K o n zerte W issen sch aft M u seen - Stiftung Mozarteum Salzburg
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SAISONKONZERTE 2012/13<br />
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Die Kammermusik ist es, die das gar<br />
nicht geheime Herzstück der Saisonkon<strong>zerte</strong><br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> einnimmt<br />
– auch und gerade im Großen<br />
Saal.<br />
Kammermusik, das bedeutet den vollen<br />
Einsatz starker Persönlichkeiten<br />
und doch auch musikali<strong>sch</strong>e Eintracht,<br />
wert<strong>sch</strong>ätzendes Miteinander im di rek -<br />
ten, erregt-erregenden Dialog, den Ver -<br />
zicht auf alles Blendwerk, die Be -<br />
<strong>sch</strong>ränkung auf das Wesentliche, den<br />
unmittelbaren Austau<strong>sch</strong> untereinander<br />
und mit dem Publikum als gleichberechtigte,<br />
mitdenkende Hörer fernab<br />
aller orchestraler Wattierung –<br />
und nicht zuletzt großartige Musik.<br />
Denn in vielen zentralen Werken ge -<br />
rade der Kammermusik finden sich In -<br />
timität und Kernigkeit, berührender<br />
Ausdruck und große Geste in wunder -<br />
vollem Gleichgewicht: eben „im kleins -<br />
ten Punkte die höchste Kr<strong>aft</strong>“, wie<br />
Schiller einst dichtete.<br />
Grüße aus hochburgen der<br />
kammermusik<br />
Weil da an einzelnen Abenden gleichsam<br />
Gastspiele bedeutender Kammer -<br />
musik-Festivals erwartet werden, findet<br />
etwa gleich die Zyklus-Eröffnung<br />
unter dem Motto „Spannungen“ statt.<br />
So nennt sich nämlich jene alljährliche<br />
Juniwoche, während der seit<br />
1998 unter der künstleri<strong>sch</strong>en Leitung<br />
des Pianisten Lars Vogt im deut<strong>sch</strong>en<br />
Jugendstil-Kr<strong>aft</strong>werk Haimbach<br />
aufregende musikali<strong>sch</strong>e Begegnungen<br />
stattfinden, die gewiss auch<br />
„iM kleinsten Punkte<br />
die höchste kr<strong>aft</strong>“<br />
Erlesene Kammermusik stellt Matthias Schulz als neuer künstleri<strong>sch</strong>er Leiter<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> in das Zentrum der Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13.<br />
Walter Weidringer<br />
in <strong>Salzburg</strong> elektrisieren werden: Mit<br />
zwei seiner Freunde, dem meisterli -<br />
chen Ge<strong>sch</strong>wisterpaar Christian und<br />
Tanja Tetzlaff (Violine und Violoncello),<br />
spielt Vogt Klaviertrios von Brahms<br />
und Dvorˇák. Ins Burgenland entführt<br />
hingegen <strong>sch</strong>on das nächste Konzert,<br />
wo in Lockenhaus seit kurzem der<br />
Cellist Nicolas Altstaedt in der Nachfolge<br />
Gidon Kremers be weist, dass<br />
sich dort auch unter seiner Ägide<br />
nichts ändern wird am interpre -<br />
tatori<strong>sch</strong>en Feuer und der origine llen<br />
Programmierung – von Brahms’ herrlichem<br />
späten Klarinettenquintett bis<br />
zu John Cages „Living Room Music“.<br />
Altstaedt ist freilich auch mit dabei,<br />
wenn die Reise nach Jerusalem zum<br />
Chamber Music Festival geht – oder<br />
besser, dieses an die Salzach kommt:<br />
nicht zuletzt in Gestalt des jungen<br />
Geigers und Dirigentensohns Michael<br />
Barenboim und seiner Mutter Elena<br />
Bashkirova am Klavier. Mozarts „Ke -<br />
gel statt-Trio“ und sein Es-Dur-Klavier -<br />
quartett KV 493 bilden den Rahmen<br />
für Musik von Hindemith und Elliott<br />
Carter.<br />
Zu einem Konzert als Joint-Venture<br />
nach <strong>Salzburg</strong>er Art finden sich dagegen<br />
das Hagen und das Minetti Quartett<br />
in Sachen Mozart, Debussy und<br />
Man fred Trojahn zusammen und reichen<br />
in der gegenseitigen Bespiegelung<br />
und Beleuchtung des Alten und<br />
des Neuen auch dem Festival Dialoge<br />
die Hand. Dergleichen betreiben auch<br />
die deut<strong>sch</strong>e Klarinettistin Sabine<br />
Meyer und der türki<strong>sch</strong>e Pianist und<br />
Komponist Fazil Say, wenn sie über<br />
alle stilisti<strong>sch</strong>en Grenzen hinweg den<br />
Bogen von Mozarts „Alla Turca“ über<br />
Janáček, Gershwin und Lutosławski<br />
bis hin zu einem neuen Werk von Say<br />
für Klarinette und Klavier spannen.<br />
und immer wieder <strong>sch</strong>ubert<br />
Als weiterer histori<strong>sch</strong>er und doch<br />
ungebrochen moderner Bezugspunkt<br />
zieht sich neben Mozart auch Franz<br />
Schubert durch das Programm, dessen<br />
Kammermusik ja zum Kernrepertoire<br />
des Genres zählt und, so Matthias<br />
Schulz, „immer wieder Hörglück pur“<br />
bedeute. Zum Beispiel in den beiden<br />
Klaviertrios D 898 und D 929, von<br />
denen das zweite, das vielleicht monu -<br />
mentalste Werk der Gattung überhaupt,<br />
mit seinem unvergesslichen zwei ten<br />
Satz des öfteren als Filmmusik Verwen -<br />
dung findet – zuletzt etwa im Thriller-<br />
Remake „The Mechanic“ (2011).<br />
Kirill Gerstein (Klavier), Renaud Ca -<br />
pu çon (Violine) und Clemens Hagen<br />
(Violoncello) werden sich da einer<br />
ebenso fordernden Aufgabe stellen<br />
wie der Pianist Paul Lewis: Er vertieft<br />
sich in die letzten drei Klaviersonaten,<br />
wie die Trios aus Schuberts Todesjahr<br />
1828 stammend, klingenden<br />
Welten in wahrlich epi<strong>sch</strong>em Format<br />
zwi<strong>sch</strong>en tänzeri<strong>sch</strong>em Elan und<br />
<strong>sch</strong>icksalh<strong>aft</strong>em Aufbegehren, <strong>sch</strong>merz -<br />
lich ge färbter Rastlosigkeit und traum -<br />
verloren kreisenden Melodien, be -<br />
stürzenden harmoni<strong>sch</strong>en Volten und<br />
ex pres siven Stimmungsbildern, in<br />
denen nicht nur herkömmliche Form -<br />
Einige der großartigen Interpreten der Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13 (jew. von li. nach re.)<br />
1. R.: Nicolas Altstaedt, Katalin Kokas, Pekka Kuusisto, Kirill Gerstein, Renaud Capuçon<br />
2. R.: Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff, Fazil Say, Sabine Meyer<br />
3. R.: Tatjana Masurenko, Michael Barenboim, Pascal Moraguès, Matthias Goerne, Paul Lewis<br />
4. R.: Olga Scheps, Stadler Quartett, Monika Leskovar, Nurit Stark, Cédric Pescia, Cuarteto Casals<br />
5. R.: <strong>Mozarteum</strong> Quartett, Elena Bashkirova, Christian Ruvolo, Sebastian Manz, Fauré Quartett<br />
6. R.: Minguet Quartett, Cameron Carpenter, Hyperion Ensemble<br />
SAISONKONZERTE 2012/13<br />
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