Download PDF - Pastoral für Menschen mit Behinderung
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legt. Er macht aber überdeutlich, dass die dort aufgeführten<br />
Maßnahmen, die bis ins Jahr 2020 reichen, nicht dazu<br />
führen werden, dass die Ziele der UN-Konvention auch<br />
nur annähernd erreicht werden.<br />
Natioonale KKoordinationssteelle<br />
Die Nationale Koordinationsstelle Tourismus <strong>für</strong> Alle e. V.<br />
(NatKo) wurde bereits 1999 von sieben bundesweit tätigen<br />
Behindertenverbänden gegründet. Ihr Ziel ist es, die<br />
Öffentlichkeit <strong>für</strong> die Belange von Reisenden <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong>en zu sensibilisieren und Entscheidungsträger<br />
in Politik und Verwaltung sowie der Tourismuswirtschaft<br />
bei der Erreichung von mehr Barrierefreiheit zu<br />
beraten. Unternehmen der Tourismus-wirtschaft haben<br />
von dem Beratungsangebot der NatKo bisher kaum<br />
Gebrauch gemacht. Das mag an der Unterschätzung der<br />
wirtschaftlichen Chancen barrierefreier touristischer<br />
Angebote liegen, kann aber auch darauf zurückzuführen<br />
sein, dass den vielen Familienbetrieben das Geld dazu<br />
fehlt. Das macht deutlich, dass die Herstellung von<br />
Barrierefreiheit auch im Tourismus eine politische Aufgabe<br />
ist, die <strong>mit</strong> öffentlichen Mitteln gefördert werden muss.<br />
Es geht auch nicht nur um Freizeit- und Erholungs-,<br />
sondern auch um Geschäftsreisen. Denn volle Integration<br />
in das Arbeitsleben setzt voraus, dass auch behinderte<br />
Beschäftigte Geschäftsreisen eigenständig durchführen<br />
können. Gleiches gilt hinsichtlich der Durchführung von<br />
Schulausflügen oder Studienreisen, wenn sich in der<br />
Gruppe ein Teilnehmer <strong>mit</strong> einer <strong>Behinderung</strong> befindet.<br />
Die Vertragsstaaten der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
haben <strong>mit</strong> ihrer Unterschrift auch dem Prinzip der<br />
Inklusion, also der gesellschaftlichen Teilhabe von<br />
<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> von Anfang an, zugestimmt.<br />
Da<strong>mit</strong> kann barrierefreies Reisen aber nicht mehr als weniger<br />
notwendig angesehen werden. Reisen ist integraler<br />
Bestandteil unseres beruflichen und gesellschaftlichen<br />
Lebens. Die Bundesregierung hat die Gründung der NatKo<br />
finanziell gefördert, unterstützt inzwischen aber nur noch<br />
Einzelprojekte. Die NatKo führt daher verstärkt Projekte auf<br />
regionaler und kommunaler Ebene durch. Als Beispiele<br />
aus jüngster Zeit sollen an dieser Stelle die Beratung von<br />
30 Gemeinden im <strong>mit</strong>tleren und nördlichen Schwarzwald<br />
sowie in der Eifel die Beratung zur barrierefreien<br />
Gestaltung eines fast fünf Kilometer langen Rundweges<br />
im Nationalpark erwähnt werden. Weitere Regionen sind<br />
dabei, ihr Angebot zu verbessern, wie z. B. der Kreis Wesel<br />
am Niederrhein oder der Naturpark Lüneburger Heide.<br />
Barrierefreiheit ist weit mehr als das, was vielfach als<br />
„behindertengerecht“ bezeichnet wird.<br />
� Eine barrierefrei gestaltete Umgebung hilft gehbehinderten<br />
<strong>Menschen</strong> beispielsweise durch Stufenlosigkeit<br />
und Rampen sowie breite und leicht zu öffnende Türen.<br />
� Sehbehinderten oder blinden <strong>Menschen</strong> nützt eine barrierefreie<br />
Umgebung durch größere Schrift, gute<br />
Kontraste, Bodenleitsysteme und akustische Ampeln.<br />
� Schwerhörigen oder gehörlosen <strong>Menschen</strong> hilft<br />
<strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Themenschwerpunkt: <strong>Behinderung</strong> und Freizeit _ 31<br />
Barrierefreiheit, indem akustische Informationen wie<br />
z.B. Lautsprecheransagen gemäß dem „Zwei-Sinne-<br />
Prinzip“ stets auch in Schriftform angeboten werden.<br />
� <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> kognitiven Einschränkungen hilft<br />
Barrierefreiheit durch Verwendung einer leicht verständlichen<br />
Sprache.<br />
Diese Auflistung macht deutlich, dass eine barrierefrei<br />
gestaltete Umgebung natürlich nicht nur <strong>Menschen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en nützt, sondern ebenso Eltern <strong>mit</strong><br />
Kinderwagen oder Personen <strong>mit</strong> Gepäck, Brillenträgern<br />
ebenso wie allen <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Orientierungsproblemen,<br />
z.B., weil sie sich gerade in fremder Umgebung befinden.<br />
Aufgrund der demografischen Alterung der Bevölkerung<br />
profitieren immer mehr <strong>Menschen</strong> von barrierefreien<br />
Angeboten, auch wenn sie im gesetzlichen Sinne nicht<br />
schwerbehindert sind.<br />
Eine in diesem Sinne richtig verstandene Barrierefreiheit<br />
ist insofern – und das stand bereits in der eingangs<br />
erwähnten Untersuchung des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />
� <strong>für</strong> etwa 10% der Bevölkerung zwingend notwendig,<br />
� <strong>für</strong> 30-40% hilfreich,<br />
� aber <strong>für</strong> 100% komfortabel.<br />
Die NatKo wünscht eine gute und barrierefreie Reise!<br />
Kontakt: leidner@natko.de<br />
*Dr. Rüdiger Leidner ist Vorstandsvorsitzender der Nationalen<br />
Koordinationsstelle.<br />
Mobilitätsservice der Bahn Foto: Natko e.V.