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Titelthema: Herpetologische Forschung und Artenschutz in Vietnam

TitelthemaErhaltungsmaßnahmen verdient –was letztlich auch ein Grund für michwar, dies alles einmal niederzuschreiben.Siamesischer Schlankskink (Lygosoma siamensis), Provinz Quang BinhVor kurzem erst beschrieben: die Gefleckte Weichschildkröte (Pelodiscus variegatus)petofauna, sondern auch für anderelandlebende Wirbeltiere und Wirbellose.Viele der dort vorkommendenArten haben heute einen höheren nationalenoder internationalen Schutzstatusals damals bzw. heute überhaupterst einen offiziellen Bedrohungsstatus.So gelten heute 25, d. h. mehr alsein Viertel (28 %) der 91 dort nachweislichvorkommenden Amphibien- undReptilienarten, als offiziell bedrohtund haben einen nationalen und/oderglobalen Schutzstatus. Nimmt man dieeben erwähnten, möglicherweise nochdazu kommenden Arten dazu, hättenvon diesen dann 101 Arten sogar 30, d.h. fast ein Drittel (30 %), einen offiziellenSchutzstatus (Ziegler et al. 2022).Man kommt also zu dem Schluss,dass diese Region – zudem einer derletzten Tieflandwälder Vietnams –ein hohes Biodiversitäts- und Artenschutzpotentialhat und daher unsereAufmerksamkeit und fortwährendeVom Dschungel zum ZooAus heutiger Sicht betrachtet sind esaber gar nicht einmal die Entdeckungen,die diese Zeit in Ke Go so besondersmachen – auch wenn ich michheute immer noch gerne an die wirklichabenteuerliche Zeit mit Motorradund Zelt unterwegs auf dem legendärenHo-Chi-Minh-Pfad im Dschungelvon Vietnam erinnere. Dies solltenämlich erst der Beginn einer bisheute andauernden und über dieJahre immer intensiver gewordeneninternationalen Kooperation undFreundschaft werden. Die vor rund25 Jahren durchgeführte Feldarbeitim Ke-Go-Schutzgebiet hat also nichtnur zum besseren Verständnis derBiodiversität bzw. ihrer Bedrohungvor Ort beigetragen, sondern warauch die Basis für ein inzwischenweltweites Forschungs- und Artenschutznetzwerkmit Schwerpunkt Vietnam,aber auch mit Ausläufern inandere tropische Regionen.Als ich das erste Jahr für meine Dissertationin Vietnam war, hat michübrigens eine besonders urwüchsigwirkende Bachlaufschleife im Zentrumdes Schutzgebiets an die üppigbewachsenen Halbfreianlagen derTerrarienabteilung des Kölner Zooserinnert, und das Dia wurde damalsvon mir als „Kölner Zoo Stelle“ beschriftet.Sechs Jahre später, Anfang2003, durfte ich dann, was 1997 nochgar nicht absehbar war, als Leiter desKölner Aquariums anfangen. Mittlerweilearbeite ich schon seit über20 Jahren für den Kölner Zoo undkonnte mich von dort aus auch alsKoordinator der Biodiversitäts- undNaturschutzprojekte in Vietnamweiter für dieses Land und späterübrigens auch in Laos einbringen.Seitdem ist viel passiert, und derFokus in der Amphibien- und Reptilienhaltungin der Terrarienabteilungdes Kölner Aquariums ist seit langemSüdostasien, insbesondere Vietnam.Artenschutz ist dabei der Rote Fadenin der Schau sowie bei unseren Nach-46

Titelthemazucht- und Freilandprojekten. Sohalten wir im Terrarium des KölnerAquariums mittlerweile 36 Amphibien-und Reptilienarten aus Vietnam(siehe Tabelle 2), viele davon bedrohtund nicht wenige im Rahmen vonErhaltungszuchtprojekten vermehrt.Einige, wie die Nachzuchten des VietnamesischenKrokodilmolchs (Tylototritonvietnamensis), wurden sogarschon wieder zurück in ihre Heimatgeschickt (Ziegler et al. 2020).Nach meiner Zeit in Ke Go war ichzunächst viele Jahre in der angrenzendenProvinz Quang Binh im NationalparkPhong Nha - Ke Bang aktiv.Es kam im dortigen Karstwald zuvielen weiteren Entdeckungen, insgesamt13 bisher durch unser Teambeschriebene Arten (ein Frosch undjeweils sechs Echsen und Schlangen).Darunter ist auch der nachWolfgang Böhme benannte Lygosomaboehmei sowie der nach dem ehemaligenZoodirektor Prof. Dr. GuntherNogge benannte Tropidophorus noggei– der nach dem amtierenden Zoodirektor,Prof. Theo B. Pagel, benannteCyrtodactylus pageli ist im benachbartenLaos zu finden (Ziegler et al.2005, 2007; Schneider et al. 2011). ImNationalpark Phong Nha - Ke Bangwurden auch eine Auffangstation fürbeschlagnahmte Tiere gebaut undgemeinsam mit der ZoologischenGesellschaft Frankfurt (ZGF) ein Primatenauswilderungsprogramminitiiert(Forster et al. 2010; Miskovic& Ziegler 2013). Ursprünglich einSchutzgebiet, wurde die erweiterteRegion zum Nationalpark und UN-ESCO-Welterbe. 2006 wurde demKölner Zoo für sein „BiodiversityConservation and Research Projectin the Phong Nha – Ke Bang NationalPark“ der „EAZA ConservationAward“ von der Europäischen Vereinigungder Zoos und Aquarien verliehen.Ein Netzwerk für Forschungund ArtenschutzNachfolgend wurden diverse Satellitenprogrammean den unterschiedlichstenStellen in Vietnam und Laosaufgebaut. So führte mich eines derProjekte zu der vor der touristischbekannten Ha-Long-Bucht gelegenenInsel Cat Ba, wo wir dann denCat-Ba-Tigergecko (Goniurosauruscatbaensis) entdeckten. Später folgteim Rahmen der Dissertation von NgoNgoc Hai die Erforschung der Populationund des Bedrohungsstatus(u. a. Ngo et al. 2019), was dann zuroffiziellen Unterschutzstellung dieserund weiterer Tigergeckoarten aus Vietnamund China führte. Als Cat-Ba-Experte und Geckoentdecker durfteich auch zum IUCN-Evaluierungsprozessder UNESCO-Weltnaturerbe-Nominierungdes „Ha Long Bucht- Cat Ba“-Archipels in Nordvietnambeitragen. Es ist schon wirklich toll,was man als Zookurator für Möglichkeitenhat, sich im Artenschutz einzubringen– und das nicht nur ex situ.Alle fünf in Vietnam vorkommendenTigergeckoarten werden in der Terrarienabteilungdes Kölner Aquariumserfolgreich vermehrt (Ziegler& Rauhaus 2022). Auch konnten wirin Zoos in Vietnam und Laos gehalteneSiamkrokodile (Crocodylus siamensis)genetisch untersuchen, umfür spätere Auswilderungs- bzw. Populationsaufstockungengeeignete,d. h. reinerbige Zuchttiere ausfindigzu machen (Nguyen et al. 2018). Fürdas vom Aussterben bedrohte Siamkrokodilgelang uns sogar die Gründungeines Schutzgebietes (Ziegler etal. 2018).Bisher hat unser Team im Rahmender Feldforschungskomponenteüber 140 Amphibien- und Reptilienartenaus Vietnam und Laos entdecktund gemeinsam wissenschaftlich beschrieben.Viele davon wurden zuEhren anderer benannt, wie z. B. nachRené Bourret (Boiga bourreti), einemder großen Pioniere der Herpetologiein Indochina, nach dem vietnamesischenOrnithologen, Artenschützerund unserem ersten ProjektpartnerVo Quy (Opisthotrophis voquyi) undnatürlich nach unseren nachfolgendenvietnamesischen Kooperationspartnern,darunter auch Calamariathanhi (benannt nach Vu Ngoc Thanh)und Gekko truongi (benannt nach Prof.Dr. Nguyen Quang Truong) (Tillacket al. 2004; Ziegler & Le 2005; Phung& Ziegler 2011; Ziegler et al. 2018).Reeves Tokeh (Gekko reevesii)Die eigene Feldarbeit und Forschungwich mit der Zeit aber immer mehrder durch Studierende, und meineHauptaufgabe wandelte sich um inForschungsplanung, Gelderakquirierungund Betreuung von Studierenden,sowohl hier als auch in Vietnamund Laos. Im Februar 2009 erfolgtemeine Habilitation am Institut fürZoologie der Universität zu Köln,und seit 2017 habe ich in Hanoi aucheine Gastdozentur bei der VietnamesischenAkademie für Wissenschaftund Technologie (VAST) inne – einetolle Gelegenheit, Nachwuchswissenschaftlerund Artenschützer hierbei uns und auch direkt vor Ort mitaufzubauen und zu fördern. Vielevon ihnen sind heute selbst hauptberuflichim Artenschutz tätig, soz. B. Dr. Mona van Schingen-Khan,heute im Bundesamt für Naturschutz(BfN) für internationalen Artenschutzzuständig, die an der Universitätzu Köln in unserer internationalenArbeitsgruppe promovierte und47

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