Aufrufe
vor 1 Jahr

Vitalstoffe 2/2023

  • Text
  • Curcumin
  • Ernährung
  • Ashwagandha
  • Männergesundheit
  • Omega3
  • Gelatine
  • Schafgarbe
  • Probiotik
  • Harnischcom
  • Magazin
  • Vitalstoffe
  • Vitamin
  • Gesundheit
  • Studien
  • Studie
  • Pycnogenol
italstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist.

V italstoffe Katharina

V italstoffe Katharina Keller Das Tausendblatt des Achilles © nnattalli – shutterstock.com Achillea millefolium, die gemeine Schafgarbe, gehört zu den Korbblütlern und ist eine krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter erreichen kann. Sie ist annähernd kosmopolitisch verbreitet, kommt ursprünglich aber hauptsächlich in Europa, Asien und Teilen Amerikas vor. Wahrscheinlich haben wir die überwiegend cremeweiß bis rosa blühende Pflanze alle schon an Wegrändern, auf Wiesen- und Weideflächen, womöglich auch in höhergelegenen Bergregionen gesehen, denn an diesen sonnigen und trockenen Standorten ist sie nicht nur besonders verbreitet, sondern steht auch über einen relativ langen Zeitraum, von Mai bis Oktober, in ihrer Blüte. Der Gattungsname Achillea geht auf Achilles, den sagenumwobenen, griechischen Helden des trojanischen Krieges, zurück, der das Kraut bereits zur Wundheilung seiner Krieger eingesetzt haben soll. Der Artname millefolium spielt auf die fein verästelte Blattspreite an, die den Eindruck von tausend kleinen Blättchen erweckt. Der deutsche Name „Schafgarbe“ hängt vermutlich mit der Vorliebe von Schafen für das würzig schmeckende Kraut zusammen. „Garbe“ kommt vom althochdeutschen „garwe“ und bedeutet „gesund machen“ oder „heilen“. Von der Schafgarbe werden nur die oberirdischen Pflanzenteile, also Blüten, Blätter und Stängel, für medizinische Zwecke genutzt. Der gesundheitliche Nutzen ergibt sich aus einer Vielzahl von sekundären Pflanzenstoffen wie Phenolsäuren, Flavonoiden, Terpenen, Fettsäuren, organischen Säuren, Sesquiterpenlactonen, Gerbstoffen und Phytosterolen. Zur innerlichen Anwendung kann die Pflanze unter anderem als Tee, in Form von Tropfen oder als Tabletten verabreicht werden, zur äußerlichen Anwendung als Tinktur, Sud, Sitzbäder, Wickel, Wundauflage, Salbe oder Öl. Wundheilung Der Einsatz von Schafgarbe in der Medizin hat eine lange Tradition. Bereits bei Dioskurides, einem der bekanntesten Ärzte der Antike, der durch sein Werk „Materia medica“ („über Arzneistoffe“) als Pionier der Pharmakologie gilt, wurde das sogenannte „Soldatenkraut“, oder „Bluttstillkraut“ als blutstillendes Mittel verwendet. Diese Praktik war so populär, dass Goethe die Beschwerden des verwundeten Ritters im „Götz von Berlichingen“ mit Schafgarbe lindert. Zusätzlich hat die Schafgarbe auch antiseptische, adstringierende (zusammenziehende) und entzündungshemmende Eigenschaften, weshalb verwundete Soldaten im ersten Weltkrieg die auch als „Jodtinktur der Wiese“ bekannte Schafgarbe oft bei der Wundversorgung nutzten. Aber das ist bei weitem nicht das einzige Leiden, bei dessen Linderung die Schafgarbe Einsatz finden kann. 38

Pflanzenextrakte Frauenheilkunde Hildegard von Bingen schrieb ihr neben besonderen Kräften bei der Wundheilung auch eine große Rolle als „Frauenheilkraut“ zu. Auf die Gebärmutter haben Inhaltsstoffe der Schafgarbe eine spasmolytische (krampflösende) und schmerzstillende Wirkung. Daher kann das Kraut bei Unterleibsschmerzen während der Menstruation und auch davor, beispielsweise beim Prämenstruellen Syndrom (PMS), bei unregelmäßiger Blutung und bei Zyklusstörungen verwendet werden, was die Namen „Bauchwehkraut“ und „Frauendank“ erklärt. In einer randomisierten klinischen Doppelblind-Studie wurden Studentinnen, die an primärer Dysmenorrhö litten, nach dem Zufallsprinzip in zwei gleiche Gruppen aufgeteilt und erhielten entweder ein Placebo oder A. millefolium in Form eines Teebeutels für drei Tage in zwei Menstruationszyklen. Sie bewerteten die Schwere ihrer Schmerzen mit Hilfe einer visuellen Analogskala. Die Verbesserung der Schmerzwerte in der A.-millefolium-Gruppe war nach der Behandlung signifikant größer als in der Placebo-Gruppe (1). Die Datenlage ist stabil genug, sodass die EUROPEAN MEDICINES AGEN- GY (EMA) bei Menstruationsschmerzen die Zubereitung eines Kräutertees mit 1 – 2 g Schafgarbe in 250 ml kochendem Wasser empfiehlt, 2 – 3 mal täglich zu trinken (2). Aber auch in Form von Sitzbädern kann Schafgarbe bei Unterleibskrämpfen ihre Wirkung entfalten. Die Frauenheilkunde kann sich darüber hinaus die wundheilungsfördernden Eigenschaften der Pflanze zunutze machen. Achillea-millefolium-Salben erleichtern laut einer Studie die Wundheilung bei Dammschnittwunden. Es zeigte sich eine Reduktion von Dammschmerzen, Rötungen und Ödemen im Wundgebiet (3). Dermatologie Auch in der Hautpflege findet Schafgarbe als aktiver Inhaltsstoff durch ihre hautberuhigenden, wundheilenden, adstringierenden, antioxidativen, antimikrobiellen und antientzündlichen Eigenschaften traditionell Verwendung. Es gibt zahllose Cremes, Salben, Öle und Tinkturen, die Schafgarbe enthalten, denn bei der Behandlung von Ekzemen und Akne konnte eine vielversprechende Wirkung nachgewiesen werden und in der Hautpflege soll Schafgarbe vor den schädlichen Auswirkungen von Umweltstressoren schützen (4 – 10). Ebenso auf Schleimhäuten kann die wundheilende und entzündungshemmende Achillea millefolium eine ausgezeichnete Wirkung entfalten: Eine randomisierte, kontrollierte Doppelblindstudie konnte zeigen, dass A.-millefolium-Destillat als Mundspülung den Schweregrad der oralen Mukositis reduziert. Orale Mukositis ist beispielsweise eine häufige und sehr schmerzhafte Nebenwirkung bei Patienten während chemotherapeutischer Behandlung (11). © Canva Gastroenterologie Die in der Pflanze enthaltenen Fettsäuren, beispielsweise die Sterole, sind wichtige Bausteine der Gallensäure. Zusammen mit den Bitterstoffen regen sie die Tätigkeit der Leber an und sorgen so für eine verdauungsfördernde, entblähende und appetitanregende Wirkung, den möglichen Einsatz bei milden Beschwerden erlaubt auch hier die EMA (12, 13). Die krampflösenden Eigenschaften wirken sich positiv auf krampfartige Magen-Darm-Beschwerden aus. Der entzündungshemmende Effekt der Schafgarbe, welcher der Schutz der Magenschleimhaut und eine Hemmung der Magensekretion zugeschrieben wird, zeigt sich bei der Behandlung von Sodbrennen, Gastritis und Gastroduodenaler Ulkuskrankheit, aber auch im untersten Teil des Gastrointestinaltraktes zusammen mit ihrer adstringierenden Wirkung bei der Behandlung von Hämorrhoiden (14). Juli 2023 39

Wählen Sie die gewünschte Fachzeitschrift

fng MAGAZIN - Food · Nonfood · Getränke · Tobacco

WiN woodworking INTERNATIONAL