Varia, Teil 2 - VICO Wissenschaftliches Antiquariat und Verlag OHG
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40 22. Charles Darwin<br />
1333 WALLACE, Alfred Russel, Darwinism: An Exposition of the<br />
Theory of Natural Science with some of its Applications. Zweite Auflage.<br />
London, Macmillan and Co., 1889. Oktav. Mit Frontispitz von Alfred<br />
Russel Wallace, XVI, 494 S., 1 Bl. <strong>Verlag</strong>sanzeigen. Mit 37 Abbildungen <strong>und</strong><br />
1 vierseitigen farb. Karte der Erde. Originaler grüner Ganzgewebeband.<br />
360,--<br />
1334 WALLACE, Alfred Russel, Natural Selection<br />
and Tropical Nature, Essays on Descriptive<br />
and Theoretical Biology. London, Macmillan<br />
and Co., 1895. Oktav. XII, 492 S. <strong>und</strong> einigen<br />
wenigen Abbildungen. Schöner Halbledereinband<br />
mit 5 erhabenen Bünden, schöner Rückenvergoldung<br />
<strong>und</strong> Vignette auf dem Vorderdeckel. Vorsatz<br />
goldfarbenes Marmorpapier. Buchbindervermerk:<br />
Cornish Brothers, Birmingham. Leder leicht<br />
beschabt, sonst schöner Zustand. 450,--<br />
Alfred Russel Wallace (1823-1913) war Autodidakt<br />
auf dem Gebiet der Naturwissenschaften<br />
<strong>und</strong> bereiste als Naturforscher das Amazonasgebiet<br />
(1848-1852) <strong>und</strong> den malaiischen Archipel<br />
(1854-1862). Nach ausgiebiger Lektüre von<br />
Chambers „Vestiges“, Lyells „Geology“ <strong>und</strong> „An<br />
Essay on the Principle of Population“ von Thomas<br />
Robert Malthus kam er zu dem Ergebnis, dass<br />
die Transmutation der Arten tatsächlich existiere.<br />
Zu Beginn des Jahres 1858 wurde Wallace<br />
während seines Aufenthaltes im indonesischen<br />
Archipel von Malaria heimgesucht. Noch im Fieber<br />
kam ihm die Idee zu seinem Aufsatz: „Über<br />
die Tendenz der Varietäten, unbegrenzt von dem<br />
Originaltypus abzuweichen“, welchen er innerhalb<br />
weniger Tage niederschrieb. Im März 1858<br />
schickte Wallace sein sogenanntes „Ternate-Manuskript“<br />
an Charles Darwin, das jener 3 Monate<br />
später in Downe erhielt. Für Darwin, der bereits<br />
im Jahre 1838 erstmalig eine Notiz zur Evolutionstheorie<br />
verfasst hatte <strong>und</strong> diese Skizze 1842<br />
<strong>und</strong> 1844 nochmals überarbeitete, bedeutete<br />
dies ein Schock. So schrieb er an Lyell: „Niemals<br />
sah ich eine verblüffendere Übereinstimmung.<br />
Wenn Wallace meinen handschriftlichen Entwurf<br />
von 1842 gehabt hätte, hätte er keine bessere<br />
Zusammenfassung davon anfertigen können. So-<br />
gar seine Begriffe stehen nun als Überschriften<br />
meiner Kapitel.“ Beunruhigt darüber, dass man<br />
ihm Unredlichkeit unterstellen würde, wenn er<br />
nun seine Theorie veröffentlichen würde, schrieb<br />
Darwin erneut an Lyell <strong>und</strong> verwies darin auf seinen<br />
Brief an Asa Gray, dem er darin bereits im<br />
Herbst 1857 die Gr<strong>und</strong>züge seiner Theorie dargelegt<br />
hatte. Die Fre<strong>und</strong>e Hooker <strong>und</strong> Lyell arrangieren<br />
von nun an alles Weitere <strong>und</strong> sehen die<br />
Lösung in der Veröffentlichung beider Manuskripte<br />
in der Linné-Gesellschaft am 01. Juli 1858. Zu<br />
weit entfernt vom Geschehen erfährt Wallace<br />
erst sehr viel später von diesen Ereignissen. Er<br />
ist jedoch gerne bereit die Abmachung im Nachhinein<br />
zu akzeptieren <strong>und</strong> schätzt sich glücklich,<br />
dass seiner Forschung Rechnung getragen wird.<br />
Er ist sich des sozialen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />
Status Darwins ebenso bewußt, wie der tieferen<br />
F<strong>und</strong>iertheit dessen Arbeit <strong>und</strong> so läßt er<br />
ihm gerne den Vortritt in dieser Angelegenheit.<br />
Umso emsiger arbeitet Darwin nun an der Veröffentlichung<br />
seiner 20jährigen Forschung <strong>und</strong><br />
publiziert im November 1859 sein Buch „On the<br />
Origins of Species“. Wallace wird in der Folgezeit<br />
zu einem der wichtigsten Verteidiger der Evolutionstheorie,<br />
doch rezipiert er diese nicht nur, sondern<br />
ergänzt sie auch um eigene Erkenntnisse,<br />
insbesondere in Bezug auf das Selektionsprinzip.<br />
Obwohl um 1880 auf breiter Ebene das Konzept<br />
der Evolution anerkannt war, blieben Wallace<br />
<strong>und</strong> Weismann nahezu die einzigen bekannten<br />
Biologen, die glaubten, dass sie nur auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage natürlicher Selektion ablaufen könne.<br />
Als Wallace am 7. November 1913 im Alter von<br />
90 Jahren starb, nannte ihn die New York Times<br />
in ihrem Nachruf „...den letzten Riesen, die der<br />
w<strong>und</strong>erbaren Gruppe von Intellektuellen angehörte,<br />
welche u.a. Darwin, Huxley, Spencer, Lyell,<br />
<strong>und</strong> Owen umfasste <strong>und</strong> deren wagemutige Forschungen<br />
das Gedankengut des Jahrh<strong>und</strong>erts revolutioniert<br />
<strong>und</strong> weiterentwickelt hatten.“<br />
1335 WEISMANN, August, Vorträge über<br />
Deszendenztheorie gehalten an der Universität<br />
zu Freiburg im Breisgau. 2 Bde., Jena, Gustav<br />
Fischer, 1902. Oktav. XII, 456; VI, 462 S..<br />
Mit Abb., tls. farbige Lithographien. Schöne dunkelgrüne<br />
Jugendstileinbände in Ganzgewebe mit<br />
schöner Vergoldung, roter Buchschnitt. 320,--<br />
Der berühmte amerikanische Biologe Ernst Walter<br />
Mayr schätzte August Weismann (1834-1914)<br />
als bedeutendsten Evolutionstheoretiker des 19.<br />
Jhd. nach Charles Darwin. Weismann vertrat die<br />
Keimplasmatheorie, welche besagt, dass vielzellige<br />
Organismen sowohl aus Keimzellen be-