Corpus Vitrearum - Centre AndrÃ© Chastel

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mercredi 5 juilletRésumés des communicationsDaniel ParelloAuf der Suche nach der verlorenen Zeit.Wiederbelebungsmythen im Zeitalternationaler Selbstfindungder Gattung und stülpen der Glasmalerei und ihrerGeschichte jetzt die eigenen romantischenWunschbilder über, die in einigen Bereichen zurMythenbildung führt:Es ist gewiß kein Zufall, daß die Glasmalerei alsKunstgattung im Zeitalter des aufkeimendenNationalismus auf breiter Ebene wiederentdecktwurde. Mit dem Untergang des Hl.Römischen Reiches deutscher Nation und demBeginn politischer Fremdherrschaft besann sichdas politisch zersplitterte Deutschland auf diegemeinsamen Wurzeln und fand seine Ideale ineiner mittelalterlichen Gesellschaftsordnungverwirklicht. Diese Rückwendung befördertedie Erforschung und Entwicklung einer eigenen« vaterländischen » Kunst, die mit ihren Mittelnden nationalen Befreiungskampf fortführte, umdie Kunst von den Fesseln jahrhundertelangerkünstlerischer « Fremdherrschaft » zu befreien.Die Wiederentdeckung der Glasmalerei warzwar nur Teil eines regelrechten Wiedererweckungsprogramms,durch das auch andereTechniken wie etwa das Fresko in derWandmalerei oder drucktechnische Verfahrenzu neuer Blüte gelangten.Aber der Glasmalereikam hier aus mehreren Gründen eineSonderstellung zu : Sie schien mehr als andereGattungen tief im religiösen Kontext verwurzeltund wurde zudem als eine genuin mittelalterlicheKunstform verstanden. Und schließlichentsprach der kontemplative Farbzauber vonGlasmalereien der romantischen Grundstimmungin geradezu idealer Weise. Aufgrunddieser Wesensverwandtschaft neigen die kunsttheoretischenTexte zur Instrumentalisierung1. Das Konstrukt vom Untergang und der vollständigenWiedererfindung der Glasmalerei. Die aufkommendenEntwicklungsmodelle erheben die Leistungen mittelalterlicherGlasmalerei zum Richtwert und brandmarkendie Produkte der Neuzeit als Verfallserscheinungen.Schließlich wird der Untergang der Gattungpostuliert, um die Leistungen der Gegenwart ineinem umso helleren Licht erscheinen zu lassen.Derallgemeinen Mittelalterbegeisterung kam die Ideevom jahrhundertelangen Dornröschenschlaf und derphönixgleichen Wiedererweckung aus den genanntenGründen sehr gelegen. Entsprechend frenetisch hatman in der damaligen Kunstliteratur die Erfolge imZusammenhang mit der Wiederentdeckung derGlasmalerei und ihrer technischen Voraussetzungengefeiert,die in Wahrheit nie gänzlich verloren war.Beigenauerem Hinsehen werden hier die Anleihen andie Vasarische, zuvor auch schon von Winckelmannübernommene Entwicklungstheorie erkennbar. DerGedanke vom Aufstieg, Höhepunkt und Verfall derGlasmalerei ist Bestandteil eines Erklärungsmodellszur Beschwörung eines Zeitalters der deutschenRenaissance, in welchem sich das neue Selbstverständnisder erwachenden Nation spiegelt.Die Wiederbelebung der Glasmalerei war einParadebeispiel für die gelungene und auch in anderenGattungen erhoffte Rückkehr des Sakralen in dieKunst.Denn in der Wiedererstarkung des Religiösensah die Romantik eine Grundvoraussetzung zurHervorbringung guter Kunst.Der Patriot F.H.Müller,Direktor der großherzoglichen Galerie inDarmstadt und Herausgeber der Beiträge zurdeutschen Kunst-und Geschichtskunde,sah wie Vielein der Kunst einen kulturellen Bildungsauftrag für dieneu erwachte Nation und stellte in diesemZusammenhang für die Glasmalerei einEntwicklungsmodell vor, das ihren Untergang in derNeuzeit mit dem Verlust der Religiösität zu erklärenversuchte.Die Idee von der religiös durchdrungenen30
Résumés des communicationsmercredi 5 juilletFig. 1 Vue de Nassau et du château près d’Ems.Aquarellierte Umrißzeichnung, um 1830. Privatbesitz Graf von Kanitz. Repro aus : Gerhard Eimer,Quellen zur politischen Ikonographie der Romantik,Nassau-Frankfurt 1987, S. 14.31
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