27.02.2013 Aufrufe

Ausgabe lesen - Quartett Verlag Erwin Bidder

Ausgabe lesen - Quartett Verlag Erwin Bidder

Ausgabe lesen - Quartett Verlag Erwin Bidder

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Oberdollendorf<br />

Historische<br />

Schmuckstücke<br />

Ausstellung<br />

Im Zeichen der Kiesel<br />

Natur<br />

Wunderwerk Bartflechte<br />

Ihr Recht<br />

Skiurlaub mit Nebenwirkungen<br />

13 Seiten Veranstaltungstips<br />

• Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef<br />

• Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz<br />

Kieselchen<br />

Geheimnisvolle<br />

Blubberbläschen<br />

02<br />

Februar 2013<br />

17. Jahrgang


LESERREISE 2013<br />

Winterzauber mit dem GLACIER-EXPRESS<br />

Erleben Sie mit dem Engadin und dem<br />

Mattertal zwei der mondänsten Ur laubsregionen<br />

der Welt. Und dies auch im<br />

schneereichen Winter, der die gewaltigen<br />

Viertausender in eine faszinierende<br />

Zuckerbäckerlandschaft verwandelt.<br />

Im Februar und im März, wenn die<br />

Frühjahrssonne die Schneekristalle<br />

zum Glitzern bringt, beginnt in der<br />

Schweizer Bergwelt eine der schönsten<br />

Jahreszeiten. Meist ist die Luft klar, der<br />

Himmel azur blau mit kleinen Schäf -<br />

chenwolken und die Sicht auf die majestätischen<br />

Gipfel phantastisch.<br />

1. Tag: Anreise<br />

Mit den schnellen Verbindungen der ICE-/EC-Züge gelangen Sie zunächst nach Basel,<br />

wo der Reiseleiter die Gruppe erwartet. Über Zürich geht es mit der SBB nach Chur, dem<br />

Tor zu den Ostschweizer Hochalpen. Von vielen Städten ist eine durchgehende Anreise<br />

möglich. Nach Ankunft beziehen Sie das Hotel, während Ihr Gepäck separat vom<br />

Bahnhof gebracht wird. Nach dem Abendessen lassen Sie den Tag beim Spaziergang<br />

durch Chur ausklingen. Die Hauptstadt des Kantons Graubündens gilt als älteste Stadt<br />

der Schweiz, sehenswert sind die Kathedrale (12. Jh.), der barocke Bischöfliche Hof und<br />

der Postplatz mit Zunft- und Bürgerhäusern.<br />

2. Tag: Bernina-Express<br />

Es erwartet Sie ein unvergeßliches Bahnerlebnis! Von Chur aus geht es mit dem<br />

BERNINA-EXPRESS über die Albula-Strecke, die zu den spektakulärsten der Alpen zählt,<br />

nach Tiefencastel. Der Kleine Rote – wie der Schmalspurzug gern genannt wird – überquert<br />

das schwindelerregende, 65 m hohe und in einem Bogen verlaufende<br />

Landwasser-Viadukt und erreicht nach einer Fahrt durch das Engadin den 2.253 m<br />

hohen Bernina-Pass. Der Zug überwindet die Steigung ohne Zahnradantrieb und ist die<br />

höchste Bergbahn der Alpen. Vom Pass aus geht es rund 1.800 m nach Brusio hinab<br />

und dabei durch das kuriose Kehr-Viadukt, eines der meist fotogra fier ten Bauten der<br />

Alpen und beliebtes Kalendermotiv. Endstation ist Tirano. Dort besteht Gelegenheit, bei<br />

einem Bummel das italienische Ambiente zu genießen, bevor es am Nachmittag mit<br />

dem BERNINA-EXPRESS wieder nach Chur zurück geht.<br />

3. Tag: GLACIER-EXPRESS<br />

Heute erleben Sie den „langsamsten Schnellzug der Welt“, den GLACIER-EXPRESS,<br />

durch die grandiose Kulisse der Schweizer Berge und reisen in den modernen Panorama-<br />

Wagen. Unterwegs wird ein Mittagessen serviert. Von Chur aus startet die Fahrt durch<br />

die romantische Rheinschlucht nach Disentis. Mittels Zahnradabschnitten geht es auf<br />

den 2.043 m hoch gelegenen Oberalp-Pass. Die Abfahrt nach Andermatt bewältigt der<br />

Schmalspurzug in Serpentinen und gelangt durch den 15 km langen Furka-Basistunnel<br />

ins Wallis. Quer durch das obere Rhônetal erreichen nach rund 250 km Fahrtstrecke mit<br />

mehr als 200 Brücken und Tunneln das Städtchen Brig, zwischen Lötsch berg- und<br />

Simplontunnel ist es Standort für die nächsten zwei Tage.<br />

4. Tag: Zermatt<br />

Mit dem Schmalspurzug geht es durch die Matterschlucht nach Zermatt. Das idyllische<br />

Bergdorf liegt auf 1.620 m Höhe unterhalb des markanten Matterhorns. Bummeln Sie<br />

durch den autofreien Ort, besuchen Sie Alt-Zermatt mit seinen rustikalen Holzhäusern<br />

und schauen Sie sich die Auslagen der exquisiten Geschäfte an. Den besten Blick auf<br />

den pyramidenförmigen Gipfel des Matterhorns hat man bei einer fakultativen Fahrt mit<br />

der Zahn radbahn zum 3.089 m hohen Gor ner grat, wobei eine Steigung bis 200 Promille<br />

und eine Höhendifferenz von 1.485 m überwunden wird. Bei guter Sicht genießen Sie<br />

einen phantastischen Fernblick auf insgesamt 29 Viertausender und die gewaltigen<br />

Gletscher um das Monte-Rosa-Massiv. Wer höher hinauf will, besucht mit einer Seilbahn<br />

von Zermatt aus das 3.884 m hoch gelegene „Matterhorn Glacier Paradies“. Es ist die<br />

höchste Bergstation der Alpen und bietet bei guter Sicht ein Panorama von 38 Vier -<br />

tausendern. Am späten Nachmittag geht es per Schmalspurbahn nach Brig zurück.<br />

5. Tag: Rückreise<br />

Mit den komfortablen Zügen der Schweizerischen Bundesbahn fahren Sie durch den<br />

neuen Lötsch berg-Basistunnel und vorbei am Thuner See bis Basel. Unterwegs ge nießen<br />

Sie den Blick auf pittoreske Winterlandschaften der Schweizer Berge, bevor es via Basel<br />

mit den schnellen ICE- und EC-Verbindungen der DB zurück zum Ausgangsort geht.<br />

Termine 2013<br />

Buchungscode SKFG<br />

13.03. - 17.03.13<br />

18.03. - 22.03.13<br />

Reisepreis pro Person<br />

(ab/bis Basel)<br />

Doppelzimmer € 885<br />

Einzelzimmer € 980<br />

Inklusivleistungen<br />

• Bahnfahrten ab/bis Basel SBB in der 2. Klasse mit Sitzplatzreservierung<br />

• Fahrt von Chur nach Tirano und zurück nach Chur mit dem Bernina-Express<br />

• Fahrt von Chur nach Brig im Panoramawagen des Glacier-Express<br />

• Fahrt von Brig nach/von Zermatt nach Brig mit der Schmalspurbahn<br />

• 2 Übernachtungen in Chur im ***-Sterne Hotel<br />

• 2 Übernachtungen in Brig im ***-Sterne Hotel<br />

• 4 x Halbpension (Frühstück und Abendessen)<br />

• 1 x Mittagessen im Glacier-Express<br />

• deutschsprachige Reiseleitung ab/bis Basel<br />

• Gepäcktransfer Chur: Bahnhof-Hotel-Bahnhof<br />

• Gepäcktransfer Brig: Bahnhof-Hotel-Bahnhof<br />

• Informationsmaterial (1 x je Zimmer)<br />

Extras: RIT-Ticket vom Heimatbahnhof/bzw. Köln nach Basel und zuru�ck<br />

€ 125 Preis pro Person in der 2. Kl., Sitzplatzreservierung € 9.<br />

Mindestteilnehmerzahl: 25 Personen<br />

Bei Nichterreichen kann die Reise bis vier Wochen<br />

vor Reisebeginn abgesagt werden.<br />

Veranstalter: DNV-Touristik GmbH, Kornwestheim<br />

EU-Staatsangehörige benötigen einen gültigen<br />

Personalausweis oder Reisepaß.<br />

Ja, ich interessiere mich für die Leserreise des rheinkiesel<br />

Winterzauber mit dem GLACIER-EXPRESS<br />

Bitte, senden Sie mir Informationen und Buchungsunterlagen zu<br />

Name<br />

Vorname<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Info-Telefon<br />

0 22 24 / 7 64 82<br />

Coupon einsenden an: <strong>Quartett</strong>-<strong>Verlag</strong> oder per Fax an<br />

Leserreisen rheinkiesel 0 22 24 / 90 02 92<br />

Im Sand 56<br />

53619 Rheinbreitbach Mail: info@rheinkiesel.de


Liebe Leserin<br />

und lieber Leser,<br />

in diesem Monat prangt Gut Sülz<br />

auf unserem Titelbild – ein Ro -<br />

mantischer Blickfang zu jeder<br />

Jahreszeit. Schmucke Fach werk -<br />

häuser wie dieser ehemalige Win -<br />

zer hof prägen an vielen Stellen das<br />

Bild von Oberdollendorf. Unser<br />

versierter Autor Karl Schu macher<br />

stellt auf den Seiten 4 bis 6 gleich<br />

drei dieser historischen Gebäude<br />

vor, läßt ihre Geschichte Revue<br />

passieren und weist auf bauliche<br />

Besonderheiten hin. Wetten, daß<br />

Sie nach der Lektüre dieses Bei -<br />

trags Gut Sülz, Turmhof und<br />

Mertenhof mit ganz neuen Augen<br />

betrachten?<br />

Schnee und Eis im Winter, wie auf<br />

unserem Titel, sind des einen<br />

Freud und des anderen Leid. So<br />

mancher Wintersportler ist schon<br />

mit gebrochenem Bein oder<br />

Schlimmerem heimgekehrt. Eis -<br />

kalte Kollisionen auf den Pisten<br />

haben mitunter ein juristisches<br />

Nachspiel. Welche Regeln Ski -<br />

fahrer und Snowboarder immer<br />

be folgen sollten, hat der Bad<br />

Honnefer Rechtsanwalt Christof<br />

Ankele auf der Seite 7 für Sie zu -<br />

sammengefaßt.<br />

Haben Sie unser Bilderrätsel in der<br />

Januarausgabe lösen können?<br />

Glückwunsch, denn vielen Lesern<br />

fielen die Antworten offenbar<br />

schwer. Vielleicht haben Sie in<br />

diesem Monat mehr Glück? Ge -<br />

sucht wird ein Poet mit gebrochenem<br />

Herzen (Seite 8). Zu ge -<br />

winnen gibt es übrigens ein exklusives<br />

Schmuckstück, das echten<br />

rheinkiesel-Fans alle Ehre macht:<br />

eine Kette mit echten Rhein -<br />

kieseln. Die Steine, die oft un -<br />

schein bar am Rheinufer liegen,<br />

tragen übrigens einen Gruß vom<br />

Gebirgsbach in unsere Region.<br />

Was in den faszinierenden Kiesel -<br />

steinen steckt, faßt eine interes -<br />

sante Ausstellung in Bonn zusammen.<br />

Warum Sie diese auf keinen<br />

Fall verpassen sollten, <strong>lesen</strong> Sie auf<br />

den Seiten 10 bis 12.<br />

So mancher Hausbesitzer hat sich<br />

schon über die staubigen Flecken<br />

geärgert, die sich auf vielen<br />

Mauern breitmachen. Dabei sind<br />

Flechten faszinierende und einzigartige<br />

Lebewesen! Wer mit aufmerksamen<br />

Augen durch das<br />

Siebengebirge geht, erspäht vielleicht<br />

eine seltene Bartflechte, die<br />

– wie ihr Name schon sagt – wie<br />

ein Bärtchen von den noch kahlen<br />

Ästen hängen. Mehr darüber weiß<br />

Diplom-Biologe Ulrich Sander<br />

auf den Seiten 13 bis 15 zu berichten:<br />

Eine Geschichte mit Bart.<br />

Flechten lieben Feuchtigkeit. An -<br />

ders als der Mensch begnügen sie<br />

sich jedoch mit Regenwasser. Für<br />

unsereins kann es gar nicht rein<br />

Editorial<br />

genug sein: Jeder Mensch trinkt<br />

im Durchschnitt im Jahr eine<br />

Badewanne kostbares Mineral -<br />

wasser leer. Aber warum prickelt<br />

Mineralwasser eigentlich so schön<br />

im Glas? Die Sache mit den<br />

Blubberbläschen erklärt Ihnen<br />

unser Kieselchen auf den Seiten<br />

16-17.<br />

Natürlich faßt unser umfangreicher<br />

Veranstaltungskalender die wich -<br />

tigsten jecken Termine zu sam men.<br />

Allen, die es lieber ruhiger mögen,<br />

sei versichert: Es gibt genügend<br />

„Al ter nativ-Veran staltun gen“ in<br />

un serer Region – und am Ascher -<br />

mittwoch ist ohnehin alles wieder<br />

vorbei.<br />

Einen kunterbunten Februar und<br />

viel Spaß bei der Lektüre wünscht<br />

Ihnen und Ihren Lieben<br />

Impressum<br />

Titelbild: <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong><br />

(Die Aufnahme zeigt den ehemaligen<br />

Winzerhof Gut Sülz in Dollendorf)<br />

Erscheinungsweise:<br />

monatlich, jeweils zum Monatsende<br />

Redaktions- und Anzeigen -<br />

schlußtermin: 15. des Vormonats<br />

Verteilte Auflage: 15.000 Exemplare<br />

Druckunterlagen: nach Absprache<br />

(auch als pdf-, eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />

Herausgeber: <strong>Verlag</strong>, Vertrieb und Anzeigenverwaltung<br />

<strong>Quartett</strong>-<strong>Verlag</strong>, <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong>, Im Sand 56,<br />

53619 Rheinbreitbach, Tel. 0 22 24 / 7 64 82,<br />

Fax 0 22 24 / 90 02 92, info@rheinkiesel.de<br />

Redaktion: <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong> (verantwortlich), Julia <strong>Bidder</strong>,<br />

RA Christof Ankele, Paulus Hinz, Ulrich Sander,<br />

Karl Schumacher<br />

Gestaltung: DesignBüro Blümling, Köln<br />

Fotos: <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong>, Julia <strong>Bidder</strong>, Beethoven Orchester<br />

Bonn, Cura Krankenhaus, Museum Koenig,<br />

Pixelio/Marco Barnebeck/Bredehorn.J/CIS/Klaus<br />

Serekpaulwib/twinlili/, Dr. Renate Schumacher,<br />

Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V., Mathias<br />

Wosczyna, Wikipedia<br />

Anzeigen: <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong> (<strong>Verlag</strong>), Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />

Druck: SZ Offset-Druck Schallowetz GmbH, St. Augustin<br />

Internet: www.rheinkiesel.de,<br />

erstellt von Rhein@Net Ansgar Federhen<br />

�����������������������<br />

��������������������������<br />

�������������<br />

�����������������������������������������<br />

������������������������������� ������<br />

�������������������������������������<br />

������������������<br />

�������������<br />

������������������� � ���������������<br />

������������������������������ ������<br />

������������������������������ ������<br />

�������������������������<br />

�����������������<br />

�����������������������<br />

������������������<br />

���������������������<br />

Februar 2013 3


Oberdollendorf<br />

Romantische<br />

Blickfänger<br />

Schmuckes Fachwerk in Oberdollendorf und andernorts weckt<br />

heutzutage nostalgische Gefühle. Rheinkiesel läßt die be -<br />

wegte Geschichte der bekanntesten Winzerhöfe dieses alten<br />

Weinortes Revue passieren. In dieser <strong>Ausgabe</strong> erzählen wir<br />

die Historie von Gut Sülz, dem Mertenhof und dem Turmhof.<br />

Als der Weinbau noch blühte –<br />

also bis ins 19. Jahrhundert –<br />

waren in Oberdollendorf fast alle<br />

Familien in irgendeiner Form mit<br />

der Weinerzeugung beschäftigt. So<br />

kann es nicht verwundern, daß die<br />

meisten vor dem 17. Jahrhundert<br />

erbauten Holzfachwerk-Häuser<br />

über die typischen Merkmale von<br />

Winzerhäusern verfügten: Neben<br />

den einfachen Wohn- und Schlaf -<br />

stuben gab es einen Kelterraum,<br />

einen Weinkeller, einen Hand -<br />

werksraum und Stallungen für die<br />

Haustierhaltung. Auch die Hand -<br />

werkerhäuser ähnelten diesem<br />

Aufbau.<br />

Von der Eiche<br />

zum Haus<br />

Der Zimmermann war Architekt<br />

und Bauunternehmer zugleich. Er<br />

achtete darauf, daß nach der Fun -<br />

damentgründung die Holzbalken,<br />

4 Februar 2013<br />

Pfosten, Bohlen und Sparren in den<br />

erforderlichen Maßen ge schnit ten<br />

und verzapft wurden. Wenn das<br />

hölzerne Fachwerk errichtet und<br />

das Dach eingedeckt war, wurden<br />

die Balkenfachwerke mit Gerten -<br />

verbund und einem Lehm-Stroh -<br />

mörtel ausgefüllt.<br />

Als Bauholz diente Eichenholz.<br />

Ein vermögender Bauherr erwarb<br />

in der Regel zunächst ein Stück<br />

Wald mit geeigneten Bäumen, die<br />

der beauftragte Zimmermann mit<br />

seinen Gehilfen im Winter fällte.<br />

In mühevoller Arbeit wurden daraus<br />

die Balken zugeschnitten. Je<br />

nach Größe des Fachwerkhauses<br />

be nötigte man mehrere Winter,<br />

um die erforderliche Holzmenge<br />

zu erhalten. Waren Balken, Pfos -<br />

ten und Sparren passend zugeschnitten,<br />

lagerte der Zimmer -<br />

mann sie unter einer Über dach -<br />

ung für vier bis fünf Jahre fachgerecht<br />

ein. Erst wenn das Holz die<br />

richtige Baureife erreicht hatte,<br />

startete der eigentliche Hausbau.<br />

Gelegentlich wurde jedoch auch<br />

frischeres Bauholz verwendet.<br />

Ritterlehen Sülz<br />

Der Sülzenhof (Gut Sülz) wurde<br />

1654 errichtet. Der ehemalige<br />

Frei hof befindet sich in der Bach -<br />

straße 157 (siehe Titelfoto). Ur -<br />

kund lich wird dieses Anwesen<br />

bereits 966 als Eigentum des<br />

Aachener Marienstifts erwähnt.<br />

1211 hatte Ritter Gottfried von<br />

Dollendorf Ländereien des Hofes<br />

zu Lehen. Am 26. April 1246 er -<br />

warb die Abtei Heisterbach Rechte<br />

an den Einkünften durch Lehen<br />

Weinberge prägen bis heute das Bild<br />

vom Marienstift. Bereits 1350 war<br />

der Hof Eigentum der Abtei<br />

Heisterbach und Mittelpunkt des<br />

Weinanbaus der Abtei. Diese be -<br />

wirtschaftete den Hof nicht selbst,<br />

sondern überließ die Verwaltung<br />

einem Pächter.<br />

Seit dem Spätmittelalter war die<br />

Sülz ein Freihof, denn 1396 be -<br />

freite der Landesherr Johann von<br />

Loon die Abtei Heisterbach von<br />

allen landesherrlichen Steuern und<br />

Abgaben, um das Seelenheil seiner<br />

Familie zu sichern. Mit dem Pri vi -<br />

leg „Freihof“ waren aber andere<br />

Verpflichtungen verbunden: Zog<br />

der Landesherr in den Krieg, galt<br />

es, eine Fuhrkarre mit zwei Pfer den,<br />

dem erforderlichen Futter und<br />

MODE<br />

in Pelz<br />

Einzelteile stark<br />

reduziert!


einem Fuhrknecht zur Ver fügung<br />

zu stellen. Außerdem mußte der<br />

Hof im Wechsel mit benachbarten<br />

Höfen einen Knecht zum Wetter -<br />

läuten in den Kirchturm St. Lau -<br />

rentius abstellen.<br />

Als mit der Säkularisation die<br />

Abtei Heisterbach aufgehoben,<br />

und die Besitzungen verstaatlicht<br />

wurden, ließ die preußische Do -<br />

mänenkommission am 10. Juli<br />

1823 unter anderem den Sülzen -<br />

hof mitsamt seiner Ländereien<br />

ver steigern. In den Folgejahren<br />

wechselten die Besitzer. In den<br />

50er Jahren des 19. Jahrhunderts<br />

er warb der Kaufmann David<br />

Kahn den Hof mitsamt den verbliebenen<br />

Weinberge und sonstigen<br />

Liegenschaften. Er ließ das<br />

Ge bäude aufwändig instandsetzen.<br />

Zum Hof gehörten zu dieser<br />

Zeit 7,5 Hektar Weinberg und ein<br />

Hektar Grundstück mit Wohn -<br />

haus, Stallungen und Weideland.<br />

Vom Winzer zum<br />

Weinlokal<br />

Nach mehreren Besitzerwechseln<br />

ging das „Gut Sülz“, wie es inzwischen<br />

genannt wurde, in das<br />

Eigen tum der Familie der heutigen<br />

Besitzerin, Frau Brigitte Jonas,<br />

über. Gut Sülz besitzt einen ausgezeichneten<br />

Ruf als romantisches<br />

Weinlokal, dessen Gartenwirt -<br />

schaft im Sommer regen Zuspruch<br />

von nah und fern genießt.<br />

Der hölzerne Balkon ist ein echter Blickfang des ehemaligen Winzerhofs Sülz<br />

Das heutige stattliche Fachwerk -<br />

haus wurde 1654 errichtet. Der<br />

nach Osten weisende Giebel und<br />

der Nordgiebel hatten ursprünglich<br />

vorkragende Obergeschosse.<br />

Das Fachwerk des Erdgeschosses<br />

wurde später mit Verblendsteinen<br />

übermauert und verputzt. Die<br />

ehemalige Überkragung des Ober -<br />

geschosses ist deshalb nicht mehr<br />

ohne weiteres erkennbar. Die Be -<br />

sonderheit des Fachwerks sind die<br />

gebogenen Streben im unteren<br />

Teil des Obergeschosses, die den<br />

Anblick vom Hof her zu einem<br />

romantischen Blickfang machen.<br />

Um 1890 wurde die Südseite des<br />

Hauptgebäudes umgebaut und<br />

der heutige Zustand hergestellt.<br />

Dabei wurde der der gesamte dreigeschossige<br />

Südgiebel verputzt<br />

und mit einem holzgeschnitzten<br />

Balkon versehen. Das vorspringende<br />

Dach wurde baulich dazu<br />

passend mit einem holzgeschnitzten<br />

sogenannten Schwebegiebel<br />

unterfangen.<br />

Vom Innenhof gelangt man über<br />

eine überdachte steinerne Treppe<br />

an der Ostseite in den über 600<br />

Oberdollendorf<br />

Jahre alten Gewölbe-Weinkeller.<br />

Die Überdachung der Keller treppe<br />

erfolgte nachträglich um 1662<br />

durch den östlich vorgelagerten<br />

Giebelbau.<br />

800 Liter Wein Pacht<br />

Der ehemalige Mertenhof liegt an<br />

der Bachstraße 108, unmittelbar<br />

neben dem Weingut Blöser. Der<br />

Hof befand sich ursprünglich im<br />

Besitz des Templerordens zu<br />

Nieder breisig. Er ging 1290 in den<br />

Besitz des Frauenklosters in Mer ten<br />

Februar 2013 5


Oberdollendorf<br />

an der Sieg über, das die Wein -<br />

berge fortan in Erbpacht bewirtschaften<br />

ließ.<br />

Um 1520 mußte der Hof, der zu<br />

dieser Zeit schon lange ein Freihof<br />

war, jährlich ein Fuder Wein<br />

vom Ertrag seiner Weinberge an<br />

das Frauenkloster entrichten. Ein<br />

Fuder entspricht etwa 800 Litern.<br />

Ein sogenanntes Weistum von<br />

1540 berichtet, daß der Freihof<br />

einen geschworenen „Vorgänger“<br />

in das gerichtsähnliche Markge -<br />

ding zu entsenden hatte. Zudem<br />

bestand die Verpflichtung, für die<br />

Schützen der Mark Dollendorf<br />

jährlich als Lohn vier Viertel Wein<br />

und fünfzehn Viertel Korn zu entrichten.<br />

Ferner mußte er, wenn der<br />

Landesherr in Kriegshändel ver -<br />

strickt war, zusammen mit dem<br />

Fronhof in Niederdollendorf einen<br />

Heerwagen mit einem Pferd und<br />

einem Knecht stellen. Die Ent -<br />

lohnung des Knechtes oblag ebenfalls<br />

dem Freihof. Unter diesen<br />

Bedingungen bestand die Hof -<br />

wirt schaft bis zur Aufhebung<br />

1803. 1821 wurde der Hof von<br />

der preußischen Domänen ver wal -<br />

tung meist bietend versteigert.<br />

Von dem im Laufe der Jahre<br />

mehrfach umgebauten Hof existiert<br />

heute nur noch das aus<br />

schwerem Eichenfachwerk in den<br />

Jahren 1620 1650 gezimmerte<br />

Wohnhaus mit einem geräumigen<br />

Gewölbekeller. Das in Stock werks -<br />

bauweise ausgeführte Fach werk be -<br />

6 Februar 2013<br />

sitzt bemerkenswerte Fenster erker<br />

und Bundständer, die mit langen<br />

Fußstreben verbunden sind.<br />

In den eichenen Sturzbalken über<br />

der Haustür wurde die Inschrift<br />

eingestemmt:<br />

„WO GOTT. DER HERR<br />

DUCHT DIESES HAUS<br />

BAUET. SO ARBEITEN VHB<br />

SONST. ALLE DIE. DARAN<br />

SCHAFFEN.“<br />

Grundholden<br />

im Turmhof<br />

Eine sogenannte grundherrliche<br />

Hofanlage finden wir in der heutigen<br />

Turmstraße 4: den Turmhof,<br />

er baut 1582/1649. Grundherr -<br />

schaftliche Höfe waren Anwesen,<br />

deren Bauern oder Verwalter als<br />

abhängige Grundholden zu festgelegten<br />

Abgaben und Dienst leis -<br />

tun gen an die Obereigentümer als<br />

Grundherren verpflichtet waren.<br />

Die Bauern unterstanden der Hof -<br />

gerichtsbarkeit dieser Grund -<br />

herren, hierzulande also Kirche,<br />

Klöstern oder Adel.<br />

Der Turmhof wurde Mitte des 17.<br />

Jahrhunderts mehrfach erweitert.<br />

Zusammen mit dem Hofhaus von<br />

1582, welches aus besonders starken<br />

Eichenbalken gezimmert wur -<br />

de, hebt sich das Gebäude in seiner<br />

beeindruckenden Stattlichkeit<br />

deutlich von den anderen Winzer -<br />

höfen von Oberdollendorf ab.<br />

www.oxenfart.com<br />

Telefon<br />

02223-90 90 871<br />

Im Mühlenbruch 18<br />

53639 Königswinter<br />

Das Türmchen diente als Feuer-Ausguck<br />

Charakteristischer<br />

Turm<br />

Bei Erweiterungsarbeiten wurde<br />

1649 an der Seite zur Turmstraße<br />

ein Torhaus mit massiv gemau -<br />

ertem Erdgeschoß gebaut. Der<br />

wuch tige, mit einem rundbogigen<br />

Steinkranz versehene Torbogen<br />

und das auf das Dach aufgesetzte<br />

sechseckige Türmchen mit einer<br />

Wetterfahne verleihen dem Ge -<br />

bäude eine imposante Fassade.<br />

Der Turm diente laut Archiv -<br />

berichten im 17. Jahrhundert bei<br />

drohendem Unwetter dazu, das<br />

Wetter beziehungsweise mögliche<br />

Brände zu beobachten.<br />

Unter dem Innenhof befindet sich<br />

ein 70 Quadratmeter großer Ge -<br />

wölbekeller, der von den ersten<br />

Er bauern des Hofes in der Hoch -<br />

blüte des Weinbaus angelegt<br />

wurde. Die spätere Umbenen -<br />

nung der den Hof flankierenden<br />

Pützgasse in die neuere Be zeich -<br />

nung „Turmstraße“ ist auf das<br />

de korative Türmchen zurückzuführen.<br />

Bemerkenswert ist die enge<br />

Pfostenstellung, die auf jegliche<br />

Verzierung im Holzwerk verzichtet.<br />

Ebenso interessant sind die<br />

von der Grundschwelle bis zum<br />

Rähm balken ohne Unterbrechung<br />

durch gehenden Eckpfosten. Das<br />

in Fach werkbauweise ausgeführte<br />

Gie belfeld des vorkragenden<br />

Ober geschosses wurde mit Blau -<br />

schiefer besetzt. Nach Archiv -<br />

unterlagen wurde das Holzwerk in<br />

den besten Eichenbeständen des<br />

Siebengebirges geschlagen. •<br />

Karl Schumacher<br />

Teil 2 umfaßt die Geschichte<br />

von Brückenhof, Hermeshof,<br />

Grevenhof sowie der Winzer -<br />

häuser in „Vier hausen“ und<br />

erscheint voraussichtlich in<br />

der Mai-<strong>Ausgabe</strong>.


Eiskalte<br />

Kollisionen<br />

Dank Schneekanonen bleiben die Wintersportgebiete trotz<br />

Klimawandel weiß. Immer steilere Pisten und ein noch größerer<br />

Andrang auf den Loipen lassen jedoch die Ver letzungszahlen<br />

der Skisportler in die Höhe schnellen. So manche<br />

Kollision unter Wintersportlern zieht juristische Aus einander<br />

setzungen nach sich.<br />

Grundsätzlich gilt: Jeder Winter -<br />

sportler hat sich so zu benehmen,<br />

daß er das Eigentum, den Körper<br />

oder die Gesundheit eines anderen<br />

nicht vorsätzlich oder fahrlässig<br />

wider rechtlich verletzt. Andern -<br />

falls ist er diesem zum Schaden er -<br />

satz verpflichtet. Dieser zivilrechtliche<br />

Verhaltensgrundsatz findet<br />

sich auch in den Regelungen des<br />

In ternationalen Skiverbandes (FIS).<br />

Unschönes Ende eines Skiurlaubs – und wer zahlt?<br />

Insgesamt zehn Regeln hat diese<br />

Vereinigung für Skifahrer und<br />

Snowboarder aufgestellt, zu finden<br />

unter http://tinyurl.com/fis-regeln.<br />

Jeder Wintersportler sollte sie sich<br />

gut einprägen: Deutsche Gerichte<br />

gehen davon aus, daß es sich dabei<br />

um Verkehrsrecht handelt, welches<br />

bei einem Skiunfall unmittelbar<br />

Anwendung findet.<br />

Schuld und Haftung<br />

Bei der Frage, wie es zu einem<br />

Schaden kam, wird stets geprüft,<br />

ob und wie der Geschädigte durch<br />

sein Verhalten den Schaden mit<br />

ver ursacht hat. Hat er gegen die<br />

FIS-Regeln verstoßen, haftet der<br />

Schädiger nur eingeschränkt oder<br />

gar nicht. Wer beispielsweise einen<br />

vor ihm fahrenden Skifahrer von<br />

oben beziehungsweise von hinten<br />

anfährt, ist in aller Regel alleine<br />

schuld. Nach diesem Urteil ist der<br />

unten Fahrende nicht einmal verpflichtet,<br />

sich nach oben oder<br />

rückwärts umzusehen.<br />

Jeder Skifahrer und Snowboarder<br />

muß seine Geschwindigkeit der<br />

Sicht und den Verhältnissen an -<br />

passen. Dabei muß er sogar ein-<br />

Ihr Recht<br />

kalkulieren, daß ein Skifahrer auf<br />

der Piste stehen bleibt: Laut den<br />

FIS-Regeln dürfen sich Skifahrer<br />

und Snowboarder nur an engen<br />

und unübersichtlichen Stellen<br />

nicht ohne Not aufhalten. An<br />

allen anderen Orten muß der Ski -<br />

läufer praktisch immer mit einem<br />

stehenden Sportsfreund rechnen.<br />

Ist nicht mehr aufzuklären, wie es<br />

zu einer Kollision zweier ungefähr<br />

gleich schneller Fahrer gekommen<br />

ist, von denen keiner der hintere<br />

oder obere gewesen ist, wird davon<br />

ausgegangen, daß beide Fahrer<br />

gleich fahrlässig gegen das Gebot<br />

der allgemeinen Sorgfaltspflicht<br />

ver stoßen haben. Die Mitschuld<br />

eines verletzten Fahrers mindert<br />

seine Ersatzansprüche um die<br />

Hälfte.<br />

Anders sieht es aus, wenn Snow -<br />

boarder und Skifahrer kollidieren:<br />

Weil der Snowboarder beim Fah -<br />

ren nur ein eingeschränktes Ge -<br />

sichts feld hat und sein Sportgerät<br />

vergleichsweise schwer ist, ist er<br />

dazu verpflichtet, besonders aufmerksam<br />

zu fahren. Entsprechend<br />

verschiebt sich dann die Haf tungs -<br />

quote zu Ungunsten des Snow -<br />

boarders.<br />

Fahren mit Köpfchen!<br />

Fahren Skifahrer oder Snow boar -<br />

der ohne Helm, kann dies auch<br />

Folgen für die Haftung haben:<br />

Selbst wenn sie an dem Unfall, der<br />

zu einer Kopfverletzung führte,<br />

keinerlei Schuld tragen, hat ihre<br />

Entscheidung, keinen Helm aufzuziehen,<br />

zur Schwere der Ver let -<br />

zung beigetragen. Das Ober lan -<br />

des gericht München hat in der<br />

Ent scheidung (wohl erstmals) ausgeführt,<br />

daß auf der Piste eine<br />

Obliegenheit zum Tragen eines<br />

Helms besteht, obwohl die FIS-<br />

Regeln dies nicht vorsehen: Da -<br />

nach besteht auf der Piste eine<br />

Gefahrenlage, die Skifahrer und<br />

Snowboarder angemessen abwehren<br />

oder verringern können, in dem<br />

sie einfach Köpfchen beweisen<br />

und einen Helm aufsetzen. •<br />

Rechtsanwalt Christof Ankele<br />

www.sunda-rechtsanwaeltebad-honnef.de<br />

Bad Honnef<br />

Hauptstraße 59<br />

Tel. (0 22 24) 23 20<br />

Februar 2013 7


Augenblick mal!<br />

Ein Poet mit<br />

gebrochenem Herzen<br />

In ihrer Zeit als politische und literarische Größen gefeiert,<br />

ist von so manchem Prominenten ist uns kaum mehr ein<br />

Name im Gedächtnis haften geblieben. Von unserem heute<br />

gesuchten Poeten dürfte der Anblick seines Denkmals weitaus<br />

bekannter sein als sein Name.<br />

Patriotische Lyrik, Sagen und<br />

Volks lieder waren sein Metier,<br />

doch sein Geld verdiente er als<br />

prak tizierender Arzt. Seine Ge -<br />

burtsstadt mußte schon als Kind<br />

früh verlassen. Er sollte nie mehr<br />

für längere Zeit dorthin zurückkehren.<br />

Dennoch kann man sein<br />

Konterfei im Museum seiner Hei -<br />

matstadt bewundern. Sein wohl<br />

be rühmtestes, ungemein eindrucksvolles<br />

Gedicht feiert eine<br />

hiesige klerikale Persönlichkeit.<br />

Der Name, unter dem er Popu la -<br />

rität erlangte, war nicht sein richtiger<br />

– dennoch lag es ihm nicht,<br />

unter einem Pseudonym zu veröffentlichen.<br />

Er bekannte sich zu seiner<br />

Heimat.<br />

Neben der Schriftstellerei hatte er<br />

noch ein zweites „Steckenpferd“:<br />

die Politik. Die Frankfurter Pauls -<br />

kirche sah ihn im sogenannten<br />

8 Februar 2013<br />

„Vor parlament“ als einen patriotischen,<br />

überaus engagierten Mann,<br />

dem das Wohl seines Volkes sehr<br />

am Herzen lag.<br />

War es die unglückliche Liebe, die<br />

ihn zum Schreiben brachte?<br />

Schließlich begann er mit den<br />

zahl losen Gedichten an die unerreichbare<br />

Geliebte gewissermaßen<br />

seine Karriere als Poet. Schließlich<br />

gab er sogar seinen „Brotberuf“ auf,<br />

um sich ganz der Lyrik zu wid -<br />

men. Heutzutage gehört er je doch<br />

eher zu den vergessenen Dichtern,<br />

und so mancher geht an seinem<br />

Konterfei vorbei, ohne zu wissen,<br />

welche Geschichte(n) sich hinter<br />

der Büste verbirgt.<br />

1. Preis: Eine Original-Rheinkiesel-Kette<br />

der Fa. Uhren-Stang<br />

(Einzelheiten siehe Seite 9)<br />

Ferner verlosen wir wie immer<br />

zehn attraktive Buchpreise.<br />

?Dazu unsere Fragen:<br />

Wie heißt der Arzt und Dichter,<br />

von dem hier die Rede ist,<br />

mit bürgerlichem Namen?<br />

Wo findet man seine hier<br />

gezeigte Büste?<br />

Welches beliebte öffentliche<br />

Verkehrsmittel fährt in Sicht -<br />

weite vorbei?<br />

Bitte schicken Sie uns Ihre Lösung bis zum 10. Februar 2013,<br />

per Post: (Anschrift s. Seite 3), per E-Mail: info@rheinkiesel.de,<br />

per Fax: 0 22 24 / 900 292 oder telefonisch unter 0 22 24 / 7 64 82<br />

(Anrufe auf Anrufbeantworter kön nen nicht gewertet werden).


Des Rätsels Lösung aus der Januar-<strong>Ausgabe</strong><br />

Die richtigen<br />

Antworten lauten:<br />

In welcher Stadt ist unsere<br />

Darstellung zu finden?<br />

Bad Honnef,<br />

Ecke Kirch-/Hauptstraße<br />

Welche Tiere zeigt sie?<br />

Pferd, Widder, Stier<br />

Wie heißt der nahe<br />

Brunnen, der Kinder in<br />

seinen Bann zieht?<br />

Vogelbrunnen<br />

Fortuna hat<br />

entschieden:<br />

Über den 1. Preis, einen<br />

Gutschein für 2 Ayurveda-<br />

Ganzkörper-Massagen in<br />

der FITLINE Sport- und<br />

Wellness-Oase Bad Honnef<br />

kann sich freuen:<br />

Lothar Vreden,<br />

Königswinter<br />

Je 1 Exemplar der neuen<br />

Publikation des VVS „Die<br />

Burgenlandschaft des<br />

Siebengebirges“ erhalten:<br />

Girke, Renate<br />

Dötzer, Elfriede,<br />

Windhagen<br />

Heuser, Marlies,<br />

Königswinter<br />

John, Petra,<br />

Bad Honnef<br />

Renner, Werner,<br />

Königswinter<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

allen Gewinnern!<br />

Den vielen Leserinnen<br />

und Lesern, die mitgemacht<br />

haben, ein herzliches<br />

Dankeschön!<br />

Alle Gewinner werden<br />

wie immer schriftlich<br />

benachrichtigt.<br />

Das unsichtbare<br />

Schmuckstück<br />

Der Oberdollendorfer Bildhauer<br />

Erne mann Sander, der unter anderem<br />

auch den bekannten Esel -<br />

brun nen an der Königswinterer<br />

Rhein promenade schuf, ist der<br />

Urheber dieses ansehnlichen Wer -<br />

kes aus Muschelkalk. Das von uns<br />

gesuchte Kunstwerk steht mitten<br />

in Bad Honnef, Ecke Kirch-/<br />

Hauptstraße. Als 1978 die Hon -<br />

ne fer Fußgängerzone entstand,<br />

entschloß man sich, den Be reich<br />

mit einem Brunnen zu schmücken.<br />

Doch selbst die Leser, die auf An -<br />

hieb wußten, wo das Kunstwerk<br />

Der Sponsor des Februar-Rätsels<br />

Die attraktive Kette (siehe unser<br />

Foto) hat einen Durchmesser<br />

von ca. 20 cm und enthält<br />

neben dem Rheinkiesel Steine<br />

aus Chalze don. Damit ist jedes<br />

Schmuck stück dieser Art ein<br />

Uni kat. Dennoch ist der Preis<br />

mit € 79 durchaus erschwinglich.<br />

Das inhabergeführte<br />

Unter -<br />

neh men STANG<br />

hat sich auf Uhren<br />

und Schmuck spezialisiert.<br />

Es ist kaum zu glauben, daß<br />

dieses Traditionsunter neh men<br />

seit 1876 schon existiert – und<br />

zwar am gleichen Platz; in der<br />

Honnefer Haupt straße.<br />

Inhaberin Heidi Stang sieht die<br />

Basis des Unternehmens nicht<br />

nur in ihrem handver<strong>lesen</strong>en<br />

An gebot, sondern auch in einer<br />

Augenblick mal!<br />

Da läuft man seit Jahrzehnten an etwas vorbei – und nimmt<br />

es offenbar gar nicht wahr. Dabei ist der sogenannte Tier -<br />

brunnen im „Rheinischen Nizza“, nach dem wir unserem Rät -<br />

sel im Januar-Heft fragten, eigentlich gar nicht zu übersehen.<br />

zu finden ist, mußten gelegentlich<br />

passen, wenn es darum ging, welche<br />

Tiere dargestellt werden: Unter<br />

anderem nannten sie Schafe, Esel<br />

und sogar Elefanten!<br />

Unikat mit Rheinkiesel<br />

Ein wahres Schmuckstück ist diese außergewöhnliche<br />

Kette, die uns das Haus UHREN-STANG als Preis für uns<br />

Rätsel im Monat Februar zur Verfügung stellt.<br />

kom petenten Beratung,<br />

die viele Kundinnen<br />

und Kunden seit langer<br />

Zeit zu schätzen wissen.<br />

Das schließt die<br />

jüngere Gene ration<br />

durchaus mit ein,<br />

wie Frau Stang<br />

betont.<br />

Uhren und Schmuck<br />

Hauptstr. 59<br />

53604 Bad Honnef<br />

Tel. 02224/2320<br />

Februar 2013 9


Region<br />

Gruß vom<br />

Gebirgsbach<br />

Kieselsteine faszinieren nicht nur Kinder durch ihre Vielfalt<br />

an Formen und Farben. Eine bemerkenswerte Sonder ausstellung<br />

im Mineralogischen Museum der Universität Bonn<br />

lüftet so manches Geheimnis um die vermeintlichen Aller -<br />

weltssteine.<br />

Gleich vorweg: So etwas wie einen<br />

„Kieselstein“, ja gar einen „Rhein -<br />

kiesel“, kennen Geologen nicht.<br />

„Kiesel“ ist vielmehr ein umgangssprachlicher<br />

Begriff für Kies, der<br />

zu den sogenannten Locker sedi -<br />

men ten zählt. Zu „Sedimenten“<br />

zählt auch, was fließende oder stehende<br />

Gewässer auf ihrem Grund<br />

oder an ihren Rändern ablagern.<br />

Und genau dort finden wir die<br />

Kieselsteine: am Ufer vom Rhein<br />

und anderen Flüssen. So gibt es<br />

nicht nur „Rheinkiesel“, sondern<br />

auch „Isarkiesel“, „Donaukiesel“<br />

oder „Elbkiesel“.<br />

Wer Kieselsteine finden möchte,<br />

wartet am besten, bis der Rhein<br />

(oder ein anderer Fluß) Niedrig -<br />

wasser hat. Dann tauchen an vielen<br />

Stellen Kiesstrände auf, die zum<br />

Suchen einladen. Wer Lupe und<br />

Hammer mitnimmt, kann noch<br />

mehr über die Steine erfahren:<br />

Welche feinen Strukturen zeigen<br />

sich erst im Vergrößerungsglas?<br />

Wie sieht der Stein in seinem<br />

Inne ren aus? Wer möchte, kann<br />

sich bei der Suche nach Kiesel -<br />

steinen auch von Fachleuten an -<br />

leiten lassen (siehe Kasten auf<br />

Seite 12).<br />

Versteckte<br />

Farb envielfalt<br />

Am Gebirgsbach findet sich Gestein in vielen Größen<br />

10 Februar 2013<br />

Gräulich, grünlich, bräunlich: Auf<br />

den ersten Blick scheinen sich<br />

viele Gesteine nicht großartig voneinander<br />

zu unterscheiden. Ver -<br />

ant wortlich dafür sind Kieselalgen<br />

(Diatomeen), die die Gesteins -<br />

Schmucker Handschmeichler vom Rheinufer<br />

ober flächen überziehen. Sie enthalten<br />

einen Farbstoff namens<br />

Fucoxanthin, der sich übrigens<br />

auch in Schneckenhäusern oder<br />

Vogelfedern findet. Die mikros -<br />

kopisch kleinen Algen bilden<br />

einen glitschigen Überzug in den<br />

typischen Farben. Erst bei genauem<br />

Hinschauen zeigt sich jedoch,<br />

daß die Gesteine in Wahrheit<br />

weiß, rot, grün, schwarz und<br />

braun gefärbt sind.<br />

Eine Frage der Größe<br />

Geologen teilen Kieselsteine an -<br />

hand ihrer Korngröße ein: Fein -<br />

kies umfaßt Steine von zwei bis<br />

maxi mal 6,3 Millimeter Korn -<br />

größe, Mittelkies 6,3 bis 20 Milli -<br />

meter und Grobkies 20 bis 63<br />

Milli meter große Steine. Kleinere<br />

„Steine“ heißen Sand, größere bis<br />

zu 200 Millimeter Korngröße<br />

Gerölle.<br />

Doch was eher nach Abfall klingt,<br />

birgt interessante geologische Ge -<br />

schichten. Bäche, Flüsse, aber<br />

auch die Meeresbrandung tragen<br />

laufend solche Gesteine mit sich.<br />

Weit oben am Flusslauf sind sie<br />

noch vergleichsweise eckig und<br />

spitz. Das ständige Hin- und Her<br />

der Steine schleift mit der Zeit<br />

Schmucke Rheinkiesel<br />

Rheinkiesel-Fans aufgepaßt:<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> verlosen wir<br />

eine Schmuckkette mit einem<br />

echten Rheinkiesel-Stein.<br />

Details auf Seite 9<br />

Ecken und Kanten ab, bis schließlich<br />

die runden oder ovalen, glatten<br />

Kieselsteine entstehen, die wir<br />

am Rheinufer sammeln können.<br />

Das geht überraschend schnell:<br />

Schon Gerölle, die nur 15 bis 30<br />

Kilometer weit im Fluß gereist


„ „Dichter sind reine Kiesel,<br />

an die der schöne Himmel<br />

und die schöne Erde und die<br />

heilige Religion anschlagen,<br />

daß die Funken fliegen.“<br />

Matthias Claudius,<br />

1740 - 1815<br />

“<br />

sind, sind schon stark gerundet.<br />

Je kleiner und runder die einzelnen<br />

Kieselsteine sind, desto länger<br />

war meist der Transportweg:<br />

Große, wenig gerundete Gesteins -<br />

brocken findet man eher am Ur -<br />

sprungsort, etwa am Gebirgsfluß,<br />

je weiter die Reise der Kiesel zum<br />

Meer geht, desto kleiner und<br />

feiner werden sie. Ein Kieselstein<br />

aus dem Quellgebiet des Rheins<br />

kann auf seiner Reise bis zur<br />

Nordsee leicht 1.000 Kilometer<br />

und mehr zurücklegen. Doch für<br />

Jeder Kiesel erzählt eine geologische Geschichte<br />

viele Gesteine endet die Reise auf<br />

einer Ufer-, Sand- oder Kiesbank<br />

wie zum Beispiel bei uns am<br />

Rhein. Die Gesteine, die es bis zur<br />

Nordsee schaffen, erreichen ihr<br />

Ziel meist als winziges Sandkorn<br />

oder gar feinster Ton.<br />

Reise im Wasser<br />

Region<br />

Damit ein etwa faustgroßer Kie sel -<br />

stein vom Wasser mitgerissen<br />

wird, muß der Fluß etwa 3,6 Kilo -<br />

meter pro Stunde schnell fließen.<br />

Deutlich kleinere Gesteine dagegen<br />

werden in der Regel schwimmend<br />

verfrachtet. Im Rhein richtet<br />

sich die Fließgeschwindigkeit<br />

wie in allen Gewässern nach dem<br />

Wasserstand und nach dem Ver -<br />

lauf, also etwa Biegungen. Je höher<br />

der Pegelstand, desto schneller ist<br />

das Wasser unterwegs. Bei Köln<br />

be trägt die Fließgeschwindigkeit<br />

in den Sommermonaten meist<br />

Februar 2013 11


Region<br />

Kinderspielzeug, Kunstwerk und meditatives Moment<br />

fünf bis sechs Kilometer pro<br />

Stunde, im Winter und bei Hoch -<br />

wasser bis zu zehn Stunden -<br />

kilometer.<br />

Von der Quelle bis<br />

zur Mündung<br />

Die lange Reise der Kiesel im<br />

Strom war bereits schon einmal<br />

Thema im Rheinkiesel:<br />

Sie finden die Geschichte „Von<br />

der Quelle bis zur Mündung“ im<br />

Heft 6/2007, das Sie kostenlos<br />

auf unserer Homepage abrufen<br />

können: www.rheinkiesel.de<br />

12 Februar 2013<br />

Kleine Kiesel-Kunde<br />

Auch die Zusammensetzung des<br />

Ge steins bestimmt, wie ein Kiesel -<br />

stein aussieht. Doch die Form der<br />

Kieselsteine hängt dabei nicht<br />

allein vom Transportweg und<br />

der Fließgeschwindigkeit, sondern<br />

auch von der Zusammensetzung<br />

der Steine, das heißt von ihrem<br />

Mineralbestand, der Anordnung<br />

der jeweiligen Minerale zueinander<br />

und von ihrer Härte ab: Weiche<br />

Gesteine wie Kalke werden aufgerieben<br />

und zersetzen sich schon<br />

nach wenigen Kilometern. Nur<br />

die widerstandsfähigsten, harten<br />

silikatischen Gesteine überstehen<br />

die lange Reise. Dazu gehören<br />

Gra nite, Quarze, Kieselschiefer,<br />

Quarz-Sandsteine sowie quarz -<br />

reiche Vulkanite. Quarz besteht<br />

aus Siliziumdioxid, aus dem zum<br />

Bei spiel auch Fensterglas herge-<br />

„<br />

„In der Wissenschaft<br />

gleichen wir alle nur<br />

den Kindern, die am Rande<br />

des Wissens hie und da einen<br />

Kiesel aufheben, während<br />

sich der weite Ozean des<br />

Unbekannten vor unseren<br />

Augen erstreckt.“<br />

Sir Isaac Newton,<br />

1643–1727<br />

“<br />

stellt wird. Es ist das zweithäufigste<br />

Mineral unserer Erdkruste.<br />

Einige Kieselsteine, etwa der<br />

Quarz sandstein, enthalten manchmal<br />

eine helle Bänderung oder<br />

feine Linien, die aus Quarz bestehen.<br />

Runde Kiesel bestehen beispielsweise<br />

aus oft wie gepunktet<br />

erscheinendem Granit oder Dio -<br />

rit. Flache, platte Kiesel stammen<br />

zum Beispiel aus Gneis (häufig ge -<br />

bändert) oder dem typischerweise<br />

blau-grauen Schiefer.<br />

Mein Freund, der Kieselstein<br />

Sonderausstellung<br />

Mineralogisches Museum<br />

der Universität Bonn<br />

Poppelsdorfer Schloß<br />

Meckenheimer Allee 169<br />

53115 Bonn<br />

Tel. 02 28 / 73 97 76 oder 73 27 64<br />

min-museum@uni-bonn.de<br />

Eintritt: Erwachsene: € 2,50/<br />

erm. 1,50, Kinder und Jugend -<br />

liche bis 16 Jahre frei<br />

Öffnungszeiten: Mittwochs und<br />

freitags: 15-18 Uhr, sonntags:<br />

10-17 Uhr, an Feiertagen ge -<br />

schlossen<br />

Steinreich dank<br />

Kiesel<br />

Und natürlich kann man mit Kies<br />

richtig viel „Kies“ verdienen, denn<br />

heute sind Sand und Kies ökonomisch<br />

gesehen der wichtigste verbliebene<br />

Bodenschatz Deutsch -<br />

lands: Ohne die kleinen, aber feinen<br />

Steine gäbe es keine Straßen,<br />

keinen Beton, deshalb auch keine<br />

modernen Gebäude, keine Flach -<br />

dächer und auch keine Picknick-<br />

Saison am Rheinufer. •<br />

Dr. Renate Schumacher<br />

Mineralogisches Museum<br />

der Universität Bonn<br />

Geologische Expeditionen<br />

am Rheinufer<br />

Lernen Sie die Entwick lungs ge -<br />

schich te des Rheins und seiner<br />

Ab lagerungen kennen, sammeln<br />

Sie Rheingerölle, erfahren Sie<br />

deren Herkunft, unterscheiden<br />

sie und geben ihnen die korrekten<br />

Namen.<br />

Termine auf Anfrage<br />

Sven von Loga<br />

Breibergstr. 4, 50939 Köln<br />

Tel.02 21 / 86 09 015<br />

mailbox@uncites.de<br />

www.uncites.de/rheinkiesel


Eine Geschichte<br />

mit Bart<br />

Flechten fristen häufig nur als Randerscheinung ihr Dasein –<br />

als unscheinbarer, „staubiger“ Belag, ungeliebte Flecken<br />

auf uraltem Gemäuer und schlichtweg unbekannt als<br />

„Moos“. Dabei han delt es sich bei ihnen um faszinierende<br />

Lebewesen, die in extremen Lebensräumen verblüffende<br />

Leistungen erbringen.<br />

So bietet schon die kleine Gruppe<br />

der einheimischen Bartflechten<br />

(Gattung Usnea), eine auch als<br />

„Baumbart“ bekannte Rarität der<br />

heimischen Natur, jede Menge<br />

Stoff, um Interessantes und Fas zi -<br />

nierendes zu erzählen. Grund -<br />

sätzlich handelt es sich bei Flech -<br />

ten nicht um Pflanzen, sondern<br />

um höchst merkwürdige, einmalige<br />

Lebensgemeinschaften, die sich<br />

aus Algen und Pilzen zusammen -<br />

setzen (vgl. rheinkiesel 2/2003).<br />

Jeder Partner profitiert vom an de -<br />

ren in dieser sogenannten Sym -<br />

bio se.<br />

Partnerschaft mit Pilz<br />

Was so gemütlich, friedlich und<br />

nett klingt ist aus wissenschaftlicher<br />

Sicht eher eine Art Notge mein -<br />

schaft: Ohne den jeweiligen Part -<br />

ner hätten sowohl Alge als auch<br />

der Pilz alle Mühe, dort zu exis tie -<br />

ren, wo wir Flechten finden können.<br />

Außerdem ist das friedliche<br />

Miteinander der beiden Arten nur<br />

so lange gewährleistet, wie die ent -<br />

sprechenden äußeren Bedin gun -<br />

gen herrschen. Unverblümter aus -<br />

ge drückt: Der Pilz „melkt“ die<br />

Alge regelrecht, die aus Licht,<br />

Wasser bzw. Luftfeuchtigkeit und<br />

dem Kohlendioxid der Luft Zu k -<br />

ker und damit existenzielle Nähr -<br />

stoffe produziert.<br />

Als Gegenleistung verleiht er dem<br />

Gebilde eine Gestalt, etwa die<br />

einer langfädigen, feinen Bart -<br />

flech te. Das allein ist schon ein<br />

kleines Wunder, denn auf sich<br />

allein gestellt, bleiben Algen nur<br />

unscheinbarer Staub und Schleim.<br />

Weiterhin sorgt der Pilz für eine<br />

Befestigung am Untergrund und –<br />

mit das Wichtigste für die dauerhafte<br />

Existenz in der Natur – für<br />

eine ordentliche Überlebens- und<br />

Ausbreitungsstrategie. Überdies<br />

schützt der Pilz den Organismus<br />

vor Austrocknung, Frost und zu<br />

viel Sonne, sprich UV-Strahlung.<br />

Dieses „joint venture“, wie man<br />

ein solches Konzept in der Fach -<br />

sprache der Ökonomen nennen<br />

KRANKENGYMNASTIK-PRAXIS<br />

1985<br />

Stephan Elster<br />

Theodor-Waechter-Straße 22<br />

53604 Bad Honnef<br />

Telefon 0 22 24 / 60 65<br />

Telefax 0 22 24 / 60 56<br />

Termine nach Vereinbarung – alle Kassen<br />

www.krankengymnastik-elster.de<br />

28<br />

JAHRE<br />

Mittlerweile ein seltener Anblick<br />

2013<br />

Unser Therapieangebot<br />

��Krankengymnastik/Physiotherapie<br />

��Krankengymnastik<br />

auf neurophysiologischer<br />

Grundlage<br />

��Krankengymnastik<br />

nach dem Bobath-Konzept<br />

��Krankengymnastik<br />

im Schlingentisch<br />

��Manuelle<br />

Therapie<br />

��Psychomotorik<br />

��Atem-<br />

und Entspannungstherapien<br />

��Schwangerschafts-<br />

und Rückbildungsgymnastik<br />

��Sportphysiotherapie<br />

��med.<br />

Trainingstherapie<br />

��orth.<br />

Rückenschule<br />

��Wärmeanwendung<br />

(Heißluft)<br />

��Eisanwendung<br />

(Natureis, cool pak)<br />

��Hausbesuche<br />

Natur<br />

Februar 2013 13


Natur<br />

würde, klingt überzeugend. Dank<br />

der gemeinsamen Strategie können<br />

wir Flechten praktisch überall<br />

finden: auf jedem Kontinent, in<br />

trocken-heißen Gebieten, in Kälte -<br />

wüsten, in Tief- und Höhenlagen,<br />

auf Boden, Fels oder Vegetation.<br />

Zu den spektakulären Lebens -<br />

räumen zählen die Panzer der<br />

Riesen schildkröten auf den Gala -<br />

pagos-Inseln oder Steine, in denen<br />

feinste Flechtenstränge fast un -<br />

sichtbar wachsen. Auch der Kölner<br />

Dom ist nicht nur ein prächtiges<br />

Bau werk in unserer Region – er ist<br />

auch ein gigantischer Kunstfelsen,<br />

den mehr als 30 Flechtenarten be -<br />

siedeln. Aber auch andere Gegen -<br />

stände dienen den langsam wachsenden<br />

Flechten als Unterlage,<br />

etwa Autowracks oder Plastik -<br />

flaschen.<br />

Dekorative<br />

Baumbärte<br />

Grüne Bartflechten erinnern an Farne oder Moose<br />

14 Februar 2013<br />

Erstaunliche 1.700 verschiedene<br />

Flechtenarten beherbergt Deutsch -<br />

land; in den Bundesländern Nord -<br />

rhein-Westfalen und Rheinland-<br />

Pfalz sind es etwa halb so viele.<br />

Unsere auf Bäumen wachsenden<br />

gelblich-grünen Bartflechten sind<br />

besonders beeindruckend und de -<br />

ko rativ. Nicht umsonst werden sie<br />

„Baumbart“ genannt und standen<br />

vermutlich Pate für eine gleichnamige<br />

Figur im berühmten Fan -<br />

tasy-Epos „Herr der Ringe“.<br />

So filigran die „Flechtwerke“ sind,<br />

so empfindlich sind sie auch. Sie<br />

reagieren mit Rückzug, kränkelndem<br />

Wuchs und Ab- oder gar<br />

Aus sterben auf Luftschadstoffe aus<br />

Industrie, Hausbrand und Ver -<br />

„ „Gute Bücher sind<br />

etwas ebenso Natürliches<br />

und Urtümliches, Geheimnis -<br />

volles und Wunder bares, und<br />

Fruchtbares wie Pilze und<br />

Flechten.“<br />

Henry David Thoreau,<br />

1817–1862<br />

“<br />

kehr, aber auch auf Ausgasungen<br />

der Massentierhaltung. Grund sätz -<br />

lich ist die Gesundheit der Flech -<br />

ten angeschlagen: Mehr als die<br />

Hälfte von ihnen findet sich in<br />

den „Roten Listen gefährdeter<br />

Arten“, ihr Bestand ist also bedroht;<br />

einige gelten bereits als ausgestorben.<br />

Auch alle Bartflechtenarten sind<br />

ge fährdet, weshalb jedes Vor kom -<br />

men etwas Besonderes ist. Gleich<br />

drei Arten sind erfreulicherweise<br />

im Siebengebirge zuhause: Rau -<br />

haarige und Fädliche Bartflechte<br />

(auch „Gewöhnlicher Baumbart“<br />

genannt) sowie eine Art, die noch<br />

nicht einmal einen deutschen<br />

Namen besitzt, kommen hier vor.<br />

Soweit die gute Nachricht.<br />

Kümmerliches<br />

Zwergwachstum<br />

Die Kehrseite der Medaille sieht so<br />

aus, daß von dem Dutzend Bart -<br />

flechtenarten, die in Nordrhein-<br />

Westfalen und Rheinland-Pfalz<br />

nachgewiesen sind, die Hälfte be -<br />

reits ausgestorben ist oder seit et -<br />

lichen Jahren nicht mehr gesichtet<br />

wurde. Und auch der Zustand der<br />

Exemplare in unserer Region deu -<br />

tet weniger auf ein Florieren als<br />

vielmehr auf ein Vegetieren hin.<br />

Die lediglich zerstreut und vereinzelt<br />

vorkommenden Bärtchen in<br />

Länge von einem bis sechs Zen -<br />

timeter sind weit entfernt von<br />

den 15 bis 20 Zentimeter langen<br />

„Rauschebärten“ in Gebieten mit<br />

optimalen Bedingungen. Von da -<br />

her ist es auch sehr schwer, im<br />

Siebengebirge Bartflechten zu er -<br />

spähen, zumal sie nicht immer<br />

male risch von den Zweigen hängen.<br />

Am wahrscheinlichsten gelingt<br />

dies noch an unerwartet profanen<br />

Stand orten: Alte Obstbaum -<br />

stämme, morsche Pfosten und<br />

ver gessene Holzbänke werden stellenweise<br />

besiedelt. Die meisten<br />

Exemplare aber wachsen, wie es<br />

sich von Natur aus gehört, in<br />

mehreren Metern Höhe am<br />

Ansatz der Kronenäste hoher<br />

Bäume. Mit ihrer Bartlänge von<br />

nur wenigen Zentimetern sind sie<br />

dort dem Blickfeld des Menschen<br />

entrückt. Nur echte Flechten-<br />

Freunde oder wissbegierige Wis -<br />

sen schaftler werden sie mit ent -<br />

sprechendem Aufwand zu Gesicht<br />

bekommen.<br />

Aufatmen im Wald<br />

Genau dies ist auch bei der letzten<br />

umfassenden Studie zu den Flech -


Wie ein grüner Waldgeist<br />

ten im Siebengebirge Mitte der<br />

1990er Jahre geschehen. Dabei<br />

kletterten Wissenschaftler und<br />

Na turschützer gezielt in die Baum -<br />

kronen. Das Ergebnis der Studie<br />

belegte zum einen, daß Flechten<br />

bei uns selten und massiv ge -<br />

fährdet sind. Doch die Wissen -<br />

schaftler verzeichneten auch eine<br />

positive Entwicklung: Im Ver -<br />

gleich zu einer älteren Inventari -<br />

sierung der Flechtenflora aus den<br />

1950er-Jahren war die Gesamtzahl<br />

der Flechtenarten bei uns ge stiegen<br />

– vermutlich die Folge einer natürlichen<br />

Wieder besied lung.<br />

Doch was vor 40 Jahren nur vor<br />

sich hin kümmerte, präsentiert<br />

sich jetzt vergleichsweise gesund<br />

und stark: Unsere heimischen<br />

Flech tenarten sind heutzutage<br />

nicht nur häufiger, sondern machen<br />

auch einen vitaleren Eindruck als<br />

noch vor einem halben Jahrhun -<br />

dert. Hauptgrund dafür dürften<br />

die Anstrengungen zur Luftrein -<br />

haltung sein, die zu einer deutlichen<br />

Reduktion von Schwefel -<br />

dioxid, Stickoxiden und Ammo -<br />

niak in unserer Atemluft führte.<br />

Man ahnt, daß die so sichtbar ge -<br />

machte Verbesserung der Luftqua -<br />

li tät nicht nur den Flechten, sondern<br />

auch uns Menschen zugute<br />

kommt. Weil Flechten so sensibel<br />

auf Änderungen ihres Umfelds<br />

reagieren, nennen Biologen sie da -<br />

her auch „Zeigerorganismen“ oder<br />

„Bioindikatoren“: Anhand von<br />

Flechten kann der Fachmann zum<br />

Beispiel erkennen, wie es um die<br />

Luftqualität in einer Region be -<br />

stellt ist.<br />

Lebensspendendes<br />

Naß<br />

Neben sauberer Luft benötigen<br />

Bartflechten Feuchtigkeit für ihr<br />

Wohlergehen – und ein hohes<br />

Maß an Sicherheit. Da Flechten<br />

schätzungsweise nur ein Milli -<br />

meter pro Jahr und damit äußerst<br />

langsam wachsen, sind sie auf langlebige<br />

Standorte angewiesen. Da -<br />

mit treten sie in Konkurrenz zum<br />

wirtschaftenden Menschen, der –<br />

ruckzuck! – Felsen sprengt, Mauern<br />

poliert und Bäume fällt. Es wundert<br />

daher kaum, wenn sich Bart -<br />

Natur<br />

flechten in Gebirgen und entlegenen<br />

Gebieten am wohlsten fühlen.<br />

Wenn sich der Mensch in den sensiblen<br />

Bereichen etwas zurück -<br />

nimmt, können Flechten größer<br />

und die Welt somit wieder ein<br />

Stück bunter werden.<br />

Das hängt aber zusätzlich davon<br />

ab, ob es feucht genug für Flech -<br />

ten ist. Angesichts des drohenden<br />

Klimawandels ist die Zukunft un -<br />

gewiß: Hitze und Trockenheit<br />

machen ihnen das Leben auf der<br />

einen Seite schwer, doch wenn<br />

unsere Winter milder und feuch -<br />

ter werden, wie kürzlich im De -<br />

zem ber und Januar, können Flech -<br />

ten in der kalten Jahreszeit aktiv<br />

werden. Dann erwachen sie aus<br />

ihrem Zustand (fast) völliger Aus -<br />

trocknung und nicht mehr messbarer<br />

Lebensfunktionen, nehmen<br />

Farbe an, fahren den Stoffwechsel<br />

hoch und zeigen – Bartwuchs …<br />

Wie gut es ihnen geht, kann man<br />

dann direkt an der Länge ihrer<br />

Bärte ab<strong>lesen</strong>. •<br />

Ulrich Sander<br />

Februar 2013 15


Kieselchen<br />

Die Sache mit den<br />

Blubberbläschen<br />

Es prickelt herrlich frisch auf der Zunge und löscht ideal den<br />

Durst: Mineralwasser, am leckersten direkt aus der Flasche.<br />

Doch woraus bestehen eigentlich die Blubberbläschen, und<br />

wie kommen sie in die Flasche?<br />

Klar, die Blubberbläschen bestehen<br />

aus Kohlensäure. Die entsteht,<br />

wenn man Kohlendioxid –<br />

also das Gas, das wir ausatmen –<br />

in Wasser löst. Theoretisch könnt<br />

Ihr also selbst Sprudelwasser herstellen:<br />

Nehmt Euch ein Glas mit<br />

Leitungswasser und pustet mit<br />

einem Strohalm kräftig hinein.<br />

Da bei bilden sich Blubber bläs -<br />

chen.<br />

So ähnlich kommen auch die<br />

Blubberblasen ins Sprudelwasser,<br />

in Cola und Limo. Allerdings pus -<br />

Rund ums<br />

Trinkwasser<br />

• Rund 220 Mineralbrunnen<br />

fördern Mineralwasser in<br />

Deutschland<br />

• Etwa 500 verschiedene<br />

Mineralwassermarken<br />

gibt es<br />

• Jeder Deutsche trinkt<br />

im Schnitt 137 Liter<br />

Mineral- und Heilwasser<br />

im Jahr – das ist eine ganze<br />

Bade wanne voll!<br />

Schmidt & Ankele<br />

Rechtsanwälte<br />

in Bürogemeinschaft mit<br />

Marlies Lichtenberg<br />

Rechsanwältin<br />

auch Fachanwältin für Familienrecht<br />

16 Februar 2013<br />

tet in der Sprudelfabrik niemand,<br />

sondern die Kohlensäure stammt<br />

aus riesigen Gasflaschen. Damit<br />

sich die Kohlensäure gut im<br />

Wasser löst, also viele Blubber bläs -<br />

chen entstehen, die auch länger im<br />

Wasser bleiben, braucht man viel<br />

Druck: Nur so verteilen sich die<br />

Bläs chen gleichmäßig. In der<br />

Sprudelfabrik dauert das übrigens<br />

nur sieben Sekunden pro Flasche!<br />

Zisch und Blubb!<br />

Wenn man eine Mineralwasser -<br />

flasche aufmacht, zischt es: Beim<br />

Öffnen der Flasche entweicht ein<br />

Teil dieses Drucks. Ein Teil der<br />

Bläschen verschwindet. Das gilt<br />

vor allem, wenn man die Flasche<br />

vorher gut geschüttelt hat. Wenn<br />

man die Flasche nicht verschließt,<br />

entweicht jedoch nach und nach<br />

alle Kohlensäure: Sprudelwasser<br />

schmeckt dann wie Leitungs -<br />

wasser – und Limonade? Wie ein -<br />

ge schlafene Füße!<br />

Übrigens enthält auch Grund -<br />

wasser häufig von Natur aus etwas<br />

Kohlensäure. Doch was in der<br />

Flasche angenehm prickelt, würde<br />

E-Mail info@sunda-rechtsanwaelte-bad-honnef.de<br />

Internet www.sunda-rechtsanwaelte-bad-honnef.de<br />

Bernhard-Klein-<br />

Straße 8<br />

53604 Bad Honnef<br />

Tel. 02224.900.310<br />

Fax 02224.900.311<br />

Rohre und Armaturen schädigen,<br />

denn Kohlensäure wirkt gegenüber<br />

Metall recht aggressiv. Des -<br />

halb entzieht man dem Leitungs -<br />

wasser die Kohlensäure. Und so<br />

mancher Haushalt, der keine Lust<br />

mehr hat, Wasserkästen zu schleppen,<br />

benutzt einen Trinkwasser -<br />

sprudler und sprudelt die Kohlen -<br />

säure künstlich wieder in das<br />

Leitungswasser hinein.<br />

So ein Sprudlergerät enthält eine<br />

aus tauschbare Gaskartusche, in<br />

der zwischen 300 und 500 Milli -<br />

gramm Kohlendioxid lagern.<br />

Diese Menge reicht aus, um 100<br />

Liter Trinkwasser zu „besprudeln“!<br />

Wasser - mit Kohlensäure doppelt lecker<br />

Aus den Tiefen<br />

der Erde<br />

Wenn Mineralwasser aus der<br />

Flasche ins Glas sprudelt, hat es<br />

bereits eine lange Reise hinter sich:<br />

Vor vielen Tausend Jahren ist es als<br />

Regenwasser tief ins Erdreich eingedrungen.<br />

Von dort aus sickerte<br />

es durch die verschiedensten Ge -<br />

steinsschichten, bis es sich schließlich<br />

in einem unterirdischen Hohl -<br />

raum gesammelt hat: eine Mine -<br />

ral quelle ist entstanden. Auf seinem<br />

Weg durch die unterschiedlichen<br />

Gesteinsschichten wurde das<br />

Wasser gefiltert. Außerdem lösten


sich Mineralien und gingen ins<br />

Wasser über, zum Beispiel Kal -<br />

zium (steckt in Euren Knochen<br />

und Zähnen), Magnesium (wichtig<br />

für Muskeln und Nerven) und<br />

Kochsalz, eine der wichtigsten<br />

Ver bin dun gen für das Leben.<br />

Auch Koh len säure fand so ihren<br />

Weg in das Wasser. Viele Mineral -<br />

wasser her steller helfen aber beim<br />

Kohlen säure gehalt etwas nach.<br />

Kohlen säure hält das Mineral -<br />

wasser übrigens auch ganz sauber<br />

und frisch: Weil das Wasser leicht<br />

säuerlich schmeckt, haben Bak te -<br />

rien und Algen keine Chance,<br />

darin zu überleben.<br />

Antike Kostbarkeit<br />

Sauberes Trinkwasser war früher<br />

sehr selten: Häufig war das Wasser<br />

schmutzig und enthielt Krank -<br />

heits erreger, so daß viele Men -<br />

schen lieber Bier oder verdünnten<br />

Wein tranken, um nicht krank zu<br />

werden. Doch schon die Römer<br />

entdeckten, daß mineralhaltiges<br />

Wasser nicht nur gut schmeckt,<br />

sondern auch gesund hält: Sie trugen<br />

es teilweise sogar in Ton -<br />

krügen aus Germanien über die<br />

Alpen bis nach Rom! Auch im<br />

Mittelalter schätzten Ärzte Mine -<br />

ral wasser und Badekuren für die<br />

Gesundheit. Im 17. Jahrhundert<br />

war deutsches Mineralwasser so<br />

be gehrt, daß man es auf Segel -<br />

schiffen bis nach England und<br />

Russland, ja sogar nach Amerika<br />

und Australien verschiffte!<br />

Dank der Kohlensäure konnten<br />

die Menschen damals wenigstens<br />

sicher sein, daß das Mineralwasser<br />

Wasser verleiht neuen Schwung<br />

auf seiner Reise nicht verdarb.<br />

Heutzutage muß auch Mineral -<br />

wasser ein Mindesthalt barkeits -<br />

datum tragen – so schreibt es das<br />

Gesetz vor. Meist steht auf den<br />

Flaschen drauf, daß der Inhalt<br />

zwei Jahre haltbar sind. Doch meistens<br />

bleibt Mineralwasser auch<br />

über einen längeren Zeitraum<br />

frisch: Eine ungeöffnete Flasche ist<br />

fast unbegrenzt haltbar. Plastik -<br />

flaschen verlieren allerdings nach<br />

einiger Zeit die Kohlensäure, was<br />

in Glas flaschen erst nach sehr<br />

langer Lage rung passiert.<br />

Bis heute ist kohlensäurehaltiges<br />

Mineralwasser eine deutsche Be -<br />

son derheit. In den meisten anderen<br />

Ländern trinken die Men schen<br />

Wasser ohne Kohlensäure. Das gilt<br />

aber nicht für Cola oder Limo -<br />

nade: In keinem Land der Welt<br />

möchte jemand in diesen Ge -<br />

tränken auf die spritzig-frischen<br />

Blubberbläschen verzichten! •<br />

Euer Kieselchen<br />

Rechtzeitig daran denken:<br />

Zum Valentinstag der Liebsten<br />

Blumen schenken!<br />

Inhaber: Thomas Steinmann · Linzer Str. 117 · 53604 Bad Honnef<br />

Telefon 02224 - 33 48 · Fax 02224 - 96 16 57<br />

Kleine Etikettenkunde<br />

Kieselchen<br />

Trinkwasser ist das Wasser, das aus jedem Wasserhahn kommt.<br />

Weil in Deutschland sehr hohe Anforderungen an die Wasser -<br />

qualität gelten, kann man es hierzulande überall bedenkenlos<br />

trinken. Für die Aufbereitung von Trinkwasser gibt es verschiedene<br />

Verfahren. In manchen Regionen bereitet man Wasser aus<br />

Brunnen in der Nähe von Flüssen und Seen als Trinkwasser auf<br />

– das nennt man „Uferfiltrat“. Andernorts gibt es große Trink -<br />

wasser-Stauseen, etwa die Wahnbachtalsperre bei Siegburg.<br />

Mineralwasser stammt aus den Tiefen der Erde und ist schon<br />

vor Jahrhunderten durch viele Gesteinsschichten gesickert.<br />

So wurde es gefiltert; gleichzeitig reicherten sich bestimmte<br />

Mineralstoffe und Salze im Wasser an.<br />

Tafelwasser ist im Prinzip Leitungswasser („Trinkwasser“),<br />

das mit Zusätzen und Kohlensäure „aufgepeppt“ wurde.<br />

Es darf praktisch überall abgefüllt werden.<br />

Quellwasser stammt aus natürlichen unterirdischen Wasser -<br />

reser voirs. Ursprünglich handelt es sich um Oberflächenwasser,<br />

das auf seinem Weg in die Tiefe nach und nach unterschiedliche<br />

Gesteins schichten durchsickert. Erde, Sand und Kies wirken<br />

wie ein natürlicher Filter, so daß das Quellwasser in großer Tiefe<br />

sehr sauber ist. Außerdem lösen sich bei der Reise des Wassers<br />

Mineralien aus dem Gestein und reichern sich im Wasser an.<br />

Quellwasser muß direkt an der Quelle abgefüllt werden und darf<br />

nicht weiter behandelt werden.<br />

Sodawasser ist Tafel- oder Mineralwasser. Es enthält zudem<br />

Kohlendioxid (Blubberbläschen) und Natron.<br />

„Enteisent“ bedeutet, daß natürlicherweise im Wasser vorkommendes<br />

Eisen chemisch aus dem Wasser entfernt wurde. Würde<br />

dies nicht geschehen, bekäme eine angebrochene Wasserflasche<br />

rasch einen roten Schimmer, und rote Flocken würden sich<br />

am Boden ansammeln, weil das im Wasser enthaltene Eisen<br />

mit dem Luftsauerstoff reagiert und „rostet“.<br />

Februar 2013 17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!