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Die Funktion des Orgasmus

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i) Je nach der Libidoposition überwiegt in den Sturzträumen bald die Geburtsbald die<br />

<strong>Orgasmus</strong>bedeutung; der Kranke pendelt unausgesetzt zwischen dem Streben nach<br />

genitaler Befriedigung, die ihm Angst einflösst, und der Mutterleibssituation, die ihn<br />

vor den Gefahren der Libidobe&iedigiMig schütten soll.<br />

Wir erblicten in der assoziativen Verbindung der Begriffe <strong>des</strong> To<strong>des</strong> (der Geburt), der<br />

Kastration und <strong>des</strong> <strong>Orgasmus</strong> und in ihrer symbolischen Darstellung durch die Vorstellung<br />

<strong>des</strong> Sturaes eine Bestätigung der Hypothese FERENCZIS, dass das Ausstossen<br />

<strong>des</strong> Samens biologisch (phylogenetisch) einer Kastration gleichkomme und<br />

dass dem Vorgang der Erektion eine biologische Tendenz zur Autotomie zugrunde<br />

liege. Wie befremdend diese Hypothese auch klingt, mit dem <strong>Orgasmus</strong> ist tatsächlich<br />

das Gefühl verbunden, „etwas" oder „sich zu verlieren. Man muss annehmen,<br />

dass der plötzliche Verlust der libidinösen Spannung, der mit der Ausstossung <strong>des</strong><br />

Samens beim Manne, mit profuser Schleimproduktion beim Fraue verbunden ist, dieser<br />

Empfindnng unmittelbar zugrunde liegt.<br />

Doch dürfte speziell das Gefühl, etwas zu verlieren, der uralten Kastrationsangst entstammen.<br />

Dafür sprechen jene Fälle, die den <strong>Orgasmus</strong> als eine machtvolle Sensation<br />

furchten, die einen überkommt, beherrscht, zerrüttet und das Bewusstsein trübt.<br />

Man hat sie zum ersten Male bei der Onanie erlebt, vielleicht mit Schreck erlebt, und<br />

hat später die Idee gebildet, dass der Samenverlust und die Erschütterung <strong>des</strong> Körpers<br />

die Nerven zerrütte. So kommt zur infantilen Kastrationsangst, die durch die<br />

Schundliteratur noch gesteigert wird, die körperliche Sensation <strong>des</strong> <strong>Orgasmus</strong> hinzu,<br />

die zu mächtig ist, um nicht zunächst mit Angst erlebt zu werden. Man wird daher bei<br />

den Fällen, die nicht die manuelle Friktion <strong>des</strong> Genitales sondern bloss den <strong>Orgasmus</strong>,<br />

beziehungsweise die Ejakulation vermeiden, annehmen müssen, dass die Kastrationsangst<br />

sich in erster linie <strong>des</strong> erschütternden Erlebnisses <strong>des</strong> ersten <strong>Orgasmus</strong><br />

28 bemächtigt hat. <strong>Die</strong> Therapie solcher Fälle muss trachten, die Angst zu beseitigen,<br />

die die Onanie betrifft : Sie müssen ohne Angst onanieren können.<br />

2) Wir können PERENCZI allerdings nicht zustimmen, wenn er meint, dass der Geschlechtsakt<br />

als eine partielle und vorübergehende Regression in den Mutterleib aufzufassen<br />

sei. Denn dann müsste das Gefühl <strong>des</strong> „Sichverlierens“ den ganzen Akt<br />

und nicht nur den <strong>Orgasmus</strong> beherrschen: Femer dürfte die Frau nicht dieselben<br />

Sensationen und Empfindungen haben wie der Mann, denn für sie gilt der Akt nicht<br />

als Mutterleibsregression, und wie unsere Beispiele zeigten, neigt gerade die Frau<br />

zur Angst vor dem <strong>Orgasmus</strong>, die sich als Angst zu fallen oder sich im verlieren äußert.<br />

So<br />

aj <strong>Die</strong> Sexualerregung bei der Nymphomanie<br />

28 Versuch einer Genitaltheorie (International« Psychoanalytische Bibliothek, Nr. XV. Internationaler<br />

Psychoanalytischer Verlag, 1924).<br />

38

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