28.12.2012 Views

Troubles du comportement alimentaire (TCA) Pratiques en ... - FSP

Troubles du comportement alimentaire (TCA) Pratiques en ... - FSP

Troubles du comportement alimentaire (TCA) Pratiques en ... - FSP

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

10<br />

DOSSIER: Mobbing<br />

PSYCHOSCOPE 10/2011<br />

Fall 2: Ausgr<strong>en</strong>zung via E-Mail<br />

Infolge der umfangreich<strong>en</strong> Klage der Schulleiterin Frau<br />

B. bei einem kantonal<strong>en</strong> Arbeitsinspektorat weg<strong>en</strong> angeblich<strong>en</strong><br />

Mobbinghandlung<strong>en</strong> seit<strong>en</strong>s des Schulrates<br />

wird mir folg<strong>en</strong>der Auftrag erteilt:<br />

a) Objektive Abklärung und Analyse der Konflikt<strong>en</strong>twicklung<br />

zwisch<strong>en</strong> dem Schulrat und der Schulleiterin<br />

Frau B. mit der Frage: Handelt es sich um Mobbing?<br />

b) Abklärung, ob das Arbeitsgesetz verletzt wurde.<br />

c) Falls a und b zutreff<strong>en</strong>: Empfehlung<strong>en</strong> von Massnahm<strong>en</strong><br />

zur konstruktiv<strong>en</strong> Bewältigung.<br />

• Methodik: Mit 17 Direktbetroff<strong>en</strong><strong>en</strong> sowie mittelbar<br />

und unmittelbar beteiligt<strong>en</strong> Person<strong>en</strong> werd<strong>en</strong> strukturierte,<br />

off<strong>en</strong>e Gespräche mit standardisiert<strong>en</strong> Frag<strong>en</strong><br />

<strong>du</strong>rchgeführt sowie Checklist<strong>en</strong> zu «Mobbinghandlung<strong>en</strong>»,<br />

«Stimmung am Arbeitsplatz» (Schiller-Stutz,<br />

2010) zum Ausfüll<strong>en</strong> abgegeb<strong>en</strong>. Gemäss der<strong>en</strong> Ergebniss<strong>en</strong><br />

sind im vorlieg<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Fall mehrere Person<strong>en</strong><br />

Mobbinghandlung<strong>en</strong> ausgesetzt und leid<strong>en</strong> unter dem<br />

schlecht<strong>en</strong> Arbeitsklima. Dabei gibt es sowohl mehrere<br />

Mobbingopfer wie Täter.<br />

• Analyse-Ergebnisse: Die Auswertung der Checklist<strong>en</strong><br />

und der Interviews zeigt zudem eindrücklich, dass<br />

sich die somatisch<strong>en</strong> und psychisch<strong>en</strong> Beschwerd<strong>en</strong><br />

mit Zunahme der psychosozial<strong>en</strong> Spannung<strong>en</strong> und<br />

der Verschlechterung des Arbeitsklimas bei mehrer<strong>en</strong><br />

Person<strong>en</strong> verschlimmert hab<strong>en</strong>. Daher ist es nicht verwunderlich,<br />

dass einige Person<strong>en</strong> von ihr<strong>en</strong> behandelnd<strong>en</strong><br />

Ärzt<strong>en</strong> zeitweise bis zu 100 Proz<strong>en</strong>t krank-<br />

geschrieb<strong>en</strong> word<strong>en</strong> sind.<br />

Bezüglich der Situation von Frau B. ergibt die Analyse<br />

der Konflikt<strong>en</strong>twicklung, dass es sich um Mobbing<br />

im Sinne der ob<strong>en</strong> beschrieb<strong>en</strong><strong>en</strong> Definition aus dem<br />

Schweizer Arbeitsgesetz handelt. Die Ausgr<strong>en</strong>zung des<br />

Opfers seit<strong>en</strong>s des Schulrats kommt dabei insbesondere<br />

auch in Stil und Inhalt von E-Mails an und über Frau<br />

B. zum Ausdruck.<br />

Ferner liegt in diesem Fall strukturelles Mobbing gemäss<br />

der Definition von Neuberger (1999) vor, indem<br />

die strukturell bedingt<strong>en</strong> Probleme bezüglich Zuständigkeit<strong>en</strong>,<br />

Arbeitsabläuf<strong>en</strong>, Di<strong>en</strong>stplangestaltung, Informationsfluss<br />

etc. zunehm<strong>en</strong>d personalisiert und auf<br />

Frau B. projiziert werd<strong>en</strong>. Eine konstruktive und sachliche<br />

Bewältigung bzw. geeignete Massnahm<strong>en</strong> auf<br />

Organisationseb<strong>en</strong>e fehl<strong>en</strong> dageg<strong>en</strong>.<br />

• Empfehlung<strong>en</strong>: Aufgrund der Analyse-Ergebnisse<br />

empfehle ich dem Gemeinderat in der Folge eine adäquate<br />

Form zur Rehabilitation von Frau B. Zur Verbesserung<br />

des Gesundheitsschutzes aller Mitarbeit<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

sind zudem präv<strong>en</strong>tive Massnahm<strong>en</strong> <strong>du</strong>rch eine<br />

externe Fachperson angezeigt: So soll<strong>en</strong> die Angestell-<br />

t<strong>en</strong> der Schule <strong>du</strong>rch Weiterbil<strong>du</strong>ngsmassnahm<strong>en</strong> für<br />

das Thema Mobbing s<strong>en</strong>sibilisiert werd<strong>en</strong>, etwa <strong>du</strong>rch<br />

Round-Table-Gespräche, gesundheitsförderndes Teamcoaching<br />

und Wiss<strong>en</strong>svermittlung über konstruktiv<strong>en</strong><br />

Umgang mit Stress und Konfliktmanagem<strong>en</strong>t.<br />

Eb<strong>en</strong>so empfehle ich Gewalt- und Mobbingpräv<strong>en</strong>tionsprojekte<br />

für die Schülerinn<strong>en</strong> und Schüler sowie<br />

die Schaffung einer betriebsintern<strong>en</strong> Anlauf- bzw. Beratungsstelle<br />

für Angestellte, wie dies von all<strong>en</strong> befragt<strong>en</strong><br />

Person<strong>en</strong> als notw<strong>en</strong>dig bezeichnet word<strong>en</strong> ist.<br />

• Ergebnis: Nach Vorlieg<strong>en</strong> der Analyse und der Empfehlung<strong>en</strong><br />

zieh<strong>en</strong> beide Partei<strong>en</strong> zur weiter<strong>en</strong> Beratung<br />

juristische Fachperson<strong>en</strong> bei, was nach etwa einem<br />

Jahr – ohne Gerichtsprozess – zur Rehabilitation<br />

von Frau B., mit Entschuldigung und finanzieller Entschädigung,<br />

führt. Die Klage von Frau B. beim Arbeitsinspektorat<br />

hat somit eine Wirkung gezeigt, auch<br />

w<strong>en</strong>n Frau B. die Klage erst nach ihrer Kündigung<br />

eingereicht hat. Frau B. hat bald darauf eine neue<br />

Stelle als Schulleiterin angetret<strong>en</strong>.<br />

Entwicklung<strong>en</strong> auf Gesetzeseb<strong>en</strong>e<br />

In der Schweiz wird Mobbing arbeitsrechtlich als Verletzung<br />

der Persönlichkeit im Sinne von Art. 328 OR<br />

betrachtet. So wie es d<strong>en</strong> Angestellt<strong>en</strong> aufgrund der<br />

Treuepflicht (Art. 321a OR) verbot<strong>en</strong> ist, mit ihrem<br />

Verhalt<strong>en</strong> dem Arbeitgeber und dem Betrieb zu schad<strong>en</strong>,<br />

ist umgekehrt der Arbeitgeber aufgrund seiner<br />

Fürsorgepflicht angehalt<strong>en</strong>, die Persönlichkeit der Angestellt<strong>en</strong><br />

zu acht<strong>en</strong> und der<strong>en</strong> physische und psychische<br />

Gesundheit zu schütz<strong>en</strong> (vgl. dazu u.a. Art. 328<br />

OR sowie Schiller-Stutz, 2010, S.13). Dazu gehört<br />

auch, geg<strong>en</strong> Mobbing vorzugeh<strong>en</strong> beziehungsweise <strong>en</strong>tsprech<strong>en</strong>de<br />

Weisung<strong>en</strong> an die Mobb<strong>en</strong>d<strong>en</strong> zu erlass<strong>en</strong><br />

(vgl. Art. 321d OR).<br />

Person<strong>en</strong>, die sich am Arbeitsplatz gemobbt fühl<strong>en</strong>,<br />

könn<strong>en</strong> sich gemäss Art. 54 ArG beim kantonal<strong>en</strong> Arbeitsinspektorat<br />

Unterstützung hol<strong>en</strong> und gegeb<strong>en</strong><strong>en</strong>falls<br />

eine Beschwerde einreich<strong>en</strong> (Bräunlich, 2006).<br />

Gemäss Wolfgang Portmann, Professor für Privat- und<br />

Arbeitsrecht an der Universität Zürich, könn<strong>en</strong> Arbeitgeber<br />

für Folgeschäd<strong>en</strong> von Stress und Mobbing haftbar<br />

gemacht werd<strong>en</strong> (NZZ, 14.1.2009).<br />

Eine parlam<strong>en</strong>tarische Initiative zum «Schutz der Arbeitnehmer<br />

geg<strong>en</strong> Mobbing» von SP-Nationalrätin<br />

Anita Thanei wurde 2003 mit der Begrün<strong>du</strong>ng abgelehnt,<br />

dass das gelt<strong>en</strong>de Recht ausreiche, um geg<strong>en</strong><br />

Mobbing vorzugeh<strong>en</strong>.<br />

Die aktuell noch p<strong>en</strong>d<strong>en</strong>te «Mobbing-Strafnorm» von<br />

SVP-Nationalrat Oskar Freysinger hat der Bundesrat<br />

am 16. Februar 2011 zur Ablehnung empfohl<strong>en</strong>.<br />

Eb<strong>en</strong>so für nicht angezeigt hält der Bundesrat die von<br />

CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer empfohle-

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!