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LERNEN MIT ZUKUNFT Juni 2014

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information & berufinformation & beruf ■ Eine kritische Betrachtung: ■ Die zentrale Reifeprüfung INDIVIDUALITÄT UND FAIRNESS MÖGLICH? Mag. Matthias Roland Europa-Akademie Dr. Roland www.roland.at Viele Menschen, die mich gut kennen und regelmäßig mit mir über Fragen der Bildungslandschaft in Österreich diskutieren, haben mich in den letzen Wochen verwundert gefragt, warum denn gerade ich ein Gegner der zentralen Reifeprüfung bin. Habe ich nicht immer genau das Gegenteil gefordert? Was hat mich zu dieser Meinungsänderung gebracht? Zwei Herzen schlagen - ach! - in meiner Brust! Mit dem einen Herzen bin ich Leiter einer privaten Maturaschule, die seit ihrer Gründung im Jahr 1933 junge und spätberufene Menschen auf externe (quasi zentrale) Prüfungen vorbereitet. Aufgrund der dadurch bedingten Trennung von Vortragendem und Prüfer bilden wir mit unseren Schülern Teams, die ein gemeinsames Ziel verfol- gen: den Prüfungserfolg der ist Kandidaten. An diesem auch die Qualität unserer Lehrkräfte abzulesen. Mein anderes Herz schlägt jedoch als Vater dreier schulpflichtiger Kinder und als Bildungsberater, der täglich mit Menschen zu tun hat, die im staatlichen Schulsystem zu Hause sind. Auch hier fände ich zentrale Prüfungen sinnvoll, aber nur dann, wenn sie einen Nutzen für die Schülerinnen und Schüler haben, so wie jede Bildungsmaßnahme an diesem Maßstab gemessen werden sollte. ZENTRALE TEILPRÜFUNGEN Doch worin soll dieser Nutzen liegen, wenn wir eine Prüfung an das äußerste Ende der Bildungskarriere stellen. Was haben die jungen Menschen davon, wenn sie zu diesem Zeitpunkt erfahren, dass sie das Bildungsniveau nicht erreicht haben? Ist es dann nicht viel zu spät? Warum evaluieren wir die Qualität des Unterrichts nicht laufend durch zentrale Teilprüfungen, die die Kernkompetenzen in kleinen Portionen, vielleicht semesterweise und differenziert nach Schultype prüfen? Und dies niemals zum Nachteil der Schüler, sondern um das Niveau zu erfahren, das die Lehrkräfte zu vermitteln imstande sind. Ich konnte zudem nie verstehen, weshalb ein Schüler, der die 12. Schulstufe erreicht hat, die Matura nicht schaffen sollte (und bin aufgrund meiner beruflichen Erfahrung mittlerweile der Ansicht, dass es keinen jungen Menschen gibt, der nicht das Potential eines Maturanten in sich trägt!). Ist die Matura nicht letztlich ein wunderschöner Anlass, die Bildungskarriere mit einer feierlichen Prüfung abzuschließen. Wohnt dem Ganzen nicht ein ungeheurer Symbolwert inne? Nein - ich bin nicht dafür, allen Absolventen einer 12. Schulstufe die Matura zu schenken. Sie soll und darf durchaus eine Prüfung der Reife der Kandidaten bleiben. Hier sollten jedoch Individualität und schulspezifische Schwerpunkte eine Rolle spielen, um einen feierlichen Abschluss der Schulkarriere zu ermöglichen. Foto: © Maksim Smeljov - Fotolia.com 4 | JUNI 2014 ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at

information & verantwortunginformation & verantwortung ■ ■ Träume leben können: Begeisterung und Freude VOM SCHIFFE BAUEN UND DER FUSSBALL WM! Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer... Diese Empfehlung von Antoine de Saint-Exupery klingt doch einleuchtend. Natürlich scheint es logisch zu sein, dass Menschen mit Sehnsüchten, mit Träumen und Visionen leichter Aufgaben erledigen können. Sie können schwere Arbeit oder Anstrengungen besser ertragen und bewältigen. Meistens ist es sogar so, dass diese objektiv schweren Arbeiten und Mühen gar nicht so schwer sind - wir nehmen oft Anstrengungen auf uns und empfinden diese gar nicht so schlimm wenn wir nur ein lohnendes Ziel erkennen. Es sind diese Ziele und Sehnsüchte, die wir in unseren Kindern wecken müssen, um ihnen beim Lernen zu helfen. Sobald das gelingt, ist es geschafft und ein Jugendlicher, der sich in der Schule oder Lehre schwer tut, wird seine Ausbildung nicht als Qual oder gar verlorene Zeit ansehen. Der Arbeitsmarkt verlangt immer mehr und mehr Qualifikation und daher ist es wichtig, dass unsere Jugendlichen sich aus- und weiterbilden. Wenn ich aber einem lernwilligen jungen Mann oder jungen Dame sage: „Naja, wenn Du so weitermachst wirst Du arbeitslos sein“ ist das wenig hilfreich. Welche(r) 15jährige kann sich schon vorstellen was es heißt arbeitslos zu sein - und das vielleicht jahrelang? Zu drohen, zu schimpfen, zu erklären hilft da wahrscheinlich wenig - Sehnsüchte zu wecken, Träume zu ermöglichen schon wesentlich mehr. Mag. Jacques A. Mertzanopoulos GF ARTHUR HUNT Human Resources Consulting, Wien Jetzt ist gerade die Fußball-WM und viele der jungen Burschen wären gerne Ronaldo oder einer jener genialer brasilianischer Fußballzauberer, aber wer von diesen Zuschauer bedenkt, dass diese „Fußballgötter“ als Kinder und Jugendliche stundenlang pro Tag trainiert haben, jahrelang die Körper geschunden und extremen Belastungen ausgesetzt haben? Und warum haben sie das gemacht? Es war die Sehnsucht nach einem Leben in Luxus, frei von Ängsten und Nöten, umgeben von schönen Frauen und schnellen Autos. Das Beste daran war aber das Hobby zum Beruf machen zu können. Was ist die Conclusio aus all dem? Unserer Gesellschaft muss es gelingen unseren Kindern und Jugendlichen Visionen aufzuzeigen, die sie als die eigenen aufnehmen und umsetzen können. Es muss gelingen, die Sehnsucht nach dem Meer zu wecken, denn diese Sehnsucht ist stärker und mächtiger als der erhobene Zeigefinger und die Drohung mit der Arbeitslosigkeit. Warum ich als Personalberater das sage? Ich sehe mir natürlich regelmäßig die Arbeitslosenzahlen an und eine der besonders von der Arbeitslosigkeit betroffenen Gruppen sind Jugendliche ohne Schul- bzw. Lehrabschluss. Foto: © Shmel - Fotolia.com ONLINEZEITUNG: http://aktuell.LmZukunft.at JUNI 2014 | 5