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Darüber empört sich Frau Schmitt mit deutlichen Worten. Normalerweise gibt<br />
es um die Zeit immer freie Plätze, grübelt ihr Mann. Deshalb erledigen sie die<br />
Besorgungen ja seit <strong>Jahre</strong>n immer mittwochs nach der Mittagsruhe. Mit einem<br />
Male erinnert sich Frau Schmitt an einen Artikel, den sie in der Zeitung gelesen<br />
hatte. „Manfred“, sagt sie und blickt ihn mit großen Augen an. „Heute machen<br />
die in unserer Straße diese Weltsensation.“<br />
Die Enkel von Familie Schmitt haben aufgehorcht und tuscheln kurz. Seit Tagen<br />
ist die Zeitmaschine das Thema auf den Spielplätzen. „Dürfen wir aussteigen<br />
und spielen gehen?“, fragt Jonas. In Wahrheit wollen die Geschwister zur Hochschule<br />
laufen. Vielleicht können sie dort einen Blick auf die Zeitmaschine werfen.<br />
Doch das behalten sie für sich. „Meinetwegen“, sagt Frau Schmitt. „Aber seid in<br />
zwei Stunden zurück. Zum Kaffeetrinken. Opa hat Kuchen gebacken.“<br />
Zur gleichen Zeit löst Johannes Hühnerbein ein Problem. Der Festsaal der<br />
Hochschule Neubrandenburg ist bis auf den letzten Sitz gefüllt. Und weiter strömen<br />
Menschen auf das Gelände. Mit so vielen Gästen hatte der Mann mit dem<br />
Kullerbauch nicht gerechnet, als er am Vormittag die Veranstaltung vorbereitete.<br />
Der Hausmeister krempelt sich die Ärmel hoch, zunächst die des Kittels,<br />
dann die des Hemdes. Das macht er immer, wenn er schwierige Aufgaben lösen<br />
muss. Es hilft ihm beim Nachdenken. Einen Augenblick später lächelt er und<br />
weiß, was zu tun ist. Er wird auf dem Hof der Hochschule eine Leinwand aufbauen.<br />
Darauf will er die Veranstaltung live übertragen.<br />
Am Eingang der Hochschule empfängt Prof. Luise Präzise den Bürgermeister<br />
von Neubrandenburg. „Wie schön, dass Sie gekommen sind!“, freut sich die<br />
Erfinderin der Zeitmaschine. „Um nichts auf der Welt hätte ich mir den Termin<br />
entgehen lassen“, sagt Bürgermeister Fred. Er erzählt ihr, wie gern er in seiner<br />
Jugend Romane über Zeitreisen gelesen hat. Luise Präzise fühlt sich geschmeichelt<br />
und hat eine Idee. „Darf ich Sie vor der Pressekonferenz zu einer Testfahrt<br />
einladen? Wir haben alle Zeit der Welt“.<br />
In einer halben Stunde beginnt die Veranstaltung. „Wird das nicht etwas<br />
knapp?“, fragt der Bürgermeister. „Zeit ist relativ“, sagt die Professorin. „Mit<br />
meiner Zeitmaschine kann ich jede beliebige Uhrzeit ansteuern. Wir können<br />
jetzt losfahren – und zur selben Zeit wieder ankommen. Als wären wir nie weg<br />
gewesen.“<br />
Während sie über den Hof zum Nachbargebäude gehen, in dem sich das Forschungslabor<br />
der Wissenschaftlerin befindet, singt Luise Präzise ein Lied.<br />
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