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Corpus Vitrearum - Centre André Chastel

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Résumés des communicationsmardi 4juilletImagenondisponibleFig. 4 Marmoutier, ehemalige Benediktinerabtei, Maßwerkrose imneu errichteten Chor der Kirche. Jean-Adolphe Dannegger, 1767(Durchmesser ca. 2 m.).Fig. 3 Wappenscheibe Carl Eugen von Württemberg (1744–1793).Jean-Adolphe Dannegger, 1756.Altshausen, Schloß, Inv.-Nr. 43(H. 83 cm, B. 56 cm).ich doch wenigstens versichern, daß die Kunst,Emailfarben auf Glas aufzubringen, keine verlorene ist,ebenso wenig wie diejenige der Glasmalerei. Um dieWahrheit zu sagen,man macht keinen Gebrauch mehrdavon, weil man in den Wohnungen, ja nicht einmal inden Kirchen, irgendetwas haben will, das denLichteinfall verringert.Wenn es daher noch so schönbewiesen würde, daß diese Kunst verlorengegangenund wiedergefunden sei : man wüßte nicht, was manmit ihr anfangen sollte). Offenbar war man im Elsaßanderer Aufassung als in Paris. Jedenfalls erhieltDannegger 1767 von Abt Anselme Chenin den ehrenvollenAuftrag,die große Achtpaßrose in dem damals ingotischen Formen neu errichteten Chor derAbteikirche von Marmoutier (Maursmünster) miteiner monumentalen Darstellung des flammendenHerzen Jesu mit Dornenkrone, Nägeln und Kreuz voreinem Kranz aus Wolken und Strahlen (Fig.4) zu füllen.Im Elsaß setzte die Rückbesinnung auf die gotischeArchitektur just zu dem Zeitpunkt ein, da der jungeGoethe in Straßburg weilte und in seinem 1772erschienenen Essay Von deutscher Baukunst hymnischMeister Erwin und die Kunst des Mittelalters verherrlichte.Bereits 1770 hatte das Domkapitel und dieFabrik des Straßburger Münsters beschlossen, jeneBuden, die sich im Laufe der Zeit parasitenhaft andessen Südseite angesiedelt hatten, abzureißen undden Bereich zwischen Westfassade und Südquerhausdurch Arkaden zu verblenden. Unter den ganz verschieden-artigenEntwürfen des Architekten Jean-Laurent Goetz wählte man nicht die « klassische »,sondern die « gotische » Lösung. Die Umsetzung derneugotischen Entwürfe bereitete den Steinmetzenoffensichtlich keine technischen Probleme. DieGlasmaler hingegen waren erst nach der Mitte des 19.Jahrhunderts wieder einigermaßen imstande,Farbverglasungen in den Formen und in der Technikdes Mittelalters anzufertigen. Den gewiß dilettantischenVersuchen Danneggers,die Glasmalerei im mittelalterlichenSinne bereits um 1750 in Straßburgwiederzubeleben, war kein Erfolg beschieden. Siekamen zu früh. Erst mit den unermeßlichen Verlustenan Farbverglasungen durch die Säkularisation derKlöster und deren Zerstörung oder Zweckentfremdungbegann in der Zeit der Romantik eine neue, sehrgefühlsbetonte Wertschätzung dieser zutiefst mittelalterlichenKunst. Sie beschränkte sich zunächst auf dasSammeln herrenlos gewordener Glasmalereien undderen Einfügung in neugotische Räume,um diese in einmittelalterliches Dämmerlicht zu tauchen. Wie mühsamund fragwürdig es schließlich noch im Zeitalterdes Historismus war, die mehr oder weniger lückenhaftüberkommenen Farbverglasungen der großenKathedralen im Geiste des Mittelalters zu vervollständigen,davon vermag das Straßburger Münsterberedtes Zeugnis abzulegen.29

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