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Die Funktion des Orgasmus

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Ganze vergessen, verriet aber die Tat in Träumen und durch besonders grausames<br />

Onanieren. Einige Tage vorher hatte sie Rattengift in die Analyse gebracht, sie liebte<br />

es so sehr, sie müsste es sammeln. Nur mit strengsten Verboten, unter Androhung<br />

<strong>des</strong> Abbruches war die Patientin in der Analyse zu halten.<br />

Im vierzehnten Monat der Analyse erinnerte die Patientin in einer ruhigen Phase vollkommen<br />

vergessene Szenen aus dem Schlafzimmer der Eltern.<br />

<strong>Die</strong> sadistische Theorie über den Geschlechts- und Geburtsakt fand hier ihre Aufklärung,<br />

ein Stück Angst wurde aufgelöst, die Patientin trat einen Posten an und hielt<br />

sich nunmehr ganz gut. Charakteristischerweise bekam sie jetzt einen Esszwang,<br />

nahm stark an Gewicht zu, was einer oralen Schwangerschaftsphantasie entsprach.<br />

Ihrer Neigung, die Analyse ins Unendliche hinauszuziehen, musste, da das anscheinend<br />

wichtigste Stück durchgebrochen war, durch Setzen eines langfristigen Termines<br />

(weitere sechs Monate) entgegengearbeitet werden. <strong>Die</strong> Onanie flammte samt<br />

dem Schuldgefühl bei der Erörterung der Schlafzimmerszenen wieder auf und musste<br />

verboten werden. Das Verbot war notwendig, weil sich bereits lokale Schädigungen<br />

zeigten (eine Gebärmuttersenkung und -knickung).<br />

<strong>Die</strong> Hebung <strong>des</strong> reinen Inzestwunsches, der bisher vollkoninien verdrängt war,<br />

brachte aber keine Verurteilung. Im Gegenteil, die Patientin phantasierte nunmehr<br />

bewusst, vom Vater koitiert zu werden und ein Kind zu bekommen. <strong>Die</strong> Phantasien<br />

steigerten sich manchmal zu lebhaften Halluzinationen. Sie sah einen Teufel, der sie<br />

verhöhnte, sie würde es ja doch nicht ohne die Onanie aushalten. Sie strengte sich<br />

umsonst an. Er hatte das eine Mal die Züge <strong>des</strong> „Grafen", ein anderes Mal die der<br />

Mutter. Der Teufel repräsentierte ihre grausamen und inzestuösen Wünsche, deren<br />

sie sich zu erwehren hatte, ihre Mutter und als verpöntes Objekt insbesondere den<br />

Vater.<br />

Seit der Niederschrift dieser Krankengeschichte hatte sich im Zustand der Patientin<br />

manches zum Besseren gewendet. Nach einer Unterbrechung von vier Monaten<br />

wurde die Behandlung durch weitere sieben Monate fortgesetzt. Jetzt wurde ich eines<br />

Irrtums gewahr, <strong>des</strong>sen Korrektur die Besserung <strong>des</strong> Znstan<strong>des</strong> der Patientin<br />

erzielte. Es stellte sich nämlich bei genauer Befragung über den Ablauf der Erregung<br />

heraus, dass die Patientin auch bei der Onanie mit dem Messer nie zur Befriedigung<br />

gekommen war:<br />

In ihren Berichten hatte sie nur den Unterschied zwischen der vaginalen Erregung<br />

bei der Onanie und der Unempfindlichkeit beim Koitus im Auge und glaubte daher<br />

durch die Onanie „befriedigt" zu sein, während sie bloß stark erregt war. Sie gab an,<br />

dass bei der Onanie die vaginale Erregung sofort stark einsetzte und dass sie „die<br />

Richtung <strong>des</strong> Messers" abänderte, sobald sie spürte, dass „es ihr kommt"; darauf<br />

verging die Erregung, um gleich darauf um so stärker anzuschwellen, sobald sie die<br />

Friktion fortsetzte.<br />

Auf mein Ersuchen zeichnete<br />

Figur g : gje ^en Ahlauf der Erregung<br />

wie nebenstehend und fügte hinzu; „Je stärker ich aufgeregt werde, <strong>des</strong>to mehr<br />

fürchte ich zu zerspringen; ich bekomme schreckliche Angst, Werdegang müde und<br />

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