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Literatur - Universalie und Kulturenspezifikum - Oapen

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Hebatallah Fathy (Kairo/Gießen)<br />

einanderreihung von Bildern, Metaphern <strong>und</strong> Personifikationen zu variieren. Auch<br />

kamen in den Gedichten Figuren der Gegensätzlichkeit wie Antithesen immer wieder<br />

zum Einsatz. Steigerungen, Parallelismen <strong>und</strong> Wortballungen intensivierten<br />

den Aussagegehalt der Gedichte.<br />

Solche vielfachen Spannungen werden in manchen kulturgeschichtlichen Arbeiten<br />

zum Barock mit der Disziplin der Rhetorik in Verbindung gebracht. Für die<br />

barocke Fassade der Karlskirche in Wien hat Martin Warnke festgestellt, dass sie<br />

belege, „in welchem Ausmaß die Architektur im Barock eine rhetorische Angelegenheit<br />

war, wie alle architektonischen Regeln außer Kraft gesetzt werden konnten,<br />

um eine Botschaft zu verkünden“ (Warnke 1999:336) Interessant ist daher in diesem<br />

Zusammenhang die Dissertation von Markus H<strong>und</strong>emer (1997), die die Relevanz<br />

der rhetorischen Kunsttheorie für die barocke Deckenmalerei untersucht, für<br />

diese eine Struktur der Leidenschafts- <strong>und</strong> Überzeugungslehre feststellt <strong>und</strong> die<br />

vier Gliederungsstufen rhetorischen Vortrags exordio, narratio, argumentatio <strong>und</strong><br />

conclusio in ausgewählten Kunstbeispielen wiedererkennt.<br />

Der in diesen Verhältnissen begründete „theatralische Auftritt am Hof“ ist<br />

auch thematisch in der barocken Lyrik von großem Interesse <strong>und</strong> spiegelt sich in<br />

der Metapher von der Welt als Bühne <strong>und</strong> dem Leben als Rollenspiel wider:<br />

Heutige Welt-Kunst<br />

Anders seyn/ <strong>und</strong> anders scheinen:<br />

Anders reden/ anders meinen:<br />

Alles loben/ alles tragen/<br />

Allen heucheln/ stets behagen/<br />

Allem Winde Segel geben:<br />

Bös <strong>und</strong> Guten dienstbar leben:<br />

Alles Thun <strong>und</strong> alles Tichten<br />

Bloß auf eignen Nutzen richten;<br />

Wer sich dessen wil befleissen<br />

Kan politisch heuer heissen.<br />

(Friedrich von Logau in Maché/Meid 1980:143) 13<br />

c. Memento Mori – Über die Dauer der Vergänglichkeit<br />

Dass im Anschluss an den Dreißigjährigen Krieg das Bewusstsein um die Vergänglichkeit<br />

der menschlichen Existenz verstärkt in den Vordergr<strong>und</strong> tritt, geradezu<br />

alle Lebensbereiche bestimmt <strong>und</strong> gleichermaßen für alle Stände gilt, ist in der<br />

darstellenden Barockkunst nirgendwo anschaulicher dargestellt als in dem Ölgemalde<br />

Valentin Wagners aus dem Jahr 1650 (Großmann 1998:176). Die sterblichen<br />

Überreste von Männern <strong>und</strong> Frauen verschiedener sozialer Herkunft liegen<br />

auf dem Boden zwischen Symbolen irdischen Lebens: Geld, eine Krone, ein Spie-<br />

13 Auch die Emblematik greift das Thema auf, etwa Mathias Holtzwarts Emblem „Höfisches Glück“<br />

(in Holtzwart 2006:79).

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