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Spectrum_05_2022

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SEXUALITÄT

Text Sam Wagenbach

Foto Luise Steinhaus

«Wir verdienen es, Platz

einzunehmen»

Queerfeindlichkeit ist immer noch ein Thema, auch im

Kanton Freiburg. Friqueers bietet ein sicheres Umfeld für

Anschluss, Austausch und Ausgang.

Anna Mitrovic und Yannic Neuhaus, Mitbegründer von «Friqueers»

on Queers, für Queers. Aus Freiburg,

«Vfür Freiburg.» So beschreibt Anna

Mitrovic, Mitbegründerin von «Friqueers»,

ihr Projekt. Begonnen hat dies im September

2021. Eine lose Freundesgruppe erstellt

einen Chat, um den gemeinsamen, queeren

Ausgang zu organisieren. Nach einem

Tag hat dieser bereits 60 Mitglieder. Die

Nachfrage nach Vernetzung unter queeren

Jugendlichen im Kanton Freiburg scheint

gross zu sein.

Präsenz gegen aussen

Doch weshalb braucht es Gruppen wie Friqueers?

Die LGBTIAQ+ Community ist im

Internet längst stark vertreten. Es gibt unzählige

Möglichkeiten, sich miteinander zu

vernetzen. Doch auch heute noch werden

Regenbogenfahnen von Wänden gerissen

und queerfeindliche Schmierereien sind im

Kanton Freiburg keine Seltenheit. Umso

wichtiger sei es, betont Anna, dass queere

Menschen Präsenz gegen aussen zeigen und

sich nicht verstecken: «Wir verdienen es,

Platz einzunehmen.» Gleichzeitig brauche

es ein sicheres Umfeld für queere Jugendliche,

damit sie Freundschaften aufbauen

und sich selbst besser kennenlernen können.

Im Gegensatz zur Stadt Bern gebe es

in Freiburg nur wenige, explizit queere Veranstaltungen,

sagt Anna. «Friqueers» informiert

deshalb über Angebote in Freiburg,

Bern und auch anderen Schweizer Städten

und ermöglicht es, sich einer Gruppe anzuschliessen.

Dies gibt gerade jungen Menschen,

die noch nicht lange geoutet sind,

Sicherheit. Organisiert ist die Gruppe über

einen Whatsappchat sowie ein Instagram

Profil. Beitreten kann nur, wer dies auf Instagram

per Direktnachricht wünscht oder

wer eine Person kennt, die bereits Mitglied

ist. So versuchen die Administrator*innen

sicherzustellen, dass die Gruppe ein «safe

space» bleibt. Willkommen sind alle – queere

wie auch heterosexuelle, cis- und transgeschlechtliche

Menschen. «Die einzige

Bedingung ist, dass man sich respektvoll

verhält.», stellt Anna klar.

Kollektiver Prozess

«Friqueers» basiert stark auf Partizipation.

Jede Person in der Gruppe darf Initiative

ergreifen, etwas organisieren oder Informationen

zu queeren Veranstaltungen und

Partys teilen. Die Grundidee ist die einer

Austauschplattform, in der alle gleichberechtig

sind. Die Administrator*innen

der Gruppe sind lediglich dazu da, einen

Rahmen vorzugeben und darauf zu achten,

dass die Regeln eingehalten werden. Alle

ein bis zwei Monate organisieren sie ausserdem

einen Event wie eine Party, einen

Kunstnachmittag oder ein Picknick. Bei

diesen Treffen steht die Vernetzung, der

Austausch aber auch der Spass in einem sicheren

Umfeld im Vordergrund. Meistens

wird der Chat jedoch dafür genutzt, Gruppen

zu bilden, um gemeinsam in den Ausgang

zu gehen. Dies soll sich ändern. «Wir

würden gerne regelmässiger Events organisieren.»,

sagt Anna, auf die Zukunftspläne

von «Friqueers» angesprochen. Im Moment

kooperiert die Gruppe mit einer Organisation

aus dem Kanton Obwalden, mit der sie

sich regelmässig austauscht. In Zukunft sei

es für Anna aber auch denkbar, mit anderen

Organisationen zusammenzuarbeiten.

«Man darf gerne auf uns zukommen.» Auch

Aufklärung in Schulen wäre wichtig, fügt sie

hinzu. Die Schule kann zur Sensibilisierung

von Kindern und Jugendlichen für queere

Themen beitragen und damit Stigmata und

Klischees abbauen, die homophober und

transphober Gewalt zugrunde liegen. Dies

gelingt sehr gut durch den direkten Kontakt

mit queeren Menschen, wie zum Beispiel

Mitgliedern von «Friqueers». Doch letztlich

sei es ein kollektiver Prozess, die Gruppe

weiterzuentwickeln. Da die ganze Arbeit in

der Freizeit erfolgen müsse und auf Freiwilligkeit

beruhe, sei dies jedoch schwierig

umzusetzen. Im Vordergrund stehe vor allem

die gegenseitige Unterstützung und die

Botschaft an alle jungen, queeren Menschen:

«Wir sind für dich da.» P

Friqueers auf

Instagram:

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