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Steuerung sozialer Systeme - Konstantin Bähr

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nehmung zumindest entscheidend dafür, dass ein Interaktionssystem mit mir<br />

zusammen nicht zustande kommt. Gegenseitige Wahrnehmung und das gegenseitiges<br />

Wahrnehmen, dass man wahrgenommen wird, d.h. die reflexive<br />

Wahrnehmung, werden entscheidend daran beteiligt sein, dass Interaktionssysteme<br />

überhaupt zustande kommen. 67<br />

Entsprechend wollen wir die Auffassung vertreten, dass Interaktionen soziale <strong>Systeme</strong> sind,<br />

die nur durch Kommunikation unter Anwesenden aufgebaut und in Gang gehalten werden.<br />

Wahrnehmung ist dafür konstitutiv unerlässlich, aber nicht als diejenige Operation, die das<br />

System ausdifferenziert, sondern nur als eine gleichsam ökologische Vorbedingung dafür,<br />

die in der Umwelt vorliegen und im System als gleichzeitig mitwirkend unterstellt werden<br />

muss. (KIESERLING 1999: 113)<br />

Soziale <strong>Systeme</strong> müssen wahrnehmbar sein, sie müssen Bewusstsein über<br />

Wahrnehmung faszinieren können. Interaktionssysteme sind in ganz besonderem<br />

Masse von den Einzelwahrnehmungen abhängig. Gleichzeitig arbeiten<br />

Wahrnehmungen mit Unterscheidungen, die zum grossen Teil über<br />

Kommunikation konditioniert sind.<br />

Hier interessiert in erster Linie die vorstehend kurz umschriebene reflexive<br />

Wahrnehmung. KIESERLING bezeichnet sie als den „Minimalfall von<br />

Sozialität“ (1999: 117) bzw. als „präkommunikative Sozialität“ (ebd.: 118).<br />

Interaktionssysteme kombinieren „präkommunikative Sozialität mit kommunikativer<br />

Sozialität“ (ebd.: 119; Hervorhebungen weggelassen).<br />

Diese Kombination von präkommunikativer und kommunikativer Sozialität lässt sich für<br />

andere Sozialsysteme nicht, oder wenn doch, dann nur durch Rückgriff auf Interaktion<br />

vollziehen. (...) Interaktion dagegen ist in der Tat auf die Kombination und Verschränkung<br />

dieser beiden Arten von Sozialität angewiesen (...). (KIESERLING 1999: 119)<br />

Die Problematik der reflexiven Wahrnehmung soll hier nicht weiter ausgeführt<br />

werden. Halten wir fest, was im Zusammenhang unserer <strong>Steuerung</strong>sdebatte<br />

bedeutsam ist:<br />

Wir müssen davon ausgehen, dass (a) Interaktionssysteme erheblich an<br />

psychische <strong>Systeme</strong> gebunden sind und somit (b) auch an deren Wahrnehmungspräferenzen.<br />

68 Wir müssen somit festhalten, dass (c) Wahrnehmungen<br />

entscheidend für die Aufnahme und allenfalls auch Anbruch einer Interaktion<br />

sein werden. Wir haben deshalb den Begriff der reflexiven Wahrnehmung<br />

im <strong>Steuerung</strong>smodell an die Stelle der „interaktionsförmigen Organisation“<br />

gesetzt: Gegenseitige Wahrnehmung gegenseitigen Wahrnehmens<br />

entscheidet darüber, ob eine Interaktion überhaupt begonnen wird. Reflexi-<br />

67 Siehe in diesem Zusammenhang auch wieder die unter Anmerkung (28) skizzierte<br />

Verstehensproblematik. Wichtig ist die Anmerkung zum Mitteilungsverhalten. Wir haben<br />

bemerkt, dass ohne Mitteilung keine Kommunikation stattfindet: Egos Mitteilung<br />

muss als Handlung für Alter beobachtbar sein.<br />

68 Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Bindung von Organisationen an den<br />

Code entsprechender Funktionssysteme; siehe dazu Kapitel (3.1.2.1).<br />

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