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Titelthema: Dachschildkröten

TitelthemaAdulte

TitelthemaAdulte Weibchen von Pangshura tecta wurden auf jedem Markt in Bangladeschin jeder Form häufig angeboten: kaum lebend, meist aufgeschnitten,zerteilt oder nur ihre Eier. Rechts unten liegen einige Weibchen.Sonnende Pangshura sylhetensis im fast stehenden Wasser des Kaziranga-Nationalparksin Assam, Nord-IndienMalaclemys, die Schmuck- und Höckerschildkrötender Gattungen Graptemys,Pseudemys und Trachemys undzuletzt Schnapp- und Geierschildkrötender Gattungen Chelydra undMacrochelys (Praschag 2021, 2022)in beängstigenden Zahlen Opfer derSchildkrötenjagd.Angesichts des Konsums einer besondersin den Herkunftsländern derTiere wachsenden Überbevölkerungist der einigermaßen informierte Be-obachter versucht zu glauben, dassein Gegensteuern durch Bestimmungen,Verbote und/oder durch naturfreundlicheOrganisationen nurirrational denkenden Optimisten vorbehaltensein kann. Das Problem lässtsich offensichtlich weltweit nicht direktdurch Gesetze und Verbote lösen,sondern leider nur indirekt durchUnrentabilität infolge zunehmendschwindender Fangergebnisse. „DieFangergebnisse sind rückläufig (...)Der Rückgang liegt wahrscheinlicham gesunkenen ökonomischen Wertvon Schildkrötenfleisch, verbundenmit einer Reduktion der Fangzahlendurch Umweltverschmutzung undTrockenlegung von Feuchtgebieten“(Moll & Moll 2004). Die sachdienlicheWirkung von Gesetzen offenbartsich schon deshalb als fragwürdig,weil die illegalen Organisationen desgroßen Schildkrötenhandels dank„Finanzhilfen“ und sogar „Beteiligungsangebotenan ihren dunklenGewinnen“ oft bestes Einvernehmenmit den jeweiligen „Ordnungshütern“pflegen (siehe auch die Übersicht inSengottuvel et al. 2023).Selbst der vorbildliche und erfolgreicheSchutz des 1978 vornehmlichzur Rettung des Gangesgavials (Gavialisgangeticus) gegründete NationalChambal Sanctuary wird inzwischenleider ein wenig verwässert. In demetwa 600 km langen Schutzgebiet,jeweils 1 km breit an beiden Seitenentlang des Chambal-Flusses, warFischfang, Industrie und Fremdenverkehrverboten worden. Mit einerAusnahme: In unmittelbarer Umgebungder Brücke, die die beiden BundesstaatenRajasthan und MadhyaPradesh verbindet, sollte Sandgewinnungerlaubt sein. Der Erfolg bezüglichdes Schutzes des Gangesgavials,des Gangesdelfins (Platanista gangetica)und einiger Schildkrötenartenwar überzeugend. In nur zehn Jahrenstieg allein die Population der Gavialevon 107 auf 804 Tiere, die Anzahl derNester mit Eiablagen von sechs auf 15,und jene brütender Weibchen von 12auf 50 Tiere! Das sind die offiziellenAngaben. Aber bereits 25 Jahre späteränderte sich dieses Vorbild eines nationalenSchutzgebietes wieder: DerBetrieb angrenzender landwirtschaftlicherNutzflächen, die Nutzung desPflanzenbestandes an den Flussufern,vielmehr aber letztlich der unkontrollierteund erweiterte industrielleSandabbau wirkten kontraproduktiv.Eine Übersicht über den Erfolg bzw.Misserfolg der Gavial-Schutzmaßnahmengibt Hussain (1999). Bald wurdendie dortigen Eiablagegebiete derSchildkröten durch Maschinen, LKWsund Traktoren niedergewalzt und zer-18

TitelthemaReptilienDer Terraristik-Experteüber 30 JahreErfahrung!AUSGEZEICHNET!Nach der ersten Eröffnung eines „Reptilienlädle“ 1990 zog Stefan Broghammerim Jahr 2000 mit M&S Reptilien in das aktuelle Ladengeschäft in Weigheim beiVillingen-Schwenningen um. Darüber hinaus wurde ein Online-Shop ins Lebengerufen, der immer mehr Freunde gewonnen hat.Zusammen mit statista analysierte Computer-Bild ganze 10.000 spezialisierteOnline-Shops, die sich neben den marktbeherrschenden Unternehmen Amazonund eBay durch ein besonderes Sortiment und interessante Angebote behauptenkönnen. M&S Reptilien wurde dabei mit folgender Bewertung als TRENDSHOPund Aufsteiger des Jahres ausgezeichnet:www.ms-reptilien.deTechnische Qualität:Wachstum:exzellentsehr starkDiese Auszeichnung freut uns und bestätigt unseren Weg.Am wichtigsten bleibt für uns aber natürlich weiterhin das Wohlunserer Tiere und die individuelle Beratung unserer Kunden!Danke vom M&S-Reptilien-Team!M&S Terraristik-Outlet Albstraße 18/1+2, 78056 VS-Weigheim, Telefon 07425 / 31447stört. „Wenn Dämme stromaufwärts gebaut wurden, verschwandensolche Sandbänke für immer. Während einerErhebung zum Populationsstatus von Flussschildkröten inBangladesch, Indien, Indonesien, Malaysia und Thailand1989 –1990 beobachtete E. Moll Sandabbau in jedem größerenbesuchten Flusssystem“ (Moll & Moll 2004).Wir konnten mit dem Boot im Rapti River in Nepal und imChambal River in Indien großen sonnenden Gangesgavialenund meterlangen Sumpfkrokodilen (Crocodylus palustris)bis auf wenige Meter nahekommen, nicht aber densich sonnenden Wasserschildkröten; sie flüchteten bereits,sobald wir uns ihnen auf 30–50 m genähert hatten.Zum Abschluss dieses wenig erbaulichen Kapitels möchteich auf ein Beispiel eines sinnvollen Gegensteuerns inNepal hinweisen. Auch dort ist die Lage ernst: „Grundsätzlichstellt der Süden Nepals eine Erweiterung der Lebensräumeund Populationen Nordindiens dar und siehtsich denselben Problemen ausgesetzt. Die dort ebenfallsarme Bevölkerung wächst beständig an, landwirtschaftlicheund wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrundund Ökosysteme gehen unter diesem immensen Druckzugrunde (...). Der lokalen Bevölkerung bleibt kaum eineandere Wahl, als in die Schutzgebiete und Nationalparkseinzudringen, Holzeinschlag und Weidewirtschaft zu betreibenund letztlich mit Rohstoffabbau und Wilderei zuüberleben“. „Schildkröten der Gattung Pangshura werdenzum Verkauf und Verzehr angeboten“ sowie „Schildkrötenwerden u. a. in Fischfarmen als Konkurrenten und Prädatorenangesehen und getötet und finden als Beifang derFischer und willkommene Proteinquelle ihr Ende in denKochtöpfen der lokalen Bevölkerung“ (Baur et al. 2012).Im Jahre 1997, nach jahrelanger intensiver wissenschaftlicherFeldarbeit unseres Freundes Prof. H. Schleich undseiner Mitarbeiter in Nepal, wurde in München der gemeinnützigeVerein ARCO-Nepal (Amphibian and ReptileConservation Society of Nepal) gegründet. Das Ziel derBestrebungen vor Ort sollte es sein, „die Bevölkerung imSinne der Nachhaltigkeit in die Projekte einzubeziehen,Arbeitsplätze zu schaffen und auf eine gewisse Rentabilitätder Projekte hinzustreben“ (Baur et al. 2012). Es reichtganz offensichtlich nicht aus, Habitate gefährdeter Tierartenzu Schutzgebieten zu erklären; Schutz bedingt auch Kenntnisse.„Der Arten- und Habitatsschutz benötigt jedoch konkreteKenntnisse zur Systematik und Biologie der einzelnenArten, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten. OhneAngaben zur Lebensweise und vor allem zur Fortpflanzungdieser Tiere ist eine gezielte Arbeit nur schwer möglich“(Ernst et al. 1997). Nebst einer Aufklärungskampagnewaren im Projekt ARCO-Nepal, das mein Sohn Peter 2023von H. Schleich übernommen hat, auch RenaturierungsundWiedervernässungsaktivitäten geplant (Zwartepoorte& Schleich 2013). Allerdings sind derartige Pläne, zumindestin ihrer Anfangszeit, auf finanzielle Zuwendungen angewiesen.Da kann man nur viel Erfolg wünschen.Ähnliches wäre auch in den anderen drei Ländern, indenen Pangshura-Arten vorkommen, also Pakistan, Indien19

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