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PSC 1-06 - FSP

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F S P - a k t u e l l<br />

F S P - a t u e l l<br />

Vier Jahre Nepal<br />

In Nepal ist Heinz Bachmann für die<br />

Kursentwicklung im Bereich Methodik,<br />

Didaktik und Lernpsychologie zuständig,<br />

bildet Dozenten aus und entwickelt<br />

Unterrichtsmaterial. «An dieser Stelle<br />

konnte ich meine Erfahrungen als Lehrer<br />

und das Wissen aus meinem Studium<br />

einbringen und gleichzeitig meinen<br />

Wunsch, andere Kulturen kennen<br />

zu lernen, ausleben», fasst er zusammen.<br />

Ihm wird dort vor allem bewusst,<br />

dass es nichts bringt, bloss Technik zu<br />

exportieren. Erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit<br />

muss sich der<br />

Wertediskussion stellen. In Nepal laufen<br />

zu dieser Zeit viele Projekte der<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Aus<br />

allen Erdteilen sind Leute am Aufbau<br />

der verschiedensten Projekte beteiligt.<br />

Darum kann er sich dort ein grosses<br />

internationales Netzwerk erschliessen.<br />

Neben seiner Tätigkeit in Nepal ist<br />

Bachmann auch als Trainer in Westafrika<br />

im Einsatz. Daneben beginnt er<br />

mit der Forschung für seine Dissertation,<br />

in welcher er Denkmuster von<br />

nepalesischen und Schweizer Entwicklungsexperten<br />

vergleicht. Nach vier<br />

Jahren wird das Projekt redimensioniert,<br />

und Bachmann und seine Familie<br />

beschliessen in die Schweiz zurückzukehren.<br />

Managementerfahrungen<br />

Swisscontact, die Entwicklungsorganisation<br />

der Schweizer Wirtschaft und<br />

der Hochschulen, bietet ihm eine Stelle<br />

als Programmverantwortlicher an.<br />

Die nächsten dreieinhalb Jahre betreut<br />

er rund zehn Projekte im Bereich der<br />

Unternehmensförderung. «Da habe ich<br />

die unternehmerische Perspektive kennen<br />

gelernt, das war sehr spannend,<br />

aber die Psychologie hat mir an dieser<br />

Stelle ein wenig gefehlt.» In dieser Zeit<br />

reicht Heinz Bachmann seine Dissertation<br />

ein und schreibt ein Buch über<br />

Lerntheorien und ihre Anwendung in<br />

der Praxis. Dabei kann er auch sein in<br />

Nepal gewonnenes Wissen einfliessen<br />

lassen: «Damals habe ich mit einem<br />

Amerikaner, einem Deutschen und mit<br />

Nepalesen zusammengearbeitet.<br />

Deren didaktische Ansätze waren für<br />

mich zum Teil eine neue Welt, und ich<br />

dachte, diese Ideen muss ich später in<br />

die Schweiz zurückbringen.»<br />

Didaktik für Dozierende<br />

Die Einsichten aus Nepal, das Wissen<br />

aus dem Studium, seine Lehr- und Managementerfahrungen<br />

kann er auch bei<br />

seiner aktuellen Stelle einsetzen: Im<br />

Auftrag der Zürcher Fachhochschule<br />

ZFH baut er seit knapp einem halben<br />

Jahr die Stelle Hochschuldidaktik auf.<br />

Diese Stelle wurde geschaffen, weil<br />

sich die Hochschullandschaft im Zuge<br />

der Bologna-Reform stark verändert.<br />

So wird die Studienzeit zum Teil kürzer,<br />

die Präsenzzeiten sind reduziert,<br />

Computer und Internet bieten neue<br />

Möglichkeiten und daher sind neue<br />

Lern- und Lehrformen gefragt: «Es<br />

wird die klassische Vorlesung weiterhin<br />

geben, aber daneben noch viele andere<br />

Formen.»<br />

Im Moment liest Heinz Bachmann sich<br />

in die aktuelle Literatur ein und besucht<br />

die verschiedenen Teilschulen der<br />

ZFH, um sich ein Bild davon zu machen,<br />

wie dort unterrichtet wird. Daneben<br />

ist er auf der Suche nach KursleiterInnen<br />

für seine Ausbildungsmodule.<br />

Dabei kann er sein internationales<br />

Netzwerk nutzen und auch ausländische<br />

Dozierende verpflichten. Noch<br />

sind diese Kurse für die Dozierenden<br />

freiwillig, langfristig ist es aber vorstellbar,<br />

dass sie fester Bestandteil der<br />

Ausbildung zum Dozierenden werden.<br />

Dies zumindest für die vielen Dozierenden<br />

aus der Praxis, die viele spannende<br />

Erfahrungen weitergeben können,<br />

didaktisch aber zum Teil nur über<br />

geringe Kenntnisse verfügen.<br />

Heinz Bachmann ist überzeugt, dass<br />

gerade auf Bachelorniveau die Qualität<br />

der Lehre für die Studierenden zentral<br />

ist: «Das Renommee einer Hochschule<br />

als Forschungsinstitut wird für die Studierenden<br />

erst später entscheidend. Im<br />

Grundstudium möchten sie vor allem<br />

den Stoff gut vermittelt bekommen, der<br />

internationale Ruf einzelner Dozenten<br />

interessiert weniger.»<br />

Der Psychologe schätzt die vielen<br />

Freiheiten, die seine Stelle beinhaltet:<br />

Zu fünfzig Prozent ist er für den Aufbau<br />

der Stelle Hochschuldidaktik zuständig,<br />

in den restlichen fünfzig Prozent<br />

kann er Lehraufträge annehmen<br />

oder aber forschen. So führt er bereits<br />

Tagungen zu interkulturellem Lernen<br />

und interkultureller Kommunikation<br />

durch. Auch eine Studie hat er ins Auge<br />

gefasst. Er möchte eine Bestandesaufnahme<br />

der Unterrichtsverläufe an<br />

schweizerischen Fachhochschulen machen.<br />

Die Studie könnte in rund fünf<br />

Jahren repliziert werden, um mögliche<br />

Veränderungen festzustellen: «Die<br />

Hoffnung und der Ehrgeiz sind natürlich,<br />

dass sich die Lehr- und Lernkultur<br />

verändert und dass die Hochschuldidaktik<br />

einen Beitrag dazu leistet.»<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Heinz Bachmanns Berufskarriere<br />

scheint wie aus einem Guss, eine Stelle<br />

knüpft an die andere an, bisherige<br />

Erfahrungen lassen sich vertiefen und<br />

neue Einsichten gewinnen. «Im Moment<br />

des Wechsels war das nicht immer<br />

so einfach. Ich musste Liebgewonnenes<br />

loslassen und mich in einer neuen<br />

Umgebung behaupten», relativiert<br />

Bachmann den Eindruck. Einen letzten<br />

Wechsel fasst Bachmann noch ins<br />

Auge: «Ich kann mir vorstellen, später<br />

noch eine Ausbildung in kognitiver Verhaltenstherapie<br />

zu machen, um dann<br />

nach der Pensionierung, quasi als<br />

Altersberuf, Beratungen anzubieten.»<br />

Seine vielfältigen Interessen erlebt er<br />

einerseits als Bereicherung, andererseits<br />

ist es ihm aber nicht immer leicht<br />

gefallen, sich festzulegen und damit<br />

einzugrenzen.<br />

Kopf, Herz und Hand<br />

Wenn er heute gefragt werde, was er<br />

von Beruf sei, so sage er eher Lehrer<br />

als Psychologe, sagt Bachmann. Die<br />

Lehrerausbildung sei halt viel eher eine<br />

Berufsausbildung als das Psychologiestudium,<br />

das den Einstieg in ganz unterschiedliche<br />

Berufsfelder ermögliche.<br />

Als Lehrer ist ihm Pestalozzis «Kopf,<br />

Herz und Hand» natürlich ein Anliegen:<br />

In seiner Freizeit sucht Heinz<br />

Bachmann den Ausgleich zu seiner<br />

«kopflastigen» Arbeit. Er findet ihn<br />

beim Ausbau seines Bauernhauses und<br />

beim Zusammensein mit Familie und<br />

Freunden.<br />

Annett Jucker

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