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karriereführer recht
2.2011
Special Exoten
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Exot 3: Kirchenrechtler. Im Bereich
des Kirchenrechts bieten sich einige
berufliche Perspektiven, jedoch nur
für denjenigen, der „echtes“ Interesse
an dieser Rechtsmaterie und sich
am besten frühzeitig spezialisiert
hat. Letzteres kann für alle Bereiche
der Ausbildung empfohlen werden.
Denn die Zeiten des Generalisten
sind vorbei. Heute wird der Spezialist
gefordert, der sich weitaus besser
in der Rechtsmaterie auskennt als
die Konkurrenz.
Von Dr. Christian Halm, Rechtsanwalt und
Partner in der Kanzlei Halm & Preßer,
Neunkirchen/Saar
Juristen werden in jedem Bistum benötigt,
wobei es zunächst keine Rolle spielt,
ob man sich im katholischen oder im
evangelischen Kirchenrecht spezialisiert.
Wichtig ist Authentizität. Da die Kirche
als Tendenzbetrieb kein gewöhnlicher
Arbeitgeber ist, ist eine Bewerbung in
diesem Bereich nur dann sinnvoll, wenn
man auch „dahintersteht“. Am ehesten
lässt sich dies durch eine ehrenamtliche
Tätigkeit im kirchlichen Bereich nachweisen.
Arbeitsbereiche in der Kirche finden
sich im Bereich des Arbeitsrechts,
des Verwaltungsrechts, aber auch im
Versicherungsrecht und im Strafrecht.
Man denke beispielsweise an die vielen
Arbeitnehmer, die in der Kirche beschäftigt
sind oder die im karitativen Bereich
tätig sind, an die Probleme, die der Denkmalschutz
bei der Sanierung von Gebäuden
mit sich bringt sowie versicherungsrechtliche
Probleme im Zusammenhang
mit der Einhaltung der Verkehrssicherungspflichten
bei der Verwaltung der
zahlreichen kircheneigenen Immobilien.
Und ganz aktuell die Frage der Opferentschädigung
in den Missbrauchsfällen.
Juristen werden allerdings auch in der
Alltagsarbeit benötigt, beispielsweise bei
der Abrechnung von Beihilfeanträgen.
Streit über die Höhe der Abrechnungssätze
eines Zahnarztes gegenüber verbeamteten
Kirchenmitarbeitern gibt es
sowohl im weltlichen als auch im kirchlichen
Bereich. Ein auf den katholischen
Bereich beschränktes Tätigkeitsgebiet
stellt das Ehenichtigkeitsverfahren dar.
Denn: „Was Gott verbunden hat, das
darf der Mensch nicht trennen“ (Matthäus
19,6). Auf dieses Bibelwort Jesu gründet
sich das katholische Verständnis der
Unauflöslichkeit der Ehe. Aus diesem
Grunde kann nach katholischem Kirchenrecht
eine gültig geschlossene und
vollzogene Ehe zu Lebzeiten des Partners
nicht geschieden werden. Es gibt jedoch
die Möglichkeit, vor dem zuständigen
katholischen Diözesan-Ehegericht überprüfen
zu lassen, ob die Ehe gültig
zustande gekommen ist oder ob die
Möglichkeit besteht, die Ehe für nichtig
erklären zu lassen. Eine zivile Ehescheidung
kann das zwischen den Ehepartnern
entstandene Eheband nicht lösen.
Es bleibt bis zum Tod eines der Ehegatten
bestehen. Eine kirchliche Scheidung
gibt es in der katholischen Kirche nicht.
Die einzige Möglichkeit einer erneuten
Eheschließung ist die amtliche Feststellung
der Ehenichtigkeit im Rahmen eines
Ehenichtigkeitsverfahrens.
Der zivilrechtliche Personenstand der
Partner wird durch die Nichtigkeitsfeststellung
nicht verändert. Kinder aus der
ersten Ehe der Partner bleiben auch
dann eheliche Kinder, wenn die Ehe im
Nachhinein für nichtig erklärt wird. In
dem Ehenichtigkeitsverfahren geht es
nicht um die Frage, wer die Schuld an
dem Scheitern der Ehe trägt. Daher wird
das Verfahren auch nicht gegen den
früheren Ehepartner geführt, sondern
gegen die Annahme, die Ehe sei kirchlich
zustande gekommen. Durch ein sol-
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