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Download PDF - Pastoral für Menschen mit Behinderung

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kennbaren Stadt-Land-Gefälle und in Abhängigkeit der<br />

Wohn- und Unterbringungsform ausgeprägte und nachvollziehbare<br />

Wünsche nach mehr Autonomie,<br />

Partizipation und inklusiven Freizeitangeboten ausmachen,<br />

bei denen <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistiger<br />

<strong>Behinderung</strong> nichtbehinderte bzw. auch<br />

„neue“ behinderte Freundinnen und<br />

Freunde gewinnen können und sich<br />

größere Chancen zur Freizeitgestaltung<br />

<strong>mit</strong> den gewünschten Freizeitpartner/-innen<br />

ergeben. Auch <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistigen<br />

<strong>Behinderung</strong>en wollen, trotz der auch<br />

bei ihnen deutlich spür- und feststellbaren geschlechterspezifischen<br />

Rollenzuschreibungen, frei wählen können<br />

und Entscheidungs- und Handlungsfreiheiten in Anspruch<br />

nehmen. Eine auf Selbst- und Mitbestimmung ausgerichtete<br />

Angebotsvielfalt, die solche Empowerment-<br />

Kompetenzen (z.B. <strong>mit</strong> Blick auf Selbsterfahrung,<br />

Selbstdarstellung, Selbstvertrauen, Selbstvertretung,<br />

Identität, Beziehungen, Freundschaften, Sexualität,<br />

Lebensgestaltung und -kontrolle) zulassen und die<br />

Emanzipation fördern, scheint deshalb zukünftig unumgänglich.<br />

Mit zunehmendem Schweregrad droht allerdings<br />

auch die soziale, elterliche, institutionelle wie infrastrukturelle<br />

Abhängigkeit im Sinne fremdbestimmter Elemente<br />

zu steigen, während die Möglichkeitsräume der Selbstund<br />

Mitbestimmung sinken. Die Angebotsvielfalt muss<br />

deshalb auch diese <strong>Menschen</strong> erreichen.<br />

Trotz der signalisierten „Kundenzufriedenheit“ <strong>mit</strong><br />

den traditionellen, institutionalisierten Freizeitangeboten<br />

ergeben sich sowohl von den Nutzer/-innen als auch den<br />

Anbietern deutliche Hinweise auf umfassende<br />

Verbesserungen und Veränderungen des Freizeit(er)le-<br />

Behinderte <strong>Menschen</strong> wollen <strong>mit</strong>ten im Leben<br />

stehen, als gleichberechtigte Bürger am gesellschaftlichen<br />

Leben teilhaben und vermehrt Einfluss auf ihre<br />

Lebenszeitgestaltung nehmen.<br />

bens Geistigbehinderter. Grundsätzlich müssen viele der<br />

Freizeitangebote in deutlich zielgruppenbezogene und altersspezifische,<br />

den Lebensphasen (Kindheit; Jugend;<br />

frühes, <strong>mit</strong>tleres, höheres Erwachsenenalter; hohes Alter)<br />

gerecht werdende integrationsstarke Angebote in öffentlichen<br />

Einrichtungen umgewandelt werden, die dann auch<br />

den integrationspädagogischen Prinzipien der<br />

Individualisierung und inneren Differenzierung gerecht<br />

werden und eine inklusive gesellschaftliche Teilhabe am<br />

kulturellen Leben statt exklusiver Sonderveranstaltungen<br />

hervorbringen. Noch aber bestätigen die empirischen<br />

Befunde, dass eine geistige <strong>Behinderung</strong> <strong>mit</strong> Blick auf sehr<br />

unterschiedliche Kontextfaktoren die Partizipationsmög-<br />

<strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Themenschwerpunkt: <strong>Behinderung</strong> und Freizeit _ 15<br />

lichkeiten (vgl. WHO 2000, 17) von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistiger<br />

<strong>Behinderung</strong> im Lebensbereich Freizeit deutlich beeinträchtigt<br />

und es durchaus berechtigt erscheint, bis auf<br />

Weiteres von einer „behinderten Freizeit“ zu sprechen, de-<br />

Auch <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistigen <strong>Behinderung</strong>en<br />

wollen frei wählen können und Entscheidungsund<br />

Handlungsfreiheiten in Anspruch nehmen.<br />

rer sich die Integrationspädagogik grundsätzlich (vgl.<br />

Eberwein 1990, 1996; Feuser 1995; Schöler 1993) und eine<br />

integrative Pädagogik und Didaktik der Freizeit (vgl.<br />

Markowetz 2000b) theoretisch und praktisch noch zu<br />

stellen hat. Leider sind keine empirisch haltbaren<br />

Aussagen darüber, ob der schulischen Integration geistig<br />

behinderter Kinder und Jugendlicher die soziale<br />

Integration im Lebensbereich Freizeit ohne größeres<br />

Hinzutun auf dem Fuße folgt, ausfindig zu machen, wenngleich<br />

grundsätzlich davon auszugehen ist, dass der einzelne<br />

dadurch seine Freizeitinteressen und -–<br />

bedürfnisse als primäre, realitätsnahe Erfahrungen auf<br />

vielfältige Art und Weise entdecken und machen kann.<br />

5. Zusammenfassung, Ausblick und Forderungen<br />

Behinderte <strong>Menschen</strong> wollen <strong>mit</strong>ten im Leben stehen, als<br />

gleichberechtigte Bürger am gesellschaftlichen Leben<br />

teilhaben und vermehrt Einfluss auf ihre<br />

Lebenszeitgestaltung nehmen. Sie wollen frei wählen können<br />

und Entscheidungs- und Handlungsfreiheiten in<br />

Anspruch nehmen. Selbstbestimmung,<br />

Autonomie, Emanzipation,<br />

Antidiskriminierung, Gleichstellung,<br />

Normalisierung, Demokratisierung und<br />

Humanisierung sowie umfassende<br />

Integration und gesellschaftliche<br />

Teilhabe sind dabei die zentralen<br />

pädagogischen, bildungs- und gesellschaftspolitischen<br />

Schlagworte (vgl.<br />

Markowetz 2001a; 2007g). Es geht<br />

darum, den Wechsel vom „Fürsorgeansatz“ zum<br />

„Bürgerrechtsansatz“ zu vollziehen und Inklusion als<br />

<strong>Menschen</strong>recht im Lebensbereich Freizeit umfassend zu<br />

realisieren. Hierzu müssen wir die traditionelle Kultur des<br />

Helfens in der Sonderpädagogik überwinden und<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer <strong>Behinderung</strong> nicht länger als belieferungs-,<br />

anweisungs- und behandlungsbedürftiges Klientel,<br />

sondern als Experten in eigener Sache anerkennen.<br />

Die Liste <strong>mit</strong> Forderungen <strong>für</strong> mehr Integration und<br />

Partizipation behinderter <strong>Menschen</strong> im Lebensbereich<br />

Freizeit ist lang (ausführlich hierzu Markowetz 2000d;<br />

2007f). An die Gemeinden, Kommunen, Städte, Bezirke,<br />

Landkreise, Regierungspräsidien, Landschafts- und

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