Steuerung sozialer Systeme - Konstantin Bähr
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Dies muss im Weiteren nun geklärt werden. Beginnen wir mit dem, was wir<br />
als organisationsförmige Organisation bezeichnen.<br />
3.1.2.2 Entscheidungsprogramme; Personal<br />
Es sollte deutlich geworden sein, wie Entscheidungsprämissen (fast) alles<br />
durchdringen, wie sie das Gedächtnis der Organisation darstellen, ein Netz<br />
von dem, was für die Organisation Sinn macht, eine Repräsentation von<br />
dem, worin die Organisation ihren Zweck sieht. Es braucht nun Konkretisierungen:<br />
Organisationen prozessieren Aufgaben und sie operieren mit Stellen,<br />
auf denen sie Menschen als Personal an sich binden.<br />
Aufgaben einer Organisation bezeichnet LUHMANN als Entscheidungsprogramme.<br />
47 „Entscheidungsprogramme definieren Bedingungen der sachlichen<br />
Richtigkeit von Entscheidungen“ (LUHMANN 2000b: 257). Eine bedeutsame<br />
Ausformung der Entscheidungsprämissen leisten Entscheidungsprogramme<br />
dadurch, dass im strengen Sinne „erkennbar ist, ob sie befolgt<br />
oder nicht befolgt werden“ (ebd.: 258). Sie absorbieren zusätzlich Unsicherheit.<br />
LUHMANN unterscheidet zwei Tpyen von Entscheidungsprogrammen:<br />
Konditionalprogramme und Zweckprogramme. „Konditionalprogramme<br />
unterscheiden zwischen Bedingungen und Konsequenzen, Zweckprogramme<br />
zwischen Zwecken und Mitteln“ (ebd.: 261). Erstere orientieren sich an<br />
der Vergangenheit, 48 letztere an der Zukunft. 49 Entscheidungsprogramme<br />
erlauben es dem System, sich operativ zu schliessen. 50<br />
Eine weitere wesentliche Ressource zum Abbau von Unsicherheit (aber<br />
auch gleichzeitig wieder zu deren Aufbau) sind die Personen auf den Stellen<br />
der Organisation. „Personen dienen ... als greifbare Symbole für das Unbekanntsein<br />
von Zukunft“ (LUHMANN 2000b: 284). Personen treten in den<br />
Organisationen in der Form von Personal auf. Organisationen prozessieren<br />
Personen nicht als Vollmenschen. Allerdings sind die je individuellen<br />
Vollmenschen in ihrer organischen und psychischen Autopoiesis von der<br />
können. Zum Wert von Interaktionssystemen in Organisationen siehe KIESERLING<br />
(1999: 335–387).<br />
47<br />
Wenn Organisationen aus Entscheidungen bestehen, dann ist es nur konsequent den<br />
Begiff „Zweck“ durch Entscheidungsprämissen und den Begriff „Aufgabe“ durch Entscheidungsprogramme<br />
zu ersetzen. Vgl. LUHMANN (2000b: 256).<br />
48<br />
LUHMANN (2000b: 261) spricht hier von „primär inputorientierten Programmen“. Der<br />
Leitsatz ist: „Was nicht erlaubt ist, ist verboten.“<br />
49<br />
LUHMANN (2000b: 261) spricht hier von „primär outputorientierten Programmen“. Der<br />
Leitsatz ist: „Was nicht verboten ist, ist erlaubt.“<br />
50<br />
„Mit dieser Konstruktion von Eigenkausalität erreicht das System jene Unabhängigkeit<br />
von der Umwelt, die ihm operative Schliessung und den Aufbau eigener Komplexität<br />
ermö glicht“(LUHMANN 2000b: 278).<br />
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