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Ausgabe lesen - Quartett Verlag Erwin Bidder

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Ein Rundgang durch … Bad Honnef<br />

Rheinisches Nizza<br />

mit Herz und Charme<br />

Auf rätselhaften Pfaden (14)<br />

Der Dichter vom Geckental<br />

Kieselchen<br />

Sonniger Tausendsassa<br />

– die Sonnenblume<br />

Brauchtum<br />

Ein Hoch aufs Brautpaar<br />

Natur<br />

Ödlandschrecken<br />

07<br />

Juli 2010<br />

14. Jahrgang<br />

16 Seiten Veranstaltungstips<br />

• Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef<br />

• Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz


Leihgebühr:<br />

Mo bis Do tägl. € 30,<br />

Fr, Sa oder So € 50<br />

incl. MWSt.,<br />

bei Selbstabholung<br />

und eigenem Betrieb.<br />

Gebühr für mehrere<br />

Tage oder Aufbau/<br />

Betrieb auf Anfrage.<br />

Ab<br />

30€<br />

pro Tag!<br />

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Hüpfburg, Hochleistungsgebläse, 4 Bodenheringe,<br />

20 m Stromkabel und Anleitung.<br />

Maße:<br />

Höhe 250 cm, Breite 250 cm, Tiefe 300 cm<br />

(davon 50 cm Sicherheitspolster im Eingangsbereich)<br />

Reservieren Sie rechtzeitig<br />

Ihren Wunschtermin!<br />

Information, Beratung und Verkauf: Ralf Joswig • Im Sand 62 • 53619 Rheinbreitbach<br />

Telefon: 0 22 24 / 96 18 37 • E-Mail: ralf.joswig@gmx.de • Mobil: 0177 / 456 66 35


Liebe Leserin<br />

und lieber Leser,<br />

Monika Steinbach ist ein echtes<br />

„Honnefer Mädchen“, und sie<br />

kennt ihre Heimatstadt wie kaum<br />

jemand sonst. In ihrer lebhaften<br />

Art weiß sie neben allerlei Wissenswertem<br />

über die Badestadt am<br />

Rhein zudem anschaulich von<br />

manchen „Anekdötchen“ zu berichten.<br />

Lassen Sie sich einladen,<br />

sie gemeinsam mit unserer Autorin<br />

Bettina Schmitt auf einem<br />

Stadtrundgang ins Herz des<br />

Rheinischen Nizza zu begleiten<br />

(Seite 4 bis 6).<br />

Im „Alten Standesamt“ am Honnefer<br />

Marktplatz werden schon<br />

lange keine Ehen mehr geschlossen;<br />

das geschieht heutzutage im<br />

nur wenige Schritte entfernten<br />

„Weißen Riesen“, wie die Honnefer<br />

ihren Rathauskomplex getauft<br />

haben. Wen es für die Trauzeremonie<br />

nach ganz Besonderem<br />

gelüstet, den zieht es inzwischen<br />

auf den Drachenfels. In luftiger<br />

Höhe wird heute im Triebwagen<br />

der Drachenfelsbahn der „Bund<br />

fürs Leben geschlossen“. Von ganzen<br />

anderen Bräuchen weiß Julia<br />

<strong>Bidder</strong> zu erzählen. In Ein Hoch<br />

aufs Brautpaar berichtet sie von<br />

allerlei Hochzeitsbräuchen (Seite 7<br />

bis 9).<br />

Auf anderen Spuren wandeln Sie,<br />

liebe Leserinnen und Leser, wenn<br />

Sie sich gemeinsam mit uns auf<br />

rätselhaften Pfaden bewegen. In<br />

unserer nunmehr 14. Folge dieser<br />

Serie fahnden wir wiederum nach<br />

einem Prominenten, der unserer<br />

Region seinen Stempel aufgedrückt<br />

hat. Gesucht wird diesmal<br />

Der Dichter vom Geckental<br />

(Seite 10/11).<br />

Manche mögens heiß – nein, gemeint<br />

ist ausnahmsweise einmal<br />

nicht der weltberühmte Streifen<br />

aus dem Jahre 1959 mit Marylin<br />

Monroe, Jack Lemmon und Tony<br />

Curtis, sondern etwas gänzlich Unscheinbares:<br />

die Ödlandschrecke.<br />

Lassen Sie sich von dieser lang-<br />

weiligen Bezeichnung bloß nicht<br />

abschrecken. Dipl.-Biologe Ulrich<br />

Sander stellt Ihnen das bemerkenswerte<br />

Tierchen und seine<br />

Lebensbedingungen in Wort und<br />

Bild auf Seite 12/13 vor.<br />

Sie ist gewissermaßen der Inbegriff<br />

der Wärme und folgt im Tagesverlauf<br />

dem größten Gestirn am<br />

Himmelszelt. Richtig: Die Rede<br />

ist von der Sonnenblume, die<br />

unser Kieselchen heute auf den<br />

Seiten 14/15 vorstellt. Ein sonniger<br />

Tausendsassa.<br />

Werfen Sie zu guter Letzt noch<br />

einen langen Blick in unseren um-<br />

Editorial<br />

fangreichenVeranstaltungskalender. Egal, ob Sie dem Postillon<br />

Christian (S. 17) auf seinem Weg<br />

durch die Kaiserzeit folgen, mit<br />

der Honnefer Matthias-Bruderschaft<br />

eine kleine Wallfahrt zur<br />

Landskrone (S. 18) unternehmen<br />

oder aber den Erpeler Osanna-<br />

Markt (S. 16) besuchen: Langeweile<br />

kommt hier bestimmt nicht auf.<br />

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit<br />

und sonnige Sommertage.<br />

Impressum<br />

Titelbild:<br />

<strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong><br />

(Die Aufnahme zeigt den Marktplatz<br />

in Bad Honnef)<br />

Erscheinungsweise:<br />

monatlich, jeweils zum Monatsende<br />

Redaktions- und Anzeigenschlußtermin:<br />

15. des Vormonats<br />

Verteilte Auflage:<br />

15.000 Exemplare<br />

Druckunterlagen: nach Absprache<br />

(auch als pdf-,eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />

Herausgeber: <strong>Verlag</strong>, Vertrieb und Anzeigenverwaltung<br />

<strong>Quartett</strong>-<strong>Verlag</strong>, <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong>, Im Sand 56,<br />

53619 Rheinbreitbach, Tel. 0 22 24 / 7 64 82,<br />

Fax 0 22 24 / 90 02 92, E-Mail info@rheinkiesel.de<br />

Redaktion: <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong> (verantwortlich), Julia <strong>Bidder</strong>,<br />

Paulus Hinz, Ulrich G. Sander, Bettina Schmitt<br />

Gestaltung: DesignBüro Blümling, Köln, mail@bluemlingdesign.de<br />

Illustrationen: Beethoven Orchester Bonn, <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong>,<br />

Julia <strong>Bidder</strong>, Brauchtumsverein Erpel, Festival Elspe,<br />

Pixelio/Johanna Bieber/Rolf Handke/M. Gade/B.<br />

Ruschert, Ulrich Sander, Bettina Schmitt, Lothar<br />

Schrempp, Touristik Siebengebirge GmbH, Wikipedia/Tohma<br />

Anzeigen: <strong>Erwin</strong> <strong>Bidder</strong> (<strong>Verlag</strong>), Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />

Abonnements: Einzelheft € 2,50, Jahresbezugspreis € 25,-<br />

(Zustellung per Post), Bestellungen sind an<br />

den <strong>Verlag</strong> zu richten<br />

Druck: Krahe Druck GmbH, Unkel, www.krahe-druck.de<br />

Internet: www.rheinkiesel.de, erstellt von<br />

Rhein@Net Ansgar Federhen<br />

Jetzt schon<br />

an den Schulanfang<br />

denken<br />

und alles in Ruhe<br />

besorgen!<br />

Fragen Sie nach<br />

unseren<br />

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Bad Honnef<br />

Hauptstraße 59<br />

Tel. (0 22 24) 23 20<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo, Di, Do, Fr: 10.00-18.00<br />

Mi, Sa: 10.00-14.00<br />

Juli 2010 3


Ein Rundgang durch … Bad Honnef (1)<br />

Im Herzen des<br />

„Rheinischen<br />

Nizza“<br />

Es waren das milde und sonnige Klima und die südlich-heitere<br />

Lebensart der hier ansässigen Rheinländer, die dazu<br />

führten, daß Alexander von Humboldt Honnef einst das<br />

„Rheinische Nizza“ taufte. Ist die Blütezeit des Kurwesens<br />

auch vorbei, gibt es in dem idyllischen Städtchen am Fuße<br />

des Siebengebirges auch heute noch viel zu entdecken.<br />

Treffpunkt Marktplatz: Dort, vor<br />

der katholischen Kirche „Sankt Johann<br />

Baptist“, startet unser heutiger<br />

Rundgang mit Monika Steinbach.<br />

Seit über 20 Jahren führt sie<br />

Touristen durch ihre Heimat.<br />

Heute will sie uns das Herz der<br />

quirligen Stadt am Fuße des Siebengebirges<br />

zeigen. Monika Steinbach<br />

stammt aus einer alteingesessenen<br />

Familie, die seit ca. 400 Jahren<br />

hier lebt. Bei Stadtführungen<br />

kleidet sie sich stets in den Honnefer<br />

Farben Blau-Weiß-Rot.<br />

Klapperstorch und<br />

Karneval<br />

Still liegt der romantische Markt<br />

da, nur dann und wann passiert<br />

ein Auto oder hastet ein Passant<br />

vorbei. Bei den zahlreichen Festen<br />

im Verlauf des Jahres pulsiert der<br />

Platz hingegen vor rheinischer<br />

Lebensfreude. Vor uns steht das<br />

4 Juli 2010<br />

Marktkreuz aus dem Jahre 1717.<br />

Die Bad Honnefer verdanken es<br />

den Großeltern der „Rheingräfin“<br />

Sybille Mertens-Schaaffhausen<br />

(1797-1857). Auf der linken Seite<br />

des Marktplatzes zieht das alte Gemeindehaus<br />

„Hontes“ die Blicke<br />

auf sich. Es ist eines der ältesten<br />

Honnefer Gebäude. Im „Hontes“<br />

(abgeleitet von „Hundertschaftsge-<br />

Wenn Sie eine<br />

Stadtführung<br />

mitmachen wollen<br />

Monika Steinbach<br />

Tel.: 0 22 24 / 7 38 30<br />

Termine nach Vereinbarung<br />

· Stadtführungen<br />

· Themenführungen<br />

· Vorträge<br />

Gruppen bis 30 Personen<br />

Ein echtes „Honnefer Mädchen“ und Stadtführerin aus Passion: Monika Steinbach<br />

richt“) wurde früher Recht gesprochen.<br />

Wer verurteilt wurde, wanderte<br />

einst in das „Loch-Geängnis“<br />

im Keller. Heute beherbergt<br />

das unter Denkmalschutz stehende<br />

Gebäude das Zeughaus der<br />

Karnevalsgesellschaft „Halt Pol“.<br />

„Laut meinem Vater war das<br />

Hontes früher das Honnefer ‚Klapperstorchhäuschen’“,<br />

weiß Frau<br />

Steinbach zu berichten. „Auf die<br />

steile Treppe kam das berühmte<br />

Zuckerklümpchen, das den Storch<br />

anlocken sollte.“ Besonders beim<br />

kleinen Publikum ruft diese Anekdote<br />

immer helle Begeisterung<br />

hervor. Dabei achtet Frau Steinbach<br />

darauf, auf die genaueren<br />

biologischen Zusammenhänge<br />

nicht näher einzugehen. Braucht<br />

sie auch nicht, denn die heutige<br />

Jugend scheint hinreichend aufgeklärt<br />

zu sein. So war es für eine<br />

Drittklässlerin völlig logisch, daß<br />

das Gebäude heute nicht mehr<br />

diesem Zweck dient: „Mensch,<br />

Frau Steinbach, der Klapperstorch<br />

nimmt doch heute auch die Pille!“<br />

Idyllische Außengastronomie<br />

Das gegenüberliegende Rathaus<br />

(siehe unser Titelbild) stammt aus<br />

dem Jahre 1895 und bildet ge-<br />

Bad Honnefer<br />

Termine 2010<br />

Sommernacht:<br />

27. August<br />

Augenschmaus und<br />

Gaumenfreude:<br />

25. bis 26. September<br />

Martinimarkt:<br />

28. Oktober bis November


Romantik pur in der Hauptstraße<br />

meinsam mit dem daneben liegenden<br />

alten Standesamt eine Einheit.<br />

In den schmucken Häusern<br />

befindet sich heute traditionsreiche<br />

Restauration mit gepflegter,<br />

bürgerlicher Küche. Im Sommer<br />

läßt es sich herrlich auch draußen<br />

im kühlen Schatten der Bäume<br />

speisen.<br />

All dies liegt im Schatten der hoch<br />

aufragenden Kirche Sankt Johann<br />

Baptist. Deren Turm und die<br />

Scheidemauer zwischen Chor und<br />

Langhaus datieren aus dem 12.<br />

Jahrhundert. Ende 15./Anfang 16.<br />

Jahrhundert wurden dann auf<br />

einem Gräberfeld die Hauptteile<br />

des heutigen Chores und des<br />

Langhauses errichtet.<br />

Rechts an der Kirche vorbei erreichen<br />

wir durch einen Mauerdurchgang<br />

das neue Rathaus, 1983<br />

erbaut und im Honnefer Volksmund<br />

liebevoll „der weiße Riese“<br />

genannt. Die knapp 25.000 (ca.<br />

18.000 im Tal- und ca. 7.000 in<br />

Bergbereich Aegidienberg) Honnefer<br />

Einwohner finden hier neben<br />

allen wichtigen Ämtern und<br />

dem Bürgerbüro die gut sortierte<br />

Stadtbücherei.<br />

Steinernes<br />

Strunkhaus<br />

Wir verlassen den Rathausplatz<br />

und betreten die rechter Hand liegende<br />

Rathaus- oder auch Arboretum-Passage.<br />

Von dort aus geht<br />

es in Richtung Kirchstraße – und<br />

schon stehen wir vor einer weiteren<br />

Sehenswürdigkeit: Das Haus<br />

Nummer 8 verbirgt hinter der relativ<br />

schlichten Fassade das älteste<br />

Wohnhaus Honnefs aus dem<br />

Jahre 1549. Als eines der ältesten<br />

Steinhäuser der Stadt trug es früher<br />

den Beinamen „Im steinernen<br />

Strunk“: „Strunk“ bezeichnet auch<br />

heute noch einen Baumstumpf<br />

Ein Rundgang durch … Bad Honnef (1)<br />

Südliches Flair am Honnefer Marktplatz lädt zum Verweilen ein<br />

Hochzeitssträuße<br />

Tischdekorationen<br />

Inhaber: Thomas Steinmann · Linzer Str. 117 · 53604 Bad Honnef<br />

Telefon 02224 - 33 48 · Fax 02224 - 96 16 57<br />

Juli 2010 5


Ein Rundgang durch … Bad Honnef (1)<br />

Langer Blick in die glanzvolle Vergangenheit: Königin-Sophie-Straße<br />

„Mama, schau mal! Der ist aber gelenkig!“ Der Vogelbrunnen in der<br />

Hauptstraße (Fußgängerzone) fasziniert seit rund 30 Jahren die Kinder.<br />

• Genießen Sie den Blick auf das Rheintal vom höchsten<br />

der sieben Berge.<br />

• Reichhaltige Speisekarte (Spezialität sind Wildgerichte)<br />

und wechselnde Wochenkarten mit saisonalen<br />

Gerichten und eine gepflegte Weinauswahl erwarten Sie.<br />

• In gemütlicher Atmosphäre Frühstück, Mittagessen, rustikale<br />

Vesper, Kaffee & hausgemachter Kuchen, Abendessen.<br />

• Gerne arrangieren wir Festlichkeiten aller Art.<br />

Montag Ruhetag<br />

Dienstag – Freitag: ab 10 Uhr<br />

Samstag-Sonntag-Feiertage: ab 9 Uhr geöffnet<br />

Abends je nach Wetter oder auf Vorbestellung geöffnet<br />

6 Juli 2010<br />

oder die verdickten Stängel beim<br />

Kohl. Den Spitznamen erhielt das<br />

Gebäude wegen seiner festen und<br />

soliden Bauweise, die auch den<br />

Brand von 1689 unter Ludwig<br />

XIV. überstanden hat.<br />

Ein Herz für Kinder<br />

Nach wenigen Schritten bergab<br />

biegen wir nach rechts in die blumengeschmückte<br />

malerische Fußgängerzone,<br />

die mit ihren exklusiven<br />

und ausgefallenen Angeboten<br />

Shoppingherzen höher schlagen<br />

läßt. Schicke Cafes laden zu einer<br />

kleinen Pause ein, je nach Standort<br />

begleitet vom lustigen Plätschern<br />

des Vogelbrunnens, erbaut vor<br />

etwa 30 Jahren von Bonifatius<br />

Stirnberg. „An den herrlichen<br />

Vogelfiguren haben schon meine<br />

Tochter und jetzt meine Enkel<br />

herumgedreht“, berichtet Frau<br />

Steinbach. Abgebrochen ist dabei<br />

– bislang – nichts.<br />

Wir verlassen die Fußgängerzone<br />

und gehen die Hauptstraße entlang<br />

Richtung Rhöndorf. Dabei<br />

ziehen die herrlichen Gründerzeitfassaden<br />

immer wieder unseren<br />

Blick auf sich. An der Ecke<br />

Haupt-/Schülgenstraße macht uns<br />

Informationen über<br />

die Stadt Bad Honnef<br />

Stadtinformation Bad Honnef<br />

und Tourist-Info<br />

Rathausplatz 2-4<br />

53604 Bad Honnef<br />

Tel.: 0 22 24 / 9 88 27 46<br />

Fax: 0 22 24 / 9 88 37 75<br />

Frau Steinbach auf eine Plakette<br />

am Gebäude der dort liegenden<br />

Bank aufmerksam. „Hier stand<br />

früher das Hotel Klein“, erzählt sie<br />

mit leuchtenden Augen, „da wäre<br />

ich gerne tanzen gegangen. Aber<br />

als ich alt genug war, wurde es abgerissen.“<br />

Im kommenden Monat erkunden<br />

wir gemeinsam mit Frau Steinbach<br />

das alte Kurviertel. •<br />

Bettina Schmitt


Ein Hoch aufs<br />

Brautpaar!<br />

Vom Polterabend (siehe rheinkiesel Juni 2010) bis zum Überdie-Schwelle-Tragen<br />

vor der Hochzeitsnacht ranken sich<br />

viele Bräuche ums Heiraten. Einige von ihnen haben uralte<br />

Wurzeln, andere sind recht modern. Doch egal, ob alt oder<br />

jung: Meist sollen sie das junge Glück vor Unheil bewahren,<br />

für reichen Kindersegen sorgen und vor allem reichlich<br />

Glück garantieren.<br />

„Ganz in Weiß muß es sein“, gilt<br />

für die meisten Bräute. Dabei ist<br />

das jungfräulich-weiße Gewand<br />

der Heiratswilligen eine vergleichsweise<br />

moderne Erfindung: Weiße<br />

Brautkleider setzten sich erst seit<br />

den 40er-Jahren in Deutschland<br />

durch. Bis vor zwei oder drei Generationen<br />

heirateten die meisten<br />

Bräute noch in Schwarz – allerdings<br />

nicht etwa, weil die Eheschließung<br />

Anlaß zur Trauer gegeben<br />

hätte. Vielmehr war Schwarz<br />

allgemein die Farbe der Festkleidung,<br />

und das Brautkleid diente<br />

auch über den Hochzeitstag hinaus<br />

als Sonntagsstaat: Arme Leute<br />

mußten praktisch denken und<br />

konnten es sich kaum leisten, ein<br />

teures Kleid nur für einen Tag anzuschaffen.<br />

Die typische Brautfarbe Weiß kam<br />

erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts<br />

in adeligen Kreisen auf.<br />

Zunächst kopierte das Bürgertum<br />

die adeligen Sitten, später setzten<br />

sich die weißen Gewänder auch<br />

bei den Arbeitern und auf dem<br />

Land durch.<br />

In seiner ursprünglichen Bedeutung<br />

stand das Weiß als Symbol<br />

für die Jungfräulichkeit und<br />

Keuschheit der Braut, ebenso<br />

Brautkranz, -Krone oder -Schleier.<br />

Auch wenn Braut und Bräutigam<br />

heutzutage häufig schon einen gemeinsamen<br />

Haushalt führen, so<br />

wählen doch immer noch viele<br />

Bräute die Farbe Weiß – oder einen<br />

dem Teint eher schmeichelnden<br />

Creme- oder Champagnerton.<br />

Doch egal, ob weiß oder cremefarben:<br />

Der Bräutigam darf seine<br />

Liebste auf keinen Fall vor der<br />

Trauung im Hochzeitskleid sehen.<br />

Warum das so ist, wissen selbst<br />

Volkskundler nicht zu erklären.<br />

Allerdings lebten unverheiratete<br />

Ist jetzt das Glück vollkommen? Noch nicht ganz, denn erst muß<br />

er seine Angebetete noch über die Türschwelle tragen<br />

Genießen Sie<br />

unseren Rebengarten<br />

MAI BIS OKTOBER<br />

· täglich ab 11.00 Uhr geöffnet<br />

· Mittagstisch, Kaffee und Kuchen,<br />

Vesperkarte, Abendkarte<br />

· gutbürgerliche und feine Küche<br />

· Tanz auf Anfrage möglich<br />

AUSSER-HAUS-MENÜ-SERVICE<br />

– ganzjährig –<br />

Brauchtum<br />

Mädchen früher bei ihren Eltern,<br />

weshalb die Chance, vorzeitig<br />

einen Blick auf die Liebste im<br />

Brautkleid zu erhaschen, sowieso<br />

vergleichsweise gering war.<br />

Magische<br />

Kleidungsstücke<br />

www.traubeunkel.de<br />

Früher war es Brauch, daß die<br />

Braut ihre Brautschuhe mit gesparten<br />

Pfennigen bezahlte. Heute<br />

führen manche den Brauch mit<br />

Euro-Cent fort. Der Brauch soll<br />

die Sparsamkeit der Frau symbolisieren.<br />

Auf ihre Schuhe sollte sie<br />

jedoch sorgsam achtgeben, so wie<br />

auf alles, was sie am Tag ihrer Vermählung<br />

trug: Laut altem Aberglauben<br />

haben Brautschürze,<br />

-hemd, Band, Kranz oder Schleier<br />

magische Kräfte. So soll das Halstuch<br />

der Braut später ihre Kinder<br />

vor Krankheiten schützen. Die<br />

Mutter kann ein krankes Kind<br />

auch mit ihrem Brautkleid zudekken<br />

oder ihm bei Fieber und Zahnungsschmerzen<br />

den Brautkranz<br />

auflegen. Letzterer soll auch helfen,<br />

die Geburt zu erleichtern.<br />

Vergilbt der Kopfschmuck hingegen,<br />

droht der Frau der baldige<br />

Tod. Dem Trauring und Brautschleier<br />

wohnen übrigens ähnlich<br />

mächtige Kräfte inne.<br />

Auch der Brautstrauß wurde früher<br />

aufbewahrt: Er wurde hinter<br />

Glas gerahmt und mit Spitze und<br />

WEINHAUS & RESTAURANT<br />

Familie Lanz Telefon (0 22 24) 33 15 · Fax (0 22 24) 7 33 62<br />

Lühlingsgasse 5 · 53572 Unkel · Dienstag Ruhetag<br />

Unkel am Rhein<br />

Juli 2010 7


8 Juli 2010<br />

Hochzeitstorten<br />

in vielen Variationen oder<br />

nach Ihren Wünschen<br />

Inh. Franz-Josef Ewens<br />

Bahnhofstraße 1<br />

53560 Vettelschoß<br />

Handy: 0170 / 32 32 135<br />

Öffnungszeiten: Mo-Fr 6.30-13.00 Uhr · Sa 6.30-12.00 Uhr<br />

Brauchtum<br />

Sprüchen versehen. Heutzutage<br />

wirft die Braut ihn dagegen über<br />

ihre Schulter, um aus der Reihe<br />

der Unverheirateten die nächste<br />

Braut zu losen.<br />

Dabei ist der Brautstrauß vermutlich<br />

ein Relikt aus der Renaissance<br />

und erfüllte damals weniger romantische<br />

Zwecke, als vielmehr<br />

einen praktischen Sinn: Weil Duschen<br />

und Baden zu dieser Zeit<br />

alles andere als in Mode waren – es<br />

galt vielmehr, sich zu pudern –<br />

und während der Traumesse reichlich<br />

Weihrauch zum Einsatz kam,<br />

drohten gelegentlich Ohnmachtsanfälle.<br />

Der ursprüngliche Brautstrauß<br />

war daher ein Duftstrauß,<br />

der die Braut davor bewahren sollte,<br />

das Bewußtsein zu verlieren.<br />

Typischerweise enthielt er Rosmarin<br />

und Myrte, die als Hochzeitsund<br />

Liebessymbol gelten. Der<br />

Bräutigam erhält bis heute einen<br />

passenden (Duft-) Schmuck ans<br />

Revers geheftet.<br />

Vorsicht,<br />

Wegelagerer!<br />

Zu zweit geht alles besser – und<br />

dennoch gibt es auch im Leben<br />

eines Ehepaares immer wieder<br />

Hindernisse. Viele Brautpaare<br />

müssen schon gleich nach der<br />

Trauung kleine Bewährungsproben<br />

überstehen. „Früher gab es<br />

den Brauch der Wegsperren oder<br />

Hemmen des Hochzeitszuges“,<br />

berichtet Dr. Alois Döring vom<br />

Amt für Rheinische Landeskunde<br />

in Bonn, der Bräuche rund um die<br />

Hochzeit wissenschaftlich analysiert<br />

hat. „Dabei handelt es sich<br />

um einen typischen Brauch, der<br />

den Übergang in eine andere Lebenssituation<br />

markiert.“ Freunde,<br />

Nachbarn oder Kollegen, etwa aus<br />

dem Junggesellenverein, verabschieden<br />

den Bräutigam, indem<br />

sie ihm und seiner Festgesellschaft<br />

den Weg versperren. Gegen Geld<br />

oder eine Spende, etwa Hochpro-<br />

Hochzeit auf dem Drachenfels<br />

Für Paare, die das ganz Besondere lieben, bietet die Tourismus GmbH<br />

Siebengebirge Trauungen auf dem Drachenfels an. Der Standesbeamte<br />

fährt mit der Hochzeitsgesellschaft zur Bergstation auf den Drachenfels<br />

hinauf. Dort hält der Wagen und die Zeremonie beginnt. Die Trauung<br />

findet im stehenden Wagen statt.<br />

Nach der Trauung können Sie gerne noch Hochzeitsfotos aufnehmen,<br />

mit einem Glas Champagner anstoßen und den herrlichen Ausblick<br />

auf das Rheintal genießen. Danach bringt Sie die Bahn wieder zurück<br />

zum Drachenfels Tourismus-Bahnhof.<br />

Ein preiswertes Vergnügen ist das ganz sicherlich nicht – aber einmal<br />

im Leben … Die Gesamtkosten für die Trauung einschließlich<br />

Hin- und Rückfahrt mit der von einer Floristin geschmückten<br />

Drachenfelsbahn liegen bei rund € 450. Im Triebwagen finden<br />

übrigens 40 Personen Platz.<br />

Information und Buchung:<br />

Tourismus Siebengebirge<br />

GmbH<br />

Drachenfelsstraße 51<br />

53639 Königswinter<br />

Tel. 0 22 23 / 917 711<br />

Email: info@siebengebirge.com<br />

www.siebengebirge.com<br />

Auf zum Gipfel der Glückseligkeit:<br />

Heiraten in der Drachenfelsbahn


zentiges, gaben die Wegelagerer<br />

den Weg wieder frei. Eine moderne<br />

Abwandlung des Brauches: Das<br />

Brautpaar muß gleich nach der<br />

Trauung einen Holzbalken durchsägen<br />

– und zwar mit einer großen<br />

Schrotsäge, bei der Braut und<br />

Bräutigam gleichzeitig anpacken<br />

müssen. Beim Zersägen müssen sie<br />

daher unter Beweis stellen, daß sie<br />

Hand in Hand arbeiten können.<br />

Zu den eher modernen Bräuchen<br />

gehört das Ehrenspalier, das seit<br />

etwa zwei Jahrzehnten en vogue<br />

ist. Freund, Verwandte, Kollegen<br />

oder Vereinsmitglieder reihen sich<br />

mit Blumenbögen oder Girlanden<br />

hinter dem Kirchausgang auf, und<br />

das Brautpaar muß dieses Spalier<br />

passieren. Häufig finden sich dabei<br />

Utensilien, die mit Beruf oder<br />

Hobby der Brautleute in Verbindung<br />

stehen, etwa Kanupaddel,<br />

Tennisschläger etc.<br />

Erbsen für die<br />

Fruchtbarkeit<br />

Die Sitte, Reis zu werfen, wenn<br />

das Brautpaar die Kirche oder das<br />

Standesamt verläßt, soll Fruchtbarkeit<br />

bringen. Alois Döring vermutet,<br />

daß das Reiswerfen in den<br />

50er-Jahren mit den ersten Hollywood-Filmen<br />

aus den USA hierher<br />

kam. Doch es findet sich einen<br />

Vorläufer dieses Brauchs im<br />

Rheinland: „Im frühen 20. Jahrhundert<br />

bewarfen die Eltern von<br />

Braut oder Bräutigam das Paar mit<br />

Getreidekörnern, Erbsen oder anderen<br />

Hülsenfrüchten“, weiß der<br />

Volkskundler zu berichten. Der<br />

Brauch sollte Fruchtbarkeit be-<br />

„Hand-in-Hand-Arbeiten“ gefragt: Traditionell muß das Brautpaar<br />

nach der Trauung gemeinsam einen Baumstamm zersägen<br />

scheren. Heutzutage ist das Streuen<br />

von Reis vielerorts tabu. Als<br />

lebensmittelfreie Variante eignet<br />

sich beispielsweise Konfetti.<br />

Ein Fest für<br />

die Nachbarn<br />

Die Ausrichtung des Hochzeitsessens<br />

war einst vor allem Sache<br />

der Nachbarn: Sie schmückten das<br />

Haus mit Tannengrün und wei-<br />

ßen, selbstgebastelten Papierrosen<br />

sowie einem Glückwunsch- oder<br />

Willkommensschild. Außerdem<br />

halfen die Nachbarsfrauen in der<br />

Küche, buken Kuchen und bedienten<br />

die Gäste bei der Feier.<br />

Das Brautpaar bedankte sich im<br />

Anschluß an die Hochzeit mit<br />

einem Nachbarschaftskaffee für<br />

die Unterstützung.<br />

Seit den 50er- und 60er-Jahren<br />

feiern immer mehr Hochzeits-<br />

Brauchtum<br />

paare im Dorfsaal, im Hotel oder<br />

im Restaurant – möglicherweise<br />

auch, weil immer mehr Menschen<br />

nicht mehr innerhalb eines Ortes<br />

heiraten und der Zusammenhalt<br />

in der Nachbarschaft vielerorts<br />

kaum noch gegeben ist.<br />

Dagegen gewinnen vor allem<br />

Freunde des Brautpaars immer<br />

mehr an Bedeutung. So lassen sich<br />

die engsten Vertrauten für die<br />

Feier meist ein paar Überraschungen<br />

einfallen, zum Beispiel Sketche,<br />

Tanzeinlagen oder eine humorvolle<br />

Rede, die die Geschichte<br />

von Braut und Bräutigam Revue<br />

passieren läßt. Wer allerdings<br />

glaubt, mit einer Hochzeitszeitung<br />

etwas Hochmodernes zu erstellen,<br />

der irrt sich: „Wir haben Belege<br />

dafür, daß schon vor über 100<br />

Jahren Hochzeitszeitungen angefertigt<br />

wurden“, berichtet Alois<br />

Döring.<br />

Etwas in Verruf gekommen ist<br />

hingegen die „Brautentführung“;<br />

bei der einige Hochzeitsgäste mit<br />

der Braut von Lokal zu Lokal<br />

wandern. Der Bräutigam muß auf<br />

ihren Spuren wandeln und dabei<br />

jeweils die Zeche begleichen, bis er<br />

die Feiernden eingeholt hat und<br />

seine Liebste direkt auslösen kann<br />

– gelegentlich ein teurer Spaß,<br />

doch für seine Liebste sollte dem<br />

Jungvermählten natürlich kein<br />

Preis zu hoch sein. Deshalb muß<br />

er sie auch in der Hochzeitsnacht<br />

über die Schwelle tragen – weil angeblich<br />

an der Türschwelle Dämonen<br />

lauern, die dem jungen Glück<br />

gefährlich werden könnten. •<br />

Julia <strong>Bidder</strong><br />

Juli 2010 9


Auf rätselhaften Pfaden (14)<br />

Der Dichter<br />

vom Geckental<br />

Vergessen ist er ganz gewiß nicht – auch wenn sein ehemals<br />

im Bonner Hofgarten aufgestelltes Denkmal inzwischen auf<br />

dem Bonner Bauhof gelandet ist. Seine Grabstätte findet<br />

sich auf dem Alten Friedhof der ehemaligen Hauptstadt.<br />

Heute suchen wir einen Juristen, der wegen eines Gedichtes<br />

zum Lobe der Französischen Revolution aus dem Staatsdienst<br />

entlassen wurde.<br />

Die Quellen widersprechen einander:<br />

Einige bezeichnen ihn als elftes,<br />

andere gar als dreizehntes<br />

Kind eines Bonner Musikverlegers,<br />

zu dessen Freundeskreis auch<br />

Ludwig van Beethoven zählte.<br />

Ernst Moritz Arndt und August<br />

Wilhelm Schlegel sahen ihn als<br />

Studenten der neu gegründeten<br />

Preußisch-Rheinischen Universität<br />

in Bonn, wo er Jura, Geschichte<br />

und Literatur hörte. Es<br />

folgte die Fortsetzung der Studien<br />

in Berlin. Nach erfolgreichem Abschluß<br />

wählte unser gesuchter<br />

Prominenter die Richterlaufbahn<br />

und arbeitete am Königlichen<br />

Kammergericht. In Berlin schloß<br />

er auch Freundschaft mit dem Naturforscher<br />

und Dichter Adalbert<br />

von Chamisso.<br />

Vertreter der<br />

Rheinromantik<br />

Kurz später begann er, als Lyriker<br />

und Balladendichter zu publizieren.<br />

Er brachte die erfolgreichste<br />

10 Juli 2010<br />

neuhochdeutsche Übersetzung<br />

eines ungewöhnlich umfangreichen<br />

„Liedes“ heraus, das wie kaum ein<br />

anderes der Rheinromantik verhaftet<br />

ist.<br />

Zwei Jahre nach der Promotion als<br />

Doktor der Philosophie kehrte er<br />

nach Bonn zurück, wo er unter<br />

anderem als Übersetzer arbeitete<br />

und übertrug beispielsweise die<br />

Werke Shakespeares in seine Heimatsprache.<br />

Ferner wirkte er als<br />

Herausgeber und erfolgreicher<br />

Schriftsteller. Altdeutsche Volksbücher,<br />

Märchen- und Sprichwörtersammlungen<br />

aus seiner Feder<br />

fanden reißenden Absatz.<br />

Trotz seiner Freundschaft mit<br />

Ferdinand Freiligrath und einer<br />

unzweifelhaft patriotischen Gesinnung<br />

nahm er an der Revolution<br />

von 1848 nicht teil – wohl aber<br />

zählte er bis 1847 zu den Mitgliedern<br />

des sogenannten Maikäferbundes.<br />

Ruhe und Erbauung fand der<br />

rheinische Poet im nahegelegenen<br />

Siebengebirge, im sogenannten<br />

Geckental. Dort hatte er seiner<br />

Schwester aus dem Nachlaß des<br />

Vaters ein großes Weingut abgekauft,<br />

dessen Name sich auf<br />

seine berühmte Übersetzung seines<br />

bereits erwähnten – nicht nur<br />

im Siebengebirge bekannten –<br />

„Liedes“ bezieht. Hier kredenzte<br />

er Freunden seinen selbstgezogenen<br />

Wein, das „Eckenblut“.<br />

Einer seiner Verse feiert den<br />

Dichterfürsten Johann Wolfgang<br />

von Goethe – aber wenn wir<br />

Ihnen diese Vierzeiler hier vorstellen,<br />

wissen Sie sofort, um wen es<br />

sich handelt. •<br />

Wer war’s?<br />

Dazu unsere Fragen:<br />

• Wie heißt der gesuchte Prominente?<br />

• Wie lautet der Titel seiner berühmten Übersetzung<br />

eines umfangreichen „Liedes“?<br />

• Welchen Namen gab er seinem Haus im Geckental?<br />

Wenn Sie die Antworten auf unsere drei Fragen wissen,<br />

können Sie an unserem Preisrätsel teilnehmen.<br />

Bitte schicken Sie uns Ihre Lösung bis zum 15. Juli 2010.<br />

Es gilt das Datum des Poststempels.<br />

• per Post: (Anschrift s. Seite 3)<br />

• per E-Mail: info@rheinkiesel.de<br />

• per Fax: 02224 / 90 02 92<br />

• telefonisch unter 02224 / 76 48 2<br />

(Anrufe auf Anrufbeantworter können<br />

leider nicht gewertet werden)<br />

1. Preis:<br />

Ein dreigängiges Menue für zwei Personen mit Weinbegleitung<br />

im Bonner Weinhaus „Kinkel-Stuben“ (siehe Kasten rechts).<br />

Als Trostpreise verlosen wir ferner<br />

10 Exemplare der Publikation<br />

Zwischen Rhein und Wingert.<br />

Das Los entscheidet über die Gewinner;<br />

der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


Des Rätsels<br />

Lösung (Juni 2010)<br />

!Er ist keinesfalls in<br />

Vergessenheit geraten!<br />

Das zeigen nicht nur die hohe<br />

Zahl der Einsendungen mit<br />

den richtigen Lösungen, sondern<br />

insbesondere – welch<br />

Wunder! – die Zuschriften der<br />

Leser aus Oberkassel, seinem<br />

Geburtsort.<br />

Hier sind die richtigen<br />

Lösungen:<br />

Gesuchter Prominter:<br />

Gottfried Kinkel<br />

Geburtsort:<br />

Bonn-Oberkassel<br />

Standort seines Denkmals<br />

hier in unserer Region:<br />

Bonn-Oberkassel<br />

Auf ein Abendessen für zwei<br />

Personen im Weingut Sülz,<br />

Königswinter-Oberdollendorf<br />

kann sich freuen:<br />

Wilfried Schneider,<br />

Oberkassel<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Allen, die mitgemacht haben,<br />

ein herzliches Dankeschön.<br />

Auf rätselhaften Pfaden (14)<br />

Im siebten Weinhimmel<br />

Es verfügt über das Interieur eines typischen, urgemütlichen<br />

Weinlokals und ist dennoch keineswegs plüschig. Im<br />

rechtsrheinischen Bonner Stadtteil Oberkassel ist ein<br />

Mekka für echte Weinliebhaber zu finden. Ganze 30 Meter<br />

von der Weinstube entfernt befindet sich das Denkmal<br />

seines Namensgebers, Gottfried Kinkel. Aufmerksame<br />

rheinkiesel-Leser erinnern sich an unser Rätsel im diesjährigen<br />

Juni-Heft, in dem wir nach einem „Vergessenen<br />

Volkshelden“ suchten. Nun, er ist zumindest in seinem Geburtsort<br />

keinesfalls vergessen, wie uns etliche Oberkasseler<br />

mitgeteilt haben.<br />

Mit seinen Butzenscheiben, dem wuchernden Grün und der urigen<br />

Holztür schmiegt sich die Gaststube der „Kinkel-Stuben“ wie ein<br />

Hexenhäuschen in den verwunschen wirkenden Dorfkern. Der<br />

Innenhof mit seinem mediterranen Stil und dem stilechten römischen<br />

Brunnen tut ein Übriges. Drinnen wartet ein Weinkeller von<br />

nationalem Renommee auf den kundigen Koster. Die Weinkarte,<br />

die Inhaber Lothar Schrempp mit geschultem Gaumen zusammengestellt<br />

hat, kann sich weiß Gott sehen lassen: Über 500 ausgewählte<br />

Flaschenweine laden zum Verkosten ein. Silvaner, Scheurebe, diverse<br />

Burgunder und Chardonnay, Bordeaux, Muskateller und vor<br />

allem unzählige Riesling-Weine werden kredenzt. Etwa 25 Weine<br />

werden glasweise ausgeschenkt, zum Beispiel auch in „autofahrerfreundlichen“<br />

0,1-Liter-Kostproben. Darunter finden sich auch<br />

10-, 20- und 25-jährige Jubiläumsweine. Wer will, der kann von der<br />

Außer-Haus-Weinliste ein liebgewonnenes Tröpfchen für die Hausverkostung<br />

erwerben.<br />

Das Restaurant bietet gut sortiert vorwiegend regionale Küche mit<br />

eigenen Kreationen. Beliebt und begehrt sind die Wein- und Käse-<br />

Seminare, die das Haus anbietet.<br />

Weinhaus Kinkel-Stuben<br />

Kinkelstr. 1, 53227 Bonn (Oberkassel)<br />

Tel. 02 28 / 44 15 58, Fax 02 28 / 44 39 17<br />

www.kinkel-stuben.de, info@kinkelstuben.de<br />

Täglich geöffnet ab 17.00 Uhr, Dienstag Ruhetag<br />

Juli 2010 11


Natur<br />

Manche<br />

mögen´s heiß<br />

Sommer, Sonne, Sonnenschein, manchen Viechern kann es<br />

nicht warm genug sein – und Sommersonne und Heuschrekkengezirpe<br />

sind untrennbar miteinander verbunden. Als<br />

echte Sonnenanbeter hüpfen, fliegen oder singen die meisten<br />

von ihnen tatsächlich nur an sonnigen Tagen. Doch unter<br />

ihnen gibt es noch extrem wärmeliebende „Saunagänger“.<br />

Echte Spezialisten in dieser Hinsicht<br />

sind die Ödlandschrecken,<br />

die in unserem Raum mit zwei<br />

Arten vertreten sind: die Blauflügelige<br />

und die Rotflügelige Ödlandschrecke.<br />

Der Name Ödlandschrecke deutet<br />

schon an, daß die Arten bevorzugt<br />

auf vegetationsarmen Flächen auftreten.<br />

In der Tat sind die Gebiete<br />

meist sehr kahl. Es dominieren<br />

Sand, Stein und Fels – und somit<br />

auch Hitze und Sonne. Die Blauflügelige<br />

Ödlandschrecke bevorzugt<br />

sporadisch kahle Trockenhänge<br />

des Rheintals, meist jedoch<br />

Sand- und Schuttplätze, junge<br />

Brachen und Kies- beziehungsweise<br />

Sandgruben.<br />

Ein Charakteristikum der Ödlandschrecken<br />

ist ihre hervorragende<br />

Tarnung. Da ihre Lebensräume<br />

so kahl und übersichtlich<br />

sind, könnten sie leicht das Opfer<br />

von hungrigen Vögeln und Säugetieren<br />

werden. Daher nehmen die<br />

Tiere die Gestalt ihrer Umgebung<br />

an: Farbton und Musterung imitieren<br />

so täuschend echt den Untergrund,<br />

auf dem sie sitzen, daß<br />

sie nahezu unsichtbar sind –<br />

zumindest, bis sie sich bewegen<br />

oder auffliegen. Ihre schützende<br />

Tarnung perfektionieren sie obendrein,<br />

indem sie nach einem<br />

Flucht-Sprung oder -Flug nicht an<br />

der Stelle sitzen bleiben, an der sie<br />

landen und man sie zuletzt aufsetzen<br />

sieht. Nein, sie schlagen unmittelbar<br />

danach auf dem gleichfarbigen<br />

Untergrund noch einen<br />

kurzen Haken, um sich ein paar<br />

Zentimeter versetzt an den Boden<br />

zu drücken. Auch für geübte Be-<br />

12 Juli 2010<br />

obachter sind die Meister der Tarnung<br />

schnell wieder wie vom<br />

Erdboden verschluckt.<br />

Schlaue Tarnung<br />

Natürlich stellt sich die Frage,<br />

woher die Ödlandschrecken „wissen“,<br />

wie ihre Umgebung aussieht<br />

und welcher Farbton gerade die<br />

beste Auflösung vor dem Untergrund<br />

bietet. Laborversuche zu<br />

dieser spannenden Frage haben ergeben,<br />

daß die Haut der Ödlandschrecken<br />

einen entsprechenden<br />

Lichtsinn besitzt. Die Anpassung<br />

erfolgt, wenn sich die Insekten<br />

häuten: Die winzigen Larven, die<br />

mit rund fünf Millimetern Körperlänge<br />

aus dem Ei schlüpfen,<br />

haben als „Basisausstattung“ eine<br />

graue Grundfarbe und sind<br />

schwarz gesprenkelt. Über die<br />

Haut nehmen sie die Farbe des<br />

Untergrundes wahr. Bis zu sieben-<br />

mal häuten sich die kleinen Heuschrecken.<br />

Mit jedem Häutungsvorgang<br />

passen sie ihren Ton an,<br />

bis er denjenigen des Gesteins<br />

trifft. Das funktioniert auf unterschiedlichsten<br />

Substraten – sei es<br />

auf Kiesboden, auf Schiefer, auf<br />

Sand – und mit Farben wie Grau,<br />

Beige, Rotbraun oder Ocker.<br />

Wirklich verblüffend ist es, wie<br />

schnell einzelne Tiere sich angleichen,<br />

sollten sie auf der Wanderschaft<br />

einmal auf anderes Gestein<br />

gelangen. Schon nach der nächsten<br />

Häutung stimmt die Farbgebung<br />

wieder in bester Harmonie<br />

mit der Landschaft überein.<br />

Mediterranes Flair<br />

Ganz im Gegensatz zur tarnfarbenen<br />

Oberseite sind die verdeckten<br />

Hinterflügel, die nur beim Auffliegen<br />

sichtbar werdend, recht<br />

bunt gefärbt: bei der Blauflügeligen<br />

Ödlandschrecke Türkis-Blau,<br />

bei der Schwesterart eben Rot-<br />

Orange. Eine kontrastierende<br />

schwärzliche Binde am Rand ver-<br />

Die Blauflügelige Ödlandschrecke bevorzugt sporadisch kahle<br />

Trockenhänge des Rheintals<br />

stärkt die bunten Farbflecke zusätzlich.<br />

Viele Urlauber kennen<br />

solche Heuschreckenarten aus den<br />

Mittelmeerländern, wo sie in größeren<br />

Beständen anzutreffen sind<br />

als bei uns. In der Heimat sind die<br />

„heimlich bunten“ Heuschrecken<br />

weitgehend unbekannt, allerdings<br />

auch weitaus seltener anzutreffen.<br />

Selbst manche Winzer, in deren<br />

mit Schieferschotter bedeckten<br />

Weinbergen im Rheintal die Tiere<br />

herumhüpfen, kennen sie oft<br />

nicht. Dabei tummeln sich die<br />

sonnenhungrigen Tiere besonders<br />

gern in jenen heißen Lagen, die<br />

oftmals auch die besten Weine<br />

hervorbringen.<br />

Dies gilt in hohem Maße für die<br />

Rotflügelige Ödlandschrecke, die<br />

noch viel seltener als ihre blau geflügelte<br />

Verwandte ist. In Nordrhein-Westfalen<br />

gilt sie als ausgestorben,<br />

in Rheinland-Pfalz ist sie<br />

vom Aussterben bedroht. Im Verbreitungsgebiet<br />

des rheinkiesel<br />

kommt sie also gerade noch vor,<br />

wird aber gegen Norden zunehmend<br />

zu einer Rarität. Nur noch<br />

wenige tausend Tiere besiedeln das<br />

Mittelrheintal – für eine Insektenart<br />

eine geradezu klägliche Population.<br />

Während es im wärmeren,<br />

oberen Mittelrheintal noch etliche<br />

Fundstellen gibt, dünnen die Bestände<br />

im unteren Abschnitt zwischen<br />

Leutesdorf und Bonn deutlich<br />

aus. Dort ist es der Art, die<br />

mediterrane Verhältnisse liebt,<br />

vermutlich nicht mehr heiß genug.<br />

Sogar im wärmeren oberen<br />

Talabschnitt zwischen Bingen und<br />

Koblenz ist die Rotflügelige<br />

Schrecke fast nur an den allerheißesten<br />

Stellen auszumachen. Diese<br />

sind relativ kahl, liegen sonnenexponiert<br />

in Süd- oder Südwestlage<br />

und garantieren mit mindestens<br />

30 Grad Hangneigung im Schnitt<br />

die stärkste Sonneneinstrahlung.<br />

Darüber hinaus braucht die Rotflügelige<br />

Schrecke pralle Sonne,<br />

und das möglichst den ganzen Tag<br />

– und somit Idealbedingungen,<br />

wie sie ansonsten eingeschworene<br />

Strandurlauber bevorzugen.<br />

Saunagang auf<br />

sechs Beinen<br />

Im Hochsommer, Juli und August,<br />

tummeln sich die Tiere bisweilen<br />

auf dunklem Schieferfels<br />

herum, der bei voller Besonnung<br />

eine Oberflächentemperatur von<br />

mehr als 70 Grad Celsius erreicht.<br />

Sollten wir Menschen eine solche<br />

Gesteinsplatte mit der bloßen<br />

Hand oder nacktem Fuß berühren,<br />

ist dies recht unangenehm.<br />

Daß es in dem Fall aber selbst diesen<br />

kleinen „Sonnenkönigen“ einmal<br />

zu heiß werden kann, erkennen<br />

aufmerksame Beobachter


dann, wenn die Schrecken „lange<br />

Beine machen“ und sich wie auf<br />

Stelzen fortbewegen. Jeder Saunagänger<br />

hat halt seinen Komfortbereich<br />

und seine Grenzen.<br />

Name und Lebensumstände<br />

machen den Eindruck, als lebten<br />

die Ödlandschrecken in der<br />

Wüste. Doch von Luft und Liebe<br />

allein können auch sie nicht existieren.<br />

Was die Nahrung angeht,<br />

sind die Tiere nicht besonders<br />

wählerisch, knabbern aber gerne<br />

an Pflanzen, die als sukkulente<br />

Arten auch Anpassungen an den<br />

heißen Lebensraum zeigen, etwa<br />

Fetthenne oder Schildampfer.<br />

Ebenso tun sie sich an Grashalmen<br />

und hier und dort an Weinblättern<br />

gütlich, ohne allerdings<br />

Schaden anzurichten. Viel brauchen<br />

die nur vier Zentimeter kleinen<br />

Weinbergs-Hüpfer ohnehin<br />

nicht. Es klingt paradox, aber<br />

wenn sie etwas fressen, dann dient<br />

es vor allem dazu, nicht zu verdursten.<br />

Das in den Pflanzen enthaltene<br />

Wasser brauchen die Ödlandschrecken<br />

in ihrem Sonnenreich<br />

auf jeden Fall zum Überleben. Je<br />

durstiger sie sind, desto mehr<br />

Grünzeug fressen sie.<br />

Trinkende Eier<br />

Ebenso erstaunlich ist es, wie die<br />

Eier die Trockenheit überstehen,<br />

die die Schrecken im heißen Sommer<br />

„in den guten Lagen“ ablegen.<br />

Auch diese können quasi trinken:<br />

Damit die nur wenige Millimeter<br />

großen Eier nicht im Nu vertrocknen,<br />

nehmen sie während der<br />

Nacht Feuchtigkeit auf, die sich<br />

zwangsläufig als Tau beim Abkühlen<br />

im Fels bildet – ganz wie in der<br />

Wüste. So ist gewährleistet, daß im<br />

Frühjahr des nächsten Jahres aus<br />

wohlgenährten beziehungsweise<br />

vollgesogenen Eiern wieder kleine<br />

Ödlandschreckenlarven schlüpfen.<br />

Geizig mit Gesang<br />

Nicht ganz geklärt ist hingegen,<br />

warum die Ödlandschrecken nicht<br />

so ausgiebig singen wie ihre Artgenossen.<br />

Womöglich ist dies auch<br />

eine Anpassung an den offenen<br />

Ödlandschrecken gibt es in zwei Versionen; hier die rotflügelige.<br />

Natur<br />

Lebensraum, um hellhörige Beutegreifer<br />

nicht auf sich aufmerksam<br />

zu machen. Singende Ödlandschrecken<br />

wird man in Natura<br />

nur selten entdecken beziehungsweise<br />

hören. Obendrein<br />

muß es dann natürlich auch heiß<br />

sein – richtig heiß! Denn nur an<br />

„Sonnentagen“ im Juli und August<br />

geben die Männchen Konzerte<br />

für die Weibchen. Allerdings<br />

ist ihr Gesang mit einer Dauer von<br />

nur einer bis zwei Sekunden je<br />

Strophe recht kurz. Auch die Zahl<br />

der Strophen ist alles andere als<br />

üppig. Üppig ist dann nur die<br />

Temperatur in den Luftschichten<br />

über dem Boden. Diese beträgt<br />

zwischen 30 und 40 Grad Celsius<br />

– zu warm für Menschen, die<br />

überhitzte Weinberge bei diesen<br />

Temperaturen in der Regel meiden.<br />

Lieber bleiben wir drinnen,<br />

vielleicht bei einem kühlen Glas<br />

Wein, das ja auch letztlich ein<br />

Kind der Sonne ist und womöglich<br />

aus den gleichen guten, also<br />

sonnig-heißen Lagen stammt. •<br />

Ulrich Sander<br />

Königswinterer Str. 693<br />

53227 Bonn Oberkassel<br />

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Edgar Schröter, Fliesenlegermeister<br />

Juli 2010 13


Kieselchen<br />

Sonniger<br />

Tausendsassa<br />

Knallgelbe Blütenblätter und ein braunes Rund in der Mitte<br />

– das ist das Markenzeichen unserer Sonnenblume. Sie ist<br />

aus unseren Gärten gar nicht mehr wegzudenken – dabei ist<br />

sie eine Einwanderin aus Amerika. Und kaum zu glauben, wo<br />

sie überall drin steckt!<br />

Es war einmal ein Mädchen, das<br />

hieß Clytia. Es verliebte sich unsterblich<br />

in den Sonnengott Apoll.<br />

Clythia tat neun Tage lang nichts<br />

anderes, außer zu schauen, wie ihr<br />

geliebter Apoll mit seinem Wagen<br />

mit der Sonne über den Himmel<br />

fuhr. Daraufhin wurde das Mädchen<br />

in eine Sonnenblume verwandelt.<br />

So zumindest lautet eine griechische<br />

Sage, die der Dichter Ovid<br />

aufgeschrieben hat. Und tatsächlich:<br />

Wenn Ihr eine Sonnenblume<br />

sät, sie keimen laßt und beobachtet,<br />

so wendet das Pflänzlein tatsächlich<br />

Blätter und Knospe stets<br />

der Sonne zu: Morgens neigt sie<br />

sich gen Osten, mittags dreht sie<br />

sich nach Süden und abends nach<br />

Westen. Sobald sich allerdings die<br />

Blüte öffnet, bleibt die Blüte stehen<br />

– meistens Richtung Osten.<br />

So treffend die antike Verwand-<br />

An sonnigen Tagen verfolgt die Knospe die Sonne auf ihrer Reise entlang des Himmels von Ost nach West<br />

14 Juli 2010<br />

Sonnenblumenkerne sind als Futter nicht nur bei Meisen sehr beliebt<br />

lungsgeschichte heute klingt – es<br />

muß sich um eine andere Blume<br />

gehandelt haben. Denn die Sonnenblume,<br />

die wir heute kennen<br />

und die mit ihren gelb-braunen<br />

Blüten jetzt wieder Gärten und<br />

Felder schmückt, ist eine jüngere<br />

Einwanderin: Weder Griechen<br />

noch Römer können sie gekannt<br />

haben. Die Sonnenblume kam<br />

erst im 16. Jahrhundert mit den<br />

Seefahrern zu uns. Ursprünglich<br />

streckte sie nur in Nord- und<br />

Mittelamerika ihre gelben Blütenköpfe<br />

der Sonne entgegen.<br />

Dort galt sie den Inka als heilig:<br />

Sie sahen in ihr ein Abbild ihres<br />

Sonnengottes und verehrten sie.<br />

Angeblich schmückten sich die<br />

Priesterinnen mit Haarkränzen<br />

mit Sonnenblumenblüten. Die<br />

spanischen Eroberer brachten die<br />

Samen des gelben Blütenwunders<br />

mit nach Europa. Nach und nach<br />

setzte sie sich hier zunächst als<br />

Zierpflanze durch – kein Wunder,<br />

denn mit ihren strahlenden<br />

Blütenblättern wirkt sie selbst wie<br />

eine Mini-Sonne.<br />

Gesammelte<br />

Mini-Blüten<br />

Dabei ist die große Blüte nur<br />

Show. Das könnt Ihr leicht erkennen,<br />

wenn Ihr eine Sonnenblume<br />

im wahren Sinne des Wortes unter<br />

die Lupe nehmt. Die großen gelben<br />

Blütenblätter umrahmen viele<br />

Hundert braune Einzelblüten, die<br />

für sich genommen klein und


unscheinbar aussehen. Erst in der<br />

Masse – und mit dem gelben<br />

Strahlenkranz ringsherum – wird<br />

die Sonnenblume zum hübschen<br />

Hingucker, an den sich die bestäubenden<br />

Insekten gern gütlich tun.<br />

Große Blüten können sogar 1.000<br />

Einzelblüten enthalten!<br />

Das kann man besonders gut im<br />

Herbst erkennen, denn aus jeder<br />

bestäubten Mini-Blüte entsteht<br />

ein Sonnenblumenkern. Die Sammelblüte<br />

wird damit zu einem<br />

großen Boden für die zahlreichen<br />

Kerne. Wäre die gesamte Blume<br />

eine Blüte, würde nur eine (vermutlich<br />

ziemlich große) Frucht<br />

entstehen, so, wie dies zum Beispiel<br />

bei Kürbissen der Fall ist.<br />

Futter für hungrige<br />

Vögel<br />

Sonnenblumenkerne finden sich<br />

häufig in fertig gemischtem Vogelfutter.<br />

Deshalb wachsen die gelben<br />

Blumen auch oft „wild“ in der<br />

Nähe von Vogelhäuschen oder Futterstellen<br />

– nämlich dort, wo einige<br />

Kerne des Futters heruntergefallen<br />

sind. Wenn Ihr die großen Blüten<br />

der Sonnenblume rechtzeitig vor<br />

hungrigen Vogelschnäbeln schützt,<br />

etwa mit einem Netz, könnt Ihr im<br />

Herbst die Samen ernten und zum<br />

Beispiel für den Winter als Vogelfutter<br />

aufbewahren.<br />

Sonnenblumenkerne schmecken<br />

nicht nur unseren gefiederten<br />

Gästen im Garten. Auch für uns<br />

Menschen sind sie lecker und sogar<br />

gesund: Sie enthalten neben<br />

sogenannten ungesättigten Fettsäuren<br />

zahlreiche Vitamine und<br />

schmecken zum Beispiel in Brot,<br />

Brötchen, im Müsli oder im Salat.<br />

In Russland essen die Menschen geschälte<br />

Sonnenblumenkerne auch<br />

einfach so als „Snack“ zwischendurch.<br />

Im 17. Jahrhundert röstete<br />

man die Kerne und braute sich<br />

einen Ersatz-Kaffee daraus.<br />

Weltweiter<br />

Siegeszug<br />

Seit dem 19. Jahrhundert preßt<br />

man aus Sonnenblumenkernen Öl.<br />

Damit sich das Ölpressen lohnt,<br />

braucht man große Sonnenblumenfelder,<br />

die zum Beispiel in<br />

Russland, in der Ukraine oder in<br />

China wachsen. Von Amerika<br />

„wanderte“ die Sonnenblume also<br />

schon bis nach Russland und<br />

China!<br />

Sonnenblumenöl hat einen milden<br />

Geschmack, weshalb es sich hervorragend<br />

für Salate, zum Kochen<br />

oder zum Backen eignet. Es steckt<br />

auch in Margarine. Doch auch jenseits<br />

der Nahrungsmittel zeigt sich<br />

das Multitalent der gelb-braunen<br />

Blüten: Sonnenblumenöl findet<br />

sich beispielsweise auch in manchen<br />

Arzneimitteln, etwa in Gelatinekapseln<br />

oder in Salben und<br />

Cremes. Aus den getrockneten<br />

Textile Einrichtung<br />

für Wohnen und Objekt<br />

KLAUS ZINKE<br />

Raumausstattermeister<br />

Mitglied der Raumausstatterinnung<br />

Gardinenatelier Polsterwerkstatt<br />

Sonnenschutz hochwertige Tapeten<br />

Teppichboden Atelierteppiche<br />

Heisterbacher Straße 96 · 53639 Königswinter-Odd.<br />

Telefon 0 22 23 / 900 59 90 · Fax 0 22 23 / 900 59 91<br />

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gelben Außenblütenblättern kann<br />

man einen Tee bereiten, der<br />

angeblich Fieber senken soll.<br />

Außerdem steckt Sonnenblumenöl<br />

in vielen Farben und Lacken, in<br />

Seife oder auch in Kerzenwachs.<br />

Und nicht zuletzt kann man mit<br />

Sonnenblumen sogar Auto fahren:<br />

Biodiesel besteht zum Teil aus<br />

Sonnenblumenöl. Wer möchte,<br />

kann auch sein müdes Haupt auf<br />

Sonnenblumen betten, denn es<br />

gibt sogar Matratzen, die unter anderem<br />

Schaumstoff aus Sonnenblumenöl<br />

enthalten.<br />

So vielfältig wie der Nutzen der<br />

Sonnenblume, so unterschiedlich<br />

blüht die Sonnenblume auch: Es<br />

Kieselchen<br />

gibt sie in verschiedenen Formen<br />

und Farben. Manche blühen so<br />

dunkelrot, daß sie schon fast<br />

schwarz erscheinen, andere wachsen<br />

besonders hoch oder bilden<br />

besonders viele Blüten aus. Die<br />

meisten Sonnenblumen werden<br />

zwei bis drei Meter hoch, Spezialsorten<br />

wachsen auch höher. Im<br />

vergangenen Jahr hat ein Hobbygärtner<br />

etwa 100 Kilometer von<br />

hier in Kaarst die höchste Sonnenblume<br />

der Welt gezüchtet: Die<br />

Blume war über acht Meter hoch<br />

– offensichtlich wollte dieses Exemplar<br />

möglichst nah an die echte<br />

Sonne, ganz nah zu Apoll! •<br />

Euer Kieselchen<br />

Sonnenanbeter zum Selberziehen<br />

Wenn Ihr Sonnenblumen ziehen wollt, müßt Ihr noch ein paar<br />

Monate Geduld haben: Sie wachsen am besten, wenn Ihr sie im<br />

April sät. Ihr könnt die Pflanzen auch auf dem Balkon wachsen<br />

lassen, solltet dazu allerdings einen großen Topf benutzen.<br />

Sonnenblumen brauchen viel Platz und während ihres Wachstums<br />

vor allem reichlich Wasser. Sie gedeihen besonders gut, wenn Ihr<br />

sie reichlich düngt. Wenn Eure Eltern einen Garten haben, pflanzt<br />

Ihr sie deshalb am besten in die Nähe des Komposthaufens.<br />

Sonnenblumen halten sich gut in der Vase. Wenn Ihr welche<br />

kauft, solltet Ihr die Stengel jedoch kurz in kochend heißes Wasser<br />

tauchen – so halten die Blüten länger. Entfernt die untersten<br />

Blätter, die ins Wasser ragen, und legt eine Münze in die Vase:<br />

Sie schützt davor, daß sich Bakterien im Wasser vermehren –<br />

damit Ihr lange Freude an Eurer Sonnenblume habt!<br />

Juli 2010 15

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