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elaphe 2019-6

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Titelthema: Doppelschleichen

FroschodromKulturfolgerVergnügungsparks, Jahrmärkte und Volksfeste wieder Wiener Prater oder der Hamburger Domsind zunehmend durch abenteuerliche Fahrgeschäftegeprägt. Da sollte man Stelze, also Eisbein, oder Fischbrötchenvielleicht besser nach dem Looping zu sichnehmen.Mit dem klassischen Karussell – das Wort stammt ausdem Französischen und bedeutet Ringelstechen bzw.-reiten – haben Achterbahn, Krake & Co. jedenfalls nichtsmehr zu tun. Im Mittelalter wurde eine Art Karussell dazubenutzt, Ritter zu trainieren. Außen sitzend mussten sieversuchen, Ringe mit ihrer Lanze zu durchstechen, daherauch der Name dieses Gerätes. An den barocken HöfenEuropas amüsierte man sich bei ähnlichen Geschicklichkeitsübungen.Der früheste Bericht über derartige Attraktionen aufJahrmärkten stammt aus dem Jahr 1620: Ein im OsmanischenReich Reisender beschreibt ein von Menschenkraftbetriebenes, horizontal kreisendes Wagenrad mit Sitzenfür Kinder. Auch Zugpferde kamen damals zum Einsatz;das erste motorisch angetriebene Karussell wurde dann1863 in England in Betrieb genommen.Heutzutage sind die sich langsam drehenden „Ringelspiele“mit verschiedenen Fahrzeugen und den ge-Herpetoramaschichtsträchtigen, „trabenden“ Pferden hauptsächlichauf Kleinkinder ausgerichtet. Und siehe da, in Bozenhüpfte sogar ein Frosch neben den eleganten Rössern aufund ab. Völlig natürlich, in sportlicher Jacke und Hose …Aber warum wurde hier der Schimmel in zweiter Reihevorgezogen?! (Ganz sicher nicht nur die) Südtiroler Stadtkinderhaben offensichtlich einen engeren Bezug zu edlenHuftieren als zu nicht ganz so rassigen Amphibien; aufdiesem Sektor gibt es noch viel zu tun!Ute NüskenLebensraum der winzigen Frösche in Bolivien – vor den verheerenden Waldbränden Foto: M. JansenHerpetoramaBenannt wurde die winzige und akut gefährdete Art nachJaimé Rozenman, Besitzer eines privaten Naturschutzgebiets,in dem der Frosch entdeckt wurde. Die Forschendenmöchten mit der Namensgebung ein Zeichen für den aktivenNaturschutz setzen. „Jedes noch so kleine Schutzgebietmacht einen Unterschied, und das Engagement von Landbesitzernwie Rozenman sollte honoriert werden“, erklärtJansen und resümiert: „Um die Lebensräume zahlreicherTiere und Pflanzen zu erhalten, muss sich die Agrar-, HandelsundUmweltpolitik grundlegend ändern. Ich meine nicht nurin Bolivien, sondern auch bei uns – die Flächen in Südamerikabrennen auch, weil die Nachfrage nach Soja und Fleisch vorallem aus Europa und China befriedigt wird.“Judith Jördens, SenckenbergForschungsinstitut und NaturmuseumLiteraturJansen, M., D.J. Santana, B.F.D.V. Teixeira & G. Köhler (2019). Anew striped species of Dendropsophus (Anura: Hylidae) witha composite advertisement call and comments on the D. rubicundulusgroup. – Vertebrate Zoology 69(3): 227–246. https://doi.org/10.26049/VZ69-3-2019-01Verbotenes BierBlattsteigerWährend hierzulande eine einzige Giftschlangeoder Schnappschildkröte inmenschlichem Siedlungsgebiet ausreicht, umganze Häuserblocks zu evakuieren oder Badeseenauszupumpen, läuft das Zusammenlebenvon Mensch und Reptil in anderenWeltgegenden eher unaufgeregt ab. In denUSA etwa, sonst bei uns gern verspottet wegenübervorsichtiger Kaffeebecher-Aufdrucke(„Caution! May contain hot liquid!“), würdeman wohl eher verständnislos gucken, hörteman dort von der Aufregung um die Kobravon Herne. Da muss schon anderes geschehen,damit ein Reptil es in die landesweiten Schlagzeilenschafft.Zum Beispiel dieses: Einer der in Florida häufigenMississippi-Alligatoren war in einemWohngebiet bei Palm City unterwegs. Das istnatürlich noch nichts Außergewöhnliches, daspassiert dort ständig. Außergewöhnlich waraber das, was dann passierte: Zwei Männerhatten nach dem Genuss von einigen Bierendie famose Idee, dem Alligator auch ein paarSchlucke zu gönnen, schnappten ihn, provozierten ihn dazu,sein Maul zu öffnen, und flößten ihm dann ein Fläschchenein. Vermutlich waren sie überrascht, dass ihr unfreiwilligerSaufkumpan nicht wie erhofft mitfeiern wollte, sondernstattdessen übellaunig und aggressiv wurde. Und auch dieörtliche Polizei reagierte eher humorlos und buchtete dieNachschlagManche Erinnerung trübt sich ja ein nach vielen Jahrenund Jahrzehnten. Nicht aber die an die Personen aus derAG Urodela, die auf dem Foto auf Seite 17 in der letztenAusgabe der elaphe zu sehen sind. Weshalb der Fehlerin der Bildunterschrift dann doch gleich aufgefallen ist.Also, so muss es sein:(v.l.n.r.): W. Vogel, R. Klewen, A. A. Schmidt, J. Reith,F. RehbergDas Saufgelage von Palm City hat es sogar bis in den Internet-Auftrittder altehrwürdige FAZ geschafft Screenshot: faz.netbeiden Herren ein, weil sie das Reptil gesetzwidrig festgehaltenhaben. Am Ende ging dann aber doch alles gut.Der Alligator kam einfach so frei, die Männer auf Kaution.Fazit: Bier macht aggressiv (Alligatoren). Oder plemplem(manche Menschenmännchen).Heiko Werning1213

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