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Corpus Vitrearum - Centre André Chastel

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Résumés des communicationsmardi 4 juilletRüdiger BecksmannDie Denkschrift des Jean-Adolphe Dannegger oderdie verpaßte Chance einer Wiedergeburt dermonumentalen Glasmalerei in Straßburg um 1750ImagenondisponibleFig 1 Jean-Adolphe Dannegger, Selbstporträt mit eigener Apotheose. Kupferstich,1752 (erster Druck), 1770 (letzter Druck). Strasbourg, Cabinet des Estampes.Das Zeitalter der Aufklärung war eine « dunkle » Zeitfür die farben- und bedeutungsschwere monumentaleGlasmalerei des Mittelalters. Mit dem Ruf nach mehrLicht entfernte man im späteren 18. Jahrhundertvielerorts in großem Umfang mittelalterliche Glasmalereienund ersetzte sie durch Blankverglasungen, umauch in mittelalterliche Bauten den Geist der Aufklärungeinziehen zu lassen. Nicht so im Straßburger Münster.Hier hatte Jean-Adolphe Dannegger bereits 1756 füreine damals in einem Fenster des nördlichenSeitenschiffes befindliche, ursprünglich für ein nordwestlichesObergadenfenster des Langhauses geschaffeneDarstellung der Anbetung der Könige aus demfrühen 14. Jahrhundert die verlorengegangene thronendeMuttergottes (Fig. 2), also die zentrale Figur desFensters, mit den Mitteln seiner Zeit im Sinne desMittelalters ergänzt - ein ungewöhnlich frühes Beispielfür eine solche Wiederherstellung.Zu allen Zeiten sindmittelalterliche Glasmalereien ausgebessert undergänzt worden. Im Laufe des 18. Jahrhunderts warjedoch das Handwerk der monumentalen Glasmalereiauch in Straßburg nicht nur zu einer « Flickschusterei »verkommen, es fehlten inzwischen selbst dort die zuumfangreicheren Ergänzungen notwendigen Farbgläsersowie Kenntnisse in der klassischen Maltechnik. DieFolge war, daß man bis ins frühe 19. JahrhundertFehlstellen in der Regel mit mehr oder wenigerpassenden Scherben aus anderen mittelalterlichenFarb-verglasungen ausbesserte.Jean-Adolphe Danneggerbeschritt einen anderen Weg : Er ließ sich entsprechendgroße Tafeln von in der Masse gefärbtem blauenund violetten Gläsern sowie rotem Überfangglas ineiner Glashütte im Nordschwarzwald anfertigen ; dieübrigen Farben gewann er dadurch, daß er farblosesGlas mit Silbergelb oder Schmelzfarben überzog.DieseGläser schnitt er in mittelalterlicher Manier mit Hilfevon Bleiriß und Schablonen zu und konturierte sie mitSchwarzlot ; zur Modellierung verwendete ergraublaue oder rote Schmelzfarben. Nach dem Brandder Scherben verband er diese mit Bleiruten, die erverlötete und verzinnte. Dank der reichen Ornamentierungder Gewänder, des Thronsockels und desFliesenbodens wie der Apfelbäckchen in denGesichtern kann die Muttergottes weder denZeitpunkt ihrer Entstehung - 1756 erhält Danneggerfür ein auf Glaß gemahltes Fenster zu machen 30 lb - nochden Umstand verleugnen, daß er auf diesem wie auf27

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