K o n zerte W issen sch aft M u seen - Stiftung Mozarteum Salzburg
K o n zerte W issen sch aft M u seen - Stiftung Mozarteum Salzburg
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Magazin zur Mozartwoche<br />
<strong>Salzburg</strong>. September 2012<br />
STIFTUNG<br />
MOZARTEUM<br />
SALZBURG<br />
Kon<strong>zerte</strong><br />
W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong><br />
Mu<strong>seen</strong>
Kon<strong>zerte</strong><br />
W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong><br />
Mu<strong>seen</strong>
inhalt<br />
06 11 23 34 38 44<br />
Vorwort<br />
Mozart Bilder<br />
Marc Minkowski<br />
GeheiMnis hinter den tönen<br />
Mozart kinderorchester<br />
Paradiesi<strong>sch</strong>e aussichten<br />
coMPoser in residence<br />
„worte waren waGner wichtiG“<br />
BeGeGnunG iM zauBerGarten<br />
erlesene kaMMerMusik<br />
luft zwi<strong>sch</strong>en den tönen<br />
la haBana de Mozart<br />
kalendariuM<br />
iMPressuM<br />
04<br />
06<br />
11<br />
18<br />
23<br />
26<br />
29<br />
34<br />
38<br />
40<br />
44<br />
48<br />
50<br />
52<br />
Die Mozartwoche auf bewährten und<br />
aufregend neuen Pfaden<br />
Kir<strong>sch</strong>e auf dem Konzertkuchen<br />
Der Dirigent Teodor Currentzis<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> hat ein<br />
neues Orchester gegründet<br />
Kammermusik in der Mozartwoche 2013<br />
Johannes Maria Staud<br />
Elisabeth Kulman im Gespräch<br />
Französi<strong>sch</strong>e Welten treffen auf Mozart<br />
Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13<br />
Dialoge rund um Mozart, Claude Debussy<br />
und Manfred Trojahn<br />
Das Kuba-Projekt der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
Mozartwoche 2013
liebe leserinnen und leser,<br />
wir freuen uns sehr, Ihnen die erste Ausgabe von Mozart 52 – Magazin zur<br />
Mozartwoche zu präsentieren. Damit möchten wir das seit 2006 jährlich<br />
publizierte „Mozartwoche Magazin“ weiterentwickeln. Mozart immer wieder<br />
neu hörbar machen – das ge<strong>sch</strong>ieht in bester Weise in der Mozartwoche, über<br />
die wir weiterhin als Schwerpunkt in diesem Magazin berichten werden.<br />
Im Idealfall folgt die Form dem Inhalt: So wollen wir in Mozart 52 auf jeweils<br />
52 Seiten führende Mozart-Interpreten zu Wort kommen lassen und Hintergrundberichte<br />
zu den Programmen bereitstellen. Zukünftig sollen aber auch<br />
Neuigkeiten aus dem W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong>s-, Museums- und Jugendbereich, zum<br />
„Dialoge“-Festival, zu den Saisonkon<strong>zerte</strong>n oder zu den internationalen Ko -<br />
operationen der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> durch dieses Medium mehr Raum be -<br />
kommen.<br />
Auf all das soll der Titel Mozart 52 verweisen: die Lebendigkeit und Konti -<br />
nuität, die wunderbaren Impulse, die Herausforderungen und vielfältigen<br />
Sichtweisen, mit denen die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, ausgehend von<br />
der Mozart woche, während des ganzen Jahres – 52 Wochen – Mozart als ihr<br />
themati<strong>sch</strong>es Herz zelebriert.<br />
Wir wün<strong>sch</strong>en Ihnen eine anregende Lektüre und freuen uns darauf, Sie bei<br />
uns begrüßen zu dürfen!<br />
Matthias <strong>sch</strong>ulz<br />
Künstleri<strong>sch</strong>er Leiter und Kaufmänni<strong>sch</strong>er Ge<strong>sch</strong>äftsführer<br />
dear readers,<br />
We are delighted to present the first issue of Mozart 52 – Magazin zur<br />
Mozartwoche [Magazine for Mozart Week], as an expanded version of the<br />
Mozartwoche Magazin (initiated in 2006). Offering fresh perspectives on<br />
Mozart’s music – this is our aim in the Mozart Week, which is the focus of this<br />
Magazine.<br />
Ideally, form should follow content; thus on the 52 pages of Mozart 52, we<br />
will invite leading Mozart performers to have their say, and provide background<br />
reports on our programmes. In future, more space will be given to<br />
news about innovations from the areas of research, youth work and museum,<br />
about the Dialogues Festival, the season’s concerts and international cooperations<br />
with the Foundation.<br />
Mozart 52 comprises all of this – the vitality and continuity, the splendid<br />
ideas, challenges and many different points of view with which the <strong>Salzburg</strong><br />
<strong>Mozarteum</strong> Foundation celebrates Mozart as its heart and soul – starting from<br />
the Mozart Week, through all 52 weeks of the year.<br />
We hope you will find our new magazine enjoyable and interesting, and we<br />
look forward to welcoming you in <strong>Salzburg</strong>.<br />
Matthias <strong>sch</strong>ulz<br />
Artistic Director and General Manager
BLINDTExT<br />
8<br />
Mozart Bilder<br />
Mozart-Bilder – restauriert, neu ge<strong>sch</strong>affen und bespiegelt<br />
Die Mozartwoche 2013 auf bewährten und aufregend neuen Pfaden<br />
klare themati<strong>sch</strong>e wege, die auf Mozart im zentrum hinführen, ihn umkreisen oder ihn zum ausgangspunkt nehmen –<br />
und doch auch quer zum erwarteten, Gewohnten verlaufende <strong>sch</strong>neisen, die unvermutete lichtungen zugänglich<br />
machen und verblüffende abkürzungen und durchblicke bieten: wie ein großer klingender Garten, der zum flanieren<br />
auf prächtigen alleen ebenso einlädt wie zum erkunden von <strong>sch</strong>malen Pfaden, ließe sich das Programm der<br />
Mozartwoche 2013 begreifen, die erste unter der neuen leitung von Matthias <strong>sch</strong>ulz und Mark Minkowski.<br />
Walter Weidringer<br />
Neues Licht auf Mozart zu werfen und<br />
auf das, was ihn zu seiner Zeit umgab,<br />
wie auf ihn von der Vergangenheit bis<br />
zur Gegenwart kreativ reagiert wurde<br />
und welche Zugänge große Interpreten<br />
von heute zu seiner Musik finden,<br />
ergänzt durch einige Schlaglichter<br />
auf unter der Oberfläche wirksame<br />
Beziehungen über histori<strong>sch</strong>e und<br />
stilisti<strong>sch</strong>e Grenzen hinweg – das<br />
sind die Leitlinien der „neuen“ Mozart -<br />
woche, die sich von der „alten“ keineswegs<br />
radikal abgrenzen will, sondern<br />
vielmehr die längst präsente<br />
Idee der Vielfalt, wie Schulz und Minkowski<br />
betonen, verstärkt verwirkli -<br />
chen möchte.<br />
„lucio silla“ in neuer alter sicht<br />
Einen solchen Schwerpunkt bildet<br />
die szeni<strong>sch</strong>e Umsetzung von „Lucio<br />
Silla“ – also von jenem 1772 für Mailand<br />
in kürzester Zeit und unter teils<br />
widrigen Umständen ge<strong>sch</strong>affenen<br />
Dramma per musica, mit dem sich<br />
der 16-jährige Wolfgang Amadé stilisti<strong>sch</strong><br />
weit aus dem Schema der Opera<br />
seria herausgewagt hat. „Lucio Silla“<br />
markiert jenen faszinierenden Punkt,<br />
an dem sich das Wunderkind zum<br />
reifen Komponisten wandelt.<br />
Eine Starbesetzung rund um Rolando<br />
Villazón in der Titelpartie wird ge -<br />
meinsam mit den Musiciens du Louvre<br />
Grenoble und dem <strong>Salzburg</strong>er Bachchor<br />
unter Minkowskis Leitung zu<br />
erleben sein – inszeniert „im Gewand<br />
Aus dem Atelier von Antoine Fontaine, Paris<br />
der Zeit Mozarts“, aber, wie Matthias<br />
Schulz anmerkt, „ohne auf eine zeitgemäße,<br />
dynami<strong>sch</strong>e Betrachtungsweise<br />
zu verzichten“.<br />
Für die Regie zeichnet Marshall Pynkoski,<br />
für die Ausstattung Antoine Fontaine<br />
verantwortlich – beide für ihre<br />
Faszination für das Barocktheater und<br />
seine Ausdrucksmittel bekannt. Sie<br />
wer den gewiss einen aufregenden Bei -<br />
trag zu der immer wieder neu entflammenden<br />
Diskussion um Buchstaben-<br />
oder Werktreue, um histori<strong>sch</strong>e<br />
Verankerung und aktuelle Be deutung<br />
liefern – ein Themenkreis, der auch<br />
in einem von zwei das Programm er -<br />
gänzenden Gesprächsrunden behandelt<br />
wird.<br />
Minkowski und Schulz je denfalls „glau -<br />
ben, dass man Authentizität nicht kons -<br />
truieren kann: sie wird meist offen bar,<br />
wenn man sie am wenigsten erwartet<br />
und bleibt, wie das Genie, unvorhersehbar.“<br />
Dass allein die Wiener Philharmoniker<br />
(beileibe nicht nur) Mozart mit so<br />
unter<strong>sch</strong>iedlichen Dirigenten wie Teo -<br />
dor Current zis und Gustavo Dudamel<br />
aus der jungen Generation so wie dem<br />
Altmeister Georges Prêtre interpretieren,<br />
verspricht <strong>sch</strong>on jene Vielfalt<br />
in der Annäherung an den Genius<br />
loci, die etwa mit dem Or chestra of<br />
the Age of Enlightenment unter Sir<br />
Simon Rattle, András Schiff und seiner<br />
Cappella Andrea Barca, dem<br />
Mahler Chamber Orchestra unter<br />
Andrés Orozco-Estrada, Louis Langrée<br />
am Pult der Camerata <strong>Salzburg</strong> oder<br />
der Academy of St Martin in the Fields,<br />
geleitet von der Geigerin Janine Jansen,<br />
eindrucksvoll untermauert wird.<br />
der diktator als stil-Prisma<br />
Das oben angeführte szeni<strong>sch</strong>e Kernstück<br />
rund um den brutalen römi<strong>sch</strong>en<br />
Diktator, dessen plötzliche Ab dank ung<br />
im Barock dennoch zur Darlegung<br />
herr<strong>sch</strong>erlicher Tugenden taug te, dient<br />
darüber hinaus gleichsam als Prisma,<br />
an dem sich das Licht des Librettos<br />
von Giovanni de Gamerra bricht. Dieser<br />
„Lucio Silla“ wurde näm lich, Änderungen<br />
vorbehalten, noch mehrmals<br />
ver tont – zwei Jahre nach Mozart etwa<br />
gleich doppelt, von dessen Vorbild und<br />
Freund Johann Christian Bach für das<br />
Mannheimer Hoftheater sowie von<br />
Pasquale Anfossi, dessen Oper in Ve -<br />
ne dig erstmals über die Büh ne ging.<br />
Die Sopranistin Sylvia Schwartz ist<br />
der gemeinsame sängeri<strong>sch</strong>e Nenner:<br />
Sie führt die namh<strong>aft</strong>e Be setzung an,<br />
die im Verein mit dem <strong>Mozarteum</strong> -<br />
orchester <strong>Salzburg</strong> unter Ivor Bolton<br />
bei einer kompletten konzertanten Auf -<br />
führung die stilisti<strong>sch</strong>en Unter<strong>sch</strong>iede<br />
zu Mozart ausloten wird; und auch in<br />
jenen Arien und Ensembles aus An -<br />
fos sis Werk ist Schwartz zu hören, die<br />
in einem Konzert mit Jérémie Rhorer<br />
und Le Cercle de l’Harmonie auf dem<br />
Programm stehen.<br />
Antoine Fontaine, verantwortlich<br />
für Bühne und Kostüme in der<br />
Opernproduktion „Lucio Silla“ der<br />
Mozartwoche 2013: Aus seiner<br />
Ausstattung für den Film „Vatel –<br />
Ein Festmahl für den König“ (zu<br />
sehen im Rahmen der Mozartwoche<br />
2013 am Freitag, 1. Februar um<br />
14 Uhr, Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
im Mozart-Wohnhaus).<br />
MOZARTWOCHE 2013<br />
9
MOZARTWOCHE 2013<br />
10<br />
debüt für richard wagner<br />
In <strong>sch</strong>öner assoziativer Logik ergeben<br />
sich dabei neue Zusammenhänge und<br />
Themenfelder. Der Weg von Mozart zu<br />
Richard Wagner etwa, der anlässlich<br />
von dessen 200. Geburtstag bei der<br />
Mozartwoche überhaupt zum ersten<br />
Mal be<strong>sch</strong>ritten wird, <strong>sch</strong>eint gar nicht<br />
so weit, wenn man bedenkt, dass der<br />
musikali<strong>sch</strong>e Revolutionär aus Leipzig<br />
die Werke des <strong>Salzburg</strong>ers nicht nur<br />
aus der Ferne geliebt, sondern auch<br />
selbst dirigiert und diesen in seinem<br />
künstleri<strong>sch</strong>en Credo gar zur Ehre<br />
der Altäre erhoben hat: „Ich glaube<br />
an Gott, Mozart und Beet hoven …“.<br />
Da stehen das lyri<strong>sch</strong> strömende<br />
„Sieg fried-Idyll“ (unter Gustavo Du -<br />
da mel) sowie die sensualisti<strong>sch</strong>en<br />
Wesen dock-Lieder (gesungen von Elisabeth<br />
Kulman und mit Georges Prêtre<br />
am Pult), beide dargeboten von den<br />
wahrlich Wagner-geeichten Wiener<br />
Phil har mo nikern, der frühen C-Dur-<br />
Symphonie gegenüber, die ausgerechnet<br />
Marc Min kowski und die<br />
Musiciens du Louvre Grenoble zu<br />
neuem Leben erwecken – und wie<br />
wird Wagners ins Monumentale drängende<br />
Bearbeitung von Christoph<br />
Willibald Glucks Ouver türe zu „Iphigénie<br />
en Aulide“ unter Minkowskis<br />
Händen klin gen, der sich doch wohl<br />
der <strong>sch</strong>lanken Klassizität verpflichtet<br />
fühlt, welche das Werk für Kenner<br />
und Liebhaber des „Originalklangs“<br />
ver strömt?<br />
Die Antwort ist in <strong>Salzburg</strong> zu hören –<br />
als Teil einer faszinierenden Vielfalt,<br />
die in dieser Form und Dichte nur wäh -<br />
rend der Mozartwoche erlebbar wird.<br />
durchbruch des lichts:<br />
symphonien in c<br />
Überhaupt C-Dur: bei Mozart die Ton -<br />
art neutraler, von Pauken und Trompeten<br />
unterstützter Festlichkeit, aber<br />
auch Ausgangspunkt für weiträumige<br />
Erkundungen in beide Hemisphären<br />
des Quintenzirkels.<br />
Die Symphonie KV 338, die „Linzer“<br />
und die „Jupiter“-Symphonie werden<br />
Angelpunkte für auf<strong>sch</strong>lussreiche Ver -<br />
gleiche in der vorzeichenlosen Zone –<br />
mit der <strong>sch</strong>on erwähnten Sym phonie<br />
des 19-jährigen Richard Wagner, der<br />
die zeitgenössi<strong>sch</strong>e Kritik „eine kecke,<br />
dreiste Energie der Gedanken“ sowie<br />
eine an Mozart ge mah nen de „jungfräuliche<br />
Naivität in der Empfänglichkeit<br />
der Grundmotive“ zugestand, mit<br />
der sonnig-liebenswerten Symphonie<br />
des 17-jährigen Georges Bizet, aber<br />
auch mit jener „Symphonie en Ut“<br />
von 1939/40, die auf einem dreitönigen<br />
Grundmotiv basiert, dem Igor<br />
Strawinsky in klassizisti<strong>sch</strong>er Abstrak -<br />
tion alle möglichen Varianten abgewinnt.<br />
Die düsteren Schatten von<br />
c-Moll sind da nicht weit, auch wenn<br />
sie sich etwa in Franz Schuberts<br />
4. Symphonie, der so genannten „Tra -<br />
gi<strong>sch</strong>en“, immer wieder in Richtung<br />
C-Dur verflüchtigen.<br />
Zu Wagners 200. Geburtstag erweist<br />
ihm die Mozartwoche erstmals in<br />
ihrer Ge<strong>sch</strong>ichte ihre Reverenz,<br />
indem Werke aus Jugend und Reifezeit<br />
in Beziehung zu Mozart gesetzt<br />
und damit neu beleuchtet werden.<br />
nicht nur Mozart in Paris<br />
Auch ein Thema wie Strawinskys im -<br />
plizit der Musik Mozarts und seiner<br />
Vorläufer verpflichteter Klassizismus<br />
strahlt aus, fügt etwa die „Pulcinella“-<br />
Suite ins Programm – und spätestens<br />
mit Mozarts „Pariser“ Symphonie („alle<br />
zuhörer wurden davon hinger<strong>issen</strong> –<br />
und war ein grosses applaudissement“,<br />
<strong>sch</strong>rieb der Komponist 1778 an seinen<br />
Vater) dürfen wir auch in der Seine-<br />
Metropole eine bis ins 20. Jahrhundert<br />
reichende musikali<strong>sch</strong>e Rund<strong>sch</strong>au<br />
halten.<br />
Bei zentralen musikali<strong>sch</strong>en Qualitäten<br />
wie Esprit, Leichtigkeit und Tiefgang<br />
ohne benebelndes Pathos konnten<br />
sich im musikali<strong>sch</strong>en Herzen<br />
Im Programm der Mozartwoche 2013<br />
spiegelt sich der künstleri<strong>sch</strong>e Austau<strong>sch</strong> von<br />
Matthias Schulz und Marc Minkowski wider.<br />
Frank reichs ja immer wieder junge<br />
Kom ponisten durchaus auf das Vorbild<br />
des <strong>Salzburg</strong>ers berufen – auch<br />
wenn es gerade Georges Bizet war, der<br />
einmal ausrief, man müsse entweder<br />
Deut<strong>sch</strong>er oder tot sein, um in Paris<br />
Erfolg zu haben.<br />
Seine Schauspielmusik zu Alphonse<br />
Daudets Drama „L’Arlésienne“, das<br />
Cellokonzert des Multitalents Ca mille<br />
Saint-Saëns (er war der erste Pianist,<br />
der sämtliche Klavierkon<strong>zerte</strong> Mozarts<br />
aufgeführt hat) und Werke von Maurice<br />
Ravel machen die Verbindungslinien<br />
über Raum und Zeit hinweg<br />
deutlich, darunter dessen jazzi ges<br />
G-Dur-Klavierkonzert, wobei sich der<br />
Mittelsatz ausdrücklich auf Mozart be -<br />
ruft.<br />
SUMMARY<br />
Johannes Maria staud<br />
Auf diesem Weg gelangen wir nicht<br />
nur mit Olivier Messiaen und Pierre<br />
Boulez in die jüngere musikali<strong>sch</strong>e Ver -<br />
gangenheit, sondern landen bei Jo han -<br />
nes Maria Staud überhaupt in der Ge -<br />
genwart: Wunderkind à la Mozart sei<br />
er keines gewesen, stellt der 1974 in<br />
Innsbruck geborene Komponist klar,<br />
aber Musik <strong>sch</strong>reibt er dennoch seit<br />
der vierten Volks<strong>sch</strong>ulklasse. Längst<br />
hat sich das spieleri<strong>sch</strong>e Interesse zu<br />
künstleri<strong>sch</strong>er Notwendigkeit ent -<br />
wickelt, ist Staud zu einem der in ter -<br />
na tional gefragtesten Musik<strong>sch</strong>öpfer<br />
seiner Generation geworden – und<br />
zwar zu einem, der bewusst auch<br />
immer wieder ästheti<strong>sch</strong>e Wagnisse<br />
ein geht, experimentiert, sich selbst<br />
und sein Publikum nicht in fal<strong>sch</strong>er<br />
Sicherheit wiegen will. Dabei hat er<br />
sich jene Hellhörigkeit für alle Arten<br />
internationaler Einflüsse be wahrt, die<br />
auch den jungen Mozart auszeichnete.<br />
Stauds bis in kleinste Details ausgearbeitete<br />
Musik, in gleichsam altmodi<strong>sch</strong>er<br />
Akribie mit Bleistift auf Papier<br />
notiert, ist von Sinnlichkeit und Plasti -<br />
zität geprägt – und findet ihre An satz -<br />
punkte in allen Geistesdisziplinen, gerne<br />
auch in der Ge<strong>sch</strong>ichte: Im Auf trag<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> hat<br />
Staud eine Orchesterfassung von<br />
Mozarts c-Moll- Klavierfantasie KV 475<br />
ge <strong>sch</strong>af fen, die bei der Mozartwoche<br />
von den Wiener Philharmonikern<br />
unter Teodor Currentzis uraufgeführt<br />
wird. Und sein „Segue“, eine bewusst<br />
The 2013 Mozart Week aims to throw new light on Mozart and his surroundings, on creative reaction<br />
to him in past and present, and the diverse approaches to his music taken by great performers of<br />
today, also highlighting latent connections independently of historical or stylistic demarcation.<br />
One focal point is Lucio Silla – not only Mozart’s opera in a new stage production with Marc<br />
Minkowski and all the resources of baroque theatre, but also in settings by Mozart’s contemporary<br />
Pasquale Anfossi, and his friend Johann Christian Bach. Since the programme is determined by<br />
associative logic, it will include not only music by the „London Bach“, but also works by Richard<br />
Wagner, a great admirer of Mozart, and the musical development in Paris since Mozart’s visit<br />
there, right up to Saint-Saëns and Ravel. In contemporary music, the focus is on the composer<br />
Johannes Maria Staud, whose new works are conceived as following on from Mozart.<br />
A new children’s orchestra presents the stars of tomorrow, together with their role models: the Vienna<br />
Philharmonic under Gustavo Dudamel, Teodor Currentzis and Georges Prêtre, the Orchestra of the<br />
Age of Enlightenment under Sir Simon Rattle, András Schiff and his Cappella Andrea Barca, the<br />
Mahler Chamber Orchestra under Andrés Orozco-Estrada, the <strong>Salzburg</strong> Camerata under Louis<br />
Langrée, and the Academy of St Martin in the Fields directed by violinist Janine Jansen; soloists<br />
in clude Pierre-Laurent Aimard, the Quatuor Diotima and the Emerson String Quartet, Gerald Finley,<br />
Sol Gabetta, Patricia Kopatchinskaja, Leszek Moždžer, Maria João Pires, Menahem Pressler, Milan Tur -<br />
kovic and Thomas Zehetmair. They will all combine their musical resources to paint multifaceted<br />
portraits of Mozart analogous to those displayed in the first comprehensive exhibition, which in -<br />
cludes valuable loans.<br />
MOZARTWOCHE 2013<br />
11
MOZARTWOCHE 2013<br />
12<br />
nicht Konzert genannte Musik für Vio -<br />
loncello und Orchester, geht von einem<br />
Mozart-Fragment aus, das ungeahnte<br />
Pfade ein<strong>sch</strong>lägt, wie diese Neufassung<br />
seines 2006 uraufgeführten Werks be -<br />
weist. Diese und weitere Werke von<br />
Staud bespiegeln das histori<strong>sch</strong>e, aber<br />
dennoch unweigerlich in unserer Zeit<br />
verankerte Programm in aufregen der<br />
Weise.<br />
stars von heute und morgen<br />
Mozart, das Wunderkind ohne Kindheit<br />
mit seinen lebenslangen Kindereien,<br />
Mozarts Musik, „zu leicht für<br />
Kinder, zu <strong>sch</strong>wer für Erwachsene“,<br />
wie Artur Schnabel meinte: Von einer<br />
herrlich kreativen Seite geht ein von<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> ins Leben ge -<br />
rufenes Kinderorchester das Thema<br />
an. Vom Musikum <strong>Salzburg</strong> und weiteren<br />
Musik<strong>sch</strong>ulen in <strong>Salzburg</strong> und<br />
Bayern ermöglicht, wachsen Kinder<br />
und Ju gendliche bis zwölf unter Leitung<br />
von Christoph Koncz zum Klang -<br />
körper zusammen, um mit Marc Minkowski<br />
vor allem Mozart, aber auch ein<br />
eigens komponiertes Werk von Jo han -<br />
nes Maria Staud zu spielen.<br />
So reihen sich die Meister von morgen<br />
<strong>sch</strong>on heute in die Stars der Mozartwoche<br />
ein, also Künstler wie Pierre-<br />
Mozart Bilder – Bilder Mozarts<br />
ab 25.01.2013 im Mozart-wohnhaus<br />
from 25.01.2013 in the Mozart residence<br />
Laurent Aimard, Sven-Eric Bechtolf,<br />
das Quatuor Diotima und das Emerson<br />
String Quartet, Gerald Finley, Sol<br />
Gabetta, Patricia Kopatchinskaja,<br />
Leszek Moz˙dz˙er, Maria João Pires, Me -<br />
na hem Pressler, Milan Turkovic oder<br />
Thomas Zehetmair, um nur einige zu<br />
nennen.<br />
Gemeinsam entwerfen sie mit musikali<strong>sch</strong>en<br />
Mitteln jene vielfältigen<br />
„Mozart-Bilder“, deren opti<strong>sch</strong>e Pendants,<br />
also die Porträtgemälde des<br />
Genius loci, in einer gleichnamigen,<br />
durch viele wertvolle Leihgaben<br />
ergänzte Ausstellung erstmals als Ge -<br />
samt<strong>sch</strong>au zu betrachten sind.<br />
„Von keinem anderen berühmten Manne findet man so viele Bildnisse, die nichts mit seiner tatsächlichen äußeren<br />
Er<strong>sch</strong>einung zu tun haben, wie von Mozart. Von keinem macht sich die huldigende Nachwelt im allgemeinen ein so fal<strong>sch</strong>es<br />
Bild wie von ihm.“ Arthur Schurig (Anfang 20. Jhdt.)<br />
Die Frage nach Mozarts Aussehen wird von seinen Zeit -<br />
genossen beantwortet und – um es vorweg zu sagen:<br />
Mozart war kein <strong>sch</strong>öner Men<strong>sch</strong>. Er war von kleiner Statur<br />
und dürfte nicht viel mehr als einen Meter fünfzig ge -<br />
messen haben. Sein Kopf war verhältnismäßig groß, er<br />
hatte kleine, aber <strong>sch</strong>öne Hände, eine blasse Gesichtsfarbe<br />
und große blaue Augen, die wegen ihrer Strahlkr<strong>aft</strong> und<br />
Lebendigkeit immer wieder erwähnt werden, ebenso wie<br />
die Tatsache, dass sie ein wenig hervorstanden. Auch über<br />
eine große Nase wird berichtet. Zuletzt hatte Mozart dunkelblonde<br />
Haare, die er zum Zopf gebunden trug. Sein<br />
eher derbes und unauffälliges Aussehen versuchte er mit<br />
<strong>sch</strong>öner und kostbarer Kleidung wettzumachen. Angeblich<br />
hatte er Ähnlichkeit mit seiner Mutter.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> besitzt die größte<br />
Sammlung originaler Mozart-Porträts, die nun für die<br />
Dauer dieser Ausstellung mit wertvollen Leihgaben er -<br />
gänzt wird und somit eine einzigartige Gesamt<strong>sch</strong>au der<br />
bekannten zeitgenössi<strong>sch</strong>en Mozart-Bildnisse, inklusive<br />
einer Gegenüberstellung mit fraglichen oder kürzlich ge -<br />
fun denen und zuge<strong>sch</strong>riebenen Mozart-Porträts bietet.<br />
Mozart mit dem diamantring Mozart with the diamond ring<br />
Anonym, ca. 1770–1775. Ölbild, 90 x 65 cm<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
© Marco Borggreve / Naïve<br />
»One of the most brilliant and inquisitive<br />
artists of the new generation«,<br />
nannte die New York Times den Gei -<br />
ger Christian Tetzlaff, der bei einem<br />
jüngst vergangenen Auftritt in der<br />
Carnegie Hall wie ein Rockstar gefeiert<br />
wurde – mit Jubel, Stampfen und<br />
Standing Ovations. Begleitet von dem<br />
Orchester der Metropolitan Opera<br />
unter der Stab führung von Altmeister<br />
James Levine hatte der gebürtige<br />
Hamburger mit Brahms’ Violin kon zert<br />
brilliert. Am Ende war selbst Levine<br />
so begeistert, dass ihm beim Schluss -<br />
akkord ein lauter Juchzer entglitt.<br />
»Jede Wendung klang wie ein Be -<br />
kennt nis. x-mal ge hört, das Stück,<br />
aber so noch nie«, <strong>sch</strong>rieb das »Ham -<br />
burger Abendblatt«.<br />
Tetzlaff, der an der Lübecker Musik -<br />
hoch<strong>sch</strong>ule bei Uwe-Martin Haiberg<br />
und in Cincinnati bei Walter Levin<br />
studiert hat, ist heute auf allen großen<br />
Konzertpodien in Europa, den USA<br />
und Asien vertreten. Er ist gern gesehener<br />
Gast der fünf bedeutendsten<br />
amerikani<strong>sch</strong>en Symphonieorchester<br />
(»Big Five«), spielt mit den Wiener<br />
und Berliner Philharmonikern, dem<br />
Orchestre de Paris, dem Tonhalle<br />
Orchester Zürich sowie bei Festivals<br />
wie den BBC Proms, Edinburgh, dem<br />
Lucerne Festival und bei allen bedeutenden<br />
Sommerfestivals der USA; er<br />
ist seit Jahren immer wieder Gast der<br />
Mozartwoche und in Kon<strong>zerte</strong>n der<br />
kir<strong>sch</strong>e auf deM<br />
konzertkuchen<br />
Das Programm der Mozartwoche 2013 gestalten Matthias Schulz, seit 1. März 2012<br />
künstleri<strong>sch</strong>er Leiter und kaufmänni<strong>sch</strong>er Ge<strong>sch</strong>äftsführer der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
<strong>Salzburg</strong>, und Marc Minkowski gemeinsam. Marc Minkowski begann einst als<br />
Fagottist, setzte sich früh mit histori<strong>sch</strong>er Aufführungspraxis auseinander und<br />
gründete 1982 die Musiciens du Louvre Grenoble, deren Dirigent er wurde.<br />
Manuel Brug<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>. Zudem<br />
gibt er regelmäßig Duoabende mit Leif<br />
Ove Andsnes und Lars Vogt und hat<br />
sein eigenes Streichquartett, das sich<br />
innerhalb kürzester Zeit den Ruf als<br />
»eines der faszinierendsten Kammer -<br />
musikensembles der Welt“ erworben<br />
hat (»La Nazione«). 2005 kürte ihn<br />
Musical America zum »Instrumentalist<br />
of the Year«, für seine CD-Ein spie lun -<br />
gen erhielt er mehrfach den Dia pason<br />
d’Or, den Edison Preis, den Midem<br />
Classical Award sowie den ECHO-<br />
Preis und Nominierungen für den<br />
Grammy. Die Stückauswahl der breit<br />
gefächerten Diskographie zeigt, dass<br />
sich der Virtuose im Barockzeitalter<br />
ebenso heimi<strong>sch</strong> fühlt wie in der<br />
Moderne. Christian Tetzlaff spielt sich<br />
von je her mit seiner Geige des Bonner<br />
Instrumentenbauers Stefan-Peter<br />
Greiner (»Ich habe noch keine Geige<br />
gespielt, die mir so gut gefallen hat«)<br />
kreuz und quer durch die Musikge<strong>sch</strong>ichte<br />
und setzt dabei mit dem<br />
klassi<strong>sch</strong>en und romanti<strong>sch</strong>en Repertoire<br />
ebenso Maßstäbe wie mit seinen<br />
Bach-Interpretationen oder seiner<br />
Sichtweise der Werke von Gegenwartskomponisten<br />
wie Mark-Anthony<br />
Turnage, Stuart MacRae oder<br />
Jörg Widmann. Ganz im Sinn dieser<br />
Vielfältigkeit wird Tetzlaff bei seinen<br />
Kon<strong>zerte</strong>n in der Mozartwoche 2011<br />
Duos von Widmann und Holliger mit<br />
Quintetten von Mozart gegen -<br />
überstellen (24.01.). Im Orchester -<br />
© Alexandra Vosding<br />
kon zert einen Tag zuvor widmet sich<br />
der Geiger gemeinsam mit Tabea<br />
Zim mermann und der Camerata <strong>Salzburg</strong><br />
unter der Leitung von Louis<br />
Langrée der Sinfonia concertante KV<br />
364 (320d) – Mozarts einzigem überlieferten<br />
Werk dieser seinerzeit<br />
beliebten Mi<strong>sch</strong>gattung, in der die<br />
Komponisten das Besetzungsprinzip<br />
der althergebrachten Concerto-grosso-Form<br />
(die Gegenüberstellung<br />
zweier unter<strong>sch</strong>iedlich besetzter<br />
Klanggruppen) mit der symphoni<strong>sch</strong>en<br />
Konzeption der Sonatenform<br />
kombinierten.<br />
MARC MINKOWSKI<br />
13
MARC MINKOWSKI<br />
14<br />
„Mozart ist durchaus eine Art Basso<br />
continuo in meinem musikali<strong>sch</strong>en<br />
Leben“, sagt Marc Minkowski.<br />
»... ICH DANN DIE KIRSCHE AUF DEM KONZERTKUCHEN BIN«<br />
Marc Minkowski iM GesPräch<br />
mit Manuel Brug<br />
nimmt Mozart gegenwärtig viel raum<br />
in ihrem dirigentenleben ein?<br />
Ja, sehr viel. Schließlich war und ist er<br />
immer wieder eine große Herausforderung.<br />
Nach den herrlichen „Così fan<br />
tutte“-Vorstellungen im <strong>Salzburg</strong>er<br />
Fest spielsommer 2011 habe ich im<br />
da rauffolgenden April bei meinem<br />
eigenen Festival auf der Île de Ré ein<br />
Arien- und Ouvertüren-Programm mit<br />
meiner Mezzoentdeckung, der Russin<br />
Julia Lezhneva, di rigiert. In einer<br />
Mozart-Matinee bei den Festspielen<br />
2012 stellte ich zum Beispiel Nikolai<br />
Rimsky-Korsa kovs „Mozart und Salieri“<br />
vor. Gerade planen wir das Ge -<br />
burts tagskonzert der Musiciens du<br />
Louvre Grenoble, das am 23. Ok tober<br />
in der Pariser Salle Pleyel stattfinden<br />
wird: Wir feiern 30 Ensemble-Jahre,<br />
dazu 30 Jahre mit einem ge w<strong>issen</strong><br />
Musikdirektor, dazu den 30. Ge burts -<br />
tag des Konzertmeisters. Es wird eine<br />
Mozart-Gala mit 16 wunderbaren Sängern<br />
werden, mit denen ich zum Teil<br />
seit langem zusammenarbeite, wie<br />
Mireille Delun<strong>sch</strong>, Véronique Gens<br />
oder Anne Sofie von Otter.<br />
Die Mozart-Reise geht noch weiter.<br />
Nach dem „Lucio Silla“ in der Mozart -<br />
woche, der im Sommer wieder zu se -<br />
hen sein wird, dirigiere ich im Juli 2013<br />
in Aix-en-Provence die Wiederaufnah -<br />
me der spannenden Dmitri-Tcher n -<br />
jakov-Pro duktion des „Don Giovanni“.<br />
Das ist doch eine Menge Mozart...<br />
es gibt auch ihr großes symphoni<strong>sch</strong>es<br />
Projekt zu <strong>sch</strong>ubert; der ist ja<br />
nicht so weit weg von Mozart…<br />
Ich habe bei der parallelen Be<strong>sch</strong>äftigung<br />
mit diesen Partituren wieder sehr<br />
viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Die<br />
Wiener Klassik nimmt derzeit einen<br />
großen Teil meiner Termine ein.<br />
war das auch früher so?<br />
Mozart ist seit längerem einfach da.<br />
„Entführung“, „Così“ und „Mitridate“<br />
habe ich in <strong>Salzburg</strong> dirigiert, „Idomeneo“<br />
in Aix, Bremen und <strong>Salzburg</strong>,<br />
„Figaro“ in Paris. Ich stehe seit gut<br />
zehn Jahren jeden Sommer in <strong>Salzburg</strong><br />
bei einer Mozart-Matinee am<br />
Pult, bin seit vielen Jahren Gast der<br />
Mozartwoche. Mozart ist durchaus eine<br />
Art Basso continuo in meinem musikali<strong>sch</strong>en<br />
Leben, wie auch die Werke<br />
von Bach oder Händel.<br />
wie kamen sie zur Mozartwoche?<br />
Ich war und bin so oft hier – vielleicht<br />
lag es also wirklich nahe. Ich lenke<br />
gerne, möchte mich in einem größeren<br />
Rahmen verwirklichen können,<br />
will für mehr als nur ein Konzert da<br />
sein.<br />
sie haben als künstleri<strong>sch</strong>er leiter der<br />
Mozartwoche einen ,kodirektor‘…<br />
Einen sehr guten! Die ruhige, sachliche<br />
und effektive Art von Matthias Schulz<br />
ist sehr hilfreich. Er ist wunderbar<br />
organisiert, kennt <strong>Salzburg</strong> und die<br />
Ins titution gut. Er ist in der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Mozarteum</strong> präsent, bei der ich dann<br />
die Kir<strong>sch</strong>e auf dem Konzertkuchen<br />
bin. Wir diskutieren viel, <strong>sch</strong>meißen<br />
unsere Ideen in einen Topf, rühren<br />
um und <strong>sch</strong>auen dann, was davon<br />
möglich ist und was passt.<br />
Ich habe natürlich Erfahrung mit<br />
Mozart-Opern, was Kammermusik und<br />
das Zeitgenössi<strong>sch</strong>e angeht, ist Matthias<br />
Schulz besser be<strong>sch</strong>lagen, hat einen<br />
weiteren Horizont. Bisher ergänzen<br />
sich unsere Ideen sehr gut, jeder respektiert<br />
den anderen und <strong>sch</strong>eint ihm<br />
förmlich von den Augen abzulesen,<br />
was ihm gefällt und wie sich das mit<br />
seinen Projekten mi<strong>sch</strong>en könnte. Im<br />
symphoni<strong>sch</strong>en Bereich laufen wir<br />
ziem lich gleich. So diskutieren wir<br />
diese drei Programm<strong>sch</strong>werpunkte sehr<br />
ausführlich.<br />
Wir nehmen die Tradition der Mozartwoche<br />
und ihre Stellung in der musikali<strong>sch</strong>en<br />
Welt ernst, wollen aber auch<br />
innovativ sein, neue Dinge und Formate<br />
ausprobieren, um ihr Profil<br />
noch zu stärken. Die beste Möglichkeit,<br />
um wirklich auf uns aufmerksam<br />
zu machen, <strong>sch</strong>ien uns eine<br />
Opernproduktion. Das wurde in der<br />
Mozartwoche immer wieder ge macht,<br />
ist aber sehr aufwendig. Zum Glück<br />
haben wir verlässliche Partner wie<br />
die Sommerfestspiele in <strong>Salzburg</strong><br />
oder das Musikfest Bremen.<br />
SUMMARY<br />
It is not only the birthday concert on 27 January, with<br />
Les Musiciens du Louvre, that presents an all-Mozart<br />
programme; Mozart has long played a major role in Marc<br />
Minkowski’s concert diary. The new artistic director of<br />
the Mozart Week (in collaboration with Matthias Schulz)<br />
from 2013 onwards remarks that Mozart’s works always<br />
go down well. Talking about his programme planning<br />
with Matthias Schulz, he said: “We take the tradition of<br />
the Mozart Week and its status in the world of music<br />
seriously, but we also want to be innovative; we have to<br />
try out new ideas and formats to boost its profile. We<br />
want more visibility for the Mozart Week ‘brand’, and<br />
we thought the best opportunity would of course be an<br />
opera production.” He has decided on the early work<br />
Lucio Silla (with which the young Mozart concluded his<br />
period of apprenticeship in Italy), the modernity of<br />
which he intends to demonstrate in a historical recreation:<br />
“There are still echoes of the baroque, but all<br />
kinds of doors are opening here.” This should be clearly<br />
visible, but a return to historical performance practice<br />
must nevertheless remain theatrical. Minkowski is certain<br />
that he has found the right person in the American<br />
stage-director Marshall Pynkoski: “He works with great<br />
elegance, paying attention to the gesture and the visual<br />
aspects of Mozart’s time.”<br />
Of his star singer Rolando Villazón, he says: “He’s just<br />
reorganising his repertoire and putting Mozart more at<br />
the centre of his career. He has great enthusiasm, and<br />
feels very much at ease in this music. Besides, he’s an<br />
incredibly good actor. All these are great assets for us.”<br />
MARC MINKOWSKI<br />
15<br />
© Marco Borggreve / Naïve (3)
MARC MINKOWSKI<br />
16<br />
do 24.01 #01<br />
di 29.01 #14<br />
fr 01.02 #24<br />
Haus für Mozart, Beginn jeweils 19 Uhr<br />
Mozart<br />
LUCIO SILLA KV 135<br />
Dramma per musica in drei Akten<br />
Libretto Giovanni de Gamerra<br />
In italieni<strong>sch</strong>er Sprache<br />
MARC MINKOWSKI MUSIKALISCHE LEITUNG<br />
MARSHALL PYNKOSKI REGIE<br />
ANTOINE FONTAINE BÜHNE, KOSTÜME<br />
JEANNETTE ZINGG CHOREOGRAPHIE<br />
ROLANDO VILLAZÓN LUCIO SILLA<br />
OLGA PERETYATKO GIUNIA<br />
MARIANNE CREBASSA CECILIO<br />
INGA KALNA LUCIO CINNA<br />
EVA LIEBAU CELIA<br />
LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE<br />
SALZBURGER BACHCHOR<br />
Mit deut<strong>sch</strong>en und engli<strong>sch</strong>en Übertitel<br />
Eine Koproduktion mit den <strong>Salzburg</strong>er Festspielen<br />
in Kooperation mit dem Musikfest Bremen<br />
Aus den Entwürfen von Antoine Fontaine,<br />
der Bühnenbild und Kostüme für „Lucio Silla“<br />
in der Mozartwoche 2013 kreiert.<br />
wird es organi<strong>sch</strong> weitergehen, kommt<br />
noch mehr neues hinzu?<br />
Eine Oper jedes Jahr – das wäre eine<br />
ganz <strong>sch</strong>öne Herausforderung für die<br />
Mozartwoche. Früher war eine Opern -<br />
produktion die Ausnahme, jetzt könnte<br />
es die Regel werden...<br />
warum haben sie sich als erstes für<br />
„lucio silla“ ent<strong>sch</strong>ieden?<br />
Dafür gibt es mehrere Gründe. Es ist<br />
ein Meisterwerk, das nur selten<br />
gespielt wird, auch in <strong>Salzburg</strong> <strong>sch</strong>on<br />
länger nicht mehr. Es ist trotzdem<br />
ein Titel, der immer sehr erfolgreich<br />
war – in Produktionen von Jean-Pierre<br />
Ponnelle, Patrice Chéreau, Peter Muss -<br />
bach oder Jürgen Flimm. Es ist Zeit,<br />
in dieser Tradition weiterzugehen,<br />
auch musikali<strong>sch</strong>, nachdem Leopold<br />
Hager und Nicolaus Harnoncourt hier<br />
die Basis gelegt haben. Es passte zu -<br />
dem in das Programm<strong>sch</strong>ema, und es<br />
passt zu mir. Ich habe früher nicht so<br />
viel ‚jungen‘ Mozart dirigiert, aber seit<br />
der Erfahrung mit „Mitridate“ 2005<br />
und 2006 hat sich das geändert.<br />
ihr lieblingsregisseur <strong>sch</strong>eint gegenwärtig<br />
olivier Py zu sein, mit dem<br />
hier auch „idomeneo“ herauskam.<br />
für „lucio silla“ <strong>sch</strong>lagen sie einen<br />
anderen weg ein. warum?<br />
Ich möchte variabel sein und diesmal<br />
im histori<strong>sch</strong> nachempfundenen Ge -<br />
wand die Modernität dieses frühen<br />
Werkes vorführen, mit dem Mozart<br />
seine Lehrzeit in Italien ab<strong>sch</strong>loss.<br />
Das Barocke klingt nach, aber es ge -<br />
hen etliche Türen auf. Das soll auch<br />
opti<strong>sch</strong> gezeigt werden, wir werden<br />
das offensiv weiterentwickeln.<br />
Das Wichtigste dabei ist: Eine solche<br />
Rückführung auf die histori<strong>sch</strong>e Ins -<br />
zenierungspraxis muss theat rali<strong>sch</strong><br />
bleiben, darf nicht museal werden.<br />
Ich habe, so denke ich, in Marshall<br />
Pynkoski, mit dem ich vor 15 Jahren<br />
in Toronto „Le nozze di Figaro“ sowie<br />
„Don Giovanni“ in einer Art Commedia<br />
dell’arte-Atmosphäre herausgebracht<br />
habe, den genau richtigen Mann für<br />
eine so heikle Balance. Das war da -<br />
mals sehr elegant, mit großer Sorgfalt<br />
gegenüber der Gestik und den visuellen<br />
Aspekten der Mozart-Zeit. Wir<br />
müssen „Lucio Silla“ aus der Epoche<br />
von Mozart heraus verstehen lernen<br />
und für uns heute spielbar machen –<br />
diese Verbindung wollen wir <strong>sch</strong>affen.<br />
Marshall hat sich mit Mozart sehr<br />
be<strong>sch</strong>äftigt; er hat zudem inzwi<strong>sch</strong>en<br />
„Idomeneo“ und „La clemenza di<br />
Tito“ sowie die „Entführung aus dem<br />
Serail“ inszeniert. Er ist je mand, der<br />
sehr intensiv, physi<strong>sch</strong> wie musikali<strong>sch</strong>,<br />
mit Sängern arbeitet.<br />
Ich be wundere auch unseren Bühnen -<br />
bildner Antoine Fontaine sehr, seine<br />
Arbeit, die in Filmen wie „Vatel“ oder<br />
an der Oper, wie zuletzt in Rameaus<br />
„Hippolyte et Aricie“ im Pariser Palais<br />
Garnier zum Ausdruck kommt. Er ist<br />
ein Meister der Ästhetik des 18. Jahrhunderts;<br />
er zeichnet ganz wunderbar.<br />
ein weiterer star der Produktion ist<br />
rolando Villazón in der titelrolle.<br />
haben sie mit ihm <strong>sch</strong>on zusammengearbeitet?<br />
Wir haben ihn sicher nicht nur engagiert,<br />
weil er berühmt ist. Aber eine<br />
gewisse Ikonenh<strong>aft</strong>igkeit <strong>sch</strong>adet dem<br />
Silla nicht. Rolando setzt gerade sein<br />
Repertoire neu auf und will Mozart<br />
mehr in den Mittelpunkt seiner Karriere<br />
stellen. Er hat das <strong>sch</strong>on 2011<br />
bei der Mozartwoche mit einem Arien-<br />
Programm unter Beweis gestellt. Ich<br />
fand seinen Ottavio beim „Don Giovanni“<br />
in Baden-Baden und „Il re<br />
pastore“ in Zürich sehr gut. Er ist voll<br />
Enthusiasmus und fühlt sich sehr<br />
wohl in dieser Musik. Außerdem ist er<br />
ein unglaublich guter Schauspieler –<br />
alles Dinge, von denen wir profitieren<br />
können. So einen starken Charakter<br />
braucht die Rolle, die <strong>sch</strong>on Peter<br />
Schreier und Anthony Rolfe Johnson<br />
gesungen haben, obwohl sie sonst<br />
nicht unbedingt verführeri<strong>sch</strong> ist.<br />
Wir wollen, um der Partie mehr Profil<br />
und Kontrast zu geben, vielleicht<br />
MARC MINKOWSKI<br />
17
so 27.01 19.30 uhr #09<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />
LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE<br />
DIRIGENT MARC MINKOWSKI<br />
OLGA PERETYATKO SOPRAN<br />
CHRISTIAN HELMER BASSBARITON<br />
christoph willibald Gluck / richard wagner<br />
Ouvertüre zu „Iphigénie en Aulide“<br />
mit dem Konzert<strong>sch</strong>luss von Richard Wagner WWV 87<br />
Mozart<br />
Aus „Don Giovanni“ KV 527:<br />
Ouvertüre<br />
Nr. 4 Arie Leporello „Madamina, il catalogo è questo“<br />
Nr. 7 Duettino Zerlina/Don Giovanni „Là ci darem la mano“<br />
Nr. 10 Arie Donna Anna „Or sai chi l’onore“<br />
Nr. 11 Arie Don Giovanni „Fin ch’an dal vino“<br />
Nr. 23 Rondo Donna Anna „Non mi dir, bell’idol mio“<br />
richard wagner<br />
Symphonie C-Dur WWV 29<br />
so 03.02 15.00 uhr #29<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />
MOZART KINDERORCHESTER<br />
DIRIGENT MARC MINKOWSKI<br />
CHRISTOPH KONCZ LEITUNG<br />
SVEN-ERIC BECHTOLF MODERATION<br />
Johann christian Bach<br />
Symphonie D-Dur op. 3/1<br />
Johannes Maria staud<br />
Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
Uraufführung<br />
Mozart<br />
Konzert A-Dur für Klavier und Orchester KV 414<br />
Solist(in): Studierende(r) des Leopold Mozart Instituts<br />
Mozart<br />
Symphonie D-Dur KV 19<br />
Eine weitere Aufführung für Schulklassen<br />
findet am 4. Februar 2013 statt.<br />
© Marco Borggreve / Naïve<br />
noch eine der Alternativ-Arien aus der Fassung<br />
von Johann Christian Bach einfügen, so wie das<br />
auch zu Mozarts Zeit üblich war. Ich hatte mit<br />
Rolando über die besondere Gestik von Marshall<br />
Pynkoski gesprochen: Er ist ein Bühnentier,<br />
er hatte sofort Feuer gefangen. Wenn Ro lando<br />
singt, spürt man eine Art von Latino-Stärke, die<br />
ich sehr mag und die den Re zi ta ti ven gut tut.<br />
er wird bestimmt eine gute chemie mit olga<br />
Peretyatko, Giunia, entwickeln.<br />
Gewiss. Ich bin froh, sie zu ha ben, denn diese<br />
Rolle ist eigentlich unsingbar. Sie hat die Ju gend -<br />
lichkeit, aber auch die Stimmstärke und Verlässlichkeit,<br />
die dafür notwendig ist. Da verbindet<br />
sich eine sehr hohe Tessitura mit Belcanto-<br />
Leuchten. Ich habe mit ihr als Susanna <strong>sch</strong>on<br />
„Le nozze di Figaro“ in Paris erarbeitet und<br />
konnte sofort das wunderbare Potenzial für die<br />
Giunia spüren. Es ist gut, dass sie auch Händel<br />
und Bellini singt, so passt sie sehr gut.<br />
Gibt es noch weitere sänger, auf die sie hinweisen<br />
wollen?<br />
Eine große Endeckung wird Marianne Crebassa<br />
als Cecilio sein. Eine junge, talentierte Sängerin,<br />
die ich in <strong>Salzburg</strong> bereits in Händels „Tamerlano“<br />
vorgestellt habe, die ich jetzt <strong>sch</strong>on zu<br />
den brillantesten Mezzos in Franreich zähle. Sie<br />
hat eine sehr gute Agi lität, ihre Stimme ist<br />
höchst umfangreich und sehr speziell. Sie kann<br />
den einstigen Kastraten-Charakter sehr gut verkörpern,<br />
hat eine jugendliche Figur. Zudem<br />
glänzt sie auf der Bühne als wunderbare Persönlichkeit.<br />
welche neuerungen wird es bei der Mozartwoche<br />
geben?<br />
Johannes Maria Staud ist 2013 als Composer in<br />
Residence eingeladen, in den folgenden Jahren<br />
sollen Komponisten aus unter<strong>sch</strong>iedlichen äs -<br />
the ti<strong>sch</strong>en Richtungen folgen, die auch sehr<br />
entgegengesetzt sein können. Wir möchten auch<br />
die histori<strong>sch</strong>en Mozart-Instrumente aus dem<br />
Besitz der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> vermehrt in<br />
Kon<strong>zerte</strong>n einsetzen.<br />
was sind ansätze für die Programme?<br />
Wir möchten <strong>Salzburg</strong> zur Mozartwoche, wie es<br />
<strong>sch</strong>on in der Vergangenheit ge <strong>sch</strong>ehen ist,<br />
bewusst zu einem Platz für junge Dirigenten<br />
mit sehr unter<strong>sch</strong>iedlichen Ansätzen machen.<br />
Deshalb finden Sie nächstes Jahr zum Beispiel<br />
den Spanier Pablo Heras-Casado oder den in<br />
Russland lebenden Griechen Teodor Currentzis,<br />
der sein De büt mit den Wiener Philharmonikern<br />
geben wird.<br />
Das ist eine sehr gute Entwicklung und hat bei<br />
der Mozartwoche Tradition: Denken Sie an<br />
Gustavo Dudamel oder Yannick Nézet-Séguin.<br />
In <strong>Salzburg</strong> ist der Druck des Wiener<br />
Musikvereins weg, hier kommen die<br />
Men<strong>sch</strong>en wegen des Programms,<br />
sind offen und neugierig. Deshalb<br />
werde auch ich in einem sehr speziellen<br />
Konzert Mozart mit Wagner konfrontieren<br />
– zwei Operngiganten, die<br />
sich hier treffen werden.<br />
3<br />
was bedeutet ihnen salzburg?<br />
Ein sehr riskanter Ort, aber gleichzeitig<br />
einer, der mich wärmt und an dem<br />
ich mich wohlfühle. Ich wurde hier<br />
immer unterstützt, mit Mozart wurden<br />
mir sehr viele Türen geöffnet. Das<br />
hat sich <strong>sch</strong>ön entwickelt, so habe ich<br />
zum Beispiel mit dem <strong>Mozarteum</strong> -<br />
FRAGEN AN<br />
Marshall Pynkoski<br />
was verbindet sie mit Mozart?<br />
Mozarts Opern sind der Traum eines<br />
jeden Regisseurs. Die perfekte Ver bin -<br />
dung von Musik und Text macht seine<br />
Opern sogar im Kontext des 18. Jahrhunderts<br />
einzigartig. Seine Musik ist<br />
eine wundervolle Basis für die Entwicklung<br />
der Charaktere in einem sehr<br />
modernen, psychologi<strong>sch</strong>en Sinn.<br />
Denn sie informiert präzise über die<br />
Persönlichkeit der jeweiligen Figuren<br />
und die Richtung ihrer Handlungen.<br />
was erzählt ihnen „lucio silla“?<br />
Während „Lucio Silla“ ganz offensicht -<br />
lich eine Untersuchung über Politik<br />
und Diktatur im antiken Rom ist, war<br />
er gleichzeitig als Beispiel für einen aufgeklärten,<br />
aber absoluten Monarchen<br />
des 18. Jahrhunderts gedacht, der die<br />
Morgenröte des Republikanertums in<br />
Europa erlebte. Lucio Silla selbst ist als<br />
ein men<strong>sch</strong>lich extremer Charakter<br />
gezeichnet, der den erfolgreichen Über -<br />
gang vom Despoten zum aufgeklärtabsoluten<br />
Herr<strong>sch</strong>er und <strong>sch</strong>ließlich<br />
zum privaten Bürger vollzieht.<br />
Diese persönliche Verwandlung reflektiert<br />
die Veränderung des politi<strong>sch</strong>en<br />
Gedankenguts, wie sie sich zu Mozarts<br />
Lebenszeit in Europa ereignete. Lucio<br />
Sillas politi<strong>sch</strong>e Herausforderungen<br />
werden durch sein persönliches Di -<br />
lemma men<strong>sch</strong>licher. Seine Fixierung<br />
auf die ihn nicht liebende Giunia<br />
macht seinen Charakter nachvollziehbar<br />
und verletzlich. Gleichzeitig entsteht<br />
gewaltige dramati<strong>sch</strong>e Spannung<br />
in einem Rahmenwerk aus Eifersucht,<br />
Obsession und unerwiderter Liebe.<br />
wie lesbar ist eine inszenierung, die<br />
Mozarts zeit reflektiert, für das<br />
Publikum, wie authenti<strong>sch</strong> kann diese<br />
inszenierung sein?<br />
„Authentizität“ ist kein Begriff, den<br />
ich im Hinblick auf meine Inszenierungen<br />
besonders <strong>sch</strong>ätze. Ich ziehe<br />
es vor, meine Produktionen als „his -<br />
tori<strong>sch</strong> informiert“ einzuordnen.<br />
„Authen tizität“ ist im Wesentlichen<br />
ein stilisti<strong>sch</strong>es Bemühen – zugespitzt<br />
ausgedrückt – ein Mittel zum<br />
Zweck. Sie ist kein Ziel um ihrer<br />
selbst willen. „Authentizität“ ist eigent -<br />
l ich völlig unmöglich, es sei denn, wir<br />
wären fähig, ein authenti<strong>sch</strong>es Publikum<br />
und ein authenti<strong>sch</strong>es soziales<br />
Milieu zu er<strong>sch</strong>affen, in dem dann<br />
eine solche Inszenierung stattfinden<br />
würde.<br />
Wir streben nicht danach, authenti<strong>sch</strong><br />
zu sein, sondern ziehen es vor,<br />
uns selbst als Künstler des 21. Jahrhunderts<br />
herauszufordern, indem wir<br />
histori<strong>sch</strong> informiert sind. In Anlehnung<br />
an Jean Cocteau, den vielleicht<br />
größten Stilisten des 20. Jahr hunderts:<br />
„Stil ist, was wir verwenden, um zu<br />
zielen – es ist aber nicht das Schwarze<br />
orchester Fauré, Roussel und Bruckner<br />
aufgeführt.<br />
Die gewichtige Tradition, die großen<br />
Na men, sind immer zu spüren. Umso<br />
<strong>sch</strong>ö ner, dass das Publikum ge ra de<br />
hier in zwi<strong>sch</strong>en so erpicht auf andere<br />
Sichtweisen ist.<br />
© Bruce Zinger<br />
auf der Scheibe.“ Ein Beispiel dafür ist<br />
der neoklassi<strong>sch</strong>e Choreograph George<br />
Balanchine, eine unserer besten Ver -<br />
bin dungen zur kaiserlich russi<strong>sch</strong>en<br />
Ballett<strong>sch</strong>ule des 19. Jahrhunderts: Es<br />
waren seine Kenntnisse und seine Treue<br />
gegenüber dieser Trainingsmethode, die<br />
es ihm erst erlaubte, etwas völlig Neues<br />
und für das Publikum des 20. Jahr hun -<br />
derts Passendes zu <strong>sch</strong>affen.<br />
Es ist unser Ziel, mit Marc Minkowski<br />
und seinem Originalklang-Orchester<br />
eine sinnfällige Produktion zu kreieren,<br />
die, während sie histori<strong>sch</strong>e Ges -<br />
tik, damalige Tänze und Bühnentechnik<br />
bemüht, unsere Zu<strong>sch</strong>auer heraus -<br />
fordert, in Fragen von grundlegender<br />
Bedeutung mit dem Komponis ten und<br />
dem Dramatiker zu ringen. Unsere stilisti<strong>sch</strong>en<br />
Ent<strong>sch</strong>eidungen sollen helfen,<br />
die ursprünglichen Ab sichten der<br />
Dramatiker und Komponis ten zu be -<br />
leuchten. Wir wollen unser Publikum<br />
herausfordern und fesseln.<br />
MARC MINKOWSK8I<br />
19
TEODOR CURRENTZIS<br />
20<br />
Am Krasny-Prospekt, nachts um halb<br />
eins. Aus einigen Zimmern des Opern -<br />
hauses flackert Licht nach draußen,<br />
in die mit minus 35 Grad nicht eben<br />
ein<strong>sch</strong>meichelnde Kühle der Nacht.<br />
Drinnen ein anderes Bild: Sektkorken<br />
knallen, Wodka wird gereicht, <strong>sch</strong>werer<br />
Rotwein, Bier; Zigarettenqualm steigt<br />
zur Decke, Stimmen, Men<strong>sch</strong>en, Körper<br />
verknäueln sich. Und irgendeiner<br />
<strong>sch</strong>afft es immer wieder auf wundersame<br />
Weise, von irgendwoher Getränke<br />
herbei zu zaubern. Die Stimmung ist<br />
entsprechend – aus gelassen.<br />
Premierenfeiern sind meistens lustig.<br />
Diese ist es ganz besonders, weil sie<br />
absolut nicht vorbereitet ist. Sondern<br />
improvisiert, wie ein plötzlicher Regie-<br />
Einfall oder wie eine charmante Laune<br />
des Schicksals. Und weil die Party<br />
nicht in einem <strong>sch</strong>mucken Ballsaal<br />
stattfindet, sondern in den Räumen<br />
jenes Mannes, der wenige Stunden<br />
zuvor, bei der Wiederaufnahme einer<br />
etwas angestaubten La Bohème-Ins -<br />
zenierung, wieder einmal gezeigt hat,<br />
welch enormes Talent der liebe Gott<br />
ihm einst in die Wiege legte. Erstaunlich,<br />
ja unerhört, was da aus dem Gra -<br />
ben kam: ein leiser, behutsamer, sensitiver<br />
Puccini-Ton, der – zugleich un -<br />
gemein differenziert in Tempi und<br />
Klangfarben wie agogi<strong>sch</strong> frei – den<br />
Sängern einen Teppich auslegte, der<br />
sich anfühlte wie Seide aus China.<br />
Wer der Mann ist, der solches be -<br />
wirkt? Was sein Charisma, seine Wir -<br />
kung ausmacht? Um dies Ge heim nis<br />
zu ergründen, lohnt ein Blick in Mi -<br />
chail Bulgakows abgründig-klugen,<br />
bösen und wichtigen Roman Der<br />
das GeheiMnis<br />
hinter den tönen es ist ein debüt. nicht irgendeines, sondern das eines Magiers; höchste zeit also, dass es dazu kommt. teodor<br />
currentzis dirigiert im rahmen der Mozartwoche im Jänner 2013 erstmals die wiener Philharmoniker. natürlich mit<br />
werken von Mozart (wobei: die uraufführung der orchesterfassung von Mozarts c-Moll-fantasie für klavier kV 475<br />
stammt aus der feder des ingeniösen zeitgenössi<strong>sch</strong>en komponisten Johannes Maria staud). und wie sollte es anders<br />
Ein Porträt des griechi<strong>sch</strong>en Dirigenten Teodor Currentzis<br />
Jürgen Otten<br />
Meister und Margarita. Kapitel eins,<br />
gleich die erste Szene auf dem Patriarchenteichboulevard,<br />
woselbst Besdomny<br />
und Berlioz (beides im Übrigen<br />
im Gegensatz zu ihrem Schöpfer<br />
recht mediokre Schriftsteller) auf<br />
einer Bank Platz genommen haben,<br />
um über Gott zu disputieren, und wo<br />
der eine von beiden (Berlioz) bald<br />
von einer Er<strong>sch</strong>einung heimgesucht<br />
wird, die ihm (beinahe) alle Sinne<br />
raubt. Was er nicht im Traum zu denken<br />
wagte: Der Teufel höchstselbt<br />
hockt an seiner Seite. Und was der im<br />
Schilde führt, w<strong>issen</strong> wir wiederum<br />
aus Goethes Faust, den wir ja nur zu<br />
gerne bemühen, wenn es gilt, dialekti<strong>sch</strong>e<br />
Phänomene im Leben und in<br />
der Kunst zu beleuchten: „Nun gut, wer<br />
bist du denn? – „Ein Teil von jener<br />
Kr<strong>aft</strong>, die stets das Böse will und stets<br />
das Gute <strong>sch</strong>afft.“<br />
Nun ist Teodor Currentzis, das weiß<br />
Gott, kein Teufel. Er ist Dirigent, mithin<br />
irdi<strong>sch</strong>er Provenienz, nachweislich<br />
geboren am 24. Februar 1972 im weiland<br />
noch blühenden Athen. Dass aber<br />
zwi<strong>sch</strong>en dirigenti<strong>sch</strong>en und diaboli<strong>sch</strong>en<br />
Dingen gewisse Koinzidenzen<br />
ex istieren, auch das steht außer<br />
Zweifel; man denke nur an Titanen<br />
vom Schlage eines George Szell, Wilhelm<br />
Furtwängler oder Sergiu Celibidache,<br />
die sämtlich sowohl teufli<strong>sch</strong><br />
begabt waren als auch teufli<strong>sch</strong> unangenehm<br />
werden konnten während<br />
einer Probe. Was diese Musikerpersön -<br />
lichkeiten darüber hinaus einte, brach -<br />
te Elias Canetti auf den Punkt, als er<br />
in seinem Opus magnum Masse und<br />
Macht notierte, dass, was immer der<br />
Dirigent tue, dies ein Licht auf die<br />
Natur der Macht werfe. Und noch et -<br />
was <strong>sch</strong>rieb Canetti mit Blick auf die<br />
Taktgeber der Welt, und exakt an diesem<br />
Punkt kommt Teodor Currentzis<br />
ins Spiel, sein Wesen, seine ästheti<strong>sch</strong>e<br />
An<strong>sch</strong>auung: „Sein Ohr sucht<br />
die Luft nach Verbotenem ab. Für das<br />
Orchester stellt der Dirigent so tatsächlich<br />
das ganze Werk vor, in seiner<br />
Gleichzeitigkeit und Aufeinanderfolge,<br />
und da während der Aufführung die<br />
Welt aus nichts anderem bestehen<br />
soll als aus dem Werk, ist er genau so<br />
lange der Herr<strong>sch</strong>er der Welt“.<br />
Der Herr<strong>sch</strong>er der Welt, das klingt er -<br />
haben, fast hochmütig. Doch so lange<br />
diese Welt aus Tönen besteht, ist derjenige,<br />
der sie mit Händen gebiert,<br />
nun einmal der Herr<strong>sch</strong>er. Und wenn<br />
Teodor Currentzis vor einem Orchester<br />
steht – sei es in Nowosibirsk oder<br />
Berlin, Wien oder München, Perm oder<br />
<strong>Salzburg</strong> – dann kann man beobachten,<br />
wie subtil und feinsinnig er diese<br />
Herr<strong>sch</strong>erkunst ausübt und wie durch -<br />
dringend sie funktioniert: So lange<br />
feilt Currentzis an der Musik, bis sie<br />
exakt die Phrasierung, das Tempo und<br />
die Dynamik besitzt, die ihm vor<strong>sch</strong>webt<br />
(und Currentzis weiß sehr<br />
genau, was ihm diesbezüglich vor<strong>sch</strong>webt,<br />
hierin ist er Pedant!). Mit<br />
anderen Worten: Das Erhabene verwandelt<br />
sich in äußerst konkrete prosai<strong>sch</strong>e<br />
Arbeit, das diaboli<strong>sch</strong>e Temperament<br />
in einen einfachen Arbeiter<br />
im Weinberg des Herrn – wobei dieser<br />
Herr nicht weniger und mehr ist als<br />
die Musik: die Partitur.<br />
Currentzis ist, was das angeht, sprich:<br />
die Präzision in der Umsetzung des-<br />
© Anton Zavyalov<br />
© AndreaKremper/Festspielhaus Baden-Baden<br />
(und in diesem fall glückh<strong>aft</strong>er) sein, dass sich hier zwei Protagonisten zusammen finden, die ein anliegen ganz<br />
besonders verbindet. es ist das anliegen, dem auf die spur zu kommen, was als Geheimnis hinter der Musik liegt:<br />
ihrer Magie, ihrem zauber, ihrem wundersam weltabgewandten und doch zugleich diese welt betörenden duft.<br />
welch faszinierend richtige ent<strong>sch</strong>eidung es ist, teodor currentzis an das Pult der wiener Philharmoniker zu stellen,<br />
lässt sich aus der folgenden (wahren) Ge<strong>sch</strong>ichte lesen. sie spielt in nowosibirsk, an einem wintertag 2010.<br />
Mi 30.01 19.30 uhr #17<br />
Großes Festspielhaus<br />
WIENER PHILHARMONIKER<br />
DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS<br />
PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER<br />
Mozart / Johannes Maria staud<br />
Fantasie c-Moll für Klavier<br />
KV 475 – Orchesterfassung<br />
Auftragswerk der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
Uraufführung<br />
Mozart<br />
Konzert c-Moll für Klavier<br />
und Orchester KV 491<br />
Mozart<br />
Symphonie C-Dur KV 425 „Linzer“<br />
TEODOR CURRENTZIS<br />
21
© Anton Zavyalov<br />
TEODOR CURRENTZIS<br />
22<br />
sen, was in der Partitur steht, ein Be -<br />
sessener (wer weiß, vielleicht ist er es<br />
sogar als Men<strong>sch</strong>, aber das ist wieder<br />
eine andere Ge<strong>sch</strong>ichte); manche,<br />
und zu ihnen zählt Currentzis selbst,<br />
glauben deswegen, er sei ein bis<strong>sch</strong>en<br />
verrückt („Sie hätten mich nicht verpflichtet,<br />
wenn sie nicht gewusst hätten,<br />
dass ich es bin“, hat er seinerzeit<br />
in der Premierennacht mit <strong>sch</strong>elmi<strong>sch</strong>em<br />
Schmunzeln erzählt). Das mag<br />
sein, wie es ist, Tatsache ist: Dieses<br />
Verrückt-Sein macht ihn zu einem<br />
außergewöhnlichen und außergewöhn -<br />
lich interessanten Künstler – den ein<br />
Experte einmal, während Currentzis<br />
von 2004 bis 2010 die Funktion des<br />
Chefdirigenten der Staatlichen Oper<br />
und des Ballett-Theaters von Nowosibirsk<br />
inne hatte, augenzwinkernd den<br />
„Zauberer vom Ob“ nannte.<br />
Nun, seit der Spielzeit 2011/12, wirkt<br />
er als Musikdirektor des dortigen<br />
Opern- und Ballett-Theaters, in Perm,<br />
das ist nicht mehr gar so weit weg von<br />
Moskau (nach Nowosibirsk benötigte<br />
man von dort vier Flugstunden), und<br />
auch nicht mehr ganz so kalt (man be -<br />
denke den Abstand zwi<strong>sch</strong>en 40 Grad<br />
plus in Athen und der selben Anzahl,<br />
nur minus, in Sibirien und was das<br />
mit einem Men<strong>sch</strong>en, der die Wärme<br />
gewohnt ist, zu machen vermag). Den -<br />
noch fragt man sich, wie so einer über -<br />
haupt nach Russland gelangt, dessen<br />
Wiege doch in Griechenland steht.<br />
Was zunächst irritierend er<strong>sch</strong>eint,<br />
ergibt in der Causa Currentzis eine<br />
beachtliche Logik. 1994, durch seine<br />
Gesangs- und Dirigierstudien im heimi<strong>sch</strong>en<br />
Athen hinreichend „präpariert“,<br />
geht der junge Mann nach<br />
Sankt Petersburg, um am Konservatorium<br />
fünf Jahre lang bei einem Mann<br />
zu studieren, der bereits zuvor ungezählte<br />
Hochbegabungen unter seine<br />
Fittiche genommen und sie zu bedeutenden<br />
Dirigenten geformt hat, unter<br />
ihnen Valery Gergiev, Yuri Temirkanov<br />
und Semyon Bychkov sowie in jüngerer<br />
Zeit Tugan Sokhiev. Die Rede ist<br />
von Ilya Musin. Bei ihm erwirbt Currentzis<br />
nicht nur die notwendige<br />
Repertoirekenntnis und Technik, er<br />
(er)lernt vor allem eine unverwechselbare<br />
Art, sich alleine mit den Händen,<br />
ohne große Mimik und Gestik,<br />
auszudrücken. Sieht man ihn heute<br />
dirigieren, kann man es beobachten:<br />
wie die Hände Skulpturen aus Klängen<br />
<strong>sch</strong>affen, während die Augen den<br />
Musiker im Orchester fixieren.<br />
All das verdankt er dem Magier Musin.<br />
Und wie es so häufig ge<strong>sch</strong>ieht, auch<br />
etwas anderes wächst in dieser<br />
Petersburger Zeit: die Liebe zu Russland.<br />
Also bleibt Currentzis in der Kälte.<br />
Ist zunächst Temirkanovs Assistent<br />
bei den Petersburger Philharmonikern,<br />
macht sich dann zumal als Verdi-Dirigent<br />
einen Namen, arbeitet eng mit<br />
den Mos kauer Vir tuosen zu sam men<br />
und dirigiert ab 2003 re gel mä ßig das<br />
Russi<strong>sch</strong>e Nationalorchester. Im gleichen<br />
Jahr er <strong>sch</strong>eint Currentzis – als<br />
Dirigent und Pro duzent in Personal -<br />
union – erstmals an den Ufern des<br />
Ob, mit Stra winskys Ballett „Le baiser<br />
de la fée“. Die Aufführung gerät zum<br />
Triumph. Bedenkt man die zwar ver<strong>sch</strong>mitzt-freundliche,<br />
letztlich aber<br />
doch distanzierte Mentalität der Men<strong>sch</strong>en<br />
in Sibirien, ist Currentzis in die -<br />
sen Momenten Er staunliches, ja Welt -<br />
bewegendes ge lungen: Gewissermaßen<br />
mit einem einzigen Kuss hat er die<br />
sibiri<strong>sch</strong>en Herzen erobert.<br />
Wer glaubt, dies sei übertrieben, war<br />
nie im Opernhaus von Nowosibirsk<br />
(im Übrigen einem der prächtigsten<br />
und mit einer Zahl von 3200 Plätzen<br />
größten Musentempel weltweit) zu<br />
Gast. Egal wo Currentzis in den Jahren<br />
seiner Amtszeit im Haus auftauchte<br />
(und er tauchte, zu jeder Tages- wie<br />
Nachtzeit, so ziemlich überall auf, so<br />
dass es kein Wunder ist, dass er einmal<br />
zwei Monate gar nicht mehr nach<br />
draußen kam), überall wehte ihm ein<br />
Hauch von respektvoller Bewunderung<br />
entgegen. Der zureichende Grund<br />
liegt auf der Hand: Currentzis hat in<br />
Nowosibirsk eine kleine Musiktheater-<br />
Revolution angezettelt, die man selbst<br />
im auktorial-zentralisti<strong>sch</strong>en Moskau<br />
und im mondän-selbstbewussten Sankt<br />
Petersburg sehr wohl mit Interesse<br />
zur Kenntnis genommen hat. Um das<br />
individuelle Spielniveau zu heben,<br />
gründete Currentzis hauseigene En -<br />
sembles wie die Musica Aeterna (die<br />
sich auf vorklassi<strong>sch</strong>e Musik spezialisiert<br />
hat) und die New Siberian Singers<br />
(ein Vokal-Ensemble, das sich der<br />
zeitgenössi<strong>sch</strong>en Musik ver<strong>sch</strong>rieben<br />
hat und unter anderem beim von<br />
Currentzis ins Leben gerufenen Territory<br />
Festival maßgeblich mit von<br />
der Partie ist) und ging daran, das<br />
Orchester, sein Orchester, zu perfektionieren.<br />
Die Ergebnisse dieser herkuli<strong>sch</strong>en An -<br />
strengung, von der nun die Musiker<br />
in Perm profitieren, waren <strong>sch</strong>on in<br />
Nowosibirsk evident, will sagen: man<br />
konnte sie hören. Der Klang des Or -<br />
chesters war, zumal in den dynami<strong>sch</strong>en<br />
Valeurs, enorm nuanciert – was<br />
insbesondere für die Sänger auf der<br />
riesigen Opernbühne in diesem riesigen<br />
Saal mit der riesigen Empore und<br />
der riesigen Kuppel von nicht zu un ter -<br />
<strong>sch</strong>ätzendem Vorteil ist. Salopp ge sagt,<br />
selbst bei Verdi und Puccini (die neben<br />
Mozart zu Currentzis Hausgöttern zäh -<br />
len) müssen sie nicht <strong>sch</strong>reien. Sie<br />
dürfen singen. Und ohnehin ist Currentzis<br />
ein phänomenaler Sängerbe-<br />
gleiter; einer, der das hauchzarte pianissimo<br />
der Verführung weit mehr zu<br />
genießen vermag als heroi<strong>sch</strong>e forte<br />
der Potentatengeste.<br />
Currentzis, der Verseflüsterer? Man<br />
darf es (einmal) so sagen. Denn sein<br />
ganzer Umgang mit Musikern und<br />
Technikern ist so. Leise. Vorsichtig.<br />
Einfühlsam. Er weiß, dass sie ihm<br />
ohnehin zuhören. Denn sie w<strong>issen</strong>,<br />
was er tut (wie auch er weiß, dass sie<br />
es w<strong>issen</strong>). Und dass es richtig und gut<br />
ist. Kein Wunder, dass man außerhalb<br />
von Nowosibirsk auf diesen Mann aufmerksam<br />
geworden ist, zunächst in<br />
Moskau. Schon 2009 hat Currentzis<br />
in der Ausweichspielstätte des Bol<strong>sch</strong>oi-Theaters<br />
die weithin beachtete<br />
Premiere von Alban Bergs Wozzeck<br />
dirigiert und ist dafür mit Lob und Lor -<br />
beer über<strong>sch</strong>üttet worden, nicht nur<br />
von den russi<strong>sch</strong>en Medien.<br />
Es kam, wie es kommen musste: Von<br />
Moskau aus führte der Weg gen Westen.<br />
Bei den Pfingstfestspielen in Baden-<br />
Baden stand Curren tzis 2010 bei der<br />
Carmen-Inszenierung von Philippe<br />
Arlaud am Pult. Publikum und Kritik<br />
waren entflammt. Und ebenso die<br />
Musiker des SWR-Symphonieorchesters<br />
Baden- Baden, die ihn zum Prin-<br />
SUMMARY<br />
cipal Guest des Klangkörpers wählten.<br />
Da mochte das Mahler Chamber<br />
Orchestra nicht zurückstehen; auch<br />
mit diesem Ensemble arbeitet Currentzis<br />
inzwi<strong>sch</strong>en kontinuierlich zu -<br />
sammen. Überall rühmen sie seine<br />
Sensibilität, sein Gespür für musikali<strong>sch</strong>e<br />
Prozesse, für dieses mirakulöse<br />
Zusammenwirken von vertikaler<br />
und horizontaler Spannung, kurz:<br />
seinen immensen Esprit im Umgang<br />
mit den Werken. Und das sowohl im<br />
konzertanten Bereich wie in der<br />
Oper. Schon die Namen der Städte<br />
verraten, wie weit dieser Dirigent<br />
gekommen ist: München, London,<br />
Madrid und demnächst Zürich, das<br />
sind sämt lich Leuchttürme in der<br />
Musiktheater land<strong>sch</strong><strong>aft</strong>.<br />
Und doch muss man eine Frage stellen:<br />
Ob es jemals wieder so kunterbunt<br />
und klandestin (und kalt) sein wird<br />
wie damals, in der Premierennacht<br />
von „La Bohème“? Als das Chefdiri -<br />
gen tenzimmer sich binnen Minuten<br />
in eine rauchge<strong>sch</strong>wängerte, mit Käseund<br />
Wurstwürfeln garnierte Vergnügungszone<br />
ausweitete? Als die aus<br />
Petersburg stammende Primadonna<br />
assoluta, die wundervolle Veronika<br />
Djoeva, kurz nachdem sie als Mimì<br />
der Schwindsucht erlegen war, in -<br />
A long overdue début. The dazzling Greek conductor Teodor Currentzis has already met<br />
with acclaim from audiences and critics alike, all the way from Baden-Baden to Siberia,<br />
for his powerful interpretations in both operatic and symphonic repertoire. He was born<br />
in Athens, and <strong>aft</strong>er a profound training in his native land he found himself drawn to Russia,<br />
where he studied under the legendary Ilya Musin before assuming the post of principal<br />
conductor (2004-2010) at the Novosibirsk Opera and Ballet Theatre. It was primarily during<br />
this period that he developed his compelling personal musical and aesthetic language,<br />
which attracted attention far beyond the borders of Russia, ultimately leading to invitations<br />
from major centres including St. Petersburg, London, Moscow and Munich. His <strong>Salzburg</strong><br />
début with the Vienna Philharmonic at the 2013 Mozart Week is a further highlight in the<br />
career of this highly talented conductor. We may safely assume that it will not be the last.<br />
mitten der weißen Schwaden eine Jazz -<br />
ballade zum Besten gab, derweil der<br />
Generalmusikdirektor höchstselbst<br />
den Wodka für die Gäste ein<strong>sch</strong>enkte?<br />
Und wo man das Gefühl nicht mehr<br />
los wurde, die Kunst und das Leben,<br />
beides könnte immer heiter und ernst<br />
zugleich sein?<br />
Man wün<strong>sch</strong>t Teodor Currentzis, dass<br />
er diese (musikali<strong>sch</strong>e wie men<strong>sch</strong>liche)<br />
Verrücktheit, die zuweilen Züge<br />
des Nonchalanten birgt, beibehält. Das<br />
Talent dazu hat er. Denn dazu braucht<br />
es letztlich nur einen über die Maßen<br />
talentierten Teufel, der mit einer Vi s ion<br />
ausgestattet, durchs Leben <strong>sch</strong>reitet.<br />
Wie sagte doch Teodor Currentzis am<br />
Tag darauf, als wir uns erneut in seinem<br />
Büro trafen (diesmal mit Kuchen<br />
und Kaffee)? Der Dirigent müsse ein<br />
Medium sein, das Dinge sehe, die<br />
anders seien als die gewöhnlichen Din -<br />
ge, und auch solche Dinge müsse er<br />
sehen, die es vermeintlich gar nicht<br />
gebe. Denn dahinter, meint Teodor<br />
Currentzis, hinter der Musik, müsse<br />
es doch ein Geheimnis geben. Um es<br />
zu lüften, muss man womöglich gar<br />
nicht mehr auf dem Moskauer Patriarchenteichboulevard<br />
wandeln. Oder<br />
sich nachts um eins am Krasny Pros -<br />
pekt einfinden...<br />
TEODOR CURRENTZIS<br />
23
BLINDTExT<br />
24<br />
so 03.02 15.00 uhr #29<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />
MOZART KINDERORCHESTER<br />
CHRISTOPH KONCZ LEITUNG UND DIRIGENT<br />
SVEN-ERIC BECHTOLF MODERATION<br />
MARC MINKOWSKI DIRIGENT<br />
Johann christian Bach<br />
Symphonie D-Dur op. 3/1<br />
Johannes Maria staud<br />
Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
Uraufführung<br />
Mit freundlicher Unterstützung der<br />
Mozart<br />
Konzert A-Dur für Klavier und Orchester KV 414<br />
Solist(in): Studierende(r) des Leopold Mozart Instituts<br />
Mozart<br />
Symphonie D-Dur KV 19<br />
Aufführung für Schulklassen am 4. Februar 2013<br />
© Erika Mayer (2)<br />
Die Idee ist so bestechend, dass es<br />
beinahe verwundert, dass vorher niemand<br />
darauf kam. Und das in der<br />
Mozart-Stadt <strong>Salzburg</strong>, wo das Wunderkind<br />
aller Wunderkinder zur Welt<br />
kam, um sie zu erobern. Vorläufiger<br />
Höhepunkt dieses ersten Kinderorchester-Projektes<br />
ist ein Auftritt im<br />
Kreis internationaler Interpreten bei<br />
der Mozartwoche im kommenden<br />
Jänner. Matthias Schulz weiß als<br />
Vater von vier Töchtern und einem<br />
Sohn, was es heißt, mit musikali<strong>sch</strong>en<br />
Kindern die Freuden an der<br />
Musik zu teilen. Vor allem bemerkte er,<br />
dass die talentierten Kleinen im Ausbildungssystem<br />
oftmals im Einzelun ter -<br />
richt lernen und erst im vorge<strong>sch</strong>ritte -<br />
nen Alter gemeinsam mit anderen Kindern,<br />
meist in Ensembles, musizieren<br />
oder gar in ein Orchester eintreten.<br />
„Man darf Kindern einiges zutrauen“,<br />
sagt Schulz, und das betrifft auch in<br />
gewisser Weise das Programm für das<br />
Projekt, das ob der Anforderungen<br />
Stau nen er regt.<br />
Am Ende der Mozartwoche 2013 ist<br />
es so weit, da soll das Kinderorchester<br />
Mozart<br />
kinderorchester<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> hat ein neues Orchester gegründet<br />
für junge Talente im Alter von sieben bis zwölf Jahren.<br />
Ernst P. Strobl<br />
das erste zusammentreffen und Üben war am Beginn der letzten Juni-woche.<br />
Matthias <strong>sch</strong>ulz, künstleri<strong>sch</strong>er und kaufmänni<strong>sch</strong>er leiter der stiftung <strong>Mozarteum</strong>, ist<br />
initiator dieses 43 kinder um fassenden Projektes, das ab sofort einem großen ziel entgegensteuert.<br />
nicht nur die Symphonie D-Dur op. 3/1<br />
von Johann Christian Bach und<br />
Mozarts Symphonie D-Dur KV 19 vor<br />
Publikum aufführen, sondern auch<br />
das Be gleitorchester in Mozarts an -<br />
spruchs vollem Klavierkonzert A-Dur,<br />
KV 414 bilden. Und zu guter Letzt<br />
wurde bei dem österreichi<strong>sch</strong>en Kom -<br />
ponisten Johannes Maria Staud ein<br />
Werk in Auftrag gegeben, das in diesem<br />
Debütkonzert des Mozart Kinderorchesters<br />
zur Uraufführung kommt.<br />
Für das Projekt haben sich tolle Mitstreiter<br />
gefunden, gleich von Beginn<br />
an. Die mitwirkenden Kinder wurden<br />
in den Musik<strong>sch</strong>ulen in Stadt und<br />
<strong>Salzburg</strong> <strong>Salzburg</strong> und darüber hinaus<br />
auch in der bayeri<strong>sch</strong>en Nachbar<strong>sch</strong><strong>aft</strong><br />
„gecastet“. Große Hilfe waren<br />
die jeweiligen Musiklehrer, die als<br />
Kenner ihrer Schützlinge ihre talentierten<br />
Schüler vor<strong>sch</strong>lugen, wobei es<br />
sich bei diesen Pädagogen oft um ausgewiesene<br />
Or chester musiker handelt.<br />
„Wir wollten eine möglichst breite<br />
Streuung“, sagt Schulz, aus möglichst<br />
vielen Schulen sollten Kinder zum<br />
Orchester vereint werden. Schon beim<br />
ersten Zusammenspiel als Orchester<br />
konnte sich Schulz über die hohe<br />
Motivation freuen und den Stolz, Musik<br />
zu machen.<br />
Ein Glücksgriff gelang der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Mozarteum</strong> mit der Wahl des betreu-<br />
25
MOZART KINDERORCHESTER<br />
26<br />
Das von der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> neu gegründete Mozart Kinder orchester wird bei der Mozart -<br />
woche 2013 sein Bühnendebüt feiern: Kinder und Jugendliche bis zum Alter von zwölf Jahren können<br />
hier zum Orchester zusammenwachsen – und zeigen, dass sie längst imstande sind, die Anforderungen der<br />
Werke Mozarts oder anderer Komponisten zu erfüllen und ihre Spielfreude auf das Publikum zu übertragen.<br />
enden Dirigenten. Es sollte ein erfahrender<br />
Orchestermusiker mit ein<strong>sch</strong>lä -<br />
gigen Kenntn<strong>issen</strong> sein, und so stieß<br />
man über Anregung von Marc Minkowski<br />
auf Christoph Koncz, den jungen<br />
Geiger der Wiener Philharmoniker.<br />
Auch Koncz ist vom Mozart Kinder -<br />
orchester begeistert und freute sich<br />
immens darüber, wie konzentriert die<br />
Kinder bei der ersten gemeinsamen<br />
Probe waren, wie wissbegierig und be -<br />
reit, das Beste zu geben. Er selbst ist<br />
bei den Wiener Philharmonikern<br />
einer der Jüngsten, hat aber <strong>sch</strong>on<br />
unter allen großen Dirigenten unserer<br />
Zeit gespielt.<br />
Ende Juni fanden erste Proben des Mozart Kinderorchesters statt.<br />
Wie alle, die dabei waren, konnten sich auch Christoph Koncz (li)<br />
und Matthias Schulz der ansteckenden Stimmung der jungen<br />
Musikerinnen und Musiker nicht entziehen: Freude, Motivation<br />
und Stolz, als Orchester Musik zu machen.<br />
Überdies hat er selbst Dirigieren studiert<br />
an der Wiener Musikuniversität<br />
bei Mark Stringer, dem Nachfolger von<br />
Leopold Hager, nach seiner Ausbildung<br />
als Geiger in <strong>Salzburg</strong> bei Igor<br />
Ozim an der Universität <strong>Mozarteum</strong>.<br />
Naheliegend, dass das erste Tuttispiel<br />
des Mozart Kinderorchesters noch<br />
nicht an Perfektion grenzte, aber „wir<br />
ha ben ge nügend Zeit“, ist sich Koncz<br />
sicher.<br />
Es steht den Kindern einiges an Einsatz<br />
bevor; man muss bewundern,<br />
dass sie ab Herbst viele Wochen enden<br />
opfern wer den – und das neben der<br />
Schule. Nicht vergessen darf man die<br />
© Erika Mayer (2)<br />
SUMMARY<br />
The Mozart Children’s Orchestra was founded by the <strong>Mozarteum</strong> Foundation<br />
for talented young people aged from 7 to 12 years. Matthias Schulz, manager<br />
and artistic director of the Foundation, is the moving spirit behind the project;<br />
father of four daughters and a son, he knows how much children enjoy playing<br />
in an ensemble. The 43-strong orchestra will make its début at the 2013 Mozart<br />
Week with an ambitious programme: D major Symphonies by Johann Christian<br />
Bach (op. 3/1) and Mozart (K 19), Mozart’s A major Piano Concerto K 414,<br />
and a work commissioned by the <strong>Mozarteum</strong> Foundation from Austrian composer<br />
Johannes Maria Staud.<br />
The children are recruited from music <strong>sch</strong>ools in the Town and Province of<br />
<strong>Salzburg</strong> and neighbouring Bavaria. Marc Minkowski suggested the collaboration<br />
with Christoph Koncz, a young violinist with the Vienna Philharmonic, as<br />
coach and conductor. At their first rehearsal together, Koncz was delighted<br />
with the children’s concentration, their keenness to learn and to give of their<br />
best. Attention was paid to key in the choice of works, D major being easier<br />
to play than, for example, E flat major. A further link between the works: during<br />
his European tour, the 8-year-old Mozart heard the first performance of this<br />
J. C. Bach symphony in London. The work by Staud is not yet completed, but<br />
the composer promises it will be about the length of a pop song, and not too<br />
difficult.<br />
Großzügigkeit der jeweiligen Eltern.<br />
Die Jugendlichkeit von Christoph<br />
Koncz habe sofort großes Zu trauen<br />
bei den Kindern erweckt, sagt Matthias<br />
Schulz.<br />
Es überzeugte auch Christoph Koncz,<br />
wie die Jungmusiker bereitwillig daran<br />
gearbeitet hatten, den Klang zu ver -<br />
bessern. Natürlich habe man bei der<br />
Werkauswahl auf die Ton arten geachtet,<br />
denn D-Dur sei eben leichter zu<br />
spielen als zum Beispiel Es-Dur. In<br />
dieser Tonart hat Mozart seine erste<br />
Symphonie ge <strong>sch</strong>rie ben, die ihm aus<br />
gegebenem Anlass eingefallen ist, sagt<br />
Koncz. Nicht zu vergessen gibt es auch<br />
Mozart Kinderorchester der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
In Kooperation mit Musikum <strong>Salzburg</strong>,<br />
prima la musica <strong>Salzburg</strong>, Städti<strong>sch</strong>e Musik<strong>sch</strong>ule Bad Reichenhall,<br />
Musik<strong>sch</strong>ule Burghausen, Musik<strong>sch</strong>ule Grassau, Musik<strong>sch</strong>ule Traunstein<br />
und Leopold Mozart Institut der Universität <strong>Mozarteum</strong><br />
inhaltliche Zusammenhänge: Auf seiner<br />
Europareise hatte der 8-jäh rige<br />
Mozart in London die diese D-Dur-<br />
Symphonie von Johann Christian Bach<br />
gehört, die damals ur aufgeführt wurde,<br />
und Bachs Schaffen blieb lange Zeit<br />
vor bildlich für den jungen Mozart.<br />
Das Auftragswerk von Johannes Maria<br />
Staud ist zwar noch nicht vollendet,<br />
soll aber nicht allzu<strong>sch</strong>wer ausfallen,<br />
betont der Komponist, der an Popsong-<br />
Länge denkt.<br />
Marc Minkowsi wird übrigens selbst<br />
an das Pult des Kinderorchesters treten<br />
und ein Werk in diesem Mozart -<br />
woche-Konzert am 3. Februar 2013,<br />
das ein außerordentliches Ereignis<br />
wird, dirigieren. Tags darauf gibt es<br />
eine Wiederholung als Konzert für<br />
Schulen.<br />
Eines der Kinder ist übrigens Leonie,<br />
die siebenjährige Tochter von Matthias<br />
Schulz. „Ich bin nicht überehrgeizig“,<br />
sagt Schulz zum Thema ,stolzer Papa‘.<br />
Aber es hat ihn <strong>sch</strong>on sehr gefreut,<br />
mit welchem Feuereifer seine Kleine<br />
– die Jüngste im Orchester – mitmache.<br />
Da die anderen Kinder es ihr<br />
gleichtun, kann man sich nur das<br />
Beste von diesem herzer wärmenden<br />
Pro jekt erwarten.<br />
Dieses Projekt wird aus Mitteln<br />
des Europäi<strong>sch</strong>en Fonds für<br />
Regionale Entwicklung (EFRE)<br />
kofinanziert.<br />
MOZART KINDERORCHESTER<br />
27
KAMMERMUSIK<br />
28<br />
Die Geigerin Carolin Widmann und der Cellist Jean-Guihen Queyras über kontrastreiche Kammermusik<br />
Was mit ,Mozart pur‘ in einem Konzert<br />
des Emerson String Quartets und<br />
Menahem Pressler beginnt, führt zu<br />
Kon<strong>zerte</strong>n, in denen kein Stück von<br />
Mozart gespielt wird „und Mozart<br />
trotz dem immer präsent ist“, wie dies<br />
der französi<strong>sch</strong>e Cellist Jean-Guihen<br />
„...das GefÜhl fÜr VollkoMMenheit,<br />
dass keine note zu Viel ist,<br />
alles seinen richtiGen Platz<br />
hat und Von einer fast ein<strong>sch</strong>Üchternden<br />
Perfektion ist.“<br />
Queyras empfindet. Denn im Kammer -<br />
musikprogramm der Mozartwoche<br />
2013 findet sich eine Fülle an Werken,<br />
in denen die Mozart’<strong>sch</strong>en Qualitäten<br />
Bestand haben. Queyras zählt dazu<br />
„das Gefühl für Vollkommenheit,<br />
dass keine Note zu viel ist, alles seinen<br />
richtigen Platz hat und von einer<br />
fast ein<strong>sch</strong>üchternden Perfektion<br />
ist.“ Das gilt für Ravel ebenso wie für<br />
Schubert, Bartók, Poulenc, Messiaen<br />
oder auch den österreichi<strong>sch</strong>en Komponisten<br />
Johannes Maria Staud. Es sind<br />
Parameter inmitten von Kontrasten.<br />
Dabei geht es nicht nur um die Kon -<br />
t rastierung von ganz unter<strong>sch</strong>iedli -<br />
chen Werken ver<strong>sch</strong>iedener Komponisten,<br />
sondern auch um die Kontraste<br />
innerhalb eines Werkes, einer Kompositionsweise<br />
und einem musikali<strong>sch</strong>en<br />
Inhalt. Die Geigerin Carolin Wid -<br />
mann, die gemeinsam mit Queyras,<br />
dem Klarinettisten Sebastian Manz<br />
und dem Pianisten Alexander Lonquich<br />
einen Programmbogen von Béla<br />
Bartók über Maurice Ravel und Staud<br />
Paradiesi<strong>sch</strong>e<br />
aussichten<br />
Rainer Lepu<strong>sch</strong>itz<br />
do 31. Jänner 15.00 uhr #19<br />
Universität <strong>Mozarteum</strong>, Solitär<br />
CAROLIN WIDMANN VIOLINE<br />
JEAN-GUIHEN QUEYRAS VIOLONCELLO<br />
SEBASTIAN MANZ KLARINETTE<br />
ALEXANDER LONQUICH KLAVIER<br />
Béla Bartók<br />
„Kontraste“ Sz 111<br />
Maurice ravel<br />
Trio a-Moll<br />
DG /<br />
Johannes Maria staud<br />
„Lagrein“<br />
Bothor<br />
olivier Messiaen<br />
Mathias<br />
„Quatuor pour la Fin du Temps“ ©<br />
Carolin Widmann und Jean-Guihen<br />
Queyras spannen in einem Konzert<br />
der Mozartwoche 2013 einen Programmbogen<br />
von Béla Bartók über Maurice<br />
Ravel und Johannes Maria Staud zu<br />
Olivier Messiaen.<br />
zu Olivier Messiaen spannt, spürt mit<br />
Leiden<strong>sch</strong><strong>aft</strong> Kontraste auf. In einem<br />
„wie Baden in chaMPaGner, ein<br />
<strong>sch</strong>wiMMen in harMonien.“<br />
Werk, dessen Titel Programm ist, liegen<br />
sie auf der Hand: Aus Bartóks Trio<br />
„Kontraste“, das der Ungar in den<br />
Vereinigten Staaten für den „klassi<strong>sch</strong>en“<br />
Geiger Joseph Szigeti, den<br />
Jazzklarinettisten Benny Goodman<br />
und sich selbst am Klavier komponiert<br />
hat, spricht für Widmann „so<br />
viel Freude, osteuropäi<strong>sch</strong>e freie<br />
Rhythmik mit jazzigen Anklängen zu<br />
verbinden. Eine unwiderstehliche Kon -<br />
frontation.“ Für sie als Geigerin stellt<br />
der Mittelsatz des Werkes eine besondere<br />
Herausforderung dar. Wenn darin<br />
Bartók die Violine und die Klarinette<br />
zu einer Ver<strong>sch</strong>melzung bringt,<br />
„dass man nicht mehr weiß, wer jetzt<br />
eigentlich was spielt“, muss die Geigerin<br />
gemeinsam mit dem Klarinettisten<br />
atmen, die Melodie immer wieder<br />
neu ansetzen, und nicht, wie es Streicher<br />
können, eine Phrase über den<br />
ganzen Satz spannen. Alles ist Kon -<br />
trast in diesem Werk, bis hin zur<br />
„überwältigenden Wirkung eines Dur-<br />
Akkordes“ inmitten einer spannungsreichen<br />
Harmonik. Widmann: „Wir<br />
sind heute klanglich so zuge<strong>sch</strong>üttet,<br />
dass wir gar nicht mehr die Bedeutung<br />
einer Dissonanz und den Kon trast<br />
eines Dur-Akkordes dazu kennen.“<br />
Bei Bartók hört der Cellist Queyras<br />
zu und kommt bei Ravel hinzu. So<br />
<strong>sch</strong>licht und perfekt der Franzose in<br />
der Form komponiert habe, so „voller<br />
Erotik“ sind für Queyras die Klangfarben:<br />
„Die Harmonien bewegen sich<br />
immer <strong>sch</strong>leichend, man weiß nicht<br />
genau, wo die Übergänge sind, wo die<br />
Modulationen.“ „Wie Baden in Cham -<br />
pagner“ ist es für Carolin Widmann,<br />
wenn sie Ravels Trio für Klavier, Violine<br />
und Violoncello spielt, und „ein<br />
Schwimmen in Harmonien.“ Nach<br />
Bartók gelangt Widmann mit Ravel<br />
„an das andere Ende des Spektrums“.<br />
Und findet dort dennoch auch eine<br />
Gemeinsamkeit: „Die Raffinesse der<br />
vertrackten Rhythmik bei Ravel kann<br />
es mit Bartók aufnehmen. Das hat<br />
auch starken Einfluss auf die Harmonik,<br />
die dadurch nicht mehr nur vertikal,<br />
sondern auch horizontal wahrnehmbar<br />
wird.“<br />
Ein Thema für sich: Die Geiger und<br />
die Harmonik. „Da haben wir ein<br />
Defizit“, sagt Carolin Widmann, „wir<br />
denken, da wir die Harmonik nicht<br />
akkordi<strong>sch</strong> durchleuchten, nie genug<br />
harmoni<strong>sch</strong>, selbst bei Bach nicht.“<br />
Bei Messiaen aber hätten die Geiger<br />
© Marco Borggreve<br />
gar keine andere Wahl: „Es geht gar<br />
nicht, sich seiner Musik, die oft allein<br />
von der Harmonik ausgeht, ohne harmoni<strong>sch</strong>es<br />
Denken anzunähern. In<br />
den <strong>sch</strong>nellen Sätzen folgen Monolithe<br />
von Akkorden unmittelbar aufeinander,<br />
jede Note wird ein voller Akkord.<br />
Da kommt die ganze Harmonik zum<br />
Tragen. Es klirrt!“<br />
Der Kontrast von Umständen und<br />
Ausdruck der Komposition könnte<br />
nicht größer sein als in Messiaens<br />
„Quartett für das Ende der Zeit“. Die<br />
Besetzung für Violine, Violoncello,<br />
Klarinette und Klavier wurde im<br />
Kriegsgefangenenlager von Görlitz<br />
1941 von musizierenden Mithäftlingen<br />
Messiaens vorgegeben. Obwohl<br />
unter dramati<strong>sch</strong>en Umständen und<br />
in höchster Not entstanden, ist es, so<br />
Widmann, ein durch und durch optimisti<strong>sch</strong>es<br />
Werk. „Jeder Ton sagt:<br />
Das Leben macht trotzdem einen<br />
Sinn. Es gibt die Unsterblichkeit, es<br />
gibt die Unendlichkeit. Wir kommen<br />
ins Paradies.“ Widmann erinnert dieses<br />
Quartett an das Buch des Neuro-<br />
KAMMERMUSIK<br />
29
KAMMERMUSIK<br />
30<br />
logen und KZ-Überlebenden Viktor<br />
Frankl: „...trotzdem Ja zum Leben<br />
sagen“.<br />
Darin liegt auch ein Unter<strong>sch</strong>ied von<br />
Messiaens Quartett zu Bartóks<br />
„Kontrasten“. Denn auch wenn die<br />
<strong>sch</strong>nellen Ecksätze von Bartóks Werk<br />
als <strong>sch</strong>wungvolle Tänze und zur Freude<br />
am Spiel komponiert sind, enthalten<br />
sie eine traurige und pessimisti<strong>sch</strong>e<br />
Bot<strong>sch</strong><strong>aft</strong> aus Zeiten des Krieges.<br />
Widmann: „Bartók wählte die<br />
Form von Rekrutierungstänzen, die<br />
gespielt wurden, wenn Soldaten ins<br />
Feld ziehen mussten. Aus diesen Tänzen<br />
hört man auch die Klagegesänge<br />
der zurück bleibenden Mütter. Eine<br />
Musik, die vom Verlust des Lebens,<br />
vom Untergang der Zivilisation<br />
erzählt.“ Dem steht der Glaube an die<br />
göttliche Kr<strong>aft</strong> und das ewige Leben<br />
bei Messiaen gegenüber.<br />
Für Queyras gehört das Messiaen-<br />
Quartett zu jenen „philosophi<strong>sch</strong>en<br />
SUMMARY<br />
Sebastian Manz ist gemeinsam mit Carolin Widmann und<br />
Jean-Guihen Queyras in der Mozartwoche 2013 zu hören.<br />
Werken, in denen man jedes Mal,<br />
wenn man sie spielt, auf eine lange,<br />
„Jeder ton saGt: das leBen Macht<br />
trotzdeM einen sinn. es GiBt die<br />
unsterBlichkeit, es GiBt die<br />
unendlichkeit. wir koMMen ins<br />
Paradies.“<br />
wunderbare Reise geht“. Auch wenn<br />
es einen starken Kontrast zur Musik<br />
von Ravel darstellt, „der sich ganz<br />
offensichtlich der Sinnlichkeit hingegeben<br />
hat“, ist auch das Quartett von<br />
Messiaen für Queyras „unglaublich<br />
sinnlich durch die Harmonik.“<br />
Der österreichi<strong>sch</strong>e Komponist Jo -<br />
han nes Maria Staud hat für sein Werk<br />
„Lagrein“ die Besetzung von Mes -<br />
siaens Quartett aufgegriffen. Der verbindende<br />
Faden zwi<strong>sch</strong>en den beiden<br />
Werken ist die Synästhesie, die<br />
Messiaen wie kaum einen anderen<br />
Komponisten prägte, und von der<br />
sich nun auch Staud leiten ließ, um<br />
The Chamber Music programme of the 2013 Mozart Week focuses on contrasts. Violinist<br />
Carolin Widmann – together with cellist Jean-Guihen Queyras, clarinettist Sebastian Manz<br />
and pianist Alexander Lonquich – presents a programme ranging from Bartók through<br />
Ravel and Staud to Messiaen. She sees Bartók’s trio Contrasts as expressing delight at<br />
“combining Eastern European free rhythms with echoes of jazz”. For Queyras, some of<br />
the timbres in Ravel’s music are “highly erotic”: “The harmonies always move subtly,<br />
so that one is never quite sure where the modulations are.” The contrast between<br />
circumstances and expression could hardly be more extreme than in Messiaen’s<br />
Quatuor pour la Fin du Temps, which was composed (and first performed) in a<br />
prisoner-of-war camp. In each note, Carolin Widmann feels that “life still makes sense.<br />
There is immortality; there is infinity. We enter Paradise.” Queyras considers the work<br />
as belonging to those “philosophical works which, at each performance, take one on a<br />
long and wonderful journey”.<br />
© Marco Borggreve<br />
durch Klänge Lichtreflexe zu be <strong>sch</strong>rei -<br />
ben – aber auch, den Ge<strong>sch</strong>mack<br />
eines Weins in musikali<strong>sch</strong>e Textur<br />
zu übersetzen (das Werk entstand im<br />
Auftrag eines Südtiroler Weinguts).<br />
Für Queyras, der bei der Mozartwoche<br />
2013 noch ein weiteres Werk Stauds,<br />
das Cellokonzert „Segue“, aufführen<br />
wird, ist die Musik des Österreichers<br />
von einer „ungeheuren Energie“<br />
erfüllt, die sich auf ihn überträgt.<br />
Jedes Mal, wenn er nach einer Staud-<br />
Aufführung vom Podium geht, fühlt<br />
sich der Cellist keineswegs „entkräftet,<br />
sondern fri<strong>sch</strong> und energiege -<br />
laden“. Musik, die die Sinne belebt.<br />
© Philippe Stirnweiss<br />
coMPoser in residence<br />
Wer seine Partituren zur Hand nimmt, erblickt genauestens notierte<br />
Klänge, die bis in das kleinste Detail festgelegt und mit einer Unzahl von Anmerkungen<br />
durchsetzt sind: Johannes Maria Staud ist Composer in Residence der Mozartwoche 2013.<br />
JOHANNES MARIA STAUD<br />
31
BLINDTExT<br />
32<br />
Johannes Maria staud<br />
bei der Mozartwoche 2013<br />
„dichotomie“<br />
(26.1., 15 Uhr) Quatuor diotima<br />
sowie Werke von Schubert, Ravel<br />
„segue“<br />
(30.1., 11 Uhr) <strong>Mozarteum</strong>orchester salzburg<br />
Pablo heras-casado, Jean-Guihen Queyras<br />
sowie Werke von Strawinsky, Mozart<br />
Mozart / Johannes Maria staud<br />
fantasie c-Moll für klavier kV 475<br />
Orchesterfassung<br />
Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
Uraufführung<br />
(30.1., 19.30 Uhr) wiener Philharmoniker<br />
teodor currentzis, Pierre-laurent aimard<br />
sowie Werke von Mozart<br />
„lagrein“ für Violine, klarinette, Violoncello und klavier<br />
(30.1., 15 Uhr) carolin widmann, Jean-Guihen Queyras<br />
sebastian Manz, alexander lonquich<br />
sowie Werke von Bartók, Ravel, Messiaen<br />
© Philippe Stirnweiss<br />
„Bewegungen“ für klavier<br />
„towards a Brighter hue“ für Violine<br />
(1.2., 11 Uhr) Pierre-laurent aimard, thomas zehetmair<br />
sowie Werke von Mozart, Bartók<br />
„celluloid“ für fagott solo<br />
„Par ici!“ für ensemble<br />
(2.2., 15 Uhr) ensemble intercontemporain<br />
swr Vokalensemble stuttgart, George Benjamin<br />
sowie Werke von Strawinsky, Messiaen, Boulez<br />
auftragswerk der stiftung <strong>Mozarteum</strong> salzburg<br />
Uraufführung<br />
(3.2., 15 Uhr) Mozart kinderorchester<br />
christoph koncz, Marc Minkowski, sven-eric Bechtolf<br />
sowie Werke von J. C. Bach, Mozart<br />
Mit freundlicher Unterstützung der<br />
Wer die Musik des 1974 geborenen Innsbruck -<br />
ers hört, ist allerdings mit erstaunlich eingängigen,<br />
jedenfalls auf Unmittelbarkeit und Durchhörbarkeit<br />
angelegten Ereign<strong>issen</strong> konfrontiert.<br />
Auch wenn seine Kompositionen oftmals uferlos<br />
zu wuchern <strong>sch</strong>einen, bieten sie dem Hörer<br />
durch ihre klare Gliederung etliche Möglichkeiten<br />
zur Orientierung, lassen ihn immer wieder<br />
innehalten und den Wechsel zwi<strong>sch</strong>en reich<br />
abgestuften Farbwerten und Dichtegraden nach -<br />
vollziehen. Staud ist <strong>sch</strong>on deshalb einer der<br />
profiliertesten österreichi<strong>sch</strong>en Komponisten<br />
seiner Generation, weil er seine Einfälle mit<br />
einer unverwechselbaren Hand<strong>sch</strong>rift und auf<br />
hohem kompositionstechni<strong>sch</strong>en Niveau zu<br />
Papier bringt. So groß die Bandbreite an Nuancen<br />
und der Hang zu extremen Gegensätzen<br />
auch ist, so sehr versteht er es, zwi<strong>sch</strong>en diesen<br />
Ausdruckswerten deutlich nachvollziehbar zu<br />
vermitteln.<br />
Bei der Vermittlung gegenüber seinem Publikum<br />
mag es auch hilfreich sein, dass sich Stauds<br />
Phantasie oftmals an Außermusikali<strong>sch</strong>em entzündet:<br />
an Literatur oder Bildender Kunst, an<br />
Naturw<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong> oder Philosophie, an ab -<br />
strakten Begriffen oder ganz konkreten Ereign<strong>issen</strong><br />
– oder an musikali<strong>sch</strong>en Vorbildern.<br />
Sein „Segue – Musik für Violoncello und<br />
Orchester“ knüpft an ein Mozart-Fragment aus<br />
dem Besitz der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> an und hebt<br />
dessen über<strong>sch</strong>aubare Welt buchstäblich aus<br />
den Angeln; bei einem seiner beiden Auftragswerke<br />
für die Mozartwoche 2013 wird er sich<br />
hingegen eng an die c-Moll-Fantasie für Klavier<br />
halten und sie orchestrieren. Diese Arbeit ist<br />
zwar gerade im Entstehen, es darf aber wohl<br />
erwartet werden, dass aus ihr Stauds kompositori<strong>sch</strong>es<br />
Handwerk ebenso stark sprechen<br />
wird wie aus seinen ureigensten Werken, von<br />
denen in <strong>Salzburg</strong> eine repräsentative Auswahl<br />
erklingen wird.<br />
Daniel Ender<br />
»BLEISTIFT, RADIERGUMMI UND EIN TASCHENRECHNER...«<br />
Johannes Maria staud iM GesPräch<br />
mit Teresa Pie<strong>sch</strong>acón Raphael<br />
wollten sie <strong>sch</strong>on immer komponist<br />
sein? Gab es je eine alternative?<br />
Eigentlich nicht. Seit meinem neunten<br />
Lebensjahr wollte ich Komponist<br />
sein. Mit neun komponierte ich eine<br />
Sonate für Blockflöte und dann ging<br />
es sehr <strong>sch</strong>nell zu groß besetzten,<br />
sym phoni<strong>sch</strong>en Werken. Die sind zwar<br />
nie gespielt worden, aber das ist auch<br />
besser so. Die Partituren habe ich noch,<br />
meine Eltern sammeln das. Sie haben<br />
mich immer unterstützt.<br />
Nach einem kurzen, intensiven Ausflug<br />
in die Rockmusik war mir mit<br />
siebzehn klar: ich will Komposition<br />
stu dieren. Nach meinem Zivildienst<br />
habe ich dann von 1994 bis 2001 in<br />
Wien und Berlin studiert. Bei meinem<br />
wichtigs ten Lehrer, Michael Jarrell,<br />
lernte ich die Musik der zweiten Wiener<br />
Schule, von Stockhausen, Nono,<br />
Ligeti und Boulez kennen, die ich<br />
gründ lich studierte. Und ich bekam<br />
bald Aufträge, komponierte...<br />
ihr werk „Bewegungen“ für klavier<br />
von 1996, das bei der Mozartwoche<br />
2013 von Pierre-laurent aimard<br />
interpretiert wird, bezeichnen sie…<br />
…als opus 1, obwohl ich keine Opuszahlen<br />
habe. In ihm habe ich das Ge -<br />
fühl, dass es von mir kommt, dass ich<br />
in musiksprachlicher Hinsicht wei ter -<br />
gekommen bin und etwas zu sagen<br />
habe. Ich habe ihm ein Zitat aus Jean<br />
Paul Sartre – Der Ekel (La nausée)<br />
vorangestellt: „...ich sagte mir, während<br />
ich das Wiegen der Äste verfolgte:<br />
die Bewegungen existieren nie ganz,<br />
das sind Übergänge, Verbindungs -<br />
stücke zwi<strong>sch</strong>en zwei Existenzen,<br />
<strong>sch</strong>wache Phasen...“.<br />
dieses zitat könnte auch ein anderes<br />
frühes werk von ihnen be<strong>sch</strong>reiben:<br />
ihr streichquartett „dichotomie“<br />
von 1998, das in der Mozartwoche<br />
2013 vom Quatuor diotima gespielt<br />
wird.<br />
„Dichotomie“ ist das Werk eines jungen,<br />
ambitionierten Komponisten, der<br />
die Extreme ausreizen wollte. Den<br />
Titel entnahm ich der Botanik und<br />
nicht der Aussagenlogik. In der Botanik<br />
be zeichnet Dichotomie gabelartige<br />
Verzweigungen bei Pflanzensprossen,<br />
wo mit ich auch die Grundidee<br />
des Stückes be<strong>sch</strong>reibe. Der erste<br />
Satz endet nach etlichen Umwegen<br />
an einer Ga belung und einem Knotenpunkt,<br />
hier knüpft der zweite an,<br />
entwickelt sich aber dann in eine<br />
ganz eigene, dra ma ti<strong>sch</strong>e Richtung<br />
weiter. Es ist ein wildes, herbes, dy -<br />
nami<strong>sch</strong> intensives Stück, aus nur<br />
wenigen Keimzellen ge boren, die sich<br />
ständig durchdringen und unvorhersehbare<br />
Formverläufe ge nerieren.<br />
wie wichtig ist der einfall für sie?<br />
Sehr wichtig. Bei mir entsteht alles<br />
induktiv. Ich suche nach dem Einfall<br />
im Sinne eines Morton Feldman, drehe<br />
und wende dabei kleine Bausteine<br />
so lange, bis sie zünden. Die Keimzellen<br />
bilden Texturen, die allmählich<br />
zu le ben beginnen, mit einem Organismus<br />
zu vergleichen sind. Mit<br />
jedem neuen Werk versuche ich<br />
auch, mein Sensorium für die Potentialität<br />
eines einmal gewählten<br />
Grundmaterials wei ter zuentwickeln<br />
und dabei stets die Spontaneität des<br />
Augenblicks mit kom positori<strong>sch</strong>er<br />
Folgerichtigkeit und Öko nonomie zu<br />
verbinden.<br />
„segue, Musik für Violoncello und<br />
or chester“ von 2006 wird bei der<br />
Mozartwoche 2013…<br />
…in der redigierten Neufassung von<br />
2008 aufgeführt. Mit der mittlerweile<br />
zurückgezogenen ersten Fassung, die<br />
2006 in <strong>Salzburg</strong> bei den <strong>Salzburg</strong>er<br />
Festspielen uraufgeführt wurde, war<br />
ich nicht zufrieden. Die Uraufführung<br />
der Neufassung 2008 fand am 20. Feb -<br />
ruar 2009 im Konzerthaus Berlin (Kon -<br />
zerthaus orchester Berlin, Lothar Zag -<br />
rosek, So list: Jean-Guihen Queyras)<br />
statt.<br />
„segue“ basiert auf einer unvollendeten<br />
skizze von Mozart; das autograph<br />
davon befindet sich im Besitz<br />
der stiftung <strong>Mozarteum</strong>.<br />
Ja, ein Andantino für Violoncello und<br />
Tasteninstrument, KV Anh. 46 (374g),<br />
das mir damals Heinrich Schiff ge -<br />
zeigt hat. Doch mein Werk ist weder<br />
spukende Reminiszenz an eine glückselige<br />
Vergangenheit, noch polystilisti<strong>sch</strong><br />
verfremdend. Segue heißt ja: ,es<br />
folgt, es geht weiter‘, und steht auch<br />
dafür, dass es immer Neues und<br />
Ungewohntes in der Kunst geben<br />
wird. Auch wenn es zunächst fremd,<br />
nicht selten unheimlich sein kann, er -<br />
weitert es den Horizont. Künstleri<strong>sch</strong>e<br />
Traditionen sind sehr wichtig, aber<br />
nicht im musealen, sondern im kons -<br />
truktiven, neugierig machenden Sinn.<br />
Es braucht die großartigen Komponisten<br />
der Vergangenheit eben so wie die<br />
wunderbaren Interpreten der Gegenwart,<br />
um lebendig zu bleiben und<br />
eine Tradition für morgen zu <strong>sch</strong>affen.<br />
„Segue“ besteht aus einer Introduktion,<br />
drei Hauptteilen, 2 Ka den -<br />
zen und einer Coda von teilweise<br />
COMPOSER IN RESIDENCE<br />
33
COMPOSER IN RESIDENCE<br />
34<br />
recht unter<strong>sch</strong>iedlicher Länge, die alle<br />
einem übergreifenden Proportionsverhältnis<br />
unterliegen.<br />
apropos Proportionen: es heißt, sie<br />
würden unter einem zählzwang leiden.<br />
Ja. Furchtbar! Meine Hauptutensilien<br />
beim Komponieren sind neben Bleistift<br />
und Radiergummi ein Ta<strong>sch</strong>enrechner<br />
neben mir am Schreibti<strong>sch</strong>.<br />
Aber das wird man in meiner Musik<br />
nicht hören, ähnlich wie bei Alban<br />
Berg oder Béla Bartók. Der Rechner<br />
hilft mir vor allem, Zeitproportionen<br />
zu bestimmen. Die Ebene der Phantasie<br />
braucht eine andere Ebene, welche<br />
die Gedanken fokussiert und <strong>sch</strong>ärft,<br />
formal <strong>sch</strong>lüssig macht. Denn die<br />
Musik ist am besten, wenn sie irgendwo<br />
eingegrenzt ist. Anfangs gebe ich<br />
alles, bin emotional sehr involviert,<br />
dann aber ist es sehr wichtig, die<br />
Kontrolle nicht zu verlieren und zu<br />
w<strong>issen</strong>, wohin ich steuere. Schnelle<br />
Momente werden hörpsychologi<strong>sch</strong><br />
et wa länger wahrgenommen als ruhige.<br />
Ich bin kein Schnell<strong>sch</strong>ießer. Ein<br />
Stück braucht Detailarbeit, erfordert<br />
viel Selbstkritik. Musik aus dem ers -<br />
ten Schaffensrau<strong>sch</strong> funktioniert oftmals<br />
nicht, muss geprüft, von allen<br />
Seiten betrachtet werden, bevor sie<br />
endgültig während der Rein<strong>sch</strong>rift<br />
fixiert wird. Es gibt aber auch Stücke,<br />
die man in wenigen Tagen er<strong>sch</strong>afft<br />
und die trotzdem funktionieren.<br />
wie sieht ihr komponistenalltag aus?<br />
Im Grunde wie der eines Büromen<strong>sch</strong>en.<br />
Es ist wichtig, dass man im<br />
Stück bleibt. Meist sitze ich gegen 9<br />
Uhr am Schreibti<strong>sch</strong> und bleibe dann<br />
bis 14 Uhr. Je nach Fortgang des Stückes<br />
gibt es eine Spät<strong>sch</strong>icht ab 17,<br />
18 Uhr mit Open-End, manchmal bis<br />
weit nach Mitternacht. Dazwi<strong>sch</strong>en<br />
mache ich Kontrastprogramm, gehe<br />
laufen, <strong>sch</strong>wimmen oder essen, treffe<br />
Leute, gehe in Kon<strong>zerte</strong>, Ausstellungen<br />
oder Filme.<br />
Mit „segue“ knüpfen sie an eine skiz -<br />
ze von Mozart an, mit der orches -<br />
trierung der fantasie c-Moll für klavier<br />
kV 475, dessen autograph sich<br />
ebenfalls im Besitz der stiftung<br />
<strong>Mozarteum</strong> befindet, an ein ganzes<br />
werk.<br />
Die c-Moll-Fantasie, eines der un -<br />
glaublichsten Stücke Mozarts, wollte<br />
ich <strong>sch</strong>on lange, eigentlich <strong>sch</strong>on seit<br />
meiner Studienzeit, einmal orchestrie -<br />
ren. Ich bin sehr glücklich darüber,<br />
dass sich nun die Chance dazu bietet.<br />
Mir ist bewusst, dass es vielleicht vermessen<br />
klingen könnte, sich an ein<br />
solches Vorhaben zu setzen. Dennoch<br />
ist es, so finde ich, den Versuch allemal<br />
wert. In Mozarts „Fantasie“ wird<br />
das Klavier oft wirklich ‚orchestral‘<br />
behandelt. Es ist zudem eine <strong>sch</strong>öne<br />
und herausfordernde Gelegenheit,<br />
SUMMARY<br />
mein Orchestrierungshandwerk auf<br />
die Probe zu stellen, es zu <strong>sch</strong>ärfen und<br />
von Mozart zu lernen.<br />
was ist für sie ein komponist: ein<br />
„handwerker“, wie sich J. s. Bach<br />
sah, im sinne von „componere“, zu -<br />
sammensetzen, oder nehmen sie<br />
den l’art pour l’art-standpunkt ein?<br />
Das Handwerk muss man, zumindest<br />
trifft das für meine musikali<strong>sch</strong>e Äs -<br />
thetik zu, beherr<strong>sch</strong>en. Wenn ich eine<br />
Idee optimal, durch und durch persön -<br />
lich ausdrücken will, muss ich w<strong>issen</strong>,<br />
wie Puccini oder Ravel, Schönberg<br />
oder Varèse eine große Steigerung<br />
instrumentiert haben.<br />
Wenn ich komponiere, muss ich et -<br />
was von der Instrumentation und den<br />
Instrumenten verstehen, so, dass es<br />
“We have nuclei, and we watch how they develop; a texture<br />
emerges and comes to life.” The composer Johannes Maria<br />
Staud (b 1974), this year’s Composer in Residence,<br />
describes his creative work almost like a scientist. He grew<br />
up in Innsbruck and soon set his sights on Vienna and<br />
Berlin, where he studied Music Theory, Composition and<br />
Philosophy, and attended Brian Ferneyhough’s master<br />
classes. An avid reader, he draws his inspiration from literature,<br />
the visual arts, from surrealist, concrete poetry or<br />
from a particular theory. His fondness for meticulous detail<br />
shows in his precise notation. His compositions, developed<br />
in a long, self-critical process, are performed worldwide<br />
(even in the Far East) by first-class musicians such as the<br />
Ensemble Modern, the Berlin and the Vienna Philharmonic,<br />
and here at the 2013 Mozart Week by Pierre-Laurent<br />
Aimard, Thomas Zehetmair, Ensemble intercontemporain<br />
and Marc Minkowski.<br />
nicht nur auf dem Papier funktioniert.<br />
Ich habe mich auch mit akusti<strong>sch</strong>en<br />
Fragen und aufführungstechni<strong>sch</strong>en<br />
Problem stellungen zu be<strong>sch</strong>äfti -<br />
gen. Darüberhinaus suche ich immer<br />
den Kontakt zu den Interpreten und<br />
löchere sie mit Fragen.<br />
„lagrein“ von 2008 für Violine, klarinette,<br />
Violoncello und klavier ist<br />
ein auftragswerk für das weingut<br />
alois lageder.<br />
Mit der Weinbe<strong>sch</strong>reibung einer Südtiroler<br />
Rotweinsorte leitete ich meine<br />
Werkeinführung ein: „Mitteltiefe, in -<br />
ten sive, kir<strong>sch</strong>rote Farbe mit rubinrotem<br />
Schimmer. Reiches, fruchtiges<br />
(Zwet<strong>sch</strong> ke), würziges Aroma mit Ge -<br />
ruchsnoten von Leder, Teer und Ka -<br />
kao, aber auch floralen Nuancen (Veil -<br />
chen). Voller, ziemlich milder Ge -<br />
<strong>sch</strong>mack mit ,erdigem‘ Nachhall und<br />
spürbarem Gerbstoff.“ Ja... alle haben<br />
das dann übernommen und von der<br />
dionysi<strong>sch</strong>en Kr<strong>aft</strong> des Weines ge -<br />
<strong>sch</strong>rie ben.<br />
Mögen sie solche kulinarik?<br />
Die Lichtreflexe des Weines, seinen<br />
milden Ge<strong>sch</strong>mack mit ,erdigem‘<br />
Nachhall und spürbarem Gerbstoff<br />
wollte ich tatsächlich in eine musikali<strong>sch</strong>e<br />
Textur und Struktur <strong>sch</strong>affen.<br />
Doch eigentlich ist das Werk eine<br />
Verneigung vor Olivier Messiaen und<br />
seinem wunderbaren „Quatuor pour<br />
la Fin du Temps“, auch wegen der<br />
Besetzung Violine, Klarinette, Violoncello,<br />
Klavier.<br />
„towards a brighter hue“ ist eine auf -<br />
tragskomposition für den internatio -<br />
na len Musikwettbewerb der ard.<br />
Ein hochvirtuoses, zunächst heftig<br />
vorantreibendes Violinstück, von der<br />
Virtuosität eines Paganini inspiriert,<br />
das Thomas Zehetmair, wie ich glaube,<br />
liegen wird. Angeregt dazu wurde<br />
ich durch die Holzskulpturen des<br />
engli<strong>sch</strong>en Künstlers David Nash, die<br />
ich bei einer Ausstellung in der Galerie<br />
Tate St. Ives entdeckte.<br />
Ich habe lange an dem Werk gearbeitet,<br />
von Juni bis September 2004 –<br />
gleich nach meiner Oper „Berenice“.<br />
Das ist wichtig, denn mein Violinstück<br />
ba siert auf einer rhythmi<strong>sch</strong><br />
prägnanten Keimzelle aus der Oper,<br />
die dort allerdings von der Kontrabassklarinette<br />
eingeführt wird. In<br />
„Towards a brighter hue“ wird sie<br />
jedoch anders, wesentlich dramati<strong>sch</strong>er<br />
weiterentwickelt und den Möglichkeiten<br />
der Violine angepasst.<br />
das ensemble intercontemporain wird<br />
unter George Benjamin ferner „Par<br />
ici!“ von 2011 aufführen, dem sie ein<br />
zitat von charles Baudelaire aus den<br />
„Blumen des Bösen“ voranstellten.<br />
Aus dem Gedicht „Le Voyage“ von<br />
1859:<br />
Nous nous embarquerons sur la mer<br />
des Ténèbres<br />
Avec le coeur joyeux d’un jeune passager.<br />
Entendez-vous ces voix, charmantes<br />
et funèbres,<br />
Qui chantent: Par ici! vous qui voulez<br />
manger<br />
Le Lotus parfumé! ...<br />
So <strong>sch</strong>iffen wir uns auf dem Meer der<br />
Finsternis ein<br />
Mit dem freudigen Herz eines jungen<br />
Passagiers.<br />
Hört ihr diese Stimmen, die so düster<br />
lockend singen:<br />
„Hierher! ihr, die ihr den süßduftenden<br />
Lotus essen wollt!<br />
die Partitur <strong>sch</strong>reibt vor: „im optimal -<br />
fall ein echter konzertflügel, bei dem<br />
12 töne exakt um einen Viertelton<br />
nach oben gestimmt werden“.<br />
Das ist die Fortsetzung meiner Arbeit<br />
mit mikrotonalen Rastern. Es wird<br />
meine revidierte Neufassung uraufgeführt.<br />
Mit Bleistift und radiergummi können<br />
sie so ein werk nicht komponiert<br />
haben, oder?<br />
Natürlich verwende ich den Computer,<br />
wenn ich vierteltönige Musik <strong>sch</strong>reibe.<br />
Überhaupt kann ich die Be <strong>sch</strong>äfti -<br />
gung mit Elektronik gar nicht mehr<br />
aus meinem Arbeitsalltag wegdenken.<br />
In diesem Fall war es ein MIDI-Klavier,<br />
der MAx-MSP-Patch da für wurde<br />
am IRCAM von Robin Meier speziell<br />
für dieses Werk programmiert.<br />
„celluloid“, ganz konventionell für<br />
fagott-solo, von 2011, ein auftrag<br />
der sächsi<strong>sch</strong>en staatskapelle dresden,<br />
findet ebenfalls eingang in das<br />
Programm der Mozartwoche 2013.<br />
Ich liebe das Instrument, es hat einen<br />
sehr sprachaffinen Ton. Und leider,<br />
ganz zu Unrecht, den Ruf, altmodi<strong>sch</strong><br />
zu sein. Ich wollte ein Stück <strong>sch</strong>reiben,<br />
bei dem das Fagott wie Zel luloid <strong>sch</strong>nell<br />
Feuer fängt, um dann in völlig neue,<br />
virtuos-bizarre Klangwelten aufzubrechen.<br />
Das Stück ist in enger Zusam -<br />
men arbeit mit dem groß artigen Pascal<br />
Gallois entstanden.<br />
ein auftragswerk der stiftung Mozar -<br />
teum <strong>sch</strong>reiben sie für das debütkonzert<br />
des Mozart kinderorches ters<br />
in der Mozartwoche 2013.<br />
Nun, das Werk ist noch nicht komponiert<br />
und deshalb kann ich derzeit<br />
nicht viel dazu sagen.<br />
wie werden sie es angehen?<br />
Ich versuche mich zu erinnern, welche<br />
Musikstücke mir als Klavier<strong>sch</strong>üler<br />
Freude gemacht haben und welche<br />
nicht. Das wird mein Ausgangspunkt<br />
sein. Obwohl das <strong>sch</strong>wierig ist, da ich<br />
selbst noch keine Kinder habe. Und<br />
so kann ich mich nur in meine eigene<br />
Kindheit zurückversetzen und mich<br />
daran erinnern, was mir Freude ge -<br />
macht hat. Es soll auf keinen Fall et -<br />
was pädagogi<strong>sch</strong> Verklemmtes dabei<br />
herauskommen.<br />
COMPOSER IN RESIDENCE<br />
35
© Elisabeth Novy<br />
BLINDTExT<br />
36<br />
© Elisabeth Novy<br />
„worte waren waGner<br />
wichtiG...“<br />
„wagner hat Mozart noch für seinen Gott halten können, umgekehrt ging das aber nicht... ich bin<br />
dankbar und glücklich, dass ich meine karriere mit Mozart starten durfte, als österreicherin hat man ein<br />
liebesverhältnis zu diesem komponisten...“, meint elisabeth kulman im ausblick auf die Mozartwoche 2013.<br />
sa 02. feBruar 19.30 uhr #27<br />
Großes Festspielhaus<br />
WIENER PHILHARMONIKER<br />
DIRIGENT GEORGES PRÊTRE<br />
ELISABETH KULMAN MEZZOSOPRAN<br />
Mozart<br />
Symphonie D-Dur KV 504 „Prager“<br />
richard wagner<br />
Fünf Lieder nach Gedichten von<br />
Mathilde Wesendonck WWV 91A<br />
Georges Bizet<br />
Symphonie C-Dur<br />
Wer ihre Stimme einmal gehört hat,<br />
der vergisst sie nie wieder. Was man<br />
gemeinhin ,Timbre‘ nennt, lässt sich<br />
bei Elisabeth Kulman mit Worten<br />
<strong>sch</strong>werlich be<strong>sch</strong>reiben: samtweich,<br />
ge <strong>sch</strong>meidig, klar und flexibel in allen<br />
Registern und Farben, vom Alt bis in<br />
die exponierten Mezzo-Lagen.<br />
Dabei debütierte sie an der Volksoper<br />
Wien 2011 als – Pamina! Denn die<br />
1973 geborene Burgenländerin wurde<br />
zunächst an der Wiener Musikuniversität<br />
als Sopranistin ausgebildet und<br />
war auch als solche eine sehr gute<br />
Sängerin, allerdings eine, die stets das<br />
Gefühl hatte, dass etwas nicht ganz<br />
stimmt. Seit dem Wechsel ins Mezzound<br />
Altfach im Jahr 2005 stimmt bei<br />
Kulman nun wirklich alles – nicht nur<br />
für sie selbst, sondern auch für Publikum<br />
und Kritik. Umwege ist die Sängerin<br />
freilich gewohnt: Zunächst studierte<br />
sie Sprachen, sang dabei nur nebenher<br />
im Chor, hatte musikali<strong>sch</strong> ganz<br />
andere Vorlieben als Opern und Lied.<br />
Sie fing allerdings Feuer, als sie Aufführungen<br />
unter der Leitung von Riccardo<br />
Muti oder Nikolaus Harnoncourt<br />
sang.<br />
Inzwi<strong>sch</strong>en gilt sie seit Jahren als eine<br />
der bedeutendsten Sängerinnen ihrer<br />
Generation und wird auch für ihre<br />
Bühnenpräsenz beinahe <strong>sch</strong>on standardmäßig<br />
gelobt. An der Wiener<br />
Staats oper wurde sie zum Publikumsliebling<br />
– gleich ob mit Partien in den<br />
Opern von Wagner, Verdi, Richard<br />
Strauss oder als Prinz Orlowsky in der<br />
„Fledermaus“ von Johann Strauß; bei<br />
ihrem Debüt bei den <strong>Salzburg</strong>er Festspielen<br />
reüssierte sie 2010 als Orfeo in<br />
Glucks gleichnamiger Oper. Ihr<br />
Repertoire reicht aber nicht nur von<br />
Alter Musik bis in die neueste Zeit – in<br />
der Uraufführung von Aribert Reimanns<br />
„Medea“ an der Wiener Staatsoper<br />
sang und spielte sie eine ihrer<br />
Paraderollen –, sondern führt auch in<br />
ungewohnte Gefilde. Großes Aufsehen<br />
erregten jene Projekte, die sie selbst<br />
mitinitiierte und bei denen sie etwa<br />
Neubearbeitungen der Lieder von<br />
Mussorgsky und Mahler singt oder<br />
einen Komponisten wie den völlig<br />
vergessenen Hans Sommer wiederentdeckt.<br />
Eine Entdeckung ist Elisabeth Kulman<br />
selbst zwar längst nicht mehr – aber<br />
auch ihre Interpretation der „Wesendonck-Lieder“<br />
von Richard Wagner bei<br />
der Mozartwoche 2013 dürfte die eine<br />
oder andere neue Farbe ihrer nuancenreichen<br />
Stimme zutage fördern.<br />
ELISABETH KULMAN<br />
37
ELISABETH KULMAN<br />
38<br />
»ES GEHT BUCHSTABLICH Ä UM DIE ZWISCHENTONE...«<br />
Ö<br />
elisaBeth kulMan iM GesPräch<br />
mit Teresa Pie<strong>sch</strong>acón Raphael<br />
sie studierten zunächst russi<strong>sch</strong> und<br />
finno-ugristik. warum?<br />
Ich bin an der Grenze zu Ungarn aufgewachsen,<br />
im Burgenland, in dem es<br />
seit eh und je ein Kulturgemi<strong>sch</strong> gibt,<br />
das seit Jahrhunderten gut zusam men -<br />
lebt. Meine Familie zählt zu der kleinen,<br />
alten, fast aussterbenden Minderheit<br />
der Ungarn in Österreich.<br />
Meine Eltern sind Österreicher, doch<br />
sie haben mit mir als Kind Ungari<strong>sch</strong><br />
gesprochen und so bin ich mit der<br />
ungari<strong>sch</strong>en Kultur aufgewachsen.<br />
Russi<strong>sch</strong> lernte ich in der Schule –<br />
ein Zufall, denn eine russi<strong>sch</strong>e Lehrerin<br />
musste wohl be<strong>sch</strong>äftigt werden.<br />
Dann habe ich mich in die Sprachen<br />
regelrecht verliebt und wollte nach<br />
der Matura etwas Exoti<strong>sch</strong>es machen.<br />
So fing ich an, Slawistik, Finno-Ugristik<br />
und Musikw<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong> zu studieren.<br />
Erst später, mit 22 Jahren, be -<br />
gann ich mit einem Gesangsstudium.<br />
welche Bedeutung hatte Musik in<br />
ihrer kindheit?<br />
Sie war ganz, ganz wichtig. Ich habe<br />
mit meiner Mutter viel gesungen,<br />
sowohl ungari<strong>sch</strong>e als auch deut<strong>sch</strong>e<br />
Volkslieder und war in einer ungari<strong>sch</strong>en<br />
Tanzgruppe, habe Csárdás ge -<br />
tanzt. Ich komme aus einer einfachen<br />
Familie, meine Mutter war Hausfrau,<br />
mein Vater Beamter. Meine Mutter ist<br />
Organistin, immer aktiv im Chor so -<br />
wie in der Kirchengemeinde gewesen<br />
und hat die Tanzgruppe geleitet. Ich<br />
lernte Musik in einer gew<strong>issen</strong> Ur -<br />
sprünglichkeit kennen; das bedeutet<br />
mir heute sehr viel, gerade weil unser<br />
Beruf so stressig, so großen Belastungen<br />
ausgesetzt ist.<br />
wann spürten sie, dass sie einen<br />
sinn für die Bühne haben?<br />
Viele Kinder singen, und doch ist es<br />
etwas anderes, sich da hinzustellen<br />
und ein Lied vorzutragen. Ich war ein<br />
<strong>sch</strong>üchternes Kind, aber es gibt viele<br />
<strong>sch</strong>üchterne Men<strong>sch</strong>en, die es auf die<br />
Bühne treibt. Es ist eine psychologi<strong>sch</strong>e<br />
Frage, die gar nicht so einfach<br />
zu beantworten ist. Vielleicht ist es<br />
auch ein starkes Gefühl, man hat ein<br />
starkes Talent, man weiß: Da <strong>sch</strong>lummert<br />
etwas in mir, das die anderen<br />
nicht haben – und dann will man das<br />
ausstellen, exhibieren, um die Auf -<br />
merk samkeit zu bekommen, die man<br />
als <strong>sch</strong>üchterner Men<strong>sch</strong> nicht be -<br />
kommt.<br />
sie sangen bereits zu <strong>sch</strong>ulzeiten im<br />
chor, wenig <strong>sch</strong>ien darauf hinzuweisen,<br />
dass sie einmal als solistin auf<br />
der Bühne stehen würden.<br />
Ich liebe es, mit anderen gemeinsam<br />
zu musizieren, das Zusammenspiel<br />
ist mir sehr wichtig. Als Opernsänger<br />
sind wir eher Einzelkämpfer, alleine<br />
in den Hotelzimmern, alleine auf Reisen<br />
und auch alleine verantwortlich<br />
für unsere Leistung. Für mich ist es<br />
der höchste Genuss, wenn alle im<br />
Sinne des Komponisten an einem<br />
Strang ziehen. Wir sind als Interpreten<br />
dazu verpflichtet. Im Chorsingen<br />
habe ich gelernt, dass man zu sam men -<br />
halten muss, um das Bestmögliche zu<br />
erreichen.<br />
wie kam es dann zu der ent<strong>sch</strong>eidung,<br />
das sprachstudium aufzugeben<br />
und ein Gesangsstudium aufzunehmen?<br />
Ich war jeden Abend, neben dem<br />
Sprachstudium an der Uni, in der<br />
Chorprobe. Eigentlich wollte ich nur<br />
w<strong>issen</strong>, wie Singen geht, ohne sich<br />
weh zu tun und habe mich ohne Ausbildung<br />
für die Aufnahmeprüfung an<br />
der Musikhoch<strong>sch</strong>ule in Wien angemeldet;<br />
man hat mich genommen. Ja,<br />
dann studiert man sechs Jahre und<br />
bekommt ein Diplom, auf dem steht:<br />
‚Diplomierte Konzert- und Opernsängerin‘.<br />
Und dann fragt man sich:<br />
‚Wollte ich das werden?‘ Doch man<br />
wächst hinein. Die Oper kam mir an -<br />
fangs etwas zu künstlich vor, alles<br />
wirkte so affektiert und unnatürlich,<br />
damit konnte ich zunächst nichts an -<br />
fangen. Doch im Zuge des Studiums<br />
wurde ich auf die Bühne gejagt und<br />
habe es einfach gemacht. Schließlich<br />
fing es auch an, mir wirklich Spaß zu<br />
machen. Heute könnte ich mir ein<br />
an deres Leben gar nicht mehr vorstellen.<br />
im chor sangen sie noch sopran.<br />
Ja, ich war sogar Erster Sopran. Der<br />
Chorleiter hat mich immer sehr ge -<br />
<strong>sch</strong>ätzt, weil ich dem Sopranklang<br />
Dunkelheit und Wärme gegeben ha -<br />
be. Ausgebildet wurde ich ebenfalls als<br />
Sopran.<br />
was passierte dann?<br />
Erst dachte ich, es sei ein Problem<br />
der Kondition, oder dass ich nicht flei -<br />
ßig genug sei. Ich habe wie wild trainiert.<br />
Doch es half nicht und ich merk -<br />
te, ich mache mir etwas vor. Im Hin -<br />
terkopf wusste ich, dass ich für dieses<br />
Sopranfach nicht gebaut bin.<br />
wie <strong>sch</strong>wierig fiel diese erkenntnis?<br />
Ich habe lange damit gekämpft, die<br />
Komponisten <strong>sch</strong>reiben ja bis heute<br />
die Hauptrollen für Sopran. Es gibt<br />
zwar noch die Carmen und die Dalila,<br />
aber viel mehr Partien fallen einem<br />
auf die Schnelle nicht ein. Ich war als<br />
Sopran mit den Hauptrollen verwöhnt<br />
worden, und plötzlich war das alles<br />
weg. Ich musste in der Mitte ‚herum<br />
singen‘, dort fällt man nur auf, wenn<br />
man nicht da ist oder fal<strong>sch</strong> singt.<br />
Ich war plötzlich die Mutter, die Alte,<br />
die Intrigante aber eben nicht mehr<br />
die junge, <strong>sch</strong>öne Geliebte. Mittlerwei le<br />
habe ich einen solchen Spaß daran,<br />
die Böse zu sein – das ist doch viel<br />
interessanter als die langweilige<br />
Sopranistin, die unter den Männern<br />
leidet. Ich bin froh, den Männern<br />
jetzt auf der Bühne eins auswi<strong>sch</strong>en<br />
zu können. Es ist auch weniger stressig.<br />
Als Sopran wird man immer daran ge -<br />
messen, ob der hohe Ton kommt oder<br />
nicht. Als Mezzo geht es buchstäblich<br />
um die Zwi<strong>sch</strong>entöne.<br />
sie hatten als sopran viel Mozart ge -<br />
sungen.<br />
Darüber bin ich allerdings sehr traurig:<br />
Dass ich mit meiner Stimmlage<br />
nicht mehr so viel bei Mozart finde.<br />
Selbst seine Partien für „Mezzo“, den<br />
es ja damals so noch nicht gab, liegen<br />
sehr hoch und mir nicht mehr in der<br />
Kehle. Dennoch bin ich dankbar und<br />
glücklich, dass ich meine Karriere mit<br />
Mozart starten durfte, als Österreicherin<br />
hat man ein Liebesverhältnis<br />
zu diesem Komponisten, er ist der<br />
größte Opernkomponist überhaupt;<br />
seine Dramatik, sein Humor, seine<br />
Gefühlstiefe, und dann diese Leichtig -<br />
keit, die eine absolut techni<strong>sch</strong>e Perfektion<br />
vom Sänger erwartet. Jeder<br />
Sänger sollte durch die Mozart<strong>sch</strong>ule<br />
gehen. Durch Verdi kann man sich<br />
vielleicht durch<strong>sch</strong>windeln. Bei Mozart<br />
hört man jede Unsicherheit. Er vereint<br />
alles, ist neben Bach das größte<br />
Genie.<br />
„ich glaube an Gott, Mozart und Beet -<br />
hoven“, sagte richard wagner...<br />
Wagner hat Mozart noch für seinen<br />
Gott halten können, umgekehrt ging<br />
das aber nicht.<br />
na ja, vielleicht hat wagner sich<br />
selbst für einen Gott gehalten.<br />
(lacht) Das ist das beste Statement!<br />
Endlich sagt das mal jemand. Da<br />
kann ich nichts mehr sagen!<br />
Von der finno-ugristik zum stabreim<br />
von wagner; inwiefern beeinflusst<br />
ihre kenntnis von mindestens<br />
sieben sprachen ihre interpretation?<br />
Man ist sensibilisiert, hat ein ge<strong>sch</strong>ultes<br />
Ohr für den Klang ver<strong>sch</strong>iedener<br />
Sprachen, für die Verwendung der<br />
Worte. Und Worte waren Wagner sehr<br />
wichtig. Ich möchte möglichst keinen<br />
Akzent haben. Bei meiner Mussorgsky<br />
Dis-Covered- CD hat man mich für<br />
eine Russin gehalten.<br />
dieses lob kam von anna netrebko.<br />
…Sie kenne keine Russin, die das so<br />
gut machen könnte. Ja, das war ein<br />
riesiges Kompliment. Wir haben da<br />
auch ein ungeheueres Feedback be -<br />
kommen, die Mühe hat sich ge lohnt.<br />
Auch die Deut<strong>sch</strong>en wollen einen<br />
Wagner, den man gut versteht, der<br />
gut gesprochen und gesungen ist. Das<br />
hört man beides gleichzeitig gar nicht<br />
so oft. Mit Riccardo Muti konnte ich<br />
mich bei Glucks „Orfeo“ bei den Salz -<br />
burger Festspielen 2010 im Italieni<strong>sch</strong>en<br />
erproben. Das hilft mir auch<br />
bei Wagner, von dem man weiß, dass<br />
die Sänger seine Musik so singen sollten<br />
wie italieni<strong>sch</strong>e Musik, sprich: ein<br />
großes Legato bei gleichzeitig präziser<br />
Textbehandlung, damit ja auch je -<br />
des Wort verstanden wird.<br />
Bei der Mozartwoche 2013 singen<br />
sie wagners „wesendonck-lieder“.<br />
Die fünf Lieder begleiten mich <strong>sch</strong>on<br />
lange. Sie sind Fingerübungen von<br />
Wag ner gewesen, das dritte und das<br />
fünfte Lied sind Studien zu „Tristan<br />
SUMMARY<br />
und Isolde“. Wagner hat die Lieder für<br />
eine Frauenstimme und Klavier komponiert,<br />
wir werden die orchestrierte<br />
Version von Felix Mottl spielen.<br />
...mit den wiener Philharmonikern.<br />
wie beinflusst das die interpretation?<br />
Bei der Orchesterversion werden die<br />
Tempi automati<strong>sch</strong> langsamer, ich<br />
muss meinen Atem verändern, die<br />
dynami<strong>sch</strong>e Breite ist einge<strong>sch</strong>ränkt.<br />
Mit Klavier kann ich ganz leise Töne<br />
verwenden, komme ich ganz an das<br />
Publikum heran und werde nicht so<br />
laut singen müssen. Mit dem Orchester<br />
muss ich richtig Stoff geben, die<br />
Töne werden getragen von einem großen<br />
Klangkörper. Es ver<strong>sch</strong>iebt sich<br />
die dynami<strong>sch</strong>e Palette, wird alles ein<br />
bis<strong>sch</strong>en vergrößert. Man muss großflächiger<br />
erzählen, dicker auftragen,<br />
andere Farben finden, eine andere<br />
Herausforderung. Ich freue mich auf<br />
die Wiener Philharmoniker und auf<br />
Georges Prêtre. Der hat ja <strong>sch</strong>on<br />
Maria Callas begleitet! Was für eine<br />
Ehre!<br />
Elisabeth Kulman is probably the only mezzo-soprano in the world to<br />
have studied Russian and Finno-Ugric languages, and to speak at least<br />
seven languages – and so well that Anna Netrebko said of Kulman’s<br />
“Mussorgsky Dis-Covered” CD that she knew “no Russian that could<br />
do it so well”. A great compliment, says Kulman; she explains her<br />
polyglot talent: “I grew up in Burgenland. My family belongs to the<br />
tiny, almost extinct Hungarian minority in Austria.” With her outstanding<br />
musical talent, parallel to her language studies she attended<br />
the Academy of Music in Vienna. She had great success as a Mozart<br />
soprano, until in 2004 she realised that she felt more at home in the<br />
mezzo range. “Now I’ve come to enjoy being the bad character – far<br />
more interesting than the boring soprano victimised by men.” At the<br />
2013 Mozart Week, she joins the Vienna Philharmonic for a performance<br />
of Wagner’s Wesendonck Lieder.<br />
ELISABETH KULMAN<br />
39
LOUIS LANGRéE<br />
40<br />
BeGeGnunG iM zauBerGarten<br />
Ab Herbst 2013 leitet Louis Langrée<br />
die Camerata <strong>Salzburg</strong> als Chefdirigent.<br />
Aber sie haben sich <strong>sch</strong>on lange<br />
davor gefunden, der französi<strong>sch</strong>e Di -<br />
rigent und das <strong>Salzburg</strong>er Orchester.<br />
Nicht zuletzt, um Programme zu verwirklichen,<br />
wie sie nun für die Mozart -<br />
woche 2013 „komponiert“ wurden:<br />
Louis Langrée führt den Klangkörper<br />
aus Mozarts Geburtsstadt in musikali<strong>sch</strong>e<br />
Welten seines Heimatlandes,<br />
wo sie auf wiederum niemand Anderen<br />
als Mozart treffen.<br />
Das G-Dur-Klavierkonzert von Maurice<br />
Ravel und Mozarts G-Dur-Klavierkonzert<br />
KV 453, mit der Pariserin Claire-<br />
Marie Le Guay als Pianistin. Ravels<br />
Suite „Ma Mère l’Oye“, märchenh<strong>aft</strong>e<br />
Musik, ursprünglich komponiert für<br />
zwei Kinder in Paris. Mozarts Symphonie<br />
D-Dur KV 297, komponiert als<br />
junger Mann in Paris für ein musikverrücktes<br />
Publikum und ein be -<br />
rühm tes Orchester, das damals in<br />
Euro pa Maßstäbe setzte. Ravel und<br />
Mozart, das sind für Louis Langrée<br />
„parallele Resonanzen: in der Klarheit<br />
des Klanges, in der Strenge der Form.“<br />
Langrée meint keine rigorose Strenge,<br />
vielmehr eine unabdingbare innere<br />
Logik, mit der beide Komponisten ihre<br />
Kompositionen gestalteten. „Die Form<br />
stand nie gegen den Ausdruck, der<br />
Ausdruck immer höher als die Form.“<br />
Und die Klarheit hat bei Ravel wie bei<br />
Mozart mit noch viel mehr als Transparenz<br />
zu tun: mit Transzendenz.<br />
Eine Klarheit, die ins Zentrum des<br />
Lichts führt.<br />
Noch etwas, was Mozart und Ravel für<br />
Langrée gemeinsam haben: „Die perfekte<br />
Balance der Gefühle. Nie sind<br />
sie sentimental.“ Mozart auch nicht,<br />
wenn er ganz romanti<strong>sch</strong> ist (wie im<br />
langsamen Satz des G-Dur-Konzerts<br />
Louis Langrée und die Camerata <strong>Salzburg</strong> begeben<br />
sich in französi<strong>sch</strong>e Welten und treffen dort auf Mozart.<br />
Rainer Lepu<strong>sch</strong>itz<br />
KV 453), Ravel ebenfalls nicht, wenn<br />
er in verklärter Erinnerung an Mozart<br />
komponiert (wie den langsamen Satz<br />
seines G-Dur-Konzerts). Alles ist „so<br />
rein, so pur, so perfekt.“ Beiden Kla -<br />
vier kon<strong>zerte</strong>n ist für Langrée „die<br />
Aristokratie des Ausdrucks“ eigen.<br />
Im Klang des <strong>Salzburg</strong>er Orchesters,<br />
der innig an Mozart ge<strong>sch</strong>ult und ge -<br />
wachsen ist, findet Louis Langrée die<br />
idealen Bedingungen für jene französi<strong>sch</strong>e<br />
Musik vor, die vom Klang der<br />
Wiener Klassik inspiriert war. Langrée<br />
macht darauf aufmerksam, dass man<br />
es in der Musik von Camille Saint-<br />
Saëns und Georges Bizet bis hin zu<br />
Ravel ganz und gar nicht mit einem<br />
gemi<strong>sch</strong>ten Klang wie vergleichsweise<br />
in jenen Zeiten bei Wagner, Bruckner<br />
oder Richard Strauss zu tun habe.<br />
Vielmehr „tritt jedes Instrument in<br />
seiner individuellen Farbe hervor und<br />
wird darin verstärkt.“ Schon Mozart<br />
„stärkte die Individualität des Timb -<br />
res, der Farben. Jede Linie, jede Phra -<br />
se hat seine eigenständige, besondere<br />
Bedeutung. Da wird die Farbe auch<br />
für den Kontrapunkt wichtig.“ Das<br />
führt von Mozart direkt in Ravels<br />
Klangkomposition: „Seine Harmonik<br />
kommt von den kontrapunkti<strong>sch</strong>en<br />
Linien, die sich verbinden.“ Daher ist<br />
„der Impressionismus die Präzisierung<br />
der Farben, und nicht die Mixtur<br />
von Farben“, klärt Langrée ein oft<br />
gehörtes Missverständnis auf.<br />
Im G-Dur-Konzert bringe Ravel „das<br />
Klavier durch die orchestrale Instrumentierung<br />
zum Singen“. Auf ein<br />
Detail dieser Ravel’<strong>sch</strong>en Klangkunst<br />
macht Langrée aufmerksam: wie im<br />
ersten Satz die Triller zu <strong>sch</strong>wingen<br />
beginnen – „das verursacht eine Klang -<br />
wirkung wie eine Singende Sä ge“.<br />
Eine Welt voller Magie. Erst recht in<br />
„Ma Mère l’Oye“, der französi<strong>sch</strong>en<br />
Märchensammlung, in die Ravel zu -<br />
nächst mit Klavier und dann mit<br />
einem Kammerorchester in Mozart-<br />
Dimension eintauchte. Das Prélude<br />
gilt für Klangexperten als das – trotz<br />
grandioser Orchesterfresken wie „La<br />
Valse“ – am allerbesten instrumentierte<br />
Stück Ravels. Langrée hebt die<br />
Linie der zweiten Geigen, Brat<strong>sch</strong>en<br />
und des ersten Horns hervor, mit<br />
denselben Tönen der Streicher im<br />
Pizzikato wie im Blasinstrument. „Das<br />
Horn bekommt dadurch einen fremden,<br />
mysteriösen Klang – und die Pizzikatos<br />
klingen wie Perlen“, freut sich<br />
Langrée auf die Gestaltung solch ma -<br />
gi<strong>sch</strong>er Klangmomente mit der Camer -<br />
ata. Wenn im zweiten Satz die Dämmerung<br />
einbricht, „werden die Schatten<br />
der Bäume immer größer, indem<br />
Ravel das Metrum immer größer werden<br />
lässt“. Im Zaubergarten des Finales,<br />
„Le jardin féerique“, vermi<strong>sch</strong>en<br />
sich weltliche und geistliche Sphären<br />
zu einer Transzendenz, die für Langrée<br />
konkret erklärbar ist: „Ravel plante ein -<br />
mal, eine Oper über François d’Assise<br />
zu <strong>sch</strong>reiben – aus Skizzen dafür hat<br />
er das Finale von ,Ma Mère l’Oye‘ ge -<br />
macht.“ Und traf damit auch im Zaubergarten<br />
auf Mozart, dessen weltliche<br />
Musik, Opern wie Instrumentalwerke,<br />
so oft von Geistlichem erfüllt<br />
seien wie umgekehrt in seiner Sakralmusik<br />
so viel Lyrik vorkomme.<br />
„Mozart ist der Meister aller Komponisten“,<br />
stellte ohne Wenn und Aber<br />
Camille Saint-Saëns fest, der auch<br />
erlebte, was es heißt, ein musikali<strong>sch</strong>es<br />
Wunderkind zu sein. Später hat<br />
bei dem Klassizisten unter den französi<strong>sch</strong>en<br />
Romantikern immer ein<br />
bis<strong>sch</strong>en Mozart mitkomponiert. Und<br />
was für Langrée auch Saint-Saëns<br />
beherr<strong>sch</strong>te, war „eine vollendete Ba -<br />
di 29. Jänner 11.00 uhr #12<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />
CAMERATA SALZBURG<br />
DIRIGENT LOUIS LANGRÉE<br />
CLAIRE-MARIE LE GUAY KLAVIER<br />
Maurice ravel<br />
„Ma Mère l’Oye“<br />
Mozart<br />
Klavierkonzert G-Dur KV 453<br />
Maurice ravel<br />
Klavierkonzert G-Dur<br />
Mozart<br />
Symphonie D-Dur KV 297 „Pariser“<br />
so 03. feBruar 11.00 uhr #28<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />
CAMERATA SALZBURG<br />
DIRIGENT LOUIS LANGRÉE<br />
SOL GABETTA VIOLONCELLO<br />
Georges Bizet<br />
Aus „L’Arlésienne-Suite“<br />
leopold hofmann<br />
Violoncellokonzert D-Dur (Badley D3)<br />
camille saint-saëns<br />
Violoncellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33<br />
Mozart<br />
Symphonie D-Dur KV 385 „Haffner“<br />
lance zwi<strong>sch</strong>en Virtuosität, Spannung<br />
und Schwung.“ Im ersten Cellokonzert,<br />
das die argentini<strong>sch</strong>e Cellistin<br />
Sol Gabetta in der zweiten französi<strong>sch</strong>-mozarti<strong>sch</strong>en<br />
Matinee bei der<br />
Mozartwoche 2013 spielen wird, kom -<br />
ponierte Saint-Saëns statt des übli -<br />
chen, träumeri<strong>sch</strong>-romanti<strong>sch</strong>en lang -<br />
samen Satzes ein Menuett. „Eine<br />
klassi<strong>sch</strong>e Hommage ans 18. Jahrhun -<br />
dert“. Saint-Saëns’ Konzert wird Ga -<br />
betta ein klassi<strong>sch</strong>es Konzert gegenüberstellen,<br />
ein Cellokonzert des Wie -<br />
ner Frühklassikers Leopold Hofmann,<br />
SUMMARY<br />
der den Konzertstil seiner Epoche<br />
maßgeblich mit ausprägte.<br />
Mit einer weiteren D-Dur-Symphonie<br />
Mozarts, der „Haffner“, korrespondiert<br />
ein delikates Werk aus der Feder von<br />
Georges Bizet: Die Suite aus der Bühnenmusik<br />
zu Alphonse Daudets „L’Ar -<br />
lésienne“. Langrée zeigt sie in der selten<br />
zu hörenden Originalfassung für<br />
kleines Kammerorchester, in klassi<strong>sch</strong>er<br />
Transparenz. „Eine andere Pers -<br />
pektive auf eine bekannte Musik“ will<br />
Langrée damit eröffnen, bekannt auch<br />
The Camerata <strong>Salzburg</strong> and principal conductor Louis Langrée explore the world of<br />
French music – and encounter Mozart. Langrée points out that in the music of Ravel,<br />
Saint-Saëns and Bizet “each instrument is presented in its distinctive colour” – as with<br />
Mozart, who was already bringing out “the individuality of timbre. Every line, every<br />
phrase has its own special, independent significance. Here tone colour is also important<br />
for the counterpoint.” This leads from Mozart directly to Ravel, “whose harmonies<br />
come from the contrapuntal lines as they merge.” Langrée sees Ravel and Mozart as<br />
“parallel resonances: in their clarity of sound and strictness of form”. A further characteristic<br />
common to the “20th-century Mozart” (as Langrée calls Ravel) and the original<br />
is “the perfect balance of emotion – they are never sentimental”.<br />
für ein wunder<strong>sch</strong>önes Saxophonsolo.<br />
Langrée teilt seine Begeis terung für<br />
Bi zets Suite mit einem berühmten Vor -<br />
gänger seiner Zunft: Gustav Mahler<br />
hat sie oft dirigiert. An das für Langrée<br />
„phantasti<strong>sch</strong>e Adagietto in F-Dur“ aus<br />
Bizets „L’Arlésienne“-Musik er inner -<br />
te sich der Komponist Mahler im po pu -<br />
lär gewordenen langsamen Satz seiner<br />
5. Symphonie. Aber das würde den<br />
Rahmen des französi<strong>sch</strong>-österreichi<strong>sch</strong>en<br />
Zaubergartens spren gen, in den<br />
Langrée und die Camerata diesmal<br />
mit ihren Matineen eintauchen.<br />
LOUIS LANGRéE<br />
41<br />
© Benoit Limero
SAISONKONZERTE 2012/13<br />
42<br />
Die Kammermusik ist es, die das gar<br />
nicht geheime Herzstück der Saisonkon<strong>zerte</strong><br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> einnimmt<br />
– auch und gerade im Großen<br />
Saal.<br />
Kammermusik, das bedeutet den vollen<br />
Einsatz starker Persönlichkeiten<br />
und doch auch musikali<strong>sch</strong>e Eintracht,<br />
wert<strong>sch</strong>ätzendes Miteinander im di rek -<br />
ten, erregt-erregenden Dialog, den Ver -<br />
zicht auf alles Blendwerk, die Be -<br />
<strong>sch</strong>ränkung auf das Wesentliche, den<br />
unmittelbaren Austau<strong>sch</strong> untereinander<br />
und mit dem Publikum als gleichberechtigte,<br />
mitdenkende Hörer fernab<br />
aller orchestraler Wattierung –<br />
und nicht zuletzt großartige Musik.<br />
Denn in vielen zentralen Werken ge -<br />
rade der Kammermusik finden sich In -<br />
timität und Kernigkeit, berührender<br />
Ausdruck und große Geste in wunder -<br />
vollem Gleichgewicht: eben „im kleins -<br />
ten Punkte die höchste Kr<strong>aft</strong>“, wie<br />
Schiller einst dichtete.<br />
Grüße aus hochburgen der<br />
kammermusik<br />
Weil da an einzelnen Abenden gleichsam<br />
Gastspiele bedeutender Kammer -<br />
musik-Festivals erwartet werden, findet<br />
etwa gleich die Zyklus-Eröffnung<br />
unter dem Motto „Spannungen“ statt.<br />
So nennt sich nämlich jene alljährliche<br />
Juniwoche, während der seit<br />
1998 unter der künstleri<strong>sch</strong>en Leitung<br />
des Pianisten Lars Vogt im deut<strong>sch</strong>en<br />
Jugendstil-Kr<strong>aft</strong>werk Haimbach<br />
aufregende musikali<strong>sch</strong>e Begegnungen<br />
stattfinden, die gewiss auch<br />
„iM kleinsten Punkte<br />
die höchste kr<strong>aft</strong>“<br />
Erlesene Kammermusik stellt Matthias Schulz als neuer künstleri<strong>sch</strong>er Leiter<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> in das Zentrum der Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13.<br />
Walter Weidringer<br />
in <strong>Salzburg</strong> elektrisieren werden: Mit<br />
zwei seiner Freunde, dem meisterli -<br />
chen Ge<strong>sch</strong>wisterpaar Christian und<br />
Tanja Tetzlaff (Violine und Violoncello),<br />
spielt Vogt Klaviertrios von Brahms<br />
und Dvorˇák. Ins Burgenland entführt<br />
hingegen <strong>sch</strong>on das nächste Konzert,<br />
wo in Lockenhaus seit kurzem der<br />
Cellist Nicolas Altstaedt in der Nachfolge<br />
Gidon Kremers be weist, dass<br />
sich dort auch unter seiner Ägide<br />
nichts ändern wird am interpre -<br />
tatori<strong>sch</strong>en Feuer und der origine llen<br />
Programmierung – von Brahms’ herrlichem<br />
späten Klarinettenquintett bis<br />
zu John Cages „Living Room Music“.<br />
Altstaedt ist freilich auch mit dabei,<br />
wenn die Reise nach Jerusalem zum<br />
Chamber Music Festival geht – oder<br />
besser, dieses an die Salzach kommt:<br />
nicht zuletzt in Gestalt des jungen<br />
Geigers und Dirigentensohns Michael<br />
Barenboim und seiner Mutter Elena<br />
Bashkirova am Klavier. Mozarts „Ke -<br />
gel statt-Trio“ und sein Es-Dur-Klavier -<br />
quartett KV 493 bilden den Rahmen<br />
für Musik von Hindemith und Elliott<br />
Carter.<br />
Zu einem Konzert als Joint-Venture<br />
nach <strong>Salzburg</strong>er Art finden sich dagegen<br />
das Hagen und das Minetti Quartett<br />
in Sachen Mozart, Debussy und<br />
Man fred Trojahn zusammen und reichen<br />
in der gegenseitigen Bespiegelung<br />
und Beleuchtung des Alten und<br />
des Neuen auch dem Festival Dialoge<br />
die Hand. Dergleichen betreiben auch<br />
die deut<strong>sch</strong>e Klarinettistin Sabine<br />
Meyer und der türki<strong>sch</strong>e Pianist und<br />
Komponist Fazil Say, wenn sie über<br />
alle stilisti<strong>sch</strong>en Grenzen hinweg den<br />
Bogen von Mozarts „Alla Turca“ über<br />
Janáček, Gershwin und Lutosławski<br />
bis hin zu einem neuen Werk von Say<br />
für Klarinette und Klavier spannen.<br />
und immer wieder <strong>sch</strong>ubert<br />
Als weiterer histori<strong>sch</strong>er und doch<br />
ungebrochen moderner Bezugspunkt<br />
zieht sich neben Mozart auch Franz<br />
Schubert durch das Programm, dessen<br />
Kammermusik ja zum Kernrepertoire<br />
des Genres zählt und, so Matthias<br />
Schulz, „immer wieder Hörglück pur“<br />
bedeute. Zum Beispiel in den beiden<br />
Klaviertrios D 898 und D 929, von<br />
denen das zweite, das vielleicht monu -<br />
mentalste Werk der Gattung überhaupt,<br />
mit seinem unvergesslichen zwei ten<br />
Satz des öfteren als Filmmusik Verwen -<br />
dung findet – zuletzt etwa im Thriller-<br />
Remake „The Mechanic“ (2011).<br />
Kirill Gerstein (Klavier), Renaud Ca -<br />
pu çon (Violine) und Clemens Hagen<br />
(Violoncello) werden sich da einer<br />
ebenso fordernden Aufgabe stellen<br />
wie der Pianist Paul Lewis: Er vertieft<br />
sich in die letzten drei Klaviersonaten,<br />
wie die Trios aus Schuberts Todesjahr<br />
1828 stammend, klingenden<br />
Welten in wahrlich epi<strong>sch</strong>em Format<br />
zwi<strong>sch</strong>en tänzeri<strong>sch</strong>em Elan und<br />
<strong>sch</strong>icksalh<strong>aft</strong>em Aufbegehren, <strong>sch</strong>merz -<br />
lich ge färbter Rastlosigkeit und traum -<br />
verloren kreisenden Melodien, be -<br />
stürzenden harmoni<strong>sch</strong>en Volten und<br />
ex pres siven Stimmungsbildern, in<br />
denen nicht nur herkömmliche Form -<br />
Einige der großartigen Interpreten der Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13 (jew. von li. nach re.)<br />
1. R.: Nicolas Altstaedt, Katalin Kokas, Pekka Kuusisto, Kirill Gerstein, Renaud Capuçon<br />
2. R.: Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff, Fazil Say, Sabine Meyer<br />
3. R.: Tatjana Masurenko, Michael Barenboim, Pascal Moraguès, Matthias Goerne, Paul Lewis<br />
4. R.: Olga Scheps, Stadler Quartett, Monika Leskovar, Nurit Stark, Cédric Pescia, Cuarteto Casals<br />
5. R.: <strong>Mozarteum</strong> Quartett, Elena Bashkirova, Christian Ruvolo, Sebastian Manz, Fauré Quartett<br />
6. R.: Minguet Quartett, Cameron Carpenter, Hyperion Ensemble<br />
SAISONKONZERTE 2012/13<br />
43
44<br />
saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13<br />
DI 25. 19.30 ●<br />
sePteMBer 2012<br />
Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff<br />
oktoBer 2012<br />
DO 04. 19.30 ● Barnabás Kelemen, Pekka Kuusisto, Katalin Kokas<br />
Nicolas Altstaedt, Reto Bieri<br />
DI 09. 19.30 ● Olga Scheps<br />
Di 16. 19.30 ● Minguet Quartett, Leon Berben<br />
SO 28. 11.00 ● Koncz-Quartett<br />
DI 30. 19.30 ● Stadler Quartett<br />
noVeMBer 2012<br />
SO 04. 11.00 ● Philharmonia Quartett Berlin<br />
DI 06. 19.30 ● Sunrise – A Song of Two Humans (1927)<br />
Wolfgang Mitterer<br />
DI 13. 19.30 ● Trio Stark<br />
DO 29. 19.30 ● Hagen Quartett, Minetti Quartett<br />
dezeMBer 2012<br />
DI 11. 19.30 ● Kirill Gerstein, Renaud Capuçon, Clemens Hagen<br />
feBruar 2013<br />
DI 26. 19.30 ● Cuarteto Casals<br />
März 2013<br />
DO 14. 19.30 ● Paul Lewis<br />
DI 19. 19.30 ● Hyperion Ensemble<br />
aPril 2013<br />
DI 16. 19.30 ● Der Sonderling (1929), Dennis James<br />
SO 21. 11.00 ● inPHILtrio<br />
DO 25. 19.30 ● Sabine Meyer, Fazil Say<br />
DI 30. 19.30 ● Fauré Quartett, Wolfgang Güttler<br />
Mai 2013<br />
DI 07. 19.30 ● Matthias Goerne, Alexander Schmalcz<br />
SO 26. 11.00 ● Wiener Geigen-Quartett, Wallendorf, Willis<br />
DI 28. 19.30 ● Pascal Moraguès, Michael Barenboim, Tatjana<br />
Masurenko, Nicolas Altstaedt, Elena Bashkirova<br />
Juni 2013<br />
DI 04. 19.30 ● Sebastian Manz, Akos Hoffmann, Robert Beck,<br />
Christian Ruvolo<br />
Di 11. 19.30 ● Cameron Carpenter<br />
DI 18. 19.30 ● <strong>Mozarteum</strong> Quartett, Thomas Riebl<br />
● Kammermusik im Großen Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
● Kammerzyklus Wien – Berlin, Wiener Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
● Kammermusik im Wiener Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
● Orgel Plus im Großen Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
● Orgel & Film im Großen Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
Wählen Sie frei aus allen Saisonkon<strong>zerte</strong>n 2012/13:<br />
JuGendaBo<br />
3 Kon<strong>zerte</strong> / freie Wahl für<br />
Schüler/Studenten bis 26<br />
Abonnementpreis<br />
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6 Kon<strong>zerte</strong> / freie Wahl<br />
aus allen 24 Kon<strong>zerte</strong>n<br />
Abonnementpreis<br />
€ 90,–<br />
ideen, sondern überhaupt alle Zeit<br />
suspendiert <strong>sch</strong>eint. Die gesangliche<br />
Intensität, die Schuberts Musik durchzieht,<br />
tritt freilich am Reinsten im<br />
Lied zutage: Gemeinsam mit Alexander<br />
Schmalcz am Klavier spürt Matthias<br />
Goerne mit seinem balsami<strong>sch</strong>en<br />
Bariton jenem reich <strong>sch</strong>attierten emo -<br />
tionalen Zwielicht nach, welches nur<br />
in der intimen Verbindung aus Wort<br />
und Ton sich ganz entfalten kann.<br />
die achse wien-Berlin – und<br />
Beziehungen in die neue welt<br />
Auch im etwas intimeren Wiener Saal<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> geben einander<br />
erlesene Interpretinnen und In ter -<br />
preten die Klinke in die Hand. Etwa<br />
im Zyklus Wien-Berlin, dessen Künstlerpool<br />
sich aus<strong>sch</strong>ließlich aus Philharmonikern<br />
der beiden Musikmetropolen<br />
speist.<br />
Das Philharmonia Quartett Berlin wid -<br />
met sich da neben Mozart und Beethovens<br />
lyri<strong>sch</strong>em „Harfenquartett“<br />
auch Lutosławski, während die in Wien<br />
engagierten Bläser des „inPHILtrio“<br />
ein exquisites Programm zum Klingen<br />
bringen, das neben den „Klassikern“<br />
der französi<strong>sch</strong>en Moderne<br />
(Milhaud, Ibert, Françaix) auch Benjamin<br />
Britten, Werner Pirchner und<br />
Iván Eröd umfasst. Zum Beginn und<br />
zum Ende aber wird städteübergreifend<br />
musiziert: vom Koncz-Quartett<br />
Haydn, Mozart und Beethoven, während<br />
sich das Wiener Geigen-Quartett<br />
zuletzt zwei Berliner Hörner ausborgt,<br />
für Mozarts erste „Lodroni<strong>sch</strong>e Nachtmusik“<br />
und ein Haydn-Divertimento<br />
nämlich.<br />
Darüber hinaus werden die Leitthemen<br />
Mozart und Schubert sowie ihr musikali<strong>sch</strong>er<br />
Umkreis auch von anderen<br />
eingehend behandelt. Beim Hyperion<br />
Ensemble zum Beispiel tritt ein zweites<br />
Violoncello zum Streichquartett<br />
hin zu, um mit Musik von Boccherini<br />
die Anfänge dieser für ihn typi<strong>sch</strong>en<br />
Quintettbesetzung zu feiern, während<br />
bei Dvorˇáks in den USA entstandenem<br />
Es-Dur-Quintett op. 97 eine<br />
zweite Viola die Dichte des Satzes<br />
verstärkt. Und das mit 19 Jahren kom -<br />
ponierte Streichsextett von Erich<br />
Wolfgang Korngold sei, so sein Biograph<br />
Brendan G. Carroll, „die vielleicht<br />
reizvollste Musik, die (er) je ge -<br />
<strong>sch</strong>rieben hat“.<br />
Im Gegensatz zu Boccherini bevorzugte<br />
Mozart ja, so wie später Dvorˇák,<br />
die zweite Brat<strong>sch</strong>e im Quintett, zu<br />
hören etwa, wenn Thomas Riebl zum<br />
<strong>Mozarteum</strong> Quartett stößt, um das<br />
Es-Dur-Quintett KV 614 zu spielen. Da -<br />
zu das d-Moll-Stück KV 421 aus dem<br />
berühmten halben Dutzend, das Mozart<br />
dem Vorbild und Freund Joseph Haydn<br />
gewidmet hat, sowie ein ungewöhnlich<br />
reifes Jugendwerk Schuberts<br />
(D 87), dessen Entstehungszeit lange<br />
mit 1824 angenommen wurde, ob wohl<br />
es bereits aus der Feder des 16-, nicht<br />
des 27-Jährigen, stammt. Im Alter<br />
von 22 Jahren jedenfalls hat er dafür<br />
eines seiner berühmtesten Kammermusikwerke<br />
überhaupt komponiert,<br />
das nach dem im vierten von fünf<br />
Sätzen variierten Liedthema „Forellen -<br />
SUMMARY<br />
quintett“ genannte, für einen Musikmäzen<br />
im oberösterreichi<strong>sch</strong>en Steyr<br />
entstandene Quintett D 667.<br />
Verleiht hier Wolfgang Güttler am<br />
Kontrabass dem Werk seine sonore<br />
Grundierung, lässt diesem das Fauré<br />
Quartett das c-Moll-Klavierquartett<br />
von Richard Strauss vorausgehen,<br />
auch dies das Werk eines Jünglings. Die<br />
unerhörte und doch lange missver -<br />
standene, weil auf gänzlich eigenen<br />
Wegen voran<strong>sch</strong>reitende Entwicklung<br />
des Komponisten Franz Schubert<br />
lässt sich ja gerade auch an seinen<br />
Streichquartetten beobachten:<br />
Das Cuarteto Casals konfrontiert das<br />
dramati<strong>sch</strong>-herbe d-Moll-Quartett „Der<br />
Tod und das Mädchen“ mit den Vor -<br />
gän gern D 68 und 94, während das<br />
Stadler Quartett den großartigen, düster-erregten<br />
c-Moll-Quartettsatz D 703<br />
zu Henri Dutilleux’ „Ainsi la Nuit“<br />
(1976) in Beziehung setzt, ein Kaleidoskop<br />
vielfältig nuancierter Dunkelheit,<br />
gestaltenreich, überra<strong>sch</strong>end,<br />
reizvoll – und zu den „Black Angels“<br />
des amerikani<strong>sch</strong>en Avantgardisten<br />
Chamber music forms the nucleus of the concert season presented by the<br />
<strong>Mozarteum</strong> Foundation. With Mozart at the centre, there will be an additional<br />
focus on Schubert, with string quartets, the “Trout” Quintet and the late piano<br />
sonatas and trios. Guests will include chamber-music festivals from Germany,<br />
Austria and Israel with their distinguished performers. Connections will be<br />
established between past and contemporary works, as for instance when the<br />
American George Crumb makes direct reference to Schubert’s “Death and the<br />
Maiden”. The programme also presents wonderful if little-known early works by<br />
Richard Strauss and Erich Wolfgang Korngold, as well as by diverse “classical”<br />
composers such as Haydn, Beethoven, Boccherini, Schumann, Dvorˇák, Hindemith,<br />
Françaix – and the “king of tango”, Astor Piazzolla. Top-class performers<br />
include baritone Matthias Goerne, pianists Elena Bashkirova, Paul Lewis, Fazil<br />
Say and Lars Vogt, violinists Michael Barenboim, Renaud Capuçon and Christian<br />
Tetzlaff, clarinettist Sabine Meyer, cellists Tanja Tetzlaff, Nicolas Altstaedt<br />
and Clemens Hagen, and the Hagen, Minetti, Stadler, Fauré and <strong>Mozarteum</strong><br />
Quartets, as well as various ensembles with members of the Vienna and the<br />
Berlin Philharmonic.<br />
George Crumb, die ihrerseits in poeti<strong>sch</strong>er<br />
Manier auf „Der Tod und das<br />
Mädchen“ verweisen. Kombiniert das<br />
Trio Stark ganz klassi<strong>sch</strong> Beethovens<br />
prächtiges „Erz herzog-Trio“ und<br />
Mozarts KV 548 mit Robert Schumanns<br />
letztem Klavier trio op. 110,<br />
von dem Clara <strong>sch</strong>wärmte, es sei „originell,<br />
durch und durch voller Leiden<strong>sch</strong><strong>aft</strong>,<br />
besonders das Scherzo,<br />
das einen bis in die wildesten Tiefen<br />
mit fortreißt“, darf bei einem Abend<br />
rund um die verwandten und für<br />
Mozart so bedeutsamen Instrumente<br />
Klarinette und Bassetthorn auch der<br />
Unterhaltungsaspekt nicht fehlen –<br />
von Arienbearbeitungen aus „Le nozze<br />
di Figaro“ und „Don Giovanni“ bis hin<br />
zu Musik von Astor Piazzolla.<br />
Last, but not least zur 1986 in Moskau<br />
geborenen und in Deut<strong>sch</strong>land aufgewachsenen<br />
Pianistin Olga Scheps, die<br />
bereits bedeutende Preise erringen<br />
konnte: Solisti<strong>sch</strong>, aber deshalb keineswegs<br />
isoliert lotet sie das romanti<strong>sch</strong>e<br />
Dreiecksverhältnis zwi<strong>sch</strong>en<br />
Schubert, Schumann und Brahms aus.<br />
SAISONKONZERTE 2012/13<br />
45
DIALOGE 2012<br />
46<br />
luft zwi<strong>sch</strong>en den tönen<br />
Ein zarter Lufthauch, ein kräftiger<br />
Wind und manchmal auch ein wilder<br />
Sturm – die Musikge<strong>sch</strong>ichte ist voll<br />
von klanglichen Be<strong>sch</strong>reibungen solcher<br />
Naturphänomene. Einige der ein -<br />
dringlichsten stammen von Mozart<br />
und von Claude Debussy – zwei Komponisten,<br />
von denen sich unser Zeitgenosse<br />
Manfred Trojahn mehrfach<br />
inspirieren ließ. Besonders mit Mozart<br />
hat er sich produktiv be<strong>sch</strong>äftigt – vor<br />
allem auch mit dessen Fragmenten.<br />
Musikali<strong>sch</strong>e und literari<strong>sch</strong>e Bruchstücke<br />
bilden neben dem Thema<br />
„Luft“ die zweite themati<strong>sch</strong>e Klammer,<br />
mit der bei dem heurigen Festival<br />
Dialoge der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
<strong>Salzburg</strong> die Musik von Mozart, Claude<br />
Debussy und Manfred Trojahn beziehungsreich<br />
verbunden wird.<br />
Dialoge rund um Mozart, Claude Debussy und Manfred Trojahn<br />
Musik ist <strong>sch</strong>wingende luft. luft bildet das Medium, in dem Musik erklingt. klangliche<br />
Be<strong>sch</strong>reibungen des windes, von stürmen und luft haben Mozart und claude debussy<br />
besonders eindringlich festgehalten. auf die spuren dieser beiden komponisten hat<br />
sich Manfred trojahn wieder holt begeben, sich von ihnen inspirieren lassen.<br />
so formt Matthias <strong>sch</strong>ulz in seinen ersten Dialogen einen raum für konzert experimente,<br />
die eine „Ménage à trois“ konstruieren. eine dreiecks beziehung als Beziehungskonstellation<br />
zwi<strong>sch</strong>en den werken von drei komponisten, in der jedes zu jedem anderen eine<br />
Beziehung eingeht – wie in einem dreieck jeder Punkt mit jedem Punkt verbunden ist.<br />
MOZART<br />
CLAUDE DEBUSSY<br />
MANFRED TROJAHN<br />
Es war der Äther, durch den Manfred<br />
Trojahn vor vielen Jahren eine ent<strong>sch</strong>eidende<br />
Begegnung machte. Aus<br />
dem Radioapparat seiner Großmutter<br />
hörte der künftige Komponist Klän ge,<br />
die sein Leben nachhaltig verändern<br />
sollten: Mehrfach hat er erzählt, dass<br />
ihn der Don Giovanni „ganz hineinger<strong>issen</strong><br />
hat in den Wirbel men<strong>sch</strong>licher<br />
Beziehungen, abgelöst hat von<br />
meiner Wald- und Wiesenromantik<br />
und mich in die Kunst hat fallen lassen,<br />
in die Unruhe.“ Eine äußerst<br />
produktive Unruhe.<br />
Trojahn zählt heute zu den bedeutendsten<br />
Komponisten seiner Generation,<br />
sein Schaffen ist für das Programmkonzept<br />
des Festivals Dialoge<br />
prädestiniert wie kaum ein anderes<br />
eines zeitgenössi<strong>sch</strong>en Komponisten.<br />
Etliche seiner Kompositionen entstanden<br />
als direkte „Dialoge“ mit<br />
Mozarts Musik, aber auch mit Werken<br />
anderer Tonkünstler der ferneren<br />
und näheren Vergangenheit. Für die<br />
Dialoge Anfang Dezember 2012 hat<br />
die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> zwei<br />
Auftragswerke an Manfred Trojahn<br />
vergeben: Eines davon bezieht sich<br />
auf Claude Debussy, das andere auf<br />
das wohl berühmteste Fragment der<br />
europäi<strong>sch</strong>en Musikge<strong>sch</strong>ichte, Mozarts<br />
„Requiem“, über das Mozarts Witwe<br />
Constanze sagte, dass das Werk nur<br />
in Form von „Trümmern“ und „Zettelchen“<br />
hinterlassen worden sei.<br />
Als Ergänzung zu diesem Torso<br />
<strong>sch</strong>rieb Trojahn sein „Libera me“ für<br />
Tenor und tiefe Streicher und verwendete<br />
dafür ein Mozart-Fragment<br />
in d-Moll KV deest, dessen Autograph<br />
sich im Besitz der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
befindet. Die Uraufführung am<br />
Sonntag, den 2. Dezember wird den<br />
Schlusspunkt der diesjährigen Dialoge<br />
bilden.<br />
Eröffnet werden die Dialoge mit<br />
einem Werk Mozarts, an das Trojahn<br />
an knüpft: die Serenade B-Dur für Bläser<br />
und Kontrabass KV 361, bekannt<br />
unter dem Namen „Gran Partita“.<br />
Die men<strong>sch</strong>liche Stimme und Blas -<br />
ins trumente vermögen besonders zu<br />
be rühren – sie sind untrennbar mit<br />
dem Atem verbunden. Auch Mozarts<br />
Lieblingsinstrument, die Bassettklari-<br />
DIALOGE<br />
28.11.–02.12.2012<br />
MOZART<br />
CLAUDE DEBUSSY<br />
MANFRED TROJAHN<br />
nette, gehört zur Bläserfamilie. Die<br />
Figur des Antonio Salieri in Peter<br />
Shaffers Amadeus hört in der Serenade<br />
B-Dur für zwölf Bläser und Kontra bass<br />
nichts weniger als „die Stimme Gottes“<br />
heraus. An diese Besetzung angelehnt<br />
sind die Instrumentierungen von<br />
Mozart-Arien, bei denen Manfred<br />
Trojahn sich hinsichtlich der Noten<br />
sehr eng an die Vorlagen gehalten<br />
hat, ihnen aber dennoch ganz neue<br />
Farben entlockt. Ebenfalls Bläser und<br />
Kontrabass wie bei Mozart bilden<br />
auch das Ensemble von Trojahns<br />
Werk „Frammenti di Michelangelo“,<br />
das, ebenfalls im Eröffnungskonzert<br />
der diesjährigen Dialoge, von Mojca<br />
Erdmann mit dem Ensemble Modern<br />
unter der Leitung von Michael Boder<br />
zu hören sein wird.<br />
„Kürzere Texte erlauben eine größere<br />
musikali<strong>sch</strong>e Vielfalt“, hat Manfred<br />
Trojahn einmal festgehalten und da -<br />
mit seine Vorliebe für fragmentari<strong>sch</strong>e<br />
Vorlagen auf den Punkt ge bracht.<br />
Seine „Trakl-Fragmente“ zeugen von<br />
Trojahns Faszination von den nachgelassenen<br />
Torsi des Dichters, die oft<br />
nicht mehr als einzelne Sätze oder<br />
gar nur wenige Worte umfassen. Es<br />
handelt sich um starke, para doxer -<br />
weise vollendete Sprachfetzen. Die<br />
merk würdige Zeile „Da der Tag da -<br />
hinsank, fuhr K“ hat der Komponist<br />
mit wenigen Noten umgesetzt. Am<br />
Kla vier ist der Zyklus entstanden, am<br />
Klavier wird er in den Dialogen wieder<br />
erklingen, zu erleben mit Claron<br />
McFadden und Herbert Schuch. Die<br />
„Trakl-Fragmente“ treten in einen Dia-<br />
DIALOGE 2012<br />
47
Mi 28. noVeMBer 18.00 uhr<br />
ATELIER GESPRÄCH MIT MANFRED TROJAHN<br />
Mi 28. noVeMBer 19.30 uhr<br />
ENSEMBLE MODERN, MICHAEL BODER DIRIGENT<br />
MOJCA ERDMANN SOPRAN<br />
Mozart<br />
Serenade B-Dur KV 361 „Gran Partita“<br />
claude debussy / Manfred trojahn<br />
Clair de lune „Votre âme est un paysage choisi“<br />
Musique „La lune se levait“<br />
Paysage sentimental „Le ciel d’hiver“<br />
Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Uraufführung<br />
Manfred trojahn<br />
„Frammenti di Michelangelo“<br />
Mozart / Manfred trojahn<br />
Arien für Sopran und Orchester: „Se tutti i mali miei“ KV 83<br />
„Ah! spiegarti, oh Dio“ KV 178, „Fra cento affani“ KV 88<br />
do 29. noVeMBer 19.30 uhr<br />
HAGEN QUARTETT, MINETTI QUARTETT<br />
Mozart<br />
Quartett D-Dur KV 575 „1. Preußi<strong>sch</strong>es“<br />
Manfred trojahn<br />
3. Streichquartett<br />
claude debussy<br />
Streichquartett g-Moll op. 10<br />
fr 30. noVeMBer 15.00 uhr<br />
FÜHRUNG<br />
Georg-Trakl-For<strong>sch</strong>ungs- & Gedenkstätte, Waagplatz 1a, <strong>Salzburg</strong><br />
fr 30. noVeMBer 17.00 uhr<br />
GEORG TRAKL-PREISVERLEIHUNG<br />
CLARON MCFADDEN SOPRAN, HERBERT SCHUCH KLAVIER<br />
Manfred trojahn<br />
Trakl-Fragmente. 11 Lieder für Mezzosopran und Klavier<br />
sowie Lieder von claude debussy und Mozart<br />
fr 30. noVeMBer 19.30 uhr<br />
PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER<br />
NORMAN PERRYMAN KINETIC ARTS, LIVE-PAINTING<br />
claude debussy<br />
Aus Préludes (1 er livre) „La Cathédrale engloutie“<br />
franz liszt<br />
„La lugubre gondola“ Searle 200<br />
claude debussy<br />
Aus Préludes (1 er livre) „Des pas sur la neige“<br />
Aus Préludes (1 er livre) „Voiles“<br />
alexander skrjabin<br />
Klaviersonate Nr. 9 op. 68 „Schwarze Messe“<br />
claude debussy<br />
Aus Préludes (2 ème livre) „Feux d’artifice“<br />
Aus Images (2 ème livre) „Cloches à travers les feuilles“<br />
tristan Murail<br />
„Cloches d’adieu, et un sourire“ (in memoriam Olivier Messiaen)<br />
claude debussy<br />
Aus Préludes (2 ème livre) „La terrasse<br />
des audiences du clair de lune“<br />
George Benjamin<br />
Fantasy on Iambic Rhythm<br />
sa 1. dezeMBer 15.30 uhr<br />
PIERRE-LAURENT AIMARD UND TAMARA STEFANOVICH<br />
KLAVIER<br />
Mozart<br />
Sonate B-Dur für Klavier zu vier Händen KV 358<br />
Andante mit fünf Variationen G-Dur für Klavier<br />
zu vier Händen KV 501<br />
claude debussy<br />
Petite Suite<br />
Six épigraphes antiques<br />
Mozart<br />
Sonate F-Dur für Klavier zu vier Händen KV 497<br />
sa 1. dezeMBer 19.30 uhr<br />
ATMOSPHèRES<br />
Kon<strong>zerte</strong>xperiment für Ivan Nagel<br />
CLARON MACFADDEN SOPRAN<br />
ALEXANDER MELNIKOV KLAVIER<br />
ALEXANDRE BABEL PERKUSSION<br />
VERA KLUG FLÖTE<br />
BOULANGER TRIO<br />
FOLKERT UHDE KONZEPTION<br />
CHRISTIAN WEISSKIRCHER LICHT<br />
Mozart<br />
Trio G-Dur für Klavier, Violine und Violoncello KV 496<br />
Adagio h-Moll KV 540<br />
„Komm, lieber Mai, und mache“ KV 596<br />
Aus „Idomeneo“: „Qual nuovo terrore!“ KV 366/17<br />
claude debussy<br />
„C’est l’extase langoureuse“<br />
En sourdine „Calme dans le demi-jour“<br />
„Le vent dans la plaine“<br />
„Syrinx“<br />
Trio G-Dur für Klavier, Violine und Violoncello<br />
Manfred trojahn<br />
Werke für Klavier<br />
improvisation<br />
Perkussion<br />
so 2. dezeMBer 11.00 uhr<br />
ROUNDTABLE: ÜBER KONZERTFORMATE<br />
Mit Martin Tröndle, Pierre-Laurent Aimard,<br />
Steven Walter, Folkert Uhde, Matthias Schulz<br />
so 2. dezeMBer 18.00 uhr<br />
CAMERATA SALZBURG<br />
SALZBURGER BACHCHOR<br />
LOUIS LANGRÉE DIRIGENT<br />
MALIN HARTELIUS SOPRAN<br />
BERNARDA FINK ALT<br />
ANDREW STAPLES TENOR<br />
HANNO MÜLLER-BRACHMANN BASS<br />
MICHAELA AIGNER ORGEL<br />
Mozart<br />
Requiem d-Moll KV 626<br />
Manfred trojahn<br />
„Libera me“ für tiefe Streicher und Solotenor –<br />
unter Verwendung eines Mozart-Fragments in<br />
d-Moll KV deest<br />
Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />
Uraufführung<br />
log mit Liedern von Mozart und<br />
Debussy. Bei beiden Komponisten stehen<br />
diese kleinen Formen zwar keineswegs<br />
im Zentrum des Schaffens.<br />
Dennoch handelt es sich bei ihnen<br />
um Miniaturen von einzigartiger<br />
Direktheit in der Umsetzung poeti<strong>sch</strong>er<br />
Texte – um kleine, bedeutsame<br />
Meisterwerke.<br />
Mit einem langen, atmenden Bogen<br />
setzt der erste Satz von Mozarts<br />
Streichquartett D-Dur KV 575 ein –<br />
bemerkenswert auch in jener Hinsicht,<br />
dass im 18. Jahrhundert die<br />
Länge eines Atemzugs ebenso das<br />
Grundmaß für die musi kali<strong>sch</strong>e Ge -<br />
staltung war wie der Herz<strong>sch</strong>lag für<br />
das gewählte Tempo. Das Hagen<br />
Quartett gemeinsam mit dem Minetti<br />
Quartett wird am 29. November diesen<br />
Bogen mitatmen. Im Laufe des<br />
19. Jahr hunderts setzte ein Prozess<br />
der Verdichtung und Be<strong>sch</strong>leunigung<br />
ein. Gegen Ende dieser Entwicklung<br />
<strong>sch</strong>rieb Claude Debussy sein einziges<br />
Streichquartett, ein Werk der stilisti<strong>sch</strong>en<br />
Selbstfindung, in dem er die<br />
Gattungstradition neu durchdrang. In<br />
der Moderne folgte eine Streichquartett-Blüte,<br />
auf die sich auch Manfred<br />
SUMMARY<br />
Trojahn bezieht. In seinem 3. Streich -<br />
quartett hat er die Gattung einer Re -<br />
duktion unterzogen und, nach eigener<br />
Aussage, „die Form auf den kürzesten<br />
Nenner gebracht“.<br />
Zwei ungewöhnliche Konzertformate<br />
umkreisen das Thema „Luft“ auf je -<br />
weils eigene Weise: Der Maler Norman<br />
Perryman, gebürtiger Brite, wird wäh -<br />
rend eines Konzerts von Pierre-Laurent<br />
Aimard in Echtzeit Bilder <strong>sch</strong>affen.<br />
„Perryman ist ein Musiker, der<br />
mit seinem Farbpinsel Musik <strong>sch</strong>afft“:<br />
So urteilte Yehudi Menuhin über den<br />
briti<strong>sch</strong>en Maler, der seit vier Jahrzehnten<br />
eine besondere Art von Kunst<br />
<strong>sch</strong>afft. Während Kon<strong>zerte</strong>n setzt er<br />
Musik in seine halb abstrakten Bilder<br />
um, bringt er musikali<strong>sch</strong>e Energie<br />
zum sichtbaren Er<strong>sch</strong>einen – Musik<br />
mit einer dezidiert bildh<strong>aft</strong>en Komponente,<br />
wie sie Pierre-Laurent Aimard<br />
spielen wird, von Debussy über Liszt,<br />
Skrjabin, Murail bis zu Benjamin.<br />
Unter dem Titel „Atmosphères“ steht<br />
ein Kon<strong>zerte</strong>xperiment, das dem<br />
Theatermann und Schriftsteller Ivan<br />
Nagel gewidmet ist. Zum Thema der<br />
Dialoge hat er in den ihm eigenen,<br />
unvergleichlichen Sprachbildern einmal<br />
festgehalten: „Keiner bis Debussy<br />
hat Luft so komponieren können wie<br />
Mozart: etwa den Segen des mild kreisenden<br />
Windhauchs, wenn der Sturm<br />
aufgehört hat. ,Aura soave spira di<br />
dolce calma‘ – Idomeneos Rettung ist<br />
ein Wunder, durch Musik zuverlässiger<br />
bezeugt als jedes kirchlich kanonisierte.<br />
Im Sturmchor davor erpresst<br />
Tobsucht der Elemente unzivilisiertes,<br />
<strong>sch</strong>merzheraus <strong>sch</strong>reiendes Leiden;<br />
die Men<strong>sch</strong>heit selbst stürzt in<br />
Gesetzlosigkeit zurück, ins urtümlich<br />
wilde Chaos ihres Anfangs.“<br />
So spürt das Kon<strong>zerte</strong>xperiment<br />
„Atmosphères“ dem Wind in der Musik<br />
Mozarts und Debussys nach: Dem<br />
sanften Rau<strong>sch</strong>en der Blätter der<br />
Alleen der Provençe, dem aufbrausenden<br />
Wüten der antiken Götter im<br />
Sturm, dem Wind als Transporteur<br />
der Sehnsucht der Liebenden, dem<br />
lauen Abendhauch, der sprichwörtlichen<br />
Ruhe vor dem Sturm – Wind<br />
als Ausdrucksgeste men<strong>sch</strong> licher Af -<br />
fek te, von der Raserei bis zur zärtlichen<br />
Innigkeit.<br />
Daniel Ender<br />
Throughout the history of music, air has been a frequent theme, in musical representations<br />
of wind, storms or light breezes, as vividly portrayed by Mozart or Debussy. Time and<br />
again, Manfred Trojahn has followed the tracks of these two historic predecessors, drawing<br />
on them for inspiration. Fascinated as a child especially by Mozart, he has always sought<br />
to approach the composer through arrangements and new compositions. A significant<br />
part is played by Mozart fragments, one of which Trojahn has integrated in a new work<br />
entitled Libera me, for tenor and lower strings, commissioned by Dialogues. Fragments<br />
have always had a strong appeal for the German composer, and have inspired several<br />
works – some of them based on literary fragments. In <strong>Salzburg</strong>, Trojahn presents his<br />
musical view of Michelangelo and Georg Trakl. The Dialogues also experiment with new<br />
concert formats, as for instance a piano recital by Pierre-Laurent Aimard with Live Paintings<br />
by Morman Perryman, or the project “Atmosphères” in memory of the writer and theatre<br />
<strong>sch</strong>olar Ivan Nagel.<br />
DIALOGE 2012<br />
49
BLINDTExT<br />
50<br />
la haBana de Mozart<br />
Das Kuba-Projekt der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> nimmt Formen an.<br />
Nicht zuletzt dank einer EU-Förderung kann Anfang Oktober 2012 eine<br />
Orchester<strong>sch</strong>ule im Herzen Havannas eröffnet werden – ein Ort der Begegnung<br />
für junge kubani<strong>sch</strong>e Musiker mit dem musikali<strong>sch</strong>en Erbe Mitteleuropas.<br />
Florian Oberhummer<br />
Das Gran Teatro Garcia Lorca, erbaut 1838, fasst 2500 Besucher. Auftritte<br />
des auf Initaitive der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> gegründeten ersten kubani<strong>sch</strong>en<br />
Jugendorchesters an diesem Haus sind geplant.<br />
© Internationale <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
Welches Bild haben Sie vor Augen,<br />
wenn von Kuba und Musik die Rede<br />
ist? Wim Wenders Film „Buena Vista<br />
Social Club“, welcher der traditionellen<br />
kubani<strong>sch</strong>en Musik Ende der<br />
1990er-Jahre einen neuen Höhenflug<br />
ver<strong>sch</strong>affte, nicht zuletzt dank ihrer<br />
liebenswerten Interpreten und deren<br />
zündender Lebensfreude. Oder die<br />
elektrisierenden Tanzmusik-Welten<br />
von Salsa, Mambo und Rumba. Die<br />
„Haffner“-Serenade jedoch eher we -<br />
niger. Ausgerechnet <strong>Salzburg</strong>s Genius<br />
Loci aber wird in Havanna künftig<br />
eine größere Hörer<strong>sch</strong><strong>aft</strong> finden, nimmt<br />
doch das Kuba-Projekt der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Mozarteum</strong> plasti<strong>sch</strong>e Ge stalt an.<br />
„In kaum einer Region der Welt gibt<br />
es so viele talentierte Nach wuchs musi -<br />
ker wie in Lateinamerika, gerade dort<br />
wird Mozart besonders hoch ge -<br />
<strong>sch</strong>ätzt. Wir leisten unseren Beitrag<br />
zum Ausbau des Bildungs an gebotes<br />
und ver suchen so, diesem enor men<br />
Poten zial zur Geltung zu verhelfen“,<br />
so Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>,<br />
der Austau<strong>sch</strong>, Kontakte und Netzwerke<br />
über die Grenzen des Landes hinaus<br />
pflegt.<br />
Was 2007 mit der Einweihung einer<br />
Mozart-Büste begann, hat mittlerweile<br />
seine Kreise bis nach Brüssel gezogen.<br />
Für einen Zeitraum von drei Jahren<br />
hat die EU zugesichert, rund 75 Prozent<br />
der Projektkosten in Höhe von<br />
Von links: Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Eusebio Leal Spengler<br />
(Stadthistoriker Havannas), Reinhart von Gutzeit<br />
(Rektor der Universität <strong>Mozarteum</strong>), Andreas Rendl<br />
(Österreichi<strong>sch</strong>er Bot<strong>sch</strong><strong>aft</strong>er in Kuba).<br />
SUMMARY<br />
After years of planning, the <strong>Mozarteum</strong> Foundation’s Cuba Project is taking off on 1 October. Thanks to an<br />
EU subsidy covering 75% of the € 530,000 costs, a Mozart Society with an orchestra <strong>sch</strong>ool for talented young<br />
Cuban musicians is to be set up over the next three years. <strong>Salzburg</strong> will supply the “hardware”, in the form<br />
of instruments and computers, and teachers and managers as the “software”.<br />
In autumn 2015, the musicians will present a Cuban-style “Mozart fest” and undertake a European tour to<br />
show how far they have progressed in their study of European musical culture. Matthias Schulz, director of the<br />
<strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation, is convinced that this project will set an example, demonstrating “what can<br />
be achieved with culture, music and Mozart”.<br />
530.000 Euro mittels Fördermitteln<br />
ab zudecken. Dass die EU für ein Projekt<br />
in einem realsozialisti<strong>sch</strong>en Land<br />
eine derartige Summe in die Hand<br />
nimmt, hat neben der musikali<strong>sch</strong>en<br />
auch eine kulturpoliti<strong>sch</strong>e Bedeutung,<br />
so Matthias Schulz, künstleri<strong>sch</strong>er<br />
Leiter der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>:<br />
„Die EU ist der Überzeugung, dass<br />
sich gerade durch solche Engagements<br />
auf kultureller Ebene und durch<br />
den intensiven Austau<strong>sch</strong> mit staatlichen<br />
Behörden in Kuba auch strukturelle<br />
Verbesserungen erzielen lassen.“<br />
Mit dem Geld kann der Aufbau einer<br />
Mozartgesell<strong>sch</strong><strong>aft</strong> vorangetrieben wer -<br />
den, deren Herzstück eine Orchester<strong>sch</strong>ule<br />
bildet. Diese soll die musikali<strong>sch</strong>en<br />
Talente der karibi<strong>sch</strong>en Insel<br />
vereinen und trägt den Titel „Lyceum<br />
Mozartiano de La Habana“.<br />
Matthias Schulz ist sich der Bedeutung<br />
dieses Projekts bewusst: „Kuba ist<br />
ein außergewöhnlicher, symbolträchtiger<br />
Ort. Europäi<strong>sch</strong>e Musik spielt<br />
dort seit langer Zeit eine große Rolle.<br />
Wir können mit der Mozartgesell<strong>sch</strong><strong>aft</strong>,<br />
dem Lyceo Mozartiano, einen ent<strong>sch</strong>ei -<br />
denden Impuls geben, dass europäi<strong>sch</strong>e,<br />
klassi<strong>sch</strong>e Musik, vor allen Dingen<br />
Mozart, wieder besser in Kuba<br />
verankert wird.“<br />
Am 1. Oktober ertönt der Start<strong>sch</strong>uss<br />
zu diesem Vorzeige-Projekt, am 22. No -<br />
vember präsentiert sich das Orchester<br />
erstmals in Havanna. Dem interkulturellen<br />
Gedanken folgend, findet sich<br />
Mozarts „Prager“ Symphonie neben ku -<br />
bani<strong>sch</strong>er Musik. Das Ganze wird in<br />
ein österreichi<strong>sch</strong>-kubani<strong>sch</strong>es Fest<br />
münden, mit einem Kinder-Workshop<br />
setzt außerdem die Nachwuchsarbeit<br />
ein. Dennoch unter<strong>sch</strong>eidet sich das<br />
„Lyceum Mozartiano“ vom be rühm ten<br />
„El Sistema“ in Venezuela, welches die<br />
soziale Komponente in den Vor der -<br />
grund stellt. In Kuba <strong>sch</strong>ließen bereits<br />
hervorragend ausge bildete, junge Ins -<br />
trumentalisten Be kannt<strong>sch</strong><strong>aft</strong> mit dem<br />
Geist unserer klassi<strong>sch</strong>en Musiktradition<br />
und mit dem Know-how mittel -<br />
euro päi<strong>sch</strong>er Musikmanager.<br />
Diese Nachhaltigkeit durchzieht auch<br />
die Pläne der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, ein<br />
Kulturzentrum in Havanna zu kreieren.<br />
Die „Hardware“ dafür – vom PC<br />
bis zu Musikinstrumenten – überquert<br />
in Schiffs-Containern den Atlantik.<br />
Auch eine Mediathek soll entstehen,<br />
um den Musikern – entgegen der<br />
nach wie vor eher planwirt<strong>sch</strong><strong>aft</strong>lich<br />
orientierten Realität Kubas – Partituren<br />
und Musikbücher ohne Ein<strong>sch</strong>ränkung<br />
verfügbar zu machen. Für die<br />
nötige „Software“ in Gestalt von Professoren<br />
wiederum sorgt unter anderem<br />
die Universität <strong>Mozarteum</strong> als<br />
Partner des Projekts; im Gegenzug<br />
dürfen min destens vier kubani<strong>sch</strong>e<br />
Stu denten die Sommerakademie der<br />
Universität <strong>Mozarteum</strong> besuchen. Be -<br />
kannte Künstler aus Europa wie zum<br />
Beispiel Roland Glassl vom Mandelring<br />
Quartett oder Renaud Ca puçon<br />
werden in Kuba mit den Musik stu den -<br />
ten arbeiten, auch Orchester manager<br />
sollen in den kommenden drei Jahren<br />
ihr W<strong>issen</strong> weitergeben.<br />
Einen vorläufigen Schluss-Strich bildet<br />
dann im Herbst 2015 ein kubani<strong>sch</strong>es<br />
„Mozart-Fest“. Hier wird sich der<br />
Facettenreichtum dieses <strong>Stiftung</strong>s-<br />
Projekts er<strong>sch</strong>ließen und im besten<br />
Fall karibi<strong>sch</strong>e Lebensfreude mit der<br />
Klarsichtigkeit und Eleganz der Wiener<br />
Klassik verbinden.<br />
MOZART<br />
DE<br />
Das Projekt wird von der<br />
Europäi<strong>sch</strong>en Union<br />
HABANA<br />
gefördert LA<br />
51
KALENDARIUM MOZARTWOCHE 2013<br />
DO 24.01<br />
FR 25.01 SA 26.01 SO 27.01<br />
14.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
Round Table I: „Lucio Silla...“<br />
19.00 Haus für Mozart #01 PREMIERE<br />
Mozart LUCIO SILLA KV 135<br />
Mozartwoche 2013<br />
LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE, SALZBURGER BACHCHOR,<br />
MARC MINKOWSKI, MARSHALL PYNKOSKI, ANTOINE FONTAINE,<br />
JEANNETTE ZINGG. MIT MARIANNE CREBASSA, INGA KALNA,<br />
EVA LIEBAU, OLGA PERETYATKO, ROLANDO VILLAZÓN<br />
Einführungsvortrag 18.00 Uhr Schüttkasten<br />
Eine Koproduktion mit den <strong>Salzburg</strong>er Festspielen<br />
in Kooperation mit dem Musikfest Bremen<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #02<br />
EMERSON STRING QUARTET, MENAHEM PRESSLER KLAVIER<br />
Mozart Streichquartett D-Dur KV 499, Klavierquartett<br />
Es-Dur KV 493, Adagio und Fuge c-Moll für Streichquartett<br />
KV 546, Klavierquartett g-Moll KV 478<br />
14.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
Künstlergespräch: Matthias Schulz im Gespräch mit<br />
Marc Minkowski, Marshall Pynkoski und Antoine Fontaine<br />
19.30 Großes Festspielhaus #03<br />
ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT, SIR SIMON RATTLE<br />
Mozart Symphonie Es-Dur KV 543, Symphonie g-Moll KV 550<br />
Symphonie C-Dur KV 551 „Jupiter“<br />
Einführungsvortrag 18.30 Uhr Fördererlounge<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #04<br />
CAPPELLA ANDREA BARCA, ANDRÁS SCHIFF<br />
ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58<br />
franz <strong>sch</strong>ubert Symphonie Nr. 4 c-Moll D 417 „Tragi<strong>sch</strong>e“<br />
Mozart Klavierkonzert B-Dur KV 595<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„Klavierkonzert / Violinkonzert“<br />
15.00 Universität <strong>Mozarteum</strong>, Solitär #05<br />
QUATUOR DIOTIMA<br />
franz <strong>sch</strong>ubert Streichquartett g-Moll D 173 Johannes Maria<br />
staud „Dichotomie“ Maurice ravel Streichquartett F-Dur<br />
Einführungsvortrag 14.00 Uhr Solitär<br />
19.30 Großes Festspielhaus #06<br />
WIENER PHILHARMONIKER, GUSTAVO DUDAMEL<br />
MARIA JOÃO PIRES KLAVIER<br />
richard wagner „Siegfried-Idyll“ E-Dur WWV 103 Mozart<br />
Klavierkonzert d-Moll KV 466, Serenade D-Dur KV 320<br />
Künstlergespräch 18.30 Uhr Fördererlounge<br />
Matthias Schulz im Gespräch mit Maria João Pires<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #07<br />
CAPPELLA ANDREA BARCA, ANDRÁS SCHIFF<br />
Programm siehe #04<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„Mozarts drei letzte Symphonien“<br />
SO 27.01 MO 28.01<br />
DI 29.01<br />
15.00 Mozarts Geburtshaus #08<br />
THIBAULT NOALLY MOZARTS GEIGE<br />
FRANCESCO CORTI WALTER-FLÜGEL („GARSER“)<br />
Johann sebastian Bach Sonate f-Moll BWV 1018 carl Philipp<br />
emanuel Bach Sonate c-Moll Wq 78 (H 514) Johann christian<br />
Bach Sonate Es-Dur für Klavier op. 5/4 Mozart Sonate e-Moll<br />
KV 304, Sonate D-Dur KV 306<br />
19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #09<br />
LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE, MARC MINKOWSKI<br />
OLGA PERETYATKO SOPRAN, CHRISTIAN HELMER BASSBARITON<br />
christoph willibald Gluck / richard wagner Ouvertüre zu<br />
„Iphigénie en Aulide“ WWV 87 Mozart Aus „Don Giovanni“<br />
KV 527: Ouvertüre, „Madamina, il catalogo è questo“, „Là ci<br />
darem la mano“, „Or sai chi l’onore“, „Fin ch’han dal vino“,<br />
„Non mi dir, bell’idol mio“ richard wagner Symphonie<br />
C-Dur WWV 29<br />
Einführungsvortrag 18.30 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #10<br />
LES VENTS FRANÇAIS<br />
francis Poulenc Trio Mozart Sonate C-Dur KV 296 Maurice<br />
ravel „Le Tombeau de Couperin“ Mozart Quintett Es-Dur<br />
KV 452 francis Poulenc Sextett<br />
Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„Mitridate, Re di Ponto“ KV 87 (74a)<br />
19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #11<br />
LE CERCLE DE L’HARMONIE, JÉRÉMIE RHORER, SYLVIA SCHWARTZ<br />
SOPRAN, RENATA POKUPIC MEZZOSOPRAN, BENJAMIN BRUNS TENOR<br />
Mozart Symphonie G-Dur KV 110 Pasquale anfossi Aus „Lucio<br />
Silla“: „Non pavento“, „Chi mai vide“, „Dal fortunato“, „Dei<br />
pietosi“, „Ah non sai“, „A partir tu mi condanni“, „Fra i<br />
pensier più funesti“, „Perfidi, perfidi“ Mozart Symphonie<br />
A-Dur KV 201<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #12<br />
CAMERATA SALZBURG, LOUIS LANGRÉE<br />
CLAIRE-MARIE LE GUAY KLAVIER<br />
Maurice ravel „Ma Mère l’Oye“ Mozart Klavierkonzert G-Dur<br />
KV 453 Maurice ravel Klavierkonzert G-Dur Mozart<br />
Symphonie D-Dur KV 297 „Pariser“<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„Mozartwoche 2008“<br />
15.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #13<br />
SINFONIEORCHESTER DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM<br />
MILAN TURKOVIC, PREISTRÄGER DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM<br />
Mozart Serenade G-Dur KV 525 „Eine kleine Nachtmusik“,<br />
Fagottkonzert B-Dur KV 191, Symphonie B-Dur KV 319<br />
19.00 Haus für Mozart #14<br />
Mozart LUCIO SILLA KV 135<br />
siehe #01<br />
Einführungsvortrag 18.00 Uhr Schüttkasten<br />
informationen und karten Kartenbüro der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Mozart-Wohnhaus, Theaterg. 2, 5020 <strong>Salzburg</strong>, Austria<br />
Tel. +43 662 873154, Fax +43 662 874454, tickets@mozarteum.at, www.mozarteum.at<br />
MI 30.01<br />
DO 31.01 FR 01.02<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #15<br />
MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG, PABLO HERAS-CASADO<br />
JEAN-GUIHEN QUEYRAS VIOLONCELLO<br />
igor strawinsky Symphonie in C Johannes Maria staud „Segue“<br />
Mozart Adagio und Fuge c-Moll KV 546, Symphonie C-Dur<br />
KV 338<br />
Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„Simon Rattle: Rhythm is it!“<br />
15.00 Mozart-Wohnhaus #16<br />
ALEXANDER MELNIKOV MOZARTS HAMMERKLAVIER<br />
Mozart Sonate c-Moll KV 457 Johann christian Bach Sonate<br />
Es-Dur op. 17/3, Sonate A-Dur op. 17/5 Mozart Fantasie<br />
c-Moll KV 475<br />
19.30 Großes Festspielhaus #17<br />
WIENER PHILHARMONIKER, TEODOR CURRENTZIS<br />
PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER<br />
Mozart / Johannes Maria staud Fantasie c-Moll KV 475<br />
Orchesterfassung, UA Mozart Klavierkonzert c-Moll KV 491<br />
Symphonie C-Dur KV 425 „Linzer“<br />
Künstlergespräch 18.30 Uhr Fördererlounge<br />
Matthias Schulz im Gespräch mit Johannes Maria Staud<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #18<br />
GERALD FINLEY BASSBARITON, JULIUS DRAKE KLAVIER<br />
Lieder von Mozart, robert <strong>sch</strong>umann und Maurice ravel<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„In Search of Mozart“<br />
15.00 Universität <strong>Mozarteum</strong>, Solitär #19<br />
CAROLIN WIDMANN VIOLINE, JEAN-GUIHEN QUEYRAS VIOLONCELLO<br />
SEBASTIAN MANZ KLARINETTE, ALEXANDER LONQUICH KLAVIER<br />
Béla Bartók „Kontraste“ Sz 111 Maurice ravel Trio a-Moll<br />
Johannes Maria staud „Lagrein“ olivier Messiaen „Quatuor<br />
pour la Fin du Temps“<br />
Einführungsvortrag 14.00 Uhr Solitär<br />
19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #20<br />
MAHLER CHAMBER ORCHESTRA, ANDRÉS OROZCO-ESTRADA<br />
PATRICIA KOPATCHINSKAJA VIOLINE<br />
igor strawinsky Suite Nr. 2 Mozart Violinkonzert D-Dur KV<br />
218 igor strawinsky „Pulcinella“-Suite Mozart Symphonie g-<br />
Moll KV 183<br />
Einführungsvortrag 18.30 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
21.45 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #21 Nach(t)konzert<br />
LESZEK MOZDZER KLAVIER<br />
Freie (Jazz-)Improvisation über Mozart u. a.<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #22<br />
PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER, THOMAS ZEHETMAIR VIOLINE<br />
Mozart Sonate Es-Dur KV 302 Johannes Maria staud<br />
„Bewegungen“ für Klavier Béla Bartók Sonate Nr. 2 Sz 76<br />
Johannes Maria staud „Towards a Brighter Hue“ für Violine<br />
Mozart Sonate A-Dur KV 305<br />
Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
FR 01.02<br />
SA 02.02 SO 03.02<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„Vatel – Ein Festmahl für den König“<br />
14.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
Round Table II: „The Operatic Bach...“<br />
15.00 Mozart-Wohnhaus #23<br />
SYLVIA SCHWARTZ SOPRAN<br />
FLORIAN BIRSAK MOZARTS HAMMERKLAVIER<br />
Werke von Mozart und Johann christian Bach<br />
19.00 Haus für Mozart #24<br />
Mozart LUCIO SILLA KV 135 siehe #01<br />
Einführungsvortrag 18.00 Uhr Schüttkasten<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #25<br />
MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG, IVOR BOLTON, ANDREW<br />
FOSTER-WILLIAMS, LUKE GREEN, BENJAMIN HULETT, SYLVIA<br />
SCHWARTZ, CAROLYN SAMPSON, LYDIA TEUSCHER, ANDREW TORTISE<br />
Johann christian Bach „Lucio Silla“ (konzertant)<br />
Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />
„Amadeus“<br />
15.00 Haus für Mozart #26<br />
ENSEMBLE INTERCONTEMPORAIN, SWR VOKAL ENSEMBLE<br />
STUTTGART, GEORGE BENJAMIN<br />
igor strawinsky Messe für Soli, gemi<strong>sch</strong>ten Chor und Ensemble<br />
Johannes Maria staud „Celluloid“ für Fagott solo, „Par ici!“<br />
für Ensemble olivier Messiaen „Cinq Rechants“ Pierre Boulez<br />
„Cummings ist der Dichter“<br />
19.30 Großes Festspielhaus #27<br />
WIENER PHILHARMONIKER, GEORGES PRÊTRE<br />
ELISABETH KULMAN MEZZOSOPRAN<br />
Mozart Symphonie D-Dur KV 504 „Prager“ richard wagner<br />
Fünf Lieder nach Gedichten von Mathilde Wesendonck<br />
WWV 91A Georges Bizet Symphonie C-Dur<br />
Einführungsvortrag 18.30 Uhr Fördererlounge<br />
11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #28<br />
CAMERATA SALZBURG, LOUIS LANGRÉE, SOL GABETTA VIOLONCELLO<br />
Georges Bizet Aus „L’Arlésienne-Suite“ leopold hofmann<br />
Violoncellokonzert D-Dur (Badley D3) camille saint-saëns<br />
Violoncellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33 Mozart Symphonie<br />
D-Dur KV 385 „Haffner“<br />
15.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #29<br />
MOZART KINDERORCHESTER, MARC MINKOWSKI<br />
CHRISTOPH KONCZ LEITUNG, SVEN-ERIC BECHTOLF MODERATION<br />
Johann christian Bach Symphonie D-Dur op. 3/1 Johannes<br />
Maria staud Auftragswerk, UA Mozart Klavierkonzert A-Dur<br />
KV 414, Symphonie D-Dur KV 19<br />
19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #30<br />
ACADEMY OF ST MARTIN IN THE FIELDS<br />
JANINE JANSEN SOLISTIN UND LEITUNG<br />
Mozart Symphonie Es-Dur KV 16 Béla Bartók Divertimento für<br />
Streichorchester Mozart Violinkon<strong>zerte</strong> D-Dur KV 211 und<br />
A-Dur KV 219<br />
Einführungsvortrag 18.30 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />
KALENDARIUM MOZARTWOCHE 2013
54<br />
MITGLIED FÖRDERER STIFTER<br />
MEMBER PATRON FOUNDER<br />
Seit mehr als 120 Jahren widmet sich die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> der Person und dem Werk Wolfgang Amadé<br />
Mozarts. Mit Aktivitäten in den drei Kernbereichen – Kon<strong>zerte</strong>, W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong>, Mu<strong>seen</strong> – baut sie die Brücke zwi<strong>sch</strong>en<br />
Tradition und zeitgenössi<strong>sch</strong>er Kultur und eröffnet wechselnde Perspektiven sowie neue Denkanstöße in der<br />
Auseinander setzung mit dem Komponisten. Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> ist ein Verein, der sich aus Ordentlichen<br />
Mitgliedern, Förderern, Stiftern, Ehrenmitgliedern und den Mitgliedern der Akademie für Mozart-For<strong>sch</strong>ung<br />
zusammensetzt. Wenn Sie die Arbeit der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> unterstützen möchten, am aktiven und ideellen<br />
Kontakt interessiert sind, laden wir Sie zur Mitglied<strong>sch</strong><strong>aft</strong> ein als<br />
MitGlied (€ 50,– p.a.), förderer (€ 500,– p.a.), stifter (€ 30.000,– einmalig).<br />
The <strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation was founded in 1880; since then, it has made a study of Wolfgang Amadé<br />
Mozart’s life and work. Today, with initiatives in three main fields – concerts, research and museums – the <strong>Salzburg</strong><br />
<strong>Mozarteum</strong> Foundation forges links between maintaining tradition and promoting contemporary culture. The aim is<br />
to open up changing perspectives and new ideas in the study of the composer. The <strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation<br />
is an association that comprises ordinary members, patrons, founders, honorary members and the members of the<br />
Central Institute for Mozart Research. If you are interested in supporting and taking part in the activities of the<br />
<strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation, the Foundation accepts with pleasure the following memberships:<br />
MeMBer (€ 50 p.a.), Patron (€ 500 p.a.), founder (€ 30,000 single donation)<br />
Informationen / information:<br />
Claudia Gruber, T +43-662-88 940 943, F 88 940 50, friends@mozarteum.at, www.mozarteum.at<br />
Präsidium der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>: Johannes honsig-erlenburg Präsident, Johannes Graf von Moÿ Vizepräsident, friedrich urban,<br />
Vize präsident, hans landesmann. Stellvertr. für das Kuratorium: wolfgang <strong>sch</strong>urich Vor sitzender, thomas Bodmer Stv. Vorsitzender<br />
Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Redaktions<strong>sch</strong>luss: 30.9.2012 impressum Medieninhaber u. Ver leger:<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Schwarzstr. 26, A 5020 <strong>Salzburg</strong>, Tel. +43 662 88940, www.mozarteum.at Gesamtverantwortung: Matthias<br />
Schulz, Künstleri<strong>sch</strong>er Leiter und kaufmänni<strong>sch</strong>er Ge<strong>sch</strong>äftsführer. Mitarbeit Konzertplanung: Petra Hinterholzer-Leinhofer. Redaktion, Layout,<br />
Grafik: Angelika Worseg; Mitarbeit: Matthias Horngacher. Fotos, wenn nicht anders angegeben: Agenturen und Künstler. Titelgestaltung:<br />
Matthias Horngacher. Engli<strong>sch</strong>e Übersetzungen: Gail Schamberger. Inserate: Yvonne Schwarte. Druck: Roser.