modernen Wissenschaft erfunden hat? Eine junge Neubrandenburgerin,<br />
Professorin an der Hochschule. In wenigen Stunden steigt die<br />
große Premierenparty. Dann erfährt die ganze Welt, womit wir in Mecklenburg-<br />
Vorpommern so durch die Zeit fahren. Macht es euch bequem, Kinder. Es geht los.<br />
– 5 –
KAPITEL 1<br />
Das Abenteuer Zeitreise beginnt<br />
Stellt euch vor, was in der Stadt los ist. Aus vielen Ländern sind Menschen<br />
angereist, um die Weltsensation live mitzuerleben. Zur Pressekonferenz sind<br />
Fachleute aus der Forschung und Medienprofis mit Kameras und Mikrofonen<br />
gekommen. An der Hochschule herrscht ein Riesenandrang. Viele Neugierige<br />
wollen die Zeitmaschine mit eigenen Augen bestaunen. Nur meine Neubrandenburgerinnen<br />
und Neubrandenburger lassen sich von solchen Großereignissen<br />
nicht aus der Ruhe bringen.<br />
Wie an jedem Mittwoch kommen Herr und Frau Schmitt am frühen Nachmittag<br />
von ihrem Wocheneinkauf zurück. Fünf volle Tüten sind es diesmal geworden.<br />
Denn die Rentner haben ihre Enkelkinder zu Besuch. Sofia und<br />
Jonas sitzen auf der Rückbank. Routiniert biegt Herr Schmitt in das<br />
Wohnviertel an der Neubrandenburger Hochschule ein. Dort traut<br />
er seinen Augen nicht. Es gibt keinen freien Parkplatz.<br />
Autos stehen sogar auf dem Bürgersteig.<br />
..<br />
Oma, durfen<br />
”<br />
wir auf den<br />
Spielplatz?“<br />
– 6 –
Darüber empört sich Frau Schmitt mit deutlichen Worten. Normalerweise gibt<br />
es um die Zeit immer freie Plätze, grübelt ihr Mann. Deshalb erledigen sie die<br />
Besorgungen ja seit <strong>Jahre</strong>n immer mittwochs nach der Mittagsruhe. Mit einem<br />
Male erinnert sich Frau Schmitt an einen Artikel, den sie in der Zeitung gelesen<br />
hatte. „Manfred“, sagt sie und blickt ihn mit großen Augen an. „Heute machen<br />
die in unserer Straße diese Weltsensation.“<br />
Die Enkel von Familie Schmitt haben aufgehorcht und tuscheln kurz. Seit Tagen<br />
ist die Zeitmaschine das Thema auf den Spielplätzen. „Dürfen wir aussteigen<br />
und spielen gehen?“, fragt Jonas. In Wahrheit wollen die Geschwister zur Hochschule<br />
laufen. Vielleicht können sie dort einen Blick auf die Zeitmaschine werfen.<br />
Doch das behalten sie für sich. „Meinetwegen“, sagt Frau Schmitt. „Aber seid in<br />
zwei Stunden zurück. Zum Kaffeetrinken. Opa hat Kuchen gebacken.“<br />
Zur gleichen Zeit löst Johannes Hühnerbein ein Problem. Der Festsaal der<br />
Hochschule Neubrandenburg ist bis auf den letzten Sitz gefüllt. Und weiter strömen<br />
Menschen auf das Gelände. Mit so vielen Gästen hatte der Mann mit dem<br />
Kullerbauch nicht gerechnet, als er am Vormittag die Veranstaltung vorbereitete.<br />
Der Hausmeister krempelt sich die Ärmel hoch, zunächst die des Kittels,<br />
dann die des Hemdes. Das macht er immer, wenn er schwierige Aufgaben lösen<br />
muss. Es hilft ihm beim Nachdenken. Einen Augenblick später lächelt er und<br />
weiß, was zu tun ist. Er wird auf dem Hof der Hochschule eine Leinwand aufbauen.<br />
Darauf will er die Veranstaltung live übertragen.<br />
Am Eingang der Hochschule empfängt Prof. Luise Präzise den Bürgermeister<br />
von Neubrandenburg. „Wie schön, dass Sie gekommen sind!“, freut sich die<br />
Erfinderin der Zeitmaschine. „Um nichts auf der Welt hätte ich mir den Termin<br />
entgehen lassen“, sagt Bürgermeister Fred. Er erzählt ihr, wie gern er in seiner<br />
Jugend Romane über Zeitreisen gelesen hat. Luise Präzise fühlt sich geschmeichelt<br />
und hat eine Idee. „Darf ich Sie vor der Pressekonferenz zu einer Testfahrt<br />
einladen? Wir haben alle Zeit der Welt“.<br />
In einer halben Stunde beginnt die Veranstaltung. „Wird das nicht etwas<br />
knapp?“, fragt der Bürgermeister. „Zeit ist relativ“, sagt die Professorin. „Mit<br />
meiner Zeitmaschine kann ich jede beliebige Uhrzeit ansteuern. Wir können<br />
jetzt losfahren – und zur selben Zeit wieder ankommen. Als wären wir nie weg<br />
gewesen.“<br />
Während sie über den Hof zum Nachbargebäude gehen, in dem sich das Forschungslabor<br />
der Wissenschaftlerin befindet, singt Luise Präzise ein Lied.<br />
– 7 –
Das Lied von der<br />
einsamen Erfinderin<br />
Ein Wunderkind war ich als Mädchen schon//<br />
Heut bin ich landbekannt als „Perfektion in Person“//<br />
Denn Fehler sind bei mir Fehlanzeige//<br />
Es gibt keine Fächer, die ich vergeige//<br />
Meinen Wissensdurst kann niemand stillen//<br />
Ich brenn’ für Fortschritt, um des Fortschritts willen//<br />
In meinem Labor erfinde ich rund um die Uhr//<br />
die genialsten Sachen, Sensationen pur//<br />
Geistesblitze erhellen mich in jeder Stunde//<br />
Eine Zeitmaschine ist grad in aller Munde//<br />
Meinen Wissensdurst kann niemand stillen//<br />
Ich brenn’ für Fortschritt, um des Fortschritts willen//<br />
Für Familie und Freunde bleibt mir wenig Zeit//<br />
Wir Immerbesten leiden oft an Einsamkeit//<br />
Manchmal wünscht ich mir bei einem Glas Wein//<br />
Mal eine Woche ein normaler Mensch zu sein//<br />
(Mit Freunden genießen, statt zu verdrießen allein)<br />
Doch meinen Wissensdurst kann niemand stillen//<br />
Ich brenn’ für Fortschritt, um des Fortschritts willen//<br />
– 8 –
sind!“<br />
entgehen lassen.“<br />
Um nichts auf<br />
”<br />
der Welt hatte ich<br />
..<br />
mir den Termin<br />
”<br />
..<br />
Wie schon,<br />
dass Sie<br />
gekommen
– 10 –
Die Enkel von Familie Schmitt sind an der Hochschule angekommen.<br />
Sie haben Glück, denn in dem Moment läuft die lauthals singende<br />
Professorin an ihnen vorbei. Die Geschwister schmunzeln–<br />
und schauen genauer hin. „Das ist Bürgermeister Fred“, ruft Sofia<br />
erfreut. „Erinnerst du dich, er hat die lustige Rede auf unserem<br />
Sportfest gehalten.“ Dass sie seitdem ein bisschen für den Mann<br />
im Anzug schwärmt, sagt sie ihrem Bruder nicht. „Wenn wir ihm<br />
folgen, werden wir die Zeitmaschine finden“, meint Sofia.<br />
Die Professorin und der Bürgermeister treffen vor dem Nebengebäude<br />
Hausmeister Hühnerbein. Sie unterhalten sich kurz, bevor<br />
alle drei im Hauseingang verschwinden. Die Kinder folgen ihnen.<br />
Sie gelangen in eine Halle. Mittendrin steht ein wohnzimmergroßer<br />
Glaskasten. Das ist das geheime Labor der Forscherin. Dort sind<br />
viele Instrumente, Bildschirme und technische Geräte aufgebaut.<br />
Luise Präzise sitzt an einem riesigen Computer, während es sich die<br />
Männer auf einer Couch gemütlich gemacht haben. „Das muss die<br />
Zeitmaschine sein“, flüstert Sofia. Sie hat recht: Dieses Labor kann<br />
durch die Jahrhunderte fliegen. Neugierig schleichen sich die Enkel<br />
der Schmitts bis zum gläsernen Raum. Dort wagen sie einen<br />
Blick durch die Tür. Ihre Augen beginnen zu leuchten. Ohne es zu<br />
merken, treten sie ein.<br />
In dem Moment legt die Professorin alle Hebel um. „Es geht ins<br />
13. Jahrhundert, meine Herren!“ Ein Motor heult auf. Es gibt einen<br />
kräftigen Ruck. Die Zeitmaschine setzt sich in Bewegung. Und Sofia<br />
und Jonas reisen mit.<br />
– 11 –
KAPITEL 2<br />
Es waren einmal zwei Prinzen<br />
Bis die Zeitreisenden im 13. Jahrhundert landen, haben wir etwas Zeit. Ich<br />
möchte euch erzählen, wie wir Eulen einst nach Neubrandenburg kamen. Mit der<br />
schönsten Stadt am Tollensesee verbindet uns nämlich alles. Meine Ur-Ur-Ur-<br />
Uhus, meine altehrwürdigen Ahnen, halfen mit geballten Krallenkräften bei der<br />
Gründung dieser Gemeinde. Ich betone es immer wieder: Ohne uns gäbe es<br />
Neubrandenburg nicht. So steht es in der „Eulenchronik“ geschrieben, dem besten<br />
Geschichtsbuch weit und breit. Noch nie hat eine Eule daraus vorgelesen.<br />
Heute werde ich die Buchdeckel öffnen und mit euch auf eine Zeitreise gehen.<br />
Es war einmal ein Graf. Der herrschte vor 800 <strong>Jahre</strong>n in der Mark Brandenburg.<br />
Das war ein stolzes Reich, da, wo heute Brandenburg ist. Der Markgraf<br />
hatte zwei Söhne. Johann und Otto waren aufgeweckte Burschen, beliebt im<br />
ganzen Hofstaat. Obwohl sie nichts als Flausen im Kopf hatten. Das Schicksal<br />
meinte es nicht gut mit den Jungs. Nach dem frühen Tod ihrer Mama starb kurz<br />
darauf auch Papa Markgraf. Für die Prinzen endete damit die Kindheit. Sie<br />
mussten schnell erwachsen werden, um ein Land zu regieren. Alle Hoffnungen<br />
lagen auf den Königskindern …<br />
Vielleicht fragt ihr euch, was hat das Leid der Royal Family mit Neubrandenburg<br />
zu tun? Woher will die olle Eule das mit den Flausen im Kopf wissen? Und<br />
was bedeutet das überhaupt? Gemach! Flausen sind kleine Streiche, alberne<br />
Ideen. Dinge, die Erwachsene für Unfug halten. Weil sie ihre Kindheit vor langer<br />
Zeit vergessen haben. Die Markgrafen-Brüder teilten sich die Staatsgeschäfte<br />
klug auf. Sie lernten schnell und wurden immer besser. Bald erlebte die Mark<br />
Brandenburg einen Aufschwung. Die Bauern hatten den<br />
Ackerbau <strong>neu</strong> erfunden.<br />
Mit der Dreifelderwirtschaft konnten sie mehr produzieren.<br />
Ur-ur-urplötzlich nahm die Bevölkerung zu. Der<br />
Fortschritt holte Fachkräfte ins Land. Das Reich wuchs<br />
und wuchs – im Norden sogar bis an die Ostseeküste. Nun<br />
schlug die Stunde der Brüder. Johann und Otto gründeten<br />
– 12 –
Städte am laufenden Band. Sie wetteiferten, wer wohl am Ende die meisten<br />
und die schönsten Orte für sich verbuchen könne.<br />
Die Vier-Tore-Stadt geht aufs Konto von Johann, dem großen Bruder. Schon<br />
der Name Neues Brandenburg zeigt, wie wichtig ihm unsere Traumstadt war.<br />
Doch ohne uns Eulen wäre der Traum von Neubrandenburg beinahe noch geplatzt<br />
wie eine Seifenblase. Denn die Prinzen hatten den ganzen Papierkram<br />
aus den Augen verloren. Verordnungen. Verträge. Eine Stadt braucht all die<br />
Akten wie wir die Luft zum Atmen. Ohne offizielle Urkunde gibt es keine <strong>neu</strong>e<br />
Siedlung. Die Zustellung von Briefen war in der Mark Brandenburg katastrophal.<br />
Die Prinzen waren drauf und dran hinzuschmeißen und auch Herzensprojekte<br />
wie Neubrandenburg aufzugeben. Aus der Patsche half ihnen der königliche Eulenexpress.<br />
Das waren wir. Dank unserer Uhu-Weisheit hatte<br />
das Reich bald eine moderne Briefzustellung. Jede Stadt<br />
erhielt ein Flugeulen-Team. So kamen wir in die Stadt am<br />
Tollensesee.<br />
Der Dienstweg machte uns zu schaffen. 115 Kilometer<br />
sind es von der alten Markgrafenburg in Spandau bis<br />
nach Neubrandenburg. Wir Uhus sind weder Schnellflieger<br />
noch Raser am Himmel. An guten Tagen<br />
schafften wir die Strecke in zwei Stunden. Dann<br />
waren wir schneller als manch Autofahrer heute.<br />
Nach ein paar <strong>Jahre</strong>n eröffnete der Markgraf<br />
in Neubrandenburg eine Zweigstelle des königlichen<br />
Eulenexpress. Wir bezogen einen Flügel im<br />
Rathaus und waren fortan dem Bürgermeister<br />
unterstellt. Auch privat bin ich mit dem Stadtoberhaupt<br />
bestens befreundet.<br />
Die Filiale in Neubrandenburg war für<br />
uns ein Segen. Nun durften wir dauerhaft<br />
in der Stadt bleiben, die wir Eulen<br />
so lieben. Im Brodaer Holz bauten wir unser<br />
Königreich auf. Aus gutem Grund: Wir Uhus sind<br />
bekannt als die “Könige der Nacht”. Deshalb bin ich,<br />
eure gefiederte Eminenz Henriette von und zu Uhu,<br />
auch die Fürstin hier im Wald.<br />
– 13 –
KAPITEL 3<br />
Das Geheimnis der backsteinalten Mühle<br />
Ihr könnt euch denken, wie überrascht die Professorin, der Bürgermeister<br />
und der Hausmeister waren, als sie die Kinder in der Zeitmaschine entdeckt<br />
hatten. Das sorgte für reichlich Gesprächsstoff. Doch unser Bürgermeister<br />
Fred glättete alle Wogen. Der Zufall habe es so gewollt, dass sie nun zu fünft<br />
ins Mittelalter reisen, zwinkerte er den Kindern zu. Wenig später landete das<br />
Zeitfahrzeug.<br />
“ Komisch,<br />
was .. man<br />
fruher<br />
angezogen<br />
hat.“<br />
– 14 –
„Liebe Mitreisenden! Wir haben unser Reiseziel erreicht. Willkommen im <strong>Jahre</strong><br />
1273“, sagt Prof. Luise Präzise. Sofia strahlt über beide Ohren: „Das ging ja fix!“,<br />
freut sie sich. Jonas ist ebenso aus dem Häuschen. „Wo sind wir gelandet?“,<br />
fragt er die Erfinderin. „Wenn meine Berechnungen stimmen, und ich verrechne<br />
mich nie, dann stehen wir in der Vierrademühle“, antwortet die Professorin.<br />
Die Kinder und Bürgermeister Fred können es kaum erwarten, die Zeitmaschine<br />
zu verlassen. Doch Johannes Hühnerbein zögert: „Bevor wir rausgehen,<br />
müssen wir unsere Kleider wechseln. Sonst halten uns die Leute noch für verrückt.“<br />
Der Hausmeister der Hochschule Neubrandenburg öffnet einen Koffer.<br />
Darin sind viele bunte Klamotten. „Die Kostüme habe ich vor der Abreise im<br />
Schauspielhaus ausgeliehen.“ Der Mann denkt an alles, nickt ihm der Bürgermeister<br />
anerkennend zu. In seiner Freizeit spielt Johannes Hühnerbein in einer<br />
Theatergruppe. Daher weiß er auch, wie man sich im Mittelalter angezogen hat.<br />
Schnell findet jeder passende Kleider. Sofia fällt noch etwas ein: „Wenn jemand<br />
wissen will, woher wir kommen. Was sagen wir?“ Stimmt. „Darauf sollten<br />
wir vorbereitet sein“, murmeln die anderen und denken nach. Bürgermeister<br />
Fred erhebt die Stimme: „Wir kommen aus der Hansestadt Greifswald und besuchen<br />
Neubrandenburg. So einfach.“ Luise Präzise schaltet die Zeitmaschine<br />
in den Stand-by-Modus. Nun ist diese für Fremde unsichtbar.<br />
Endlich ist es soweit: Die Reisegemeinschaft betritt Neubrandenburg,<br />
750 <strong>Jahre</strong> zurück in der Vergangenheit. Die Luft fühlt sich wie immer an. Sauberer<br />
als sonst, findet der Bürgermeister, da die Autoabgase fehlen. Vor der Vierrademühle<br />
treffen sie auf den Müller Bernhard, der mit einer Hand voll Gemüse<br />
aus dem Garten kommt. Der Müller begrüßt die Fremden herzlich. „Ihr hättet<br />
keinen besseren Zeitpunkt für euren Besuch wählen können. Heute beginnet<br />
die Feier unseres Stadtjubiläums. Neubrandenburg wird 25.“<br />
Müller Bernhard lädt seine Gäste zu einem Rundgang ein. Nichts erinnert an<br />
die Mühlengebäude, die heute am Neubrandenburger Ring stehen. Rund um<br />
die Anlage fließt sprudelndes Wasser. Die Gebäude stehen auf einer Insel. Jonas<br />
hat eine Vermutung: „Müller Bernhard!“, spricht der Junge voller Neugierde.<br />
„Die Mühle sieht aus wie eine Festung!“ Der Müller nickt. „Gut erkannt,<br />
mein Junge. Wir sind die Futterkammer der Stadt. Mit unserem Mehl ernähren<br />
wir Neubrandenburg. Wir müssen uns schützen vor den Räuberhorden, die<br />
unsere Wälder unsicher machen. Sonst hungert die Stadt.“<br />
– 15 –
Vier Wasserräder setzen die Mühle in Gang. „Ein Wunderwerk der Technik“,<br />
ruft der Hühnerbein entzückt. „Die Anlage ist vor zwei <strong>Jahre</strong>n gebaut worden“,<br />
erzählt Müller Bernhard. „Wir sind die modernste Mühle weit und breit.“ Die<br />
beiden Männer kommen ins Gespräch. Nach der Führung verabschiedet sich<br />
Müller Bernhard von den Gästen. Er hat noch einen Tipp: „Auf dem Marktplatz<br />
hält mein Vater, unser Stadtgründer Herbord von Raven, gleich eine Festrede.“<br />
Nichts wie hin, sind sich die anderen einig.<br />
Die Professorin, der Bürgermeister, der Hausmeister und die Enkel von Familie<br />
Schmitt laufen in die Stadt. Dort trauen sie ihren Augen nicht: Wo seit<br />
Jahrhunderten die Stadtmauer steht, stecken Palisaden in der Erde. Das sind<br />
Holzzäune, die weniger Schutz bieten als eine Mauer. Die Stadt ist eine Baustelle.<br />
Doch Bürgermeister Fred findet sich zurecht und führt die Gruppe in<br />
die Treptower Straße. „Schaut mal nach rechts“, ruft Hausmeister Hühnerbein.<br />
„Das muss die Marienkirche sein.“ Sie sieht aber anders aus als heute. „Das ist<br />
ein Vorgängerbau der Marienkirche”, sagt Luise Präzise, „Der Umbau hat schon<br />
begonnen. Seht ihr die Holzgerüste?“ Die Professorin will gerade einen Vortrag<br />
über die Baumeister jener prächtigen Backsteinkirchen halten, als die Gruppe<br />
den Marktplatz erreicht.<br />
– 16 –
Dort ist viel los. Mit lautem Rufen bieten Kaufleute ihre Waren an. In der Mitte<br />
des Platzes ist eine Bühne. Hier wird die Rede des Stadtschulzen erwartet. So<br />
nannte man früher den Bürgermeister, weiß sein Amtsnachfolger. „Wenn ich<br />
mich nicht täusche, erleben wir gleich eine Sensation“, sagt Bürgermeister Fred<br />
mit aufgeregter Stimme. Und schon tritt Herbord von Raven auf das Podest.<br />
„Ihr hochverehrten Bürgerinnen und Bürger von Neubrandenburg, teure Gäste.<br />
Gemeinsam und voller Stolz blicken wir heute auf die ersten 25 <strong>Jahre</strong> unserer<br />
schönen Gemeinde zurück.“ In seiner Rede würdigt der Stadtgründer den Aufschwung<br />
in Neubrandenburg. Er grüßt die einzelnen Handwerker. „Mein Dank<br />
gilt euch fleißigen Wollwebern. Was wären wir nur ohne euch …“ Herbord von<br />
Raven hält kurz inne. Da brüllt jemand aus dem Publikum: „Wir wären nackt!“<br />
Die Leute lachen.<br />
„Die Kaufleute der Hanse sind wie vernarrt in eure Tuche und Kleider. Wir machen<br />
damit gute Geschäfte auf den großen Märkten“, weiß der Festredner zu<br />
berichten. „Wir sollten die Chance ergreifen und mehr produzieren. Das bringt<br />
uns reichlich Geld in die Stadt … “ Wieder fällt ihm einer ins Wort. „Wir sind<br />
doch schon so viele Wollweber in unserer Straße. Für noch mehr von uns ist hier<br />
kein Platz!“ Die Menschen auf dem Marktplatz stimmen ihm zu. „Dann werden<br />
wir eben noch eine Wollweberstraße errichten“, lautet die kluge Antwort des<br />
Stadtschulzen.<br />
Als nächstes werden die Knochenhauer gelobt, so hießen mal die Schlachter<br />
und Fleischer. Danach die Hopfenanbauer. „Aus Hopfen wird Bier gebraut“,<br />
erklärt Johannes Hühnerbein den Kindern. „Neubrandenburg war berühmt für<br />
sein Bier“, schwärmt er. Zum Schluss richtet sich Herbord von Raven an seine<br />
Neubrandenburgerinnen und Neubrandenburger: „Wir sind hier schon ein<br />
bunter Haufen. Zu uns ziehen Menschen aus nah und fern. Fremde Kulturen<br />
treffen in Neubrandenburg aufeinander, und sie werden eins. Das Zusammenfinden<br />
ist unsere Stärke.“<br />
Er<strong>neu</strong>t ertönt ein Ruf. Diesmal richten sich alle Blicke zum Himmel. Es ist der<br />
stolze Schrei einer Eule. Der prächtige Vogel landet neben Herbord von Raven<br />
auf der Rampe. Dieser lächelt: „Seit 25 <strong>Jahre</strong>n leistet ihr uns treue Dienste.<br />
Einen Applaus für unsere Flugeulen!“<br />
– 17 –
– 19 –
KAPITEL 4<br />
Die Prinzessin und ihr Löwe<br />
Als Neubrandenburg 25 <strong>Jahre</strong> alt wurde, flogen wir Eulen schon in der dritten<br />
Generation. Wir hatten unsere Fähigkeiten im Nachtexpress verfeinert und<br />
waren schneller unterwegs als unsere Ur-Ur-Ur-Uhus. Das war auch nötig,<br />
denn der nächste Staatsauftrag stand uns bald bevor. In dem Jahr 1292<br />
erlebte die Stadt Neubrandenburg ihre erste Prinzenhochzeit. Die bildschöne<br />
Beatrix von Brandenburg, Tochter eines Markgrafen, heiratete Heinrich II. von<br />
Mecklenburg. Diesen Landsherren nannten alle „den Löwen“. In der Eulenchronik<br />
steht geschrieben: Heinrich war groß wie ein Hüne, stark wie ein Herkules<br />
und geschwind wie ein Boxer. Mit einem Hieb schlug er einen Gegner nieder. Und<br />
danach hat er gebrüllt wie ein Löwe.<br />
Die Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier des Jahrhunderts begannen viele<br />
Monate vorher. Wir Eulen waren für die Zustellung aller Einladungen zuständig.<br />
Damit hatten wir gut zu tun.<br />
Wie eine Party gemacht wird, das wussten die Reichen und die Schönen schon<br />
im Mittelalter. Ihre Hochzeiten waren große Bälle. Es wurde viel gegessen und<br />
viel getrunken. Und lange gefeiert. Die Trauung von Beatrix und Heinrich fand<br />
auf der Burg Stargard statt. Das ist ganz in der Nähe von Neubrandenburg.<br />
Zum Feiern fuhren das Prinzenpaar und seine Gäste in königlichen Kutschen<br />
in die Vier-Tore-Stadt. Dort gab es alles im Überfluss. Leckere Speisen, köstliche<br />
Getränke, erlesene Gaben und Geschenke. Feine Gläser aus Venedig.<br />
Kuschelige Pelze aus Nowgorod. Kreative Keramik aus Flandern. Schmuck und<br />
Edelsteine aus aller Herren Länder. Es fehlte an nichts. Dafür hatten die Kaufleute<br />
der Hanse gesorgt. Auf den großen Märkten hatten sie die besten Waren<br />
eingekauft.<br />
Das kostbarste Geschenk brachte die Braut mit in die Ehe. Für Heinrich II.<br />
von Mecklenburg gab es ein großes Stück vom Reiche: Der Norden der Mark<br />
Brandenburg, und damit auch unsere schönste Stadt am Tollensesee, gehörte<br />
fortan zu Mecklenburg.<br />
– 20 –
– 21 –
KAPITEL 5<br />
Nächster Halt: Heiligabend<br />
im 15. Jahrhundert!<br />
Alles gesehen und viel erlebt: Nach ihrem Besuch im alten Neubrandenburg machen<br />
sich die fünf Zeitreisenden in bester Laune auf die Heimfahrt. Doch es<br />
läuft nicht so wie geplant. Die Zeitmaschine kann das 21. Jahrhundert nicht<br />
finden. Denn sie hat einen Wackelkontakt, ausgelöst in einem Moment der Unaufmerksamkeit.<br />
Wäre ich, eure gefiederte Eminenz, Henriette von und zu Uhu,<br />
doch bloß mitgeflogen! Ich hätte mit meiner Eulenweisheit helfen können. Die<br />
Professorin wird den Fehler nicht finden, weil sie keinen Fehler gemacht hat.<br />
Ich bange um die Erwachsenen und Kinder. Sie werden auf ewig durch die Zeitgeschichte<br />
irren.<br />
Prof. Luise Präzise startet den Motor zum dritten Mal. Nachdem sie im <strong>Jahre</strong><br />
400 nach Christus gelandet waren und dann in einer noch älteren Zeit, ist die<br />
Erfinderin angespannt. Endlich hat sie eine gute Nachricht. Die Zeitmaschine<br />
läuft wieder im Vorwärtsgang. „Wir sind Heiligabend im <strong>Jahre</strong> 1499 gelandet,<br />
am Treptower Tor“, sagt sie erschöpft. Bürgermeister Fred reagiert gelassen.<br />
„Wer hat schon die Chance, Weihnachten vor 500 <strong>Jahre</strong>n zu feiern?“ Auch<br />
die Kinder freuen sich darüber, dass das Abenteuer weitergeht. Sie verlassen<br />
die Zeitmaschine, Opas Kuchen haben sie derweil völlig vergessen. Nur die<br />
Professorin bleibt zurück. Sie überprüft alle Daten, alle Schnittstellen, alle Anschlüsse.<br />
Draußen setzt bereits die Dämmerung ein. In den Häusern leuchten Lichter.<br />
Der Heilige Abend kündigt sich an. „Ich bin in Weihnachtsstimmung“, verrät der<br />
Hausmeister. An einer Kreuzung haben sich Menschen versammelt. Sie singen Lieder.<br />
Bürgermeister Fred und die Kinder gehen hin und singen mit. Hühnerbein<br />
eilt unterdessen zurück in die Zeitmaschine. „Ich hab was vergessen!“ Nach dem<br />
Singen plaudern die Nachbarn miteinander. Der Bürgermeister unterhält sich mit<br />
einem Ehepaar. Die beiden arbeiten als Bader in der Badstüberstraße. „In unserer<br />
– 22 –
Badestube wäscht und pflegt sich halb Neubrandenburg“, betont die Frau. Bevor<br />
sie dem Bürgermeister verrät, was es an den Feiertagen Leckeres zu essen gibt.<br />
Sofia und Jonas erfahren von Gleichaltrigen, wie die so Weihnachten feiern.<br />
Den Weihnachtsmann gibt es 1499 noch nicht. Und einen Tannenbaum stellt<br />
sich auch keiner in die Stube. Auf den bunten Tellern liegen Nüsse, getrocknetes<br />
Obst und ein Stück Lebkuchen. Keine Schokolade. Zucker ist Luxus. Ein<br />
Junge zeigt Jonas stolz das Steckenpferd, was er heute geschenkt bekommen<br />
hat. Es ist sein einziges Weihnachtsgeschenk, dennoch strahlt er wie ein Honigkuchen.<br />
Der Enkel von Familie Schmitt findet das doof. Er hatte<br />
letztes Weihnachten richtig viele Geschenke bekommen und<br />
bestimmt nicht so einen mickrigen Holzstock. „Hat doch<br />
mit Weihnachten nicht mehr viel zu tun“, mault er zu<br />
seiner Schwester. Sofia sieht das anders. „Schau dir<br />
die Leute mal an. Sehen die unglücklich aus?“ Jonas<br />
guckt und denkt nach. „Hast recht. Die haben<br />
Spaß. Feiern mit ihren Nachbarn. Würde bei uns<br />
keiner machen.“ Selbst die Kinder, die in ihren<br />
Kleidern wie kleine Erwachsene aussehen,<br />
wirken auf ihn zufrieden.<br />
Bürgermeister Fred gesellt sich zu den<br />
Geschwistern und erzählt von der Bader-<br />
Familie. „Die freuen sich, weil sie Weihnachten<br />
so richtig schlemmen können“,<br />
berichtet er. Im Alltag gäbe es meist<br />
schlichte Gerichte und selten Fleisch.<br />
„Heute hatten sie Fisch. Morgen gibt<br />
es Rinderbraten mit Sauerkraut. Und am<br />
zweiten Feiertag Weißkohl mit Geflügel“,<br />
schwärmt der Bürgermeister. Ausgerechnet<br />
das sind seine Leibgerichte. „Ich könnte<br />
hier eine Weile bleiben.“ Sofia will wissen,<br />
wie die Leute den leckeren Braten ohne<br />
Kühlschrank frischhalten? „Fleisch und Fisch<br />
wird entweder eingesalzen oder kräftig geräuchert“,<br />
erklärt ihr der Bürgermeister.<br />
" Arrrgh!<br />
Das hat mit<br />
Weihnachten<br />
nichts mehr<br />
zu tun“<br />
– 23 –
Plötzlich ertönt ein lautes „Ho. Ho. Ho. Ho“ durch die Straße. Die Feiernden<br />
blicken zum Treptower Tor, da kommen die Rufe her. Eine bizarre Gestalt<br />
mit rotem Mantel und weißem Wattebart läuft geradewegs auf sie zu.<br />
Er trägt einen Sack über der Schulter. „Ich dachte, den Weihnachtsmann<br />
gibt es noch nicht“, wundert sich Jonas. Sofia hat sofort gecheckt, wer<br />
unter dem Kostüm steckt. „Das ist doch der Hühnerbein“, antwortet sie.<br />
„Pass auf, gleich wird es lustig.“<br />
Schon erreicht der Hausmeister die Gruppe. „Ich bin der Heilige<br />
Johannes, euer Weihnachtsmann.“ Der Bärtige beweist sein Talent<br />
als Schauspieler. Er spricht zuerst mit den Kindern, dann mit den<br />
Erwachsenen. Für jeden holt er eine Tafel Schokolade aus dem<br />
Sack. Die Leute sind begeistert. So einen großzügigen Gaukler<br />
haben sie nie zuvor gesehen. Noch lange feiern die Menschen<br />
durch die Weihnachtsnacht. „Heiliger Johannes?“, spricht Bürgermeister<br />
Fred dem Weihnachtsmann auf dem Rückweg<br />
schmunzelnd an. Hühnerbein ist bestens gelaunt.<br />
„Das war ein Riesenspaß“, sagt er. Die Schokolade<br />
hat er aus der Vorratskammer<br />
der Hochschule stibitzt.<br />
„Als Reiseproviant“, grinst er.<br />
„Und etwas Nervennahrung<br />
schadet nie“. Die Professorin<br />
hat inzwischen die Software<br />
der Zeitmaschine überprüft.<br />
In der Programmierung<br />
kann sie keinen Fehler<br />
finden. Es muss eine<br />
mechanische Ursache<br />
geben. Vielleicht einen<br />
Wackelkontakt, vermutet sie<br />
richtig. Sie startet den Motor.<br />
Die Zeitmaschine macht<br />
einen Sprung in die Zukunft.<br />
Ein gutes Zeichen.<br />
Ich bin<br />
”<br />
der Heilige<br />
Johannes.“<br />
– 24 –
KAPITEL 6<br />
Die Räuber sind da!<br />
Wir Uhus feiern Weihnachten wie die Menschen im 15. Jahrhundert: mit unseren<br />
Nachbarn. Zu meinem festlichen Mitternachtsschmaus kommen Familie Nachtkauz<br />
und Familie Schleiereule. Auch die Buntspechts von nebenan und die Krähenvögel<br />
im Brodaer Holz sind meine Gäste. Früher trieben sich in unserem<br />
Wald finstere Gestalten rum. Die Räuberbande um Hauptmann Bangbüx sorgte<br />
einst für Angst und Schrecken. Unsere Zeitreisenden sind ganz in der Nähe.<br />
Wir können nur hoffen, dass sie den Halunken nicht begegnen …<br />
Die Zeitreisenden haben es wieder nicht bis nach Hause geschafft. Diesmal sind<br />
sie 1549 im alten Kloster von Broda gelandet, etliche Kilometer vor den Toren<br />
von Neubrandenburg. „Wir müssen schleunigst wieder in die Vier-Tore-Stadt“,<br />
sagt Luise Präzise. „Dort bekomme ich vom Schmied Eisenwaren für die Reparatur<br />
der Zeitmaschine.“<br />
Im Kloster treffen sie zwei Mönche an. Die sitzen schweigend im Refektorium,<br />
ihrem Speisesaal. Von den Besuchern nehmen sie keine Notiz. „Umso besser<br />
für uns“, meint Prof. Luise Präzise. „Lasst uns mal schauen, ob wir ein Fahrzeug<br />
finden.“ Schon hat Johannes Hühnerbein im Stall zwei Pferde und eine Kutsche<br />
entdeckt. Mit wenigen Handgriffen bereitet er die Ausfahrt vor. Bürgermeister<br />
Fred und die Kinder dürfen in der Kabine Platz nehmen. Die Professorin und<br />
der Hausmeister sitzen auf dem Kutschbock. Luise Präzise nimmt die Zügel in<br />
die Hand. „Soll ich das nicht übernehmen?“, fragt der Hühnerbein. „Mitnichten“,<br />
fährt sie ihn an. „Ich bin die Perfektion in Person. Ich mach das schon.“<br />
Mit einem schrillen Pfiff treibt sie die Pferde an. Die Kutsche fährt über Stock<br />
und Stein. Bald gelangen sie in das Brodaer Holz, einen dunklen Wald südwestlich<br />
von Neubrandenburg. Die Kutschfahrt bleibt nicht unbemerkt. Eine Eule<br />
beobachtet sie von den Wipfeln eines Baumes aus. Der kluge Vogel sieht Unheil<br />
kommen. Mit einem lauten Ruf schwingt er sich in die Lüfte und alarmiert<br />
die Vögel des Waldes.<br />
– 25 –
Denn die Eule ist nicht die einzige, die die Kutsche erspäht hat. Auch die<br />
Räuberbande um Hauptmann Bangbüx und Sohnemann H. Lunke bekommt<br />
davon Wind. „Wir werden sie anhalten und ausrauben“, beschließt Hauptmann<br />
Bangbüx. In einer Kurve lauern die Gangster den Zeitreisenden auf. Mit lautem<br />
Gebrüll stürzen sie aus der Deckung auf die Kutsche zu. Die Pferde bleiben<br />
wie erstarrt stehen. Geistesgegenwärtig springen die Professorin und der Hausmeister<br />
vom Kutschbock. „Was auch passiert, ihr bleibt in der Kabine“, rufen sie<br />
Bürgermeister Fred und den Kindern zu.<br />
Nun kommt es der Erfinderin und dem Hausmeister zu gute, dass sie jede Woche<br />
in der Hochschule Kampfsport trainieren. Auch in Kung Fu ist Luise Präzise<br />
die Perfektion in Person. Mit lauten Schreien fliegt sie förmlich auf die<br />
Räuber und Räuberinnen zu. Schon krümmt sich der erste am Boden,<br />
und der zweite weint jämmerlich. Hühnerbein ist im Boxsport<br />
trainiert. Mit seiner Rechten teilt er ordentlich aus. Doch die<br />
– 26 –
öse Horde ist zu groß. Gerade als die Tunichtgute die Oberhand gewinnen,<br />
ertönt ein lautes Kreischen. Die Eulen und Krähenvögel des Waldes fliegen auf<br />
die Räuber zu. Bombardieren sie mit Tannzapfen und Steinen. Mit ihren scharfen<br />
Schnäbeln und geballten Krallenkräften attackieren sie die Nichtsnutze im<br />
Nahkampf. Die Kinder feuern sie aus der Kutsche an.<br />
Hauptmann Bangbüx, Sohn H. Lunke und der ganze Räuber-Rest ergreifen die<br />
Flucht. Das war ein hart erkämpfter Sieg. Die Zeitreisenden danken den Vögeln.<br />
Dann setzen sie die Kutschfahrt fort. In Neubrandenburg findet die Professorin in<br />
der Turmstraße eine Schmiede und bekommt dort ihre Eisenwaren. Die Turmstraße<br />
hat ihren Namen vom Fangelturm. Für die Verteidigung der Stadt ist<br />
das ein wichtiger Aussichtspunkt. Und im Kerker des Turmes werden böse<br />
Leute eingesperrt, die etwas auf dem Kerbholz haben. Sofia meint,<br />
beim Vorbeigehen ein Schluchzen gehört zu haben.<br />
– 27 –
KAPITEL 7<br />
Der Tod kommt in die Stadt<br />
Manchmal ist mir auch danach zu schluchzen wie die Gefangenen im Fangelturm.<br />
Neubrandenburg hatte nämlich nicht nur gute, sondern auch schlimme Zeiten.<br />
In der Eulenchronik sind Stadtbrände dokumentiert. Doch nichts war in der<br />
frühen Neuzeit so grauenvoll wie der Dreißigjährige Krieg. Ich hadere mit mir,<br />
ob ich darüber berichten soll? Es gäbe noch so schöne Anekdoten zu erzählen.<br />
Zum Beispiel: Wie wir Eulen als Agenten des Bürgermeisters unter dem Codenamen<br />
„4 Tore“ im Einsatz waren. Huch, nein, das ist ja streng geheim.<br />
OK, ich versuche aber, die schrecklichen Details auszusparen. Im <strong>Jahre</strong> 1631<br />
besetzte der König von Schweden große Teile Mecklenburgs. Neubrandenburg<br />
nahm er kampflos ein. Die Armeen des römisch-deutschen Kaisers wiederum<br />
taten alles, um die besetzten Gebiete zurückzuerobern. Einer ihrer Anführer<br />
hieß General Tilly. Mit Kanonen bewaffnet zogen Tillys Truppen vor die Tore<br />
von Neubrandenburg. Drei Tage belagerten sie die Stadt.<br />
– 28 –
Dann wurde die stolze Festung durchbrochen. Gegen die<br />
modernen Waffen hatte sie keine Chance. Noch heute sind<br />
an der Stadtmauer Einschläge der Kugeln zu erkennen.<br />
Was dann folgte, war barbarisch: In meiner Eulenchronik sind<br />
an der Stelle viele Tränen eingetrocknet. Die Truppen des Kaisers<br />
vertrieben nicht nur die Schweden aus der Stadt. Sie rächten sich<br />
auch brutal an den Frauen, Männern und Kindern von<br />
Neubrandenburg. Es gab kein Entrinnen. Es war furchtbar.<br />
Nach dem Krieg stand die einst so wohlhabende<br />
Vier-Tore-Stadt vor dem Nichts. Sie war pleite<br />
und brauchte lange, um sich von der<br />
Katastrophe zu erholen.<br />
– 29 –
– 30 –
KAPITEL 8<br />
Wenn die Gaukler kommen<br />
In diesem Krieg ging vieles verloren. So manches aus der alten Zeit geriet<br />
in Vergessenheit. Wir Eulen hatten ur-ur-urplötzlich keine Aufträge mehr erhalten.<br />
Mit den <strong>Jahre</strong>n verblassten die Erinnerungen der Neubrandenburger<br />
an uns Eulen. Bis wir eines Tages nur noch in den Märchen der Menschen auftauchten.<br />
Die Zeit der Brieftauben war gekommen. Das alles hat meine altehrwürdigen<br />
Ahnen traurig gestimmt. Es gab nur eine Person, die in Kontakt mit<br />
uns blieb. Der Bürgermeister. Bis heute kommunizieren wir in einem Chatroom ...<br />
Nach dem Abenteuer mit den Räubern setzt Luise Präzise die Hebel zur Heimfahrt<br />
in Bewegung. Doch 1789 stoppt das Zeitfahrzeug er<strong>neu</strong>t. In dem Jahr beginnt<br />
in Frankreich eine große Revolution, die Europa in ein <strong>neu</strong>es Zeitalter führen<br />
wird. In Mecklenburg ist davon aber noch lange nichts zu spüren. „Wir sind<br />
im Stadtschloss gelandet“, informiert die Professorin ihre Passagiere. Das Palais<br />
mit Blick auf den Marktplatz hat sich Adolf Friedrich IV., Herzog zu Mecklenburg,<br />
für die Sommerzeit errichten lassen. Manchmal bleibt er bis zum Herbst hier. So<br />
wohl fühlt er sich in Neubrandenburg.<br />
Johannes Hühnerbein, Sofia und Jonas verlassen die Zeitmaschine. Die Erfinderin<br />
hat keine Zeit. Sie muss ein paar Reihen errechnen, das ist höhere Mathematik.<br />
Bürgermeister Fred kommt auch nicht mit. Er hat Amtsgeschäfte am<br />
Laptop zu erledigen. Der Hausmeister und die Enkel von Familie Schmitt gehen<br />
durch einen langen Flur. Der führt in einen prunkvollen Saal. Dort hören sie eine<br />
Männerstimme. Aber da ist niemand. Wie kann das sein? Bis sie auf dem Balkon<br />
zwei feine Herren entdecken. Der eine steht am Geländer und spricht mit großen<br />
Gesten zu den Menschen, die unten auf dem Marktplatz stehen. „Das ist der Herzog“,<br />
ist sich Hühnerbein sicher. „Adolf Friedrich IV. – ihm verdanken wir nicht nur<br />
dieses hübsche Stadtschloss, sondern auch das Schauspielhaus“, flüstert er.<br />
Der Landesherr spricht gerade über sein Lieblingsprojekt: Das Theater lässt<br />
er zwei Straßen weiter erbauen. In den höchsten Tönen schwärmt er über Kunst<br />
und Kultur. Für seine Rede erhält Adolf Friedrich IV. Beifall von den Neubranden-<br />
– 31 –
urgern. Zufrieden dreht er sich um und geht auf den anderen feinen Herrn<br />
zu. Sie nehmen sich für einen Moment in den Arm und drücken sich. Was<br />
sie sich sagen, kann der Hausmeister nicht verstehen. Aber „die scheinen<br />
sich sehr zu mögen“, sagt er den Kindern.<br />
„Was machet ihr in meinem Saal?“, ertönt plötzlich die strenge Stimme<br />
des Herzogs. Johannes Hühnerbein muss sich schleunigst etwas einfallen<br />
lassen. „Ich bin der herzogliche Talentfinder vom Hoftheater …“<br />
Während er spricht, denkt sich der Hausmeister eine Geschichte aus.<br />
„Für die Weihnachtsshow sollte ich in Neubrandenburg nach jungen<br />
Nachwuchsstars Ausschau halten. Mir wurde gesagte, dass eure Majestät<br />
die begabten Kinder sehen möchte. Hier sind wir.“ Vor Aufregung<br />
beißt er sich auf die Lippe: Ob ihm der Herzog die Notlüge glaubt?<br />
Dieser antwortet schroff: „Davon weiß ich nichts. Das ist unerhört!“<br />
Er blickt den anderen feinen Herren fragend an<br />
und zuckt enttäuscht mit den Achseln. „Wieder<br />
einmal hat es der Neustrelitzer Hof versäumt,<br />
uns einen wichtigen Termin mitzuteilen.“<br />
Dann wendet er sich dem Talentfinder<br />
zu. „Ich freue mich, dass ihr gekommen<br />
seid, hochverehrter Herr der Künste.<br />
Nun berichtet mehr von den Talenten<br />
und vom Weihnachtsstück.“<br />
Herzog und Hausmeister<br />
kommen ins Plaudern. In der<br />
Welt des Theaters kennt sich<br />
der Hühnerbein aus. Auch<br />
Sofia und Jonas spielen gut mit.<br />
Der Landesherr scheint angetan<br />
zu sein. Er lässt den Gästen sogar Tee<br />
servieren und unterhält sich mit ihnen eine<br />
volle Stunde. Nach dem Termin am Hofe sind<br />
die Zeitreisenden gut gelaunt und streifen über<br />
den Marktplatz. Dort werden die Herbsttage gefeiert.<br />
Das ist ein Riesen-Rummel. Gaukler und<br />
andere fröhliche Zirkusmenschen bezaubern die<br />
– 32 –
Zuschauer mit Sensationen. An den Buden gibt es alles, was das Herz begehrt.<br />
Sofia und Jonas fällt auf, dass hier nicht nur Waren aus aller Herren Länder<br />
gehandelt werden, sondern auch der <strong>neu</strong>ste Klatsch die Runde macht.<br />
Die Menschen kommentieren jede Neuigkeit ausgiebig. „Das ist wie auf<br />
Whatsapp“, meint Sofia und muss grinsen. Vor einem Zelt bleiben die<br />
Kinder stehen. „Hereinspaziert!“, ruft ein muskulöser Mann. Sofia und<br />
Jonas zögern. „Für Kinder ist der Eintritt frei.“ Der Gaukler zwinkert<br />
ihnen zu. In dem Zirkus werden atemberaubende Kunststücke gezeigt.<br />
Ein Schwertschlucker schluckt ein Schwert. Und eine Feuerspucker<br />
spuckt Feuer. Als nächstes folgt der Auftritt des Magiers.<br />
Er zaubert ein Hausschwein auf die Bühne und lässt ein Huhn<br />
aus dem Zylinder fliegen. Dann ruft er Freiwillige nach vorn.
Meine<br />
schwebende<br />
Schwester Sofia -<br />
das ist Magie!<br />
Bevor Jonas sich versieht, hat ihn seine Schwester mit in die Manege gezerrt.<br />
„Ich werde das Mädchen zum Schweben bringen.“ Jonas darf dem Gaukler dabei<br />
assistieren. Mit einer Zauberformel redet der Magier auf Sofia ein. Sie fällt<br />
in einen tiefen Schlaf. Trommelwirbel. Steif wie ein Brett hebt sich ihr Körper<br />
waagerecht gut einen Meter in die Luft. Es sieht aus, als würde sie schweben.<br />
Jonas ist fasziniert. Er kann sich den Trick nicht erklären. Später erzählt ihm seine<br />
Schwester, dass sie keine Erinnerungen an den Teil der Show hat.<br />
Johannes Hühnerbein hat sich in der Zwischenzeit an den Ständen mit Handwerkern<br />
unterhalten. Dabei ist ihm etwas aufgefallen: „Die Menschen werfen<br />
nichts weg“, berichtet er später den Kindern. „Alles wird wieder verwertet, fließt<br />
in einen Kreislauf.“ Sofia freut sich über das Thema. „Sie meinen mit Kreislauf,<br />
dass die Menschen nachhaltig leben?“ Der Hausmeister nickt. „Aber Nachhaltigkeit<br />
ist kein netter Trend wie bei uns, sondern, wie mir scheint, zum Leben notwendig.<br />
Wenn die wüssten, was wir heute alles in den Müll geben …“ Hühnerbein<br />
wird nachdenklich. Auf dem Rückweg ist er wieder der Alte und singt sein Lied.<br />
– 34 –
Das Lied vom<br />
lustigen Tausendsassa<br />
(Hausmeister Hühnerbein)<br />
Passiert euch mal was Blödes, und ihr schäumt vor Wut//<br />
Dann ist Hühnerbein der Mann, der euch helfen kann//<br />
Ich bin ein Mann für alle Fälle, den Tausendsassa nennt man mich//<br />
Probleme löse ich auf der Stelle, Langeweile kenn ich nich//<br />
Drückt wieder mal der Schuh, und euch geht’s nicht gut//<br />
Dann ist Hühnerbein der Mann, der euch zum Lachen bringen kann//<br />
Durchs Leben gehe ich froh und heiter,<br />
Kummer vertreib ich mit ner List//<br />
ein Lächeln hilft mir immer weiter,<br />
auch wenn mir grad zum Heulen ist<br />
Nur gehänselt, keine Freunde, und euch kocht das Blut//<br />
Dann ist Hühnerbein der Mann, der aus Erfahrung sprechen kann:<br />
Als Junge war ich dick, die Klassen-Niete mit dem Silberblick//<br />
Ich hab den Kopf nicht in den Sand gesteckt,<br />
meine Stärken bald entdeckt//<br />
Leb anders, so bist du perfekt, leb freier, das hat den Effekt//<br />
Leb anders, dann geht es dir gut, leb freier, mit Power und Mut.<br />
– 35 –
KAPITEL 9<br />
Ein „Plattsnacker“ weiß viel über die Stadt<br />
In der Zeitmaschine erzählen Jonas, Sofia und Johannes Hühnerbein von ihren<br />
Abenteuern im Schloss und auf dem Jahrmarkt. Bürgermeister Fred hört sich<br />
alles mit großem Interesse an. „Wir haben den Herzog noch einmal an einem<br />
Bäckerstand gesehen“, sagt der Hausmeister. „Das war merkwürdig!“ Er wurde<br />
von einer Bäckerin zur Rede gestellt. Die Frau nahm kein Blatt vor den Mund<br />
und schimpfte auf ihn ein. Was er sich dabei denken würde, seine Brötchen<br />
nicht zu bezahlen. Ob sich Dörchläuchting für was Besseres hielte? Die Bäckerin<br />
war sauer … ‚Das kann nur Mudder Schulten gewesen sein‘, denkt sich Bürgermeister<br />
Fred. „Da habt ihr ja allerhand erlebt.“<br />
Luise Präzise reicht allen einen Teller. „Ich hab uns was gekocht.“ Sie weist<br />
darauf hin: „Auch am Herd sind Fehler bei mir Fehlanzeige, es gibt kein Gericht,<br />
das ich vergeige. Guten Appetit.“<br />
Den Wackelkontakt in der Zeitmaschine hat Luise Präzise gefunden.<br />
„Wir müssen das Fahrzeug stabilisieren.“ Dazu<br />
nutzt sie die Eisenwaren vom Neubrandenburger<br />
Schmied. Doch es klappt nicht so, wie erhofft. Beim<br />
Start des Motors landen sie im <strong>Jahre</strong> 1858, am Stargarder<br />
Tor. Müde legt sich die Professorin auf eine Sitzbank.<br />
Als Immerbeste brauche sie eine Mittagspause. Sonst würde<br />
es selbst der Perfektion in Person schwerfallen, ständig<br />
Höchstleistungen zu erbringen. Hühnerbein hält das für eine<br />
tolle Idee und legt sich auch zur Ruhe. Der Bürgermeister<br />
und die Kinder betreten das Neubrandenburg ihrer Ur-Ur-Ur-<br />
Großeltern. Als Erstes schauen sie sich das Stargarder Tor<br />
an. Die Kinder entdecken an dem Bauwerk <strong>neu</strong>n Tonfiguren<br />
und fragen ihren Stadtführer, wer das sei. „Darüber<br />
gibt es unter Historikern keine klare Meinung.
Die einen halten die Figuren für Jungfrauen. Andere erklären, dass es sich um<br />
Adorantinnen handele. Das sind Nonnen, vielleicht auch Mönche, die ihre Hände<br />
zum Gebet erheben.“ Da ertönt hinter ihnen eine tiefe Stimme: „Es gibt noch<br />
eine dritte Erklärung.“<br />
Bürgermeister Fred und die Kinder drehen sich um. Dem Rathauschef verschlägt<br />
es die Sprache. Das passiert ihm selten. Er hat den Mann mit dem gepflegten<br />
Vollbart und den kleinen Brillengläsern auf der Nase sofort erkannt.<br />
„Fritz Reuter!“, findet er endlich wieder Worte. „Es ist uns eine Ehre, Sie kennenzulernen.“<br />
Der Schriftsteller grüßt den Bürgermeister und die Kinder höflich<br />
zurück und setzt seine Ansprache fort. „Nachdem die Stadt der vier Tore im<br />
17. Jahrhundert bankrott war, gab es nur eine logische Erklärung, wer die Adoranten<br />
sind. Die Figuren an den zwei Stadttoren müssen unsere Ratsherren sein.<br />
Verzweifelt heben sie die Hände über den Kopf und klagen auf plattdeutsch:<br />
‚Wi hemm ook keen Geld.’“<br />
Bürgermeister Fred muss herzhaft lachen. Diese Geschichte kannte er noch<br />
nicht. Gemeinsam laufen sie über den Wall. An der Stadtmauer bewundern Sofia<br />
und Jonas die Wiekhäuser. „Wer wohnt da eigentlich?“, wollen sie von Fritz Reuter<br />
wissen. „Unsere ärmsten Familien“, antwortet der niederdeutsche Dichter.<br />
„Unten haben sie ihr Vieh, und oben leben sie auf engstem<br />
Raume.“ Auch erfahren die Kinder, dass die Tiere im<br />
Erdgeschoss so viel Wärme produzieren, dass die<br />
Wiekhäuser im Winter kein Feuer zum Heizen<br />
brauchen. Das finden Sofia und Jonas<br />
„voll öko.“<br />
Habt ihr Lust<br />
“<br />
auf einen<br />
Stadtbummel?“<br />
– 37 –
Am Friedländer Tor machen die Spaziergänger Halt. Die Geschwister haben<br />
einen Spielplatz entdeckt und toben los. Bürgermeister Fred und Fritz Reuter<br />
nehmen auf einer Bank Platz. Sie vertiefen ihr Gespräch. „Der Verkehr in der<br />
Stadt nimmt täglich zu“, klagt Fritz Reuter. Er wisse nicht, wohin das mit den<br />
Fuhrwerken führen werde. Die Gefahr von Unfällen sei nie größer gewesen.<br />
„Und von Ruhe kann keine Rede mehr sein“, antwortet Bürgermeister Fred.<br />
„Mein junger Freund, damit haben Sie recht.“ Nicht nur der Lärm belästige alle,<br />
auch der viele Unrat auf den Straßen. „Wir können nur hoffen, dass die Stadt<br />
solche Probleme künftig besser in den Griff bekommt, als wir es heute vermögen“,<br />
meint der Schriftsteller, der zehn <strong>Jahre</strong> in Neubrandenburg lebte.<br />
Bürgermeister Fred erzählt Fritz Reuter, was er an den Einwohnern schätzen<br />
würde. Der Dichter hört genau hin, und er lächelt. „Ich stimme Ihnen in allen<br />
Punkten zu, junger Freund. Aber eine Eigenschaft der Menschen in Neubrandenburg<br />
haben Sie nicht genannt“, fügt er an. „Die Leute nehmen kein Blatt vor<br />
den Mund. Sie lassen ihr Herz sprechen. Ohne Angst vor der Obrigkeit.“<br />
– 38 –
Da fällt dem Bürgermeister der Vorfall mit dem Herzog ein. Er erzählt dem<br />
Schriftsteller von der Bäckerin Mudder Schulten. „So sind sie, meine Neubrandenburger“,<br />
jubelt der Mann mit dem Vollbart. „Dieser Herzensdame sollte ein<br />
Denkmal gesetzt werden. Damit ihre Geschichte nicht vergessen wird.“ Bürgermeister<br />
Fred zögert nicht und meint: „Schreiben Sie das doch auf.“ Fritz Reuter<br />
schaut ihm tief in die Augen und sagt: „Ich möchte Sie auf ein Bier in den Fürstenkeller<br />
einladen. Dort setzen wir unser angenehmes Gespräch fort.“ Die Einladung<br />
nimmt der Bürgermeister dankend an. „Kinder!“, ruft er. „Ich hole euch<br />
in gut einer Stunde hier ab.“<br />
– 39 –
– 40 –
KAPITEL 10<br />
Mit Volldampf durch Neubrandenburg<br />
Entschuldigt, liebe Menschenkinder. Ich muss beim Stöbern in den Eulenchroniken<br />
eingeschlafen sein. In meinem Alter brauche ich viel Schlaf. Immerhin bin<br />
ich schon Oma von drei entzückenden Enkeleulen. Hatte ich euch erzählt, dass<br />
Neubrandenburg einmal fünf Tore hatte? Als im <strong>Jahre</strong> 1863 die erste Eisenbahn<br />
in Neubrandenburg eingefahren war, ließen die Stadtväter ein weiteres „Tor“<br />
in die Mauer schlagen. Das „Eisenbahntor“ war eine hauptstraßenbreite Öffnung<br />
der einstigen Festungsanlage – ein wirkliches Tor war das natürlich nicht.<br />
– 41 –
Die Stadtmauer hatte ihre Schutzfunktion eh längst verloren. Auch die Torsperre<br />
gehörte nun der Vergangenheit an. Neubrandenburg wurde nachts nicht<br />
mehr zugeriegelt. Wer wollte, konnte die City somit rund um die Uhr betreten und<br />
wieder verlassen. Viele Menschen taten sich zunächst schwer mit den Veränderungen.<br />
Sie hielten es für übertrieben, die alte Ordnung wegen einer Eisenbahn<br />
aufzugeben. Doch mit der Erfindung der Dampflokomotive hatte eine <strong>neu</strong>e Epoche<br />
begonnen. Moderne Zeiten brachen an. Bald wuchs die Stadt über sich hinaus. Vor<br />
den Toren entstanden die <strong>neu</strong>en In-Bezirke mit Wohnvierteln und Gewerbeflächen.<br />
Es dauerte nicht lange, da fuhren Züge in jede Ecke des Kontinents. Das<br />
Schienennetz brachte den Anschluss an die weite Welt und machte schnelles Reisen<br />
möglich. Aus nah und fern kamen Gäste nach Neubrandenburg. An den Ufern<br />
des Tollensesees eröffneten Badehäuser, Herbergen und Restaurants.<br />
Die Stadt war immer berühmt für ihr Handwerk – von den Wollwebern des<br />
Mittelalters bis zu den Instrumentenbauern und Spielkartenproduzenten des 19.<br />
Jahrhunderts. Doch nun brach die Zeit der Fabriken mit den hohen Schornsteinen<br />
an. Im Norden der Stadt entstanden große Produktionsanlagen. Allerorten<br />
boomte der Fortschritt. Mein Neffe Konrad Kauz ist bestens vernetzt in Wirtschaftskreisen.<br />
Er sitzt bei uns im Aufsichtsrat der Brodaer Holz AG. Schade,<br />
dass er nicht hier ist. Konrad könnte euch alle Fragen beantworten, von der<br />
Industrialisierung bis zur Digitalisierung. Da ist er Eulen-Spezialist.<br />
Die Zeit verging im Fluge. 1933 begann ein sehr dunkles Kapitel in der deutschen<br />
Geschichte. In der Reichshauptstadt Berlin kamen die Nazis an die Macht,<br />
und wenige <strong>Jahre</strong> später erklärten diese <strong>neu</strong>en Herrscher der Welt den Krieg.<br />
In den letzten Tagen dieses Zweiten Weltkriegs wurde Neubrandenburg fast<br />
komplett zerstört. Das Rathaus, die Marienkirche und viele andere Gebäude lagen<br />
danach in Schutt und Asche. Die Stadt glich einer riesigen Trümmerburg. So<br />
viel Leid. So viel Elend. Wir Eulen hielten uns im Wald versteckt. Und noch <strong>Jahre</strong><br />
danach fiel es uns schwer, Neubrandenburg zu besuchen. Die Vier-Tore-Stadt<br />
musste erst wieder aufgebaut werden.<br />
– 42 –
KAPITEL 11<br />
Das geheime Regal im Stadtarchiv<br />
Irgendwann hielten es meine Ur-Ur … ach, ihr wisst schon, meine Vorfahren vor<br />
Neugierde nicht mehr aus. Bald flogen sie wieder nach Neubrandenburg. Denn<br />
eine Sache habe ich euch noch nicht verraten. Als Vögel der Nacht beginnt<br />
unser Tag, wenn ihr zu Bett geht. In der Morgendämmerung verlassen wir die<br />
Wälder und suchen Verstecke in alten Gemäuern auf. Dort schlafen wir am<br />
liebsten. In Neubrandenburg haben wir die schönsten Backstein-Nischen entdeckt.<br />
Weshalb wir Eulen auch allwissend in der Architektur sind. Das brachte<br />
uns als Fachvögel des Bürgermeisters gute Aufträge ein. Es gab sogar Zeiten,<br />
da hatten wir im Stadtarchiv ein eigenes Büro …<br />
Während ich mit euch plaudere, fällt mir ein, dass wir von den Zeitreisenden<br />
lange nichts gehört haben. Ob sie diesmal den Weg nach Hause finden?<br />
Los vor,<br />
”<br />
schiess ein<br />
Tor!“<br />
– 43 –
Eine geschlagene Stunde hat der Hausmeister geschlafen. Als er aufwacht, sitzt<br />
die Professorin an ihrem Bordcomputer und hämmert in die Tasten. „Ich kann<br />
die Wackelstelle nicht beseitigen. Im Moment sind nur Kurzstrecken möglich.“<br />
Nachdem Bürgermeister Fred und die Geschwister vom Stadtbummel zurückgekehrt<br />
sind, geht die Heimfahrt weiter. 1983 ist der nächste Halt. „Wir sind in<br />
der Stadthalle gelandet“, sagt Luise Präzise.<br />
Als die Professorin, Sofia und Jonas das Fahrzeug verlassen, hören sie laute<br />
Stimmen. Dann plötzlich Jubel. Hunderte Kinder sind in der Stadthalle. Ein nationales<br />
Sportfest wird gefeiert. „Willkommen zum Fußballknabenturnier“ ist<br />
auf großen Schildern zu lesen. Die Neubrandenburger Heimatzeitung „Freie<br />
Erde“ veranstaltet dieses jährliche Spektakel. Mit fröhlichen Gesängen feuern<br />
die Fans ihre Mannschaften an. Luise Präzise und die Kinder stehen am Pult<br />
der Turnierleitung. Dort herrscht mit einem Male Aufregung. Der beliebte Radioreporter<br />
Heinz Florian Mörtel ist vom vielen Reden heiser geworden. Seine<br />
Stimme hat versagt. Er braucht eine Pause. Ausgerechnet jetzt, als das Finale<br />
ansteht.<br />
Sofia und Jonas nehmen auf der Tribüne Platz. Dort lernen sie Petra und Alexander<br />
kennen, die sich als junge Pioniere vorstellen. „Wir tragen blaue Halstücher“,<br />
sagt Alexander. Petra kramt in ihrer Hosentasche und zieht zwei Tücher<br />
hervor. „Ich hab immer welche als Reserve dabei“, meint sie. Bevor die Geschwister<br />
wissen, wie ihnen geschieht, haben Alexander und Petra ihnen ein<br />
Halstuch gebunden. „Wenn die Pionierleiterin kommt, sagt ihr am besten kein
Wort.“ Sofia und Jonas sind keine Spielverderber und befolgen Alexanders<br />
Rat. Schon erreicht die Pionierleiterin die Tribüne und verteilt Limonade. Auch<br />
Sofia und Jonas erhalten einen Becher. „Im Finale könnt ihr noch mal richtig<br />
Stimmung machen und zeigen, was junge Pioniere so draufhaben!“, ruft die<br />
Limonadenfrau.<br />
Als das Spiel angepfiffen wird, trauen die Geschwister ihren Ohren nicht. Aus<br />
den Lautsprechern ertönt die Stimme von Prof. Luise Präzise. Sie kommentiert<br />
das Fußballknabenturnier leidenschaftlich. Die Professorin stimmt sogar Fangesänge<br />
an. Das macht sie wie eine Chorleiterin. Sofia und Jonas jubeln ihrer<br />
Freundin zu. „Das ist die Perfektion in Person“, erklären sie den Pionieren. „Die<br />
macht das schon.“ Nach dem Spiel erhält die Erfinderin von Rundfunklegende<br />
Heinz Florian Mörtel einen kräftigen Händedruck. „Sie sind eine fantastische<br />
Reporterin“, flüstert er dankbar. „Ihren Einsatz werde ich nie vergessen.“<br />
Auch für uns Eulen war 1983 ein besonderes Jahr. Wir begannen im <strong>neu</strong><br />
gegründeten Stadtarchiv damit, die Eulenchronik zu schreiben. Meine altehrwürdigen<br />
Ahnen mussten Dokumente ihrer Vorfahren sichten und mit allen<br />
Krallenkräften <strong>neu</strong> zu Papier bringen. Viele <strong>Jahre</strong> dauerte die Arbeit. Aber<br />
sie hat sich gelohnt. Vor mir liegt die umfassendste Eulen-Chronik der Vier-<br />
Tore-Stadt. Sie ist zum Teil so brisant, dass sie im geheimen Regal des Stadtarchivs<br />
gelagert werden muss. Zugang haben nur die Archivleitung, der Bürgermeister<br />
und die Abgesandte des Eulenrates. Das bin ich, eure gefiederte<br />
Eminenz, Henriette von und zu Uhu.
– 46 –
..<br />
” Wahnsinn,<br />
wie schon<br />
unsere<br />
Stadt ist!“
KAPITEL 12<br />
Nach 800 <strong>Jahre</strong>n endet alles gut<br />
Spät haben die Professorin und der Hausmeister erkannt, dass sie nur mit geballten<br />
Kräften ihr Zeitfahrzeug reparieren können. Aber es ist nicht zu spät. Bei<br />
der ersten Testfahrt schießt die Maschine jedoch übers Ziel hinaus. Sie landet<br />
2048 im Rathaus. In dem Jahr feiert die Stadt ihren 800. Geburtstag. Mit großen<br />
Erwartungen verlassen Bürgermeister Fred und die Kinder die Zeitmaschine.<br />
Das Rathaus hat sich kaum verändert. Der Bürgermeister führt Sofia und Jonas<br />
zu seinem Büro. Am Türschild macht er eine Entdeckung. „Bürgermeisterin Luise<br />
Präzise“ ist da zu lesen. ‚Schöner hätte ich es mir nicht wünschen können’,<br />
denkt sich Bürgermeister Fred. Er achtet darauf, dass die Kinder das Namensschild<br />
nicht sehen. Dann führt er Sofia und Jonas auf die Dachterrasse. Von<br />
oben genießen sie einen Blick über das Neubrandenburg der Zukunft.<br />
In der Zeitmaschine krempelt sich Hausmeister Hühnerbein die Ärmel hoch.<br />
Zunächst die des Kittels, dann die des Hemdes. Als er damit fertig ist, hat er das<br />
Problem Wackelkontakt gelöst. Gemeinsam mit Luise Präzise und mit Trick 17<br />
ist es gelungen, die empfindlichen Apparaturen zu stabilisieren. Endlich läuft<br />
der Motor wieder einwandfrei. Die Professorin gibt als Reiseziel ihr Labor ein.<br />
Danach tippt sie das Datum und die Uhrzeit der gewünschten Ankunft in den<br />
Computer. Als alle Passagiere an Bord sind, setzt sie ein letztes Mal die Hebel<br />
in Bewegung. Wenig später finden sich Prof. Luise Präzise, der Hausmeister,<br />
Bürgermeister Fred und die Enkel von Familie Schmitt in der Hochschule wieder.<br />
Johannes Hühnerbein schaut auf die Uhr: „Wir müssen<br />
uns sputen. In 20 Minuten beginnt die Pressekonferenz.“<br />
Sofia stupst Jonas an:<br />
„Siehst du, wir schaffen es noch<br />
zu Opas Kuchen.“ Luise Präzise<br />
ruft ein lautes „Tschakka!“ und<br />
meint zu Bürgermeister Fred:<br />
„Dann wollen wir unsere Weltsensation<br />
mal der Öffentlichkeit<br />
präsentieren!“<br />
– 48 –
Das Lied der Eule<br />
(Vier-Tore-Hip-Hop)<br />
Überall in nah und fern hält man Eulen für sehr weise//<br />
Und dass wir Zauberwesen sind, munkeln manche Menschen leise//<br />
Wir bringen Glück, wir lindern Leid, uns mag ein jedes Kind//<br />
Auch wenn wir manchmal, Eulenehrenwort, schräge Vögel sind<br />
Als Eule von Welt und graue Eminenz im Wald//<br />
Bin ich mit Bürgermeister Fred ganz dicke//<br />
Doch wenn wir über sein Stadtwappen reden//<br />
Hält mich der Rathaus-Chef glatt für ne Zicke//<br />
Jetzt bloß kein Geheule, hier spricht die Eule//<br />
Überall in nah und fern hält man Eulen für sehr weise//<br />
Und dass wir Zauberwesen sind, munkeln manche Menschen leise//<br />
Wir bringen Glück, wir lindern Leid, uns mag ein jedes Kind//<br />
Auch wenn wir manchmal, Eulenehrenwort, schräge Vögel sind<br />
Der Adler auf dem Wappen ist ja wohl ein Scherz//<br />
Nur wir Eulen machen in der Stadtgeschichte Sinn/<br />
In Neubrandenburg waren wir mit Mut und Herz//<br />
als Vier-Tore-Dreamteam euer Hauptgewinn//<br />
Jetzt ist eulenklar, wir sind hier der Star//<br />
Überall in nah und fern hält man Eulen für sehr weise//<br />
Und dass wir Zauberwesen sind, munkeln manche Menschen leise//<br />
Wir bringen Glück, wir lindern Leid, uns mag ein jedes Kind//<br />
Auch wenn wir manchmal, Eulenehrenwort, schräge Vögel sind<br />
Ich steh auf Neubrandenburg, dieses verrückte Nest//<br />
Mit all dem Backstein, Brücken und Blues in der Stadt//<br />
Für die Vier Tore schmeißen sie hier ein Megafest//<br />
Wie man’s am Tollensesee selten gefeiert hat//<br />
Schwingt eure Keule, ruft die Party-Eule//<br />
– 49 –
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Der Nachdruck in jeder Form, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags<br />
Herausgegeben im Juni 2023<br />
– 50 –
” Ohne uns<br />
Eulen gabe es<br />
..<br />
Neubrandenburg nicht!<br />
Das sagt euch eure<br />
gefiederte Eminenz,<br />
Henriette von und zu<br />
Uhu.“<br />
WELTSENSATION IN NEUBRANDE<strong>NB</strong>URG<br />
Sofia und Jonas<br />
fliegen durch die Zeit<br />
Hier soll die Eule hin<br />
Es ist eine Weltsensation: In Neubrandenburg können die<br />
Menschen ab sofort durch die Zeit reisen.<br />
Voller Stolz lädt die Erfinderin Prof. Luise Präzise<br />
den Bürgermeister zu einer Probefahrt in ihrer Zeitmaschine<br />
ein. Es ist ein „fliegendes Labor“. Mit an Bord sind der immer<br />
fröhliche Hausmeister Hühnerbein und zwei blinde Passagiere<br />
– die Kinder Sofia und ihr kleiner Bruder Jonas. Gemeinsam<br />
gelangen die Abenteuerlustigen bis ins 13. Jahrhundert.<br />
In dieser Zeit wurde Neubrandenburg gegründet.<br />
Doch auf der Heimreise überschlagen sich die Ereignisse:<br />
Die Zeitmaschine hat eine Panne nach der anderen<br />
und irrt durch die Jahrhunderte. Werden die Freunde wieder<br />
rechtzeitig nach Hause kommen? Zum Glück ist da noch die<br />
Eule Henriette von und zu Uhu, die alles, was in der Stadt<br />
passiert genauestens beobachtet und stets mit Rat und Tat<br />
zur Seite steht. Mit einer stolzen Vier-Tore-Eule<br />
an der Seite kann sich alles nur zum Guten wenden.<br />
ISBN 978-3-946599-70-8 € 14,95 [D]<br />
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