TYPISCH DEUTSCH! - Unabhängige Nachrichten
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UN 1/2000, Seite 2 <strong>Unabhängige</strong> <strong>Nachrichten</strong> • Postfach 101706 • D-46017 Oberhausen<br />
Das offene Wort<br />
Rolf Dressler im Leitartikel<br />
des »Westfalen-Blattes«<br />
(Auszüge):<br />
»Nirgendwo sonst auf der<br />
Welt käme irgendeiner Nation<br />
etwas derartig Hanebüchenes<br />
in den Sinn. Geschweige denn,<br />
leibhaftige Parlamentarier benutzten<br />
(oder sollten wir richtigerweise<br />
sagen: mißbrauchten?)<br />
ihren Wählerauftrag dazu,<br />
gewissermaßen schleichend<br />
das Volk abzuschaffen.<br />
Es sage bitte niemand, damit<br />
vollziehe man doch nur den<br />
Trend zur vielbeschworenen<br />
»einen Welt« und das müsse<br />
jedermann einleuchten.<br />
Erschütternd ist die Selbstherrlichkeit<br />
eines 12-köpfigen,<br />
diskret-exklusiven Parlamentsgremiums,<br />
das sich mit elf von<br />
zwölf Stimmen eine Verfügungsgewalt<br />
anmaßt, deren<br />
Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl<br />
und das Erscheinungsbild<br />
Deutschlands und<br />
der Deutschen überhaupt nicht<br />
abzuschätzen sind.<br />
Regelrecht unappetitlich aber<br />
wird die beschämende Angelegenheit<br />
dadurch, daß dieser<br />
traute Zirkel - bis auf eine Ausnahme<br />
- sich geradezu begeistert<br />
zeigt von dem Vorhaben<br />
des sog. Prozeßkünstlers<br />
Haacke.<br />
Würde der Schriftzug »Dem<br />
Deutschen Volke« tatsächlich<br />
vom Portal des historischen<br />
Reichstages verschwinden -<br />
was sollte dann, zumindest rein<br />
begrifflich, aus unseren (?)<br />
»Volks«-Vertretern werden<br />
...?«<br />
Wir können nur ergänzen:<br />
Völlig untypisch für sonst so<br />
duldsame Deutsche würden<br />
wir den Herrn aus den USA in<br />
das nächste Flugzeug setzen<br />
und den elf Abgeordneten<br />
Hausverbot für den Reichstag<br />
erteilen!<br />
Bruno Unger<br />
Tiefer geht es nicht mehr!<br />
Keine Tagesschau und kaum eine Tageszeitung berichtete über<br />
einen schier unfaßbaren Vorgang der Selbstverleugnung, zu<br />
dem sich die in den Kunstbeirat des Bundestages gewählten<br />
Bundestagsabgeordneten erniedrigten. In jedem anderen Volk der<br />
Erde hätte es zu Schlagzeilen und zu einem nationalen Sturm der<br />
Entrüstung geführt, wenn eine volksentfremdete Politikerkaste<br />
einen solchen Beschluß gefaßt hätte.<br />
Eine rühmliche Ausnahme war<br />
das in Bielefeld erscheinende<br />
»Westfalen-Blatt«, dessen Chefredakteuer<br />
Rolf Dressler schon oft<br />
»unzeitgemäße«, klare Worte zu<br />
den brennenden Problemen unserer<br />
Zeit fand, die von den Meinungsdiktatoren<br />
in den Medien<br />
sonst tabuisiert oder verharmlost<br />
werden. Unter der auf Seite 1 abgedruckten<br />
Bildmontage schreibt<br />
Dressler:<br />
»Einen solchen fundamentalen<br />
Selbsteingriff hat es in der<br />
Menschheitsgeschichte bislang<br />
noch nie gegeben. Dennoch fand<br />
der Planungsentwurf des in New<br />
York lebenden sogenannten Prozeßkünstlers<br />
Hans Haacke (Jahrg.<br />
1936) überwältigenden Zuspruch<br />
im Kunstbeirat des Deutschen<br />
Bundestages. (...)<br />
Besonderes Wohlwollen für die<br />
Argumentation des Künstlers<br />
brachten der Kunstbeiratsvorsitzende<br />
und Präsident des<br />
Bundestages, Wolfgang Thierse<br />
(SPD), und dessen Vorgängerin,<br />
Rita Süssmuth (CDU) zum<br />
Ausdruck.«<br />
Der sogenannte »Künstler«<br />
belehrte die fügsamen Abgeordneten<br />
in unglaublicher Arroganz<br />
wie folgt:<br />
• Das Adjektiv »deutsch« und das<br />
Substantiv »Volk« hätten »im<br />
gesellschaftlichen Leben Deutschlands<br />
im Laufe des gesamten 20.<br />
Jahrhunderts eine zwiespältige<br />
und oftmals unheilvolle Rolle gespielt«.<br />
• Die Widmung »Dem Deutschen<br />
Volke« am Reichstagsportal sei<br />
»von Anfang an nationalistisch<br />
aufgeladen« gewesen. Sie diskri-<br />
SPIEGEL DER ZEIT<br />
miniere all jene Millionen Menschen,<br />
die seit Jahrhunderten bis<br />
in die Gegenwart eingewandert<br />
oder »hier hängengeblieben« seien.<br />
Es dürfe jedoch nicht sein, daß<br />
»ihr Ahnenpaß sie für die Zulassung<br />
zum deutschen Volk«<br />
diskriminiere.<br />
• Die Beschlüsse des Bundestages<br />
beträfen alle Bewohner der<br />
Bundesrepublik, gleichgültig, ob<br />
sie gemäß irgendeiner Begriffsbestimmung<br />
zum »deutschen<br />
Volke« gehörten oder nicht.<br />
• Deshalb könnten die Deutschen<br />
nicht länger die »Exklusivität« für<br />
sich in Anspruch nehmen, wie sie<br />
in der Widmung am Portal des<br />
Reichstages zum Ausdruck<br />
komme. Alle Bundestagsabgeordneten<br />
müßten sich endlich dazu<br />
bekennen, daß die »nationalistisch<br />
exklusive Parole« an der Fassade<br />
des Reichtages und heutigen<br />
Bundestages endlich »korrigiert«<br />
werde.<br />
Zum Weinen<br />
Treffen sich zwei Hundebesitzer<br />
beim Spaziergang<br />
und reden<br />
über Hundefutter.<br />
Fragt der eine:<br />
»Was ist der Unterschied<br />
zwischen Chappi<br />
und den meisten Politikern?«<br />
Der andere überlegt nur<br />
kurz: »Chappi gibt´s<br />
jetzt auch mit Hirn.«