K o n zerte W issen sch aft M u seen - Stiftung Mozarteum Salzburg
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DIALOGE 2012<br />
46<br />
luft zwi<strong>sch</strong>en den tönen<br />
Ein zarter Lufthauch, ein kräftiger<br />
Wind und manchmal auch ein wilder<br />
Sturm – die Musikge<strong>sch</strong>ichte ist voll<br />
von klanglichen Be<strong>sch</strong>reibungen solcher<br />
Naturphänomene. Einige der ein -<br />
dringlichsten stammen von Mozart<br />
und von Claude Debussy – zwei Komponisten,<br />
von denen sich unser Zeitgenosse<br />
Manfred Trojahn mehrfach<br />
inspirieren ließ. Besonders mit Mozart<br />
hat er sich produktiv be<strong>sch</strong>äftigt – vor<br />
allem auch mit dessen Fragmenten.<br />
Musikali<strong>sch</strong>e und literari<strong>sch</strong>e Bruchstücke<br />
bilden neben dem Thema<br />
„Luft“ die zweite themati<strong>sch</strong>e Klammer,<br />
mit der bei dem heurigen Festival<br />
Dialoge der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
<strong>Salzburg</strong> die Musik von Mozart, Claude<br />
Debussy und Manfred Trojahn beziehungsreich<br />
verbunden wird.<br />
Dialoge rund um Mozart, Claude Debussy und Manfred Trojahn<br />
Musik ist <strong>sch</strong>wingende luft. luft bildet das Medium, in dem Musik erklingt. klangliche<br />
Be<strong>sch</strong>reibungen des windes, von stürmen und luft haben Mozart und claude debussy<br />
besonders eindringlich festgehalten. auf die spuren dieser beiden komponisten hat<br />
sich Manfred trojahn wieder holt begeben, sich von ihnen inspirieren lassen.<br />
so formt Matthias <strong>sch</strong>ulz in seinen ersten Dialogen einen raum für konzert experimente,<br />
die eine „Ménage à trois“ konstruieren. eine dreiecks beziehung als Beziehungskonstellation<br />
zwi<strong>sch</strong>en den werken von drei komponisten, in der jedes zu jedem anderen eine<br />
Beziehung eingeht – wie in einem dreieck jeder Punkt mit jedem Punkt verbunden ist.<br />
MOZART<br />
CLAUDE DEBUSSY<br />
MANFRED TROJAHN<br />
Es war der Äther, durch den Manfred<br />
Trojahn vor vielen Jahren eine ent<strong>sch</strong>eidende<br />
Begegnung machte. Aus<br />
dem Radioapparat seiner Großmutter<br />
hörte der künftige Komponist Klän ge,<br />
die sein Leben nachhaltig verändern<br />
sollten: Mehrfach hat er erzählt, dass<br />
ihn der Don Giovanni „ganz hineinger<strong>issen</strong><br />
hat in den Wirbel men<strong>sch</strong>licher<br />
Beziehungen, abgelöst hat von<br />
meiner Wald- und Wiesenromantik<br />
und mich in die Kunst hat fallen lassen,<br />
in die Unruhe.“ Eine äußerst<br />
produktive Unruhe.<br />
Trojahn zählt heute zu den bedeutendsten<br />
Komponisten seiner Generation,<br />
sein Schaffen ist für das Programmkonzept<br />
des Festivals Dialoge<br />
prädestiniert wie kaum ein anderes<br />
eines zeitgenössi<strong>sch</strong>en Komponisten.<br />
Etliche seiner Kompositionen entstanden<br />
als direkte „Dialoge“ mit<br />
Mozarts Musik, aber auch mit Werken<br />
anderer Tonkünstler der ferneren<br />
und näheren Vergangenheit. Für die<br />
Dialoge Anfang Dezember 2012 hat<br />
die <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong> <strong>Salzburg</strong> zwei<br />
Auftragswerke an Manfred Trojahn<br />
vergeben: Eines davon bezieht sich<br />
auf Claude Debussy, das andere auf<br />
das wohl berühmteste Fragment der<br />
europäi<strong>sch</strong>en Musikge<strong>sch</strong>ichte, Mozarts<br />
„Requiem“, über das Mozarts Witwe<br />
Constanze sagte, dass das Werk nur<br />
in Form von „Trümmern“ und „Zettelchen“<br />
hinterlassen worden sei.<br />
Als Ergänzung zu diesem Torso<br />
<strong>sch</strong>rieb Trojahn sein „Libera me“ für<br />
Tenor und tiefe Streicher und verwendete<br />
dafür ein Mozart-Fragment<br />
in d-Moll KV deest, dessen Autograph<br />
sich im Besitz der <strong>Stiftung</strong> <strong>Mozarteum</strong><br />
befindet. Die Uraufführung am<br />
Sonntag, den 2. Dezember wird den<br />
Schlusspunkt der diesjährigen Dialoge<br />
bilden.<br />
Eröffnet werden die Dialoge mit<br />
einem Werk Mozarts, an das Trojahn<br />
an knüpft: die Serenade B-Dur für Bläser<br />
und Kontrabass KV 361, bekannt<br />
unter dem Namen „Gran Partita“.<br />
Die men<strong>sch</strong>liche Stimme und Blas -<br />
ins trumente vermögen besonders zu<br />
be rühren – sie sind untrennbar mit<br />
dem Atem verbunden. Auch Mozarts<br />
Lieblingsinstrument, die Bassettklari-<br />
DIALOGE<br />
28.11.–02.12.2012<br />
MOZART<br />
CLAUDE DEBUSSY<br />
MANFRED TROJAHN<br />
nette, gehört zur Bläserfamilie. Die<br />
Figur des Antonio Salieri in Peter<br />
Shaffers Amadeus hört in der Serenade<br />
B-Dur für zwölf Bläser und Kontra bass<br />
nichts weniger als „die Stimme Gottes“<br />
heraus. An diese Besetzung angelehnt<br />
sind die Instrumentierungen von<br />
Mozart-Arien, bei denen Manfred<br />
Trojahn sich hinsichtlich der Noten<br />
sehr eng an die Vorlagen gehalten<br />
hat, ihnen aber dennoch ganz neue<br />
Farben entlockt. Ebenfalls Bläser und<br />
Kontrabass wie bei Mozart bilden<br />
auch das Ensemble von Trojahns<br />
Werk „Frammenti di Michelangelo“,<br />
das, ebenfalls im Eröffnungskonzert<br />
der diesjährigen Dialoge, von Mojca<br />
Erdmann mit dem Ensemble Modern<br />
unter der Leitung von Michael Boder<br />
zu hören sein wird.<br />
„Kürzere Texte erlauben eine größere<br />
musikali<strong>sch</strong>e Vielfalt“, hat Manfred<br />
Trojahn einmal festgehalten und da -<br />
mit seine Vorliebe für fragmentari<strong>sch</strong>e<br />
Vorlagen auf den Punkt ge bracht.<br />
Seine „Trakl-Fragmente“ zeugen von<br />
Trojahns Faszination von den nachgelassenen<br />
Torsi des Dichters, die oft<br />
nicht mehr als einzelne Sätze oder<br />
gar nur wenige Worte umfassen. Es<br />
handelt sich um starke, para doxer -<br />
weise vollendete Sprachfetzen. Die<br />
merk würdige Zeile „Da der Tag da -<br />
hinsank, fuhr K“ hat der Komponist<br />
mit wenigen Noten umgesetzt. Am<br />
Kla vier ist der Zyklus entstanden, am<br />
Klavier wird er in den Dialogen wieder<br />
erklingen, zu erleben mit Claron<br />
McFadden und Herbert Schuch. Die<br />
„Trakl-Fragmente“ treten in einen Dia-<br />
DIALOGE 2012<br />
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