Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland
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Seite 4<br />
1. September<br />
2012 PRO<br />
PATIENT<br />
Irrungen und Wirrungen<br />
Wirrungen<br />
der Gesundheitspolitik<br />
Gesundheitspolitik<br />
Warum „Nachgefragt“?<br />
„Nachgefragt“?<br />
?<br />
Prof. Dr. Andreas Kaapke ist seit 1. September 2010 Professor <strong>für</strong> Handelsmanagement und Handelsmarketing<br />
an der Dualen Hochschule Badenwürttemberg – Stuttgart und zugleich Inhaber der „Prof. Kaapke<br />
Projekte“. Zuvor war Kaapke von August 1996 bis Ende Juni 2010 Geschäftsführer des Instituts <strong>für</strong> Handelsforschung<br />
an der Universität zu Köln (IfH) und der dort angesiedelten Wirtschaftstochter Institut <strong>für</strong> Handelsforschung<br />
GmbH. Kaapke ist in Wirtschaftswissenschaften promoviert und spezialisiert auf wirtschaftliche<br />
Themen rund um die Apotheke.<br />
Rabattverträge: Warum muss ich mich immer wieder<br />
mit neuen Arzneimitteln arrangieren?<br />
Seit einigen Jahren sind viele Patienten verunsichert, dass<br />
sie ein anderes Präparat erhalten als sie gewohnt sind und<br />
auf dem Rezept vorfinden. Zwar kann der Arzt sicherstellen,<br />
dass ein ganz spezifisches Präparat verordnet wird, dies<br />
aber nur in Ausnahmefällen. Ansonsten haben die<br />
Gesetzlichen Krankenversicherungen ein neues Verfahren<br />
eingeführt, das sich Rabattvertrag nennt. Beim Rabattvertrag<br />
schließt die Krankenkasse mit einem pharmazeutischen<br />
Hersteller <strong>für</strong> einen bestimmten Wirkstoff (also<br />
einen spezifischen Krankheitsbereich, bspw. Rheuma) <strong>für</strong><br />
eine bestimmte Laufzeit einen Vertrag, der sicherstellt, dass<br />
alle Patienten der Kasse, die diesen bestimmten Wirkstoff<br />
verschrieben bekommen, diesen von einem bestimmten<br />
Unternehmen beziehen. Im Gegenzug räumt dieser ausgewählte<br />
Hersteller der Kasse einen entsprechenden Rabatt<br />
ein. Die Kasse spart damit Geld, der pharmazeutische Hersteller<br />
hat eine halbwegs planbare und sichere Abnahmemenge<br />
und die Patienten erhalten den Wirkstoff, den sie<br />
benötigen.<br />
Im Zuge eines Reformgesetzes ist 2012 zudem eingeführt<br />
worden, dass der Patient sein bevorzugtes Arzneimittel<br />
erhalten kann, dann aber den Differenzbetrag zwischen<br />
dem rabattierten Arzneimittel, das er eigentlich bekommen<br />
hätte, und dem von ihm gewünschten Arzneimittel selbst<br />
bezahlen muss. Dies übernimmt die Gesetzliche Krankenkasse<br />
nicht. Als zusätzliches Problem an diesem Vorgehen<br />
hat sich herausgestellt, dass der Apotheker vor Ort<br />
diesen Differenzbetrag nicht beziffern kann: Er weiß nicht,<br />
welchen Rabatt die Kasse vom Pharmaunternehmen erhalten<br />
hat, wie viel die Kasse also tatsächlich bezahlt. Der<br />
Nachgefragt!<br />
Apotheker kann lediglich<br />
den Preis <strong>für</strong> das gewünschte<br />
Arzneimittel benennen.Daraus<br />
ergeben sich unschöne<br />
Situationen <strong>für</strong> alle<br />
Beteiligten in der Apotheke,<br />
wo<strong>für</strong> weder Apotheke<br />
noch Patient etwas können.<br />
Eine weitere Verunsicherung<br />
entsteht dadurch, dass<br />
sich trotz der identischen<br />
Gesetzlichen Krankenkasse<br />
und wiederholtem Verschreiben<br />
des Wirkstoffes das Arzneimittel ändert. Die<br />
Rabattverträge werden immer wieder neu ausgeschrieben,<br />
so dass im einen Jahr ein Pharmaunternehmen den<br />
Zuschlag erhält, bei der nächsten Ausschreibung aber ein<br />
anderes Pharmaunternehmen die besseren Konditionen<br />
angeboten hat. So kann es passieren, dass sich bei Patienten<br />
mit chronischen Krankheiten <strong>für</strong> ein und dasselbe Krankheitsbild<br />
ständig wechselnde Präparate ergeben, obgleich<br />
kein medizinischer Grund da<strong>für</strong> ausschlaggebend ist.<br />
Viele Patienten sind deshalb verunsichert und dies führt<br />
in den Apotheken oder auch beim Arzt oftmals zu<br />
Diskussionen und Missverständnissen. Hier muss noch viel<br />
Aufklärung seitens der Kassen geleistet werden. Diese<br />
haben aus finanziellen Gründen diesen Prozess angestoßen<br />
und sind nun angehalten, ihren Versicherten zu erläutern,<br />
warum der Kauf bzw. die Abholung eines verschriebenen<br />
Arzneimittels so abläuft wie oben geschildert.<br />
Die <strong>Neue</strong> <strong>Allgemeine</strong> <strong>Gesundheitszeitung</strong><br />
konnte Prof. Dr. Andreas Kaapke<br />
als Gastautor gewinnen. In der Rubrik<br />
„Nachgefragt“ wird der renommierte<br />
Apothekenökonom künftig Gesundheitsthemen,<br />
die <strong>für</strong> viele Bürger schwer<br />
nachvollziehbar sind, verständlich erläutern.<br />
Wir fragen genauer nach:<br />
Redaktion:<br />
Herr Prof. Kaapke, Sie gelten als einer<br />
der wenigen Apothekenökonomen in<br />
<strong>Deutschland</strong>, also Menschen, die sich<br />
aus betriebswirtschaftlicher Perspektive<br />
mit Fragen der Apotheke, des<br />
Gesundheitsmarktes und der Kundenwünsche<br />
auseinandersetzen. Was<br />
hat sich in den letzten 10 Jahren im<br />
Gesundheitsbereich besonders stark<br />
verändert?<br />
Prof. Dr. Kaapke:<br />
Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen<br />
soll. Ich greife mal einen bedeutsamen<br />
Aspekt heraus. Gesundheit spielt eine<br />
noch größere Rolle als vor Jahren. Klar,<br />
Gesundheit war schon immer ein<br />
Thema, aber der Umstand, dass die<br />
Menschen in der Regel älter werden, lässt<br />
sie auch nach Lösungen suchen, wie dieses<br />
Älterwerden positiv begleitet werden<br />
kann. Dies stellt neue Herausforderungen<br />
an den Gesetzgeber, wie er mit<br />
dem Gesundheit inhaltlich aber auch was<br />
die Budgets anbetrifft umgeht. Wir werden<br />
auf Dauer sicher nicht durch Sparrunden<br />
das hohe Level an Gesundheitsversorgung,<br />
wie wir es in <strong>Deutschland</strong><br />
noch immer haben, aufrecht erhalten<br />
können. In dieser Entwicklung sehe<br />
ich auch <strong>für</strong> die nächsten Jahre die entscheidenden<br />
Veränderungen.<br />
Redaktion:<br />
Wir haben mit der NAGZ ein Endverbrauchermagazin<br />
rund um das<br />
Thema Gesundheit, Apotheke geschaffen.<br />
Wie finden Sie dies?<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Allgemeine</strong><br />
<strong>Gesundheitszeitung</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
NOWEDA<br />
Prof. Dr. Kaapke:<br />
Aufklärung tut Not. Ob dies nun medizinische<br />
Themen sind, Tipps auch aus dem<br />
homöopathischen Bereich sind, ob Rätsel<br />
angeboten werden oder einfach nur<br />
Hintergrundinformationen zur Verfügung<br />
gestellt werden, all das hilft dem<br />
Kunden, sich zu orientieren und <strong>Neue</strong>s zu<br />
erfahren. Dies ist durch und durch begrüßenswert.<br />
Zudem wird die Zeitung kostenlos zur<br />
Verfügung gestellt. Hier leistet das Magazin<br />
viel <strong>für</strong> den Kunden und bietet den<br />
Apotheken einen schönen Service im<br />
Dienste derer Kunden. Schließlich bietet<br />
die NAGZ in einer lockeren, überschaubaren<br />
Art neue und aktuelle Informationen<br />
rund um das Thema Gesundheit, und wie<br />
oben angedeutet, ist dies eines der wichtigsten<br />
Themen <strong>für</strong> die Menschen.<br />
Redaktion:<br />
Wir wollen mit Ihnen eine neue Reihe<br />
„Nachgefragt“ auflegen, wo die NAGZ<br />
bei Themen um Ihre Einschätzung bittet.<br />
Was dürfen die Leser erwarten?<br />
Prof. Dr. Kaapke:<br />
„Nachgefragt“ soll schwierige, eher politische<br />
oder wirtschaftliche Themen so<br />
greifbar wie möglich machen. Die zahlreichen<br />
Reformgesetze in den letzten<br />
Jahren gehen ja nicht spurlos am Verbraucher<br />
vorbei. Diese hören dann zwar<br />
„das liegt an“ oder „da haben wir keinen<br />
Einfluss drauf“, möchten aber dennoch<br />
erfahren, was es damit auf sich hat. Solche<br />
Themen sollen angesprochen und in aller<br />
Kürze erläutert werden.<br />
Darüber hinaus sollen auch mal Begriffe<br />
erläutert werden, die immer wieder auftauchen<br />
und auf die man sich als Kunde<br />
nicht ohne Weiteres einen Reim machen<br />
kann. Mit anderen Worten: „Nachgefragt“<br />
bedeutet, dass die NAGZ bei einem <strong>für</strong><br />
derlei Fragen geltenden Experten mal<br />
nachfragt.