DE ONPLAATSBAREN (The Unp<strong>la</strong>ceables) 26 «Mein Dokumentarfilm erzählt von Hoffnung und menschlicher Vorstellungskraft. Er porträtiert eine Gruppe von Süchtigen. Er begleitet sie bei <strong>de</strong>r Arbeit und <strong>de</strong>n Versuchen, ihr Leben unter Kontrolle zu bringen.» (René A. Hazekamp) Papierfetzen, ein leerer P<strong>la</strong>stiksack wer<strong>de</strong>n vom Wind über Gassen und Strassen getrieben. Dieses Eingangsbild hat Symbolkraft für <strong>de</strong>n ganzen Film. Es geht um Menschen, die aus <strong>de</strong>r Bahn geworfen wur<strong>de</strong>n, Getriebene, die irgendwie wie<strong>de</strong>r Halt unter <strong>de</strong>n Füssen suchen. Die Männer im rötlichen Arbeitsgewand picken Zivilisationsmüll vom Pf<strong>la</strong>ster o<strong>de</strong>r Asphalt – Zeitungen, P<strong>la</strong>stik, Dosen, Zigarettenkippen, einen Scooter und mehr. Sie sind unterwegs im Namen von «Jobs-Score». Sie sind aus <strong>de</strong>r Gesellschaft gefallen, sozusagen selber menschlicher Müll gewor<strong>de</strong>n. Sie haben einen Job und Auf<strong>la</strong>gen, wer<strong>de</strong>n begleitet und bei ihren Versuchen, «clean» zu wer<strong>de</strong>n, unterstützt. Dick, <strong>de</strong>r aussieht wie ein Keith-Richards-Verschnitt, zeigt meterweise seine Medikamentensammlung für eine Woche. Der fünfzigjährige Trinker mit <strong>de</strong>m Outfit eines P<strong>la</strong>yboys macht Schwierigkeiten, wird vom Job suspendiert und bettelt verzweifelt darum, nicht ausgeschlossen zu wer<strong>de</strong>n. Er, <strong>de</strong>r als 13-Jähriger seinen Stiefvater ersch<strong>la</strong>gen hatte und dafür 15 Jahre im Gefängnis verbringen musste, ist es aber auch, <strong>de</strong>r vor jungen Leuten einer Kirchgemein<strong>de</strong> sein Leben, seine Probleme anspricht. Schnitt. Nun trinkt er wie<strong>de</strong>r, und Kumpane spielen alte Rocksongs. Dick versucht die Regeln <strong>de</strong>r Gesellschaft einzuhalten, aber das Fleisch ist schwach … Ein an<strong>de</strong>rer, <strong>de</strong>r bärtige Spijker (50) erzählt von <strong>de</strong>n Schlägen, die ihm sein Vater verabreicht hat, und outet seine Mutter als eigentliche Triebfe<strong>de</strong>r und Verursacherin <strong>de</strong>r Züchtigungen. Spijker ist mit einer geflohenen Ost<strong>de</strong>utschen verheiratet, <strong>de</strong>r er so zur Immigration verholfen hatte und die dann mit seinem Geld verschwun<strong>de</strong>n ist. Er erinnert sich an seinen krebskranken Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n er einmal besucht und für ihn Flöte gespielt hat. Er ist ein Müllsammler «on the road», <strong>de</strong>r flucht, aber wohl nicht aufgibt, auch wenn er sich schlecht fühlt und sich schlicht «Crap» («Scheissdreck») schimpft. Schicksale, von <strong>de</strong>n Strassen Rotterdams aufgelesen. Drei, vier Typen, die tief ge<strong>la</strong>n<strong>de</strong>t sind, wissen um ihre Schwächen, ihre Probleme und geben trotz<strong>de</strong>m nicht auf. Aber allein schaffen sie’s nicht. Der holländische Filmer René A. Hazekamp hat sie über ein Jahr begleitet – unaufdringlich, verständig, solidarisch – als Beobachter mit <strong>de</strong>r Kamera. Er nimmt sich so <strong>de</strong>r Menschen an. Es sind unspektakuläre, aber nahe gehen<strong>de</strong> Geschichten und Menschenbil<strong>de</strong>r gewor<strong>de</strong>n. Auch diese Aussenseiter gehören zur unserer Gesellschaft. Man begegnet ihnen in allen Städten von Rotterdam bis Zürich. Der Film wirbt um Verständnis – ohne missionarischen Eifer. Eine Aufklärung quasi von <strong>de</strong>r Gasse her, von <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn – mit begrenztem Hoffnungspotenzial. Zeugnis einer schlechten Welt, wie Spijker sie empfin<strong>de</strong>t und erlebt, samt <strong>de</strong>m eigenen beschissenen Leben. Irgendwann klimpern Kumpels Dy<strong>la</strong>ns «Knockin’ on Heaven’s Door» – sehr treffend und trotz Tristesse hoffnungsvoll. So, wie es auch dieser Film ist. (Rolf Breiner) René A. Hazekamp Geboren 1962 in Amsterdam, absolvierte er die Kunsthochschule RITCS in Brüssel, been<strong>de</strong>te 1986 seine Studien in Bild, Ton und Schnitt und arbeitet seither als Filmregisseur und Editor. Hazekamp begann in <strong>de</strong>n 1990er Jahren Tanzfilme zu drehen. Am Filmfestival Locarno räumte ihm Direktor Marco Müller eine Retrospektive ein und präsentierte auch das Experimentaldrama Ecce Homo. Dann fuhr Hazekamp einige Jahre zur See und arbeitete von 1997 bis 1999 beim Musik-Dokumentarprogramm Lo<strong>la</strong> da Musica <strong>de</strong>s nie<strong>de</strong>rländischen Fernsehsen<strong>de</strong>rs VPRO. Bereits 2008 drehte er einen Film über Spijker, einen <strong>de</strong>r Charaktere in De Onp<strong>la</strong>atsbaren. Zurzeit befasst er sich mit einer Dokumentation über eine Zirkusschule. Hazekamp lebt in Rotterdam. Auswahl seiner Filme: Skroeba (1987, Kurzfilm), F.X. Messerschmidt (1989, Kurzfilm), Wanna Get in on It? (1992, Kurzfilm), It's Bad You Know (1999, TV- Film), Heaven and Hell (2000, TV-Film), Solomon Reigns (2001, TV-Film), The Unp<strong>la</strong>ceables (2012, Dokumentarfilm), CircusTime (2013, in Arbeit).
EARTH'S GOLDEN PLAYGROUND 27 regia/réalisation: Andreas Horvath fotografia/image: Andreas Horvath montaggio/montage: Andreas Horvath musica/musique: Andreas Horvath suono/son: Andreas Horvath, Mischa Rainer produzione/production: Andreas Horvath Schwarzenberg Prom. 60, A–5026 Salzburg contact@andreashorvath.com 2013, digital cinema HD, col., 108’ v.o. inglese/ang<strong>la</strong>is; st. francese/français PRIMA MONDIALE PREMIERE MONDIALE Austria/Canada Autriche/Canada ANDREAS HORVATH 13.8.13,11.00 – Cinema Teatro Kursaal 14.8.13, 18.30 – L'Altra Sa<strong>la</strong>