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Dorfblatt 74 - Gemeinde Hirzel

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Der Dachs<br />

Kaum fällt das Stichwort „Dachs“, wird auf seinen schlechten Ruf hingewiesen: Kann man<br />

einem Tier trauen, das vor seinem Gesicht eine Einbrechermaske trägt, ein Einzelgänger<br />

ist, Autokabel durchbeisst und, weil nachtaktiv, kaum zu sehen ist? Über die Jahrhunderte<br />

kam der Dachs zu Titeln wie Grimbart oder Schmalzmann, zu netten Adjektiven<br />

wie faul, egoistisch oder übellaunig. Nur gelegentlich äusserte man sich positiv über ihn,<br />

nannte ihn klug und ein stilles Wesen. Wir wollen sehen, was davon zu halten ist.<br />

Dass er in der Schweiz beinahe von der Bildfläche<br />

verschwunden wäre, hatte aber weniger mit Aberglauben,<br />

Vorurteilen oder den verbesserten<br />

Jagdwaffen zu tun, sondern sein „Zusammenleben“<br />

mit dem Fuchs. Dieser wird vom Dachs oft<br />

als Untermieter in seinem Höhlensystem geduldet.<br />

In der Vergangenheit wurden diese „Fuchshöhlen“<br />

oft mit Gas gefüllt, um die Tollwut zu besiegen –<br />

zum grossen Pech der Dachse. Erst später, dank<br />

dem Einsatz von gezielt präparierten Ködern,<br />

änderte sich die Situation zu seinen Gunsten.<br />

Wie die neuste Forschung zeigt, lebt der Dachs<br />

nicht als Einzelgänger. Er duldet nicht nur Füchse<br />

in seinem Bau, sondern er gründet richtige Grossfamilien.<br />

Nur zur Jagd zieht jeder Dachs alleine<br />

los. Aber erst nach Sonnenuntergang, und bevor es wieder hell wird, macht sich der<br />

Dachs wieder unsichtbar. Dank angebrachten Sendern weiss man heute, dass er bei<br />

seinen Streifzügen 5 - 10 Kilometer zurücklegt.<br />

Sein Gebiss ist furchteinflössend, aber das heisst nicht, dass er ein reiner Fleischfresser<br />

ist. Im Gegenteil, er frisst quasi alles. Es kann Zeiten geben, wo er sogar zum Vegetarier<br />

wird, aber seine Leibspeise sind Regenwürmer! Auch im Winter begibt er sich nach<br />

draussen, wenn es Aussicht auf Futter gibt, sonst zehrt er von seinen Fettreserven und<br />

fällt in eine Winterruhe.<br />

Für den Bau ihrer Behausung bewegen die Dachse tonnenweise Erde. Forscher entdeckten<br />

ein Höhlensystem mit 50 Schlafkammern, 178 Eingängen und röhrenartigen<br />

Gängen mit einer Totallänge von beinahe tausend Metern! Im Gegensatz zum Fuchs ist<br />

der Dachs ein sehr reinliches und ruhiges Tier: Er ist wesentlich vorsichtiger geblieben,<br />

hinterlässt vor dem Bau keine Federn- und Blutspuren, polstert seine Kammern aus und<br />

richtet sich Latrinen ausserhalb der Höhle ein.<br />

Trotzdem duldet er Füchse in seinem Höhlensystem, meist in grösstmöglicher Entfernung.<br />

Und doch wurden schon zusammen spielende Dachs- und Fuchskinder<br />

gesehen!<br />

Einst hatte er eine recht grosse Bedeutung im Leben der Leute. Natürlich als Fleisch- und<br />

Pelzlieferant. Dann spielte er eine wichtige Rolle in der Medizin und im Bereich des Aberglaubens.<br />

Ich zitiere: „Ein Fell am Kummet des Pferdes befestigt, bewahrt vor Unfällen.<br />

Fett hilft gegen Nierensteinkoliken, Gliederschwäche und Rheuma. Das Blut soll sich

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