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Book of Abstracts. - Sound und Performance

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Sabine Huschka<br />

Freitag, 05.10.2012, 15.00-16.30<br />

S 123 (GW I)<br />

Der <strong>So<strong>und</strong></strong> der Moderne.<br />

Zum choreographischen Widerhall<br />

von Le sacre du printemps<br />

Nicht von Ungefähr markiert Igor Stravinskys Komposition Le<br />

sacre du printemps in der cho-reographischen Realisierung<br />

durch Waslaw Nijinsky (1913) einen entscheidenden Einsatzmoment<br />

der tanzästhetischen Moderne: Ritual, Gemeinschaft<br />

<strong>und</strong> Opferung werden mit rhythmischem Stampfen <strong>und</strong> perkussiven<br />

Bewegungsgesten materiell als Kult eines archaischen<br />

Ordnungsgefüges vor Augen gestellt. Tanz <strong>und</strong> Musik verstärken<br />

sich in einem Hör- <strong>und</strong> Sichtraum, der mit Elementen des<br />

Perkussiven <strong>und</strong> Erdigen Fragen nach der gemeinschaftlichen<br />

Verankerung des Individuums ausspielt <strong>und</strong> damit – metaphorisch<br />

gesprochen – den <strong>So<strong>und</strong></strong> der Moderne prägt. Die massiv<br />

körperhafte Choreographie von Nijinsky ist ebenso wie die<br />

komplexe Komposition von Stravinsky zum Ausgangspunkt <strong>und</strong><br />

zur Reibungsfläche zahlreicher choreografischer Bearbeitungen<br />

geworden, die neben Realisierungen durch Mary Wigman<br />

(1957), Maurice Béjart (1959), Hans von Manen (1974), Pina<br />

Bausch (1975), Martha Graham (1984) <strong>und</strong> Mats Ek (1984)<br />

ebenso postmoderne Reflektionen etwa von Marie Choinard<br />

(1993), Yvonne Rainer (2007) oder Xavier le Roy (2007) erfahren<br />

haben. Mit der neuen Produktion von Laurent Chétouane<br />

Sacré Sacre du Printemps soll das Opfer nunmehr in seinem atmosphärischen<br />

wie tönernden Gemeinschaftsritual einer kritischen<br />

Wendung unterzogen werden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer<br />

historiographischen Skizze moderner wie postmoderner Positionen,<br />

die nach den leiblich-sinnlichen Dimension ihrer choreografischen<br />

Realisierungen im Sinne des <strong>So<strong>und</strong></strong>s der Moderne<br />

fragt, stellt der Vortrag Chétoaunes Stück, das im September<br />

diesen Jahres auf der Ruhrtriennale 2012 im PACT Zollverein<br />

Essen Premiere feiert, in den Mittelpunkt: eine ‚Opferung‘ von<br />

Le sacre du printemps im Klangraum einer fremd-belassenen<br />

Fremde von sich im Winde reibenden Körperlichkeiten.<br />

Sabine Huschka (Dr. phil.) lehrt Tanzwissenschaft u.a. am Institut<br />

für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Ihre<br />

Forschungsschwerpunkte sind kulturtheoretische Zugänge zur<br />

Geschichte des Bühnentanzes (Tanz <strong>und</strong> Wissen) sowie ästhetische<br />

Theorien der Moderne, Postmoderne <strong>und</strong> des Zeitgenössischen<br />

Tanzes unter besonderer Berücksichtigung aisthesiologischer<br />

<strong>und</strong> aufführungsanalytischer Zugänge.<br />

Stefanie Husel<br />

Freitag, 05.10.2012, 17.00-19.00<br />

S 124 (GW I)<br />

‚Aufschreibefragen‘ in der Analyse<br />

musikalischer Dramaturgien<br />

Die „durchgängige Tendenz zur Musikalisierung“ ist, wie Hans-<br />

Thies Lehmann formuliert, „tatsächlich (...) ein bedeutendes<br />

Kapitel des Zeichengebrauchs im postdramatischen Theater.“<br />

(Lehmann 2001) Anstatt aus einer narrativen Logik entwickeln<br />

sich viele postdramatische Aufführungen als Abfolge spezifischer<br />

Intensitäten, Atmosphären <strong>und</strong> Rhythmen. Inszenierungen<br />

ohne Dramenvorlage lassen sich also <strong>of</strong>tmals stimmig<br />

als Komposition szenischer Sequenzen mit je spezifischem<br />

„<strong>So<strong>und</strong></strong>“ beschreiben. (Roesner 2003) Auch „Forced Entertainments“<br />

Bloody Mess wirkt in seiner Anneinanderreihung<br />

unterschiedlicher Nummern wie symphonisch gesetzt. Zehn<br />

Darstellerfiguren veranstalten beim angeblichen Versuch, eine<br />

unterhaltende Show zu improvisieren, ein sorgfältig strukturiertes<br />

Chaos. Dabei wechseln sich Crescendos großer Aktivität<br />

auf der Bühne mit fast meditativ anmutenden Phasen ab.<br />

Die Aufführung erscheint als ein organisches Ganzes, das die<br />

Wahrnehmung der Zuschauerin wie in spontan emergierenden<br />

Wellenbewegungen stimmig mit sich zu führen weiß. Das Text-<br />

Transkript, das die Gruppe zu Bloody Mess vertreibt, kann diese<br />

musikalischen Qualitäten der Inszenierung keinesfalls wiedergeben.<br />

Daher ist die wissenschaftliche Beobachterin von Bloody<br />

Mess mit ‚Aufschreibefragen’ konfrontiert, wie sie sonst eher<br />

in der Untersuchung von Tanztheater auffällig werden: Wie kann<br />

die musikalische Qualität der Aufführung wiedergegeben werden,<br />

um die Dramaturgie der Inszenierung einer ästhetischen<br />

Untersuchung zugänglich zu machen? Und welche Rolle können<br />

dabei beispielsweise Videoaufzeichnungen spielen?<br />

In meinem Vortrag werde ich die in meiner Dissertation erprobte<br />

ethnographische Methode der Aufführungsanalyse an einigen<br />

Beispielen zu Bloody Mess diskutieren.<br />

Stefanie Husel promoviert unter der Betreuung von Pr<strong>of</strong>. Hans-<br />

Thies Lehmann (Theater-. Film- <strong>und</strong> Medienwissenschaft,<br />

Universität Frankfurt) <strong>und</strong> Pr<strong>of</strong>. Stefan Hirschauer (Soziologie<br />

Universität Mainz). Ihr Thema sind Inszenierungen von „Forced<br />

Entertainment“ <strong>und</strong> deren Aufführungssituationen. Sie arbeitete<br />

in unterschiedlichen Theaterberufen, z.B. als Festivalproduzentin,<br />

Dramaturgin <strong>und</strong> Beleuchterin. Die Gruppe „Forced<br />

Entertainment“ hat sie seit 2003 immer wieder ethnographisch<br />

begleitet.

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