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Taxi Times Berlin - Juli/August 2017

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INKLUSION GROSSER

INKLUSION GROSSER BAHNHOF FÜR DAS INKLUSIONSTAXI Rollstuhltaxis beim Roll-Out Im Beisein von viel Berliner Polit- und Gewerbeprominenz wurden am Hauptbahnhof die ersten fünf Rolli-Taxis aus dem Projekt „Inklusionstaxi – Taxi für alle“ an Berliner Taxiunternehmer übergeben. Zur Feier des Tages hatten sich an dem schlimmen Regentag Ende Juni alle Beteiligten am Projekt „Inklusionstaxi – Taxi für alle“ und weitere Gäste in einem Zeltpavillon mitten auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof eingefunden. Die fünf Volkswagen Caddy (lang) standen hübsch aufgereiht zwischen Zelt und Bahnhof im Regen. Der Versuch, fröhlich ins Taxi rollende Menschen mit Behinderung ins Bild zu setzen, wollte nicht so recht gelingen. Auf den Fotos waren vorwiegend bunte Schirme zu sehen. ES GEHT ENDLICH LOS Egal, alle Redner vom Sozialverband, den Behindertenverbänden, dem Taxigewerbe, von der Autoindustrie und aus der Politik zeigten sich glücklich, das Taxi für alle ins Werk gesetzt zu haben, und dass es nun endlich losgeht. Lutz-Stephan Mannkopf, der Leiter des Projekts vom Sozialverband Deutschland (SoVD), lobte seinen Verband und die Unterstützung durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband, ohne deren Engagement diese Taxis nie auf die Straße gekommen wären. Er lobte auch den Hersteller Volkswagen für die vorbildliche Ausstattung der Wagen. Sie verfügen über einen Heckausschnitt mit Klapprampe und automatischen Befestigungsgurten. Darüber hinaus haben sie zwei ausschwenkbare Klappsitze im Fond, damit sie voll nutzbar bleiben, wenn kein Rollstuhl befördert wird. Ein Rolli-Taxi hat sogar einen elektrischen Schwenksitz auf der Beifahrerseite als Einstiegshilfe für besonders Gebrechliche bzw. für umsetzbare Rollstuhlfahrer. Das alles war nicht billig. Die Umrüstungen haben 12.000 bis 15.000 Euro pro Taxi gekostet. Aber weder die Verbände noch die Behinderten haben für den Anfang eine primitive Billiglösung gewollt. Wer am Ende die Kosten trägt, darüber wird noch zu reden sein. Sprecherinnen der Behinderten zeigten sich erfreut darüber, dass nun bald auch Rollstuhlfahrer spontan ein Taxi bestellen können und sie nicht, wie heute, im Regen stehen bleiben, weil der Sonderfahrdienst überlastet ist. Andererseits kam auch wieder der Maximalanspruch, warum nicht alle Taxen barrierefrei werden sollen und warum das extra etwas kosten soll. Dafür wird dann immer das London-Taxi angeführt – und dabei vergessen, dass die Barrierefreiheit der London-Taxis nur aus einer simplen Blechplatte besteht, die lose an das Auto angelegt wird. Dafür ist wirklich kein Zuschlag-Tarif gerechtfertigt. Die im Übrigen auch von den Behindertenverbänden gewünschte Berliner Komfort-Ausstattung gibt es, wie erwähnt, nicht umsonst. Die beiden zum Festakt erschienenen Senatorinnen waren ebenfalls erfreut, dass die Inklusion nun auch im Taxigewerbe Platz greift. Was die baldige Klärung der noch immer offenen Fragen angeht, dämpften sie aber die Stimmung. Ob und wie die teure Umrüstung der Taxis subventioniert werden wird und, wenn ja, von welcher Senatsverwaltung, muss noch ausgehandelt werden. In Frage kommen die Ressorts Soziales, Verkehr und Wirtschaft. Auch die Tarifgestaltung ist noch offen. BARRIEREFREI GEHT NICHT MIT CNG Ein ganz anderes Problem kam beim „Großen Bahnhof“ gar nicht zur Sprache: Es gibt kein einziges barrierefrei umrüstbares Taxi-Fahrzeug mit einem umweltfreund-lichen Antrieb, kein Hybrid, kein CNG, und Elektro schon gar nicht. Angesichts drohender Dieselfahrverbote in Innenstädten könnte dieser Umstand die Investitionsbereitschaft der Taxiunternehmer in Rolli-Taxis erheblich beeinträchtigen. Die Fahrzeughersteller kennen das Problem. Sie sind bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hingewiesen worden. Vielleicht gibt es ja eine Sondergenehmigung für qualmende Rolli-Taxis, wie einst beim Smog-Alarm. Damals durften Taxis auch weiter fahren. Der Wille, das Inklusionstaxi zu einem Erfolg werden zu lassen, scheint jedenfalls allseits vorhanden zu sein. wh FOTOS: pixabay.com, Wilfried Hochfeld / Taxi Times 26 JULI/AUGUST/ 2017 TAXI

INKLUSION SENAT DÄMPFT DIE STIMMUNG Mobilität für alle – Das Projekt Inklusionstaxi ist ein Meilenstein, bei dem schon vieles klappt und noch manches klemmt. Endlich ist es so weit, die ersten fünf Inklusionstaxis wurden an ihre Betreiber übergeben und sind ab 1. August bestellbar. Der Senat war zum „Startschuss“ gleich durch zwei Ressortchefinnen vertreten, Sozialsenatorin Elke Breitenbach und Verkehrssenatorin Regine Günther. Dass beide der Einladung gefolgt waren, war ein deutliches Bekenntnis des rot-rot-grünen Senats zum Inklusionstaxi und den Festlegungen im Koalitionsvertrag (Breitenbach: „Normalerweise wäre ich nicht gekommen, wenn ich sehe, dass der Veranstaltung schon eine Senatorin beiwohnt“). Trotzdem dämpften sie die Stimmung ein wenig, da noch nicht einmal klar sei, welche Verwaltung welche Aufgaben übernimmt. Stephan Berndt, der „Inklusions-Beauftragte“ des Berliner Taxigewerbes, machte deutlich, dass kein Unternehmer investieren werde, bevor die Rahmenbedingungen geklärt seien. Er wünsche sich umgehend ein klares Konzept, einen verlässlichen Zeitplan, Festlegungen zur Investitionsförderung, zu Abrechnungssystem, Fahrpreisen, Selbstbeteiligung und Ausstattung des Taxikontos. Vorschläge, Vom SoVD und dem Taxigewerbe gemeinsam entwickelt, lägen der Politik längst vor. Die Fördermittel müssten dringend in den nächsten Doppelhaushalt eingeplant werden, dazu sei nur noch bis September Zeit. Die Senatorinnen blieben dabei: Von Seiten des Hico_04-2016.qxp_Layout 1 06.04.16 10:04 Seite 1 Senats gebe es hinsichtlich der genauen Umsetzung noch viele offene Fragen, z. B. die Beteiligung der Behindertenverbände, die Verzahnung mit Sonderfahrdienst und ÖPNV und Bedingungen für die Investitionsförderung. Sie seien erst ein halbes Jahr im Amt und müssten viele Aufgaben erfüllen. Im Koalitionsvertrag sei festgelegt, das Projekt solle „innerhalb dieser Legislaturperiode“ umgesetzt werden. Es seien also noch viereinhalb Jahre Zeit, Wort zu halten. Die „desolate und diskriminierende Situation für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer“ müsse schnellstmöglich durch die Einführung von Inklusionstaxis behoben werden, mahnte Bärbel Reichelt vom Berliner Behinderten-Verband. Am Sonderfahrdienst gebe es nicht nur „Kritik an den begrenzten Kapazitäten“, bei Inklusion gehe es auch darum, „den Menschen mit Behinderung keinen Sonderstatus in der Gesellschaft zuzuweisen“. Das Taxigewerbe muss weiter versuchen, die Politik zu überzeugen, dass im Interesse der Betroffenen Eile geboten ist und Fördermittel deshalb schon in den nächsten Doppelhaushalt gehören. Sollte dies wirklich nicht möglich sein, muss der Senat dem Gewerbe zumindest eine Garantie abgeben, dass DIN-gerechte Einbauten ab dem 1.8.2017 in Autos, die nicht älter als ein Jahr sind, nachträglich gefördert werden. Nur so kann das Projekt starten. sb Ein Fuß auf der Bremse, einer auf dem Gas: Sozialsenatorin Breitenbach (l.) und Verkehrssenatorin Günther (r.) „Die Politik muss Investitionssicherheit schaffen.“ Stephan Berndt, Vorstandsmitglied der Taxi-„Innung“ und Taxi-Times-Redakteur – nur 1x in Berlin – FOTOS: Herbert Schlemmer Jetzt HICO Kraftfahrzeug-Kontrollgeräte GmbH · Ullsteinstraße 53–55 · 12109 Berlin Vertretung: FISKALTAXAMETER • Montage fiskalfähiger Taxameter • Umrüstung vorhandener Taxameteranlagen • Aktualisierung der Taxameteranlage nach neuesten Anforderungen Der Kundendienst: Beratung und Termine: HICO-Service anerkannt, zuverlässig, Tel.: 030/7520774 fachmännisch und flexibel Fax: 030/7520944 E-mail: info@hico-berlin.de TAXI JULI/AUGUST/ 2017 27

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