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K o n zerte W issen sch aft M u seen - Stiftung Mozarteum Salzburg

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Magazin zur Mozartwoche<br />

<strong>Salzburg</strong>. September 2012<br />

STIFTUNG<br />

MOZARTEUM<br />

SALZBURG<br />

Kon<strong>zerte</strong><br />

W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong><br />

Mu<strong>seen</strong>


Kon<strong>zerte</strong><br />

W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong><br />

Mu<strong>seen</strong>


inhalt<br />

06 11 23 34 38 44<br />

Vorwort<br />

Mozart Bilder<br />

Marc Minkowski<br />

GeheiMnis hinter den tönen<br />

Mozart kinderorchester<br />

Paradiesi<strong>sch</strong>e aussichten<br />

coMPoser in residence<br />

„worte waren waGner wichtiG“<br />

BeGeGnunG iM zauBerGarten<br />

erlesene kaMMerMusik<br />

luft zwi<strong>sch</strong>en den tönen<br />

la haBana de Mozart<br />

kalendariuM<br />

iMPressuM<br />

04<br />

06<br />

11<br />

18<br />

23<br />

26<br />

29<br />

34<br />

38<br />

40<br />

44<br />

48<br />

50<br />

52<br />

Die Mozartwoche auf bewährten und<br />

aufregend neuen Pfaden<br />

Kir<strong>sch</strong>e auf dem Konzertkuchen<br />

Der Dirigent Teodor Currentzis<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> hat ein<br />

neues Orchester gegründet<br />

Kammermusik in der Mozartwoche 2013<br />

Johannes Maria Staud<br />

Elisabeth Kulman im Gespräch<br />

Französi<strong>sch</strong>e Welten treffen auf Mozart<br />

Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13<br />

Dialoge rund um Mozart, Claude Debussy<br />

und Manfred Trojahn<br />

Das Kuba-Projekt der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

Mozartwoche 2013


liebe leserinnen und leser,<br />

wir freuen uns sehr, Ihnen die erste Ausgabe von Mozart 52 – Magazin zur<br />

Mozartwoche zu präsentieren. Damit möchten wir das seit 2006 jährlich<br />

publizierte „Mozartwoche Magazin“ weiterentwickeln. Mozart immer wieder<br />

neu hörbar machen – das ge<strong>sch</strong>ieht in bester Weise in der Mozartwoche, über<br />

die wir weiterhin als Schwerpunkt in diesem Magazin berichten werden.<br />

Im Idealfall folgt die Form dem Inhalt: So wollen wir in Mozart 52 auf jeweils<br />

52 Seiten führende Mozart-Interpreten zu Wort kommen lassen und Hintergrundberichte<br />

zu den Programmen bereitstellen. Zukünftig sollen aber auch<br />

Neuigkeiten aus dem W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong>s-, Museums- und Jugendbereich, zum<br />

„Dialoge“-Festival, zu den Saisonkon<strong>zerte</strong>n oder zu den internationalen Ko -<br />

operationen der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> durch dieses Medium mehr Raum be -<br />

kommen.<br />

Auf all das soll der Titel Mozart 52 verweisen: die Lebendigkeit und Konti -<br />

nuität, die wunderbaren Impulse, die Herausforderungen und vielfältigen<br />

Sichtweisen, mit denen die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, ausgehend von<br />

der Mozart woche, während des ganzen Jahres – 52 Wochen – Mozart als ihr<br />

themati<strong>sch</strong>es Herz zelebriert.<br />

Wir wün<strong>sch</strong>en Ihnen eine anregende Lektüre und freuen uns darauf, Sie bei<br />

uns begrüßen zu dürfen!<br />

Matthias <strong>sch</strong>ulz<br />

Künstleri<strong>sch</strong>er Leiter und Kaufmänni<strong>sch</strong>er Ge<strong>sch</strong>äftsführer<br />

dear readers,<br />

We are delighted to present the first issue of Mozart 52 – Magazin zur<br />

Mozartwoche [Magazine for Mozart Week], as an expanded version of the<br />

Mozartwoche Magazin (initiated in 2006). Offering fresh perspectives on<br />

Mozart’s music – this is our aim in the Mozart Week, which is the focus of this<br />

Magazine.<br />

Ideally, form should follow content; thus on the 52 pages of Mozart 52, we<br />

will invite leading Mozart performers to have their say, and provide background<br />

reports on our programmes. In future, more space will be given to<br />

news about innovations from the areas of research, youth work and museum,<br />

about the Dialogues Festival, the season’s concerts and international cooperations<br />

with the Foundation.<br />

Mozart 52 comprises all of this – the vitality and continuity, the splendid<br />

ideas, challenges and many different points of view with which the <strong>Salzburg</strong><br />

<strong>Mozarteum</strong> Foundation celebrates Mozart as its heart and soul – starting from<br />

the Mozart Week, through all 52 weeks of the year.<br />

We hope you will find our new magazine enjoyable and interesting, and we<br />

look forward to welcoming you in <strong>Salzburg</strong>.<br />

Matthias <strong>sch</strong>ulz<br />

Artistic Director and General Manager


BLINDTExT<br />

8<br />

Mozart Bilder<br />

Mozart-Bilder – restauriert, neu ge<strong>sch</strong>affen und bespiegelt<br />

Die Mozartwoche 2013 auf bewährten und aufregend neuen Pfaden<br />

klare themati<strong>sch</strong>e wege, die auf Mozart im zentrum hinführen, ihn umkreisen oder ihn zum ausgangspunkt nehmen –<br />

und doch auch quer zum erwarteten, Gewohnten verlaufende <strong>sch</strong>neisen, die unvermutete lichtungen zugänglich<br />

machen und verblüffende abkürzungen und durchblicke bieten: wie ein großer klingender Garten, der zum flanieren<br />

auf prächtigen alleen ebenso einlädt wie zum erkunden von <strong>sch</strong>malen Pfaden, ließe sich das Programm der<br />

Mozartwoche 2013 begreifen, die erste unter der neuen leitung von Matthias <strong>sch</strong>ulz und Mark Minkowski.<br />

Walter Weidringer<br />

Neues Licht auf Mozart zu werfen und<br />

auf das, was ihn zu seiner Zeit umgab,<br />

wie auf ihn von der Vergangenheit bis<br />

zur Gegenwart kreativ reagiert wurde<br />

und welche Zugänge große Interpreten<br />

von heute zu seiner Musik finden,<br />

ergänzt durch einige Schlaglichter<br />

auf unter der Oberfläche wirksame<br />

Beziehungen über histori<strong>sch</strong>e und<br />

stilisti<strong>sch</strong>e Grenzen hinweg – das<br />

sind die Leitlinien der „neuen“ Mozart -<br />

woche, die sich von der „alten“ keineswegs<br />

radikal abgrenzen will, sondern<br />

vielmehr die längst präsente<br />

Idee der Vielfalt, wie Schulz und Minkowski<br />

betonen, verstärkt verwirkli -<br />

chen möchte.<br />

„lucio silla“ in neuer alter sicht<br />

Einen solchen Schwerpunkt bildet<br />

die szeni<strong>sch</strong>e Umsetzung von „Lucio<br />

Silla“ – also von jenem 1772 für Mailand<br />

in kürzester Zeit und unter teils<br />

widrigen Umständen ge<strong>sch</strong>affenen<br />

Dramma per musica, mit dem sich<br />

der 16-jährige Wolfgang Amadé stilisti<strong>sch</strong><br />

weit aus dem Schema der Opera<br />

seria herausgewagt hat. „Lucio Silla“<br />

markiert jenen faszinierenden Punkt,<br />

an dem sich das Wunderkind zum<br />

reifen Komponisten wandelt.<br />

Eine Starbesetzung rund um Rolando<br />

Villazón in der Titelpartie wird ge -<br />

meinsam mit den Musiciens du Louvre<br />

Grenoble und dem <strong>Salzburg</strong>er Bachchor<br />

unter Minkowskis Leitung zu<br />

erleben sein – inszeniert „im Gewand<br />

Aus dem Atelier von Antoine Fontaine, Paris<br />

der Zeit Mozarts“, aber, wie Matthias<br />

Schulz anmerkt, „ohne auf eine zeitgemäße,<br />

dynami<strong>sch</strong>e Betrachtungsweise<br />

zu verzichten“.<br />

Für die Regie zeichnet Marshall Pynkoski,<br />

für die Ausstattung Antoine Fontaine<br />

verantwortlich – beide für ihre<br />

Faszination für das Barocktheater und<br />

seine Ausdrucksmittel bekannt. Sie<br />

wer den gewiss einen aufregenden Bei -<br />

trag zu der immer wieder neu entflammenden<br />

Diskussion um Buchstaben-<br />

oder Werktreue, um histori<strong>sch</strong>e<br />

Verankerung und aktuelle Be deutung<br />

liefern – ein Themenkreis, der auch<br />

in einem von zwei das Programm er -<br />

gänzenden Gesprächsrunden behandelt<br />

wird.<br />

Minkowski und Schulz je denfalls „glau -<br />

ben, dass man Authentizität nicht kons -<br />

truieren kann: sie wird meist offen bar,<br />

wenn man sie am wenigsten erwartet<br />

und bleibt, wie das Genie, unvorhersehbar.“<br />

Dass allein die Wiener Philharmoniker<br />

(beileibe nicht nur) Mozart mit so<br />

unter<strong>sch</strong>iedlichen Dirigenten wie Teo -<br />

dor Current zis und Gustavo Dudamel<br />

aus der jungen Generation so wie dem<br />

Altmeister Georges Prêtre interpretieren,<br />

verspricht <strong>sch</strong>on jene Vielfalt<br />

in der Annäherung an den Genius<br />

loci, die etwa mit dem Or chestra of<br />

the Age of Enlightenment unter Sir<br />

Simon Rattle, András Schiff und seiner<br />

Cappella Andrea Barca, dem<br />

Mahler Chamber Orchestra unter<br />

Andrés Orozco-Estrada, Louis Langrée<br />

am Pult der Camerata <strong>Salzburg</strong> oder<br />

der Academy of St Martin in the Fields,<br />

geleitet von der Geigerin Janine Jansen,<br />

eindrucksvoll untermauert wird.<br />

der diktator als stil-Prisma<br />

Das oben angeführte szeni<strong>sch</strong>e Kernstück<br />

rund um den brutalen römi<strong>sch</strong>en<br />

Diktator, dessen plötzliche Ab dank ung<br />

im Barock dennoch zur Darlegung<br />

herr<strong>sch</strong>erlicher Tugenden taug te, dient<br />

darüber hinaus gleichsam als Prisma,<br />

an dem sich das Licht des Librettos<br />

von Giovanni de Gamerra bricht. Dieser<br />

„Lucio Silla“ wurde näm lich, Änderungen<br />

vorbehalten, noch mehrmals<br />

ver tont – zwei Jahre nach Mozart etwa<br />

gleich doppelt, von dessen Vorbild und<br />

Freund Johann Christian Bach für das<br />

Mannheimer Hoftheater sowie von<br />

Pasquale Anfossi, dessen Oper in Ve -<br />

ne dig erstmals über die Büh ne ging.<br />

Die Sopranistin Sylvia Schwartz ist<br />

der gemeinsame sängeri<strong>sch</strong>e Nenner:<br />

Sie führt die namh<strong>aft</strong>e Be setzung an,<br />

die im Verein mit dem <strong>Mozarteum</strong> -<br />

orchester <strong>Salzburg</strong> unter Ivor Bolton<br />

bei einer kompletten konzertanten Auf -<br />

führung die stilisti<strong>sch</strong>en Unter<strong>sch</strong>iede<br />

zu Mozart ausloten wird; und auch in<br />

jenen Arien und Ensembles aus An -<br />

fos sis Werk ist Schwartz zu hören, die<br />

in einem Konzert mit Jérémie Rhorer<br />

und Le Cercle de l’Harmonie auf dem<br />

Programm stehen.<br />

Antoine Fontaine, verantwortlich<br />

für Bühne und Kostüme in der<br />

Opernproduktion „Lucio Silla“ der<br />

Mozartwoche 2013: Aus seiner<br />

Ausstattung für den Film „Vatel –<br />

Ein Festmahl für den König“ (zu<br />

sehen im Rahmen der Mozartwoche<br />

2013 am Freitag, 1. Februar um<br />

14 Uhr, Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

im Mozart-Wohnhaus).<br />

MOZARTWOCHE 2013<br />

9


MOZARTWOCHE 2013<br />

10<br />

debüt für richard wagner<br />

In <strong>sch</strong>öner assoziativer Logik ergeben<br />

sich dabei neue Zusammenhänge und<br />

Themenfelder. Der Weg von Mozart zu<br />

Richard Wagner etwa, der anlässlich<br />

von dessen 200. Geburtstag bei der<br />

Mozartwoche überhaupt zum ersten<br />

Mal be<strong>sch</strong>ritten wird, <strong>sch</strong>eint gar nicht<br />

so weit, wenn man bedenkt, dass der<br />

musikali<strong>sch</strong>e Revolutionär aus Leipzig<br />

die Werke des <strong>Salzburg</strong>ers nicht nur<br />

aus der Ferne geliebt, sondern auch<br />

selbst dirigiert und diesen in seinem<br />

künstleri<strong>sch</strong>en Credo gar zur Ehre<br />

der Altäre erhoben hat: „Ich glaube<br />

an Gott, Mozart und Beet hoven …“.<br />

Da stehen das lyri<strong>sch</strong> strömende<br />

„Sieg fried-Idyll“ (unter Gustavo Du -<br />

da mel) sowie die sensualisti<strong>sch</strong>en<br />

Wesen dock-Lieder (gesungen von Elisabeth<br />

Kulman und mit Georges Prêtre<br />

am Pult), beide dargeboten von den<br />

wahrlich Wagner-geeichten Wiener<br />

Phil har mo nikern, der frühen C-Dur-<br />

Symphonie gegenüber, die ausgerechnet<br />

Marc Min kowski und die<br />

Musiciens du Louvre Grenoble zu<br />

neuem Leben erwecken – und wie<br />

wird Wagners ins Monumentale drängende<br />

Bearbeitung von Christoph<br />

Willibald Glucks Ouver türe zu „Iphigénie<br />

en Aulide“ unter Minkowskis<br />

Händen klin gen, der sich doch wohl<br />

der <strong>sch</strong>lanken Klassizität verpflichtet<br />

fühlt, welche das Werk für Kenner<br />

und Liebhaber des „Originalklangs“<br />

ver strömt?<br />

Die Antwort ist in <strong>Salzburg</strong> zu hören –<br />

als Teil einer faszinierenden Vielfalt,<br />

die in dieser Form und Dichte nur wäh -<br />

rend der Mozartwoche erlebbar wird.<br />

durchbruch des lichts:<br />

symphonien in c<br />

Überhaupt C-Dur: bei Mozart die Ton -<br />

art neutraler, von Pauken und Trompeten<br />

unterstützter Festlichkeit, aber<br />

auch Ausgangspunkt für weiträumige<br />

Erkundungen in beide Hemisphären<br />

des Quintenzirkels.<br />

Die Symphonie KV 338, die „Linzer“<br />

und die „Jupiter“-Symphonie werden<br />

Angelpunkte für auf<strong>sch</strong>lussreiche Ver -<br />

gleiche in der vorzeichenlosen Zone –<br />

mit der <strong>sch</strong>on erwähnten Sym phonie<br />

des 19-jährigen Richard Wagner, der<br />

die zeitgenössi<strong>sch</strong>e Kritik „eine kecke,<br />

dreiste Energie der Gedanken“ sowie<br />

eine an Mozart ge mah nen de „jungfräuliche<br />

Naivität in der Empfänglichkeit<br />

der Grundmotive“ zugestand, mit<br />

der sonnig-liebenswerten Symphonie<br />

des 17-jährigen Georges Bizet, aber<br />

auch mit jener „Symphonie en Ut“<br />

von 1939/40, die auf einem dreitönigen<br />

Grundmotiv basiert, dem Igor<br />

Strawinsky in klassizisti<strong>sch</strong>er Abstrak -<br />

tion alle möglichen Varianten abgewinnt.<br />

Die düsteren Schatten von<br />

c-Moll sind da nicht weit, auch wenn<br />

sie sich etwa in Franz Schuberts<br />

4. Symphonie, der so genannten „Tra -<br />

gi<strong>sch</strong>en“, immer wieder in Richtung<br />

C-Dur verflüchtigen.<br />

Zu Wagners 200. Geburtstag erweist<br />

ihm die Mozartwoche erstmals in<br />

ihrer Ge<strong>sch</strong>ichte ihre Reverenz,<br />

indem Werke aus Jugend und Reifezeit<br />

in Beziehung zu Mozart gesetzt<br />

und damit neu beleuchtet werden.<br />

nicht nur Mozart in Paris<br />

Auch ein Thema wie Strawinskys im -<br />

plizit der Musik Mozarts und seiner<br />

Vorläufer verpflichteter Klassizismus<br />

strahlt aus, fügt etwa die „Pulcinella“-<br />

Suite ins Programm – und spätestens<br />

mit Mozarts „Pariser“ Symphonie („alle<br />

zuhörer wurden davon hinger<strong>issen</strong> –<br />

und war ein grosses applaudissement“,<br />

<strong>sch</strong>rieb der Komponist 1778 an seinen<br />

Vater) dürfen wir auch in der Seine-<br />

Metropole eine bis ins 20. Jahrhundert<br />

reichende musikali<strong>sch</strong>e Rund<strong>sch</strong>au<br />

halten.<br />

Bei zentralen musikali<strong>sch</strong>en Qualitäten<br />

wie Esprit, Leichtigkeit und Tiefgang<br />

ohne benebelndes Pathos konnten<br />

sich im musikali<strong>sch</strong>en Herzen<br />

Im Programm der Mozartwoche 2013<br />

spiegelt sich der künstleri<strong>sch</strong>e Austau<strong>sch</strong> von<br />

Matthias Schulz und Marc Minkowski wider.<br />

Frank reichs ja immer wieder junge<br />

Kom ponisten durchaus auf das Vorbild<br />

des <strong>Salzburg</strong>ers berufen – auch<br />

wenn es gerade Georges Bizet war, der<br />

einmal ausrief, man müsse entweder<br />

Deut<strong>sch</strong>er oder tot sein, um in Paris<br />

Erfolg zu haben.<br />

Seine Schauspielmusik zu Alphonse<br />

Daudets Drama „L’Arlésienne“, das<br />

Cellokonzert des Multitalents Ca mille<br />

Saint-Saëns (er war der erste Pianist,<br />

der sämtliche Klavierkon<strong>zerte</strong> Mozarts<br />

aufgeführt hat) und Werke von Maurice<br />

Ravel machen die Verbindungslinien<br />

über Raum und Zeit hinweg<br />

deutlich, darunter dessen jazzi ges<br />

G-Dur-Klavierkonzert, wobei sich der<br />

Mittelsatz ausdrücklich auf Mozart be -<br />

ruft.<br />

SUMMARY<br />

Johannes Maria staud<br />

Auf diesem Weg gelangen wir nicht<br />

nur mit Olivier Messiaen und Pierre<br />

Boulez in die jüngere musikali<strong>sch</strong>e Ver -<br />

gangenheit, sondern landen bei Jo han -<br />

nes Maria Staud überhaupt in der Ge -<br />

genwart: Wunderkind à la Mozart sei<br />

er keines gewesen, stellt der 1974 in<br />

Innsbruck geborene Komponist klar,<br />

aber Musik <strong>sch</strong>reibt er dennoch seit<br />

der vierten Volks<strong>sch</strong>ulklasse. Längst<br />

hat sich das spieleri<strong>sch</strong>e Interesse zu<br />

künstleri<strong>sch</strong>er Notwendigkeit ent -<br />

wickelt, ist Staud zu einem der in ter -<br />

na tional gefragtesten Musik<strong>sch</strong>öpfer<br />

seiner Generation geworden – und<br />

zwar zu einem, der bewusst auch<br />

immer wieder ästheti<strong>sch</strong>e Wagnisse<br />

ein geht, experimentiert, sich selbst<br />

und sein Publikum nicht in fal<strong>sch</strong>er<br />

Sicherheit wiegen will. Dabei hat er<br />

sich jene Hellhörigkeit für alle Arten<br />

internationaler Einflüsse be wahrt, die<br />

auch den jungen Mozart auszeichnete.<br />

Stauds bis in kleinste Details ausgearbeitete<br />

Musik, in gleichsam altmodi<strong>sch</strong>er<br />

Akribie mit Bleistift auf Papier<br />

notiert, ist von Sinnlichkeit und Plasti -<br />

zität geprägt – und findet ihre An satz -<br />

punkte in allen Geistesdisziplinen, gerne<br />

auch in der Ge<strong>sch</strong>ichte: Im Auf trag<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> hat<br />

Staud eine Orchesterfassung von<br />

Mozarts c-Moll- Klavierfantasie KV 475<br />

ge <strong>sch</strong>af fen, die bei der Mozartwoche<br />

von den Wiener Philharmonikern<br />

unter Teodor Currentzis uraufgeführt<br />

wird. Und sein „Segue“, eine bewusst<br />

The 2013 Mozart Week aims to throw new light on Mozart and his surroundings, on creative reaction<br />

to him in past and present, and the diverse approaches to his music taken by great performers of<br />

today, also highlighting latent connections independently of historical or stylistic demarcation.<br />

One focal point is Lucio Silla – not only Mozart’s opera in a new stage production with Marc<br />

Minkowski and all the resources of baroque theatre, but also in settings by Mozart’s contemporary<br />

Pasquale Anfossi, and his friend Johann Christian Bach. Since the programme is determined by<br />

associative logic, it will include not only music by the „London Bach“, but also works by Richard<br />

Wagner, a great admirer of Mozart, and the musical development in Paris since Mozart’s visit<br />

there, right up to Saint-Saëns and Ravel. In contemporary music, the focus is on the composer<br />

Johannes Maria Staud, whose new works are conceived as following on from Mozart.<br />

A new children’s orchestra presents the stars of tomorrow, together with their role models: the Vienna<br />

Philharmonic under Gustavo Dudamel, Teodor Currentzis and Georges Prêtre, the Orchestra of the<br />

Age of Enlightenment under Sir Simon Rattle, András Schiff and his Cappella Andrea Barca, the<br />

Mahler Chamber Orchestra under Andrés Orozco-Estrada, the <strong>Salzburg</strong> Camerata under Louis<br />

Langrée, and the Academy of St Martin in the Fields directed by violinist Janine Jansen; soloists<br />

in clude Pierre-Laurent Aimard, the Quatuor Diotima and the Emerson String Quartet, Gerald Finley,<br />

Sol Gabetta, Patricia Kopatchinskaja, Leszek Moždžer, Maria João Pires, Menahem Pressler, Milan Tur -<br />

kovic and Thomas Zehetmair. They will all combine their musical resources to paint multifaceted<br />

portraits of Mozart analogous to those displayed in the first comprehensive exhibition, which in -<br />

cludes valuable loans.<br />

MOZARTWOCHE 2013<br />

11


MOZARTWOCHE 2013<br />

12<br />

nicht Konzert genannte Musik für Vio -<br />

loncello und Orchester, geht von einem<br />

Mozart-Fragment aus, das ungeahnte<br />

Pfade ein<strong>sch</strong>lägt, wie diese Neufassung<br />

seines 2006 uraufgeführten Werks be -<br />

weist. Diese und weitere Werke von<br />

Staud bespiegeln das histori<strong>sch</strong>e, aber<br />

dennoch unweigerlich in unserer Zeit<br />

verankerte Programm in aufregen der<br />

Weise.<br />

stars von heute und morgen<br />

Mozart, das Wunderkind ohne Kindheit<br />

mit seinen lebenslangen Kindereien,<br />

Mozarts Musik, „zu leicht für<br />

Kinder, zu <strong>sch</strong>wer für Erwachsene“,<br />

wie Artur Schnabel meinte: Von einer<br />

herrlich kreativen Seite geht ein von<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> ins Leben ge -<br />

rufenes Kinderorchester das Thema<br />

an. Vom Musikum <strong>Salzburg</strong> und weiteren<br />

Musik<strong>sch</strong>ulen in <strong>Salzburg</strong> und<br />

Bayern ermöglicht, wachsen Kinder<br />

und Ju gendliche bis zwölf unter Leitung<br />

von Christoph Koncz zum Klang -<br />

körper zusammen, um mit Marc Minkowski<br />

vor allem Mozart, aber auch ein<br />

eigens komponiertes Werk von Jo han -<br />

nes Maria Staud zu spielen.<br />

So reihen sich die Meister von morgen<br />

<strong>sch</strong>on heute in die Stars der Mozartwoche<br />

ein, also Künstler wie Pierre-<br />

Mozart Bilder – Bilder Mozarts<br />

ab 25.01.2013 im Mozart-wohnhaus<br />

from 25.01.2013 in the Mozart residence<br />

Laurent Aimard, Sven-Eric Bechtolf,<br />

das Quatuor Diotima und das Emerson<br />

String Quartet, Gerald Finley, Sol<br />

Gabetta, Patricia Kopatchinskaja,<br />

Leszek Moz˙dz˙er, Maria João Pires, Me -<br />

na hem Pressler, Milan Turkovic oder<br />

Thomas Zehetmair, um nur einige zu<br />

nennen.<br />

Gemeinsam entwerfen sie mit musikali<strong>sch</strong>en<br />

Mitteln jene vielfältigen<br />

„Mozart-Bilder“, deren opti<strong>sch</strong>e Pendants,<br />

also die Porträtgemälde des<br />

Genius loci, in einer gleichnamigen,<br />

durch viele wertvolle Leihgaben<br />

ergänzte Ausstellung erstmals als Ge -<br />

samt<strong>sch</strong>au zu betrachten sind.<br />

„Von keinem anderen berühmten Manne findet man so viele Bildnisse, die nichts mit seiner tatsächlichen äußeren<br />

Er<strong>sch</strong>einung zu tun haben, wie von Mozart. Von keinem macht sich die huldigende Nachwelt im allgemeinen ein so fal<strong>sch</strong>es<br />

Bild wie von ihm.“ Arthur Schurig (Anfang 20. Jhdt.)<br />

Die Frage nach Mozarts Aussehen wird von seinen Zeit -<br />

genossen beantwortet und – um es vorweg zu sagen:<br />

Mozart war kein <strong>sch</strong>öner Men<strong>sch</strong>. Er war von kleiner Statur<br />

und dürfte nicht viel mehr als einen Meter fünfzig ge -<br />

messen haben. Sein Kopf war verhältnismäßig groß, er<br />

hatte kleine, aber <strong>sch</strong>öne Hände, eine blasse Gesichtsfarbe<br />

und große blaue Augen, die wegen ihrer Strahlkr<strong>aft</strong> und<br />

Lebendigkeit immer wieder erwähnt werden, ebenso wie<br />

die Tatsache, dass sie ein wenig hervorstanden. Auch über<br />

eine große Nase wird berichtet. Zuletzt hatte Mozart dunkelblonde<br />

Haare, die er zum Zopf gebunden trug. Sein<br />

eher derbes und unauffälliges Aussehen versuchte er mit<br />

<strong>sch</strong>öner und kostbarer Kleidung wettzumachen. Angeblich<br />

hatte er Ähnlichkeit mit seiner Mutter.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> besitzt die größte<br />

Sammlung originaler Mozart-Porträts, die nun für die<br />

Dauer dieser Ausstellung mit wertvollen Leihgaben er -<br />

gänzt wird und somit eine einzigartige Gesamt<strong>sch</strong>au der<br />

bekannten zeitgenössi<strong>sch</strong>en Mozart-Bildnisse, inklusive<br />

einer Gegenüberstellung mit fraglichen oder kürzlich ge -<br />

fun denen und zuge<strong>sch</strong>riebenen Mozart-Porträts bietet.<br />

Mozart mit dem diamantring Mozart with the diamond ring<br />

Anonym, ca. 1770–1775. Ölbild, 90 x 65 cm<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

© Marco Borggreve / Naïve<br />

»One of the most brilliant and inquisitive<br />

artists of the new generation«,<br />

nannte die New York Times den Gei -<br />

ger Christian Tetzlaff, der bei einem<br />

jüngst vergangenen Auftritt in der<br />

Carnegie Hall wie ein Rockstar gefeiert<br />

wurde – mit Jubel, Stampfen und<br />

Standing Ovations. Begleitet von dem<br />

Orchester der Metropolitan Opera<br />

unter der Stab führung von Altmeister<br />

James Levine hatte der gebürtige<br />

Hamburger mit Brahms’ Violin kon zert<br />

brilliert. Am Ende war selbst Levine<br />

so begeistert, dass ihm beim Schluss -<br />

akkord ein lauter Juchzer entglitt.<br />

»Jede Wendung klang wie ein Be -<br />

kennt nis. x-mal ge hört, das Stück,<br />

aber so noch nie«, <strong>sch</strong>rieb das »Ham -<br />

burger Abendblatt«.<br />

Tetzlaff, der an der Lübecker Musik -<br />

hoch<strong>sch</strong>ule bei Uwe-Martin Haiberg<br />

und in Cincinnati bei Walter Levin<br />

studiert hat, ist heute auf allen großen<br />

Konzertpodien in Europa, den USA<br />

und Asien vertreten. Er ist gern gesehener<br />

Gast der fünf bedeutendsten<br />

amerikani<strong>sch</strong>en Symphonieorchester<br />

(»Big Five«), spielt mit den Wiener<br />

und Berliner Philharmonikern, dem<br />

Orchestre de Paris, dem Tonhalle<br />

Orchester Zürich sowie bei Festivals<br />

wie den BBC Proms, Edinburgh, dem<br />

Lucerne Festival und bei allen bedeutenden<br />

Sommerfestivals der USA; er<br />

ist seit Jahren immer wieder Gast der<br />

Mozartwoche und in Kon<strong>zerte</strong>n der<br />

kir<strong>sch</strong>e auf deM<br />

konzertkuchen<br />

Das Programm der Mozartwoche 2013 gestalten Matthias Schulz, seit 1. März 2012<br />

künstleri<strong>sch</strong>er Leiter und kaufmänni<strong>sch</strong>er Ge<strong>sch</strong>äftsführer der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

<strong>Salzburg</strong>, und Marc Minkowski gemeinsam. Marc Minkowski begann einst als<br />

Fagottist, setzte sich früh mit histori<strong>sch</strong>er Aufführungspraxis auseinander und<br />

gründete 1982 die Musiciens du Louvre Grenoble, deren Dirigent er wurde.<br />

Manuel Brug<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>. Zudem<br />

gibt er regelmäßig Duoabende mit Leif<br />

Ove Andsnes und Lars Vogt und hat<br />

sein eigenes Streichquartett, das sich<br />

innerhalb kürzester Zeit den Ruf als<br />

»eines der faszinierendsten Kammer -<br />

musikensembles der Welt“ erworben<br />

hat (»La Nazione«). 2005 kürte ihn<br />

Musical America zum »Instrumentalist<br />

of the Year«, für seine CD-Ein spie lun -<br />

gen erhielt er mehrfach den Dia pason<br />

d’Or, den Edison Preis, den Midem<br />

Classical Award sowie den ECHO-<br />

Preis und Nominierungen für den<br />

Grammy. Die Stückauswahl der breit<br />

gefächerten Diskographie zeigt, dass<br />

sich der Virtuose im Barockzeitalter<br />

ebenso heimi<strong>sch</strong> fühlt wie in der<br />

Moderne. Christian Tetzlaff spielt sich<br />

von je her mit seiner Geige des Bonner<br />

Instrumentenbauers Stefan-Peter<br />

Greiner (»Ich habe noch keine Geige<br />

gespielt, die mir so gut gefallen hat«)<br />

kreuz und quer durch die Musikge<strong>sch</strong>ichte<br />

und setzt dabei mit dem<br />

klassi<strong>sch</strong>en und romanti<strong>sch</strong>en Repertoire<br />

ebenso Maßstäbe wie mit seinen<br />

Bach-Interpretationen oder seiner<br />

Sichtweise der Werke von Gegenwartskomponisten<br />

wie Mark-Anthony<br />

Turnage, Stuart MacRae oder<br />

Jörg Widmann. Ganz im Sinn dieser<br />

Vielfältigkeit wird Tetzlaff bei seinen<br />

Kon<strong>zerte</strong>n in der Mozartwoche 2011<br />

Duos von Widmann und Holliger mit<br />

Quintetten von Mozart gegen -<br />

überstellen (24.01.). Im Orchester -<br />

© Alexandra Vosding<br />

kon zert einen Tag zuvor widmet sich<br />

der Geiger gemeinsam mit Tabea<br />

Zim mermann und der Camerata <strong>Salzburg</strong><br />

unter der Leitung von Louis<br />

Langrée der Sinfonia concertante KV<br />

364 (320d) – Mozarts einzigem überlieferten<br />

Werk dieser seinerzeit<br />

beliebten Mi<strong>sch</strong>gattung, in der die<br />

Komponisten das Besetzungsprinzip<br />

der althergebrachten Concerto-grosso-Form<br />

(die Gegenüberstellung<br />

zweier unter<strong>sch</strong>iedlich besetzter<br />

Klanggruppen) mit der symphoni<strong>sch</strong>en<br />

Konzeption der Sonatenform<br />

kombinierten.<br />

MARC MINKOWSKI<br />

13


MARC MINKOWSKI<br />

14<br />

„Mozart ist durchaus eine Art Basso<br />

continuo in meinem musikali<strong>sch</strong>en<br />

Leben“, sagt Marc Minkowski.<br />

»... ICH DANN DIE KIRSCHE AUF DEM KONZERTKUCHEN BIN«<br />

Marc Minkowski iM GesPräch<br />

mit Manuel Brug<br />

nimmt Mozart gegenwärtig viel raum<br />

in ihrem dirigentenleben ein?<br />

Ja, sehr viel. Schließlich war und ist er<br />

immer wieder eine große Herausforderung.<br />

Nach den herrlichen „Così fan<br />

tutte“-Vorstellungen im <strong>Salzburg</strong>er<br />

Fest spielsommer 2011 habe ich im<br />

da rauffolgenden April bei meinem<br />

eigenen Festival auf der Île de Ré ein<br />

Arien- und Ouvertüren-Programm mit<br />

meiner Mezzoentdeckung, der Russin<br />

Julia Lezhneva, di rigiert. In einer<br />

Mozart-Matinee bei den Festspielen<br />

2012 stellte ich zum Beispiel Nikolai<br />

Rimsky-Korsa kovs „Mozart und Salieri“<br />

vor. Gerade planen wir das Ge -<br />

burts tagskonzert der Musiciens du<br />

Louvre Grenoble, das am 23. Ok tober<br />

in der Pariser Salle Pleyel stattfinden<br />

wird: Wir feiern 30 Ensemble-Jahre,<br />

dazu 30 Jahre mit einem ge w<strong>issen</strong><br />

Musikdirektor, dazu den 30. Ge burts -<br />

tag des Konzertmeisters. Es wird eine<br />

Mozart-Gala mit 16 wunderbaren Sängern<br />

werden, mit denen ich zum Teil<br />

seit langem zusammenarbeite, wie<br />

Mireille Delun<strong>sch</strong>, Véronique Gens<br />

oder Anne Sofie von Otter.<br />

Die Mozart-Reise geht noch weiter.<br />

Nach dem „Lucio Silla“ in der Mozart -<br />

woche, der im Sommer wieder zu se -<br />

hen sein wird, dirigiere ich im Juli 2013<br />

in Aix-en-Provence die Wiederaufnah -<br />

me der spannenden Dmitri-Tcher n -<br />

jakov-Pro duktion des „Don Giovanni“.<br />

Das ist doch eine Menge Mozart...<br />

es gibt auch ihr großes symphoni<strong>sch</strong>es<br />

Projekt zu <strong>sch</strong>ubert; der ist ja<br />

nicht so weit weg von Mozart…<br />

Ich habe bei der parallelen Be<strong>sch</strong>äftigung<br />

mit diesen Partituren wieder sehr<br />

viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Die<br />

Wiener Klassik nimmt derzeit einen<br />

großen Teil meiner Termine ein.<br />

war das auch früher so?<br />

Mozart ist seit längerem einfach da.<br />

„Entführung“, „Così“ und „Mitridate“<br />

habe ich in <strong>Salzburg</strong> dirigiert, „Idomeneo“<br />

in Aix, Bremen und <strong>Salzburg</strong>,<br />

„Figaro“ in Paris. Ich stehe seit gut<br />

zehn Jahren jeden Sommer in <strong>Salzburg</strong><br />

bei einer Mozart-Matinee am<br />

Pult, bin seit vielen Jahren Gast der<br />

Mozartwoche. Mozart ist durchaus eine<br />

Art Basso continuo in meinem musikali<strong>sch</strong>en<br />

Leben, wie auch die Werke<br />

von Bach oder Händel.<br />

wie kamen sie zur Mozartwoche?<br />

Ich war und bin so oft hier – vielleicht<br />

lag es also wirklich nahe. Ich lenke<br />

gerne, möchte mich in einem größeren<br />

Rahmen verwirklichen können,<br />

will für mehr als nur ein Konzert da<br />

sein.<br />

sie haben als künstleri<strong>sch</strong>er leiter der<br />

Mozartwoche einen ,kodirektor‘…<br />

Einen sehr guten! Die ruhige, sachliche<br />

und effektive Art von Matthias Schulz<br />

ist sehr hilfreich. Er ist wunderbar<br />

organisiert, kennt <strong>Salzburg</strong> und die<br />

Ins titution gut. Er ist in der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Mozarteum</strong> präsent, bei der ich dann<br />

die Kir<strong>sch</strong>e auf dem Konzertkuchen<br />

bin. Wir diskutieren viel, <strong>sch</strong>meißen<br />

unsere Ideen in einen Topf, rühren<br />

um und <strong>sch</strong>auen dann, was davon<br />

möglich ist und was passt.<br />

Ich habe natürlich Erfahrung mit<br />

Mozart-Opern, was Kammermusik und<br />

das Zeitgenössi<strong>sch</strong>e angeht, ist Matthias<br />

Schulz besser be<strong>sch</strong>lagen, hat einen<br />

weiteren Horizont. Bisher ergänzen<br />

sich unsere Ideen sehr gut, jeder respektiert<br />

den anderen und <strong>sch</strong>eint ihm<br />

förmlich von den Augen abzulesen,<br />

was ihm gefällt und wie sich das mit<br />

seinen Projekten mi<strong>sch</strong>en könnte. Im<br />

symphoni<strong>sch</strong>en Bereich laufen wir<br />

ziem lich gleich. So diskutieren wir<br />

diese drei Programm<strong>sch</strong>werpunkte sehr<br />

ausführlich.<br />

Wir nehmen die Tradition der Mozartwoche<br />

und ihre Stellung in der musikali<strong>sch</strong>en<br />

Welt ernst, wollen aber auch<br />

innovativ sein, neue Dinge und Formate<br />

ausprobieren, um ihr Profil<br />

noch zu stärken. Die beste Möglichkeit,<br />

um wirklich auf uns aufmerksam<br />

zu machen, <strong>sch</strong>ien uns eine<br />

Opernproduktion. Das wurde in der<br />

Mozartwoche immer wieder ge macht,<br />

ist aber sehr aufwendig. Zum Glück<br />

haben wir verlässliche Partner wie<br />

die Sommerfestspiele in <strong>Salzburg</strong><br />

oder das Musikfest Bremen.<br />

SUMMARY<br />

It is not only the birthday concert on 27 January, with<br />

Les Musiciens du Louvre, that presents an all-Mozart<br />

programme; Mozart has long played a major role in Marc<br />

Minkowski’s concert diary. The new artistic director of<br />

the Mozart Week (in collaboration with Matthias Schulz)<br />

from 2013 onwards remarks that Mozart’s works always<br />

go down well. Talking about his programme planning<br />

with Matthias Schulz, he said: “We take the tradition of<br />

the Mozart Week and its status in the world of music<br />

seriously, but we also want to be innovative; we have to<br />

try out new ideas and formats to boost its profile. We<br />

want more visibility for the Mozart Week ‘brand’, and<br />

we thought the best opportunity would of course be an<br />

opera production.” He has decided on the early work<br />

Lucio Silla (with which the young Mozart concluded his<br />

period of apprenticeship in Italy), the modernity of<br />

which he intends to demonstrate in a historical recreation:<br />

“There are still echoes of the baroque, but all<br />

kinds of doors are opening here.” This should be clearly<br />

visible, but a return to historical performance practice<br />

must nevertheless remain theatrical. Minkowski is certain<br />

that he has found the right person in the American<br />

stage-director Marshall Pynkoski: “He works with great<br />

elegance, paying attention to the gesture and the visual<br />

aspects of Mozart’s time.”<br />

Of his star singer Rolando Villazón, he says: “He’s just<br />

reorganising his repertoire and putting Mozart more at<br />

the centre of his career. He has great enthusiasm, and<br />

feels very much at ease in this music. Besides, he’s an<br />

incredibly good actor. All these are great assets for us.”<br />

MARC MINKOWSKI<br />

15<br />

© Marco Borggreve / Naïve (3)


MARC MINKOWSKI<br />

16<br />

do 24.01 #01<br />

di 29.01 #14<br />

fr 01.02 #24<br />

Haus für Mozart, Beginn jeweils 19 Uhr<br />

Mozart<br />

LUCIO SILLA KV 135<br />

Dramma per musica in drei Akten<br />

Libretto Giovanni de Gamerra<br />

In italieni<strong>sch</strong>er Sprache<br />

MARC MINKOWSKI MUSIKALISCHE LEITUNG<br />

MARSHALL PYNKOSKI REGIE<br />

ANTOINE FONTAINE BÜHNE, KOSTÜME<br />

JEANNETTE ZINGG CHOREOGRAPHIE<br />

ROLANDO VILLAZÓN LUCIO SILLA<br />

OLGA PERETYATKO GIUNIA<br />

MARIANNE CREBASSA CECILIO<br />

INGA KALNA LUCIO CINNA<br />

EVA LIEBAU CELIA<br />

LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE<br />

SALZBURGER BACHCHOR<br />

Mit deut<strong>sch</strong>en und engli<strong>sch</strong>en Übertitel<br />

Eine Koproduktion mit den <strong>Salzburg</strong>er Festspielen<br />

in Kooperation mit dem Musikfest Bremen<br />

Aus den Entwürfen von Antoine Fontaine,<br />

der Bühnenbild und Kostüme für „Lucio Silla“<br />

in der Mozartwoche 2013 kreiert.<br />

wird es organi<strong>sch</strong> weitergehen, kommt<br />

noch mehr neues hinzu?<br />

Eine Oper jedes Jahr – das wäre eine<br />

ganz <strong>sch</strong>öne Herausforderung für die<br />

Mozartwoche. Früher war eine Opern -<br />

produktion die Ausnahme, jetzt könnte<br />

es die Regel werden...<br />

warum haben sie sich als erstes für<br />

„lucio silla“ ent<strong>sch</strong>ieden?<br />

Dafür gibt es mehrere Gründe. Es ist<br />

ein Meisterwerk, das nur selten<br />

gespielt wird, auch in <strong>Salzburg</strong> <strong>sch</strong>on<br />

länger nicht mehr. Es ist trotzdem<br />

ein Titel, der immer sehr erfolgreich<br />

war – in Produktionen von Jean-Pierre<br />

Ponnelle, Patrice Chéreau, Peter Muss -<br />

bach oder Jürgen Flimm. Es ist Zeit,<br />

in dieser Tradition weiterzugehen,<br />

auch musikali<strong>sch</strong>, nachdem Leopold<br />

Hager und Nicolaus Harnoncourt hier<br />

die Basis gelegt haben. Es passte zu -<br />

dem in das Programm<strong>sch</strong>ema, und es<br />

passt zu mir. Ich habe früher nicht so<br />

viel ‚jungen‘ Mozart dirigiert, aber seit<br />

der Erfahrung mit „Mitridate“ 2005<br />

und 2006 hat sich das geändert.<br />

ihr lieblingsregisseur <strong>sch</strong>eint gegenwärtig<br />

olivier Py zu sein, mit dem<br />

hier auch „idomeneo“ herauskam.<br />

für „lucio silla“ <strong>sch</strong>lagen sie einen<br />

anderen weg ein. warum?<br />

Ich möchte variabel sein und diesmal<br />

im histori<strong>sch</strong> nachempfundenen Ge -<br />

wand die Modernität dieses frühen<br />

Werkes vorführen, mit dem Mozart<br />

seine Lehrzeit in Italien ab<strong>sch</strong>loss.<br />

Das Barocke klingt nach, aber es ge -<br />

hen etliche Türen auf. Das soll auch<br />

opti<strong>sch</strong> gezeigt werden, wir werden<br />

das offensiv weiterentwickeln.<br />

Das Wichtigste dabei ist: Eine solche<br />

Rückführung auf die histori<strong>sch</strong>e Ins -<br />

zenierungspraxis muss theat rali<strong>sch</strong><br />

bleiben, darf nicht museal werden.<br />

Ich habe, so denke ich, in Marshall<br />

Pynkoski, mit dem ich vor 15 Jahren<br />

in Toronto „Le nozze di Figaro“ sowie<br />

„Don Giovanni“ in einer Art Commedia<br />

dell’arte-Atmosphäre herausgebracht<br />

habe, den genau richtigen Mann für<br />

eine so heikle Balance. Das war da -<br />

mals sehr elegant, mit großer Sorgfalt<br />

gegenüber der Gestik und den visuellen<br />

Aspekten der Mozart-Zeit. Wir<br />

müssen „Lucio Silla“ aus der Epoche<br />

von Mozart heraus verstehen lernen<br />

und für uns heute spielbar machen –<br />

diese Verbindung wollen wir <strong>sch</strong>affen.<br />

Marshall hat sich mit Mozart sehr<br />

be<strong>sch</strong>äftigt; er hat zudem inzwi<strong>sch</strong>en<br />

„Idomeneo“ und „La clemenza di<br />

Tito“ sowie die „Entführung aus dem<br />

Serail“ inszeniert. Er ist je mand, der<br />

sehr intensiv, physi<strong>sch</strong> wie musikali<strong>sch</strong>,<br />

mit Sängern arbeitet.<br />

Ich be wundere auch unseren Bühnen -<br />

bildner Antoine Fontaine sehr, seine<br />

Arbeit, die in Filmen wie „Vatel“ oder<br />

an der Oper, wie zuletzt in Rameaus<br />

„Hippolyte et Aricie“ im Pariser Palais<br />

Garnier zum Ausdruck kommt. Er ist<br />

ein Meister der Ästhetik des 18. Jahrhunderts;<br />

er zeichnet ganz wunderbar.<br />

ein weiterer star der Produktion ist<br />

rolando Villazón in der titelrolle.<br />

haben sie mit ihm <strong>sch</strong>on zusammengearbeitet?<br />

Wir haben ihn sicher nicht nur engagiert,<br />

weil er berühmt ist. Aber eine<br />

gewisse Ikonenh<strong>aft</strong>igkeit <strong>sch</strong>adet dem<br />

Silla nicht. Rolando setzt gerade sein<br />

Repertoire neu auf und will Mozart<br />

mehr in den Mittelpunkt seiner Karriere<br />

stellen. Er hat das <strong>sch</strong>on 2011<br />

bei der Mozartwoche mit einem Arien-<br />

Programm unter Beweis gestellt. Ich<br />

fand seinen Ottavio beim „Don Giovanni“<br />

in Baden-Baden und „Il re<br />

pastore“ in Zürich sehr gut. Er ist voll<br />

Enthusiasmus und fühlt sich sehr<br />

wohl in dieser Musik. Außerdem ist er<br />

ein unglaublich guter Schauspieler –<br />

alles Dinge, von denen wir profitieren<br />

können. So einen starken Charakter<br />

braucht die Rolle, die <strong>sch</strong>on Peter<br />

Schreier und Anthony Rolfe Johnson<br />

gesungen haben, obwohl sie sonst<br />

nicht unbedingt verführeri<strong>sch</strong> ist.<br />

Wir wollen, um der Partie mehr Profil<br />

und Kontrast zu geben, vielleicht<br />

MARC MINKOWSKI<br />

17


so 27.01 19.30 uhr #09<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />

LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE<br />

DIRIGENT MARC MINKOWSKI<br />

OLGA PERETYATKO SOPRAN<br />

CHRISTIAN HELMER BASSBARITON<br />

christoph willibald Gluck / richard wagner<br />

Ouvertüre zu „Iphigénie en Aulide“<br />

mit dem Konzert<strong>sch</strong>luss von Richard Wagner WWV 87<br />

Mozart<br />

Aus „Don Giovanni“ KV 527:<br />

Ouvertüre<br />

Nr. 4 Arie Leporello „Madamina, il catalogo è questo“<br />

Nr. 7 Duettino Zerlina/Don Giovanni „Là ci darem la mano“<br />

Nr. 10 Arie Donna Anna „Or sai chi l’onore“<br />

Nr. 11 Arie Don Giovanni „Fin ch’an dal vino“<br />

Nr. 23 Rondo Donna Anna „Non mi dir, bell’idol mio“<br />

richard wagner<br />

Symphonie C-Dur WWV 29<br />

so 03.02 15.00 uhr #29<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />

MOZART KINDERORCHESTER<br />

DIRIGENT MARC MINKOWSKI<br />

CHRISTOPH KONCZ LEITUNG<br />

SVEN-ERIC BECHTOLF MODERATION<br />

Johann christian Bach<br />

Symphonie D-Dur op. 3/1<br />

Johannes Maria staud<br />

Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

Uraufführung<br />

Mozart<br />

Konzert A-Dur für Klavier und Orchester KV 414<br />

Solist(in): Studierende(r) des Leopold Mozart Instituts<br />

Mozart<br />

Symphonie D-Dur KV 19<br />

Eine weitere Aufführung für Schulklassen<br />

findet am 4. Februar 2013 statt.<br />

© Marco Borggreve / Naïve<br />

noch eine der Alternativ-Arien aus der Fassung<br />

von Johann Christian Bach einfügen, so wie das<br />

auch zu Mozarts Zeit üblich war. Ich hatte mit<br />

Rolando über die besondere Gestik von Marshall<br />

Pynkoski gesprochen: Er ist ein Bühnentier,<br />

er hatte sofort Feuer gefangen. Wenn Ro lando<br />

singt, spürt man eine Art von Latino-Stärke, die<br />

ich sehr mag und die den Re zi ta ti ven gut tut.<br />

er wird bestimmt eine gute chemie mit olga<br />

Peretyatko, Giunia, entwickeln.<br />

Gewiss. Ich bin froh, sie zu ha ben, denn diese<br />

Rolle ist eigentlich unsingbar. Sie hat die Ju gend -<br />

lichkeit, aber auch die Stimmstärke und Verlässlichkeit,<br />

die dafür notwendig ist. Da verbindet<br />

sich eine sehr hohe Tessitura mit Belcanto-<br />

Leuchten. Ich habe mit ihr als Susanna <strong>sch</strong>on<br />

„Le nozze di Figaro“ in Paris erarbeitet und<br />

konnte sofort das wunderbare Potenzial für die<br />

Giunia spüren. Es ist gut, dass sie auch Händel<br />

und Bellini singt, so passt sie sehr gut.<br />

Gibt es noch weitere sänger, auf die sie hinweisen<br />

wollen?<br />

Eine große Endeckung wird Marianne Crebassa<br />

als Cecilio sein. Eine junge, talentierte Sängerin,<br />

die ich in <strong>Salzburg</strong> bereits in Händels „Tamerlano“<br />

vorgestellt habe, die ich jetzt <strong>sch</strong>on zu<br />

den brillantesten Mezzos in Franreich zähle. Sie<br />

hat eine sehr gute Agi lität, ihre Stimme ist<br />

höchst umfangreich und sehr speziell. Sie kann<br />

den einstigen Kastraten-Charakter sehr gut verkörpern,<br />

hat eine jugendliche Figur. Zudem<br />

glänzt sie auf der Bühne als wunderbare Persönlichkeit.<br />

welche neuerungen wird es bei der Mozartwoche<br />

geben?<br />

Johannes Maria Staud ist 2013 als Composer in<br />

Residence eingeladen, in den folgenden Jahren<br />

sollen Komponisten aus unter<strong>sch</strong>iedlichen äs -<br />

the ti<strong>sch</strong>en Richtungen folgen, die auch sehr<br />

entgegengesetzt sein können. Wir möchten auch<br />

die histori<strong>sch</strong>en Mozart-Instrumente aus dem<br />

Besitz der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> vermehrt in<br />

Kon<strong>zerte</strong>n einsetzen.<br />

was sind ansätze für die Programme?<br />

Wir möchten <strong>Salzburg</strong> zur Mozartwoche, wie es<br />

<strong>sch</strong>on in der Vergangenheit ge <strong>sch</strong>ehen ist,<br />

bewusst zu einem Platz für junge Dirigenten<br />

mit sehr unter<strong>sch</strong>iedlichen Ansätzen machen.<br />

Deshalb finden Sie nächstes Jahr zum Beispiel<br />

den Spanier Pablo Heras-Casado oder den in<br />

Russland lebenden Griechen Teodor Currentzis,<br />

der sein De büt mit den Wiener Philharmonikern<br />

geben wird.<br />

Das ist eine sehr gute Entwicklung und hat bei<br />

der Mozartwoche Tradition: Denken Sie an<br />

Gustavo Dudamel oder Yannick Nézet-Séguin.<br />

In <strong>Salzburg</strong> ist der Druck des Wiener<br />

Musikvereins weg, hier kommen die<br />

Men<strong>sch</strong>en wegen des Programms,<br />

sind offen und neugierig. Deshalb<br />

werde auch ich in einem sehr speziellen<br />

Konzert Mozart mit Wagner konfrontieren<br />

– zwei Operngiganten, die<br />

sich hier treffen werden.<br />

3<br />

was bedeutet ihnen salzburg?<br />

Ein sehr riskanter Ort, aber gleichzeitig<br />

einer, der mich wärmt und an dem<br />

ich mich wohlfühle. Ich wurde hier<br />

immer unterstützt, mit Mozart wurden<br />

mir sehr viele Türen geöffnet. Das<br />

hat sich <strong>sch</strong>ön entwickelt, so habe ich<br />

zum Beispiel mit dem <strong>Mozarteum</strong> -<br />

FRAGEN AN<br />

Marshall Pynkoski<br />

was verbindet sie mit Mozart?<br />

Mozarts Opern sind der Traum eines<br />

jeden Regisseurs. Die perfekte Ver bin -<br />

dung von Musik und Text macht seine<br />

Opern sogar im Kontext des 18. Jahrhunderts<br />

einzigartig. Seine Musik ist<br />

eine wundervolle Basis für die Entwicklung<br />

der Charaktere in einem sehr<br />

modernen, psychologi<strong>sch</strong>en Sinn.<br />

Denn sie informiert präzise über die<br />

Persönlichkeit der jeweiligen Figuren<br />

und die Richtung ihrer Handlungen.<br />

was erzählt ihnen „lucio silla“?<br />

Während „Lucio Silla“ ganz offensicht -<br />

lich eine Untersuchung über Politik<br />

und Diktatur im antiken Rom ist, war<br />

er gleichzeitig als Beispiel für einen aufgeklärten,<br />

aber absoluten Monarchen<br />

des 18. Jahrhunderts gedacht, der die<br />

Morgenröte des Republikanertums in<br />

Europa erlebte. Lucio Silla selbst ist als<br />

ein men<strong>sch</strong>lich extremer Charakter<br />

gezeichnet, der den erfolgreichen Über -<br />

gang vom Despoten zum aufgeklärtabsoluten<br />

Herr<strong>sch</strong>er und <strong>sch</strong>ließlich<br />

zum privaten Bürger vollzieht.<br />

Diese persönliche Verwandlung reflektiert<br />

die Veränderung des politi<strong>sch</strong>en<br />

Gedankenguts, wie sie sich zu Mozarts<br />

Lebenszeit in Europa ereignete. Lucio<br />

Sillas politi<strong>sch</strong>e Herausforderungen<br />

werden durch sein persönliches Di -<br />

lemma men<strong>sch</strong>licher. Seine Fixierung<br />

auf die ihn nicht liebende Giunia<br />

macht seinen Charakter nachvollziehbar<br />

und verletzlich. Gleichzeitig entsteht<br />

gewaltige dramati<strong>sch</strong>e Spannung<br />

in einem Rahmenwerk aus Eifersucht,<br />

Obsession und unerwiderter Liebe.<br />

wie lesbar ist eine inszenierung, die<br />

Mozarts zeit reflektiert, für das<br />

Publikum, wie authenti<strong>sch</strong> kann diese<br />

inszenierung sein?<br />

„Authentizität“ ist kein Begriff, den<br />

ich im Hinblick auf meine Inszenierungen<br />

besonders <strong>sch</strong>ätze. Ich ziehe<br />

es vor, meine Produktionen als „his -<br />

tori<strong>sch</strong> informiert“ einzuordnen.<br />

„Authen tizität“ ist im Wesentlichen<br />

ein stilisti<strong>sch</strong>es Bemühen – zugespitzt<br />

ausgedrückt – ein Mittel zum<br />

Zweck. Sie ist kein Ziel um ihrer<br />

selbst willen. „Authentizität“ ist eigent -<br />

l ich völlig unmöglich, es sei denn, wir<br />

wären fähig, ein authenti<strong>sch</strong>es Publikum<br />

und ein authenti<strong>sch</strong>es soziales<br />

Milieu zu er<strong>sch</strong>affen, in dem dann<br />

eine solche Inszenierung stattfinden<br />

würde.<br />

Wir streben nicht danach, authenti<strong>sch</strong><br />

zu sein, sondern ziehen es vor,<br />

uns selbst als Künstler des 21. Jahrhunderts<br />

herauszufordern, indem wir<br />

histori<strong>sch</strong> informiert sind. In Anlehnung<br />

an Jean Cocteau, den vielleicht<br />

größten Stilisten des 20. Jahr hunderts:<br />

„Stil ist, was wir verwenden, um zu<br />

zielen – es ist aber nicht das Schwarze<br />

orchester Fauré, Roussel und Bruckner<br />

aufgeführt.<br />

Die gewichtige Tradition, die großen<br />

Na men, sind immer zu spüren. Umso<br />

<strong>sch</strong>ö ner, dass das Publikum ge ra de<br />

hier in zwi<strong>sch</strong>en so erpicht auf andere<br />

Sichtweisen ist.<br />

© Bruce Zinger<br />

auf der Scheibe.“ Ein Beispiel dafür ist<br />

der neoklassi<strong>sch</strong>e Choreograph George<br />

Balanchine, eine unserer besten Ver -<br />

bin dungen zur kaiserlich russi<strong>sch</strong>en<br />

Ballett<strong>sch</strong>ule des 19. Jahrhunderts: Es<br />

waren seine Kenntnisse und seine Treue<br />

gegenüber dieser Trainingsmethode, die<br />

es ihm erst erlaubte, etwas völlig Neues<br />

und für das Publikum des 20. Jahr hun -<br />

derts Passendes zu <strong>sch</strong>affen.<br />

Es ist unser Ziel, mit Marc Minkowski<br />

und seinem Originalklang-Orchester<br />

eine sinnfällige Produktion zu kreieren,<br />

die, während sie histori<strong>sch</strong>e Ges -<br />

tik, damalige Tänze und Bühnentechnik<br />

bemüht, unsere Zu<strong>sch</strong>auer heraus -<br />

fordert, in Fragen von grundlegender<br />

Bedeutung mit dem Komponis ten und<br />

dem Dramatiker zu ringen. Unsere stilisti<strong>sch</strong>en<br />

Ent<strong>sch</strong>eidungen sollen helfen,<br />

die ursprünglichen Ab sichten der<br />

Dramatiker und Komponis ten zu be -<br />

leuchten. Wir wollen unser Publikum<br />

herausfordern und fesseln.<br />

MARC MINKOWSK8I<br />

19


TEODOR CURRENTZIS<br />

20<br />

Am Krasny-Prospekt, nachts um halb<br />

eins. Aus einigen Zimmern des Opern -<br />

hauses flackert Licht nach draußen,<br />

in die mit minus 35 Grad nicht eben<br />

ein<strong>sch</strong>meichelnde Kühle der Nacht.<br />

Drinnen ein anderes Bild: Sektkorken<br />

knallen, Wodka wird gereicht, <strong>sch</strong>werer<br />

Rotwein, Bier; Zigarettenqualm steigt<br />

zur Decke, Stimmen, Men<strong>sch</strong>en, Körper<br />

verknäueln sich. Und irgendeiner<br />

<strong>sch</strong>afft es immer wieder auf wundersame<br />

Weise, von irgendwoher Getränke<br />

herbei zu zaubern. Die Stimmung ist<br />

entsprechend – aus gelassen.<br />

Premierenfeiern sind meistens lustig.<br />

Diese ist es ganz besonders, weil sie<br />

absolut nicht vorbereitet ist. Sondern<br />

improvisiert, wie ein plötzlicher Regie-<br />

Einfall oder wie eine charmante Laune<br />

des Schicksals. Und weil die Party<br />

nicht in einem <strong>sch</strong>mucken Ballsaal<br />

stattfindet, sondern in den Räumen<br />

jenes Mannes, der wenige Stunden<br />

zuvor, bei der Wiederaufnahme einer<br />

etwas angestaubten La Bohème-Ins -<br />

zenierung, wieder einmal gezeigt hat,<br />

welch enormes Talent der liebe Gott<br />

ihm einst in die Wiege legte. Erstaunlich,<br />

ja unerhört, was da aus dem Gra -<br />

ben kam: ein leiser, behutsamer, sensitiver<br />

Puccini-Ton, der – zugleich un -<br />

gemein differenziert in Tempi und<br />

Klangfarben wie agogi<strong>sch</strong> frei – den<br />

Sängern einen Teppich auslegte, der<br />

sich anfühlte wie Seide aus China.<br />

Wer der Mann ist, der solches be -<br />

wirkt? Was sein Charisma, seine Wir -<br />

kung ausmacht? Um dies Ge heim nis<br />

zu ergründen, lohnt ein Blick in Mi -<br />

chail Bulgakows abgründig-klugen,<br />

bösen und wichtigen Roman Der<br />

das GeheiMnis<br />

hinter den tönen es ist ein debüt. nicht irgendeines, sondern das eines Magiers; höchste zeit also, dass es dazu kommt. teodor<br />

currentzis dirigiert im rahmen der Mozartwoche im Jänner 2013 erstmals die wiener Philharmoniker. natürlich mit<br />

werken von Mozart (wobei: die uraufführung der orchesterfassung von Mozarts c-Moll-fantasie für klavier kV 475<br />

stammt aus der feder des ingeniösen zeitgenössi<strong>sch</strong>en komponisten Johannes Maria staud). und wie sollte es anders<br />

Ein Porträt des griechi<strong>sch</strong>en Dirigenten Teodor Currentzis<br />

Jürgen Otten<br />

Meister und Margarita. Kapitel eins,<br />

gleich die erste Szene auf dem Patriarchenteichboulevard,<br />

woselbst Besdomny<br />

und Berlioz (beides im Übrigen<br />

im Gegensatz zu ihrem Schöpfer<br />

recht mediokre Schriftsteller) auf<br />

einer Bank Platz genommen haben,<br />

um über Gott zu disputieren, und wo<br />

der eine von beiden (Berlioz) bald<br />

von einer Er<strong>sch</strong>einung heimgesucht<br />

wird, die ihm (beinahe) alle Sinne<br />

raubt. Was er nicht im Traum zu denken<br />

wagte: Der Teufel höchstselbt<br />

hockt an seiner Seite. Und was der im<br />

Schilde führt, w<strong>issen</strong> wir wiederum<br />

aus Goethes Faust, den wir ja nur zu<br />

gerne bemühen, wenn es gilt, dialekti<strong>sch</strong>e<br />

Phänomene im Leben und in<br />

der Kunst zu beleuchten: „Nun gut, wer<br />

bist du denn? – „Ein Teil von jener<br />

Kr<strong>aft</strong>, die stets das Böse will und stets<br />

das Gute <strong>sch</strong>afft.“<br />

Nun ist Teodor Currentzis, das weiß<br />

Gott, kein Teufel. Er ist Dirigent, mithin<br />

irdi<strong>sch</strong>er Provenienz, nachweislich<br />

geboren am 24. Februar 1972 im weiland<br />

noch blühenden Athen. Dass aber<br />

zwi<strong>sch</strong>en dirigenti<strong>sch</strong>en und diaboli<strong>sch</strong>en<br />

Dingen gewisse Koinzidenzen<br />

ex istieren, auch das steht außer<br />

Zweifel; man denke nur an Titanen<br />

vom Schlage eines George Szell, Wilhelm<br />

Furtwängler oder Sergiu Celibidache,<br />

die sämtlich sowohl teufli<strong>sch</strong><br />

begabt waren als auch teufli<strong>sch</strong> unangenehm<br />

werden konnten während<br />

einer Probe. Was diese Musikerpersön -<br />

lichkeiten darüber hinaus einte, brach -<br />

te Elias Canetti auf den Punkt, als er<br />

in seinem Opus magnum Masse und<br />

Macht notierte, dass, was immer der<br />

Dirigent tue, dies ein Licht auf die<br />

Natur der Macht werfe. Und noch et -<br />

was <strong>sch</strong>rieb Canetti mit Blick auf die<br />

Taktgeber der Welt, und exakt an diesem<br />

Punkt kommt Teodor Currentzis<br />

ins Spiel, sein Wesen, seine ästheti<strong>sch</strong>e<br />

An<strong>sch</strong>auung: „Sein Ohr sucht<br />

die Luft nach Verbotenem ab. Für das<br />

Orchester stellt der Dirigent so tatsächlich<br />

das ganze Werk vor, in seiner<br />

Gleichzeitigkeit und Aufeinanderfolge,<br />

und da während der Aufführung die<br />

Welt aus nichts anderem bestehen<br />

soll als aus dem Werk, ist er genau so<br />

lange der Herr<strong>sch</strong>er der Welt“.<br />

Der Herr<strong>sch</strong>er der Welt, das klingt er -<br />

haben, fast hochmütig. Doch so lange<br />

diese Welt aus Tönen besteht, ist derjenige,<br />

der sie mit Händen gebiert,<br />

nun einmal der Herr<strong>sch</strong>er. Und wenn<br />

Teodor Currentzis vor einem Orchester<br />

steht – sei es in Nowosibirsk oder<br />

Berlin, Wien oder München, Perm oder<br />

<strong>Salzburg</strong> – dann kann man beobachten,<br />

wie subtil und feinsinnig er diese<br />

Herr<strong>sch</strong>erkunst ausübt und wie durch -<br />

dringend sie funktioniert: So lange<br />

feilt Currentzis an der Musik, bis sie<br />

exakt die Phrasierung, das Tempo und<br />

die Dynamik besitzt, die ihm vor<strong>sch</strong>webt<br />

(und Currentzis weiß sehr<br />

genau, was ihm diesbezüglich vor<strong>sch</strong>webt,<br />

hierin ist er Pedant!). Mit<br />

anderen Worten: Das Erhabene verwandelt<br />

sich in äußerst konkrete prosai<strong>sch</strong>e<br />

Arbeit, das diaboli<strong>sch</strong>e Temperament<br />

in einen einfachen Arbeiter<br />

im Weinberg des Herrn – wobei dieser<br />

Herr nicht weniger und mehr ist als<br />

die Musik: die Partitur.<br />

Currentzis ist, was das angeht, sprich:<br />

die Präzision in der Umsetzung des-<br />

© Anton Zavyalov<br />

© AndreaKremper/Festspielhaus Baden-Baden<br />

(und in diesem fall glückh<strong>aft</strong>er) sein, dass sich hier zwei Protagonisten zusammen finden, die ein anliegen ganz<br />

besonders verbindet. es ist das anliegen, dem auf die spur zu kommen, was als Geheimnis hinter der Musik liegt:<br />

ihrer Magie, ihrem zauber, ihrem wundersam weltabgewandten und doch zugleich diese welt betörenden duft.<br />

welch faszinierend richtige ent<strong>sch</strong>eidung es ist, teodor currentzis an das Pult der wiener Philharmoniker zu stellen,<br />

lässt sich aus der folgenden (wahren) Ge<strong>sch</strong>ichte lesen. sie spielt in nowosibirsk, an einem wintertag 2010.<br />

Mi 30.01 19.30 uhr #17<br />

Großes Festspielhaus<br />

WIENER PHILHARMONIKER<br />

DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS<br />

PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER<br />

Mozart / Johannes Maria staud<br />

Fantasie c-Moll für Klavier<br />

KV 475 – Orchesterfassung<br />

Auftragswerk der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

Uraufführung<br />

Mozart<br />

Konzert c-Moll für Klavier<br />

und Orchester KV 491<br />

Mozart<br />

Symphonie C-Dur KV 425 „Linzer“<br />

TEODOR CURRENTZIS<br />

21


© Anton Zavyalov<br />

TEODOR CURRENTZIS<br />

22<br />

sen, was in der Partitur steht, ein Be -<br />

sessener (wer weiß, vielleicht ist er es<br />

sogar als Men<strong>sch</strong>, aber das ist wieder<br />

eine andere Ge<strong>sch</strong>ichte); manche,<br />

und zu ihnen zählt Currentzis selbst,<br />

glauben deswegen, er sei ein bis<strong>sch</strong>en<br />

verrückt („Sie hätten mich nicht verpflichtet,<br />

wenn sie nicht gewusst hätten,<br />

dass ich es bin“, hat er seinerzeit<br />

in der Premierennacht mit <strong>sch</strong>elmi<strong>sch</strong>em<br />

Schmunzeln erzählt). Das mag<br />

sein, wie es ist, Tatsache ist: Dieses<br />

Verrückt-Sein macht ihn zu einem<br />

außergewöhnlichen und außergewöhn -<br />

lich interessanten Künstler – den ein<br />

Experte einmal, während Currentzis<br />

von 2004 bis 2010 die Funktion des<br />

Chefdirigenten der Staatlichen Oper<br />

und des Ballett-Theaters von Nowosibirsk<br />

inne hatte, augenzwinkernd den<br />

„Zauberer vom Ob“ nannte.<br />

Nun, seit der Spielzeit 2011/12, wirkt<br />

er als Musikdirektor des dortigen<br />

Opern- und Ballett-Theaters, in Perm,<br />

das ist nicht mehr gar so weit weg von<br />

Moskau (nach Nowosibirsk benötigte<br />

man von dort vier Flugstunden), und<br />

auch nicht mehr ganz so kalt (man be -<br />

denke den Abstand zwi<strong>sch</strong>en 40 Grad<br />

plus in Athen und der selben Anzahl,<br />

nur minus, in Sibirien und was das<br />

mit einem Men<strong>sch</strong>en, der die Wärme<br />

gewohnt ist, zu machen vermag). Den -<br />

noch fragt man sich, wie so einer über -<br />

haupt nach Russland gelangt, dessen<br />

Wiege doch in Griechenland steht.<br />

Was zunächst irritierend er<strong>sch</strong>eint,<br />

ergibt in der Causa Currentzis eine<br />

beachtliche Logik. 1994, durch seine<br />

Gesangs- und Dirigierstudien im heimi<strong>sch</strong>en<br />

Athen hinreichend „präpariert“,<br />

geht der junge Mann nach<br />

Sankt Petersburg, um am Konservatorium<br />

fünf Jahre lang bei einem Mann<br />

zu studieren, der bereits zuvor ungezählte<br />

Hochbegabungen unter seine<br />

Fittiche genommen und sie zu bedeutenden<br />

Dirigenten geformt hat, unter<br />

ihnen Valery Gergiev, Yuri Temirkanov<br />

und Semyon Bychkov sowie in jüngerer<br />

Zeit Tugan Sokhiev. Die Rede ist<br />

von Ilya Musin. Bei ihm erwirbt Currentzis<br />

nicht nur die notwendige<br />

Repertoirekenntnis und Technik, er<br />

(er)lernt vor allem eine unverwechselbare<br />

Art, sich alleine mit den Händen,<br />

ohne große Mimik und Gestik,<br />

auszudrücken. Sieht man ihn heute<br />

dirigieren, kann man es beobachten:<br />

wie die Hände Skulpturen aus Klängen<br />

<strong>sch</strong>affen, während die Augen den<br />

Musiker im Orchester fixieren.<br />

All das verdankt er dem Magier Musin.<br />

Und wie es so häufig ge<strong>sch</strong>ieht, auch<br />

etwas anderes wächst in dieser<br />

Petersburger Zeit: die Liebe zu Russland.<br />

Also bleibt Currentzis in der Kälte.<br />

Ist zunächst Temirkanovs Assistent<br />

bei den Petersburger Philharmonikern,<br />

macht sich dann zumal als Verdi-Dirigent<br />

einen Namen, arbeitet eng mit<br />

den Mos kauer Vir tuosen zu sam men<br />

und dirigiert ab 2003 re gel mä ßig das<br />

Russi<strong>sch</strong>e Nationalorchester. Im gleichen<br />

Jahr er <strong>sch</strong>eint Currentzis – als<br />

Dirigent und Pro duzent in Personal -<br />

union – erstmals an den Ufern des<br />

Ob, mit Stra winskys Ballett „Le baiser<br />

de la fée“. Die Aufführung gerät zum<br />

Triumph. Bedenkt man die zwar ver<strong>sch</strong>mitzt-freundliche,<br />

letztlich aber<br />

doch distanzierte Mentalität der Men<strong>sch</strong>en<br />

in Sibirien, ist Currentzis in die -<br />

sen Momenten Er staunliches, ja Welt -<br />

bewegendes ge lungen: Gewissermaßen<br />

mit einem einzigen Kuss hat er die<br />

sibiri<strong>sch</strong>en Herzen erobert.<br />

Wer glaubt, dies sei übertrieben, war<br />

nie im Opernhaus von Nowosibirsk<br />

(im Übrigen einem der prächtigsten<br />

und mit einer Zahl von 3200 Plätzen<br />

größten Musentempel weltweit) zu<br />

Gast. Egal wo Currentzis in den Jahren<br />

seiner Amtszeit im Haus auftauchte<br />

(und er tauchte, zu jeder Tages- wie<br />

Nachtzeit, so ziemlich überall auf, so<br />

dass es kein Wunder ist, dass er einmal<br />

zwei Monate gar nicht mehr nach<br />

draußen kam), überall wehte ihm ein<br />

Hauch von respektvoller Bewunderung<br />

entgegen. Der zureichende Grund<br />

liegt auf der Hand: Currentzis hat in<br />

Nowosibirsk eine kleine Musiktheater-<br />

Revolution angezettelt, die man selbst<br />

im auktorial-zentralisti<strong>sch</strong>en Moskau<br />

und im mondän-selbstbewussten Sankt<br />

Petersburg sehr wohl mit Interesse<br />

zur Kenntnis genommen hat. Um das<br />

individuelle Spielniveau zu heben,<br />

gründete Currentzis hauseigene En -<br />

sembles wie die Musica Aeterna (die<br />

sich auf vorklassi<strong>sch</strong>e Musik spezialisiert<br />

hat) und die New Siberian Singers<br />

(ein Vokal-Ensemble, das sich der<br />

zeitgenössi<strong>sch</strong>en Musik ver<strong>sch</strong>rieben<br />

hat und unter anderem beim von<br />

Currentzis ins Leben gerufenen Territory<br />

Festival maßgeblich mit von<br />

der Partie ist) und ging daran, das<br />

Orchester, sein Orchester, zu perfektionieren.<br />

Die Ergebnisse dieser herkuli<strong>sch</strong>en An -<br />

strengung, von der nun die Musiker<br />

in Perm profitieren, waren <strong>sch</strong>on in<br />

Nowosibirsk evident, will sagen: man<br />

konnte sie hören. Der Klang des Or -<br />

chesters war, zumal in den dynami<strong>sch</strong>en<br />

Valeurs, enorm nuanciert – was<br />

insbesondere für die Sänger auf der<br />

riesigen Opernbühne in diesem riesigen<br />

Saal mit der riesigen Empore und<br />

der riesigen Kuppel von nicht zu un ter -<br />

<strong>sch</strong>ätzendem Vorteil ist. Salopp ge sagt,<br />

selbst bei Verdi und Puccini (die neben<br />

Mozart zu Currentzis Hausgöttern zäh -<br />

len) müssen sie nicht <strong>sch</strong>reien. Sie<br />

dürfen singen. Und ohnehin ist Currentzis<br />

ein phänomenaler Sängerbe-<br />

gleiter; einer, der das hauchzarte pianissimo<br />

der Verführung weit mehr zu<br />

genießen vermag als heroi<strong>sch</strong>e forte<br />

der Potentatengeste.<br />

Currentzis, der Verseflüsterer? Man<br />

darf es (einmal) so sagen. Denn sein<br />

ganzer Umgang mit Musikern und<br />

Technikern ist so. Leise. Vorsichtig.<br />

Einfühlsam. Er weiß, dass sie ihm<br />

ohnehin zuhören. Denn sie w<strong>issen</strong>,<br />

was er tut (wie auch er weiß, dass sie<br />

es w<strong>issen</strong>). Und dass es richtig und gut<br />

ist. Kein Wunder, dass man außerhalb<br />

von Nowosibirsk auf diesen Mann aufmerksam<br />

geworden ist, zunächst in<br />

Moskau. Schon 2009 hat Currentzis<br />

in der Ausweichspielstätte des Bol<strong>sch</strong>oi-Theaters<br />

die weithin beachtete<br />

Premiere von Alban Bergs Wozzeck<br />

dirigiert und ist dafür mit Lob und Lor -<br />

beer über<strong>sch</strong>üttet worden, nicht nur<br />

von den russi<strong>sch</strong>en Medien.<br />

Es kam, wie es kommen musste: Von<br />

Moskau aus führte der Weg gen Westen.<br />

Bei den Pfingstfestspielen in Baden-<br />

Baden stand Curren tzis 2010 bei der<br />

Carmen-Inszenierung von Philippe<br />

Arlaud am Pult. Publikum und Kritik<br />

waren entflammt. Und ebenso die<br />

Musiker des SWR-Symphonieorchesters<br />

Baden- Baden, die ihn zum Prin-<br />

SUMMARY<br />

cipal Guest des Klangkörpers wählten.<br />

Da mochte das Mahler Chamber<br />

Orchestra nicht zurückstehen; auch<br />

mit diesem Ensemble arbeitet Currentzis<br />

inzwi<strong>sch</strong>en kontinuierlich zu -<br />

sammen. Überall rühmen sie seine<br />

Sensibilität, sein Gespür für musikali<strong>sch</strong>e<br />

Prozesse, für dieses mirakulöse<br />

Zusammenwirken von vertikaler<br />

und horizontaler Spannung, kurz:<br />

seinen immensen Esprit im Umgang<br />

mit den Werken. Und das sowohl im<br />

konzertanten Bereich wie in der<br />

Oper. Schon die Namen der Städte<br />

verraten, wie weit dieser Dirigent<br />

gekommen ist: München, London,<br />

Madrid und demnächst Zürich, das<br />

sind sämt lich Leuchttürme in der<br />

Musiktheater land<strong>sch</strong><strong>aft</strong>.<br />

Und doch muss man eine Frage stellen:<br />

Ob es jemals wieder so kunterbunt<br />

und klandestin (und kalt) sein wird<br />

wie damals, in der Premierennacht<br />

von „La Bohème“? Als das Chefdiri -<br />

gen tenzimmer sich binnen Minuten<br />

in eine rauchge<strong>sch</strong>wängerte, mit Käseund<br />

Wurstwürfeln garnierte Vergnügungszone<br />

ausweitete? Als die aus<br />

Petersburg stammende Primadonna<br />

assoluta, die wundervolle Veronika<br />

Djoeva, kurz nachdem sie als Mimì<br />

der Schwindsucht erlegen war, in -<br />

A long overdue début. The dazzling Greek conductor Teodor Currentzis has already met<br />

with acclaim from audiences and critics alike, all the way from Baden-Baden to Siberia,<br />

for his powerful interpretations in both operatic and symphonic repertoire. He was born<br />

in Athens, and <strong>aft</strong>er a profound training in his native land he found himself drawn to Russia,<br />

where he studied under the legendary Ilya Musin before assuming the post of principal<br />

conductor (2004-2010) at the Novosibirsk Opera and Ballet Theatre. It was primarily during<br />

this period that he developed his compelling personal musical and aesthetic language,<br />

which attracted attention far beyond the borders of Russia, ultimately leading to invitations<br />

from major centres including St. Petersburg, London, Moscow and Munich. His <strong>Salzburg</strong><br />

début with the Vienna Philharmonic at the 2013 Mozart Week is a further highlight in the<br />

career of this highly talented conductor. We may safely assume that it will not be the last.<br />

mitten der weißen Schwaden eine Jazz -<br />

ballade zum Besten gab, derweil der<br />

Generalmusikdirektor höchstselbst<br />

den Wodka für die Gäste ein<strong>sch</strong>enkte?<br />

Und wo man das Gefühl nicht mehr<br />

los wurde, die Kunst und das Leben,<br />

beides könnte immer heiter und ernst<br />

zugleich sein?<br />

Man wün<strong>sch</strong>t Teodor Currentzis, dass<br />

er diese (musikali<strong>sch</strong>e wie men<strong>sch</strong>liche)<br />

Verrücktheit, die zuweilen Züge<br />

des Nonchalanten birgt, beibehält. Das<br />

Talent dazu hat er. Denn dazu braucht<br />

es letztlich nur einen über die Maßen<br />

talentierten Teufel, der mit einer Vi s ion<br />

ausgestattet, durchs Leben <strong>sch</strong>reitet.<br />

Wie sagte doch Teodor Currentzis am<br />

Tag darauf, als wir uns erneut in seinem<br />

Büro trafen (diesmal mit Kuchen<br />

und Kaffee)? Der Dirigent müsse ein<br />

Medium sein, das Dinge sehe, die<br />

anders seien als die gewöhnlichen Din -<br />

ge, und auch solche Dinge müsse er<br />

sehen, die es vermeintlich gar nicht<br />

gebe. Denn dahinter, meint Teodor<br />

Currentzis, hinter der Musik, müsse<br />

es doch ein Geheimnis geben. Um es<br />

zu lüften, muss man womöglich gar<br />

nicht mehr auf dem Moskauer Patriarchenteichboulevard<br />

wandeln. Oder<br />

sich nachts um eins am Krasny Pros -<br />

pekt einfinden...<br />

TEODOR CURRENTZIS<br />

23


BLINDTExT<br />

24<br />

so 03.02 15.00 uhr #29<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />

MOZART KINDERORCHESTER<br />

CHRISTOPH KONCZ LEITUNG UND DIRIGENT<br />

SVEN-ERIC BECHTOLF MODERATION<br />

MARC MINKOWSKI DIRIGENT<br />

Johann christian Bach<br />

Symphonie D-Dur op. 3/1<br />

Johannes Maria staud<br />

Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

Uraufführung<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

Mozart<br />

Konzert A-Dur für Klavier und Orchester KV 414<br />

Solist(in): Studierende(r) des Leopold Mozart Instituts<br />

Mozart<br />

Symphonie D-Dur KV 19<br />

Aufführung für Schulklassen am 4. Februar 2013<br />

© Erika Mayer (2)<br />

Die Idee ist so bestechend, dass es<br />

beinahe verwundert, dass vorher niemand<br />

darauf kam. Und das in der<br />

Mozart-Stadt <strong>Salzburg</strong>, wo das Wunderkind<br />

aller Wunderkinder zur Welt<br />

kam, um sie zu erobern. Vorläufiger<br />

Höhepunkt dieses ersten Kinderorchester-Projektes<br />

ist ein Auftritt im<br />

Kreis internationaler Interpreten bei<br />

der Mozartwoche im kommenden<br />

Jänner. Matthias Schulz weiß als<br />

Vater von vier Töchtern und einem<br />

Sohn, was es heißt, mit musikali<strong>sch</strong>en<br />

Kindern die Freuden an der<br />

Musik zu teilen. Vor allem bemerkte er,<br />

dass die talentierten Kleinen im Ausbildungssystem<br />

oftmals im Einzelun ter -<br />

richt lernen und erst im vorge<strong>sch</strong>ritte -<br />

nen Alter gemeinsam mit anderen Kindern,<br />

meist in Ensembles, musizieren<br />

oder gar in ein Orchester eintreten.<br />

„Man darf Kindern einiges zutrauen“,<br />

sagt Schulz, und das betrifft auch in<br />

gewisser Weise das Programm für das<br />

Projekt, das ob der Anforderungen<br />

Stau nen er regt.<br />

Am Ende der Mozartwoche 2013 ist<br />

es so weit, da soll das Kinderorchester<br />

Mozart<br />

kinderorchester<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> hat ein neues Orchester gegründet<br />

für junge Talente im Alter von sieben bis zwölf Jahren.<br />

Ernst P. Strobl<br />

das erste zusammentreffen und Üben war am Beginn der letzten Juni-woche.<br />

Matthias <strong>sch</strong>ulz, künstleri<strong>sch</strong>er und kaufmänni<strong>sch</strong>er leiter der stiftung <strong>Mozarteum</strong>, ist<br />

initiator dieses 43 kinder um fassenden Projektes, das ab sofort einem großen ziel entgegensteuert.<br />

nicht nur die Symphonie D-Dur op. 3/1<br />

von Johann Christian Bach und<br />

Mozarts Symphonie D-Dur KV 19 vor<br />

Publikum aufführen, sondern auch<br />

das Be gleitorchester in Mozarts an -<br />

spruchs vollem Klavierkonzert A-Dur,<br />

KV 414 bilden. Und zu guter Letzt<br />

wurde bei dem österreichi<strong>sch</strong>en Kom -<br />

ponisten Johannes Maria Staud ein<br />

Werk in Auftrag gegeben, das in diesem<br />

Debütkonzert des Mozart Kinderorchesters<br />

zur Uraufführung kommt.<br />

Für das Projekt haben sich tolle Mitstreiter<br />

gefunden, gleich von Beginn<br />

an. Die mitwirkenden Kinder wurden<br />

in den Musik<strong>sch</strong>ulen in Stadt und<br />

<strong>Salzburg</strong> <strong>Salzburg</strong> und darüber hinaus<br />

auch in der bayeri<strong>sch</strong>en Nachbar<strong>sch</strong><strong>aft</strong><br />

„gecastet“. Große Hilfe waren<br />

die jeweiligen Musiklehrer, die als<br />

Kenner ihrer Schützlinge ihre talentierten<br />

Schüler vor<strong>sch</strong>lugen, wobei es<br />

sich bei diesen Pädagogen oft um ausgewiesene<br />

Or chester musiker handelt.<br />

„Wir wollten eine möglichst breite<br />

Streuung“, sagt Schulz, aus möglichst<br />

vielen Schulen sollten Kinder zum<br />

Orchester vereint werden. Schon beim<br />

ersten Zusammenspiel als Orchester<br />

konnte sich Schulz über die hohe<br />

Motivation freuen und den Stolz, Musik<br />

zu machen.<br />

Ein Glücksgriff gelang der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Mozarteum</strong> mit der Wahl des betreu-<br />

25


MOZART KINDERORCHESTER<br />

26<br />

Das von der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> neu gegründete Mozart Kinder orchester wird bei der Mozart -<br />

woche 2013 sein Bühnendebüt feiern: Kinder und Jugendliche bis zum Alter von zwölf Jahren können<br />

hier zum Orchester zusammenwachsen – und zeigen, dass sie längst imstande sind, die Anforderungen der<br />

Werke Mozarts oder anderer Komponisten zu erfüllen und ihre Spielfreude auf das Publikum zu übertragen.<br />

enden Dirigenten. Es sollte ein erfahrender<br />

Orchestermusiker mit ein<strong>sch</strong>lä -<br />

gigen Kenntn<strong>issen</strong> sein, und so stieß<br />

man über Anregung von Marc Minkowski<br />

auf Christoph Koncz, den jungen<br />

Geiger der Wiener Philharmoniker.<br />

Auch Koncz ist vom Mozart Kinder -<br />

orchester begeistert und freute sich<br />

immens darüber, wie konzentriert die<br />

Kinder bei der ersten gemeinsamen<br />

Probe waren, wie wissbegierig und be -<br />

reit, das Beste zu geben. Er selbst ist<br />

bei den Wiener Philharmonikern<br />

einer der Jüngsten, hat aber <strong>sch</strong>on<br />

unter allen großen Dirigenten unserer<br />

Zeit gespielt.<br />

Ende Juni fanden erste Proben des Mozart Kinderorchesters statt.<br />

Wie alle, die dabei waren, konnten sich auch Christoph Koncz (li)<br />

und Matthias Schulz der ansteckenden Stimmung der jungen<br />

Musikerinnen und Musiker nicht entziehen: Freude, Motivation<br />

und Stolz, als Orchester Musik zu machen.<br />

Überdies hat er selbst Dirigieren studiert<br />

an der Wiener Musikuniversität<br />

bei Mark Stringer, dem Nachfolger von<br />

Leopold Hager, nach seiner Ausbildung<br />

als Geiger in <strong>Salzburg</strong> bei Igor<br />

Ozim an der Universität <strong>Mozarteum</strong>.<br />

Naheliegend, dass das erste Tuttispiel<br />

des Mozart Kinderorchesters noch<br />

nicht an Perfektion grenzte, aber „wir<br />

ha ben ge nügend Zeit“, ist sich Koncz<br />

sicher.<br />

Es steht den Kindern einiges an Einsatz<br />

bevor; man muss bewundern,<br />

dass sie ab Herbst viele Wochen enden<br />

opfern wer den – und das neben der<br />

Schule. Nicht vergessen darf man die<br />

© Erika Mayer (2)<br />

SUMMARY<br />

The Mozart Children’s Orchestra was founded by the <strong>Mozarteum</strong> Foundation<br />

for talented young people aged from 7 to 12 years. Matthias Schulz, manager<br />

and artistic director of the Foundation, is the moving spirit behind the project;<br />

father of four daughters and a son, he knows how much children enjoy playing<br />

in an ensemble. The 43-strong orchestra will make its début at the 2013 Mozart<br />

Week with an ambitious programme: D major Symphonies by Johann Christian<br />

Bach (op. 3/1) and Mozart (K 19), Mozart’s A major Piano Concerto K 414,<br />

and a work commissioned by the <strong>Mozarteum</strong> Foundation from Austrian composer<br />

Johannes Maria Staud.<br />

The children are recruited from music <strong>sch</strong>ools in the Town and Province of<br />

<strong>Salzburg</strong> and neighbouring Bavaria. Marc Minkowski suggested the collaboration<br />

with Christoph Koncz, a young violinist with the Vienna Philharmonic, as<br />

coach and conductor. At their first rehearsal together, Koncz was delighted<br />

with the children’s concentration, their keenness to learn and to give of their<br />

best. Attention was paid to key in the choice of works, D major being easier<br />

to play than, for example, E flat major. A further link between the works: during<br />

his European tour, the 8-year-old Mozart heard the first performance of this<br />

J. C. Bach symphony in London. The work by Staud is not yet completed, but<br />

the composer promises it will be about the length of a pop song, and not too<br />

difficult.<br />

Großzügigkeit der jeweiligen Eltern.<br />

Die Jugendlichkeit von Christoph<br />

Koncz habe sofort großes Zu trauen<br />

bei den Kindern erweckt, sagt Matthias<br />

Schulz.<br />

Es überzeugte auch Christoph Koncz,<br />

wie die Jungmusiker bereitwillig daran<br />

gearbeitet hatten, den Klang zu ver -<br />

bessern. Natürlich habe man bei der<br />

Werkauswahl auf die Ton arten geachtet,<br />

denn D-Dur sei eben leichter zu<br />

spielen als zum Beispiel Es-Dur. In<br />

dieser Tonart hat Mozart seine erste<br />

Symphonie ge <strong>sch</strong>rie ben, die ihm aus<br />

gegebenem Anlass eingefallen ist, sagt<br />

Koncz. Nicht zu vergessen gibt es auch<br />

Mozart Kinderorchester der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

In Kooperation mit Musikum <strong>Salzburg</strong>,<br />

prima la musica <strong>Salzburg</strong>, Städti<strong>sch</strong>e Musik<strong>sch</strong>ule Bad Reichenhall,<br />

Musik<strong>sch</strong>ule Burghausen, Musik<strong>sch</strong>ule Grassau, Musik<strong>sch</strong>ule Traunstein<br />

und Leopold Mozart Institut der Universität <strong>Mozarteum</strong><br />

inhaltliche Zusammenhänge: Auf seiner<br />

Europareise hatte der 8-jäh rige<br />

Mozart in London die diese D-Dur-<br />

Symphonie von Johann Christian Bach<br />

gehört, die damals ur aufgeführt wurde,<br />

und Bachs Schaffen blieb lange Zeit<br />

vor bildlich für den jungen Mozart.<br />

Das Auftragswerk von Johannes Maria<br />

Staud ist zwar noch nicht vollendet,<br />

soll aber nicht allzu<strong>sch</strong>wer ausfallen,<br />

betont der Komponist, der an Popsong-<br />

Länge denkt.<br />

Marc Minkowsi wird übrigens selbst<br />

an das Pult des Kinderorchesters treten<br />

und ein Werk in diesem Mozart -<br />

woche-Konzert am 3. Februar 2013,<br />

das ein außerordentliches Ereignis<br />

wird, dirigieren. Tags darauf gibt es<br />

eine Wiederholung als Konzert für<br />

Schulen.<br />

Eines der Kinder ist übrigens Leonie,<br />

die siebenjährige Tochter von Matthias<br />

Schulz. „Ich bin nicht überehrgeizig“,<br />

sagt Schulz zum Thema ,stolzer Papa‘.<br />

Aber es hat ihn <strong>sch</strong>on sehr gefreut,<br />

mit welchem Feuereifer seine Kleine<br />

– die Jüngste im Orchester – mitmache.<br />

Da die anderen Kinder es ihr<br />

gleichtun, kann man sich nur das<br />

Beste von diesem herzer wärmenden<br />

Pro jekt erwarten.<br />

Dieses Projekt wird aus Mitteln<br />

des Europäi<strong>sch</strong>en Fonds für<br />

Regionale Entwicklung (EFRE)<br />

kofinanziert.<br />

MOZART KINDERORCHESTER<br />

27


KAMMERMUSIK<br />

28<br />

Die Geigerin Carolin Widmann und der Cellist Jean-Guihen Queyras über kontrastreiche Kammermusik<br />

Was mit ,Mozart pur‘ in einem Konzert<br />

des Emerson String Quartets und<br />

Menahem Pressler beginnt, führt zu<br />

Kon<strong>zerte</strong>n, in denen kein Stück von<br />

Mozart gespielt wird „und Mozart<br />

trotz dem immer präsent ist“, wie dies<br />

der französi<strong>sch</strong>e Cellist Jean-Guihen<br />

„...das GefÜhl fÜr VollkoMMenheit,<br />

dass keine note zu Viel ist,<br />

alles seinen richtiGen Platz<br />

hat und Von einer fast ein<strong>sch</strong>Üchternden<br />

Perfektion ist.“<br />

Queyras empfindet. Denn im Kammer -<br />

musikprogramm der Mozartwoche<br />

2013 findet sich eine Fülle an Werken,<br />

in denen die Mozart’<strong>sch</strong>en Qualitäten<br />

Bestand haben. Queyras zählt dazu<br />

„das Gefühl für Vollkommenheit,<br />

dass keine Note zu viel ist, alles seinen<br />

richtigen Platz hat und von einer<br />

fast ein<strong>sch</strong>üchternden Perfektion<br />

ist.“ Das gilt für Ravel ebenso wie für<br />

Schubert, Bartók, Poulenc, Messiaen<br />

oder auch den österreichi<strong>sch</strong>en Komponisten<br />

Johannes Maria Staud. Es sind<br />

Parameter inmitten von Kontrasten.<br />

Dabei geht es nicht nur um die Kon -<br />

t rastierung von ganz unter<strong>sch</strong>iedli -<br />

chen Werken ver<strong>sch</strong>iedener Komponisten,<br />

sondern auch um die Kontraste<br />

innerhalb eines Werkes, einer Kompositionsweise<br />

und einem musikali<strong>sch</strong>en<br />

Inhalt. Die Geigerin Carolin Wid -<br />

mann, die gemeinsam mit Queyras,<br />

dem Klarinettisten Sebastian Manz<br />

und dem Pianisten Alexander Lonquich<br />

einen Programmbogen von Béla<br />

Bartók über Maurice Ravel und Staud<br />

Paradiesi<strong>sch</strong>e<br />

aussichten<br />

Rainer Lepu<strong>sch</strong>itz<br />

do 31. Jänner 15.00 uhr #19<br />

Universität <strong>Mozarteum</strong>, Solitär<br />

CAROLIN WIDMANN VIOLINE<br />

JEAN-GUIHEN QUEYRAS VIOLONCELLO<br />

SEBASTIAN MANZ KLARINETTE<br />

ALEXANDER LONQUICH KLAVIER<br />

Béla Bartók<br />

„Kontraste“ Sz 111<br />

Maurice ravel<br />

Trio a-Moll<br />

DG /<br />

Johannes Maria staud<br />

„Lagrein“<br />

Bothor<br />

olivier Messiaen<br />

Mathias<br />

„Quatuor pour la Fin du Temps“ ©<br />

Carolin Widmann und Jean-Guihen<br />

Queyras spannen in einem Konzert<br />

der Mozartwoche 2013 einen Programmbogen<br />

von Béla Bartók über Maurice<br />

Ravel und Johannes Maria Staud zu<br />

Olivier Messiaen.<br />

zu Olivier Messiaen spannt, spürt mit<br />

Leiden<strong>sch</strong><strong>aft</strong> Kontraste auf. In einem<br />

„wie Baden in chaMPaGner, ein<br />

<strong>sch</strong>wiMMen in harMonien.“<br />

Werk, dessen Titel Programm ist, liegen<br />

sie auf der Hand: Aus Bartóks Trio<br />

„Kontraste“, das der Ungar in den<br />

Vereinigten Staaten für den „klassi<strong>sch</strong>en“<br />

Geiger Joseph Szigeti, den<br />

Jazzklarinettisten Benny Goodman<br />

und sich selbst am Klavier komponiert<br />

hat, spricht für Widmann „so<br />

viel Freude, osteuropäi<strong>sch</strong>e freie<br />

Rhythmik mit jazzigen Anklängen zu<br />

verbinden. Eine unwiderstehliche Kon -<br />

frontation.“ Für sie als Geigerin stellt<br />

der Mittelsatz des Werkes eine besondere<br />

Herausforderung dar. Wenn darin<br />

Bartók die Violine und die Klarinette<br />

zu einer Ver<strong>sch</strong>melzung bringt,<br />

„dass man nicht mehr weiß, wer jetzt<br />

eigentlich was spielt“, muss die Geigerin<br />

gemeinsam mit dem Klarinettisten<br />

atmen, die Melodie immer wieder<br />

neu ansetzen, und nicht, wie es Streicher<br />

können, eine Phrase über den<br />

ganzen Satz spannen. Alles ist Kon -<br />

trast in diesem Werk, bis hin zur<br />

„überwältigenden Wirkung eines Dur-<br />

Akkordes“ inmitten einer spannungsreichen<br />

Harmonik. Widmann: „Wir<br />

sind heute klanglich so zuge<strong>sch</strong>üttet,<br />

dass wir gar nicht mehr die Bedeutung<br />

einer Dissonanz und den Kon trast<br />

eines Dur-Akkordes dazu kennen.“<br />

Bei Bartók hört der Cellist Queyras<br />

zu und kommt bei Ravel hinzu. So<br />

<strong>sch</strong>licht und perfekt der Franzose in<br />

der Form komponiert habe, so „voller<br />

Erotik“ sind für Queyras die Klangfarben:<br />

„Die Harmonien bewegen sich<br />

immer <strong>sch</strong>leichend, man weiß nicht<br />

genau, wo die Übergänge sind, wo die<br />

Modulationen.“ „Wie Baden in Cham -<br />

pagner“ ist es für Carolin Widmann,<br />

wenn sie Ravels Trio für Klavier, Violine<br />

und Violoncello spielt, und „ein<br />

Schwimmen in Harmonien.“ Nach<br />

Bartók gelangt Widmann mit Ravel<br />

„an das andere Ende des Spektrums“.<br />

Und findet dort dennoch auch eine<br />

Gemeinsamkeit: „Die Raffinesse der<br />

vertrackten Rhythmik bei Ravel kann<br />

es mit Bartók aufnehmen. Das hat<br />

auch starken Einfluss auf die Harmonik,<br />

die dadurch nicht mehr nur vertikal,<br />

sondern auch horizontal wahrnehmbar<br />

wird.“<br />

Ein Thema für sich: Die Geiger und<br />

die Harmonik. „Da haben wir ein<br />

Defizit“, sagt Carolin Widmann, „wir<br />

denken, da wir die Harmonik nicht<br />

akkordi<strong>sch</strong> durchleuchten, nie genug<br />

harmoni<strong>sch</strong>, selbst bei Bach nicht.“<br />

Bei Messiaen aber hätten die Geiger<br />

© Marco Borggreve<br />

gar keine andere Wahl: „Es geht gar<br />

nicht, sich seiner Musik, die oft allein<br />

von der Harmonik ausgeht, ohne harmoni<strong>sch</strong>es<br />

Denken anzunähern. In<br />

den <strong>sch</strong>nellen Sätzen folgen Monolithe<br />

von Akkorden unmittelbar aufeinander,<br />

jede Note wird ein voller Akkord.<br />

Da kommt die ganze Harmonik zum<br />

Tragen. Es klirrt!“<br />

Der Kontrast von Umständen und<br />

Ausdruck der Komposition könnte<br />

nicht größer sein als in Messiaens<br />

„Quartett für das Ende der Zeit“. Die<br />

Besetzung für Violine, Violoncello,<br />

Klarinette und Klavier wurde im<br />

Kriegsgefangenenlager von Görlitz<br />

1941 von musizierenden Mithäftlingen<br />

Messiaens vorgegeben. Obwohl<br />

unter dramati<strong>sch</strong>en Umständen und<br />

in höchster Not entstanden, ist es, so<br />

Widmann, ein durch und durch optimisti<strong>sch</strong>es<br />

Werk. „Jeder Ton sagt:<br />

Das Leben macht trotzdem einen<br />

Sinn. Es gibt die Unsterblichkeit, es<br />

gibt die Unendlichkeit. Wir kommen<br />

ins Paradies.“ Widmann erinnert dieses<br />

Quartett an das Buch des Neuro-<br />

KAMMERMUSIK<br />

29


KAMMERMUSIK<br />

30<br />

logen und KZ-Überlebenden Viktor<br />

Frankl: „...trotzdem Ja zum Leben<br />

sagen“.<br />

Darin liegt auch ein Unter<strong>sch</strong>ied von<br />

Messiaens Quartett zu Bartóks<br />

„Kontrasten“. Denn auch wenn die<br />

<strong>sch</strong>nellen Ecksätze von Bartóks Werk<br />

als <strong>sch</strong>wungvolle Tänze und zur Freude<br />

am Spiel komponiert sind, enthalten<br />

sie eine traurige und pessimisti<strong>sch</strong>e<br />

Bot<strong>sch</strong><strong>aft</strong> aus Zeiten des Krieges.<br />

Widmann: „Bartók wählte die<br />

Form von Rekrutierungstänzen, die<br />

gespielt wurden, wenn Soldaten ins<br />

Feld ziehen mussten. Aus diesen Tänzen<br />

hört man auch die Klagegesänge<br />

der zurück bleibenden Mütter. Eine<br />

Musik, die vom Verlust des Lebens,<br />

vom Untergang der Zivilisation<br />

erzählt.“ Dem steht der Glaube an die<br />

göttliche Kr<strong>aft</strong> und das ewige Leben<br />

bei Messiaen gegenüber.<br />

Für Queyras gehört das Messiaen-<br />

Quartett zu jenen „philosophi<strong>sch</strong>en<br />

SUMMARY<br />

Sebastian Manz ist gemeinsam mit Carolin Widmann und<br />

Jean-Guihen Queyras in der Mozartwoche 2013 zu hören.<br />

Werken, in denen man jedes Mal,<br />

wenn man sie spielt, auf eine lange,<br />

„Jeder ton saGt: das leBen Macht<br />

trotzdeM einen sinn. es GiBt die<br />

unsterBlichkeit, es GiBt die<br />

unendlichkeit. wir koMMen ins<br />

Paradies.“<br />

wunderbare Reise geht“. Auch wenn<br />

es einen starken Kontrast zur Musik<br />

von Ravel darstellt, „der sich ganz<br />

offensichtlich der Sinnlichkeit hingegeben<br />

hat“, ist auch das Quartett von<br />

Messiaen für Queyras „unglaublich<br />

sinnlich durch die Harmonik.“<br />

Der österreichi<strong>sch</strong>e Komponist Jo -<br />

han nes Maria Staud hat für sein Werk<br />

„Lagrein“ die Besetzung von Mes -<br />

siaens Quartett aufgegriffen. Der verbindende<br />

Faden zwi<strong>sch</strong>en den beiden<br />

Werken ist die Synästhesie, die<br />

Messiaen wie kaum einen anderen<br />

Komponisten prägte, und von der<br />

sich nun auch Staud leiten ließ, um<br />

The Chamber Music programme of the 2013 Mozart Week focuses on contrasts. Violinist<br />

Carolin Widmann – together with cellist Jean-Guihen Queyras, clarinettist Sebastian Manz<br />

and pianist Alexander Lonquich – presents a programme ranging from Bartók through<br />

Ravel and Staud to Messiaen. She sees Bartók’s trio Contrasts as expressing delight at<br />

“combining Eastern European free rhythms with echoes of jazz”. For Queyras, some of<br />

the timbres in Ravel’s music are “highly erotic”: “The harmonies always move subtly,<br />

so that one is never quite sure where the modulations are.” The contrast between<br />

circumstances and expression could hardly be more extreme than in Messiaen’s<br />

Quatuor pour la Fin du Temps, which was composed (and first performed) in a<br />

prisoner-of-war camp. In each note, Carolin Widmann feels that “life still makes sense.<br />

There is immortality; there is infinity. We enter Paradise.” Queyras considers the work<br />

as belonging to those “philosophical works which, at each performance, take one on a<br />

long and wonderful journey”.<br />

© Marco Borggreve<br />

durch Klänge Lichtreflexe zu be <strong>sch</strong>rei -<br />

ben – aber auch, den Ge<strong>sch</strong>mack<br />

eines Weins in musikali<strong>sch</strong>e Textur<br />

zu übersetzen (das Werk entstand im<br />

Auftrag eines Südtiroler Weinguts).<br />

Für Queyras, der bei der Mozartwoche<br />

2013 noch ein weiteres Werk Stauds,<br />

das Cellokonzert „Segue“, aufführen<br />

wird, ist die Musik des Österreichers<br />

von einer „ungeheuren Energie“<br />

erfüllt, die sich auf ihn überträgt.<br />

Jedes Mal, wenn er nach einer Staud-<br />

Aufführung vom Podium geht, fühlt<br />

sich der Cellist keineswegs „entkräftet,<br />

sondern fri<strong>sch</strong> und energiege -<br />

laden“. Musik, die die Sinne belebt.<br />

© Philippe Stirnweiss<br />

coMPoser in residence<br />

Wer seine Partituren zur Hand nimmt, erblickt genauestens notierte<br />

Klänge, die bis in das kleinste Detail festgelegt und mit einer Unzahl von Anmerkungen<br />

durchsetzt sind: Johannes Maria Staud ist Composer in Residence der Mozartwoche 2013.<br />

JOHANNES MARIA STAUD<br />

31


BLINDTExT<br />

32<br />

Johannes Maria staud<br />

bei der Mozartwoche 2013<br />

„dichotomie“<br />

(26.1., 15 Uhr) Quatuor diotima<br />

sowie Werke von Schubert, Ravel<br />

„segue“<br />

(30.1., 11 Uhr) <strong>Mozarteum</strong>orchester salzburg<br />

Pablo heras-casado, Jean-Guihen Queyras<br />

sowie Werke von Strawinsky, Mozart<br />

Mozart / Johannes Maria staud<br />

fantasie c-Moll für klavier kV 475<br />

Orchesterfassung<br />

Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

Uraufführung<br />

(30.1., 19.30 Uhr) wiener Philharmoniker<br />

teodor currentzis, Pierre-laurent aimard<br />

sowie Werke von Mozart<br />

„lagrein“ für Violine, klarinette, Violoncello und klavier<br />

(30.1., 15 Uhr) carolin widmann, Jean-Guihen Queyras<br />

sebastian Manz, alexander lonquich<br />

sowie Werke von Bartók, Ravel, Messiaen<br />

© Philippe Stirnweiss<br />

„Bewegungen“ für klavier<br />

„towards a Brighter hue“ für Violine<br />

(1.2., 11 Uhr) Pierre-laurent aimard, thomas zehetmair<br />

sowie Werke von Mozart, Bartók<br />

„celluloid“ für fagott solo<br />

„Par ici!“ für ensemble<br />

(2.2., 15 Uhr) ensemble intercontemporain<br />

swr Vokalensemble stuttgart, George Benjamin<br />

sowie Werke von Strawinsky, Messiaen, Boulez<br />

auftragswerk der stiftung <strong>Mozarteum</strong> salzburg<br />

Uraufführung<br />

(3.2., 15 Uhr) Mozart kinderorchester<br />

christoph koncz, Marc Minkowski, sven-eric Bechtolf<br />

sowie Werke von J. C. Bach, Mozart<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

Wer die Musik des 1974 geborenen Innsbruck -<br />

ers hört, ist allerdings mit erstaunlich eingängigen,<br />

jedenfalls auf Unmittelbarkeit und Durchhörbarkeit<br />

angelegten Ereign<strong>issen</strong> konfrontiert.<br />

Auch wenn seine Kompositionen oftmals uferlos<br />

zu wuchern <strong>sch</strong>einen, bieten sie dem Hörer<br />

durch ihre klare Gliederung etliche Möglichkeiten<br />

zur Orientierung, lassen ihn immer wieder<br />

innehalten und den Wechsel zwi<strong>sch</strong>en reich<br />

abgestuften Farbwerten und Dichtegraden nach -<br />

vollziehen. Staud ist <strong>sch</strong>on deshalb einer der<br />

profiliertesten österreichi<strong>sch</strong>en Komponisten<br />

seiner Generation, weil er seine Einfälle mit<br />

einer unverwechselbaren Hand<strong>sch</strong>rift und auf<br />

hohem kompositionstechni<strong>sch</strong>en Niveau zu<br />

Papier bringt. So groß die Bandbreite an Nuancen<br />

und der Hang zu extremen Gegensätzen<br />

auch ist, so sehr versteht er es, zwi<strong>sch</strong>en diesen<br />

Ausdruckswerten deutlich nachvollziehbar zu<br />

vermitteln.<br />

Bei der Vermittlung gegenüber seinem Publikum<br />

mag es auch hilfreich sein, dass sich Stauds<br />

Phantasie oftmals an Außermusikali<strong>sch</strong>em entzündet:<br />

an Literatur oder Bildender Kunst, an<br />

Naturw<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong> oder Philosophie, an ab -<br />

strakten Begriffen oder ganz konkreten Ereign<strong>issen</strong><br />

– oder an musikali<strong>sch</strong>en Vorbildern.<br />

Sein „Segue – Musik für Violoncello und<br />

Orchester“ knüpft an ein Mozart-Fragment aus<br />

dem Besitz der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> an und hebt<br />

dessen über<strong>sch</strong>aubare Welt buchstäblich aus<br />

den Angeln; bei einem seiner beiden Auftragswerke<br />

für die Mozartwoche 2013 wird er sich<br />

hingegen eng an die c-Moll-Fantasie für Klavier<br />

halten und sie orchestrieren. Diese Arbeit ist<br />

zwar gerade im Entstehen, es darf aber wohl<br />

erwartet werden, dass aus ihr Stauds kompositori<strong>sch</strong>es<br />

Handwerk ebenso stark sprechen<br />

wird wie aus seinen ureigensten Werken, von<br />

denen in <strong>Salzburg</strong> eine repräsentative Auswahl<br />

erklingen wird.<br />

Daniel Ender<br />

»BLEISTIFT, RADIERGUMMI UND EIN TASCHENRECHNER...«<br />

Johannes Maria staud iM GesPräch<br />

mit Teresa Pie<strong>sch</strong>acón Raphael<br />

wollten sie <strong>sch</strong>on immer komponist<br />

sein? Gab es je eine alternative?<br />

Eigentlich nicht. Seit meinem neunten<br />

Lebensjahr wollte ich Komponist<br />

sein. Mit neun komponierte ich eine<br />

Sonate für Blockflöte und dann ging<br />

es sehr <strong>sch</strong>nell zu groß besetzten,<br />

sym phoni<strong>sch</strong>en Werken. Die sind zwar<br />

nie gespielt worden, aber das ist auch<br />

besser so. Die Partituren habe ich noch,<br />

meine Eltern sammeln das. Sie haben<br />

mich immer unterstützt.<br />

Nach einem kurzen, intensiven Ausflug<br />

in die Rockmusik war mir mit<br />

siebzehn klar: ich will Komposition<br />

stu dieren. Nach meinem Zivildienst<br />

habe ich dann von 1994 bis 2001 in<br />

Wien und Berlin studiert. Bei meinem<br />

wichtigs ten Lehrer, Michael Jarrell,<br />

lernte ich die Musik der zweiten Wiener<br />

Schule, von Stockhausen, Nono,<br />

Ligeti und Boulez kennen, die ich<br />

gründ lich studierte. Und ich bekam<br />

bald Aufträge, komponierte...<br />

ihr werk „Bewegungen“ für klavier<br />

von 1996, das bei der Mozartwoche<br />

2013 von Pierre-laurent aimard<br />

interpretiert wird, bezeichnen sie…<br />

…als opus 1, obwohl ich keine Opuszahlen<br />

habe. In ihm habe ich das Ge -<br />

fühl, dass es von mir kommt, dass ich<br />

in musiksprachlicher Hinsicht wei ter -<br />

gekommen bin und etwas zu sagen<br />

habe. Ich habe ihm ein Zitat aus Jean<br />

Paul Sartre – Der Ekel (La nausée)<br />

vorangestellt: „...ich sagte mir, während<br />

ich das Wiegen der Äste verfolgte:<br />

die Bewegungen existieren nie ganz,<br />

das sind Übergänge, Verbindungs -<br />

stücke zwi<strong>sch</strong>en zwei Existenzen,<br />

<strong>sch</strong>wache Phasen...“.<br />

dieses zitat könnte auch ein anderes<br />

frühes werk von ihnen be<strong>sch</strong>reiben:<br />

ihr streichquartett „dichotomie“<br />

von 1998, das in der Mozartwoche<br />

2013 vom Quatuor diotima gespielt<br />

wird.<br />

„Dichotomie“ ist das Werk eines jungen,<br />

ambitionierten Komponisten, der<br />

die Extreme ausreizen wollte. Den<br />

Titel entnahm ich der Botanik und<br />

nicht der Aussagenlogik. In der Botanik<br />

be zeichnet Dichotomie gabelartige<br />

Verzweigungen bei Pflanzensprossen,<br />

wo mit ich auch die Grundidee<br />

des Stückes be<strong>sch</strong>reibe. Der erste<br />

Satz endet nach etlichen Umwegen<br />

an einer Ga belung und einem Knotenpunkt,<br />

hier knüpft der zweite an,<br />

entwickelt sich aber dann in eine<br />

ganz eigene, dra ma ti<strong>sch</strong>e Richtung<br />

weiter. Es ist ein wildes, herbes, dy -<br />

nami<strong>sch</strong> intensives Stück, aus nur<br />

wenigen Keimzellen ge boren, die sich<br />

ständig durchdringen und unvorhersehbare<br />

Formverläufe ge nerieren.<br />

wie wichtig ist der einfall für sie?<br />

Sehr wichtig. Bei mir entsteht alles<br />

induktiv. Ich suche nach dem Einfall<br />

im Sinne eines Morton Feldman, drehe<br />

und wende dabei kleine Bausteine<br />

so lange, bis sie zünden. Die Keimzellen<br />

bilden Texturen, die allmählich<br />

zu le ben beginnen, mit einem Organismus<br />

zu vergleichen sind. Mit<br />

jedem neuen Werk versuche ich<br />

auch, mein Sensorium für die Potentialität<br />

eines einmal gewählten<br />

Grundmaterials wei ter zuentwickeln<br />

und dabei stets die Spontaneität des<br />

Augenblicks mit kom positori<strong>sch</strong>er<br />

Folgerichtigkeit und Öko nonomie zu<br />

verbinden.<br />

„segue, Musik für Violoncello und<br />

or chester“ von 2006 wird bei der<br />

Mozartwoche 2013…<br />

…in der redigierten Neufassung von<br />

2008 aufgeführt. Mit der mittlerweile<br />

zurückgezogenen ersten Fassung, die<br />

2006 in <strong>Salzburg</strong> bei den <strong>Salzburg</strong>er<br />

Festspielen uraufgeführt wurde, war<br />

ich nicht zufrieden. Die Uraufführung<br />

der Neufassung 2008 fand am 20. Feb -<br />

ruar 2009 im Konzerthaus Berlin (Kon -<br />

zerthaus orchester Berlin, Lothar Zag -<br />

rosek, So list: Jean-Guihen Queyras)<br />

statt.<br />

„segue“ basiert auf einer unvollendeten<br />

skizze von Mozart; das autograph<br />

davon befindet sich im Besitz<br />

der stiftung <strong>Mozarteum</strong>.<br />

Ja, ein Andantino für Violoncello und<br />

Tasteninstrument, KV Anh. 46 (374g),<br />

das mir damals Heinrich Schiff ge -<br />

zeigt hat. Doch mein Werk ist weder<br />

spukende Reminiszenz an eine glückselige<br />

Vergangenheit, noch polystilisti<strong>sch</strong><br />

verfremdend. Segue heißt ja: ,es<br />

folgt, es geht weiter‘, und steht auch<br />

dafür, dass es immer Neues und<br />

Ungewohntes in der Kunst geben<br />

wird. Auch wenn es zunächst fremd,<br />

nicht selten unheimlich sein kann, er -<br />

weitert es den Horizont. Künstleri<strong>sch</strong>e<br />

Traditionen sind sehr wichtig, aber<br />

nicht im musealen, sondern im kons -<br />

truktiven, neugierig machenden Sinn.<br />

Es braucht die großartigen Komponisten<br />

der Vergangenheit eben so wie die<br />

wunderbaren Interpreten der Gegenwart,<br />

um lebendig zu bleiben und<br />

eine Tradition für morgen zu <strong>sch</strong>affen.<br />

„Segue“ besteht aus einer Introduktion,<br />

drei Hauptteilen, 2 Ka den -<br />

zen und einer Coda von teilweise<br />

COMPOSER IN RESIDENCE<br />

33


COMPOSER IN RESIDENCE<br />

34<br />

recht unter<strong>sch</strong>iedlicher Länge, die alle<br />

einem übergreifenden Proportionsverhältnis<br />

unterliegen.<br />

apropos Proportionen: es heißt, sie<br />

würden unter einem zählzwang leiden.<br />

Ja. Furchtbar! Meine Hauptutensilien<br />

beim Komponieren sind neben Bleistift<br />

und Radiergummi ein Ta<strong>sch</strong>enrechner<br />

neben mir am Schreibti<strong>sch</strong>.<br />

Aber das wird man in meiner Musik<br />

nicht hören, ähnlich wie bei Alban<br />

Berg oder Béla Bartók. Der Rechner<br />

hilft mir vor allem, Zeitproportionen<br />

zu bestimmen. Die Ebene der Phantasie<br />

braucht eine andere Ebene, welche<br />

die Gedanken fokussiert und <strong>sch</strong>ärft,<br />

formal <strong>sch</strong>lüssig macht. Denn die<br />

Musik ist am besten, wenn sie irgendwo<br />

eingegrenzt ist. Anfangs gebe ich<br />

alles, bin emotional sehr involviert,<br />

dann aber ist es sehr wichtig, die<br />

Kontrolle nicht zu verlieren und zu<br />

w<strong>issen</strong>, wohin ich steuere. Schnelle<br />

Momente werden hörpsychologi<strong>sch</strong><br />

et wa länger wahrgenommen als ruhige.<br />

Ich bin kein Schnell<strong>sch</strong>ießer. Ein<br />

Stück braucht Detailarbeit, erfordert<br />

viel Selbstkritik. Musik aus dem ers -<br />

ten Schaffensrau<strong>sch</strong> funktioniert oftmals<br />

nicht, muss geprüft, von allen<br />

Seiten betrachtet werden, bevor sie<br />

endgültig während der Rein<strong>sch</strong>rift<br />

fixiert wird. Es gibt aber auch Stücke,<br />

die man in wenigen Tagen er<strong>sch</strong>afft<br />

und die trotzdem funktionieren.<br />

wie sieht ihr komponistenalltag aus?<br />

Im Grunde wie der eines Büromen<strong>sch</strong>en.<br />

Es ist wichtig, dass man im<br />

Stück bleibt. Meist sitze ich gegen 9<br />

Uhr am Schreibti<strong>sch</strong> und bleibe dann<br />

bis 14 Uhr. Je nach Fortgang des Stückes<br />

gibt es eine Spät<strong>sch</strong>icht ab 17,<br />

18 Uhr mit Open-End, manchmal bis<br />

weit nach Mitternacht. Dazwi<strong>sch</strong>en<br />

mache ich Kontrastprogramm, gehe<br />

laufen, <strong>sch</strong>wimmen oder essen, treffe<br />

Leute, gehe in Kon<strong>zerte</strong>, Ausstellungen<br />

oder Filme.<br />

Mit „segue“ knüpfen sie an eine skiz -<br />

ze von Mozart an, mit der orches -<br />

trierung der fantasie c-Moll für klavier<br />

kV 475, dessen autograph sich<br />

ebenfalls im Besitz der stiftung<br />

<strong>Mozarteum</strong> befindet, an ein ganzes<br />

werk.<br />

Die c-Moll-Fantasie, eines der un -<br />

glaublichsten Stücke Mozarts, wollte<br />

ich <strong>sch</strong>on lange, eigentlich <strong>sch</strong>on seit<br />

meiner Studienzeit, einmal orchestrie -<br />

ren. Ich bin sehr glücklich darüber,<br />

dass sich nun die Chance dazu bietet.<br />

Mir ist bewusst, dass es vielleicht vermessen<br />

klingen könnte, sich an ein<br />

solches Vorhaben zu setzen. Dennoch<br />

ist es, so finde ich, den Versuch allemal<br />

wert. In Mozarts „Fantasie“ wird<br />

das Klavier oft wirklich ‚orchestral‘<br />

behandelt. Es ist zudem eine <strong>sch</strong>öne<br />

und herausfordernde Gelegenheit,<br />

SUMMARY<br />

mein Orchestrierungshandwerk auf<br />

die Probe zu stellen, es zu <strong>sch</strong>ärfen und<br />

von Mozart zu lernen.<br />

was ist für sie ein komponist: ein<br />

„handwerker“, wie sich J. s. Bach<br />

sah, im sinne von „componere“, zu -<br />

sammensetzen, oder nehmen sie<br />

den l’art pour l’art-standpunkt ein?<br />

Das Handwerk muss man, zumindest<br />

trifft das für meine musikali<strong>sch</strong>e Äs -<br />

thetik zu, beherr<strong>sch</strong>en. Wenn ich eine<br />

Idee optimal, durch und durch persön -<br />

lich ausdrücken will, muss ich w<strong>issen</strong>,<br />

wie Puccini oder Ravel, Schönberg<br />

oder Varèse eine große Steigerung<br />

instrumentiert haben.<br />

Wenn ich komponiere, muss ich et -<br />

was von der Instrumentation und den<br />

Instrumenten verstehen, so, dass es<br />

“We have nuclei, and we watch how they develop; a texture<br />

emerges and comes to life.” The composer Johannes Maria<br />

Staud (b 1974), this year’s Composer in Residence,<br />

describes his creative work almost like a scientist. He grew<br />

up in Innsbruck and soon set his sights on Vienna and<br />

Berlin, where he studied Music Theory, Composition and<br />

Philosophy, and attended Brian Ferneyhough’s master<br />

classes. An avid reader, he draws his inspiration from literature,<br />

the visual arts, from surrealist, concrete poetry or<br />

from a particular theory. His fondness for meticulous detail<br />

shows in his precise notation. His compositions, developed<br />

in a long, self-critical process, are performed worldwide<br />

(even in the Far East) by first-class musicians such as the<br />

Ensemble Modern, the Berlin and the Vienna Philharmonic,<br />

and here at the 2013 Mozart Week by Pierre-Laurent<br />

Aimard, Thomas Zehetmair, Ensemble intercontemporain<br />

and Marc Minkowski.<br />

nicht nur auf dem Papier funktioniert.<br />

Ich habe mich auch mit akusti<strong>sch</strong>en<br />

Fragen und aufführungstechni<strong>sch</strong>en<br />

Problem stellungen zu be<strong>sch</strong>äfti -<br />

gen. Darüberhinaus suche ich immer<br />

den Kontakt zu den Interpreten und<br />

löchere sie mit Fragen.<br />

„lagrein“ von 2008 für Violine, klarinette,<br />

Violoncello und klavier ist<br />

ein auftragswerk für das weingut<br />

alois lageder.<br />

Mit der Weinbe<strong>sch</strong>reibung einer Südtiroler<br />

Rotweinsorte leitete ich meine<br />

Werkeinführung ein: „Mitteltiefe, in -<br />

ten sive, kir<strong>sch</strong>rote Farbe mit rubinrotem<br />

Schimmer. Reiches, fruchtiges<br />

(Zwet<strong>sch</strong> ke), würziges Aroma mit Ge -<br />

ruchsnoten von Leder, Teer und Ka -<br />

kao, aber auch floralen Nuancen (Veil -<br />

chen). Voller, ziemlich milder Ge -<br />

<strong>sch</strong>mack mit ,erdigem‘ Nachhall und<br />

spürbarem Gerbstoff.“ Ja... alle haben<br />

das dann übernommen und von der<br />

dionysi<strong>sch</strong>en Kr<strong>aft</strong> des Weines ge -<br />

<strong>sch</strong>rie ben.<br />

Mögen sie solche kulinarik?<br />

Die Lichtreflexe des Weines, seinen<br />

milden Ge<strong>sch</strong>mack mit ,erdigem‘<br />

Nachhall und spürbarem Gerbstoff<br />

wollte ich tatsächlich in eine musikali<strong>sch</strong>e<br />

Textur und Struktur <strong>sch</strong>affen.<br />

Doch eigentlich ist das Werk eine<br />

Verneigung vor Olivier Messiaen und<br />

seinem wunderbaren „Quatuor pour<br />

la Fin du Temps“, auch wegen der<br />

Besetzung Violine, Klarinette, Violoncello,<br />

Klavier.<br />

„towards a brighter hue“ ist eine auf -<br />

tragskomposition für den internatio -<br />

na len Musikwettbewerb der ard.<br />

Ein hochvirtuoses, zunächst heftig<br />

vorantreibendes Violinstück, von der<br />

Virtuosität eines Paganini inspiriert,<br />

das Thomas Zehetmair, wie ich glaube,<br />

liegen wird. Angeregt dazu wurde<br />

ich durch die Holzskulpturen des<br />

engli<strong>sch</strong>en Künstlers David Nash, die<br />

ich bei einer Ausstellung in der Galerie<br />

Tate St. Ives entdeckte.<br />

Ich habe lange an dem Werk gearbeitet,<br />

von Juni bis September 2004 –<br />

gleich nach meiner Oper „Berenice“.<br />

Das ist wichtig, denn mein Violinstück<br />

ba siert auf einer rhythmi<strong>sch</strong><br />

prägnanten Keimzelle aus der Oper,<br />

die dort allerdings von der Kontrabassklarinette<br />

eingeführt wird. In<br />

„Towards a brighter hue“ wird sie<br />

jedoch anders, wesentlich dramati<strong>sch</strong>er<br />

weiterentwickelt und den Möglichkeiten<br />

der Violine angepasst.<br />

das ensemble intercontemporain wird<br />

unter George Benjamin ferner „Par<br />

ici!“ von 2011 aufführen, dem sie ein<br />

zitat von charles Baudelaire aus den<br />

„Blumen des Bösen“ voranstellten.<br />

Aus dem Gedicht „Le Voyage“ von<br />

1859:<br />

Nous nous embarquerons sur la mer<br />

des Ténèbres<br />

Avec le coeur joyeux d’un jeune passager.<br />

Entendez-vous ces voix, charmantes<br />

et funèbres,<br />

Qui chantent: Par ici! vous qui voulez<br />

manger<br />

Le Lotus parfumé! ...<br />

So <strong>sch</strong>iffen wir uns auf dem Meer der<br />

Finsternis ein<br />

Mit dem freudigen Herz eines jungen<br />

Passagiers.<br />

Hört ihr diese Stimmen, die so düster<br />

lockend singen:<br />

„Hierher! ihr, die ihr den süßduftenden<br />

Lotus essen wollt!<br />

die Partitur <strong>sch</strong>reibt vor: „im optimal -<br />

fall ein echter konzertflügel, bei dem<br />

12 töne exakt um einen Viertelton<br />

nach oben gestimmt werden“.<br />

Das ist die Fortsetzung meiner Arbeit<br />

mit mikrotonalen Rastern. Es wird<br />

meine revidierte Neufassung uraufgeführt.<br />

Mit Bleistift und radiergummi können<br />

sie so ein werk nicht komponiert<br />

haben, oder?<br />

Natürlich verwende ich den Computer,<br />

wenn ich vierteltönige Musik <strong>sch</strong>reibe.<br />

Überhaupt kann ich die Be <strong>sch</strong>äfti -<br />

gung mit Elektronik gar nicht mehr<br />

aus meinem Arbeitsalltag wegdenken.<br />

In diesem Fall war es ein MIDI-Klavier,<br />

der MAx-MSP-Patch da für wurde<br />

am IRCAM von Robin Meier speziell<br />

für dieses Werk programmiert.<br />

„celluloid“, ganz konventionell für<br />

fagott-solo, von 2011, ein auftrag<br />

der sächsi<strong>sch</strong>en staatskapelle dresden,<br />

findet ebenfalls eingang in das<br />

Programm der Mozartwoche 2013.<br />

Ich liebe das Instrument, es hat einen<br />

sehr sprachaffinen Ton. Und leider,<br />

ganz zu Unrecht, den Ruf, altmodi<strong>sch</strong><br />

zu sein. Ich wollte ein Stück <strong>sch</strong>reiben,<br />

bei dem das Fagott wie Zel luloid <strong>sch</strong>nell<br />

Feuer fängt, um dann in völlig neue,<br />

virtuos-bizarre Klangwelten aufzubrechen.<br />

Das Stück ist in enger Zusam -<br />

men arbeit mit dem groß artigen Pascal<br />

Gallois entstanden.<br />

ein auftragswerk der stiftung Mozar -<br />

teum <strong>sch</strong>reiben sie für das debütkonzert<br />

des Mozart kinderorches ters<br />

in der Mozartwoche 2013.<br />

Nun, das Werk ist noch nicht komponiert<br />

und deshalb kann ich derzeit<br />

nicht viel dazu sagen.<br />

wie werden sie es angehen?<br />

Ich versuche mich zu erinnern, welche<br />

Musikstücke mir als Klavier<strong>sch</strong>üler<br />

Freude gemacht haben und welche<br />

nicht. Das wird mein Ausgangspunkt<br />

sein. Obwohl das <strong>sch</strong>wierig ist, da ich<br />

selbst noch keine Kinder habe. Und<br />

so kann ich mich nur in meine eigene<br />

Kindheit zurückversetzen und mich<br />

daran erinnern, was mir Freude ge -<br />

macht hat. Es soll auf keinen Fall et -<br />

was pädagogi<strong>sch</strong> Verklemmtes dabei<br />

herauskommen.<br />

COMPOSER IN RESIDENCE<br />

35


© Elisabeth Novy<br />

BLINDTExT<br />

36<br />

© Elisabeth Novy<br />

„worte waren waGner<br />

wichtiG...“<br />

„wagner hat Mozart noch für seinen Gott halten können, umgekehrt ging das aber nicht... ich bin<br />

dankbar und glücklich, dass ich meine karriere mit Mozart starten durfte, als österreicherin hat man ein<br />

liebesverhältnis zu diesem komponisten...“, meint elisabeth kulman im ausblick auf die Mozartwoche 2013.<br />

sa 02. feBruar 19.30 uhr #27<br />

Großes Festspielhaus<br />

WIENER PHILHARMONIKER<br />

DIRIGENT GEORGES PRÊTRE<br />

ELISABETH KULMAN MEZZOSOPRAN<br />

Mozart<br />

Symphonie D-Dur KV 504 „Prager“<br />

richard wagner<br />

Fünf Lieder nach Gedichten von<br />

Mathilde Wesendonck WWV 91A<br />

Georges Bizet<br />

Symphonie C-Dur<br />

Wer ihre Stimme einmal gehört hat,<br />

der vergisst sie nie wieder. Was man<br />

gemeinhin ,Timbre‘ nennt, lässt sich<br />

bei Elisabeth Kulman mit Worten<br />

<strong>sch</strong>werlich be<strong>sch</strong>reiben: samtweich,<br />

ge <strong>sch</strong>meidig, klar und flexibel in allen<br />

Registern und Farben, vom Alt bis in<br />

die exponierten Mezzo-Lagen.<br />

Dabei debütierte sie an der Volksoper<br />

Wien 2011 als – Pamina! Denn die<br />

1973 geborene Burgenländerin wurde<br />

zunächst an der Wiener Musikuniversität<br />

als Sopranistin ausgebildet und<br />

war auch als solche eine sehr gute<br />

Sängerin, allerdings eine, die stets das<br />

Gefühl hatte, dass etwas nicht ganz<br />

stimmt. Seit dem Wechsel ins Mezzound<br />

Altfach im Jahr 2005 stimmt bei<br />

Kulman nun wirklich alles – nicht nur<br />

für sie selbst, sondern auch für Publikum<br />

und Kritik. Umwege ist die Sängerin<br />

freilich gewohnt: Zunächst studierte<br />

sie Sprachen, sang dabei nur nebenher<br />

im Chor, hatte musikali<strong>sch</strong> ganz<br />

andere Vorlieben als Opern und Lied.<br />

Sie fing allerdings Feuer, als sie Aufführungen<br />

unter der Leitung von Riccardo<br />

Muti oder Nikolaus Harnoncourt<br />

sang.<br />

Inzwi<strong>sch</strong>en gilt sie seit Jahren als eine<br />

der bedeutendsten Sängerinnen ihrer<br />

Generation und wird auch für ihre<br />

Bühnenpräsenz beinahe <strong>sch</strong>on standardmäßig<br />

gelobt. An der Wiener<br />

Staats oper wurde sie zum Publikumsliebling<br />

– gleich ob mit Partien in den<br />

Opern von Wagner, Verdi, Richard<br />

Strauss oder als Prinz Orlowsky in der<br />

„Fledermaus“ von Johann Strauß; bei<br />

ihrem Debüt bei den <strong>Salzburg</strong>er Festspielen<br />

reüssierte sie 2010 als Orfeo in<br />

Glucks gleichnamiger Oper. Ihr<br />

Repertoire reicht aber nicht nur von<br />

Alter Musik bis in die neueste Zeit – in<br />

der Uraufführung von Aribert Reimanns<br />

„Medea“ an der Wiener Staatsoper<br />

sang und spielte sie eine ihrer<br />

Paraderollen –, sondern führt auch in<br />

ungewohnte Gefilde. Großes Aufsehen<br />

erregten jene Projekte, die sie selbst<br />

mitinitiierte und bei denen sie etwa<br />

Neubearbeitungen der Lieder von<br />

Mussorgsky und Mahler singt oder<br />

einen Komponisten wie den völlig<br />

vergessenen Hans Sommer wiederentdeckt.<br />

Eine Entdeckung ist Elisabeth Kulman<br />

selbst zwar längst nicht mehr – aber<br />

auch ihre Interpretation der „Wesendonck-Lieder“<br />

von Richard Wagner bei<br />

der Mozartwoche 2013 dürfte die eine<br />

oder andere neue Farbe ihrer nuancenreichen<br />

Stimme zutage fördern.<br />

ELISABETH KULMAN<br />

37


ELISABETH KULMAN<br />

38<br />

»ES GEHT BUCHSTABLICH Ä UM DIE ZWISCHENTONE...«<br />

Ö<br />

elisaBeth kulMan iM GesPräch<br />

mit Teresa Pie<strong>sch</strong>acón Raphael<br />

sie studierten zunächst russi<strong>sch</strong> und<br />

finno-ugristik. warum?<br />

Ich bin an der Grenze zu Ungarn aufgewachsen,<br />

im Burgenland, in dem es<br />

seit eh und je ein Kulturgemi<strong>sch</strong> gibt,<br />

das seit Jahrhunderten gut zusam men -<br />

lebt. Meine Familie zählt zu der kleinen,<br />

alten, fast aussterbenden Minderheit<br />

der Ungarn in Österreich.<br />

Meine Eltern sind Österreicher, doch<br />

sie haben mit mir als Kind Ungari<strong>sch</strong><br />

gesprochen und so bin ich mit der<br />

ungari<strong>sch</strong>en Kultur aufgewachsen.<br />

Russi<strong>sch</strong> lernte ich in der Schule –<br />

ein Zufall, denn eine russi<strong>sch</strong>e Lehrerin<br />

musste wohl be<strong>sch</strong>äftigt werden.<br />

Dann habe ich mich in die Sprachen<br />

regelrecht verliebt und wollte nach<br />

der Matura etwas Exoti<strong>sch</strong>es machen.<br />

So fing ich an, Slawistik, Finno-Ugristik<br />

und Musikw<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong> zu studieren.<br />

Erst später, mit 22 Jahren, be -<br />

gann ich mit einem Gesangsstudium.<br />

welche Bedeutung hatte Musik in<br />

ihrer kindheit?<br />

Sie war ganz, ganz wichtig. Ich habe<br />

mit meiner Mutter viel gesungen,<br />

sowohl ungari<strong>sch</strong>e als auch deut<strong>sch</strong>e<br />

Volkslieder und war in einer ungari<strong>sch</strong>en<br />

Tanzgruppe, habe Csárdás ge -<br />

tanzt. Ich komme aus einer einfachen<br />

Familie, meine Mutter war Hausfrau,<br />

mein Vater Beamter. Meine Mutter ist<br />

Organistin, immer aktiv im Chor so -<br />

wie in der Kirchengemeinde gewesen<br />

und hat die Tanzgruppe geleitet. Ich<br />

lernte Musik in einer gew<strong>issen</strong> Ur -<br />

sprünglichkeit kennen; das bedeutet<br />

mir heute sehr viel, gerade weil unser<br />

Beruf so stressig, so großen Belastungen<br />

ausgesetzt ist.<br />

wann spürten sie, dass sie einen<br />

sinn für die Bühne haben?<br />

Viele Kinder singen, und doch ist es<br />

etwas anderes, sich da hinzustellen<br />

und ein Lied vorzutragen. Ich war ein<br />

<strong>sch</strong>üchternes Kind, aber es gibt viele<br />

<strong>sch</strong>üchterne Men<strong>sch</strong>en, die es auf die<br />

Bühne treibt. Es ist eine psychologi<strong>sch</strong>e<br />

Frage, die gar nicht so einfach<br />

zu beantworten ist. Vielleicht ist es<br />

auch ein starkes Gefühl, man hat ein<br />

starkes Talent, man weiß: Da <strong>sch</strong>lummert<br />

etwas in mir, das die anderen<br />

nicht haben – und dann will man das<br />

ausstellen, exhibieren, um die Auf -<br />

merk samkeit zu bekommen, die man<br />

als <strong>sch</strong>üchterner Men<strong>sch</strong> nicht be -<br />

kommt.<br />

sie sangen bereits zu <strong>sch</strong>ulzeiten im<br />

chor, wenig <strong>sch</strong>ien darauf hinzuweisen,<br />

dass sie einmal als solistin auf<br />

der Bühne stehen würden.<br />

Ich liebe es, mit anderen gemeinsam<br />

zu musizieren, das Zusammenspiel<br />

ist mir sehr wichtig. Als Opernsänger<br />

sind wir eher Einzelkämpfer, alleine<br />

in den Hotelzimmern, alleine auf Reisen<br />

und auch alleine verantwortlich<br />

für unsere Leistung. Für mich ist es<br />

der höchste Genuss, wenn alle im<br />

Sinne des Komponisten an einem<br />

Strang ziehen. Wir sind als Interpreten<br />

dazu verpflichtet. Im Chorsingen<br />

habe ich gelernt, dass man zu sam men -<br />

halten muss, um das Bestmögliche zu<br />

erreichen.<br />

wie kam es dann zu der ent<strong>sch</strong>eidung,<br />

das sprachstudium aufzugeben<br />

und ein Gesangsstudium aufzunehmen?<br />

Ich war jeden Abend, neben dem<br />

Sprachstudium an der Uni, in der<br />

Chorprobe. Eigentlich wollte ich nur<br />

w<strong>issen</strong>, wie Singen geht, ohne sich<br />

weh zu tun und habe mich ohne Ausbildung<br />

für die Aufnahmeprüfung an<br />

der Musikhoch<strong>sch</strong>ule in Wien angemeldet;<br />

man hat mich genommen. Ja,<br />

dann studiert man sechs Jahre und<br />

bekommt ein Diplom, auf dem steht:<br />

‚Diplomierte Konzert- und Opernsängerin‘.<br />

Und dann fragt man sich:<br />

‚Wollte ich das werden?‘ Doch man<br />

wächst hinein. Die Oper kam mir an -<br />

fangs etwas zu künstlich vor, alles<br />

wirkte so affektiert und unnatürlich,<br />

damit konnte ich zunächst nichts an -<br />

fangen. Doch im Zuge des Studiums<br />

wurde ich auf die Bühne gejagt und<br />

habe es einfach gemacht. Schließlich<br />

fing es auch an, mir wirklich Spaß zu<br />

machen. Heute könnte ich mir ein<br />

an deres Leben gar nicht mehr vorstellen.<br />

im chor sangen sie noch sopran.<br />

Ja, ich war sogar Erster Sopran. Der<br />

Chorleiter hat mich immer sehr ge -<br />

<strong>sch</strong>ätzt, weil ich dem Sopranklang<br />

Dunkelheit und Wärme gegeben ha -<br />

be. Ausgebildet wurde ich ebenfalls als<br />

Sopran.<br />

was passierte dann?<br />

Erst dachte ich, es sei ein Problem<br />

der Kondition, oder dass ich nicht flei -<br />

ßig genug sei. Ich habe wie wild trainiert.<br />

Doch es half nicht und ich merk -<br />

te, ich mache mir etwas vor. Im Hin -<br />

terkopf wusste ich, dass ich für dieses<br />

Sopranfach nicht gebaut bin.<br />

wie <strong>sch</strong>wierig fiel diese erkenntnis?<br />

Ich habe lange damit gekämpft, die<br />

Komponisten <strong>sch</strong>reiben ja bis heute<br />

die Hauptrollen für Sopran. Es gibt<br />

zwar noch die Carmen und die Dalila,<br />

aber viel mehr Partien fallen einem<br />

auf die Schnelle nicht ein. Ich war als<br />

Sopran mit den Hauptrollen verwöhnt<br />

worden, und plötzlich war das alles<br />

weg. Ich musste in der Mitte ‚herum<br />

singen‘, dort fällt man nur auf, wenn<br />

man nicht da ist oder fal<strong>sch</strong> singt.<br />

Ich war plötzlich die Mutter, die Alte,<br />

die Intrigante aber eben nicht mehr<br />

die junge, <strong>sch</strong>öne Geliebte. Mittlerwei le<br />

habe ich einen solchen Spaß daran,<br />

die Böse zu sein – das ist doch viel<br />

interessanter als die langweilige<br />

Sopranistin, die unter den Männern<br />

leidet. Ich bin froh, den Männern<br />

jetzt auf der Bühne eins auswi<strong>sch</strong>en<br />

zu können. Es ist auch weniger stressig.<br />

Als Sopran wird man immer daran ge -<br />

messen, ob der hohe Ton kommt oder<br />

nicht. Als Mezzo geht es buchstäblich<br />

um die Zwi<strong>sch</strong>entöne.<br />

sie hatten als sopran viel Mozart ge -<br />

sungen.<br />

Darüber bin ich allerdings sehr traurig:<br />

Dass ich mit meiner Stimmlage<br />

nicht mehr so viel bei Mozart finde.<br />

Selbst seine Partien für „Mezzo“, den<br />

es ja damals so noch nicht gab, liegen<br />

sehr hoch und mir nicht mehr in der<br />

Kehle. Dennoch bin ich dankbar und<br />

glücklich, dass ich meine Karriere mit<br />

Mozart starten durfte, als Österreicherin<br />

hat man ein Liebesverhältnis<br />

zu diesem Komponisten, er ist der<br />

größte Opernkomponist überhaupt;<br />

seine Dramatik, sein Humor, seine<br />

Gefühlstiefe, und dann diese Leichtig -<br />

keit, die eine absolut techni<strong>sch</strong>e Perfektion<br />

vom Sänger erwartet. Jeder<br />

Sänger sollte durch die Mozart<strong>sch</strong>ule<br />

gehen. Durch Verdi kann man sich<br />

vielleicht durch<strong>sch</strong>windeln. Bei Mozart<br />

hört man jede Unsicherheit. Er vereint<br />

alles, ist neben Bach das größte<br />

Genie.<br />

„ich glaube an Gott, Mozart und Beet -<br />

hoven“, sagte richard wagner...<br />

Wagner hat Mozart noch für seinen<br />

Gott halten können, umgekehrt ging<br />

das aber nicht.<br />

na ja, vielleicht hat wagner sich<br />

selbst für einen Gott gehalten.<br />

(lacht) Das ist das beste Statement!<br />

Endlich sagt das mal jemand. Da<br />

kann ich nichts mehr sagen!<br />

Von der finno-ugristik zum stabreim<br />

von wagner; inwiefern beeinflusst<br />

ihre kenntnis von mindestens<br />

sieben sprachen ihre interpretation?<br />

Man ist sensibilisiert, hat ein ge<strong>sch</strong>ultes<br />

Ohr für den Klang ver<strong>sch</strong>iedener<br />

Sprachen, für die Verwendung der<br />

Worte. Und Worte waren Wagner sehr<br />

wichtig. Ich möchte möglichst keinen<br />

Akzent haben. Bei meiner Mussorgsky<br />

Dis-Covered- CD hat man mich für<br />

eine Russin gehalten.<br />

dieses lob kam von anna netrebko.<br />

…Sie kenne keine Russin, die das so<br />

gut machen könnte. Ja, das war ein<br />

riesiges Kompliment. Wir haben da<br />

auch ein ungeheueres Feedback be -<br />

kommen, die Mühe hat sich ge lohnt.<br />

Auch die Deut<strong>sch</strong>en wollen einen<br />

Wagner, den man gut versteht, der<br />

gut gesprochen und gesungen ist. Das<br />

hört man beides gleichzeitig gar nicht<br />

so oft. Mit Riccardo Muti konnte ich<br />

mich bei Glucks „Orfeo“ bei den Salz -<br />

burger Festspielen 2010 im Italieni<strong>sch</strong>en<br />

erproben. Das hilft mir auch<br />

bei Wagner, von dem man weiß, dass<br />

die Sänger seine Musik so singen sollten<br />

wie italieni<strong>sch</strong>e Musik, sprich: ein<br />

großes Legato bei gleichzeitig präziser<br />

Textbehandlung, damit ja auch je -<br />

des Wort verstanden wird.<br />

Bei der Mozartwoche 2013 singen<br />

sie wagners „wesendonck-lieder“.<br />

Die fünf Lieder begleiten mich <strong>sch</strong>on<br />

lange. Sie sind Fingerübungen von<br />

Wag ner gewesen, das dritte und das<br />

fünfte Lied sind Studien zu „Tristan<br />

SUMMARY<br />

und Isolde“. Wagner hat die Lieder für<br />

eine Frauenstimme und Klavier komponiert,<br />

wir werden die orchestrierte<br />

Version von Felix Mottl spielen.<br />

...mit den wiener Philharmonikern.<br />

wie beinflusst das die interpretation?<br />

Bei der Orchesterversion werden die<br />

Tempi automati<strong>sch</strong> langsamer, ich<br />

muss meinen Atem verändern, die<br />

dynami<strong>sch</strong>e Breite ist einge<strong>sch</strong>ränkt.<br />

Mit Klavier kann ich ganz leise Töne<br />

verwenden, komme ich ganz an das<br />

Publikum heran und werde nicht so<br />

laut singen müssen. Mit dem Orchester<br />

muss ich richtig Stoff geben, die<br />

Töne werden getragen von einem großen<br />

Klangkörper. Es ver<strong>sch</strong>iebt sich<br />

die dynami<strong>sch</strong>e Palette, wird alles ein<br />

bis<strong>sch</strong>en vergrößert. Man muss großflächiger<br />

erzählen, dicker auftragen,<br />

andere Farben finden, eine andere<br />

Herausforderung. Ich freue mich auf<br />

die Wiener Philharmoniker und auf<br />

Georges Prêtre. Der hat ja <strong>sch</strong>on<br />

Maria Callas begleitet! Was für eine<br />

Ehre!<br />

Elisabeth Kulman is probably the only mezzo-soprano in the world to<br />

have studied Russian and Finno-Ugric languages, and to speak at least<br />

seven languages – and so well that Anna Netrebko said of Kulman’s<br />

“Mussorgsky Dis-Covered” CD that she knew “no Russian that could<br />

do it so well”. A great compliment, says Kulman; she explains her<br />

polyglot talent: “I grew up in Burgenland. My family belongs to the<br />

tiny, almost extinct Hungarian minority in Austria.” With her outstanding<br />

musical talent, parallel to her language studies she attended<br />

the Academy of Music in Vienna. She had great success as a Mozart<br />

soprano, until in 2004 she realised that she felt more at home in the<br />

mezzo range. “Now I’ve come to enjoy being the bad character – far<br />

more interesting than the boring soprano victimised by men.” At the<br />

2013 Mozart Week, she joins the Vienna Philharmonic for a performance<br />

of Wagner’s Wesendonck Lieder.<br />

ELISABETH KULMAN<br />

39


LOUIS LANGRéE<br />

40<br />

BeGeGnunG iM zauBerGarten<br />

Ab Herbst 2013 leitet Louis Langrée<br />

die Camerata <strong>Salzburg</strong> als Chefdirigent.<br />

Aber sie haben sich <strong>sch</strong>on lange<br />

davor gefunden, der französi<strong>sch</strong>e Di -<br />

rigent und das <strong>Salzburg</strong>er Orchester.<br />

Nicht zuletzt, um Programme zu verwirklichen,<br />

wie sie nun für die Mozart -<br />

woche 2013 „komponiert“ wurden:<br />

Louis Langrée führt den Klangkörper<br />

aus Mozarts Geburtsstadt in musikali<strong>sch</strong>e<br />

Welten seines Heimatlandes,<br />

wo sie auf wiederum niemand Anderen<br />

als Mozart treffen.<br />

Das G-Dur-Klavierkonzert von Maurice<br />

Ravel und Mozarts G-Dur-Klavierkonzert<br />

KV 453, mit der Pariserin Claire-<br />

Marie Le Guay als Pianistin. Ravels<br />

Suite „Ma Mère l’Oye“, märchenh<strong>aft</strong>e<br />

Musik, ursprünglich komponiert für<br />

zwei Kinder in Paris. Mozarts Symphonie<br />

D-Dur KV 297, komponiert als<br />

junger Mann in Paris für ein musikverrücktes<br />

Publikum und ein be -<br />

rühm tes Orchester, das damals in<br />

Euro pa Maßstäbe setzte. Ravel und<br />

Mozart, das sind für Louis Langrée<br />

„parallele Resonanzen: in der Klarheit<br />

des Klanges, in der Strenge der Form.“<br />

Langrée meint keine rigorose Strenge,<br />

vielmehr eine unabdingbare innere<br />

Logik, mit der beide Komponisten ihre<br />

Kompositionen gestalteten. „Die Form<br />

stand nie gegen den Ausdruck, der<br />

Ausdruck immer höher als die Form.“<br />

Und die Klarheit hat bei Ravel wie bei<br />

Mozart mit noch viel mehr als Transparenz<br />

zu tun: mit Transzendenz.<br />

Eine Klarheit, die ins Zentrum des<br />

Lichts führt.<br />

Noch etwas, was Mozart und Ravel für<br />

Langrée gemeinsam haben: „Die perfekte<br />

Balance der Gefühle. Nie sind<br />

sie sentimental.“ Mozart auch nicht,<br />

wenn er ganz romanti<strong>sch</strong> ist (wie im<br />

langsamen Satz des G-Dur-Konzerts<br />

Louis Langrée und die Camerata <strong>Salzburg</strong> begeben<br />

sich in französi<strong>sch</strong>e Welten und treffen dort auf Mozart.<br />

Rainer Lepu<strong>sch</strong>itz<br />

KV 453), Ravel ebenfalls nicht, wenn<br />

er in verklärter Erinnerung an Mozart<br />

komponiert (wie den langsamen Satz<br />

seines G-Dur-Konzerts). Alles ist „so<br />

rein, so pur, so perfekt.“ Beiden Kla -<br />

vier kon<strong>zerte</strong>n ist für Langrée „die<br />

Aristokratie des Ausdrucks“ eigen.<br />

Im Klang des <strong>Salzburg</strong>er Orchesters,<br />

der innig an Mozart ge<strong>sch</strong>ult und ge -<br />

wachsen ist, findet Louis Langrée die<br />

idealen Bedingungen für jene französi<strong>sch</strong>e<br />

Musik vor, die vom Klang der<br />

Wiener Klassik inspiriert war. Langrée<br />

macht darauf aufmerksam, dass man<br />

es in der Musik von Camille Saint-<br />

Saëns und Georges Bizet bis hin zu<br />

Ravel ganz und gar nicht mit einem<br />

gemi<strong>sch</strong>ten Klang wie vergleichsweise<br />

in jenen Zeiten bei Wagner, Bruckner<br />

oder Richard Strauss zu tun habe.<br />

Vielmehr „tritt jedes Instrument in<br />

seiner individuellen Farbe hervor und<br />

wird darin verstärkt.“ Schon Mozart<br />

„stärkte die Individualität des Timb -<br />

res, der Farben. Jede Linie, jede Phra -<br />

se hat seine eigenständige, besondere<br />

Bedeutung. Da wird die Farbe auch<br />

für den Kontrapunkt wichtig.“ Das<br />

führt von Mozart direkt in Ravels<br />

Klangkomposition: „Seine Harmonik<br />

kommt von den kontrapunkti<strong>sch</strong>en<br />

Linien, die sich verbinden.“ Daher ist<br />

„der Impressionismus die Präzisierung<br />

der Farben, und nicht die Mixtur<br />

von Farben“, klärt Langrée ein oft<br />

gehörtes Missverständnis auf.<br />

Im G-Dur-Konzert bringe Ravel „das<br />

Klavier durch die orchestrale Instrumentierung<br />

zum Singen“. Auf ein<br />

Detail dieser Ravel’<strong>sch</strong>en Klangkunst<br />

macht Langrée aufmerksam: wie im<br />

ersten Satz die Triller zu <strong>sch</strong>wingen<br />

beginnen – „das verursacht eine Klang -<br />

wirkung wie eine Singende Sä ge“.<br />

Eine Welt voller Magie. Erst recht in<br />

„Ma Mère l’Oye“, der französi<strong>sch</strong>en<br />

Märchensammlung, in die Ravel zu -<br />

nächst mit Klavier und dann mit<br />

einem Kammerorchester in Mozart-<br />

Dimension eintauchte. Das Prélude<br />

gilt für Klangexperten als das – trotz<br />

grandioser Orchesterfresken wie „La<br />

Valse“ – am allerbesten instrumentierte<br />

Stück Ravels. Langrée hebt die<br />

Linie der zweiten Geigen, Brat<strong>sch</strong>en<br />

und des ersten Horns hervor, mit<br />

denselben Tönen der Streicher im<br />

Pizzikato wie im Blasinstrument. „Das<br />

Horn bekommt dadurch einen fremden,<br />

mysteriösen Klang – und die Pizzikatos<br />

klingen wie Perlen“, freut sich<br />

Langrée auf die Gestaltung solch ma -<br />

gi<strong>sch</strong>er Klangmomente mit der Camer -<br />

ata. Wenn im zweiten Satz die Dämmerung<br />

einbricht, „werden die Schatten<br />

der Bäume immer größer, indem<br />

Ravel das Metrum immer größer werden<br />

lässt“. Im Zaubergarten des Finales,<br />

„Le jardin féerique“, vermi<strong>sch</strong>en<br />

sich weltliche und geistliche Sphären<br />

zu einer Transzendenz, die für Langrée<br />

konkret erklärbar ist: „Ravel plante ein -<br />

mal, eine Oper über François d’Assise<br />

zu <strong>sch</strong>reiben – aus Skizzen dafür hat<br />

er das Finale von ,Ma Mère l’Oye‘ ge -<br />

macht.“ Und traf damit auch im Zaubergarten<br />

auf Mozart, dessen weltliche<br />

Musik, Opern wie Instrumentalwerke,<br />

so oft von Geistlichem erfüllt<br />

seien wie umgekehrt in seiner Sakralmusik<br />

so viel Lyrik vorkomme.<br />

„Mozart ist der Meister aller Komponisten“,<br />

stellte ohne Wenn und Aber<br />

Camille Saint-Saëns fest, der auch<br />

erlebte, was es heißt, ein musikali<strong>sch</strong>es<br />

Wunderkind zu sein. Später hat<br />

bei dem Klassizisten unter den französi<strong>sch</strong>en<br />

Romantikern immer ein<br />

bis<strong>sch</strong>en Mozart mitkomponiert. Und<br />

was für Langrée auch Saint-Saëns<br />

beherr<strong>sch</strong>te, war „eine vollendete Ba -<br />

di 29. Jänner 11.00 uhr #12<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />

CAMERATA SALZBURG<br />

DIRIGENT LOUIS LANGRÉE<br />

CLAIRE-MARIE LE GUAY KLAVIER<br />

Maurice ravel<br />

„Ma Mère l’Oye“<br />

Mozart<br />

Klavierkonzert G-Dur KV 453<br />

Maurice ravel<br />

Klavierkonzert G-Dur<br />

Mozart<br />

Symphonie D-Dur KV 297 „Pariser“<br />

so 03. feBruar 11.00 uhr #28<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal<br />

CAMERATA SALZBURG<br />

DIRIGENT LOUIS LANGRÉE<br />

SOL GABETTA VIOLONCELLO<br />

Georges Bizet<br />

Aus „L’Arlésienne-Suite“<br />

leopold hofmann<br />

Violoncellokonzert D-Dur (Badley D3)<br />

camille saint-saëns<br />

Violoncellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33<br />

Mozart<br />

Symphonie D-Dur KV 385 „Haffner“<br />

lance zwi<strong>sch</strong>en Virtuosität, Spannung<br />

und Schwung.“ Im ersten Cellokonzert,<br />

das die argentini<strong>sch</strong>e Cellistin<br />

Sol Gabetta in der zweiten französi<strong>sch</strong>-mozarti<strong>sch</strong>en<br />

Matinee bei der<br />

Mozartwoche 2013 spielen wird, kom -<br />

ponierte Saint-Saëns statt des übli -<br />

chen, träumeri<strong>sch</strong>-romanti<strong>sch</strong>en lang -<br />

samen Satzes ein Menuett. „Eine<br />

klassi<strong>sch</strong>e Hommage ans 18. Jahrhun -<br />

dert“. Saint-Saëns’ Konzert wird Ga -<br />

betta ein klassi<strong>sch</strong>es Konzert gegenüberstellen,<br />

ein Cellokonzert des Wie -<br />

ner Frühklassikers Leopold Hofmann,<br />

SUMMARY<br />

der den Konzertstil seiner Epoche<br />

maßgeblich mit ausprägte.<br />

Mit einer weiteren D-Dur-Symphonie<br />

Mozarts, der „Haffner“, korrespondiert<br />

ein delikates Werk aus der Feder von<br />

Georges Bizet: Die Suite aus der Bühnenmusik<br />

zu Alphonse Daudets „L’Ar -<br />

lésienne“. Langrée zeigt sie in der selten<br />

zu hörenden Originalfassung für<br />

kleines Kammerorchester, in klassi<strong>sch</strong>er<br />

Transparenz. „Eine andere Pers -<br />

pektive auf eine bekannte Musik“ will<br />

Langrée damit eröffnen, bekannt auch<br />

The Camerata <strong>Salzburg</strong> and principal conductor Louis Langrée explore the world of<br />

French music – and encounter Mozart. Langrée points out that in the music of Ravel,<br />

Saint-Saëns and Bizet “each instrument is presented in its distinctive colour” – as with<br />

Mozart, who was already bringing out “the individuality of timbre. Every line, every<br />

phrase has its own special, independent significance. Here tone colour is also important<br />

for the counterpoint.” This leads from Mozart directly to Ravel, “whose harmonies<br />

come from the contrapuntal lines as they merge.” Langrée sees Ravel and Mozart as<br />

“parallel resonances: in their clarity of sound and strictness of form”. A further characteristic<br />

common to the “20th-century Mozart” (as Langrée calls Ravel) and the original<br />

is “the perfect balance of emotion – they are never sentimental”.<br />

für ein wunder<strong>sch</strong>önes Saxophonsolo.<br />

Langrée teilt seine Begeis terung für<br />

Bi zets Suite mit einem berühmten Vor -<br />

gänger seiner Zunft: Gustav Mahler<br />

hat sie oft dirigiert. An das für Langrée<br />

„phantasti<strong>sch</strong>e Adagietto in F-Dur“ aus<br />

Bizets „L’Arlésienne“-Musik er inner -<br />

te sich der Komponist Mahler im po pu -<br />

lär gewordenen langsamen Satz seiner<br />

5. Symphonie. Aber das würde den<br />

Rahmen des französi<strong>sch</strong>-österreichi<strong>sch</strong>en<br />

Zaubergartens spren gen, in den<br />

Langrée und die Camerata diesmal<br />

mit ihren Matineen eintauchen.<br />

LOUIS LANGRéE<br />

41<br />

© Benoit Limero


SAISONKONZERTE 2012/13<br />

42<br />

Die Kammermusik ist es, die das gar<br />

nicht geheime Herzstück der Saisonkon<strong>zerte</strong><br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> einnimmt<br />

– auch und gerade im Großen<br />

Saal.<br />

Kammermusik, das bedeutet den vollen<br />

Einsatz starker Persönlichkeiten<br />

und doch auch musikali<strong>sch</strong>e Eintracht,<br />

wert<strong>sch</strong>ätzendes Miteinander im di rek -<br />

ten, erregt-erregenden Dialog, den Ver -<br />

zicht auf alles Blendwerk, die Be -<br />

<strong>sch</strong>ränkung auf das Wesentliche, den<br />

unmittelbaren Austau<strong>sch</strong> untereinander<br />

und mit dem Publikum als gleichberechtigte,<br />

mitdenkende Hörer fernab<br />

aller orchestraler Wattierung –<br />

und nicht zuletzt großartige Musik.<br />

Denn in vielen zentralen Werken ge -<br />

rade der Kammermusik finden sich In -<br />

timität und Kernigkeit, berührender<br />

Ausdruck und große Geste in wunder -<br />

vollem Gleichgewicht: eben „im kleins -<br />

ten Punkte die höchste Kr<strong>aft</strong>“, wie<br />

Schiller einst dichtete.<br />

Grüße aus hochburgen der<br />

kammermusik<br />

Weil da an einzelnen Abenden gleichsam<br />

Gastspiele bedeutender Kammer -<br />

musik-Festivals erwartet werden, findet<br />

etwa gleich die Zyklus-Eröffnung<br />

unter dem Motto „Spannungen“ statt.<br />

So nennt sich nämlich jene alljährliche<br />

Juniwoche, während der seit<br />

1998 unter der künstleri<strong>sch</strong>en Leitung<br />

des Pianisten Lars Vogt im deut<strong>sch</strong>en<br />

Jugendstil-Kr<strong>aft</strong>werk Haimbach<br />

aufregende musikali<strong>sch</strong>e Begegnungen<br />

stattfinden, die gewiss auch<br />

„iM kleinsten Punkte<br />

die höchste kr<strong>aft</strong>“<br />

Erlesene Kammermusik stellt Matthias Schulz als neuer künstleri<strong>sch</strong>er Leiter<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> in das Zentrum der Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13.<br />

Walter Weidringer<br />

in <strong>Salzburg</strong> elektrisieren werden: Mit<br />

zwei seiner Freunde, dem meisterli -<br />

chen Ge<strong>sch</strong>wisterpaar Christian und<br />

Tanja Tetzlaff (Violine und Violoncello),<br />

spielt Vogt Klaviertrios von Brahms<br />

und Dvorˇák. Ins Burgenland entführt<br />

hingegen <strong>sch</strong>on das nächste Konzert,<br />

wo in Lockenhaus seit kurzem der<br />

Cellist Nicolas Altstaedt in der Nachfolge<br />

Gidon Kremers be weist, dass<br />

sich dort auch unter seiner Ägide<br />

nichts ändern wird am interpre -<br />

tatori<strong>sch</strong>en Feuer und der origine llen<br />

Programmierung – von Brahms’ herrlichem<br />

späten Klarinettenquintett bis<br />

zu John Cages „Living Room Music“.<br />

Altstaedt ist freilich auch mit dabei,<br />

wenn die Reise nach Jerusalem zum<br />

Chamber Music Festival geht – oder<br />

besser, dieses an die Salzach kommt:<br />

nicht zuletzt in Gestalt des jungen<br />

Geigers und Dirigentensohns Michael<br />

Barenboim und seiner Mutter Elena<br />

Bashkirova am Klavier. Mozarts „Ke -<br />

gel statt-Trio“ und sein Es-Dur-Klavier -<br />

quartett KV 493 bilden den Rahmen<br />

für Musik von Hindemith und Elliott<br />

Carter.<br />

Zu einem Konzert als Joint-Venture<br />

nach <strong>Salzburg</strong>er Art finden sich dagegen<br />

das Hagen und das Minetti Quartett<br />

in Sachen Mozart, Debussy und<br />

Man fred Trojahn zusammen und reichen<br />

in der gegenseitigen Bespiegelung<br />

und Beleuchtung des Alten und<br />

des Neuen auch dem Festival Dialoge<br />

die Hand. Dergleichen betreiben auch<br />

die deut<strong>sch</strong>e Klarinettistin Sabine<br />

Meyer und der türki<strong>sch</strong>e Pianist und<br />

Komponist Fazil Say, wenn sie über<br />

alle stilisti<strong>sch</strong>en Grenzen hinweg den<br />

Bogen von Mozarts „Alla Turca“ über<br />

Janáček, Gershwin und Lutosławski<br />

bis hin zu einem neuen Werk von Say<br />

für Klarinette und Klavier spannen.<br />

und immer wieder <strong>sch</strong>ubert<br />

Als weiterer histori<strong>sch</strong>er und doch<br />

ungebrochen moderner Bezugspunkt<br />

zieht sich neben Mozart auch Franz<br />

Schubert durch das Programm, dessen<br />

Kammermusik ja zum Kernrepertoire<br />

des Genres zählt und, so Matthias<br />

Schulz, „immer wieder Hörglück pur“<br />

bedeute. Zum Beispiel in den beiden<br />

Klaviertrios D 898 und D 929, von<br />

denen das zweite, das vielleicht monu -<br />

mentalste Werk der Gattung überhaupt,<br />

mit seinem unvergesslichen zwei ten<br />

Satz des öfteren als Filmmusik Verwen -<br />

dung findet – zuletzt etwa im Thriller-<br />

Remake „The Mechanic“ (2011).<br />

Kirill Gerstein (Klavier), Renaud Ca -<br />

pu çon (Violine) und Clemens Hagen<br />

(Violoncello) werden sich da einer<br />

ebenso fordernden Aufgabe stellen<br />

wie der Pianist Paul Lewis: Er vertieft<br />

sich in die letzten drei Klaviersonaten,<br />

wie die Trios aus Schuberts Todesjahr<br />

1828 stammend, klingenden<br />

Welten in wahrlich epi<strong>sch</strong>em Format<br />

zwi<strong>sch</strong>en tänzeri<strong>sch</strong>em Elan und<br />

<strong>sch</strong>icksalh<strong>aft</strong>em Aufbegehren, <strong>sch</strong>merz -<br />

lich ge färbter Rastlosigkeit und traum -<br />

verloren kreisenden Melodien, be -<br />

stürzenden harmoni<strong>sch</strong>en Volten und<br />

ex pres siven Stimmungsbildern, in<br />

denen nicht nur herkömmliche Form -<br />

Einige der großartigen Interpreten der Saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13 (jew. von li. nach re.)<br />

1. R.: Nicolas Altstaedt, Katalin Kokas, Pekka Kuusisto, Kirill Gerstein, Renaud Capuçon<br />

2. R.: Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff, Fazil Say, Sabine Meyer<br />

3. R.: Tatjana Masurenko, Michael Barenboim, Pascal Moraguès, Matthias Goerne, Paul Lewis<br />

4. R.: Olga Scheps, Stadler Quartett, Monika Leskovar, Nurit Stark, Cédric Pescia, Cuarteto Casals<br />

5. R.: <strong>Mozarteum</strong> Quartett, Elena Bashkirova, Christian Ruvolo, Sebastian Manz, Fauré Quartett<br />

6. R.: Minguet Quartett, Cameron Carpenter, Hyperion Ensemble<br />

SAISONKONZERTE 2012/13<br />

43


44<br />

saisonkon<strong>zerte</strong> 2012/13<br />

DI 25. 19.30 ●<br />

sePteMBer 2012<br />

Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff<br />

oktoBer 2012<br />

DO 04. 19.30 ● Barnabás Kelemen, Pekka Kuusisto, Katalin Kokas<br />

Nicolas Altstaedt, Reto Bieri<br />

DI 09. 19.30 ● Olga Scheps<br />

Di 16. 19.30 ● Minguet Quartett, Leon Berben<br />

SO 28. 11.00 ● Koncz-Quartett<br />

DI 30. 19.30 ● Stadler Quartett<br />

noVeMBer 2012<br />

SO 04. 11.00 ● Philharmonia Quartett Berlin<br />

DI 06. 19.30 ● Sunrise – A Song of Two Humans (1927)<br />

Wolfgang Mitterer<br />

DI 13. 19.30 ● Trio Stark<br />

DO 29. 19.30 ● Hagen Quartett, Minetti Quartett<br />

dezeMBer 2012<br />

DI 11. 19.30 ● Kirill Gerstein, Renaud Capuçon, Clemens Hagen<br />

feBruar 2013<br />

DI 26. 19.30 ● Cuarteto Casals<br />

März 2013<br />

DO 14. 19.30 ● Paul Lewis<br />

DI 19. 19.30 ● Hyperion Ensemble<br />

aPril 2013<br />

DI 16. 19.30 ● Der Sonderling (1929), Dennis James<br />

SO 21. 11.00 ● inPHILtrio<br />

DO 25. 19.30 ● Sabine Meyer, Fazil Say<br />

DI 30. 19.30 ● Fauré Quartett, Wolfgang Güttler<br />

Mai 2013<br />

DI 07. 19.30 ● Matthias Goerne, Alexander Schmalcz<br />

SO 26. 11.00 ● Wiener Geigen-Quartett, Wallendorf, Willis<br />

DI 28. 19.30 ● Pascal Moraguès, Michael Barenboim, Tatjana<br />

Masurenko, Nicolas Altstaedt, Elena Bashkirova<br />

Juni 2013<br />

DI 04. 19.30 ● Sebastian Manz, Akos Hoffmann, Robert Beck,<br />

Christian Ruvolo<br />

Di 11. 19.30 ● Cameron Carpenter<br />

DI 18. 19.30 ● <strong>Mozarteum</strong> Quartett, Thomas Riebl<br />

● Kammermusik im Großen Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

● Kammerzyklus Wien – Berlin, Wiener Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

● Kammermusik im Wiener Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

● Orgel Plus im Großen Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

● Orgel & Film im Großen Saal der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

Wählen Sie frei aus allen Saisonkon<strong>zerte</strong>n 2012/13:<br />

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3 Kon<strong>zerte</strong> / freie Wahl für<br />

Schüler/Studenten bis 26<br />

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aus allen 24 Kon<strong>zerte</strong>n<br />

Abonnementpreis<br />

€ 90,–<br />

ideen, sondern überhaupt alle Zeit<br />

suspendiert <strong>sch</strong>eint. Die gesangliche<br />

Intensität, die Schuberts Musik durchzieht,<br />

tritt freilich am Reinsten im<br />

Lied zutage: Gemeinsam mit Alexander<br />

Schmalcz am Klavier spürt Matthias<br />

Goerne mit seinem balsami<strong>sch</strong>en<br />

Bariton jenem reich <strong>sch</strong>attierten emo -<br />

tionalen Zwielicht nach, welches nur<br />

in der intimen Verbindung aus Wort<br />

und Ton sich ganz entfalten kann.<br />

die achse wien-Berlin – und<br />

Beziehungen in die neue welt<br />

Auch im etwas intimeren Wiener Saal<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> geben einander<br />

erlesene Interpretinnen und In ter -<br />

preten die Klinke in die Hand. Etwa<br />

im Zyklus Wien-Berlin, dessen Künstlerpool<br />

sich aus<strong>sch</strong>ließlich aus Philharmonikern<br />

der beiden Musikmetropolen<br />

speist.<br />

Das Philharmonia Quartett Berlin wid -<br />

met sich da neben Mozart und Beethovens<br />

lyri<strong>sch</strong>em „Harfenquartett“<br />

auch Lutosławski, während die in Wien<br />

engagierten Bläser des „inPHILtrio“<br />

ein exquisites Programm zum Klingen<br />

bringen, das neben den „Klassikern“<br />

der französi<strong>sch</strong>en Moderne<br />

(Milhaud, Ibert, Françaix) auch Benjamin<br />

Britten, Werner Pirchner und<br />

Iván Eröd umfasst. Zum Beginn und<br />

zum Ende aber wird städteübergreifend<br />

musiziert: vom Koncz-Quartett<br />

Haydn, Mozart und Beethoven, während<br />

sich das Wiener Geigen-Quartett<br />

zuletzt zwei Berliner Hörner ausborgt,<br />

für Mozarts erste „Lodroni<strong>sch</strong>e Nachtmusik“<br />

und ein Haydn-Divertimento<br />

nämlich.<br />

Darüber hinaus werden die Leitthemen<br />

Mozart und Schubert sowie ihr musikali<strong>sch</strong>er<br />

Umkreis auch von anderen<br />

eingehend behandelt. Beim Hyperion<br />

Ensemble zum Beispiel tritt ein zweites<br />

Violoncello zum Streichquartett<br />

hin zu, um mit Musik von Boccherini<br />

die Anfänge dieser für ihn typi<strong>sch</strong>en<br />

Quintettbesetzung zu feiern, während<br />

bei Dvorˇáks in den USA entstandenem<br />

Es-Dur-Quintett op. 97 eine<br />

zweite Viola die Dichte des Satzes<br />

verstärkt. Und das mit 19 Jahren kom -<br />

ponierte Streichsextett von Erich<br />

Wolfgang Korngold sei, so sein Biograph<br />

Brendan G. Carroll, „die vielleicht<br />

reizvollste Musik, die (er) je ge -<br />

<strong>sch</strong>rieben hat“.<br />

Im Gegensatz zu Boccherini bevorzugte<br />

Mozart ja, so wie später Dvorˇák,<br />

die zweite Brat<strong>sch</strong>e im Quintett, zu<br />

hören etwa, wenn Thomas Riebl zum<br />

<strong>Mozarteum</strong> Quartett stößt, um das<br />

Es-Dur-Quintett KV 614 zu spielen. Da -<br />

zu das d-Moll-Stück KV 421 aus dem<br />

berühmten halben Dutzend, das Mozart<br />

dem Vorbild und Freund Joseph Haydn<br />

gewidmet hat, sowie ein ungewöhnlich<br />

reifes Jugendwerk Schuberts<br />

(D 87), dessen Entstehungszeit lange<br />

mit 1824 angenommen wurde, ob wohl<br />

es bereits aus der Feder des 16-, nicht<br />

des 27-Jährigen, stammt. Im Alter<br />

von 22 Jahren jedenfalls hat er dafür<br />

eines seiner berühmtesten Kammermusikwerke<br />

überhaupt komponiert,<br />

das nach dem im vierten von fünf<br />

Sätzen variierten Liedthema „Forellen -<br />

SUMMARY<br />

quintett“ genannte, für einen Musikmäzen<br />

im oberösterreichi<strong>sch</strong>en Steyr<br />

entstandene Quintett D 667.<br />

Verleiht hier Wolfgang Güttler am<br />

Kontrabass dem Werk seine sonore<br />

Grundierung, lässt diesem das Fauré<br />

Quartett das c-Moll-Klavierquartett<br />

von Richard Strauss vorausgehen,<br />

auch dies das Werk eines Jünglings. Die<br />

unerhörte und doch lange missver -<br />

standene, weil auf gänzlich eigenen<br />

Wegen voran<strong>sch</strong>reitende Entwicklung<br />

des Komponisten Franz Schubert<br />

lässt sich ja gerade auch an seinen<br />

Streichquartetten beobachten:<br />

Das Cuarteto Casals konfrontiert das<br />

dramati<strong>sch</strong>-herbe d-Moll-Quartett „Der<br />

Tod und das Mädchen“ mit den Vor -<br />

gän gern D 68 und 94, während das<br />

Stadler Quartett den großartigen, düster-erregten<br />

c-Moll-Quartettsatz D 703<br />

zu Henri Dutilleux’ „Ainsi la Nuit“<br />

(1976) in Beziehung setzt, ein Kaleidoskop<br />

vielfältig nuancierter Dunkelheit,<br />

gestaltenreich, überra<strong>sch</strong>end,<br />

reizvoll – und zu den „Black Angels“<br />

des amerikani<strong>sch</strong>en Avantgardisten<br />

Chamber music forms the nucleus of the concert season presented by the<br />

<strong>Mozarteum</strong> Foundation. With Mozart at the centre, there will be an additional<br />

focus on Schubert, with string quartets, the “Trout” Quintet and the late piano<br />

sonatas and trios. Guests will include chamber-music festivals from Germany,<br />

Austria and Israel with their distinguished performers. Connections will be<br />

established between past and contemporary works, as for instance when the<br />

American George Crumb makes direct reference to Schubert’s “Death and the<br />

Maiden”. The programme also presents wonderful if little-known early works by<br />

Richard Strauss and Erich Wolfgang Korngold, as well as by diverse “classical”<br />

composers such as Haydn, Beethoven, Boccherini, Schumann, Dvorˇák, Hindemith,<br />

Françaix – and the “king of tango”, Astor Piazzolla. Top-class performers<br />

include baritone Matthias Goerne, pianists Elena Bashkirova, Paul Lewis, Fazil<br />

Say and Lars Vogt, violinists Michael Barenboim, Renaud Capuçon and Christian<br />

Tetzlaff, clarinettist Sabine Meyer, cellists Tanja Tetzlaff, Nicolas Altstaedt<br />

and Clemens Hagen, and the Hagen, Minetti, Stadler, Fauré and <strong>Mozarteum</strong><br />

Quartets, as well as various ensembles with members of the Vienna and the<br />

Berlin Philharmonic.<br />

George Crumb, die ihrerseits in poeti<strong>sch</strong>er<br />

Manier auf „Der Tod und das<br />

Mädchen“ verweisen. Kombiniert das<br />

Trio Stark ganz klassi<strong>sch</strong> Beethovens<br />

prächtiges „Erz herzog-Trio“ und<br />

Mozarts KV 548 mit Robert Schumanns<br />

letztem Klavier trio op. 110,<br />

von dem Clara <strong>sch</strong>wärmte, es sei „originell,<br />

durch und durch voller Leiden<strong>sch</strong><strong>aft</strong>,<br />

besonders das Scherzo,<br />

das einen bis in die wildesten Tiefen<br />

mit fortreißt“, darf bei einem Abend<br />

rund um die verwandten und für<br />

Mozart so bedeutsamen Instrumente<br />

Klarinette und Bassetthorn auch der<br />

Unterhaltungsaspekt nicht fehlen –<br />

von Arienbearbeitungen aus „Le nozze<br />

di Figaro“ und „Don Giovanni“ bis hin<br />

zu Musik von Astor Piazzolla.<br />

Last, but not least zur 1986 in Moskau<br />

geborenen und in Deut<strong>sch</strong>land aufgewachsenen<br />

Pianistin Olga Scheps, die<br />

bereits bedeutende Preise erringen<br />

konnte: Solisti<strong>sch</strong>, aber deshalb keineswegs<br />

isoliert lotet sie das romanti<strong>sch</strong>e<br />

Dreiecksverhältnis zwi<strong>sch</strong>en<br />

Schubert, Schumann und Brahms aus.<br />

SAISONKONZERTE 2012/13<br />

45


DIALOGE 2012<br />

46<br />

luft zwi<strong>sch</strong>en den tönen<br />

Ein zarter Lufthauch, ein kräftiger<br />

Wind und manchmal auch ein wilder<br />

Sturm – die Musikge<strong>sch</strong>ichte ist voll<br />

von klanglichen Be<strong>sch</strong>reibungen solcher<br />

Naturphänomene. Einige der ein -<br />

dringlichsten stammen von Mozart<br />

und von Claude Debussy – zwei Komponisten,<br />

von denen sich unser Zeitgenosse<br />

Manfred Trojahn mehrfach<br />

inspirieren ließ. Besonders mit Mozart<br />

hat er sich produktiv be<strong>sch</strong>äftigt – vor<br />

allem auch mit dessen Fragmenten.<br />

Musikali<strong>sch</strong>e und literari<strong>sch</strong>e Bruchstücke<br />

bilden neben dem Thema<br />

„Luft“ die zweite themati<strong>sch</strong>e Klammer,<br />

mit der bei dem heurigen Festival<br />

Dialoge der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

<strong>Salzburg</strong> die Musik von Mozart, Claude<br />

Debussy und Manfred Trojahn beziehungsreich<br />

verbunden wird.<br />

Dialoge rund um Mozart, Claude Debussy und Manfred Trojahn<br />

Musik ist <strong>sch</strong>wingende luft. luft bildet das Medium, in dem Musik erklingt. klangliche<br />

Be<strong>sch</strong>reibungen des windes, von stürmen und luft haben Mozart und claude debussy<br />

besonders eindringlich festgehalten. auf die spuren dieser beiden komponisten hat<br />

sich Manfred trojahn wieder holt begeben, sich von ihnen inspirieren lassen.<br />

so formt Matthias <strong>sch</strong>ulz in seinen ersten Dialogen einen raum für konzert experimente,<br />

die eine „Ménage à trois“ konstruieren. eine dreiecks beziehung als Beziehungskonstellation<br />

zwi<strong>sch</strong>en den werken von drei komponisten, in der jedes zu jedem anderen eine<br />

Beziehung eingeht – wie in einem dreieck jeder Punkt mit jedem Punkt verbunden ist.<br />

MOZART<br />

CLAUDE DEBUSSY<br />

MANFRED TROJAHN<br />

Es war der Äther, durch den Manfred<br />

Trojahn vor vielen Jahren eine ent<strong>sch</strong>eidende<br />

Begegnung machte. Aus<br />

dem Radioapparat seiner Großmutter<br />

hörte der künftige Komponist Klän ge,<br />

die sein Leben nachhaltig verändern<br />

sollten: Mehrfach hat er erzählt, dass<br />

ihn der Don Giovanni „ganz hineinger<strong>issen</strong><br />

hat in den Wirbel men<strong>sch</strong>licher<br />

Beziehungen, abgelöst hat von<br />

meiner Wald- und Wiesenromantik<br />

und mich in die Kunst hat fallen lassen,<br />

in die Unruhe.“ Eine äußerst<br />

produktive Unruhe.<br />

Trojahn zählt heute zu den bedeutendsten<br />

Komponisten seiner Generation,<br />

sein Schaffen ist für das Programmkonzept<br />

des Festivals Dialoge<br />

prädestiniert wie kaum ein anderes<br />

eines zeitgenössi<strong>sch</strong>en Komponisten.<br />

Etliche seiner Kompositionen entstanden<br />

als direkte „Dialoge“ mit<br />

Mozarts Musik, aber auch mit Werken<br />

anderer Tonkünstler der ferneren<br />

und näheren Vergangenheit. Für die<br />

Dialoge Anfang Dezember 2012 hat<br />

die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> zwei<br />

Auftragswerke an Manfred Trojahn<br />

vergeben: Eines davon bezieht sich<br />

auf Claude Debussy, das andere auf<br />

das wohl berühmteste Fragment der<br />

europäi<strong>sch</strong>en Musikge<strong>sch</strong>ichte, Mozarts<br />

„Requiem“, über das Mozarts Witwe<br />

Constanze sagte, dass das Werk nur<br />

in Form von „Trümmern“ und „Zettelchen“<br />

hinterlassen worden sei.<br />

Als Ergänzung zu diesem Torso<br />

<strong>sch</strong>rieb Trojahn sein „Libera me“ für<br />

Tenor und tiefe Streicher und verwendete<br />

dafür ein Mozart-Fragment<br />

in d-Moll KV deest, dessen Autograph<br />

sich im Besitz der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

befindet. Die Uraufführung am<br />

Sonntag, den 2. Dezember wird den<br />

Schlusspunkt der diesjährigen Dialoge<br />

bilden.<br />

Eröffnet werden die Dialoge mit<br />

einem Werk Mozarts, an das Trojahn<br />

an knüpft: die Serenade B-Dur für Bläser<br />

und Kontrabass KV 361, bekannt<br />

unter dem Namen „Gran Partita“.<br />

Die men<strong>sch</strong>liche Stimme und Blas -<br />

ins trumente vermögen besonders zu<br />

be rühren – sie sind untrennbar mit<br />

dem Atem verbunden. Auch Mozarts<br />

Lieblingsinstrument, die Bassettklari-<br />

DIALOGE<br />

28.11.–02.12.2012<br />

MOZART<br />

CLAUDE DEBUSSY<br />

MANFRED TROJAHN<br />

nette, gehört zur Bläserfamilie. Die<br />

Figur des Antonio Salieri in Peter<br />

Shaffers Amadeus hört in der Serenade<br />

B-Dur für zwölf Bläser und Kontra bass<br />

nichts weniger als „die Stimme Gottes“<br />

heraus. An diese Besetzung angelehnt<br />

sind die Instrumentierungen von<br />

Mozart-Arien, bei denen Manfred<br />

Trojahn sich hinsichtlich der Noten<br />

sehr eng an die Vorlagen gehalten<br />

hat, ihnen aber dennoch ganz neue<br />

Farben entlockt. Ebenfalls Bläser und<br />

Kontrabass wie bei Mozart bilden<br />

auch das Ensemble von Trojahns<br />

Werk „Frammenti di Michelangelo“,<br />

das, ebenfalls im Eröffnungskonzert<br />

der diesjährigen Dialoge, von Mojca<br />

Erdmann mit dem Ensemble Modern<br />

unter der Leitung von Michael Boder<br />

zu hören sein wird.<br />

„Kürzere Texte erlauben eine größere<br />

musikali<strong>sch</strong>e Vielfalt“, hat Manfred<br />

Trojahn einmal festgehalten und da -<br />

mit seine Vorliebe für fragmentari<strong>sch</strong>e<br />

Vorlagen auf den Punkt ge bracht.<br />

Seine „Trakl-Fragmente“ zeugen von<br />

Trojahns Faszination von den nachgelassenen<br />

Torsi des Dichters, die oft<br />

nicht mehr als einzelne Sätze oder<br />

gar nur wenige Worte umfassen. Es<br />

handelt sich um starke, para doxer -<br />

weise vollendete Sprachfetzen. Die<br />

merk würdige Zeile „Da der Tag da -<br />

hinsank, fuhr K“ hat der Komponist<br />

mit wenigen Noten umgesetzt. Am<br />

Kla vier ist der Zyklus entstanden, am<br />

Klavier wird er in den Dialogen wieder<br />

erklingen, zu erleben mit Claron<br />

McFadden und Herbert Schuch. Die<br />

„Trakl-Fragmente“ treten in einen Dia-<br />

DIALOGE 2012<br />

47


Mi 28. noVeMBer 18.00 uhr<br />

ATELIER GESPRÄCH MIT MANFRED TROJAHN<br />

Mi 28. noVeMBer 19.30 uhr<br />

ENSEMBLE MODERN, MICHAEL BODER DIRIGENT<br />

MOJCA ERDMANN SOPRAN<br />

Mozart<br />

Serenade B-Dur KV 361 „Gran Partita“<br />

claude debussy / Manfred trojahn<br />

Clair de lune „Votre âme est un paysage choisi“<br />

Musique „La lune se levait“<br />

Paysage sentimental „Le ciel d’hiver“<br />

Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Uraufführung<br />

Manfred trojahn<br />

„Frammenti di Michelangelo“<br />

Mozart / Manfred trojahn<br />

Arien für Sopran und Orchester: „Se tutti i mali miei“ KV 83<br />

„Ah! spiegarti, oh Dio“ KV 178, „Fra cento affani“ KV 88<br />

do 29. noVeMBer 19.30 uhr<br />

HAGEN QUARTETT, MINETTI QUARTETT<br />

Mozart<br />

Quartett D-Dur KV 575 „1. Preußi<strong>sch</strong>es“<br />

Manfred trojahn<br />

3. Streichquartett<br />

claude debussy<br />

Streichquartett g-Moll op. 10<br />

fr 30. noVeMBer 15.00 uhr<br />

FÜHRUNG<br />

Georg-Trakl-For<strong>sch</strong>ungs- & Gedenkstätte, Waagplatz 1a, <strong>Salzburg</strong><br />

fr 30. noVeMBer 17.00 uhr<br />

GEORG TRAKL-PREISVERLEIHUNG<br />

CLARON MCFADDEN SOPRAN, HERBERT SCHUCH KLAVIER<br />

Manfred trojahn<br />

Trakl-Fragmente. 11 Lieder für Mezzosopran und Klavier<br />

sowie Lieder von claude debussy und Mozart<br />

fr 30. noVeMBer 19.30 uhr<br />

PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER<br />

NORMAN PERRYMAN KINETIC ARTS, LIVE-PAINTING<br />

claude debussy<br />

Aus Préludes (1 er livre) „La Cathédrale engloutie“<br />

franz liszt<br />

„La lugubre gondola“ Searle 200<br />

claude debussy<br />

Aus Préludes (1 er livre) „Des pas sur la neige“<br />

Aus Préludes (1 er livre) „Voiles“<br />

alexander skrjabin<br />

Klaviersonate Nr. 9 op. 68 „Schwarze Messe“<br />

claude debussy<br />

Aus Préludes (2 ème livre) „Feux d’artifice“<br />

Aus Images (2 ème livre) „Cloches à travers les feuilles“<br />

tristan Murail<br />

„Cloches d’adieu, et un sourire“ (in memoriam Olivier Messiaen)<br />

claude debussy<br />

Aus Préludes (2 ème livre) „La terrasse<br />

des audiences du clair de lune“<br />

George Benjamin<br />

Fantasy on Iambic Rhythm<br />

sa 1. dezeMBer 15.30 uhr<br />

PIERRE-LAURENT AIMARD UND TAMARA STEFANOVICH<br />

KLAVIER<br />

Mozart<br />

Sonate B-Dur für Klavier zu vier Händen KV 358<br />

Andante mit fünf Variationen G-Dur für Klavier<br />

zu vier Händen KV 501<br />

claude debussy<br />

Petite Suite<br />

Six épigraphes antiques<br />

Mozart<br />

Sonate F-Dur für Klavier zu vier Händen KV 497<br />

sa 1. dezeMBer 19.30 uhr<br />

ATMOSPHèRES<br />

Kon<strong>zerte</strong>xperiment für Ivan Nagel<br />

CLARON MACFADDEN SOPRAN<br />

ALEXANDER MELNIKOV KLAVIER<br />

ALEXANDRE BABEL PERKUSSION<br />

VERA KLUG FLÖTE<br />

BOULANGER TRIO<br />

FOLKERT UHDE KONZEPTION<br />

CHRISTIAN WEISSKIRCHER LICHT<br />

Mozart<br />

Trio G-Dur für Klavier, Violine und Violoncello KV 496<br />

Adagio h-Moll KV 540<br />

„Komm, lieber Mai, und mache“ KV 596<br />

Aus „Idomeneo“: „Qual nuovo terrore!“ KV 366/17<br />

claude debussy<br />

„C’est l’extase langoureuse“<br />

En sourdine „Calme dans le demi-jour“<br />

„Le vent dans la plaine“<br />

„Syrinx“<br />

Trio G-Dur für Klavier, Violine und Violoncello<br />

Manfred trojahn<br />

Werke für Klavier<br />

improvisation<br />

Perkussion<br />

so 2. dezeMBer 11.00 uhr<br />

ROUNDTABLE: ÜBER KONZERTFORMATE<br />

Mit Martin Tröndle, Pierre-Laurent Aimard,<br />

Steven Walter, Folkert Uhde, Matthias Schulz<br />

so 2. dezeMBer 18.00 uhr<br />

CAMERATA SALZBURG<br />

SALZBURGER BACHCHOR<br />

LOUIS LANGRÉE DIRIGENT<br />

MALIN HARTELIUS SOPRAN<br />

BERNARDA FINK ALT<br />

ANDREW STAPLES TENOR<br />

HANNO MÜLLER-BRACHMANN BASS<br />

MICHAELA AIGNER ORGEL<br />

Mozart<br />

Requiem d-Moll KV 626<br />

Manfred trojahn<br />

„Libera me“ für tiefe Streicher und Solotenor –<br />

unter Verwendung eines Mozart-Fragments in<br />

d-Moll KV deest<br />

Auftragswerk der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

Uraufführung<br />

log mit Liedern von Mozart und<br />

Debussy. Bei beiden Komponisten stehen<br />

diese kleinen Formen zwar keineswegs<br />

im Zentrum des Schaffens.<br />

Dennoch handelt es sich bei ihnen<br />

um Miniaturen von einzigartiger<br />

Direktheit in der Umsetzung poeti<strong>sch</strong>er<br />

Texte – um kleine, bedeutsame<br />

Meisterwerke.<br />

Mit einem langen, atmenden Bogen<br />

setzt der erste Satz von Mozarts<br />

Streichquartett D-Dur KV 575 ein –<br />

bemerkenswert auch in jener Hinsicht,<br />

dass im 18. Jahrhundert die<br />

Länge eines Atemzugs ebenso das<br />

Grundmaß für die musi kali<strong>sch</strong>e Ge -<br />

staltung war wie der Herz<strong>sch</strong>lag für<br />

das gewählte Tempo. Das Hagen<br />

Quartett gemeinsam mit dem Minetti<br />

Quartett wird am 29. November diesen<br />

Bogen mitatmen. Im Laufe des<br />

19. Jahr hunderts setzte ein Prozess<br />

der Verdichtung und Be<strong>sch</strong>leunigung<br />

ein. Gegen Ende dieser Entwicklung<br />

<strong>sch</strong>rieb Claude Debussy sein einziges<br />

Streichquartett, ein Werk der stilisti<strong>sch</strong>en<br />

Selbstfindung, in dem er die<br />

Gattungstradition neu durchdrang. In<br />

der Moderne folgte eine Streichquartett-Blüte,<br />

auf die sich auch Manfred<br />

SUMMARY<br />

Trojahn bezieht. In seinem 3. Streich -<br />

quartett hat er die Gattung einer Re -<br />

duktion unterzogen und, nach eigener<br />

Aussage, „die Form auf den kürzesten<br />

Nenner gebracht“.<br />

Zwei ungewöhnliche Konzertformate<br />

umkreisen das Thema „Luft“ auf je -<br />

weils eigene Weise: Der Maler Norman<br />

Perryman, gebürtiger Brite, wird wäh -<br />

rend eines Konzerts von Pierre-Laurent<br />

Aimard in Echtzeit Bilder <strong>sch</strong>affen.<br />

„Perryman ist ein Musiker, der<br />

mit seinem Farbpinsel Musik <strong>sch</strong>afft“:<br />

So urteilte Yehudi Menuhin über den<br />

briti<strong>sch</strong>en Maler, der seit vier Jahrzehnten<br />

eine besondere Art von Kunst<br />

<strong>sch</strong>afft. Während Kon<strong>zerte</strong>n setzt er<br />

Musik in seine halb abstrakten Bilder<br />

um, bringt er musikali<strong>sch</strong>e Energie<br />

zum sichtbaren Er<strong>sch</strong>einen – Musik<br />

mit einer dezidiert bildh<strong>aft</strong>en Komponente,<br />

wie sie Pierre-Laurent Aimard<br />

spielen wird, von Debussy über Liszt,<br />

Skrjabin, Murail bis zu Benjamin.<br />

Unter dem Titel „Atmosphères“ steht<br />

ein Kon<strong>zerte</strong>xperiment, das dem<br />

Theatermann und Schriftsteller Ivan<br />

Nagel gewidmet ist. Zum Thema der<br />

Dialoge hat er in den ihm eigenen,<br />

unvergleichlichen Sprachbildern einmal<br />

festgehalten: „Keiner bis Debussy<br />

hat Luft so komponieren können wie<br />

Mozart: etwa den Segen des mild kreisenden<br />

Windhauchs, wenn der Sturm<br />

aufgehört hat. ,Aura soave spira di<br />

dolce calma‘ – Idomeneos Rettung ist<br />

ein Wunder, durch Musik zuverlässiger<br />

bezeugt als jedes kirchlich kanonisierte.<br />

Im Sturmchor davor erpresst<br />

Tobsucht der Elemente unzivilisiertes,<br />

<strong>sch</strong>merzheraus <strong>sch</strong>reiendes Leiden;<br />

die Men<strong>sch</strong>heit selbst stürzt in<br />

Gesetzlosigkeit zurück, ins urtümlich<br />

wilde Chaos ihres Anfangs.“<br />

So spürt das Kon<strong>zerte</strong>xperiment<br />

„Atmosphères“ dem Wind in der Musik<br />

Mozarts und Debussys nach: Dem<br />

sanften Rau<strong>sch</strong>en der Blätter der<br />

Alleen der Provençe, dem aufbrausenden<br />

Wüten der antiken Götter im<br />

Sturm, dem Wind als Transporteur<br />

der Sehnsucht der Liebenden, dem<br />

lauen Abendhauch, der sprichwörtlichen<br />

Ruhe vor dem Sturm – Wind<br />

als Ausdrucksgeste men<strong>sch</strong> licher Af -<br />

fek te, von der Raserei bis zur zärtlichen<br />

Innigkeit.<br />

Daniel Ender<br />

Throughout the history of music, air has been a frequent theme, in musical representations<br />

of wind, storms or light breezes, as vividly portrayed by Mozart or Debussy. Time and<br />

again, Manfred Trojahn has followed the tracks of these two historic predecessors, drawing<br />

on them for inspiration. Fascinated as a child especially by Mozart, he has always sought<br />

to approach the composer through arrangements and new compositions. A significant<br />

part is played by Mozart fragments, one of which Trojahn has integrated in a new work<br />

entitled Libera me, for tenor and lower strings, commissioned by Dialogues. Fragments<br />

have always had a strong appeal for the German composer, and have inspired several<br />

works – some of them based on literary fragments. In <strong>Salzburg</strong>, Trojahn presents his<br />

musical view of Michelangelo and Georg Trakl. The Dialogues also experiment with new<br />

concert formats, as for instance a piano recital by Pierre-Laurent Aimard with Live Paintings<br />

by Morman Perryman, or the project “Atmosphères” in memory of the writer and theatre<br />

<strong>sch</strong>olar Ivan Nagel.<br />

DIALOGE 2012<br />

49


BLINDTExT<br />

50<br />

la haBana de Mozart<br />

Das Kuba-Projekt der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> nimmt Formen an.<br />

Nicht zuletzt dank einer EU-Förderung kann Anfang Oktober 2012 eine<br />

Orchester<strong>sch</strong>ule im Herzen Havannas eröffnet werden – ein Ort der Begegnung<br />

für junge kubani<strong>sch</strong>e Musiker mit dem musikali<strong>sch</strong>en Erbe Mitteleuropas.<br />

Florian Oberhummer<br />

Das Gran Teatro Garcia Lorca, erbaut 1838, fasst 2500 Besucher. Auftritte<br />

des auf Initaitive der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> gegründeten ersten kubani<strong>sch</strong>en<br />

Jugendorchesters an diesem Haus sind geplant.<br />

© Internationale <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />

Welches Bild haben Sie vor Augen,<br />

wenn von Kuba und Musik die Rede<br />

ist? Wim Wenders Film „Buena Vista<br />

Social Club“, welcher der traditionellen<br />

kubani<strong>sch</strong>en Musik Ende der<br />

1990er-Jahre einen neuen Höhenflug<br />

ver<strong>sch</strong>affte, nicht zuletzt dank ihrer<br />

liebenswerten Interpreten und deren<br />

zündender Lebensfreude. Oder die<br />

elektrisierenden Tanzmusik-Welten<br />

von Salsa, Mambo und Rumba. Die<br />

„Haffner“-Serenade jedoch eher we -<br />

niger. Ausgerechnet <strong>Salzburg</strong>s Genius<br />

Loci aber wird in Havanna künftig<br />

eine größere Hörer<strong>sch</strong><strong>aft</strong> finden, nimmt<br />

doch das Kuba-Projekt der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Mozarteum</strong> plasti<strong>sch</strong>e Ge stalt an.<br />

„In kaum einer Region der Welt gibt<br />

es so viele talentierte Nach wuchs musi -<br />

ker wie in Lateinamerika, gerade dort<br />

wird Mozart besonders hoch ge -<br />

<strong>sch</strong>ätzt. Wir leisten unseren Beitrag<br />

zum Ausbau des Bildungs an gebotes<br />

und ver suchen so, diesem enor men<br />

Poten zial zur Geltung zu verhelfen“,<br />

so Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>,<br />

der Austau<strong>sch</strong>, Kontakte und Netzwerke<br />

über die Grenzen des Landes hinaus<br />

pflegt.<br />

Was 2007 mit der Einweihung einer<br />

Mozart-Büste begann, hat mittlerweile<br />

seine Kreise bis nach Brüssel gezogen.<br />

Für einen Zeitraum von drei Jahren<br />

hat die EU zugesichert, rund 75 Prozent<br />

der Projektkosten in Höhe von<br />

Von links: Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Eusebio Leal Spengler<br />

(Stadthistoriker Havannas), Reinhart von Gutzeit<br />

(Rektor der Universität <strong>Mozarteum</strong>), Andreas Rendl<br />

(Österreichi<strong>sch</strong>er Bot<strong>sch</strong><strong>aft</strong>er in Kuba).<br />

SUMMARY<br />

After years of planning, the <strong>Mozarteum</strong> Foundation’s Cuba Project is taking off on 1 October. Thanks to an<br />

EU subsidy covering 75% of the € 530,000 costs, a Mozart Society with an orchestra <strong>sch</strong>ool for talented young<br />

Cuban musicians is to be set up over the next three years. <strong>Salzburg</strong> will supply the “hardware”, in the form<br />

of instruments and computers, and teachers and managers as the “software”.<br />

In autumn 2015, the musicians will present a Cuban-style “Mozart fest” and undertake a European tour to<br />

show how far they have progressed in their study of European musical culture. Matthias Schulz, director of the<br />

<strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation, is convinced that this project will set an example, demonstrating “what can<br />

be achieved with culture, music and Mozart”.<br />

530.000 Euro mittels Fördermitteln<br />

ab zudecken. Dass die EU für ein Projekt<br />

in einem realsozialisti<strong>sch</strong>en Land<br />

eine derartige Summe in die Hand<br />

nimmt, hat neben der musikali<strong>sch</strong>en<br />

auch eine kulturpoliti<strong>sch</strong>e Bedeutung,<br />

so Matthias Schulz, künstleri<strong>sch</strong>er<br />

Leiter der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>:<br />

„Die EU ist der Überzeugung, dass<br />

sich gerade durch solche Engagements<br />

auf kultureller Ebene und durch<br />

den intensiven Austau<strong>sch</strong> mit staatlichen<br />

Behörden in Kuba auch strukturelle<br />

Verbesserungen erzielen lassen.“<br />

Mit dem Geld kann der Aufbau einer<br />

Mozartgesell<strong>sch</strong><strong>aft</strong> vorangetrieben wer -<br />

den, deren Herzstück eine Orchester<strong>sch</strong>ule<br />

bildet. Diese soll die musikali<strong>sch</strong>en<br />

Talente der karibi<strong>sch</strong>en Insel<br />

vereinen und trägt den Titel „Lyceum<br />

Mozartiano de La Habana“.<br />

Matthias Schulz ist sich der Bedeutung<br />

dieses Projekts bewusst: „Kuba ist<br />

ein außergewöhnlicher, symbolträchtiger<br />

Ort. Europäi<strong>sch</strong>e Musik spielt<br />

dort seit langer Zeit eine große Rolle.<br />

Wir können mit der Mozartgesell<strong>sch</strong><strong>aft</strong>,<br />

dem Lyceo Mozartiano, einen ent<strong>sch</strong>ei -<br />

denden Impuls geben, dass europäi<strong>sch</strong>e,<br />

klassi<strong>sch</strong>e Musik, vor allen Dingen<br />

Mozart, wieder besser in Kuba<br />

verankert wird.“<br />

Am 1. Oktober ertönt der Start<strong>sch</strong>uss<br />

zu diesem Vorzeige-Projekt, am 22. No -<br />

vember präsentiert sich das Orchester<br />

erstmals in Havanna. Dem interkulturellen<br />

Gedanken folgend, findet sich<br />

Mozarts „Prager“ Symphonie neben ku -<br />

bani<strong>sch</strong>er Musik. Das Ganze wird in<br />

ein österreichi<strong>sch</strong>-kubani<strong>sch</strong>es Fest<br />

münden, mit einem Kinder-Workshop<br />

setzt außerdem die Nachwuchsarbeit<br />

ein. Dennoch unter<strong>sch</strong>eidet sich das<br />

„Lyceum Mozartiano“ vom be rühm ten<br />

„El Sistema“ in Venezuela, welches die<br />

soziale Komponente in den Vor der -<br />

grund stellt. In Kuba <strong>sch</strong>ließen bereits<br />

hervorragend ausge bildete, junge Ins -<br />

trumentalisten Be kannt<strong>sch</strong><strong>aft</strong> mit dem<br />

Geist unserer klassi<strong>sch</strong>en Musiktradition<br />

und mit dem Know-how mittel -<br />

euro päi<strong>sch</strong>er Musikmanager.<br />

Diese Nachhaltigkeit durchzieht auch<br />

die Pläne der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, ein<br />

Kulturzentrum in Havanna zu kreieren.<br />

Die „Hardware“ dafür – vom PC<br />

bis zu Musikinstrumenten – überquert<br />

in Schiffs-Containern den Atlantik.<br />

Auch eine Mediathek soll entstehen,<br />

um den Musikern – entgegen der<br />

nach wie vor eher planwirt<strong>sch</strong><strong>aft</strong>lich<br />

orientierten Realität Kubas – Partituren<br />

und Musikbücher ohne Ein<strong>sch</strong>ränkung<br />

verfügbar zu machen. Für die<br />

nötige „Software“ in Gestalt von Professoren<br />

wiederum sorgt unter anderem<br />

die Universität <strong>Mozarteum</strong> als<br />

Partner des Projekts; im Gegenzug<br />

dürfen min destens vier kubani<strong>sch</strong>e<br />

Stu denten die Sommerakademie der<br />

Universität <strong>Mozarteum</strong> besuchen. Be -<br />

kannte Künstler aus Europa wie zum<br />

Beispiel Roland Glassl vom Mandelring<br />

Quartett oder Renaud Ca puçon<br />

werden in Kuba mit den Musik stu den -<br />

ten arbeiten, auch Orchester manager<br />

sollen in den kommenden drei Jahren<br />

ihr W<strong>issen</strong> weitergeben.<br />

Einen vorläufigen Schluss-Strich bildet<br />

dann im Herbst 2015 ein kubani<strong>sch</strong>es<br />

„Mozart-Fest“. Hier wird sich der<br />

Facettenreichtum dieses <strong>Stiftung</strong>s-<br />

Projekts er<strong>sch</strong>ließen und im besten<br />

Fall karibi<strong>sch</strong>e Lebensfreude mit der<br />

Klarsichtigkeit und Eleganz der Wiener<br />

Klassik verbinden.<br />

MOZART<br />

DE<br />

Das Projekt wird von der<br />

Europäi<strong>sch</strong>en Union<br />

HABANA<br />

gefördert LA<br />

51


KALENDARIUM MOZARTWOCHE 2013<br />

DO 24.01<br />

FR 25.01 SA 26.01 SO 27.01<br />

14.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

Round Table I: „Lucio Silla...“<br />

19.00 Haus für Mozart #01 PREMIERE<br />

Mozart LUCIO SILLA KV 135<br />

Mozartwoche 2013<br />

LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE, SALZBURGER BACHCHOR,<br />

MARC MINKOWSKI, MARSHALL PYNKOSKI, ANTOINE FONTAINE,<br />

JEANNETTE ZINGG. MIT MARIANNE CREBASSA, INGA KALNA,<br />

EVA LIEBAU, OLGA PERETYATKO, ROLANDO VILLAZÓN<br />

Einführungsvortrag 18.00 Uhr Schüttkasten<br />

Eine Koproduktion mit den <strong>Salzburg</strong>er Festspielen<br />

in Kooperation mit dem Musikfest Bremen<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #02<br />

EMERSON STRING QUARTET, MENAHEM PRESSLER KLAVIER<br />

Mozart Streichquartett D-Dur KV 499, Klavierquartett<br />

Es-Dur KV 493, Adagio und Fuge c-Moll für Streichquartett<br />

KV 546, Klavierquartett g-Moll KV 478<br />

14.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

Künstlergespräch: Matthias Schulz im Gespräch mit<br />

Marc Minkowski, Marshall Pynkoski und Antoine Fontaine<br />

19.30 Großes Festspielhaus #03<br />

ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT, SIR SIMON RATTLE<br />

Mozart Symphonie Es-Dur KV 543, Symphonie g-Moll KV 550<br />

Symphonie C-Dur KV 551 „Jupiter“<br />

Einführungsvortrag 18.30 Uhr Fördererlounge<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #04<br />

CAPPELLA ANDREA BARCA, ANDRÁS SCHIFF<br />

ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58<br />

franz <strong>sch</strong>ubert Symphonie Nr. 4 c-Moll D 417 „Tragi<strong>sch</strong>e“<br />

Mozart Klavierkonzert B-Dur KV 595<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„Klavierkonzert / Violinkonzert“<br />

15.00 Universität <strong>Mozarteum</strong>, Solitär #05<br />

QUATUOR DIOTIMA<br />

franz <strong>sch</strong>ubert Streichquartett g-Moll D 173 Johannes Maria<br />

staud „Dichotomie“ Maurice ravel Streichquartett F-Dur<br />

Einführungsvortrag 14.00 Uhr Solitär<br />

19.30 Großes Festspielhaus #06<br />

WIENER PHILHARMONIKER, GUSTAVO DUDAMEL<br />

MARIA JOÃO PIRES KLAVIER<br />

richard wagner „Siegfried-Idyll“ E-Dur WWV 103 Mozart<br />

Klavierkonzert d-Moll KV 466, Serenade D-Dur KV 320<br />

Künstlergespräch 18.30 Uhr Fördererlounge<br />

Matthias Schulz im Gespräch mit Maria João Pires<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #07<br />

CAPPELLA ANDREA BARCA, ANDRÁS SCHIFF<br />

Programm siehe #04<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„Mozarts drei letzte Symphonien“<br />

SO 27.01 MO 28.01<br />

DI 29.01<br />

15.00 Mozarts Geburtshaus #08<br />

THIBAULT NOALLY MOZARTS GEIGE<br />

FRANCESCO CORTI WALTER-FLÜGEL („GARSER“)<br />

Johann sebastian Bach Sonate f-Moll BWV 1018 carl Philipp<br />

emanuel Bach Sonate c-Moll Wq 78 (H 514) Johann christian<br />

Bach Sonate Es-Dur für Klavier op. 5/4 Mozart Sonate e-Moll<br />

KV 304, Sonate D-Dur KV 306<br />

19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #09<br />

LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE, MARC MINKOWSKI<br />

OLGA PERETYATKO SOPRAN, CHRISTIAN HELMER BASSBARITON<br />

christoph willibald Gluck / richard wagner Ouvertüre zu<br />

„Iphigénie en Aulide“ WWV 87 Mozart Aus „Don Giovanni“<br />

KV 527: Ouvertüre, „Madamina, il catalogo è questo“, „Là ci<br />

darem la mano“, „Or sai chi l’onore“, „Fin ch’han dal vino“,<br />

„Non mi dir, bell’idol mio“ richard wagner Symphonie<br />

C-Dur WWV 29<br />

Einführungsvortrag 18.30 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #10<br />

LES VENTS FRANÇAIS<br />

francis Poulenc Trio Mozart Sonate C-Dur KV 296 Maurice<br />

ravel „Le Tombeau de Couperin“ Mozart Quintett Es-Dur<br />

KV 452 francis Poulenc Sextett<br />

Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„Mitridate, Re di Ponto“ KV 87 (74a)<br />

19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #11<br />

LE CERCLE DE L’HARMONIE, JÉRÉMIE RHORER, SYLVIA SCHWARTZ<br />

SOPRAN, RENATA POKUPIC MEZZOSOPRAN, BENJAMIN BRUNS TENOR<br />

Mozart Symphonie G-Dur KV 110 Pasquale anfossi Aus „Lucio<br />

Silla“: „Non pavento“, „Chi mai vide“, „Dal fortunato“, „Dei<br />

pietosi“, „Ah non sai“, „A partir tu mi condanni“, „Fra i<br />

pensier più funesti“, „Perfidi, perfidi“ Mozart Symphonie<br />

A-Dur KV 201<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #12<br />

CAMERATA SALZBURG, LOUIS LANGRÉE<br />

CLAIRE-MARIE LE GUAY KLAVIER<br />

Maurice ravel „Ma Mère l’Oye“ Mozart Klavierkonzert G-Dur<br />

KV 453 Maurice ravel Klavierkonzert G-Dur Mozart<br />

Symphonie D-Dur KV 297 „Pariser“<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„Mozartwoche 2008“<br />

15.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #13<br />

SINFONIEORCHESTER DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM<br />

MILAN TURKOVIC, PREISTRÄGER DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM<br />

Mozart Serenade G-Dur KV 525 „Eine kleine Nachtmusik“,<br />

Fagottkonzert B-Dur KV 191, Symphonie B-Dur KV 319<br />

19.00 Haus für Mozart #14<br />

Mozart LUCIO SILLA KV 135<br />

siehe #01<br />

Einführungsvortrag 18.00 Uhr Schüttkasten<br />

informationen und karten Kartenbüro der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Mozart-Wohnhaus, Theaterg. 2, 5020 <strong>Salzburg</strong>, Austria<br />

Tel. +43 662 873154, Fax +43 662 874454, tickets@mozarteum.at, www.mozarteum.at<br />

MI 30.01<br />

DO 31.01 FR 01.02<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #15<br />

MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG, PABLO HERAS-CASADO<br />

JEAN-GUIHEN QUEYRAS VIOLONCELLO<br />

igor strawinsky Symphonie in C Johannes Maria staud „Segue“<br />

Mozart Adagio und Fuge c-Moll KV 546, Symphonie C-Dur<br />

KV 338<br />

Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„Simon Rattle: Rhythm is it!“<br />

15.00 Mozart-Wohnhaus #16<br />

ALEXANDER MELNIKOV MOZARTS HAMMERKLAVIER<br />

Mozart Sonate c-Moll KV 457 Johann christian Bach Sonate<br />

Es-Dur op. 17/3, Sonate A-Dur op. 17/5 Mozart Fantasie<br />

c-Moll KV 475<br />

19.30 Großes Festspielhaus #17<br />

WIENER PHILHARMONIKER, TEODOR CURRENTZIS<br />

PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER<br />

Mozart / Johannes Maria staud Fantasie c-Moll KV 475<br />

Orchesterfassung, UA Mozart Klavierkonzert c-Moll KV 491<br />

Symphonie C-Dur KV 425 „Linzer“<br />

Künstlergespräch 18.30 Uhr Fördererlounge<br />

Matthias Schulz im Gespräch mit Johannes Maria Staud<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #18<br />

GERALD FINLEY BASSBARITON, JULIUS DRAKE KLAVIER<br />

Lieder von Mozart, robert <strong>sch</strong>umann und Maurice ravel<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„In Search of Mozart“<br />

15.00 Universität <strong>Mozarteum</strong>, Solitär #19<br />

CAROLIN WIDMANN VIOLINE, JEAN-GUIHEN QUEYRAS VIOLONCELLO<br />

SEBASTIAN MANZ KLARINETTE, ALEXANDER LONQUICH KLAVIER<br />

Béla Bartók „Kontraste“ Sz 111 Maurice ravel Trio a-Moll<br />

Johannes Maria staud „Lagrein“ olivier Messiaen „Quatuor<br />

pour la Fin du Temps“<br />

Einführungsvortrag 14.00 Uhr Solitär<br />

19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #20<br />

MAHLER CHAMBER ORCHESTRA, ANDRÉS OROZCO-ESTRADA<br />

PATRICIA KOPATCHINSKAJA VIOLINE<br />

igor strawinsky Suite Nr. 2 Mozart Violinkonzert D-Dur KV<br />

218 igor strawinsky „Pulcinella“-Suite Mozart Symphonie g-<br />

Moll KV 183<br />

Einführungsvortrag 18.30 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

21.45 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #21 Nach(t)konzert<br />

LESZEK MOZDZER KLAVIER<br />

Freie (Jazz-)Improvisation über Mozart u. a.<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #22<br />

PIERRE-LAURENT AIMARD KLAVIER, THOMAS ZEHETMAIR VIOLINE<br />

Mozart Sonate Es-Dur KV 302 Johannes Maria staud<br />

„Bewegungen“ für Klavier Béla Bartók Sonate Nr. 2 Sz 76<br />

Johannes Maria staud „Towards a Brighter Hue“ für Violine<br />

Mozart Sonate A-Dur KV 305<br />

Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

FR 01.02<br />

SA 02.02 SO 03.02<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„Vatel – Ein Festmahl für den König“<br />

14.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

Round Table II: „The Operatic Bach...“<br />

15.00 Mozart-Wohnhaus #23<br />

SYLVIA SCHWARTZ SOPRAN<br />

FLORIAN BIRSAK MOZARTS HAMMERKLAVIER<br />

Werke von Mozart und Johann christian Bach<br />

19.00 Haus für Mozart #24<br />

Mozart LUCIO SILLA KV 135 siehe #01<br />

Einführungsvortrag 18.00 Uhr Schüttkasten<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #25<br />

MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG, IVOR BOLTON, ANDREW<br />

FOSTER-WILLIAMS, LUKE GREEN, BENJAMIN HULETT, SYLVIA<br />

SCHWARTZ, CAROLYN SAMPSON, LYDIA TEUSCHER, ANDREW TORTISE<br />

Johann christian Bach „Lucio Silla“ (konzertant)<br />

Einführungsvortrag 10.00 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

14.00 Mozart Ton- und Filmsammlung<br />

„Amadeus“<br />

15.00 Haus für Mozart #26<br />

ENSEMBLE INTERCONTEMPORAIN, SWR VOKAL ENSEMBLE<br />

STUTTGART, GEORGE BENJAMIN<br />

igor strawinsky Messe für Soli, gemi<strong>sch</strong>ten Chor und Ensemble<br />

Johannes Maria staud „Celluloid“ für Fagott solo, „Par ici!“<br />

für Ensemble olivier Messiaen „Cinq Rechants“ Pierre Boulez<br />

„Cummings ist der Dichter“<br />

19.30 Großes Festspielhaus #27<br />

WIENER PHILHARMONIKER, GEORGES PRÊTRE<br />

ELISABETH KULMAN MEZZOSOPRAN<br />

Mozart Symphonie D-Dur KV 504 „Prager“ richard wagner<br />

Fünf Lieder nach Gedichten von Mathilde Wesendonck<br />

WWV 91A Georges Bizet Symphonie C-Dur<br />

Einführungsvortrag 18.30 Uhr Fördererlounge<br />

11.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #28<br />

CAMERATA SALZBURG, LOUIS LANGRÉE, SOL GABETTA VIOLONCELLO<br />

Georges Bizet Aus „L’Arlésienne-Suite“ leopold hofmann<br />

Violoncellokonzert D-Dur (Badley D3) camille saint-saëns<br />

Violoncellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33 Mozart Symphonie<br />

D-Dur KV 385 „Haffner“<br />

15.00 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #29<br />

MOZART KINDERORCHESTER, MARC MINKOWSKI<br />

CHRISTOPH KONCZ LEITUNG, SVEN-ERIC BECHTOLF MODERATION<br />

Johann christian Bach Symphonie D-Dur op. 3/1 Johannes<br />

Maria staud Auftragswerk, UA Mozart Klavierkonzert A-Dur<br />

KV 414, Symphonie D-Dur KV 19<br />

19.30 <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong>, Großer Saal #30<br />

ACADEMY OF ST MARTIN IN THE FIELDS<br />

JANINE JANSEN SOLISTIN UND LEITUNG<br />

Mozart Symphonie Es-Dur KV 16 Béla Bartók Divertimento für<br />

Streichorchester Mozart Violinkon<strong>zerte</strong> D-Dur KV 211 und<br />

A-Dur KV 219<br />

Einführungsvortrag 18.30 Uhr <strong>Mozarteum</strong>, Wiener Saal<br />

KALENDARIUM MOZARTWOCHE 2013


54<br />

MITGLIED FÖRDERER STIFTER<br />

MEMBER PATRON FOUNDER<br />

Seit mehr als 120 Jahren widmet sich die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> der Person und dem Werk Wolfgang Amadé<br />

Mozarts. Mit Aktivitäten in den drei Kernbereichen – Kon<strong>zerte</strong>, W<strong>issen</strong><strong>sch</strong><strong>aft</strong>, Mu<strong>seen</strong> – baut sie die Brücke zwi<strong>sch</strong>en<br />

Tradition und zeitgenössi<strong>sch</strong>er Kultur und eröffnet wechselnde Perspektiven sowie neue Denkanstöße in der<br />

Auseinander setzung mit dem Komponisten. Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> ist ein Verein, der sich aus Ordentlichen<br />

Mitgliedern, Förderern, Stiftern, Ehrenmitgliedern und den Mitgliedern der Akademie für Mozart-For<strong>sch</strong>ung<br />

zusammensetzt. Wenn Sie die Arbeit der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> unterstützen möchten, am aktiven und ideellen<br />

Kontakt interessiert sind, laden wir Sie zur Mitglied<strong>sch</strong><strong>aft</strong> ein als<br />

MitGlied (€ 50,– p.a.), förderer (€ 500,– p.a.), stifter (€ 30.000,– einmalig).<br />

The <strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation was founded in 1880; since then, it has made a study of Wolfgang Amadé<br />

Mozart’s life and work. Today, with initiatives in three main fields – concerts, research and museums – the <strong>Salzburg</strong><br />

<strong>Mozarteum</strong> Foundation forges links between maintaining tradition and promoting contemporary culture. The aim is<br />

to open up changing perspectives and new ideas in the study of the composer. The <strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation<br />

is an association that comprises ordinary members, patrons, founders, honorary members and the members of the<br />

Central Institute for Mozart Research. If you are interested in supporting and taking part in the activities of the<br />

<strong>Salzburg</strong> <strong>Mozarteum</strong> Foundation, the Foundation accepts with pleasure the following memberships:<br />

MeMBer (€ 50 p.a.), Patron (€ 500 p.a.), founder (€ 30,000 single donation)<br />

Informationen / information:<br />

Claudia Gruber, T +43-662-88 940 943, F 88 940 50, friends@mozarteum.at, www.mozarteum.at<br />

Präsidium der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>: Johannes honsig-erlenburg Präsident, Johannes Graf von Moÿ Vizepräsident, friedrich urban,<br />

Vize präsident, hans landesmann. Stellvertr. für das Kuratorium: wolfgang <strong>sch</strong>urich Vor sitzender, thomas Bodmer Stv. Vorsitzender<br />

Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Redaktions<strong>sch</strong>luss: 30.9.2012 impressum Medieninhaber u. Ver leger:<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong>, Schwarzstr. 26, A 5020 <strong>Salzburg</strong>, Tel. +43 662 88940, www.mozarteum.at Gesamtverantwortung: Matthias<br />

Schulz, Künstleri<strong>sch</strong>er Leiter und kaufmänni<strong>sch</strong>er Ge<strong>sch</strong>äftsführer. Mitarbeit Konzertplanung: Petra Hinterholzer-Leinhofer. Redaktion, Layout,<br />

Grafik: Angelika Worseg; Mitarbeit: Matthias Horngacher. Fotos, wenn nicht anders angegeben: Agenturen und Künstler. Titelgestaltung:<br />

Matthias Horngacher. Engli<strong>sch</strong>e Übersetzungen: Gail Schamberger. Inserate: Yvonne Schwarte. Druck: Roser.

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