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Rotary Magazin 07-08/2015

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Rotary Magazin 07-08/2015

SCHWERPUNKT – ROTARY

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – JULI/AUGUST 2015ley-Schachteln für Australien. An anderenMaschinen werden am laufenden Bandbeinahe 100 Millionen Teebeutel-Schildchenpro Tag produziert.Ravindran scherzt, dass er in der Firma oftals «leitender Gärtner» bezeichnet wird,wegen der Springbrunngen und üppigenGrünanlagen, die er auf dem Firmengeländepflanzen liess, als er es 1994 einer Reifenfabrikabkaufte und die 4-Hektar-Industrieanlagein eine Oase verwandelte.Printcare hat mehrere Fabriken in Sri Lankaund Indien und macht überall auf der WeltGeschäfte, darunter mit Kunden wie Unilever,Target, Hallmark und Twinings.«Was Technologie und Managementstilbetrifft, ist er ein Visionär», so einer derGeschäftsführer. «Wenn er ein Projekt anpackt,dann wird es von der Planung biszur Umsetzung immer im gesetztenZeitrahmen perfekt realisiert. Er hat einencharismatischen Führungsstil und er ist jemand,der gerne teilt.»Ravindran mit Sohn Krishna in seinem Austin, Baujahr 1910, und mit seiner Tochter Prashanthibeim Frühstück. «Er liebt es, zu scherzen. Bereits als wir jung waren, hat er ständigSpässe gemacht», erzählt Ravindrans Freund Abbas Esufally. Fotos: Alyce Henson, RI22EIGENES GRANT-PROGRAMMMit einem Matching-Grants-Programm,ähnlich der Idee der Rotary Foundation,ergänzt Ravindrans Unternehmen Spenden,die seine 700 Mitarbeiter für ein Gemeindienstprojektsammeln, auf das mansich zuvor geeinigt hat. Meistens stehendabei die Themen Wasser und Hygiene fürlokale Schulen im Mittelpunkt. Kinder vonMitarbeitern, die wenig verdienen, erhaltenkostenlos Bücher, Gelder für denTransport zur Schule und Schuhe.2014 wurde Printcare als einer der 15 bestenArbeitsplätze des Landes und Ravindranals einer der wichtigsten Wirtschaftsführerausgezeichnet. Behandle dieMenschen mit Liebe und Respekt, sagtRavindran, und sie erwidern dir in der Regelauf die gleiche Weise. «Er kümmertsich um die Leute, sie bedeuten ihm etwas»,meint ein anderer Geschäftsführer.«Einfach nur Geld zu verdienen und wiederheimzugehen, macht doch keinenSinn», erklärt Ravindran. «Das kann jeder.Das Gemeinwesen um uns herum solltevon uns mitprofitieren.»Auf dem ersten Treffen des Rotary ClubsColombo im Jahr 2015 sind die Hotelkorridoremit weissen Weihnachtsbäumengeschmückt, ein riesiges Buffet bedecktbeinahe ein Drittel des gesamten Meeting-Raums.Doch das scheint in Sri Lankadie Norm zu sein. In Kürze begeht derClub sein 86. Jubiläum, und über die Jahrekonnte er durch so einiges auf sichaufmerksam machen. So gründete derClub die nationale Organisation zur Vorbeugunggegen Tuberkulose, die ersteBlutbank des Landes, die Anti-Drogen-Vereinigungvon Sri Lanka (währendRavindrans Amtszeit als Clubpräsident)und in jüngster Zeit die einzige nationaleEinrichtung zur Früherkennung von undVorsorge gegen Krebs (in den letzten fünfJahren erhielten über 35 000 Personenkostenlos Vorsorgeuntersuchungen, vondenen 7500 aufgrund von Symptomenweiterbehandelt wurden; einer derHauptpartner des Clubs bei dem Projektist der Rotary Club Birmingham, Alabama,USA, in dem Ravindran Ehrenmitgliedist).1974, noch während seiner Zeit auf derTee-Plantage, wurde Ravindran mit 21Jahren Gründungsmitglied des RC Bandarawela,einer der ersten Clubs in den entlegenenHöhenregionen des Landes. SeinGrossvater und sein Vater waren bereitsRotarier. Auch heute noch gefällt ihm anRotary, Menschen aus aller Welt zu treffenund sich die ganze Nacht hindurch zu un-

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – JULI/AUGUST 2015terhalten. «Sein Sinn für Humor ist Teilseiner DNA», meint sein enger Freund AbbasEsufally.Als Ravindran nach Colombo zog, trat erseinem jetzigen Club bei und begannschnell, dort eine Führungsrolle zu übernehmen.Während für Esufally Rotary einesvon vielen Freizeitaktivitäten war, wares für Ravindran eine Leidenschaft. «SeinFokus lag auf Rotary, der dort gelebtenFreundschaft und dem Dienst im Gemeinwesen»,so Esufally.DER BÜRGERKRIEG BRICHT AUS1983 brach Krieg aus zwischen sri-lankischenSicherheitskräften und den LiberationTigers von Tamil Eelam, einer militantenRebellengruppe, die im Nord- und Ostteildes Landes einen neuen Staat errichtenfen. 1995 plante die Regierung einen nationalenImpftag, jedoch nur für die Regionen,die nicht vom Krieg betroffenwaren. Ein Drittel aller Kinder des Landessollte dadurch keine Polio-Schutzimpfungerhalten. Rotarische Führungskräfte, darunterRavindran, der zum damaligen Zeitpunktnationaler PolioPlus CommitteeChair war, arbeiteten eng mit UNICEF zusammen,um Kontakte zu den Rebellenaufzunehmen und eine vorübergehendeWaffenruhe zu verhandeln. Beinahe alleKinder Sri Lankas erhielten daraufhin eineImpfung. Auch nach dem Tsunami 2004war es den Rotariern Sri Lankas, unter Leitungvon Ravindran, wichtig, allen Kindernzu helfen. Man setzte sich dafür ein, dassein 12-Millionen-Dollar-Projekt zum Wiederaufbauvon Schulen verschiedenenethnischen Gemeinden zugutekam.WAFFENRUHE DANK ROTARYDer Konflikt hielt die Rotarier auch nichtdavon ab, allen Kindern Sri Lankas zu helstimmtoptimistisch. Die unberührtenStrände, Dschungel und Kulturstätten desLandes, die bereits Marco Polo dazu hinrissen,Sri Lanka als «die schönste Insel derWelt» zu bezeichnen und durch die es SriLanka auf die Forbes-Liste der 10 grossartigstenReiseziele für 2015 schaffte, lockenheute wieder Touristen an. «Wir habengrosse Hoffnungen für die Zukunft Sri Lankas»,so Ravindran.Als Rotary-Präsident wird er dafür sorgen,dass seine kleine Insel auf der Weltkartewahrgenommen wird. «Meine Nationalhymnewird in jedem Land gespielt, dasich besuche. Meine Flagge wird überallgehisst, wo ich lande. Die Landesflagge SriLankas wird vor dem Zentralbüro von Rotarywehen», sagt er. «Was könnte ichmehr tun für mein Land?»«ER HAT DIESES ANGEBORENETALENT, SEINEN TRAUM UND SEINEVISION ZU DEINEM TRAUM UNDDEINER VISION ZU MACHEN.»wollten. In den über 25 Jahren dauerndenKämpfen starben über 100 000 Menschenund Hunderttausende wurden vertrieben.Selbst bis 2014 waren über 90000 Menschenimmer noch nicht in ihre Heimatgebietezurückgekehrt.Ursachen für den Konflikt waren die Spannungenzwischen der singhalesischenMehrheit und der tamilischen Minderheit.Bei Rotary spielte die ethnische Herkunftjedoch nie eine Rolle. Auch wenn die meistenMitglieder Singhalesen sind, wähltendie Clubs in Sri Lanka Singhalesen, Tamilenund Moslems in Führungsämter – darunterRavindran, der Tamile ist. «Bei Rotary gabes keinen Platz für Konflikte aufgrund vonReligion, Kasten oder Sprachen. Jeder wareinfach sri-lankisch und man wählte dieam besten geeigneten Kandidaten», soRavindran. «Es stellte sich häufig die Frage,warum der Rest des Landes nicht so handelnkonnte wie die Rotarier.»RUZLY HUSSAINSeine Clubfreunde sagen, dass Ravindranauch an andere hohe Ansprüche stellt –und dass er gut überzeugen kann. «SeineEinstellung ist: ’Erzählt mir nicht, warumdu etwas nicht tun kannst’», so Derek deS Wijeyeratne. Und Ruzly Hussain fügt hinzu:«Er hat dieses angeborene Talent, seinenTraum und seine Vision zu deinemTraum und deiner Vision zu machen. Nachdem Motto: Nicht ich, sondern wir allehaben das gemeinsam geschafft.»Dank der Beendigung des Bürgerkriegsblüht Sri Lanka heute auf. Es wird verstärktin die Infrastruktur investiert und im Stadtzentrumvon Colombo wurden Barrikadenund Kontrollstationen mit Parks, Spielplätzenund gehobenen Einkaufszentren ersetzt.Die Aussicht wird dominiert vonKränen auf den Baustellen von Luxushotels,und auch am historischen Galle FaceHotel, wo der Rotary Club Colombo 1929sein erstes Meeting abhielt, finden Renovierungsarbeitenstatt. Der reibungsloseMachtwechsel nach der Präsidentenwahlim Januar, bei der der Amtsinhaber verlor,Ravindran erwartet nicht, dass er als Präsidentvon Rotary ein grosses Erbe hinterlassenwird, doch er hofft, seine Fähigkeitendafür einsetzen zu können, um die Organisationbesser zu hinterlassen, als er sievorfand – und sich für alles revanchierenzu können, was ihm half, der zu werden,der er heute ist. «Rotary hat mich geprägt»,sagt er. «Rotary hat mich verändert.Das, was ich heute für Rotary tue,wiegt nur zu einem Bruchteil auf, was ichvon Rotary bekommen habe.»Diana Schoberg23Ravindran bittet alle Rotarier, Zeit, Talente und Wissenmit anderen zu teilen, um das Leben der Gemeinschaftrund um den Globus zu verbessern. «Durch Rotary könnenwir dieses Geschenk machen. Wir können für dieLebensumstände anderer Menschen weltweit wirklichetwas Positives bewirken.»

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