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Maschinen & Technik | Juli 2020

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- Themen der Ausgabe: Erdbewegung | Straßenbau | Bau- & Nutzfahrzeuge | Maschinen- & Antriebstechnik | Instandhaltung / Wartung & Pflege - Sonderbeilage: Gebrauchtmaschinen - Themenspezial: Krane & Höhenzugangstechnik

PISTENSANIERUNG

PISTENSANIERUNG FLUGHAFEN FRANKFURT PORR Oevermann, G-S Straßenbau und BPO trotzen der Corona-Krise VOLZ CONSULTING >> Im Februar 2020 erhielt die ARGE »Sanierung der Start- und Landebahn 07R/25L«, bestehend aus den Unternehmen PORR Oevermann Verkehrswegebau und G-S Straßenbau, den Auftrag zur Erneuerung der Piste Süd des viertgrößten Flughafen Europas - Frankfurt am Main. Zur Planung und Optimierung der anspruchsvollen Logistik sowie zur Baudokumentation wurde auf BPO Asphalt gesetzt. Der Auftrag zur Sanierung der südlichen Start- und Landebahn (07R/25L) umfasste eine Fläche von 192.000 m², das entspricht einer Fläche von 27 Fußballfeldern oder einer einzubauenden Asphaltmenge von ca. 60.000 Tonnen. Alle sechs bis sieben Jahre müssen die Start- und Landebahnen saniert werden, um die Sicherheitsvorgaben der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA und der internationalen Zivilluftfahrtsorganisation ICAO zu erfüllen. Dabei erhielten die hochbelasteten Aufsetzzonen der Runway Süd sowohl eine neue Binder- als auch Deckschicht. Im Zuge dieser Instandsetzungsmaßnahme wurde auch die Asphaltdeckschicht der Startbahnschultern der 60 Meter breiten Bahn erneuert. Das anspruchsvolle Projekt war ursprünglich auf wenige Tage und Nächte im April und im Mai begrenzt. Die geplanten Bauarbeiten konnten aufgrund der widrigen Umstände der Corona-Pandemie umgeschichtet werden. Nachdem der Flugverkehr am Flughafen Frankfurt fast gänzlich zum Erliegen kam, verständigte man sich mit dem Auftraggeber, die Arbeiten in drei Wochen dauernden Tagschichten im April zu bewerkstelligen. Von Beginn an wurde dabei auf die digitale Prozessunterstützung mit dem Namen BPO gesetzt. Diese beginnt bereits in der Planungs- bzw. Bauvorbereitungsphase des Projekts. Das Softwaresystem ist als leistungsfähige Webapplikation in mehr als 20 Ländern im Einsatz und ermöglichte die ganzheitliche Planung der Pistensanierung. Ausgehend vom Gesamtprojekt erfolgte im nächsten Schritt die Detailplanung anhand von Tageslosen. Hierbei wurden die relevanten Einbauparameter ermittelt (z.B. Einbauund Mischleistung, Transportkapazität etc.). Diese Parameter bildeten die Basis für die Bauausführung und konnten bereits in digitaler Form vor Baubeginn an alle Beteiligten der Bauausführung übermittelt werden (z.B. Einbaumeister, Mischmeister). In der Ausführungsphase wurden Mischmeister, Einbaumannschaft und optional auch die Frächter digital und in Echtzeit mittels App miteinander verknüpft. Alle Beteiligten sahen zur selben Zeit die für sie relevanten Daten. Jedem Mischmeister wurden in der App über ein Mischanlagencockpit Richtwerte für die optimalen Beladezeitpunkte der Lkw angezeigt. Die Grundlage hierfür bildeten die zuvor vom Bauleiter geplanten Daten. Dies ermöglichte eine vereinfachte Abstimmung zwischen Mischleistung und Einbauleistung auf der Baustelle und führte in weiterer Folge zur Verminderung von Standzeiten. Sobald ein Lkw beladen und ein Lieferschein erstellt wurde, erfolgte die automatische Übermittlung der Daten vom Wie- geprogramm an BPO. Aufgrund dieser Übertragung konnten die Daten in Echtzeit auf der Baustelle im Baustellencockpit dargestellt werden. Dies ermöglichte der Einbaumannschaft jederzeit einen aktuellen und gesamtheitlichen Überblick über das Geschehen, beispielsweise welche Lkw auf der Strecke waren, welche Lkw im Baustellenbereich schon angekommen waren, die voraussichtliche Ankunftszeit sowie den Einbaufortschritt. Von der Baustellenmannschaft wurden dann die Lkw am mobilen Endgerät verbucht und der Bauablauf dokumentiert. Weitere Funktionen wie eine Fotodokumentation oder ein Nachrichtenportal sind ebenfalls integrativer Bestandteil der Software. In der Nachbereitungsphase konnten die gesammelten Daten, sei es aus der Planungs- oder der Ausführungsphase, direkt nach dem täglichen Einbauende eingesehen werden. Dies ermöglichte einen sofortigen Soll-Ist-Vergleich, einen Überblick der Lkw Einsatzzeiten oder die Baufortschrittsanalysen. In der ersten Projektwoche wurden ab 6. April innerhalb von vier Tagen 55.000 t Asphalt gefräst, verladen und auf einem Zwischenlager innerhalb des Flughafengeländes - zum späteren Transport an die Asphaltmischanlagen für eine Verwendung als Recyclingmaterial - deponiert. Dabei waren acht Fräsen und 30 Lkw im Einsatz. In der zweiten Woche wurden in vier 10-Stunden-Schichten 27.500 t Asphalt als Binderschicht eingebaut. Die Herausforderung bestand darin, einen kontinuierlichen Mischgutstrom von bis zu 1.000 t/h am Einbauort zu gewährleisten. Um diese Versorgung zu stemmen, wurden vier Mischanlagen im Umkreis von 50 km zur Baustelle beauftragt. 30 JULI 2020 » STRASSENBAU

»Mit Volz Consulting als starkem Partner können auch besondere Herausforderungen in der Logistik softwaretechnisch abgebildet werden!« Luca Dreger, Oberbauleiter PORR Oevermann © Volz Eine besondere Herausforderung für das Team von PORR Oevermann Verkehrswegebau und G-S-Straßenbau rund um Oberbauleiter Luca Dreger stellten die Sicherheitsvorschriften und -bereiche des Flughafens dar. Daher griff der Auftraggeber in Abstimmung mit den zuständigen Sicherheitsbehörden zu folgendem kreativem Konzept: Um die permanenten Sicherheitskontrollen aller Lkw zu umgehen, wurden vorab 20 Fahrzeuge eingehend überprüft und im Sicherheitsbereich positioniert. Diese 20 Lkw sollten ihre Fracht von außerhalb bekommen und damit die Versorgung der Baustelle im Bereich der Piste sicherstellen, ohne den Sicherheitsbereich zu verlassen. Dafür wurde eine eigene Überladestation geplant, um die sicherheitstechnisch unbedenkliche Fracht zu übergeben. Dazu wurden zwei eigene Rampen bis an den Begrenzungszaun, welcher die beiden Bereiche Sicherheitsbereiche voneinander trennt, gebaut. Auf diesen beiden Rampen wurde je ein Beschicker positioniert, durch welchen die Übergabe des Materials von außen nach innen erfolgte. Aus baupraktischer Sicht stellte sich diese Lösung als optimal heraus. Als langjähriger BPO Kunde vertrauen PORR Oevermann und die G-S Straßenbau auf Logistiklösungen der Firma Volz Consulting GmbH. Um derart große Mischgutströme von verschiedenen Zulieferwerken effizient steuern zu können, sind digitale Lösungen unerlässlich. Da BPO zunächst in seiner Standardversion die doppelte Mischgutübergabe über den Sicherheitszaun hinweg mit der erneuten Lkw-Beladung nicht komfortabel abbilden konnte, wurden diese Sonderanforderungen in enger Abstimmung mit der Volz Consulting GmbH besprochen. Noch bevor das Projekt begann, gelang es in kürzester Zeit die Sonderfunktionen zu konzipieren. In nur zwei Tagen konnten die neuen Funktionen in das bestehende System integriert werden. In der Woche vom 20. April erfolgte der Einbau der Asphaltdeckschicht. Um den höchsten Qualitätsansprüchen für Flugverkehrsflächen gerecht zu werden, wurde nahtlos mit vier Fertiger inklusive der zugehören Beschicker eingebaut. Die Verdichtung des Asphaltmischgut auf der zirka 30 m breiten Fläche wurde mit 22 Walzen bewerkstelligt. Dabei wurden etwa 25.000 t Deckschichtmaterial eingebaut. ZUSAMMENFASSENDE FAKTEN ZUR LOGISTIK: Damit die hohen Einbauleistungen zu erreichen waren, wurde der Asphalt von vier Mischanlagen geliefert. Bis zu 100 Lkw waren an Spitzentagen notwendig, um das Asphaltmischgut kontinuierlich zur Baustelle zu transportieren. Das Softwaresystem BPO Asphalt wurde für die Planung, Optimierung und Simulation der Bauabläufe sowie zur Dokumentation herangezogen. BPO Asphalt wurde in der PORR Group zusätzlich zum Alltagsgeschäft bereits zum wiederholten Male erfolgreich im Rahmen von Flughafen-Pistensanierungen zur Optimierung der Logistik eingesetzt. STRASSENBAU 31

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