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zu vorgeschichte des lanolins - Deutsche Lanolin Gesellschaft

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ZUR VORGESCHICHTE DES LANOLINS, Schluss<br />

Materials <strong>zu</strong>r Bereitung weisser Salben mittelst Emulsionirung gereinigte Wollfetts mit<br />

Wasser. Die Thatsache, dass das bei den verschiedenen von D i o s k o r i d e s und P l i<br />

n i u s beschhriebenen Verfahren <strong>zu</strong>r Abscheidung <strong>des</strong> Wollfetts gewonnene Product<br />

durch Verreiben mit Wasser weiss werde, war schon den Alten bekannt, wurde aber nur<br />

<strong>zu</strong>r Erkennung seiner Identität, nicht aber <strong>zu</strong> pharmakotakischen Zwecken benutzt. Die<br />

Bereitungsverfahren <strong>zu</strong>r Darstellung der verschiedenen von mir besprochenen<br />

Wollfettpraeparate von den Zeiten <strong>des</strong> Celsus an bis <strong>zu</strong>m zweiten Decennium <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrhunderts lassen das in dem Producte an sich vielleicht vorhandene Wasser als völlig<br />

irrelevant erscheinen, und zwar nicht allein bei den vor<strong>zu</strong>gsweise gebrauchten Pflastern<br />

und Ceraten (Enneapharmacon, Tetrapharmacon, Ceratum oesypatum Galeni und<br />

Philagrii, Diachylon magnum etc.), sondern auch bei den weicheren Formen,<br />

namentlich den in der gynäkologischen Praxis viel verwendeten Pessi S o r a n u s, M u<br />

s c i o 1), P a u l u s v o n A e g i n a u. s. w.) und den als Akcopa bezeichneten<br />

Einreibungen der Alten bei Muskelanstrengungen (D a m o k r a t e s, G a l e n u. s. w.).<br />

Nicht die Rücksicht auf die der Alten unbekannte Verwendbarkeit gänzlich gereinigten<br />

und neutralen Wollfetts <strong>zu</strong>r Bereitung von Salben, sondern der Glaube, dass das Fett<br />

der Schafwolle besondere Heilwirkungen bei bestimmten Krankheiten habe, war für die<br />

medicinische Verwendung in alter Zeit massgebend.<br />

Die Indicationen für die medicinische Verwendung sind <strong>zu</strong>m grossen Theile nicht auf<br />

die Erkenntniss von Wirkungen <strong>des</strong> allein angewendeten Wollproducts basirt, sondern<br />

auf die Wirkung der Arzneiformen, in denen man dieses verwandte. Die bei der<br />

Benut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> den sog. Acopa hervortretenden Heilwirkungen bei Muskelanstrengung<br />

und Rheuma waren sicher nicht specifische Effecte <strong>des</strong> Wollfetts, sondern bei der<br />

Application <strong>des</strong> Acopon ausgeübten Friction und Massage. Bei der Einwirkung auf den<br />

Uterus kam das Wollfett <strong>des</strong> Pessus weniger in Betracht als das Pessarium, auf<br />

welchem es eingeführt wurde. Die merkwürdigen Wirkungen auf die Conception, die<br />

man im Mittelalter dem Wollfett beilegte, die Effecte bei Syphilis, die man im 16.<br />

Jahrhunderte constatirt haben wollte, müssen wir dem gläubigen Gemüthe der<br />

damaligen Aerzte <strong>zu</strong> Gute halten.<br />

Es ist nicht <strong>zu</strong> bezweifeln, dass das Wollfett, das <strong>zu</strong>r Zeit der ersten römischen<br />

Caesaren im Handel vorkam, besonders das geschätzteste von Attika, obschon es nach<br />

den Darstellungsverfahren weder weiss noch neutral sein konnte und wahrscheinlich<br />

nur selten ganz frei von fremden Verunreinigungen war, doch weit besser als die im<br />

Mittelalter und in dem 16., 17. u. 18. Jahrhunderte in die Apotheken gelangenden<br />

Praeparate war, die gegen Ende <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts grade<strong>zu</strong> als stinkend bezeichnet<br />

wurden. In dieser Verschlechterung hat man den hauptsächlichsten Grund <strong>des</strong><br />

Verschwindens <strong>des</strong> Wollfettes aus dem Arzneischatze <strong>zu</strong> erblicken. Mesuë jun. suchte<br />

durch ein von der alten Darstellung wesentlich abweichen<strong>des</strong> und diese<br />

vereinfachen<strong>des</strong> Verfahren die Bereitung aus den Händen der Schafhirten in die der<br />

Apotheker <strong>zu</strong> verlegen, ohne damit jedoch die Herstellung eines geeigneten Praeparates<br />

<strong>zu</strong> erreichen. Die Wiedereinführung der Dioskoridischen Bereitungsvorschrift durch die<br />

Pharmakopoen <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts bürdete den Apothekern grosse Mühe und<br />

Verdriesslichkeit auf und führte schliesslich <strong>zu</strong> einem energischen Proteste Z w e l f e r'<br />

s in der Pharmacopoea Augustana reformata gegen die Beibehaltung <strong>des</strong> Mittels in den

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