13 novembre 2008 - Guy Laffaille

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zur Unkenntlichkeit verzerrt. Adorno nannte den Satz ein «Virtuosenstück der Verzweiflung», balancierend am Rande des Misslingens und Artistensturzes vom Hochdrahtseilakt, eine Posse, die über den Weltlauf lachen will und der darüber das Lachen vergeht. Die radikal lineare Denkweise des Satzes wird für Orchester, Dirigent und Hörer zu einer Tour de force. Die extrem virtuose Behandlung der Blechbläser verkehrt deren Pathos zuweilen regelrecht zum Stöhnen. In die Mitte des Satzes eingeschoben ist eine völlig andere Klangsphäre, eine der Zeit enthobene zarte Idylle, deren zentrale Tonumspielungsfigur später als Kernmotiv des Finalsatzes begegnet. Zuvor aber wird sie mehrfach von der schrill dreinfahrenden Es-Klarinette brutal abgeschnitten. Endlich schließt der Satz mit eben der auftrumpfenden Trotzgebärde, mit der er begann. Das finale Adagio ist ein Variationensatz, dessen Hauptthema sich erneut aus dem sinkenden Sekund-Intervall entwickelt und im weiteren Verlauf neun Mal abgewandelt wird. Bestimmt wird das Geschehen von den Streichern, die immer wieder zu emphatischen Überhöhungen des Themas ansetzen. Vorbilder findet der innige Tonfall des Satzes im Schlussadagio von Mahlers eigener Dritter Symphonie «Was mir die Liebe erzählt» und den Adagio-Sätzen Anton Bruckners. Nach einem Selbstzitat aus den Kindertotenliedern in den Ersten Violinen korrespondiert das Ende des Satzes mit dem Anfang der Symphonie. Während sich zu Beginn des Kopfsatzes die motivische Substanz aller Themen konstituierte, zerfällt jetzt das thematische Material wieder in seine Bestandteile. Statt wie sonst «morendo» notierte Mahler hier die Vortragsanweisung «ersterbend», wie sonst nur am Ende des Urlichts in der Zweiten Symphonie und des Abschieds im Lied von der Erde. So entsteht eine über den gesamten 80-minütigen Sonatenzyklus gespannte Symmetrie, die zugleich einen außermusikalischen Bedeutungsrahmen dieses emphatischen Spätwerks öffnet. Anfang und Ende, Werden und Vergehen, Geburt und Tod, sind nur verschiedene Namen für ein und dasselbe Übergangsstadium, das sich dem menschlichen Fassungsvermögen letztlich entzieht. 30
Jeudi 20.11.<strong>2008</strong> 20:00 Grand Auditorium Grigory Sokolov piano Wolfgang A. Mozart: Sonate N° 2 F-Dur (fa majeur) KV 280 Sonate N° 12 F-Dur (fa majeur) KV 332 Ludwig van Beethoven: Sonate N° 2 A-Dur (la majeur) op. 2/2 Sonate N° <strong>13</strong> Es-Dur (mi bémol majeur) «Quasi una Fantasia» op. 27/1 Pour la quatrième fois, le «miracle Sokolov» (Salzburger Nachrichten) donnera l’un de ses époustouflants récitals de soliste à la Philharmonie. Tickets: 20 / 30 / 40 € (< 27: 12 / 18 / 24 €) (+352) 26 32 26 32 // www.philharmonie.lu // www.luxembourgfestival.lu
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