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karriereführer recht<br />
2.2011<br />
Special Exoten<br />
Mit Gummistiefeln<br />
in die Großanlage<br />
Exot 2: Umweltrechtler. Sie<br />
müssen Vielseitigkeit beweisen:<br />
nicht nur Paragraphen im Zivil-,<br />
Verwaltungs- und Strafrecht<br />
anwen<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch<br />
naturwissenschaftliche Zusammenhänge<br />
nachvollziehen – in Theorie<br />
und Praxis.<br />
Von Stephan Müller, Rechtsanwalt und<br />
Partner bei Oppenhoff & Partner<br />
Der Umwelt-Anwalt sollte ruhig ein<br />
Paar Gummistiefel im Kofferraum<br />
haben, wenn er zum Termin fährt. Denn<br />
häufig beschränkt sich seine Tätigkeit<br />
nicht auf das reine Aktenstudium. Zum<br />
besseren Verständnis <strong>de</strong>s Sachverhaltes<br />
ist es oft sinnvoll, sich die Problematik<br />
vor Ort anzuschauen. Und das be<strong>de</strong>utet<br />
dann auch schon mal, durch Schlamm<br />
o<strong>de</strong>r Ölpfützen zu laufen.<br />
Aber keine Sorge, <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r<br />
Arbeit wird auch von einem auf das<br />
Umweltrecht spezialisierten Anwalt<br />
am Schreibtisch geleistet. Dabei ist<br />
diese Arbeit so vielfältig und abwechslungsreich<br />
wie das Umweltrecht selbst.<br />
Da geht es zum Beispiel um die genehmigungsrechtliche<br />
Beratung bei <strong>de</strong>r<br />
Errichtung von industriellen Großanlagen.<br />
Nicht selten sind dazu Anhörungstermine<br />
mit manchmal hun<strong>de</strong>rten Einwen<strong>de</strong>rn<br />
zu begleiten. Trotz aller<br />
Bemühungen, einen Ausgleich mit <strong>de</strong>n<br />
Interessen <strong>de</strong>r Bürger zu fin<strong>de</strong>n,<br />
kommt es häufig zu einem Streit, <strong>de</strong>r<br />
dann auch die Qualitäten im Gerichtssaal<br />
for<strong>de</strong>rt – und das nicht nur vor <strong>de</strong>n<br />
Verwaltungsgerichten, son<strong>de</strong>rn auch<br />
vor <strong>de</strong>n Zivilgerichten, wenn <strong>de</strong>r<br />
Betrieb einer Anlage zu einem Scha<strong>de</strong>n<br />
bei Dritten geführt hat. Selbst strafrechtliche<br />
Kenntnisse sind mitunter<br />
gefor<strong>de</strong>rt. Auch Beratung bei <strong>de</strong>r<br />
Gestaltung o<strong>de</strong>r Vermarktung von Produkten<br />
for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Umweltrechtler.<br />
Das mo<strong>de</strong>rne Umweltrecht verlangt,<br />
dass Produkte so gestaltet sind, dass<br />
sie möglichst wenig Abfall erzeugen<br />
o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>nfalls leicht zu recyceln sind.<br />
Zahlreiche Vorschriften verbieten die<br />
Verwendung bestimmter Stoffe in <strong>de</strong>r<br />
Herstellung eines Produktes.<br />
Eine weitere Facette <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s<br />
Umweltrechtanwalts in wirtschaftsberaten<strong>de</strong>n<br />
Sozietäten ist die Mitwirkung<br />
bei Unternehmenskäufen und -verkäufen.<br />
Hier besteht die Aufgabe darin,<br />
anhand von Dokumenten und häufig<br />
einer Untersuchung vor Ort die<br />
umweltrechtlichen Risiken zu analysieren<br />
und Strategien für die Beherrschung<br />
dieser Risiken zu entwickeln.<br />
Immer ist Voraussetzung, dass man das<br />
Produkt und <strong>de</strong>ssen Herstellung versteht.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass man sich an<br />
<strong>de</strong>m einen Tag mit Schokola<strong>de</strong> und am<br />
nächsten mit Aluminium o<strong>de</strong>r Wasserfiltern<br />
auseinan<strong>de</strong>rsetzt. Dies rückt eine<br />
wesentliche Eigenschaft <strong>de</strong>s Umweltrechtlers<br />
ins Blickfeld: keine Angst vor<br />
Chemie und Physik. Sicherlich ist kein<br />
naturwissenschaftliches Nebenstudium<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Aber <strong>de</strong>r Umweltrechtler<br />
sollte naturwissenschaftlichen Fragen<br />
gegenüber aufgeschlossen sein –<br />
zumal in <strong>de</strong>r Regel Naturwissenschaftler<br />
o<strong>de</strong>r Ingenieure auf Seiten <strong>de</strong>s<br />
beratenen Unternehmens die unmittelbaren<br />
Ansprechpartner sind. Das setzt<br />
Lernbereitschaft voraus und die Fähigkeit,<br />
die juristischen Themen so darzustellen,<br />
dass sie von Nicht-Juristen<br />
verstan<strong>de</strong>n und umgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
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