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Steuerung sozialer Systeme - Konstantin Bähr

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licherweise zu orginelleren Themen gelangt. Auf der anderen Seite verhindern sie, dass die<br />

über Wahrnehmungsleistungen zustande gekommene Interaktion peinlich oder verletzend<br />

wird, weil man sich eigentlich gar nichts zu sagen hat oder sich eigentlich unglaublich viel<br />

erzählen könnte, man aber irgendwie doch nicht will, es nicht der Rahmen ist, nicht die Zeit<br />

bereitsteht, man sich doch in der wahrgenommenen gegenseitigen Attraktivität getäuscht<br />

hat.<br />

Grundsätzlich gilt, dass „Themen .. der Interaktion dazu (dienen), unbestimmbare<br />

in bestimmbare Systemkomplexität zu transformieren“ (KIESER-<br />

LING 1999: 180). Themen vereinfachen, ordnen, erhellen und dienen „unmittelbar<br />

der Angstbekämpfung“ (ebd.).<br />

Erst am Thema wird man den diffusen Druck los, irgend etwas tun zu müssen, aber auch<br />

nicht zu wissen und auch nicht wissen zu können: was. (KIESERLING 1999: 180)<br />

Ein Thema muss somit aufgenommen werden; welches, und in welcher<br />

Form, ist dem Interaktionssystem überlassen. Was bedeutet dies für gesellschaftliche<br />

Themen? Denn man könnte ja die These aufstellen, wenn Interaktionssysteme<br />

sich über Wahrnehmungen und Themen schliessen, also von<br />

beidem abhängen, dann wäre es doch ideal, wenn man über die gesellschaftliche<br />

Bewirtschaftung von Themen direkt in sie hineinsteuern könnte.<br />

Die systemtheoretische Sicht würde die Möglichkeit, über Themen Interaktionssysteme<br />

einfach hineinsteuern zu können, verneinen und betonen,<br />

dass innerhalb des Interaktionssystems darüber entschieden wird, ob man<br />

sich von einem gesellschaftlichen Thema tragen lassen will und in welcher<br />

Weise die Bearbeitung stattfindet. Denkbar sind sowohl Annahme- als auch<br />

Ablehnungsdiskussionen. Aber gleichzeitig gilt auch, dass Themen „im<br />

Normalfall nicht nur für eine Interaktion, sondern für mehrere Interaktionen<br />

zugänglich (sind)“, denn: „Themen (sind) immer auch Struktur der Gesellschaft“<br />

(KIESERLING 1999:181). Dies lässt den Schluss zu, dass Themen in<br />

Interaktionssystemen als „eigene Themen“ erlebt, sie interaktionsförmig<br />

behandelt werden, aber dass die generelle Agendasetzung von Themen über<br />

die Gesellschaft erfolgt bzw. über Organisationen, die sich mit einem beträchtlichen<br />

Irritationspotenzial ausstatten konnten oder, ganz einfach gesagt,<br />

mit Macht. 72<br />

Greifen wir auch hier wieder auf unser <strong>Steuerung</strong>smodell durch. Wir<br />

haben das, was wir „interaktionsförmige Interaktion“ genannt haben, mit<br />

dem Begriff „Themen“ genauer umschrieben. Themen, selbst entwickelt<br />

oder aufgenommen, in jedem Fall selbst prozessiert, stellen die kommunikative<br />

Form dar, über die sich Interaktionssysteme schliessen. Zugleich koppeln<br />

sich Interaktionssysteme über Themen an Gesellschaft. 73<br />

72 Auch hier können von der akteurtheoretischen Herangehensweise deutlich mehr Hinweise<br />

auf die Prozesse von Auswahl und Behandlung der Themen erwartet werden.<br />

73 Was wiederum in Bezug auf Inklusions- bzw. Exklusionserfahrungen interessant ist.<br />

Eine gesellschaftliche Ausgrenzung von Personen aus Themen führt auch zu ihrer<br />

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